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Menschen, die auf Gras wandeln I+II+III

von

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Kapitel 34

Kapitel 34
 

Vier Tagesreisen hatten sie hinter sich gebracht und in zwei oder drei Tagen würden sie den Palast erreicht haben. Das tatsächlich unbeschadet, wie versprochen.

In diesen vier Tagen waren sie zwei Mal einer anderen Räuberbande begegnet. Die erste hatte sie nach einem kurzen Gespräch der beiden Anführer ohne Kampf weiterziehen lassen. Die zweite hatte ein Duell der beiden besten Schwertkämpfer gefordert, welches zu Gunsten ihrer eigenen Gruppe ausging. Dies aber hatte der Pharao kaum mitgehört, da es sich zu nachtschlafender Zeit abspielte. Man glaubte es kaum, aber die Männer des Emenas waren hervorragende Kämpfer. In ihrer Gesellschaft war der Pharao ebenso sicher wie mit einem ebenso großen Heer. Schade, dass es Banditen waren, denn sie würden wertvolle Soldaten abgeben. Sie würden ihn ganz sicher wie versprochen ohne große Bedrohungen zurückgeleiten können.

Atemu zählte jede einzelne Sekunde bis er zurück war, dort wo er aufgewachsen war. Bis er zurückkehrte in seinen goldenen Käfig, in welchem er seinen Schmerz betäuben konnte. Nur wusste er noch immer nicht, welches Mittel dieses gebrochene Herz taub machen konnte. Die Arbeit würde ihn erschöpfen und wenn er ganz und gar erschöpft danieder lag, würden die Gedanken und die Gefühle ihn umso hilfloser überrennen. Seine Kinder würden ihn vielleicht ein wenig ablenken, doch zu sehen wie sie älter wurden, zu sehen wie die Zeit verging und zu sehen wie viel davon vorbeizog, ohne dass er Erfüllung fand, ließ ihn wieder leiden. Wenn er diese Räuber, diese gescheiterten Existenzen beobachtete, sah er wie fest sie daran glaubten, er wäre das glücklichste Geschöpf der Welt und sie hassten ihn dafür. Sie hatten ihm Rache geschworen und legten zwar keinen Finger an ihn, jedoch trafen ihn Moment um Moment hasserfüllter Blicke. Er konnte sie verstehen. Ihnen allen war Unrecht geschehen und es war ihr gutes Recht, sich an ihm zu rächen. Doch sie alle waren Menschen und er ein Pharao. An wem sollte ein Pharao sich rächen dürfen? An den Göttern? Atemu hatte niemanden, den er hassen konnte. Niemanden außer sich selbst. Und dass er nicht geliebt wurde war schon schmerzhafter als sich selbst zu hassen.

Es tat weh, zu fühlen, wie das Herz jede Stunde einen Tropfen mehr an Blut verlor und bald leer sein würde. Sein Herz starb einen langsamen Tod und sein Körper wollte nicht folgen. So wandelte er also weiter. Man sollte ihn nicht den gütigen Pharao, sondern den untoten Pharao nennen. Würde man ihn schon jetzt bei lebendigem Leibe begraben, er würde es nicht spüren.

Seth ritt all die Tage vor ihm, direkt neben Emenas, mit welchem er all seine Zeit verbrachte. Sie sahen fantastisch zusammen aus. Zwei so schöne Männer, so stark und so intelligent. Der Räuber und der Priester. Sie waren perfekt zusammen. Wie sie miteinander sprachen, miteinander lachten, sich spielerisch berührten und sich Blicke schenkten. Und des nachts gemeinsam auch das Lager teilten, so hieß es wenn sie allein sein wollten im Zelt. Atemu wusste, dass Seth bei ihm glücklich sein konnte. Sollte er doch die Freiheit haben, der Priester eines Banditen zu werden. Was er tat, war doch egal. Hauptsache es machte Seth endlich glücklich. Wenn Atemu ihn nicht haben durfte, so sollte Seth dennoch sein Glück finden. So wäre sein Leben wenigstens nicht verwirkt.
 

Er seufzte und senkte den Blick. Es war nicht zu ertragen. Den starken, breiten Rücken seines verbotenen Traumes durfte er betrachten und davon träumen, wie seine Hüften sich anfühlten, wenn er sie so geschmeidig auf seinem Pferd bewegte. Da kam ihm der Gedanke, er würde im nächsten Leben gern ein Pferd sein. Wenn er starb und die Götter darum bitten konnte, wiedergeboren zu werden, so wäre er gern Seths Pferd. Auf jedem Fall wäre er ihm dann näher als jetzt.

„Mögt Ihr es auch?“

„Was?!“ Atemu schreckte hoch und sah Seth direkt neben sich. Nach all den Tagen richtete er aus heiterem Himmel das Wort an ihn. Und nun ritt er sogar neben ihm. Er hatte seinen Platz an der Spitze ihrer Karawane verlassen und sich zurückfallen lassen in die Mitte, wo der Pharao vor äußeren Angriffen geschützt neben seinen eigenen Männern ritt. Doch ihn so plötzlich so dicht neben sich zu haben, ließ sein todgeglaubtes Herz neu aufleben. Sicher nur, um es alsbald wieder sterben zu sehen.

„Ihr habt so versteckt gelächelt“ antwortete Seth leise und senkte leicht seinen Kopf, um ihn deutlicher anzusehen. „Ich dachte, Ihr mögt es auch. Aber ... entschuldigt. Ich wollte nicht ... entschuldigt ...“ Er gab seinem Pferd einen kurzen Tritt und ritt zurück nach vorn, wo Emenas eben die Karawane von der Düne hinunter führte.

Und als Atemu somit seinen Blick nach vorn richtete, wusste er Seths Worte sofort zu deuten. Vor ihnen im Tal der Düne erstreckte sich ein Fluss. Es war nicht der Nil, denn den hatten sie bereits hinter sich gelassen. Es musste einer seiner Seitenarme sein, womit der Palast nicht mehr weit lag.

Und zu dieser Jahreszeit, wenn die Überschwemmungen langsam zurückgingen, lag an den Wasserläufen ein kleines Paradies. Unten im Tal war alles grün. Es blühten bunte Blumen, das Schilf wuchs im Wettbewerb mit Moos und ... kniehohem Gras. Ihr Gras. Wann immer Atemu seinen Fuß darauf setzte, überkam ihn ein süßes Gefühl der Erinnerung. Die Erinnerung daran, wie es war, Hoffnungen zu haben. Das grüne Gras war in der Wüste so selten, wie nichts anderes. Es bedeutete ihm so viel und er wusste, dass auch Seth daran viele Gefühle knüpfte. Ein paar wenige Erinnerungen seiner verblassten Kindheit lagen darin. Ähnlich wie Atemus Hoffnungsgefühl musste Seth es empfinden, wenn er an seine Familie dachte. An eine Zeit als noch alles in Ordnung war.

