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Dämonenkind

von

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Das Kind, das er nicht wollte

„Wo bin ich?“, das Kind versuchte aufzustehen...es gelang nicht. Erinnerungen stiegen auf:

„Ein Mann, ein auf ihn einprügelnder Mann“, eine unbedachte Bewegung ließ den Jungen kurz zusammenzucken...

„Warum bin ich hier?“, weitere Bilder stiegen in ihm auf, immer verschwommener, doch immer war dieser Mann zu erkennen...

„Barbos was tust du? Lass Az, er hat dir nichts getan!“, der Junge erinnerte sich plötzlich an alles, dieser Mann...Barbos...er war Az’ Stiefvater und er hatte ihn Bastard genannt...nachdem Az’ Mutter Barbos angeschrieen hatte, hatte er von ihm abgelassen, aber nur für eine Minute.

Der Dörfler hatte ihn an seinem Würgehalsband in den Keller geschleift und dort angekettet.

„So war das...“ Diese Erkenntnis ließ Az’ Dämonenblut hochkochen.

„Wie kann er es wagen...was dache sich Mutter, als sie sagte, sein Stiefvater sei ein ruhiger und verständnisvoller Mann?“ Der Zorn wich der Enttäuschung.

Az hatte sich seinen Stiefvater ganz anders vorgestellt. Sie, seine Mutter, hatte Az immer Geschichten erzählt, es waren witzige und spannende dabei gewesen, nur eine hatte sie zu Ende erzählen können, bevor sie wieder diesen glasigen Blick bekam und nicht mehr weiter reden konnte. Diese eine Geschichte war von ihrer Hochzeit und wie sie Barbos kennen gelernt hatte.

„War das eben ein anderer Mann gewesen? Dieser Mann und mein Stiefvater...sie haben nichts gemeinsam, nicht das Geringste!“ Az war verwirrt und schaffte es endlich sich aufzusetzen.

„Was ist passiert? ...Bin ich Schuld?“, die Kellertür schwang auf, Barbos kam mit einem unergründlichen Blick zu Az, einige Meter entfernt stellte der Dörfler einen Teller auf den Boden.

„Helena sagt... du sollst etwas essen...“ Barbos ging.

„Helena? – Mutter...“
 

Az wartete jeden Tag auf seinen Stiefvater, der ihn verprügeln kam. Der kleine Blüter ließ es über sich ergehen, er hatte Barbos nichts entgegenzusetzen, nach kurzer Zeit hatte Az keinen ungebrochenen Knochen mehr im Leibe. Der Schmerz weckte den Jungen jeden Tag, der darüber froh war, denn das zeigte ihm, das er noch am Leben war, obwohl er sich des Öfteren fragte, ob es nicht besser wäre nicht mehr aufzuwachen.

Jahre vergingen, doch Az weigerte sich zu sterben, obwohl er viele Male kurz davor gewesen war. Er hatte immer wieder das Gefühl, das er nicht in einem modrigen, dunklen Keller einfach tot geprügelt werden würde. Es war seiner nicht würdig, doch konnte der Blüter nicht sagen, warum er so dachte. Nach einem besonders langen und schmerzhaften Zusammentreffen mit seinem Stiefvater, war Az am Rande der Ohnmacht, in seinem angeknacksten Schädel hörte er langsam lauter werdende Wörter, die er nicht kannte:

„Hüte dich vor dem Phoenix aus den Flammen, dem weißen Ritter, dem Gefallenen... und der Zwillingsseele.“ Der junge Blüter verstand diese Worte nicht.

„Was war das? Was soll das? Was hat das zu bedeuten? Soll das heißen ich werde einen Phoenix treffen?...“ Az war es egal, er hatte etwas, das ihm zeigte, dass er einmal aus diesem Keller raus kam und das war das Einzige was er brauchte.

„Hüten...ich soll mich hüten...“, ein schiefes Grinsen pflanzte sich auf Az’ Gesicht.

