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LBM 2010 Leipziger Buchmesse 2010, 2010, Buchmesse, Leipzig

Autor:  diehandvongott
Grad der Gesamtfertigstellung: 100 % FERTIG!
Fotos sind freigeschaltet.
Gesamtanzahl: 60

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Berlin, Freitagabend, 19.03.2010

Ich packte die Sachen, die ich nicht schon eine Woche vorher bei Anne deponiert hatte, zusammen und schaute noch mal nach meiner Abfahrtszeit, um am Samstag pünktlich sein zu können. War alles dabei? LIMIT-Buch, noch 1x Wechselwäsche, obschon in Halle/Saale deponiert, 2 Yu-Gi-Oh!-Decks, um mit irgendwem zocken zu können bzw. um sie auf der Messe auf Tauglichkeit testen zu können, Kamera samt 8 Akkus und 4 Batterien, ich hatte sogar an etwas zu Essen gedacht. Nur nicht mehr am Samstag…

Berlin, Samstag, früher Morgen, 20.03.2010

Trotz dass ich erst sehr spät ins Bett gegangen war, klingelte mich der Wecker unbarmherzig (wie auch, ohne Herz?) aus dem Selben und zwang mich, mich für den Tag ausgehfertig zu machen. Mit Schwung entstieg ich den weich gewebten Stoffen der Träume und kam 2 Meter tiefer auf dem harten Holzfußboden der Realität und des Tages an. Mit geübten Bewegungen schaltete ich dem PC an, kontrollierte erneut meine Fahrverbindung und gab mich der Passion des Duschens hin, während metallische Klänge von Amon Amarth, Korpiklaani und Co. den Weg in mein Ohr fanden.
Absolut pünktlich machte ich mich auf, in den Untergrund Berlins abzutauchen, um dann zirka 10 km weiter südlich wieder das gedämpfte Licht der Sonne durch die Regenwolken zu erblicken.

Berlin, 09:45 Uhr

15 Minuten später als eigentlich verabredet, sah ich Joanas blauen Flitzer, aus dem Elena ausstieg, um mir das Einsteigen zu ermöglichen, da ich die Fahrt auf der Rückbank verbringen musste. Das klingt jetzt böser, als es war. Nach einer kurzen Tour durch den Südwesten Berlins auf der Suche nach dem Autobahnzubringer und einer Möglichkeit, auf diesen und dann auf die Autobahn zu kommen, fuhren wir erstmal gleich in einen Stau, der sich nur zäh bewegte, gleich der Zahnpastamasse, wenn man zu lasch auf die Tube drückt. Erste Antistress-Zigaretten wurden geraucht und ich war mir sicher, dass das allgemein schon lange nicht mehr die ersten Zigaretten waren, die Joana und Elena rauchten. Mir als Ex-Gelegenheitsraucher war das aber egal, zumal das Fenster auf der Fahrerseite einen Spalt offen stand und sich der Rauch ohne Umschweife mit der regenfeuchten Außenluft vermischte.
Zur allgemeinen Heiterkeit trug erheblich bei, dass Joana und Elena irgendwelche Quizkarten mitgenommen hatten, deren Beantwortungsgrad man getrost von „babyleicht“ bis “unmöglich“ klassifizieren konnte. Es war nur schwer auszumachen, wie viel Aktualität die Fragen besaßen, ließen bei Themen wie Moderationen von gewissen Sendungen auf gewissen Sendern vermuten, dass es nicht weit her war mit der Präzision. Oder wir waren einfach teilweise nur dermaßen unwissend, dass wir nicht einmal das feststellen konnten.
Nach gut 10 Minuten und 10 km waren wir endlich eine Auffahrt hochgefahren, die mit der gewünschten Information aufwartete, den Zubringer zu erreichen. Sofort nach einer guten Linkskurve erstreckte und verbreiterte sich diese Straße auch auf stolze 3 Spuren pro Fahrtrichtung – mit der Abfahrt auf der falschen Seite. Mit den Worten „Hier kann ich nie wenden“ und einer roten Ampel in Sichtweise vollführte Joana die perfekteste Kehrtwendung (auch U-Turn genannt), die ich jemals erlebt habe. Vermutlich eben jener roten Ampel geschuldet, zog sie geschmeidig über alle 6 Spuren und raste mit ansteigender Geschwindigkeit auf die ersehnte Abfahrt zur Autobahn hin. Die Kilometer und die Zeit flogen dahin und viele Fragen wurden beantwortet sowie Brötchen vernichtet, auf einmal meldete sich Martina bei mir.