Und hier wuchs das Gras so hoch in großen Feldern, dass man darin versinken konnte. Seth hatte sich zurückfallen lassen, weil er glaubte, das Lächeln seines Pharaos galt dem Anblick des Grases, welches beiden so viel bedeutete. Und Atemu hatte es nicht verstanden und ihm alsgleich vor dem Kopf gestoßen. Nun dachte Seth, es würde ihm nichts bedeuten. Ohne es zu wollen, trieben sie immer weiter fort voneinander.

>Warum nur muss es so sein?< Da war er wieder. Dieser Drang danach, weinen zu wollen. Am liebsten würde er seinen Mund aufreißen und seinen Schmerz hinausschreien. Er sah Seth und sich dort unten im Grase liegen, verzückt von seinen Küssen, gewärmt von seinen Berührungen und eingebettet in die Laute der Lust, welche er ihm entlocken würde. Doch dies war wieder nur ein Traum, ein Wunschdenken, ein weiterer Tropfen Blut, den sein todesringend zuckendes Herz verlor. >Was ich auch tue, es wird niemals so sein. Die Götter hassen mich ebenso wie diese Räuber hier. Ich habe nichts getan und doch wollen beide mich quälen. Nein, im nächsten Leben werde ich kein Pferd. Ich werde ein Grashalm, einer unter vielen. Nur dann werde ich irgendwann dazugehören. Und wenn die Sonne mein Haupt verdorrt, so sterbe ich glücklich.<

„Mein König“ hörte er Fatil von der Seite flüstern. Er spürte ihn näher neben sich reiten und nach seiner Hand greifen. „Lasst diese Banditen nicht Eure Tränen sehen. Ich verspreche Euch, wenn Ihr das Tal erreicht, werdet Ihr niemals mehr vor Schmerz weinen müssen.“

„Und weshalb sonst?“ hauchte er zurück und wischte sich beschämt seine feuchten Augen. „Vor Glück?“

„Ja.“

Atemu wand seinen Blick zur Seite und sah Fatil lächeln. Sei Tagen hatte er nicht gelächelt und nun?

„Was meinst du damit?“

„Jetzt bin ich mir sicher“ flüsterte er und richtete sich zuversichtlich auf. „Seid stark, mein Pharao. Und wenn ich Euer Glück zwingen muss, so tue ich auch das. Es ist mir egal. Aber wenn ich Euch schon weinen sehen muss, so sollen es süße Tränen sein und keine salzigen.“

„Was meinst du damit?“ fragte er nur wieder und war umso verwirrter als Fatil sein Pferd antrieb und es nach vorn zwang, wo er erst neben Seth wieder langsamer wurde und das Wort an ihn richtete.

„Was haben die denn zu besprechen?“ sprach Penu genau die Frage aus, welche auch Atemu sich in diesem Moment stellte.

Fatil und Seth mieden sich ebenso wie Wasser und Öl. Und nun erst diese merkwürdig tröstenden Worte und dann eine Unterredung?

Atemus Gespür sagte ihm, dass heute noch irgendetwas geschah ...
 

Sie rasteten direkt am blühenden Flussufer. Nachdem einige Männer ausgesandt wurde, um Krokodile und sonstige lebende Gefahren zu vertreiben und hoffentlich auch fern zu halten, konnten sie ihre Nachtlager aufschlagen. Obwohl die Räuber so ungehörige Kerle waren, befolgten sie doch jedes Wort, welches ihr Anführer sprach. Und somit mussten die Mannen des Königs und er selbst niemals unter freiem Himmel in Gesellschaft von gemeinen Insekten schlafen, sondern durften ihr Zelt errichten. Die Banditen selbst blieben außen vor und lehnten es trotz Einladung des Pharaos entschieden ab, ein Lager mit Adligen zu teilen. So weit konnte man ihre Räubertreue dann doch nicht biegen. Was auf der anderen Seite somit den Vorteil brachte, dass man unter sich war.

Während der Pharao nun im Zelt saß und sich sein Abendbrot hinunterquälte, stand Fatil überraschend von der Tafel auf, entschuldigte sich und war schneller verschwunden, als man ihm Fragen stellen konnte.

Doch er hatte jetzt einen Entschluss gefasst. Zu sehen wie sein König sich hin und her wand wie ein sterbendes Tier und leise in sich hinein litt und nur im Geheimen ganz für sich brennende Tränen vergoss, versetzte auch ihm den Anstoß, ihn jetzt entweder zu heilen oder ihm den Teil abzutrennen, welcher ihm solche Qual bereitete. Und hierfür musste er nicht lange suchen. Er hatte sich schon seit mehreren Tagen zurechtgelegt, was er tun würde, wenn es erst so weit war. Fatil war ein Mensch, der lange ruhig blieb, aber wenn er sich erst entschieden hatte, zu handeln, tat er dies, ohne Widerstand gelten zu lassen.

Entschlossenen Schrittes und ungehindert von den umstehenden Räubersleuten ging er direkt bis ins Zelt ihres Anführers vor und sah dort Seth, welcher sich soeben ein Brot mit seinem wohl alten Freund Emenas teilte.

„Was willst du?“ sprach eben der ihn sofort harsch an. Da Seth ihm sicher erzählt hatte, dass sie so ihre kleinen und großen Hakeleien hatten, war auch er selbstverständlich nicht auf ihn gut zu sprechen und begegnete ihm mit Abstand.

„Seth. Auf ein Wort. Bitte.“ Das letzte Wort drückte er sich mehr heraus. Wenigstens solange andere in der Nähe waren, musste er seine Form bewahren. Sobald er Seth allein vor sich hatte, würde er ein unnachgiebigeres Wort sprechen.

„Du siehst doch, dass wir beschäftigt sind“ verbat sich der große Anführer dieses respektlose Auftreten.

„Lass nur. Ich bin gleich wieder da“ bat Seth, legte sein Brot zur Seite und erhob sich, wurde aber im gleichen Moment von Emenas am Handgelenk festgehalten und intensiv angesehen.

„Bleib nicht zu lange, wenn es nicht unbedingt sein muss“ sprach er mit einer Stimme, in welche Fatil schon fast Sehnsucht interpretieren wollte. „Du hast mir versprochen, du entscheidest dich, bevor wir im Palast sind.“

„Nein, das hast du gesagt“ erwiderte er und löste die Hand von sich ab, hielt sie aber noch einen Augenblick fest. „Entschuldige, Emenas. Du kennst meine Antwort bereits. Bitte hör auf, mich zu bedrängen.“

Der tat ein tiefes Seufzen und ließ ihn endgültig los. „Du weißt ja nicht, was gut für dich ist.“

„Aber ich weiß, was das Richtige ist.“ Mit diesem Worten folgte Seth Fatil hinaus.

