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Amour avec obstacles

Liebe mit Hindernissen
von

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Scheiße. Man KAORU! Das ist kein Schlafzimmerblick mehr.. Dieser Blick.. bedeutet eher.. Pack mich, küss mich, fick mich und zwar auf der Stelle!

Oh verdammt.. habe ich das gerade wirklich gedacht? Ich hoffe.. ich habe meine Gedanken wenigstens für mich behalten..
 

Ein vorsichtiger Blick durch den Raum.. rechts.. gesichert. Vorsichtiger Blick nach links.. Verdammt! Ein skeptischer Blick von Toshimasa... Ich laufe rot an.. ich spür’s ganz genau.. Aaaaber er guckt weg. Ich seufze tief. Ich habe meine Gedanken nicht laut gedacht.. Sonst würde Kao mich, glaube ich, auch nicht immer noch so durchdringend anstarren.. Oh man, ich glaube, er hat meine abschätzenden Blicke falsch gedeutet.. Er denkt jetzt bestimmt, ich bin unsicher.. Boah Daisuke Andou, du bist unsicher und wie!
 

Okay.. beruhige dich..

Ich atme tief ein und sehe Kaoru nun mit neu gewonnener Selbstsicherheit an. „I-ich habe gestern abgewaschen.“ Super. Eine glatte Lüge und DAS weiß absolut jeder in diesem Raum. „äh-äh.“ mischt Kyo sich ein. Dieser elende, wasserstoffperoxidverseuchte Winzling..

„Hast du nicht. Gestern hat niemand abgewaschen.“ er hat Recht. Toll Daisuke, wie redest du dich da jetzt raus?
 

Ein vorsichtiger Blick zu Kaoru.. Sein Blick war erträglicher geworden. Er sah jetzt fast genervt aus. Sehr schön, das war auszuhalten. Seine Lippen öffnen sich einen Spalt.. wow.. diese Geschmeidigkeit.. dieser feine Glanz seines Speichels auf seiner Zunge als er sich kaum sichtlich über seine seidigen Lippen leckt.. Ein nahezu unangenehmes Prickeln fährt meinen Körper hinauf und hinunter.
 

Ich geb’s auf. „Ist ja schon gut, ich geh ja schon..“

Shinya hatte bereits das Geschirr auf dem Tisch gestapelt und Toshiya war eifrig damit beschäftigt jeden seiner Handgriffe scharfsichtig zu betrachten. Kyo hingegen hatte sich mühevoll zu dem größeren der beiden Sofas geschleppt und sich darauf fallen lassen.
 

Ich stehe auf und streiche mir sinnloser Weise die Kleider glatt. Vorsichtig greife ich nach dem leicht wackelig aussehenden Stapel schmutziger Teller. Shinya hatte gleich alles aufeinander gesetzt und zu einem - mit ein bisschen Ungeschick – tödlichen Turm zusammengestapelt. Ich schaffe es nur mit wenig straucheln bis in die Küche und lasse das Geschirr mit einem tiefen, innerlichen Seufzen in die Spüle sinken. Verdammt.. Warum musste Kyo auch bei einem seiner Wutanfälle die Spülmaschine zertrümmern? Ein erneuter Seufzer meinerseits. Langsam, ganz langsam beginne ich den Wasserhahn in die richtige Richtung zu drehen. Ich kenne die Wasserhähne in diesem Haushalt. Allesamt sind sie verdammt unentschlossen. Sie wissen meist selbst nicht, ob sie nun auf warm oder kalt stehen. Davon zeugen einige Brandblasen auf meinen und den Händen anderer Bandmitglieder. Ich hasse es.
 

Ich nehme die Spülbürste in die rechte Hand, greife mit der linken nach dem extra starken, fettlösenden, lilafarbenen Zeug, das dafür da sein soll, mir beim Reinigen des verdreckten Geschirrs zu helfen. Lavendelduft.. Widerlich. Riecht eher wie Kernseife.. Oh Gott, Kaoru.. „Autsch!“ Das Wasser war wieder einmal unverhofft heißer geworden, als es sein sollte. Ich reiße meine Hand unter dem Strahl hervor und schaffe es mit einer elefantösen Bewegung meines Armes, mir das Handgelenk am Türrahmen anzuschlagen, sie zurückzuziehen und mir dabei das Knie anzustoßen, dass aus irgendeinem unbegründeten Reflex nach oben gezuckt war.
 