Aus einem mir bis heute unbekannten Grund waren Martina und die anderen in der Prärie namens Blönsdorf mit dem Zug hängen geblieben. Wie ich immer so gern sage: in the middle of nowhere, mitten in der Matrix. :) Warum auch immer, aber die Bahn machte dort einen Stopp und schmiss alle Leute raus, deren Weitertransport von nun an mit Bussen durchgeführt werden sollte, die sie nach Lutherstadt Wittenberg bringen sollten. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass schon Lutherstadt Wittenberg nicht die Erfüllung aller Träume von hängenbleibenden Bahnreisenden ist, aber Blönsdorf… Das muss wohl noch eine Spur härter sein. Ich habe Fotos davon gesehen und es macht den Eindruck, in Burkittsville wäre mehr los als dort.
Der Plan, zusammen auf dem Gelände einzutreffen und sich dann mittels einer (Schüler-)Gruppenkarte in die Hallen des Messegeländes zu schlagen, drohte an dieser Sache schon jetzt zu scheitern, obwohl wir noch nicht mal in der Nähe von Leipzig waren. Ich teilte den anderen im Auto mit, was Martina, Viktoria, Dorothee und den anderen beiden (Asche auf mein Haupt, ich weiß ihre Namen nicht) widerfahren war und was wir nun unternehmen sollen? Unsere Autofahrt verlief ja ohne Probleme, wenn man mal von dem dringenden Bedürfnis absah, sich die Beine vertreten zu wollen, welchem dann auch irgendwann Tribut gezollt wurde.
Das Wetter wurde sichtlich heller und auch der Regen war zu der Erkenntnis gekommen, dass es uns besser geht, wenn er sich sein Wasser für andere Autofahrer aufhob. Es dauerte nicht lange, und andernorts waren die versprochenen SEV-Busse angerollt. Soll heißen, es kam erstmal nur ein Bus, in den dann natürlich alle einsteigen wollten. Der Mensch ist ja ein Herdentier. Außer Martina. :D Nee, Scherz. Soweit ich das den Erzählungen entnehmen konnte, gab es da ein kleines, aber bedeutendes Kommunikationsproblem und auf einmal stand Martina alleine in BLÖNSDORF. (Tust mir immer noch leid. :)) Martinas zweiter Anruf ereilte mich, wie der erste, mitten in der Fahrt. Nachdem ich mir die Fortsetzung der Geschichte von vorhin angehört hatte, die wirklich nur das Leben selber schreiben kann, waren wir 3 dazu gezwungen, eine Entscheidung zu treffen. Entweder warten wir ehren- und kumpelhaft auf die anderen Weltenbummler und nehmen dafür mindestens eine zusätzliche Stunde Wartezeit (vermutlich dann direkt vor dem Eingangsportal) in Kauf ODER wir gehen schon vorher in die Messe und suchen uns dort noch Leute zusammen, mit denen wir dann ein Gruppenticket (für jeden) erstehen konnten. Die Entscheidung fiel – und sie fiel uns nicht so schwer.