„Komm. Ich will allein mit dir sprechen. Ohne andere Ohren.“ Und sein Ton konnte sich nicht zur Freundlichkeit zwingen.

Seth folgte ihm ein paar Schritt vom Lager fort bis sie hinter dem Platz verschwanden, an welchem die Pferde an einen alten, toten Ast gebunden waren. Hier war es ruhiger, das laute Reden und Gelächter und Gejohle der Räuber drang bis hier nur leise durch die abendliche Luft hervor. Sie wurden langsamer und Seth wartete bis Fatil sich endlich zu ihm umdrehte und ihm erklärte, was dieses persönliche Gespräch nun erwirken sollte. Dass sie sich nicht mochten und wohl auch niemals mehr zusammenfinden würden, wussten doch beide bereits. So etwas musste man nicht besprechen.

„Ich weiß alles.“ Mit diesem Worten wand Fatil sich zu ihm um und blickte entschieden mit hartem Ton an ihm hinauf.

„Und was soll mir das sagen?“ entgegnete Seth ebenso ablehnend. „Warum willst du dich mit mir streiten? In ein paar Tagen bist du mich ohnehin los.“

„Eben genau da liegt das Problem. Du willst den König wirklich verlassen?“

„Hör auf damit“ schoss Seth zischend zurück. „Ich habe gesagt, ich belästige ihn nicht länger. Das kann dir doch nur lieb sein. Du hast doch schon ausspioniert, was ich für ihn empfinde. Und? Willst du mich verraten? Das bringt dir wenig, denn wir sehen uns in zwei oder drei Tagen niemals wieder. Also lass mich in Frieden mit deinen ewigen Sticheleien.“

„Hör zu, ich mag dich ebenso wenig wie du mich“ sagte er ihm ebenso ohne Sympathie. „Aber soll ich dir auch mal sagen, weshalb ich dich abscheulich finde? Weil du der dümmste und blindeste Mensch bist, der jemals geboren wurde.“

„Danke für das Kompliment. Hast du noch etwas zu sagen oder kann ich jetzt meinen Fisch aufessen?“

„Jetzt hör mir mal zu.“ Fatil funkelte ihn aus seinen dunklen Augen an und trat einen Schritt näher. Es hätte nur wenig gefehlt und er spuckte Seth seine Worte direkt ins Gesicht, aber der wich auch nicht einen Zentimeter zurück. „Ich weiß alles, wirklich alles von dir. Also solltest du genau tun, was ich dir sage.“

„Du weißt also alles, ja?“ grinste Seth ihn ebenso hasserfüllt an. „Dann mal herzlichen Glückwunsch, oh großer Wisser.“

„Zügle deine Zunge, Lustsklave.“

Das rührte Seth dann doch auf wie ein Donner. Sein Grinsen verging ihm und er konnte nichts dagegen tun, dass sich seine Brust langsam zuschnürte und die Luft so dünn wirkte. Allein dieses eine Wort reichte, um ihn vom Angriff in die Defensive zu zwingen. Mit diesem Wissen hielt Fatil Trümpfe in der Hand, die kaum zu schlagen waren. Genau das, was er ihm angedroht hatte. Er würde gegen ihn kämpfen mit allem, was er hatte.

„Ich sehe, wir verstehen uns“ fuhr er leise fort.

„Woher weißt du das?“ Seine Stimme war mehr nur ein Keuchen. Der Schock saß ihm sichtlich tief.

„Woher ist egal. Wichtig ist, dass ich es weiß. Du denkst nur an dich. Daran, dass du Priester bist, der eigentlich noch an seiner Vergangenheit hängt. Du bist so auf dich selbst fixiert, dass du alles andere völlig ausblendest. Du Ignorant.“

„Das nützt dir gar nichts“ wehrte er sich mit einem letzten Aufbäumen. „Wenn du das groß herumsprichst, wird nur der Pharao Probleme haben. Wenn ich bei Emenas bleibe, bin ich ohnehin gesetzlos und du kannst mir nichts anhaben. Also überleg dir zwei Mal, wem du was sagst.“

„Du verstehst es wirklich nicht“ schüttelte er genervt seinen Kopf. „Wenn ich wollte, würde ich dir Herrschaaren auf den Hals hetzen, ohne dass jemals jemand erfährt, weshalb. Selbst der Pharao würde nichts davon wissen. Ich habe die Macht, dich auszulöschen wie es mir gerade passt. Und genau deshalb tust du jetzt, was ich dir befehle.“

„Du kannst mir gar nichts befehlen!“

„Oh doch, das kann ich“ fauchte er mit gesenkter Stimme. „Und das weißt du sehr genau. Und wenn du nicht tust, was ich dir sage, wirst nicht nur du, sondern auch dein Freund Emenas das Jenseits schneller kennen lernen, als ihr denkt. Ich lösche dich und diese dreckige Räuberbande mit nur einem Wort aus. Sobald wir im Palast sind, wirst du nicht einmal mehr Zeit zur Flucht haben.“

„Das tust du nicht.“

„Das tue ich nur nicht, wenn du meine Bedingung erfüllst“ stellte er weiter seine unbegründete Forderung. „Du wirst jetzt sofort zum König gehen, ihn bei der Hand nehmen, ihn zum Ufer dieses Flusses führen und ihm deine Liebe gestehen. Solltest du das nicht tun, werde ich gern deinen Tod auf mich nehmen.“ Denn wenn Seth es ihm nicht sagte, würde es früher oder später den Tod des Pharaos nach sich ziehen.

„Lieber sterbe ich als ihm das zu sagen.“ Er konnte es nicht. Es würde alles in den Schmutz ziehen, was sein Pharao für ihn getan hatte. Seine Liebe zu ihm war schmutzig und schändlich. Ein Sklave, welcher den König liebte - da konnte er ihn ebenso gut mit Pferdeäpfeln bewerfen. Nur weil der König ihm half und damit den Zorn der Götter auf sich zog, durfte er ihn nicht auch noch mit seiner Liebe verschandeln. Anstatt um seine Liebe zu buhlen, musste er den einzigen Weg gehen, welcher seinen König von ihm befreite.

„Mit dir aber sterben alle diese Räuber“ drohte Fatil ihm mit dunkler, zischender Stimme. „Überlege genau, Seth, ob du das willst. Sollen wegen eines schmutzigen Lustsklaven wie dir all diese Menschen sterben? Willst du ihren Tod verantworten?“

Dazu wusste Seth nichts zu sagen. Die Angst vor Fatil überwog mehr als er es ihm eigentlich zeigen wollte. Woher er wusste, dass er eigentlich kein Priester war, konnte er nicht sagen. Klar war jedoch, dass Fatil immer meinte, was er sagte. Er würde ihn nicht vor solche Forderungen stellen, wenn es ihm nicht ernst wäre. Für seinen Pharao würde er alles tun. Fatil war im Palast ein mächtiger Mann, einer der mächtigsten, da seine Familie über Generationen große Kronentreue bewiesen hatte. Und da zählte für ihn ein Lustsklave nicht viel - und Seth wusste das. Doch nur wegen seines unwürdigen Stolzes konnten nicht Menschen wie Emenas und seine Männer mit ihm ins Verderben gehen.