„Scheiße..“ entfloh es meinen aufeinander gepressten Zähnen. Nur weil dieses verteufelte, fettlösende Wundermittel LILA war, musste ich an unseren verdammt.. geilen.. Bandleader denken. Autsch. Wenn das nicht eine typische Aktion an einer solchen Stelle war. Ich beiße mir auf die Lippe und betrachte meinen geröteten Finger. Ganz toll. Die nächste Brandblase in der Sammlung. Was soll’s.
 

Meine Gedanken werden durch ein feines, leises Plätschern unterbrochen. Hat Shinya seine blöde, glubschäugige Ratte etwa noch immer nicht im Griff..? Hey.. Moment mal.. Meine besockten Füße begannen unangenehm feucht zu werden. So eine große Blase kann dieses großohrige Vieh gar nicht haben..

Ich hebe meinen Blick und entdecke den munter weiterlaufenden Wasserhahn. „Bah! Du willst mich jawohl verarschen!“ brülle ich das augenlose Ding aus reinem Reflex an und schlage mit der flachen Hand und recht großer Wucht auf dessen Haupt. Augenblicklich verstummt das plätschern und ein besorgt aussehender Shinya blickt durch die Tür. Wahrscheinlich hatte er das Fluchen und den dumpfen Schlag gehört und war nur eben schnell sicher gegangen, dass seinem Hündchen nichts passiert war. Welches auch gleich um die Ecke stolziert kommt und im Begriff war, an seinem Herrchen vorbei in die Küche zu schlüpfen. Shinya reagiert gerade schnell genug, um dem unschuldigen Hund einen qualvollen Tod zu ersparen, den ich ihm schon mit meinen funkelnden Augen ankündige. Ja, mir ist durchaus bewusst, dass der Wasserhahn und der Hund unterschiedliche Individuen sind.
 

„Wir sollten ein Schild an der Tür anbringen.. oder an dir Daisuke. Achtung, reizbar.“ murmelt Shinya und funkelt mich an. Im selben Moment verkündet ein kurzes aufgeregtes Klackern, dass Totchi sich nähert. „Ich hab noch eins!“ ruft er aufgeregt. „Das habe ich eigentlich Tooru-Chan umgehängt, er wollte es aber nicht. Es liegt noch in meinem Zimmer. Soll ich’s holen?“ fragt er mit einem übermäßig glücklich aussehenden Grinsen. Zum Reinschlagen. ‚Warum so aggressiv heute, Daisuke?’ Ach ja.. Meine innere Stimme.. Normalerweise verdränge ich sie in den hintersten Teil meines Gehirns. Das Problem ist, dass das Ding unheimlich unkraut ist. Ja. Das ist ein Adjektiv. Unheimlich unkraut. Das heißt, dass man so oft man will darauf herum trampeln kann und es auch anzünden, wenn man in der richtigen Laune ist, aber es will und will nicht vergehen. Ähnlich wie bei Kyo, wenn er denn mal wach ist.
 

Ich bugsiere Shinya, Miyu und Toshiya mit meinen Blicken aus der Küche und schließe die Tür bemüht sanft hinter ihnen. Und es gelingt mir sogar ohne mir etwas einzuklemmen. Auch wenn ich meinen verbrannten Zeigefinger nicht mehr spüre. Er fühlt sich eher so an, als wäre er eine mit Nadeln gespickte Nacktschnecke. Bei dem Gedanken vergewissere ich mich lieber noch einmal, ob mein Finger seine angestammte Form noch besitzt. Seufzend wende ich mich dem Abwasch wieder zu.
 

Kaum bin ich fertig und habe gerade alle Teller wieder in ihre Schrankfächer geräumt, da höre ich das Telefon klingeln. Unsinniger Weise öffne ich die Küchentür und spähe hinaus. Als ob sich in diesem Haushalt nicht genügend andere Wesen aufhielten, die einen Apparat wie das Telefon zum Teil über Stunden hinweg vergnügt quietschend in Beschlag nahmen. Und nein. Ich zähle gewiss nicht dazu. Kaoru auch nicht. Und Kyo, der sowieso nicht. Von Shinya mal ganz zu schweigen. Gut, ich weiß. Soo viel Auswahl bleibt dann nicht mehr. Es sei denn, Shinya hat Miyu beigebracht, vergnügt quietschend in einem Sessel zu liegen und sich den Telefonhörer prustend ans Ohr zu pressen..
 

Vergessen wir das. Ich denke in Bildern. Und diese Vorstellung geht mir wirklich gerade zu weit. Wie ich mir das schon gedacht habe, war es Toshimasa, der sich den Telefonhörer als erstes gekrallt hatte. Man konnte die Szene noch beobachten, wie Shinya und sogar Kyo in ihrer Bewegung festfroren, als sie das Telefon nicht früh genug erreichten, um demjenigen am anderen Ende der Leitung zu sagen, dass Toshiya nicht da wäre. Nur um uns allen das kindliche Gekicher des schwarzhaarigen zu ersparen.
 