Leipzig, 12:00 Uhr

Etwa um diese Zeit kamen wir auf dem Messegelände an. Mürrisch die happige Parkgebühr von 5 € entrichtend (vermutlich Messepreis), hatten wir uns zwischen sehr vielen anderen Wagen gestellt und waren mit Sack und Pack Richtung Westeingang unterwegs. Ich erhielt einen Anruf von Anne, die mich darüber in Kenntnis setzte, dass sie und ihre Freundinnen noch ein bisschen länger mit der Straßenbahn zum Gelände brauchen würden und dass wir uns dann am Westeingang bei den bunten Löwen treffen würden.
Da Martina am Telefon gemeint hatte, wenn ich wissen wolle, wie es den anderen geht, soll ich sie (die anderen) doch einfach anrufen, tat ich dies auf dem Weg. Natürlich ging zuerst keiner ran. Hätte mich eigentlich nicht wundern sollen, aber nachdem ich beide Male die Möglichkeit außer Acht gelassen hatte, mein Geld in Worten auf Viktorias und Dorothees Anrufbeantworter zu bunkern, rief kurz danach Vicky zurück und ich erklärte ihr, was weiterhin geschehen war und wie weit wir (Joana, Elena, ich) inzwischen gekommen waren. Das Gespräch war kaum zu führen, da der Wind doch arg an meinem Handy zerrte, als wollte er selber noch mal mit Vicky reden. Ich blieb standhaft.
Ich machte die ersten Fotos, die zum Zeitpunkt, da ich dieses schreibe, noch auf ihre Freischaltung auf Animexx warten. Inzwischen sind sie aber für jedermann zugänglich.
Wir gingen also am Osteingang vorbei, unter den Laufwegen hindurch, die die einzelnen Hallen mit der Haupthalle verbinden und somit den Eindruck erwecken, ein überdimensionaler Glaskäfer sei hier nach seiner Landung einfach liegengeblieben. Unter den Beinen innerhalb des transparenten Körpers des Käfers entdeckte ich sofort eine markante Kamera und einen noch markanteren Zopf, die ich beide Christoph zurechnen konnte. Fleißig dabei, das Lächeln von Cosplayern auf ewig einzufangen und der Nachwelt zu erhalten. Wir erreichten den angestrebten Eingang sowie die Löwen, die übrigens den UBB (den United Buddy Bears – den Berliner Bärenfiguren) als Vorlage dienten. Nun waren wir nach einer kurzen Findungsphase schon 6 Personen, also machten wir uns auf die Suche nach 4 weiteren Mitstreitern, die dem gleichen Gedanken nachhingen, nämlich so billig wie möglich die Buchmesse zu erkunden. Unsere Suche endete fast so schnell, wie sie begonnen hatte. Eine Gruppe Asiaten (vermutlich Japaner) waren ebenfalls auf der gleichen Suche und brauchten nur noch 1 Person, um 10 Leute zu zählen, die für die Gruppenkarten Voraussetzung waren. Sie sprachen sehr gut Deutsch, soweit ich das heraushören konnte, was die Kommunikation ungemein erleichterte.
Irgendwie schafften Sie es auch, der Dame am Schalter klarzumachen, dass wir alle noch Schüler waren, was ich sehr erstaunlich und witzig fand – und nicht nur ich. Ich brauche wohl nicht anzumerken, dass ich weder die Kasse noch die Kassiererin meinen Schülerausweis je zu Gesicht bekamen. Nachdem dann auch das ganze Wechselgeld und die Karten verteilt waren, konnte es endlich heißen: LEIPZIGER BUCHMESSE – WIR KOMMEN!!