Auch wenn es schmerzte, so musste Seth sich eben vom Pharao fortjagen lassen. Fatil und die Götter ließen ihm keine Wahl.
 

Was Atemu an diesem Abend wunderte, war, dass Fatil sich so schnell von ihm entfernt hatte und bis zum jetzigen Moment auch nicht mehr erschienen war.

Der Pharao hatte bereits mit Faari und Penu das Abendbrot hinter sich, wobei es heute nach langer Zeit trockenen Brotes wieder frischen Fisch aus dem Fluss gab. Dazu ein wenig gebratene Schlange und saftige Früchte. Doch trotz des reichlich gedeckten Tisches, brachte der König kaum einen Bissen runter - wie jeden Abend. Eigentlich aß er nur ein paar Happen, um die Sorgen seiner Männer zu lindern. Hunger entwickelte er nicht wirklich, eher Übelkeit. Sein gebrochenes Herz wirkte sich auf alle Teile seines Köpers aus, nachdem es zunehmend auch seine Seele hinrichtete. Wenn ein Herz brach, hatte es scharfe Kanten und schnitt alles, was ihm nahe kommen wollte. Ob Freund oder Feind erkannte es dabei nicht mehr. Und so wunderte es Atemu nur, dass nicht auch seine Tränen blutig waren, sondern so klar wie eh und je.

Er dachte gerade daran, sich zu erheben und zur Nacht zu legen, als Fatil zurückkam und ihm scheinbar jemanden mitgebracht hatte. Seth war ihm gefolgt und stand nun direkt vor seinem Pharao. Seine Hände zitterten und er schien in dem bunten Licht, welches die untergehende Sonne durch den Zeltstoff schickte, ein wenig blass.

„Seth, was ist denn?“ Er sah nicht gut aus. Seine Haut ein wenig milchig und seine blauen Augen abgewandt, sein Haupt zu Boden gesenkt. Schnell stand Atemu auf und wollte zu ihm, da streckte der ihm seine offene Hand hin und hob langsam seinen Blick, fast schüchtern.

„Majestät ... ich wollte fragen, ob ... würdet Ihr mich auf einen Spaziergang begleiten?“ Seine Stimme klang unsicher, fast traurig.

Der Pharao blickte Fatil an, der doch sicher irgendwas hiermit zu schaffen hatte. Seit Tagen hatte Seth kaum ein Wort mit ihm gesprochen und suchte nur die Nähe seines wiedergefundenen Freundes. Und nun plötzlich diese merkwürdigen Begebenheiten.

Doch Fatil ignorierte den verwirrten Blick seines Königs. Er nahm sich ein großes Stück Fisch und biss herzhaft hinein, als wäre nichts an dieser Situation anders als sonst.

„Hoheit?“ Seth weckte ihn zurückhaltend aus den Gedanken und fing erneut seinen Blick ein.

Und aus diesem Blick konnte sich der sehnsüchtige Pharao auch kaum selbst befreien. Er wusste, wenn er mit Seth ging, würde er mit großem Schmerz zurückkehren. Wie jedes Mal, wenn er mit ihm zusammen gewesen war. Er würde in Träumen versinken, in Wunschvorstellungen und hart auf dem Boden aufschlagen, sobald er wieder allein gelassen wurde. Und doch konnte er nicht anders. Mit ihm zusammenzusein drängte ihn, diese blauen Augen fesselten ihn und versprachen ihm wenn auch zaghaft seine Hand zu berühren, ein Stück seiner Haut, seine Wärme zu fühlen und vielleicht ein paar Augenblicke seiner Stimme zu lauschen.

„Natürlich. Sehr gern“ antwortete er endlich und griff Seths Hand. Wie weich seine Haut war, wie warm und geschmeidig und wie fest er sie hielt.

„Ich danke Euch.“ Seth ließ ihn nicht los, drehte sich herum und führte seinen Pharao hinter sich her ins Freie.

Er steuerte an der lärmenden Räubermeute vorüber in Richtung des Flussufers. Atemu traute sich nicht zu fragen, woher dieser plötzliche Antrag nach einem gemeinsamen Spaziergang aufkeimte. Wahrscheinlich würde er Seth damit nur wieder von sich fortstoßen und somit nicht nur sich selbst, sondern auch ihn verletzen. Vielleicht sollte er sich einfach gehen lassen und diesen Moment ohne Gedanken am Kommendes genießen. Es würde das letzte Mal sein, dass er und Seth so vertraut miteinander allein waren. In zwei oder drei Tagen würden sie den Palast erreichen. Seth würde sich dann verabschieden und niemals zurückkehren. Jetzt waren die letzten Minuten, welche sie zusammen hatten und wahrscheinlich würde Seth sie für ein abschließendes Gespräch nutzen wollen, bevor er ihn dann auf ewig verließ und der Pharao in seine schmerzliche Einsamkeit zurückkehrte.

„Seth?“ Emenas kam eben hinter einem Pferd hervor und sah die beiden vorübergehen. Er stellte sich ihnen in den Weg und sah ihn mit einem kaum zu deutenden Ausdruck an. „Was tust du?“

„Ich tue ein paar Schritte mit dem Pharao unten am Flussufer“ antwortete er ebenso ruhig, auch wenn seine Worte ein wenig bedauernd klangen. Besonders als er wie entschuldigend hinzufügte: „Ich muss ihm etwas sagen.“

„Ich verstehe.“ Emenas schien als würde er seufzen wollen, doch er trat nur ein Schritt näher, blickte Seth mit einem traurigen Lächeln an und löste dann das schwarze Tuch um seine Schultern, welches er ihm dann fürsorglich umlegte. „Es wird bald sehr kalt werden, mein Freund. Und ich will, dass du es warm hast.“

„Danke ... Emenas.“ Für Atemu schien es, als würden sie nicht über einen Spaziergang sprechen oder über einen verliehenen Umhang. Etwas steckte hinter diesen Worten, doch er vermochte es nicht zu lesen. Etwas spielte sich zwischen den beiden ab, doch für Außenstehende war dies nicht zu deuten. Sie hatten ihre eigene Welt, in welche niemand hineinkam. Ebenso wie der Pharao seine eigene Welt hatte, in welche niemand hineinkam. Nicht, weil er sie abhielt, sondern weil es niemanden gab, der seine Welt teilen wollte. Er wollte sie ja nicht mal selbst teilen.