Nun ja. Zu spät. Was nun kommt, kennen wir. Alle nehmen Reißaus und verlassen beinahe fluchtartig das Wohn-, beziehungsweise Esszimmer. Auch Kaoru.. Oh göttlich, wie er dort mit seinem zarten Körper über den hölzernen Boden schwebt.. Nicht schon wieder.. Meine Knie werden weich.. Man, Kaoru.. dafür könnte ich dich umbringen.. Nur dafür, dass du so verdammt heiß bist.. Ich könnte meine Hände um deinen Hals legen.. deinen wunderschönen, schlanken Hals.. Mit deiner wundervollen, elfenähnlichen, fast porzellanfarbenen Haut.. Auuu maaaaan.. selbst meine Mordpläne schwingen schon in Schwärmereien um. Zur Hölle mit ihm. Neiiiin, dann könnte sein Teint Schaden nehmen.. ‚Daisuke, verdammt, was hast du genommen?!’ ‚Schweig.’ ‚Nö.’ ‚Doch.’ ‚Nö.’ ‚Halt’s Maul und verpiss dich wieder in deine Ecke!’ ‚Egal was es war, Daisuke, nimm es nicht noch einmal! ‚Was hab ich gesagt?’ ‚ist ja schon gut..’
 

Endlich Ruhe.. Ich seufze. 21 Uhr. Erst jetzt bemerke ich, dass ich in den Flur hinausgegangen bin und mich in gefährliches Gebiet begeben habe. Das Wohnzimmer. Schnellen Schrittes entferne ich mich wieder von dem gefürchteten Subjekt, Toshimasa genannt und gehe in die Richtung, in der mein Zimmer liegt. Ich muss unwillkürlich gähnen, auch wenn ich keinen Schimmer habe, weshalb ich so unerträglich müde bin.
 

In der Küche habe ich anscheinend das Licht an gelassen. Im Vorbeigehen tippe ich auf den weißen Plastikschalter und aus der Küche tönt ein lautes Poltern. Anscheinend hatte Kyo sich dazu entschlossen, noch ein Mitternachtsmahl einzunehmen und war gerade dabei gewesen, auf einem Stuhl stehend nach der Keksdose zu greifen. Sie war eigentlich sicher auf dem Küchenschrank verwart gewesen. Nun nicht mehr, das bewies ein metallisches Poltern und ein dumpfer Aufprall. Kyo scheint also richtig gelegen zu haben. Das schaffte er immer. Meistens landete die Keksdose in solchen Situationen in seinen Händen oder auf seinem Bauch. Und JA. Das passiert oft. Oft genug um nach dem Geräusch zu gehen und schätzen zu können, dass die Dose wieder einmal auf Kyos Bauch gelandet war.
 

Ungerührt gehe ich weiter und biege wie selbstverständlich in mein Zimmer ein. Mit einem weiteren tiefen Seufzen will ich mich meiner Kleider entledigen und in das weite, schlabberige T-Shirt schlüpfen, in dem ich schlafe. Doch als ich das Licht einschaltete, bleibt mir der Seufzer im Halse stecken. Ein nunmehr breit grinsendes Toshiya, der doch eigentlich im Wohnzimmer sitzen sollte und telefonierte, liegt in meinem wunderschönen Bett.
 

Meinem Gehirn bleibt keine Zeit, nachzufragen, wie das möglich war (Toshiya ist an Die vorbeigeschlüpft, als dieser kurz innehielt, um in der Küche das Licht auszuschalten), weil mein Mundwerk schon immer schneller war als der Rest. Aber nicht unbedingt intelligenter. „Na Totchi, hast wohl schon auf mich gewartet..“ Wie sollte es auch anders sein, richtet Toshiya sich auf und nickt. Noch immer breit grinsend.
 

„Ernsthaft Toshiya, beweg deinen kleinen Hintern aus meinem Bett und lass mich schlafen.“ Toshiyas Grinsen gefriert in Zeitlupenschnelle. „Man Die, du Spielverderber..“ „Ich bin nicht betrunken. Und ich bin hetero.“ ha.. wer’s glaubt. Das übliche Verleumden. Autsch. Dabei weiß Toshiya alles seit der letzten Sylvester Party. Er hatte mich regelrecht abgefüllt. Nun gut. Gewehrt hatte ich mich auch nicht. Nicht nachdem meine letzte Beziehung wenige Tage zuvor in die Brüche gegangen war. Um genau zu sein waren es 67 Tage, 13 Stunden und 54 Minuten. Aber das tut nichts zur Sache und ich bin selbst über mich erstaunt, dass ich mir das so genau merken konnte, nachdem ich das letzte mal am besagten Abend auf die Uhr geschaut hatte, bevor sie in der Bowle unterging.
 