Leipzig, 12:15 Uhr

Wir hatten nun also unsere Karten. Was jetzt? Na, ab auf die Messe. Wir ließen die Asiaten unter sich und strömten durch die Absperrgitter, die zahlende Besucher von nicht zahlenden Besuchern trennten. Da wir 3 uns auch von Anne, Agnes und den anderen abgekuppelt hatten, warf sich uns daher die Frage vor die Füße, in welcher Halle wir uns als erstes umsehen wollen? Wir entschieden uns, das Gelände in der Reihenfolge der Nummerierung zu erschließen, suchten also den Weg in Halle 1 und fanden uns in Halle 3 wieder. Irgendwas war da schief gelaufen, vielleicht aber auch wir. Völlig planlos, in doppelter Hinsicht, da wir keinen Messeplan hatten, begaben wir uns voran, immer im guten Glauben, doch noch zurückzufinden und die Messe zu erobern. Angesichts der Tatsache, dass wir gar nicht in Richtung Halle 1 liefen und zufällig Anne & Co. wiedertrafen, bogen wir alle gemeinsam einfach (und resignierend) den Weg zu Halle 2 ein.
Halle 2, DAS Mekka der Leipziger Buchmesse, was zumindest uns anging. Der Weg dorthin durch die röhrenförmigen Brücken hinein in den quadratischen Ausläufer, die Halle an sich, war gesäumt von Cosplayern und anderen Leuten, die sie fotografierten. Mir fiel ein Seniorenpaar auf, welches sehr mürrische Blicke auf die kostümierten Menschen warf. Schmunzelnd zog ich mit den anderen an ihnen vorbei. Wir betraten den Vorraum der Halle und wurden von einer Masse an sitzenden und stehenden Cosplayer empfangen, die das ganze Terrain fast schon auf eine „seuchenverbreitende“ Art eingenommen hatten, so, als würden sie darauf warten, dass das richtige Opfer käme, dem sie sich dann alle an den Hals und sonst wohin werfen könnten. Mit der gleichen Vorsicht, mit der man Wegelagerern aus dem Weg geht, gingen und stiegen wir an Menschen vorbei und über andere drüber weg, bis wir schließlich in der eigentlichen Halle angelangt waren.

Leipzig, Halle 2, 12:30 Uhr

Elena, Joana und meine Wenigkeit kämpfen uns durch einen Schlauch von Schweiß, Wärme und verbrauchten Atems. Die Massen, die hier unterwegs waren, standen in keinem Verhältnis zu den anderen Massen, denen wir bisher begegnet waren. Es schien, als hielten sich die Besucher zu 50 % in Halle 1, 3 bis 5 und der Haupthalle und zu 50 % in Halle 2 auf. Nach und nach wurden wir auseinandergedrängt, während sich Joana immer weiter und schneller durchschlängelte, gerieten Elena und ich immer weiter ins Hintertreffen und uns drohte schon, Joana zu verlieren. Es kam aber nicht so schlimm und durch eine sich günstigerweise auftuende Lücke schlüpften wir, als wenn man sich vor dem Regen unter einen Dachvorsprung rettet, hindurch und fanden wieder Anschluss zu Joana. Wir folgten meinem Vorschlag, nach links ins Zentrum zu streben, immer gerade zu zur scheinbaren Wurzel allen Übels (also Schweiß etc.).
Es ging gar nichts mehr, dabei waren wir gerade erstmal 30 Minuten auf der LBM. Diesmal ging ich voran, vielleicht, weil ich der Größte von uns allen war. Ich bahnte uns eine kleine Schneise durch das scheinbar tief verwachsene Gestrüpp des Besucherdschungels, dicht hinter mir Joana und Elena. Nach manch uninteressantem Stand kamen wir so langsam (sooooo~ langsam) in die Richtung, in die wir eigentlich wollten, auch wenn wir verschiedene Endziele hatten. Joana wollte unbedingt zum Fantasy-Stand und als sie einen erblickte, sah man sofort auch das Leuchten in ihren blauen Augen, ähnlich dem Leuchten, wenn man seinem Kind auf dem Rummel eine Portion Zuckerwatte spendiert. Herrlich. :) Zur mäßigen Enttäuschung Joanas (was auch ihr Leuchten etwas ermattete) war dieser Stand über und über mit Büchern über Trolle. :D „Wer will schon was über Trolle lesen“, schallte es recht brüskiert in meinen Ohren und ich konnte mich eines Lächelns nicht entziehen. Ich kenne das ja auch, wenn ich von etwas im ersten Moment begeistert bin, nur um später festzustellen, dass es gar nicht so toll ist. Doch Joana ließ sich nicht so einfach unterkriegen. Die zirka 178 km sollten ja auch nicht umsonst gefahren worden sein.
Ich schaute mich ebenfalls um, allerdings nur semi-interessiert an den Fantasygeschichten, und sagte zu Elena, dass ich mich mal in den Go-Stand begeben werde, um dort meine Sachen abzugeben. Ich war irrig davon ausgegangen, dass sie irgendwann auch dort mal auftauchen würden, um dann gemeinsam mit mir weiterzuziehen. Ich sollte mich getäuscht haben.
Gefangen in Halle 2 (es gibt Schlimmeres) zwischen so vielen Menschen, die ich alle gar nicht kennenlernen wollte, stand (statt ging) ich meinen Weg in eine unbekannte Welt, um an deren Ende den Go-Stand zu finden. Es glich der Suche nach dem geheimnisvollen, goldenen El-Dorado, nur dass hier andere Gefahren lauerten und auch sofort zuschlugen, als ich mal unachtsam ob der Umgebung war, tunlichst darauf bedacht, alle mitgebrachten Wertgegenstände zu verteidigen (Brieftasche etc.). Etwas kam von hinten auf mich zu, spitz, schnell, rammte sich schließlich in meinen Kopf. Schmerzhaft hatte mich ein Ellenbogen (o.ä.) getroffen, was in meinem Munde prompt das Wort „Aua“ formte und sodann auch freiließ, um im nicht wirklich leisen Getöse der Menge fast sofort unterzugehen, wie ein Kraier bei starkem Wellengang. Da es von hinten kam, konnte ich es ja nicht sehen, doch meiner verbalen Äußerung schloss sich aus gleicher Himmelsrichtung ein „Sorry“ an. Naja, wenigstens hatte ich die Schuldige dann gesehen, unfähig aber, sie an den Pranger zu stellen. Wie durch ein Kornfeld mähte ich jetzt durch das Wabern und Wiegen, bewegte mich mehr seitwärts als vorwärts fort, um windschnittiger und stromlinienförmiger durch das Gedränge zu flutschen. (Das muss mir erstmal einer nachmachen: flutschend mähen :P) Mein Handy klingelte, es war Thomas. Wir versuchten, uns gegenseitig zu lokalisieren und ich gab ihm meine Koordinaten durch („Ich steh’ hier unter einem ‚Dofus’-Banner. Siehst du das?“ – „Nee.“ – „In welcher Halle seid ihr denn?“ – „2. Komm’ mal zum Ausgang 2.8.“ – „Ok, bis gleich.“). Die Ziffern 2 und 8 mit dem Punkt dazwischen hatte ich eh anpeilen wollen, wie günstig, dass Thomas, Yuri-Jan und Jens sich dort befinden würden.