Emenas verschwand zurück in Richtung des Lagers und Seth führte seinen Pharao schweigend weiter an den Fluss.

Dort angekommen wuchs das Gras bis zu ihren Knien so hoch und es machte einen berauschenden Klang, als sie es durchstreiften. Die Schuhe auszuziehen wäre wegen Schlangen wohl zu gefährlich, aber es kitzelte an der Haut und wiegte sich im Einklang mit dem auffrischenden Abendwind. Über ihnen neigte sich die Sonne zur Ruhe und das dunkle Blau eroberte sich den Abendhimmel. Wie zweigeteilt schien das Weltendach. Hinter ihnen schon sternenbehangener Himmel und vor ihnen die letzten glutroten Strahlen der warmen Sonne. Der Mond stand ihr gegenüber und würde sicher seine volle Größe erreichen, wenn sie selbst erst im Palast zurückwaren. Wie als würde er ihnen zum Abschied winken.

Wie von selbst blieben sie am Ufer des leise dahinfließenden Flusses stehen und blickten über seine Grenzen hinweg, über den grünen Streifen in die rosa gefärbte Wüste. Hier war es still, es war kaum mehr zu hören als das Zirpen einiger Insekten und ab und an ein Aufjohlen der Meute im Lager. Aber hier drang wenig hervor, ihr eigener Atem war lauter und das Plätschern des Flusses, wenn sich hier und dort noch ein Fisch regte. Wäre dieses Erlebnis nicht so abschiedsschwer, könnte man viel mehr noch romantische Gefühle erwecken. Doch so breitete sich in Atemu nur bittersüßer Schmerz aus.

Er horchte auf, als Seth seine Hand losließ und sich von ihm abwand. Dieser hatte sich umgedreht, sich leicht gebückt und strich das hohe Gras zur Seite, fuhr mit seinen Fingerspitzen über den Boden und hockte sich dann hin, um seinen Pharao von unten anzusehen.

„Es sind keine Schlangen hier. Möchtet Ihr Euch setzen, Hoheit?“

„Wenn du dich zu mir setzt“ antwortete er leise und setzte sich auf das glattgestrichene Gras. Er bräuchte nur seine Beine auszustrecken und das Wasser des Flusses würde an seinen Zehen lecken. Neben ihm fiel eine leuchtend blaue Blume ins Auge. Ihre riesige Blüte streckte sich ihm entgegen und verträumt musste er über ihre fast menschliche Haut streichen. Sicher war sie giftig, aber sie war wunderschön. Genau wie Seths Augen für ihn. Wunderschön und doch träufelte das Gift langsam in sein Herz und ließ es qualvoll langsam sterben. „Du wirst mich also verlassen, sobald wir in der Hauptstadt sind?“ fragte er leise, traurig. Er wusste, dass es das Beste so war und trotzdem schmerzte es. Hätte er einen Wunsch zu erfüllen, so würde er anders lauten.

„So wird es sein“ flüsterte er bedrückt zurück. „Ich bin von keinem guten Nutzen für Euch.“

„Du musst keinen Nutzen haben, um bei mir sein zu können“ erwiderte er und wand seinen Blick nicht von der dunkelblauen Blüte ab. „Aber wenn du dich verabschieden möchtest, so werde ich dich nicht gefangen halten. Fühl dich frei, zu tun, was dir beliebt.“

„Ich danke Euch sehr dafür, Majestät.“ Er senkte seine Stimme und auch seinen Blick. „Aber bevor ich mich von Euch lossage, muss ich Euch ein schändliches Geständnis machen.“

„Ein Geständnis?“ Jetzt drehte er doch seinen Kopf und sah seinen Priester an. Wie bedrückt er dort saß. Mit ringenden Händen, verborgenem Blick und sein erdbraunes Haar fiel ihm tief in die Stirn, verbarg seinen wundervollen Blick. „Es ist nicht schändlich, Seth. Sicher nicht“ versuchte er ihn trotz des eigenen Schmerzes zu trösten. „Wenn du Emenas liebst und bei ihm bleiben willst, dann ist dies nicht schändlich. Ich wünsche mir nichts mehr auf der Welt, als dass du glücklich bist.“

„Emenas lieben?“ Er hob seinen Kopf und sah ihn ratlos an. „Majestät, ich liebe ihn nicht. Nicht im geringsten.“

„Nicht? Aber es scheint so“ erwiderte er ebenso verwirrt. „Er spricht so liebevoll zu dir und ihr teilt Euer Lager. Er möchte, dass du bei ihm bleibst. Sicher ist er sehr zärtlich zu dir. Du hast es verdient, dass man dich zärtlich behandelt. Ihn zu lieben, wäre nur verständlich.“

„Aber in seinem Zelt haben wir niemals mehr getan, als nur zu sprechen. Hoheit, ich könnte ihn niemals lieben. Ich fühle mich Emenas sehr verbunden und er ist ein wichtiger Freund und ich weiß, dass er etwas für mich empfindet, aber ich kann das nicht erwidern. Niemals würde ich Euch verlassen, um bei jemand anderem zu sein. Bitte glaubt das nicht!“

„Es ist doch aber so naheliegend“ lächelte er ihn traurig an.

„Majestät, Ihr seid das Wichtigste in meinem Leben“ schwor er und wand sich ihm vollkommen zu. „Niemand kann Euch übertrumpfen. Wenn ich mich für jemanden entscheiden müsste, so wäre es immer zu Euren Gunsten. Ihr bedeutet mir um ein Vielfaches mehr als er.“

„Was ist es dann?“ schaute er ihn tränennah an. „Du könntest niemals etwas Schändliches tun. Das weiß ich, Seth. Und wenn du mich verlassen willst, so ist es in Ordnung. Ich will dir nicht das Gefühl geben, dich gefangen zu halten. In meinen Augen bist du ein Priester, ein Mensch mit Recht auf Persönlichkeit. Wenn du dich in meiner Gegenwart an etwas Böses erinnert fühlst, ist das nicht schändlich, sondern durch und durch verständlich. Und ich möchte dir niemals wehtun.“

„Ich weiß das. Deshalb ist es ja so schändlich“ entgegnete er und senkte seinen Kopf, fast kniete er vor ihm. „Majestät, ich ... ich ...“

„Seth, nicht.“ Er fasste sich ein Herz und legte seine Hände an Seths Wangen um einen Blick zu sich hinaufzuziehen. Wie weich und wie warm seine Wangen sich an seine Handflächen schmiegten. „Sag nichts, was dir Schmerz bereitet. Rede über nichts, was nicht über deine Lippen will. Du musst rein gar nichts tun.“

„Atemu“ flüsterte er und seine tiefblauen Augen füllten sich mit Tränen. „Ich habe mich in Euch verliebt.“

In diesem Augenblick glaubte Atemu, er würde sterben. Diese Worte von Seths Lippen hatte er nur in seinen Träumen gehört. Er glaubte nach all dem Leid nicht einmal mehr daran, dass sie im Tode vereint sein würden. Und nun hörte er sie leibhaftig. Seths Augen waren so ehrlich, seine Augen so klar und seine Stimme so voller Vertrauen. Atemu hatte immer geglaubt, er würde ihn vor Glück küssen, ihn umarmen und laut weinen, sollte er es jemals aussprechen. Und nun war er wie betäubt, wie tot. Er konnte sich kaum bewegen, vergaß fast zu atmen. Er hatte sich auf größten Schmerz vorbereitet und nun? War dies wieder ein grausiger Streich der Götter?