Eigentlich fing es auch erst einige wenige Tage zuvor an, dass ich Kaoru attraktiv fand.. Und Toshiya mit seinem Talent für Klatsch und Tratsch bekam das alles schneller aus mir heraus, als ich es überhaupt mitbekam. Und vor allem wusste ich bis zu Toshiyas brillanter Diagnose noch nicht einmal, dass ich in Kaoru verschossen bin. Er ist schuld. Und er versucht seit dem Tag, mich irgendwie damit zu erpressen. Und genau das ist gerade der Fall. Das verrät mir sein erneut aufflammendes Grinsen. „Ich will ja auch gar nichts von dir, du bist überhaupt nicht mein Typ. Ich wollte dich nur fragen, ob du nicht morgen Zeit hast, mich mit deinem Auto zu einem Bekannten zu bringen..“ Die Frage: und wenn nicht? Konnte ich mir verkneifen. Toshiya beantwortet sie ohnehin ungefragt „Ansonsten kann es mir passieren, dass mir gaaanz aus Versehen was rausrutscht.. und das wollen wir ja nicht.“ quietscht er vergnügt, springt auf und kneift mir in die Wangen. „Bis morgen um 9 dann. Gute Naaacht und träum süüüß!“ flötet die dieses Mal plateauschuhlose Nervensäge im Gehen und wirft mir einen flüchtigen Handkuss zu, bevor ich in der Lage bin die Tür mir Nachdruck zu verschließen.
 

Ich höre, wie Toshiya wieder ans Telefon geht und dem Wesen am anderen Ende der Leitung versichert, dass ihre Verabredung wie geplant morgen Vormittag klar gehen wird. Ich seufze. Wie oft habe ich heute Abend eigentlich schon geseufzt? Egal. Auf jeden Fall entledige ich mich meiner Kleider und stülpe mir mein olivfarbenes T-Shirt über dem Kopf. 21.30 Uhr verkünden mir die rot leuchtenden Lettern meines Radioweckers. Jetzt bin ich gar nicht mehr müde. Aber auch glücklicherweise nicht mehr so aufgewühlt. Wer weiß, wie lange mein Blutdruck das noch mitgemacht hätte?

Ich schalte das Licht aus und lausche einen Moment. Als ich meinen linken Fuß nach vorn setzen will, sehe ich Kaorus Bild vor mir. Und zwar nackt. Nur ein fliederfarbenes Handtuch in seinen schlanken Händen verdeckt seinen Schambereich.. Ich strauchle und schlage mir den rechten Fuß an meinem Bettpfosten an, woraufhin ich unter Garantie elegant wie nie zuvor über das Fußende meines Bettes in gerade diesem zum Liegen komme.
 

‚Dai-Baka.’ tönt es wieder hohnvoll in meinem Schädel. Ich habe keine Lust, mich schon wieder mit meiner inneren Stimme anzulegen und erwidere nichts. Ich schließe einfach die Augen, beiße meine Zähne auf einander und versuche den Schmerz in meinen Zehen zu ignorieren.
 

Verschlafen blinzelnd öffne ich meine Augen. Warum bin ich denn wach? Es ist noch viel zu dunkel.. und ich habe das Gefühl gerade erst eingeschlafen zu sein. Ein Blick auf die Leuchtziffern meines penetranten Weckers verraten mir, dass es erst 1.24 Uhr ist. Gut. Ich war auch gerade erst eingeschlafen. Ich räkle mich genervt und bemerke die vollkommene Dürre, die meinen Mund zu beherrschen scheint.
 