Leipzig, 13:00 Uhr

Wir trafen uns, wie vor 5 Minuten verabredet. Noch immer war ich innerlich nicht ganz darüber hinweg gekommen, wie es Leute ernsthaft in Erwägung ziehen konnten, ein (vermutlich) MMORPG wirklich Dofus zu nennen. Wer früher, wie ich, noch regelmäßig Mickey Maus-Hefte gelesen hat, muss unweigerlich an Doofus Duck denken, den wohl schusseligsten Duck, den die Entenhausener Welt zu bieten hat. Wer waren diese Leute, die in letzter Instanz diesem Namen das ‚OK’ gaben? Ich weiß es nicht und bin mir nicht sicher, ob ich es je wissen will…

Jedenfalls trafen wir uns. Ich hatte eigentlich erwartet, mehr als nur 3 Personen zu treffen und fragte deshalb auch nach, wo denn Katja und Shinji-Jan seien. Sie waren halt woanders… Ich ging zu dem Zeitpunkt davon aus, dass ich ihnen noch mal über den Weg laufen würde. Diese Annahme, um das mal vorweg zu nehmen, sollte sich als naiv erweisen. Wie töricht.
Mit meiner neuen Begleitung trat ich in den nicht weit entfernt gelegenen Go-Stand ein. Finally at home. :) Ich erwartete, viele bekannte Gesichter zu sehen und wurde diesmal auch gar nicht enttäuscht. :) Thomas hatte mir auf dem Weg lustige Geschichten von selfmade-Kampfanzügen (oder self-bezahlt?) erzählt und von Einsätzen in amerikanischen Krisengebieten. Ich hatte, ehrlich gesagt, nicht ganz so 100%ig zugehört, weil ich noch vom Odem des Fleischgemischs (so reich an Tagen) benebelt war. Entschuldige bitte, Thomas.
Als erstes erblickte ich Nicole, dann folgten sogleich Anke, Uta und Mandy und am Tresen schließlich Vivian, Stefanie und Markus. Gunnar war natürlich nicht zu übersehen, dafür war Christoph nicht im Stand, sondern war am Samstag als Besucher unterwegs, wie ich mir erklären ließ. Es war völlig in Ordnung, wie es war. Der Go-Stand war bis zur imaginären Dachkante mit spielenden Menschen besetzt und kein Stuhl war ohne Person, die ihn plattsaß. Zufrieden, aus der Sicht eines Helfers betrachtet, stellte ich dies fest und verstaute meinen Rucksack und meine Jacke hinter dem Tresen, entnahm meine beiden Decks, drückte Stefanie, die mich mit den Worten „Wann gehen wir mal Sushi essen?“ herzlich begrüßte. Ich sah das Go-Rätsel ausliegen und konnte nicht umhin, es zu lösen. 4 Stunden später sollte die Auflösung erfolgen, doch ich tat mich schon mit der ersten Frage schwer – zu meiner persönlichen Überraschung. Die restlichen Fragen waren dafür kein Problem, sodass ich mir sicher war, unter die möglichen Gewinner zu kommen. Dann traf mich Daniel. Ich war freudig überrascht, wir quatschten ein bisschen und ich erzählte ihm, dass ich seit geraumer Zeit in Berlin lebe, was ihm sichtlich neu war. Er schlug mir vor, doch mal wieder etwas engeren Kontakt zu halten und ich gab ihm meine Handynummer und meine Emailadresse. Im Gegenzug bekam ich eine seiner Visitenkarten mit seiner aktuellen Handynummer. Wieder zusammen mit Thomas, Yuri-Jan und Jens unterwegs sowie mit meinen beiden Decks im Anschlag, kamen wir an der direkt zum Go-Stand benachbarten Spielfläche des Amigo-Standes an, wo in dem Moment ein freier Tisch dazu einlud, ihm Gesellschaft zu leisten. Zielgerichtet steuerte ich darauf zu, nahm Platz, doch schon wurden wir von einem „Amigo“ im sachlichen, teils flapsigen Ton darauf hingewiesen, dass wir mit Non-Amigo-Spielen dort nichts zu suchen hätten. Danke für die Freundlichkeit…