„Bitte verstoßt mich“ flehte Seth ihn in seiner Starre an. „Ich weiß, meine Liebe ist Euch unwürdig. Sie beschmutzt und beschämt Euch. Aber ich kann nicht anders. Ihr habt so viel für mich getan, immer sorgt Ihr für mich und fragt nach meinen Wünschen. Und als ich Euch mit diesem Sklaven sah, da entbrannte mein Herz vor Eifersucht und ich erkannte, wie unwürdig ich Eurer Güte bin. Ich bin Euch nicht würdig, ich bin nichts für Euch. Ihr seid so rein und ich bin weniger Wert als der Schmutz der Straßen. Ich weiß das. Ich weiß, wie schändlich meine Gefühle sind. Bitte verstoßt und bestraft mich, bevor ich Euch noch mehr beschmutze mit meinen ehrlosen Gefühlen.“

„Deine Gefühle sind nicht ehrlos“ erbrachte er trocken und abgeklärt, während er seine tränennassen Wangen losließ. „Aber ich glaube nicht, dass du mich wahrlich liebst. Ich bin kein Geschöpf, das man lieben kann. Vielleicht verehrst du mich und bist mir dankbar. Aber Liebe kann das nicht sein. Glaube mir, ich wünsche mir nichts mehr auf dieser Welt, als dass du mich endlich liebst. Aber ich weiß auch, dass ich dich immer demütigen würde. Du findest deine Freiheit nur ohne mich. Wenn du bei mir bleibst, wirst du immer Sklave sein. Und ich will doch, dass du frei bist.“

„Ihr glaubt, ich liebe Euch nur, weil ich ein Sklave bin?“ schluchzte er und sah ihn doch die ganze Zeit fest an. „Warum sagt ihr das? Ihr verspracht mir, Ihr würdet in mir nicht den Sklaven sehen.“

„Das tue ich auch nicht. Seth, du bist der wundervollste Mensch für mich. Aber wenn du mich ansiehst, wirst du dich immer als mein Eigentum fühlen. Und das will ich nicht. Ich will, dass du frei bist.“

„Aber ich bin doch frei“ hauchte er und verstand diese mystischen Worte ganz und gar nicht. „Ihr habt mich befreit, Atemu. Ihr seid meine Freiheit. Es ist mir egal, ob ich Euer Wanderpriester oder Euer Lustsklave bin. Ihr habt niemals auf mich herabgeblickt und mich immer wie einen Menschen behandelt. Ich weiß, dass meine Liebe Euch nur zu beschämen mag, aber sie ist echt. Und deshalb und nur deshalb allein werde ich Euch verlassen müssen. Ich könnte es niemals verantworten, dass Ihr meinetwegen in der Gunst der Götter weiter sinkt. Bitte verstoßt mich und stimmt die Götter wieder gnädig.“

„Du liebst mich ...“ Es war keine Frage, es war keine Feststellung, er konnte es nur einfach wiederholen. Er hatte alles erwartet. Alles. Alles. Alles. Aber nicht ein solches Geständnis. „Und ... seit wann?“

„Schon ewig“ antwortete er niedergerungen und senkte sein Haupt. „Lange habe ich geglaubt, es sei Dankbarkeit darüber, dass Ihr mich errettet habt. Doch als ihr mich vor Nove Vaasa fragtet, was mein Wunsch sei, da stieg dieses unendlich warme Gefühl in mir auf, welches herausdrängte und nur gedeutet werden wollte. Und als ich Euch sah, mit diesem Sklaven, in dem Lusthaus und dazu Eure glänzenden Augen, da wusste ich es sicher. Ich war so enttäuscht, denn ich durfte niemals Euer Bett teilen. Wäre ich nur niemals Priester geworden, dann hätte ich vielleicht bei Euch bleiben können. In diesem Moment wusste ich, dass es keine Dankbarkeit ist, sondern Liebe. Ich habe niemals zuvor Liebe eine solche empfunden und wusste nicht, wie es sich anfühlt.“

„Aber was ist mit diesem Mädchen? Shinasa? Du warst doch verlobt und liebst sie.“

„Ich liebe sie auch. Aber nicht so sehr wie ich Euch liebe. Damals wusste ich nicht, was mich dazu trieb, Euch nachzureiten. Ich wusste nur, dass ich es unbedingt tun musste. Und nun weiß ich den Grund. Ich liebe Euch aus dem tiefsten Inneren. Ihr habt so viel für mich getan, doch wenn ich Euren Gesundheitszustand sehe, weiß ich, dass die Götter Euch dafür verflucht haben, dass Ihr einem dreckigen Sklaven wie mir eine Tempelausbildung ermöglicht habt. Deshalb lehnt bitte meine Liebe ab und schickt mich weit fort von Euch. Ich werde Räuber werden, ein Gesetzloser. Auch wenn ich Emenas nicht liebe, werde ich ihm auf die andere Seite folgen. Weit fort von Euren Geboten, weit fort von Religion. Nicht, weil ich ihn liebe, sondern weil ich Euch liebe. Stimmt die Götter wieder gnädig, indem Ihr mir alles nehmt und zeigt, dass der Fluch der Götter auf Euch Unrecht ist. Ihr seid rein und ich bin es nicht. Entscheidend ist nicht ein Brandmal auf meiner Schulter, sondern das Stigma in meinem Herzen. Nur das sehen die Götter. Ich weiß, es wird das Beste für Euch sein. Und wenn ich eines mehr als alles will, so ist es, dass Ihr glücklich werdet.“
 

Das war es also. Seth wollte Räuber werden und bei Emenas bleiben, weil er glaubte, Unglück über seinen Pharao zu bringen. Seine Religion und seine Königstreue gingen so weit, dass er alles aus Liebe verraten würde. Er wollte den Göttern zeigen, dass der Pharao seinen Fehler einsah und die Götter ihn von ihrem Fluch erlösten. Er ahnte nicht mal, dass das Unglück des Pharaos genau die Liebe war, welche erwidert wurde, ohne es zu wissen. Dass es ein verbotener Traum war, der geträumt werden musste. Seth war ihm nicht deshalb so treu, weil er es als Sklave gelernt hatte, sondern weil er ihn wahrlich liebte. Er würde selbst seinen hart erkämpften Kindheitstraum von der Priesterschaft aufgeben und ein gesetzloser Bandit werden, um seinen Pharao vor dem Zorn der Götter zu schützen.
 