Innerlich verdrehe ich die Augen und richte mich ächzend auf. Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und bemerke positiv überrascht, dass mein angeschlagener Fuß nicht mehr schmerzt. Im Gegensatz zu meinem kribbelnden Finger. Ich gehe einige Schritte zum Fenster und schiebe die dichten Baumwollvorhänge einige Zentimeter zur Seite. Vollmond. Grandios. Bei Vollmond kann ich ohnehin nicht schlafen. Ich lasse die Vorhänge entnervt wieder zurück gleiten und wende mich in die Richtung in der ich meine Zimmertür vermute. Eigentlich finde ich mich blendend zurecht in meinem Raum. Selbst blind. Nun ja. Eigentlich. Nur nicht an Vollmond. Ich strecke meine rechte Hand aus, um im Gehen nach der Türklinke zu greifen, doch da ist es bereits zu spät und meine Nase trifft noch vor meinen Zehen schmerzhaft auf das doch recht harte Holz meiner Zimmertür. Ich presse mir meine linke Hand auf meinen angeschlagenen Riechkolben und ziehe meinen Fuß zurück. Ich muss mich sehr beherrschen, um nicht laut loszufluchen. Einmal kurz Luft anhalten. Gut. Geht wieder. Ich lasse Hand und Fuß gleichzeitig sinken und öffne meine Zimmertür.
 

Langsam schlurfe ich zum Badezimmer. Unterwegs steift etwas plüschiges meine nackten Waden, dabei denke ich mir aber nichts. Dort angekommen, knipse ich den Lichtschalter an, greife nach meinem Zahnputzbecher und fülle ihn mit dem wertvollen, kühlen, klaren Nass aus einem der trügerischen Wasserhähne und führe in zu meinem Mund. Mit gierigen Schlücken trinke ich und als ich den Becher wieder abstelle und dabei einen flüchtigen Blick in den Spiegel werfe, hätte ich am liebsten geschrieen vor Überraschung. Hinter mir steht urplötzlich Kaoru.
 

„Gomen.“ Kaoru kam meiner Anschuldigung zuvor. „Wie kannst du mich so erschrecken?!“ flüstere ich gepresst. Kaoru blinzelt mich kurz verschlafen an und wendet sich dann seinerseits seinem Zahnputzbecher zu. Er steht direkt neben mir und seine Hand fliegt nur knappe fünf Zentimeter an meinem Hüftknochen vorbei.. Brrrr Daisuke, du Idiot! Keine schmutzigen Gedanken! Nicht jetzt und nicht hier! Mist.. zu spät... Diese zarten Hände.. Diese wohlgeformten Finger.. Komm doch noch ein bisschen näher Kaoru.. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht anfange zu sabbern.. Oh Gott, wenn es dich gibt, dann lass Kao gleich stolpern und auf mich fallen.. Neiiiin doch nicht! Stopp!! Kann man Gebete auch rückgängig machen? Nachher tut er sich noch weh.. Und wenn ihm wer wehtut, dann bin jawohl ich das.. Hm. Eigentlich will ich ihm gar nicht weh tun..
 

Eine Hand voll mit kaltem Wasser reißt mich unangenehm aus meinen Gedanken. Kaoru sieht mich leicht besorgt an. Mein Blick scheint also doch zu glasig geworden zu sein. Habe ich etwa auch noch gesabbert? Testend fährt meine Hand über meinen Mundwinkel. Dabei fällt mir auf, dass ich das nicht mal mehr bemerken würde, wenn es so wäre. Schließlich war mein Gesicht vollkommen nass. Ein wenig geistesabwesend sehe ich mich nach dem Händehandtuch um und greife es mir. Flüchtig wische ich damit durch mein Gesicht und sehe dann den skeptischen dreinschauenden Bandleader an, der noch immer kurz vor mir steht.
 

Oooh.. Ja.. seine Lippen kommen näher.. Ich spüre seine Wärme.. Wahnsinn.. Kaoru.. Uaaah verdammt, meine Fantasie geht wieder einmal mit mir durch!

Leicht verstört blickt Kaoru mit seinem zerzausten Haarschopf auf meine linke Hand. Diese hatte anscheinend ein Eigenleben entwickelt und hatte sich auf Kaorus Taille niedergelassen. Mir schießt das Blut in den Kopf und mit einem schüchternen Lachen ziehe ich meine Hand zurück. Dafür wirst du büßen, Hand! Böse Hand, ganz ganz böse.. aber toll angefühlt hat es sich trotzdem.. Verdammt, Daisuke, die Hauptperson deiner ‚feuchten Träume’ steht noch immer vor dir, Baka!

„Sorry, Kao, ich bin noch im.. Halbschlaf..“ mit einem weiteren nunmehr nervösen Lachen kratze ich mich am Hinterkopf und wende mich zum gehen. „Gute.. Schmacht.. Äh Nacht! Meine ich, gute Nacht!“ Daisuke-Baka. Wie kann man sich so bekloppt versprechen? Schmacht? Oh man, die hab ich jawohl..
 

„Nacht, Die.“ folgt mir die klare, dunkle, verschlafen und leicht irritiert klingende Stimme des Bandleaders. Wow~

Warum bin ich heute überhaupt so aggressiv gewesen? ‚DAS habe ich dich heute auch schon mal gefragt, wenn ich mich recht erinnere.’ ‚Klappe.’ ‚Püh.’