„Hüten heißt ich soll mich verstecken...ich werde mich aber nicht verstecken – niemals! Ich bin Az’azel, der Sohn des Ashmodai und Mutter sagte, ich solle stolz darauf sein.“, ein nie gekanntes Gefühl der Stärke breitete sich in Az aus, er hörte sein Blut in den Venen rauschen und konzentrierte sich darauf, um noch mehr Stärke daraus schöpfen zu können um endlich aus diesem Verlies zu entkommen.

Nach einigen Minuten veränderte sich etwas, Az sah verwirrt an sich hinunter, seine helle Haut war dunkel geworden, die weißen langen Haare hatten sich schwarz-silbern verfärbt. Wieder musste Az grinsen, er würde nie wieder schwach sein müssen.

Der junge Blüter fing an seine Muskeln zu trainieren, um noch stärker zu werden und obwohl Barbos ihm immer noch zusetzte wurden die Schäden an Az’ Körper spürbar geringer, erträglicher und der Junge war stolz darauf.

Mit ungefähr neun Jahren war Az ein muskulöser, starker Blüter, der wenig Gefühl in seinem eleganten Gesicht zeigte, was hauptsächlich seinem Stiefvater zu verdanken war.

„Ich werde ihm nichts zeigen, ich werde das überleben. Er wird keinen Ton mehr aus mir heraus bekommen, diese Genugtuung werde ich ihm nicht gönnen.“, das war Az Meinung zu diesem Thema.

Der Blüter wartete wieder einmal auf seinen Stiefvater, er sollte um diese Zeit kommen, die Sonne, die durch ein kleines Fenster schien zeigte, das es Zeit war, doch Barbos tauchte nicht auf...stattdessen ertönten Glockenschläge von der Dorfkirche her, es waren tiefe, langsame, monotone Schläge, die an Az’ Ohren gelangten.

„Irgendetwas musste passiert sein...“, dachte der Blüter mit leichtem Interesse, er versuchte aus dem Fenster zu gucken, doch es gelang nicht, zum einen war es zu hoch und zum anderen war Az’ Eisenkette zu kurz um ihn bis zur Wand gehen zu lassen.

„Vielleicht...“, murmelte der Junge und sprang in die Luft, der Sprung war hoch und reichte um Az einen Blick nach draußen werfen zu lassen, doch schon als der Blüter sich an das Licht gewöhnt hatte fiel er wieder abwärts, allerdings fingen seine Flügel unwillkürlich an auf und ab zu schlagen, was seinen Fall bremste.

„Ich schaff das irgendwie. Wozu hab ich Flügel wenn ich damit nicht fliegen kann?“

Seine kleinen Flügel schafften es unter enormen Anstrengungen Az’ Körper in der Luft zu halten, wenn nur ein Gramm Fett in Az gesteckt hätte, wären die Flügel nichts weiter als ein zweiter Blinddarm gewesen, doch nun sah der Junge eine Chance. Es dauerte seine Zeit, doch schließlich flatterte der Blüter unter der Kellerdecke. Seine samtschwarzen Flügel waren zwar noch klein, doch schafften sie es den 9-jährigen in Richtung Fenster zu befördern. Gerade als der Junge auf die Straße gucken wollte knackte es, die Tür wurde aufgeschlossen, leider war Az’ Aufmerksamkeit vollkommen auf die Flügel gerichtet, sodass er diese Tatsache nicht mitbekam.

,,DU! Du kleiner Bastard du!“, Barbos ergriff wütend die Kette von Az und riss ihn zu Boden, überrascht schnappte der Blüter nach Luft, er schlug unsanft auf dem Rücken auf. Der Aufprall drückte sämtlichen Sauerstoff aus Az’ Lungen, der Junge sah Punkte vor den Augen und wollte sich halbbenommen umdrehen.

„Was...?“ keuchte der Blüter, doch Barbos ignorierte ihn und trat mit all seiner Masse auf die kleinen Flügel und nagelte Az damit am Boden fest.

„Du Bastard wagst es diese Dinger zu benutzen, obwohl du Helena damit den Bauch aufgeschlitzt hast? Und sie schwachsinnig gemacht hast, du gewissenloser Bastard! DAS WIRS DU NOCH BEREUEN!“ Barbos’ Stimme war immer lauter geworden, während er sprach, Az starrte seinen Stiefvater erschrocken an.