Seth sagte nicht, dass er ihn liebte, sondern er handelte. Im ganzen Reiche gab es Menschen, die ihm sagten, dass sie ihn liebten, aber sie handelten niemals so. Und der einzige Mensch, der es ihm niemals gesagt hatte, war der einzige, der so handelte.
 

Noch niemals hatte Atemu sich so aufrichtig geliebt gefühlt wie in diesem Augenblick.
 


 


 

*************************************************************************************************

Ende? Nein, noch nicht! Wenn Ende ist, schreibe ich das drunter. Ihr braucht also nicht ängstlich zu fragen, ob da noch was kommt. ^^ Und auch hier ist die Story noch ganz sicher nicht zuende. Wer allerdings auf Zuckerendings steht, der darf hier gern aufhören zu lesen, denn es gibt eine kleine Träne im Knopfloch, wenn ich erst mit den beiden fertig bin. Wäre ja sonst langweilig, oda? ^^
 

Eigentlich wollte ich mich auch hier noch mal kurz zu Wort melden und allen Kommentatorinnen für ihre unglaublichen Worte danken. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Deshalb sage ich es mit den Worten meiner teuren Nekoi, die ich hier mal zitieren darf (hoffe ich ^^): „Nirgendwo; bei keiner anderen Autorin oder Autor, habe ich solche langen Kommentare gesehen, wie bei dir. Ich lese sie mir selbst gerne durch, weil es mich interessiert, was die andere so darüber denken. Aber es sind ja nicht nur lange Kommentare - sondern sie befassen sich auch tiefgehend mit dem Inhalt. Manche könnten doch glatt als eine Interpretation durchgehen. Das finde ich toll!“ Da kann ich mich nur anschließen. Ihr alle schreibt Kommentare, wo ich merke, dass ihr die Story wirklich versteht und auch versteht, was ich damit meine. Teilweise eröffnet ihr mir selbst neue Einblicke und ohne es wahrscheinlich zu wissen, schreibt ihr die Geschichte selbst mit. Kommentare wie eure sind pures Gold wert (oder eben Silber, da ich von einer Leserin gelernt habe, dass Silber in Ägypten noch seltener und teurer war als Gold) und wenn ich sage, dass ihr die Besten seid, dann glaubt mir das. Ich weiß, ich bin schlampig mit dem Antworten, weil ich sonst gar nicht mehr zum Schreiben komme, aber ich lese alles von euch und manchmal hüpfe ich vor Freude so laut durch die Wohnung, dass schon die Nachbarn an die Wände klopfen (das ist leider keine Lüge T_T). Ihr bedeutet mir wirklich viel. Das schreibe ich zwar jedes Mal, aber ich meine es auch jedes Mal. Und bei euch weiß ich wenigstens, dass ihr versteht, was ich schreibe.

Ich danke euch für alles. Eure masamume.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Statjana
2007-05-07T15:38:02+00:00 07.05.2007 17:38
wow, du bist klasse. Deine Story ist toll, also mach weiter so, und schreib endlich weiter, es ist so spannend wie es weiter geht. also bitte schreib schnell weiter.
Ich hab schon alles 2 mal durchgelesen und ich finde die Story ist klasse. Sowie dei idee. Seth als Sclave einfach cool. =) Ich frohe mich schon auf die fotsetzung =)=)
Von:  Onagadori-sama
2007-02-10T11:13:45+00:00 10.02.2007 12:13
So.... da bin ich wieder und hab mir mal wieder alles durchgelesen... ^^d Ich bin schon etwas verrückt, ich weiß, dass sagt mein Therapeut auch immer.
Aber nun zu einer winzig kleinen Sache, die ich mir doch sehr wünschen würde, auch wenn du wahrscheinlich diese Zeilen erst liest, wenn du bereits weiter geschrieben hast, aber vielleicht kannst du meinen Vorschlag doch irgendwo einbauen:
Ich habe mir die ganze Zeit schon gedacht das es mit den beiden kein so schönes Ende geben wird, soweit ist mir das auch klar und ehrlich, ich hab nichts dagegen!
Aber nun zu einer anderen Sache:
Kannst du etwas für mich tun? Was mich nämlich schon die ganze Zeit an diesem Fatil aufregt (habs jetzt endlich herausgefunden) und auch an den anderen die die Lustsklaven s o betrachten ist folgendes:
Für mich kommt es so rüber als würde Fatil Seth nicht nur kaltwillige Bosheit unterstellen, sondern es ihm auch noch zum Vorwurf machen, dass er Sklave ist/war und das er jetzt ein Leben als Priester leben wollte (HEY! ATEMU HAT IHN DOCH SELBER GEFRAGT WAS ER SICH FÜR SICH WÜNSCHEN WÜRDE!!!) Er und ich glaube das taten zu der Zeit noch ein paar andere, behandelt diese Menschen so, als wären sie freiwillig in die Sklaverei gegangen. Als würden sie gerne den reicheren Leuten den Arsch hinterher tragen und als würde es ihnen Spass machen, sämtliche, perverse Gelüste zu befriedigen die an sie gestellt werden! So kommt es mir nämlich schon die ganze Zeit vor! Armer Seth! Der konnte doch wirklich nichts dafür! Kannst du nicht wenigstens eine kleine Szene einbauen, wo diesem Vollidioten von WÜstenführer die KLappe runterfällt? Vielleicht wenn wir Seth einmal etwas wütender erleben, auch wenn das jetzt wohl nicht mehr möglich ist, aber es gibt ja auch noch Emenas! Der könnte doch auch mal sagen was sache ist! Und wehe wir erfahren nicht was zwischen den beiden gelaufen ist! °^o^° *emenasundsethfähnchenbastelngeh*
Inzwischen weiß ich auch, warum der gute Emenas mir SO taugt! Du hast bei ihm nämlich mein Traummanprofil beschrieben, kein Wunder also, dass mir der Schaum aus dem Mund läuft und das wir hier für meinen Sabber ein Auffangbecken aufstellen müssen! Verdammt! Ich liebe große, durchtrainierte Männer die auch noch lange schwarze Haare haben mit grünen Augen !!!!!!!!!!!!!!!!!!
>/////< Ich bin ja sowas von verknallt in den Kerl!!
^^d Wie gesagt, ich finde die Story einfach nur noch schön und bin ehrlich froh, dass du sie nicht mit einem schnöden Dolch beendet hast! Wenn man schon so lange braucht zum hochladen, dann können die Fans sich schon was denken... das must du eben als zukünftige Starautorin verstehen!