Vielleicht hängt das ja auch mit dem Vollmond zusammen.. Wenn ich so drüber nachdenke.. Ich glaube meine Großmutter war mal für eine Weile in der Klapse, weil sie sich für einen Werwolf hielt.. Vielleicht ist so was ja vererbbar. Rezessiv, dann überspring das eine Generation.. Hm.. Wäre ne Überlegung wert. Vielleicht sollte ich das als Ausrede benutzen, wenn ich über Kao herfalle.. ‚Kaoru, ich kann nicht anders, ich bin ein Werwolf, die sind alle notgeil!’ Genial oder wie Blinky Bill sagen würde: Koalastark.. Meine Güte, Daisuke, du drehst echt langsam durch.. ‚Wuff wuff’ tönt es wieder einmal höhnisch in meinem Kopf.

Ich strecke, während ich langsam wieder in Richtung meines Zimmers gehe meine Hände aus und taste prüfend über meinen Kopf. Gut. Ohren habe ich noch nicht, wie steht’s mit dem Schwanz? Verdammt. Das kann man falsch verstehen. Was soll’s. Eine tastende Hand an meinem Gesäß.. Gut. Jetzt sollte ich mir Sorgen machen. Entweder, mir ist gerade eben eine dritte Hand gewachsen oder.. *Rums*

Der Länge nach liege ich ausgestreckt auf dem Boden. Jetzt weiß ich auch, wem die Hand an meinem Gesäß gehört. Kyo. Er war höchstwahrscheinlich auf dem Rückweg von der Küche im Flur eingeschlafen und stumpf liegen geblieben. Ich wundere mich, dass ich nicht schon auf dem Weg zum Badezimmer über ihn gestolpert bin.. Jetzt wird mir bewusst, dass das gewisse plüschige Etwas an meinem Bein wohl Kyos auftoupierter Haarschopf gewesen sein musste. Mühsam richte ich mich im Dunkeln auf und taste blind nach der Hand unseres Vokalisten. Wie ich es mir gedacht habe. Kyo streckt seine Hand gelegentlich nach dem nächst möglichen aus, der an ihm vorbei geht. Das bedeutet dann so viel wie: Hilf mir auf, oder du kannst was erleben!

Ich finde seine Hand nach einigem albernen befühlen der lichtlosen Luft und greife diese. Mit einem kurzen Ruck ziehe ich den Zwerg auf die Beine. Ein kurzes Murren seinerseits fasse ich als Dankeschön auf und gehe kopfschüttelnd zurück in mein Zimmer. Fragt sich bloß, warum er so lange brauchte, um herauszufinden, dass mein Hintern keine Finger hat.. Was soll’s. Schöner wär’s allerdings gewesen, wenn Kaoru dort auf dem Boden gelegen hätte.. Ach ja.. Ein Seufzer ist dabei nach außen zu dringen, als er von meinem unwillkürlich erhöhten Speichelfluss regelrecht ertränkt wird. Ich beginne zu husten, da mein Speichel nicht nur den Seufzer zu ertränken droht. Nach einem kurzen Moment höre ich einen dumpfen Aufschlag. Das Licht im Bad ist nicht mehr an. Ist Kyo wieder eingeschlafen und stumpf umgefallen? Vielleicht ist Kaoru jetzt über ihn gestolpert. „Kaoru?“ ein vorsichtiges Fragen meinerseits und ein gequältes Stöhnen als Antwort. Aww.. Vielleicht sollte ich mich nachts auch einmal auf den Flurboden fallen lassen.. Nur um Leader-sama so zum Stöhnen zu bringen.. Eine Gänsehaut breitet sich von meinem Nacken aus aus. Ich drehe auf der Ferse um und gehe vorsichtig, mit den Zehen tastend zurück zu der Stelle, bei der ich Kyo vermute. Gesucht, gefunden. Ups. Wer liegt denn auch bitte schön BREITBEINIG im Flur rum?! Ich will die genauen Koordinaten meiner Hand jetzt nicht weiter beschreiben. Das kann sich doch wohl jeder Idiot denken, wo die gute wieder gelandet ist, ne?

Ich dürfte jetzt so rot sein wie Ketchup-Salat. Oder so rot wie meine Haare. Wie man’s nimmt.