Etwas weiter lagen allerdings Yu-Gi-Oh!-Spielmatten aus, sodass wir entschieden, unser Sitzfleisch hier zu deponieren und ein Spiel zu wagen. Jens trat als Erster gegen mich an mit einem seltsam zusammengestellten Deck, zu dessen höherer Spielmechanik mir der Zugang leider verwehrt blieb. Immer wieder kamen Monster aufs Feld, deren Effekte Jens nicht nutzen konnte und die nur wegen ihrer guten ATK-Werte in das Deck aufgenommen wurden. Mein Wasserdeck strauchelte einen Moment, ich zog schlecht und verlor das erste Duell. Yuri-Jan mischte dann meine Karten mit seinen goldenen Händen und es lief wirklich besser. Ich hatte eine super Starthand und faltete Jens zu einer hübschen Origami-Ente zusammen. Das Wasserdeck funktionierte ja tatsächlich mal. Allerdings kam ich mit Thomas’ Blink-blink-Taschenrechner nicht gut klar, ich vermutete, dass unsere Auren nicht kompatibel waren. Aber ein Gutes hatte es trotzdem, denn der Herr und Meister persönlich widmete sich der Aufgabe, meine LP im Taschenrechner festzuhalten. Es stand 1:1 und das entscheidende Duell startete. Wieder hatte ich eine gute Hand und es gelang mir mit einer beherzten Aktion, und Dank meines Daedalus, Jens ein weiteres Mal zu besiegen. Somit gewann ich das Match. Ich glaube, Jens muss noch ein bisschen an dem Deck feilen und diese effektlosen Effektmonster austauschen.
Dann fragte Yuri-Jan, ob er mit einer nicht ganz so turnierlegalen Variante eines Harpyiendecks gegen mich antreten dürfe. Meine Decks sind zwar generell immer auf Turnierformat ausgelegt, was mir in diesem Fall bewusst einen Nachteil verschaffte, aber kneifen gilt ja nicht und ich hatte sowieso kein Problem damit. Ich nahm mein zweites Deck, ein Finsternisdeck um die Karte „The Wicked Avatar“, und spielte gut auf. Ich bekam recht schnell starke Monster aufs Feld und konnte dank des Effektes von Doppelter Coston den Avatar beschwören, der allerdings nicht lange auf meinem Feld verblieb. Trotzdem ging diese Runde an mich. In der nächsten Runde musste ich dann einen Kniefall machen, der von einem Raigeki (VERBOTEN!) herbeigeführt wurde. Schutzlos musste ich mich den Harpyien ergeben, sodass dieses Match 1:1 unentschieden endete. Thomas & Co. zogen danach wieder ihrer Wege und ich begab ich zurück in den Go-Stand, um meine Decks in Sicherheit zu bringen.
Die Zeit verging unmerklich. Ich spielte die eine oder andere Partie Go, unterhielt mich mit den Go-Helfern und aß deren Nahrungsbestände weg. Von Martina und Vicky und den anderen hatte ich bis dato kein weiteres Lebenszeichen erhalten, doch dann meldete sich gegen 14:40 Uhr Joana. Sie sagte, sie hätten jetzt genug gesehen und würden sich demnächst wieder auf den Rückweg machen, ohne noch auf die anderen warten zu wollen. Ich tat recht wenig, um sie davon abhalten zu können, merkte aber immerhin an, dass die anderen dann sicher enttäuscht sein würden. Es änderte dennoch nichts, da ihr Entschluss schon festzustehen schien. Direkt danach wählte ich Martinas Nummer, fragte sie nach ihrem Befinden und wo sie denn inzwischen abgestiegen sei.