So und nun muß ich wieder in meinen HÜhnerstall zurück! Die warten da alle schon auf mich und heute ist "Canasta-Abend", man sieht sich, man liest sich!

Gruß d. Sandra
Von:  Onagadori-sama
2007-02-10T11:13:40+00:00 10.02.2007 12:13
So.... da bin ich wieder und hab mir mal wieder alles durchgelesen... ^^d Ich bin schon etwas verrückt, ich weiß, dass sagt mein Therapeut auch immer.
Aber nun zu einer winzig kleinen Sache, die ich mir doch sehr wünschen würde, auch wenn du wahrscheinlich diese Zeilen erst liest, wenn du bereits weiter geschrieben hast, aber vielleicht kannst du meinen Vorschlag doch irgendwo einbauen:
Ich habe mir die ganze Zeit schon gedacht das es mit den beiden kein so schönes Ende geben wird, soweit ist mir das auch klar und ehrlich, ich hab nichts dagegen!
Aber nun zu einer anderen Sache:
Kannst du etwas für mich tun? Was mich nämlich schon die ganze Zeit an diesem Fatil aufregt (habs jetzt endlich herausgefunden) und auch an den anderen die die Lustsklaven s o betrachten ist folgendes:
Für mich kommt es so rüber als würde Fatil Seth nicht nur kaltwillige Bosheit unterstellen, sondern es ihm auch noch zum Vorwurf machen, dass er Sklave ist/war und das er jetzt ein Leben als Priester leben wollte (HEY! ATEMU HAT IHN DOCH SELBER GEFRAGT WAS ER SICH FÜR SICH WÜNSCHEN WÜRDE!!!) Er und ich glaube das taten zu der Zeit noch ein paar andere, behandelt diese Menschen so, als wären sie freiwillig in die Sklaverei gegangen. Als würden sie gerne den reicheren Leuten den Arsch hinterher tragen und als würde es ihnen Spass machen, sämtliche, perverse Gelüste zu befriedigen die an sie gestellt werden! So kommt es mir nämlich schon die ganze Zeit vor! Armer Seth! Der konnte doch wirklich nichts dafür! Kannst du nicht wenigstens eine kleine Szene einbauen, wo diesem Vollidioten von WÜstenführer die KLappe runterfällt? Vielleicht wenn wir Seth einmal etwas wütender erleben, auch wenn das jetzt wohl nicht mehr möglich ist, aber es gibt ja auch noch Emenas! Der könnte doch auch mal sagen was sache ist! Und wehe wir erfahren nicht was zwischen den beiden gelaufen ist! °^o^° *emenasundsethfähnchenbastelngeh*
Inzwischen weiß ich auch, warum der gute Emenas mir SO taugt! Du hast bei ihm nämlich mein Traummanprofil beschrieben, kein Wunder also, dass mir der Schaum aus dem Mund läuft und das wir hier für meinen Sabber ein Auffangbecken aufstellen müssen! Verdammt! Ich liebe große, durchtrainierte Männer die auch noch lange schwarze Haare haben mit grünen Augen !!!!!!!!!!!!!!!!!!
>/////< Ich bin ja sowas von verknallt in den Kerl!!
^^d Wie gesagt, ich finde die Story einfach nur noch schön und bin ehrlich froh, dass du sie nicht mit einem schnöden Dolch beendet hast! Wenn man schon so lange braucht zum hochladen, dann können die Fans sich schon was denken... das must du eben als zukünftige Starautorin verstehen!

So und nun muß ich wieder in meinen HÜhnerstall zurück! Die warten da alle schon auf mich und heute ist "Canasta-Abend", man sieht sich, man liest sich!

Gruß d. Sandra
Von:  Lillyko
2007-01-28T01:13:03+00:00 28.01.2007 02:13
So, jetzt bin ich erst mal durch das Kapitel durch.
Ich so froh, das sie es endlich geschafft haben...
(Ich habe zwischendurch auf meine tischplatte gehauen als Emenas gekommen. Meinen rechner mit "Sag es ihm endlich" angeschrieen als Seth so rumgedruckst hat und mir mit der flaschen hand auf mehrmals auf der Stirn rumgeklopft, als Atemu meinte "du liebst mich nicht wirklich, ein wesen wie mich" usw)
Nur das du mal weißt wie sehr mich deine wunderbaren FFs aus der Fassung bringen (und das nur im positvsten sinne) (das ich öfter mal wie von der tarantel gestochen aufspringe und erst mal ein paar runden durchs zimmer renne, weil es so unerträglich spannend ist, kenn ich ja schon von der drachensaga, ich weiß, da schulde ich dir noch einen langen kommi, aber ich muss zuvor einige stellen nochmal lesen)

ich freu mich so für Atemu, das er jetzt endlich erkannt hat, wie sehr er geliebt wird. er hat das so sehr verdient, nachdem er immer nur an andere, nie an sich selbst gedacht und so sehr gelitten hat. ich freue mich einfach. Ich hätte mir so sehr gewünscht, das er seth in den arm nimmt, oder küsst oder irgendetwas tut, damit der sich nicht so unzulänglich vorkommt, aber gut. muss ich halt mit leben. ich wünsche den beiden so sehr, das sie glücklich werden, weil sie es wirklich verdient haben. so dass ich dem ende nicht nur mit einem weinenden auge entgegen sehe, weil diese wunderbare geschichte dann zu ende seien wird, sondern auch weil die Spoilerwarung schon wieder angesprungen ist.
ich werde es aber selbstverständlich trotzdem lesen, weil ich wissen möchte, was du dir für sie ausgedacht hast. ich bin sehr gespannt, wie du ihre situation betrachtest.
es ist wohl ein bisschen naiv zu glauben, das für zwei menschen , so wundervoll und liebenswert und reinherz sie auch sein mögen, oder gerade deshalb weil sie das verwundbarer macht, zwei menschen von so unterschiedlichem Stand in einer gesellschaft in der das eben soviel bedeutet, mit einander ihr glück finden könnte. auch wenn ich es ihnen von ganzem herzen wünschen würde, nach allem leid, das sie ertragen mussten.
wie es ein chara aus einer serie die ich sehr mag so wunderbar ausdrcückte :"Die Geschichte ist nicht immer gut zu ihren großen Helden." (Irho, aus Avatar)
ich hoffe es bleibt bei einer sehr kleinen träne im knopfloch...
wieauchimmer, du bist und bleibst eine meiner liebsten autorinnen. ich lese bei keiner so oft mit herzschmerzen, oder glücksgefühlen wie bei dir. deine charas sind wundervoll und es ist eine bereicherung, ein neues Kapitel von dir unter die Augen zu bekommen!
*dich ganz doll umarm*
dat kleine Lillyko


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