Mit einem leisen *klick* geht das Licht im Flur an und ein leicht genervt aussehender Shinya schaut verwundert in den Flur. Hinter ihm lugt nun auch Toshiya neugierig hervor. Glücklicherweise habe ich mir die Hände vor meine Augen geschlagen, als das Licht an ging, sonst wäre meine rechte Hand höchstwahrscheinlich noch länger an dieser pikanten Stelle verweilt.

Als ich meine Augen wieder öffnen kann, erkenne ich, dass Kaoru vor mir auf dem Boden liegt, sich auf seinen rechten Ellenbogen stützt und mit der linken Hand das unangenehme Licht abschirmt. Oh Kaoru.. Lass mich deine Hand sein.. Egal welche.. auch wenn mir die rechte lieber wäre..

Innerlich seufze ich theatralisch und entdecke Kyo der mit verschränkten Armen hinter Kaorus Kopf steht und leicht genervt mit dem Fuß tappt. Wie muss das wohl aussehen? Ich knie zwischen den gespreizten Beinen unseres Bandleaders.. Ich merke schon wieder, wie sich um meine Nase herum das Blut sammelt. Langsam, schwankend stehe ich auf und stütze mich an der Wand. „Kaoru, alles klar mit dir?“ frage ich den am Boden liegenden und strecke ihm meine Hand entgegen. „Komm schon, ich helf dir hoch.“

Nach einem kurzen Moment der Orientierung ergreift Kaoru meine Hand mit seinen zarten, warmen Fingern und lässt sich von mir auf die Beine ziehen. „Arigatou..“ murmelt er und reibt sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen. Dann dreht er sich plötzlich zu Kyo herum und fährt ihn an „Wenn du noch einmal hier im Flur rum liegst und ich noch einmal über dich stolpere, dann zieh ich dir deine dämliche Keksdose über deinen Busch von Haaren, das kannst du mir glauben, mein Lieber!“

Er ist so süß, wenn er sich aufregt.. Kyo verdreht nur genervt die Augen und zuckt mit den Schultern, als er an Kaoru und mir vorbei in sein Zimmer geht und hinter sich die Tür lautstark verschließt. Toshiya hatte es sich mit seinem Kopf auf Shinyas Schulter gemütlich gemacht und war kurzerhand eingedöst. Doch durch die Lautstärke von Kaorus charmanter Stimme ist er hoch geschreckt und stochert mit seinem Zeigefinger und zusammengekniffenen Augen in seinem Ohr. Shinya wendet sich, natürlich mit Miyu auf dem Arm, stumm ab und verschwindet in seinem Zimmer. Toshiya tut es ihm gleich und folgt Shinya in dessen Zimmer. Die Tür fällt nur einen Augenblick ins Schloss. Dann öffnet sie sich sofort wieder und ein betrübt aussehendes Totchi schlurft zu seinem eigenen Zimmer und verschwindet ohne ein weiteres Wort darin.

„Tjoaaa...“ ein wenig verlegen recke ich meine Arme in die Höhe. „Ich denke mal.. Ich gehe wieder ins Bett.. oder Kaoru?“ warum frage ich ihn denn so was? Soll ich vielleicht noch ein -willst du vielleicht mitkommen- dran hängen? ‚Gute Idee.’ ‚Schnauze.’

„Sag mal, Die, geht’s dir gut? Ich meine, bist du Okay?“ „Ich? Sicher bin ich Okay.. Mir geht’s blendend.. Warum fragst du?“ „Na ja.“ Kaoru sieht mich ernst an. „Wir sind nun schon wirklich lange befreundet.. Aber noch nie hast du dich so von mir distanziert. Ich kenne dich Daisuke. Das ist nicht normal für dich. Sonst warst du es doch immer, der über mich hergefallen ist und mich unbedingt knuddeln wollte.“ Kaoru seufzt. Und ich spüre einen Stich in meinem Herz. Ich habe ihm wehgetan. Nur um ihm nicht wehzutun. Oder war ich egoistisch? Wollte ich vielleicht nur nicht riskieren, dass ich mir weh tue?

„Nya.. Du hast dich doch darüber beschwert, dass ich so anhänglich geworden bin, seit Sylvester..“ „Das war doch nicht so gemeint.. Das habe ich nur so dahergesagt.“ Kaoru sieht richtig traurig aus.. Man, was tue ich hier eigentlich? Das klingt ja fast, als hätte ich ihn sitzen gelassen. „Hm.. tut mir leid..“ Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das das Richtige ist, das ich in diesem Moment sagen sollte, aber etwas anderes fällt mir gerade partout nicht ein.