„Ich hab...“

„Jaaah, du hast Helena in den Tod getrieben!!“, Az’ Stiefvater standen die Tränen in den Augen, erst jetzt bemerkte Az, das der Dörfler komplett in schwarz angezogen war.

„Mutter ist...“

„Nenn sie nicht ’Mutter’, sie hat das nicht verdient!“, Az zuckte zurück, als Barbos mit drohend erhobenen Finger auf ihn zukam. Hass blitzte den tränenschweren Augen des Witwers auf.

Doch das nahm Az gar nicht wahr, seine Gedanken galten seiner Mutter, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hatte und die gestern gestorben war.

„Habe ich sie umgebracht? Ist es meine Schuld? – Es ist meine Schuld, alle sagten, sie wäre...ich bin schuld...ich habe meiner Mutter den Bauch aufgeschlitzt...“, der Junge ließ den Kopf hängen und spürte ein nie gekanntes Gefühl der Schwere in seinem Rachenbereich.

Ein hässliches Knirschen und Reißen holten Az in den dunklen Keller zurück, in dem sein Körper schmerzgekrümmt im Staub lag. Barbos hatte die einzelnen Glieder seines rechten Flügels soweit auseinander gerissen, das die samtige Haut zwischen ihnen sich erst gefährlich spannte und dann zerriss. Die dazugehörigen Knochen wurden aus ihren Gelenken gedreht, sämtliche Sehnen waren überdehnt, angerissen, oder komplett gerissen.

Erst jetzt überwand der Schmerz den Schock, den die Neuigkeiten vom jüngsten Tod ausgelöst hatten und gelangten mit einer derartigen Intensität ins Nervenzentrum, das Az Blickfeld explodierte und die Tränendrüse in Versuchung kam, ihrer Arbeit nachzugehen. Barbos schlug und trat so stark und oft zu, wie er nur konnte, dabei zertrümmerte er auch den linken, bis dahin versteckt gehaltenen Flügel, dann stand er zitternd vor dem Blüter schwer atmend nahm er ein Gewehr zur Hand. Der Dörfler sah auf das Fleischknäuel vor sich, mit glasigem Blick richtete er die Waffe auf den Kopf des 9-jährigen. Blutspuckend und nach Luft schnappend hebte Az seinen Kopf ein wenig und sah in den eisernen Lauf des Gewehrs.

„Wenn ich jetzt sterbe...komme ich in die Hölle...Mutter erzählte, das jemand der getötet hatte in die Hölle kommt...ich habe jemanden umgebracht...ich habe sie getötet...dafür komme ich todsicher in die Hölle und ich habe es verdient...Ob ich eine zweite Chance bekomme...zu leben...?“, das Gewehr wurde urplötzlich gesenkt, laute Schreie und blutrünstiges Gebrüll schwebten in den Keller. Barbos drehte sich sofort um und lief aus dem Haus, nicht ohne einen letzten wütenden Blick auf Az zu werfen.

„Ich lebe noch...warum?“, der Blüter richtete sich soweit auf, wie seine frischen Wunden es ihm erlaubten und besah sich seiner Flügel, die Haut hing in Fetzen an den teilweise freigelegten Knochen.

„Das wird schon wieder.“, dachte Az und stand langsam auf. Ächzend lehnte er sich gegen die Wand, seine Beine bebten, der Lärm draußen wurde immer lauter. Bis – mit einem lautem Knall trat für einen kurzen Moment Stille ein. Der Junge atmete hörbar und versuchte, noch benommen von dem Lärm, aus dem Keller zu gehen, ein Ruck lies ihn in die Knie sinken. Az sah sich um, sein Blick war verschwommen, doch er kannte das Bild, das sich ihm bot, eine staubige Ecke, deren kahle, graue Wand mit einer eisernen Verankerung dekoriert war, an dieser Verankerung wand sich eine Eisenkette zu Az. Der Blüter fasste sich den Kopf und spürte etwas Warmes.



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