Leipzig, Go-Stand, 15:00 Uhr

Schon vor ein paar Tage vor der Buchmesse hatte ich mir mit Theresa ausgemacht, dass wir uns (unbedingt) sehen wollten. Für um 3 hatten wir uns im Go-Stand verabredet, weswegen ich es für angemessen hielt, schon etwas eher zugegen zu sein. Darüber hinaus hatte ich erwartet, dass Theresa ähnlich denken würde, da wir uns ja auch in vielen anderen Sachen einig sind. Dann sah ich ihre Gruppe, wie sie vom „Hintereingang“ her kommend von den Go-Helfern begrüßt wurden, als würden heimgekehrte Astronauten über den New Yorker Time Square chauffiert werden. Mit Blicken suchte ich sie ebenfalls, ohne allerdings in die Hysterie einzustimmen, da ich gerade einen der 2 gemütlichen Barhocker hinter dem Tresen okkupiert hatte und warten wollte, bis sie sich mit den anderen vorgearbeitet hatte. Schließlich erblickte ich sie dann mit weiß-blauer Jacke und, oha, braunen Haaren. Jaja, das Cosplay eines völlig unrühmlichen und total unbekannten Mangas über tennisspielende Jugendliche. ;)
Unsere Begegnung war wie gewohnt herzlich und voller guter Emotionen, oder wie es so schön heißt: es menschelte.
Ich hatte für einen winzigen Moment Angst, sie könnte ihren Haaren etwas angetan haben, was dann außerhalb des Rausches der Buchmesse zu ohnmachtsähnlichen Erkenntnissen führen würde. Aber nach einer klärenden Antwort auf meine Frage und einem zweiten kritischen Augenzwinkern erkannte ich die sehr gute Perücke. Es war ein wirklich sehr schöner, aber leider auch viel zu kurzer Moment. Wir hofften, einander noch mal auf der Messe zu sehen, spätestens dann am Sonntag. Was dann letztendlich daraus werden sollte, konnten wir beide zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Ich widmete mich wieder Gesprächen mit Anke und Uta, die meinte, dass es bald wieder Zeit für die nächste Go-Einführung am Demobrett wäre, da diese halbstündlich zelebriert werde und es auf 15:30 Uhr zuging. Uta hatte gerade keine Lust, da sie schon 3 Einführungen abgehalten hatte und Bernhard und Gunnar gerade anderweitig beschäftigt waren. Mandy, Nicole und Vivian hätten wohl eh nicht gewollt und Anke hatte den Tresen unter Kontrolle und spielte fleißig gegen Anfänger und Interessierte, wobei es da fast nie einen direkten Unterschied gab und gibt. Natürlich wollte ich insgeheim schon immer mal die Einführung machen, war aber ob des Publikums bisher recht unsicher, was man dann vielleicht auch gemerkt hatte, als ich mit dem Mikro in der Hand vor 3 Reihen von Stühlen (mit Menschen darauf) stand und den Beginn der Einführung ankündigte.