Kaoru sieht mich weiterhin an. „Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich das gerne morgen mit dir genauer besprechen.. Kyo und Shinya gehen zusammen ins Kino. Toshiya hat ja seine Verabredung. Wir können alle drei ja hinfahren.“ Ich hebe überrascht, aber auch neugierig meine Augenbrauen an. Das heißt, wir sind morgen ganz allein zu zweit.. welch Formulierung.

„Okay. Dann.. ähm.. gehen wir jetzt ins Bett?“ frage ich, nur um einfach etwas zu sagen. „Hai.“ antwortet Kaoru nur knapp, wendet sich zum Gehen und murmelt noch kurz: „Gute Nacht.“ „Nacht..“ nicht Schmacht, dieses Mal. Aber meine Knie werden hinter Kaorus Rücken wieder einmal weich wie Pudding. Mir kommt es vor, als müsste ich mich jeden Moment irgendwie davor bewahren nicht als Flüssigkeit in den Ritzen des Holzbodens zu versickern. Erst als Kaoru die Tür zu seinem Zimmer geschlossen hat, rege ich mich wieder. Nein. Ich sacke regelrecht in mich zusammen. Jetzt soll ich schlafen können? Kaoru klang so traurig.. und so ernsthaft.. Und morgen soll ich mit ihm allein sein? Daisuke-Baka. Genau das wolltest du doch die ganze Zeit. Mit ihm allein sein. Vielleicht wird ja noch was draus..?

Mit meinem Kopf voller Gedanken, einer unruhigen und motzenden inneren Stimme und

schweren Schrittes finde ich den Weg zu meinem Bett und stürze mich kopfüber hinein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Froda
2006-12-22T16:34:12+00:00 22.12.2006 17:34
Hm.... Ich seh du hast dir viel Mühe gegeben..
Nein, das ist nicht böse gemeint. Immerhin, es ging weiter...
Danke, dass du extra Bescheid gegeben hast.
*Wink und abhau*
Von:  JesterFall
2006-12-20T19:22:23+00:00 20.12.2006 20:22
ach, wo wir schon dabei sind...kannst du mir wieder bescheidsagen wenns weiter geht (und mit weiter meine ich mehr als ein absatz xDDDD)
thx <3
Von:  JesterFall
2006-12-20T19:21:28+00:00 20.12.2006 20:21
=____________________________=
ha.ha.ha. =_=
genug gelacht und schreib verdammt nochmal weiter! Das, worauf ich die ganzte zeit gewartet hab soll jetzt eintreffen (sprich die nagelt kao...oder doch umgekehrt?) und du machst da fieserweise schluss?
-grummel-
toller scherz -maul-
WEITER x333
Von:  Tetsu
2006-12-11T23:02:05+00:00 12.12.2006 00:02
Das ist total toll *________*~~~
Und FANTASTISCH geschrieben *________________*~~~
Dies Gedankengänge sind sowas von genial xD und PUTZIG!
Aiii~~~
*______________*~~
Wirklich eine tolle Fanfic *in favo liste stecktz*
*dem nächsten Kapitel widmetz*
*-*

Tetsu
Von: abgemeldet
2006-10-29T12:45:55+00:00 29.10.2006 13:45
aaaaaaaach..
das is wahnsinn..
geil xDDD
*Ggggggg*
^__^
weiter~~~ ^^
Von:  JesterFall
2006-09-23T17:28:59+00:00 23.09.2006 19:28
mehr mehr mehr!
ich liebe libe liebe kao x dai <333333333333333333333
fav ^^
Von: abgemeldet
2006-09-21T13:34:45+00:00 21.09.2006 15:34
A:Super!
Ich hab selten so viel sarkasmus auf einmal erlebt.
Einfach herrlich! ^^
Bitte schnell weiterschreiben, biiiiitte!!!
Von:  _Domestic_Fucker_
2006-09-11T18:57:07+00:00 11.09.2006 20:57
Oi ist das to~ll!!!!!!
Schnell schnell weiter!!!!
Ich fand das mit Die und der Beule in der Hose so cool!!!!XD
Freu mich schon auf mehr!!!!
*knuffs*
=^^=
Von:  miydai
2006-09-11T15:54:46+00:00 11.09.2006 17:54
Hihihihi lustig XDD
Daidais innere stimme *wahahha*
Okkiii ich hoffe du schreibst schnell weiter ^__^

winks~
Von:  BabYstAr
2006-09-10T12:36:39+00:00 10.09.2006 14:36
kawaiii~ *megagrinsen*
du musst unbedingt weiter schreiben weißt du das?
die kussszene hat mir sehr gefallen... weil sie nicht so unbedingt war wie alle anderen xDD
also schnell weiter jaa~? *bettel*
baibai
das Uru-chan


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