Des Wächters Ende/Der Dunkelheits Anfang
Nun war er bereits sechs Tage in der Digiwelt und kein einziger war vergangen, an dem er nicht bis in die Bewusstlosigkeit gequält worden war. Sein Körper trug deutliche Spuren davon an sich. Solche, die nie mehr gehen sollten. Überall Wunden! Kleine, große, dicke, dünne, lange, kurze und tiefe. Die einen waren schon zu Narben geworden, die anderen wurden gerade zu solchen und wieder andere bluteten noch. Zu den ganzen Wunden, welche alle durch scharfe Krallen und verschiedene scharfe Klingen zugefügt worden waren, kamen noch Blutergüsse, blaue Flecken und Kratzer hinzu, welche entstanden waren, weil er soeben über den Boden nach draußen gezogen worden war. Leomon spannte ihn stehend in eine Art Holzrahmen. Sein bewusstloser Körper ließ dem Digimon dabei leichtes Spiel. So waren seine Arme bald nach oben voneinander weg gespannt und ebenso die Beine, nur nach unten. Doch nun öffneten seine Augen sich langsam wieder. Mit Entzücken baute Leomon sich vor ihm auf, in seiner Hand eine Peitsche deren Lauf mit Stacheln versehen war. Nur verschwommen nahm er dies war, doch sofort realisierte er, dass dies für ihn bestimmt war. Langsam klärte sein Blick sich. Er befand sich im Hof eines riesigen verkommen Schlosses, an welchem großen Ranken hinauf kletterten. Die Sonne knallte auf ihn und dessen Peiniger herunter. Irgendwie war es trotz allem unheimlich. Das Schloss war von einer unnatürlichen Stille umgeben, nicht mal das Gras wagte es im Wind zu rascheln. Doch mehr Zeit blieb ihm auch nicht um sich umzusehen. Leomon war um ihn herum gegangen und schon schnellte der erste Peitschenhieb. Die Stachel bohrten sich in Kouichi's Rücken Dann erneut ein Peitschenschlag. Seine Beine zitterten. Doch er bracht kein Schrei heraus. Am liebsten wäre er einfach zusammen gebrochen, doch die Fesseln hielten ihn davon ab. Immer stärker wurden die Peitschenhiebe und immer tiefer bohrten sich die Stacheln in seinen Rücken. Langsam wurden seine Augen schwarz und leer. Immer wieder schnellte die Peitsche gegen seinen Rücken und immer unerträglicher wurden die Schmerzen. Und doch war es weiter vollkommen still. Kein Geräusch wenn die Peitsche geschwungen wurde, oder auf seinen Rücken knallte. Nur sein leises Keuchen war zu vernehmen, das immer schwächlicher klang. Sein ganzer Rücken war von Blut überströmt und von Löchern geprägt. Doch trotzdem schien Leomon unendlich weiter machen zu wollen. Plötzlich hörte er in der Ferne diese komische Geräusch wie zu Beginn als er angekommen war. Dieses Rauschen... Und es kam näher! Leomon hörte mit einem Mal auf und kniete nieder. Kouichi erhoffte sich den Drahtzieher endlich zu Gesicht zu bekommen. Doch umso näher das Geräusch kam, umso dunkler schien es zu werden. Als das Geräusch direkt neben ihm innehält, war es stockdunkel. Kouichi sah nicht einmal mehr die Haarsträhnen welche ihm bis eben wild direkt vor die Augen gehangen waren. „Endlich ist es soweit... Dein Leiden wird beendet sein. Für immer! Heute ist es für dich vorbei... Deine Aufgabe ist erfüllt! Nur noch ein wenig und dann ist es auf ewig mit dir vorbei.“, erklang die schaurige Stimme. „Wieso sollte es mit mir vorbei sein? Ich werde jedenfalls nicht freiwillig abtreten...“ Doch ihm war klar, dass das Digimon das schon für ihn erledigen würde. Er wusste das das sein Ende war! „Das brauchst du auch gar nicht... Ich werde dir dabei helfen! Und keine Angst, es tut mir nicht weh.“ Ein hämisches Lachen schallte durch die tiefschwarze Dunkelheit. Plötzlich erschien aus dem nichts eine rot glühende Hand vor Kouichi. Sie bahnte sich den Weg zu seinem Bauch. Die fast drei Zentimeter langen Fingernägel bohrten sich in einer Art Kreis in seine Magengegend. Ganz langsam und qualvoll... Am liebsten hätte er geschrien, doch er konnte sich nicht rühren. Es brannte höllisch, einfach unerträgliche Schmerzen. Doch irgendetwas erlaubte es ihm nicht ohnmächtig zu werden. „Keine Sorge... Ich habe dich gelähmt, du kannst nichts tun, außer Atmen und spüren wie ich dir gleich die Dunkelheit und somit dein Leben nehme. Mal sehen wo sie versteckt wurde!“ Die Hand fing Feuer und es schlängelte sich an Kouichi entlang nach oben. Ganz dünn und schmal, mit Abzweigungen die einfach endeten. Doch eine Spur ging bis an seine linke Wange. Dort faltete sie sich erst richtig aus. Es bildeten sich eine Menge Abzweigungen und dort schien sich das Feuer noch tiefer in ihn zu bohren, als an den ganzen anderen stellen. Also das Feuer erlosch und die Finger aus ihm glitten, wurde er einfach bewusstlos. Doch selbst dort litt er noch Höllenqualen, denn die Schmerzen wirkten nach, bis er daran sterben würde. Seine linke Gesichtshälfte war stark entstellt. Denn Da wo er gebrannt hatte bildeten sich nicht etwa Brandblasen, sondern Narben, tiefe, dünne Narben die sich tief in ihn hinein bohrten. Das Rauschen begann wieder und wurde leiser. Mit dem leiser werden, wurde es auch wieder heller. Leomon erhob sich und band Kouichi los. Da er sowieso sterben würde, sollte das Digimon ihn irgendwo einfach hinlegen. Gehüllt in ein weißes Leinentuch wurde Kouichi von Leomon davon getragen. Auf einer großen Wiese unter einem Baum lag er nun, wand sich vor Schmerz in seiner Bewusstlosigkeit und sollte nicht mehr lange leben.