Leipzig, gegen 15:30 Uhr

Kurz zuvor hatte mir Uta noch wertvolle Hinweise gegeben, wie ich die Einführung etwas luftig-lockerer und einfühlsamer machen könnte. Ich nahm die Tipps auf wie ein Schwamm Wasser aufsaugt. :) Ich stellte mich der wissbegierigen Meute namentlich vor und erhaschte einen ersten flüchtigen Blick über die armen Leute, die sich einem Moderator ohne jegliche Moderationserfahrungen anvertrauen mussten in der Hoffnung, dass ihr Interesse an diesem mystischen Spiel geweckt werden würde. Ich hatte Thomas davon überzeugen können, sich dieses Spiel, was seine Freunde Sophie und Roman seit Jahren mit schwankender Begeisterung (aber unablässig) spielen, erklären zu lassen. Aber zurzeit hatten er und die anderen noch andere Pläne und Gänge, die es zu erkunden galt. Im verehrten Publikum hatte ich auch einen neunmalklugen Naseweis, der schon ein bisschen was über das Spiel wusste (wahrscheinlich nur die Regeln^^) und deshalb stark sein Wissen profilieren musste, was mir innerlich extrem auf die Nerven ging. Aber man macht ja gute Miene zu bösem Spiel. Go ist aber nicht böse, nur noch mal als Anmerkung. :)
Ich begann die Erklärung des Spiels mit der einleitenden Frage, ob schon mal jemand was über das Spiel wusste. ZACK, ging der kleine Popelfinger nach oben, er kam dran und tat sein schier unerschöpfliches Wissen kund. Ja, er hatte tatsächlich schon mal was von dem Spiel gehört... Ich erzählte dann den Unwissenden, was man so über Go wissen muss. Wo es herkommt, wie alt es ist, wer mit was spielt und die Regeln eben. Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich nur am LBM-Wochenende Erklärungen dieses schönen Zeitvertreibs abgeliefert hatte. Wenn man die Assistenz für Utas Go-Einführung eine halbe Stunde später augenzwinkernd vernachlässigt, habe ich mit einer Ausnahme keiner anderen Person Go nähergebracht. Daher hatte ich auch kein durchdachtes Konzept zur Hand, da die letzte Go-Erklärung meinerseits schon Jahre zurückliegt, was teils auch durch die letzten beiden Jahre bedingt war, in denen ich nicht auf der LBM sein konnte. Irgendwie fehlte mir der sprachlich harmonische Übergang von den paar Regeln zu der einen, in der die Leute verstehen sollen, was Augen sind und warum Selbstmord nicht erlaubt ist, was einer der Gründe sein könnte, warum so wenig Emos Go spielen... Uta half mir dann aber, auch diese Hürde zu überspringen und ich bekam doch noch die Kurve und fand auch einen schönen Abschluss. Natürlich hatte ich immer wieder versucht, die Sitzenden mit einzubeziehen, damit ich da vorne nicht gänzlich einen Monolog abliefern musste, aber der kleine Pimpf war leider sofort zur Stelle, wenn ich eine Frage in die Leute warf wie einen Happen Fleisch in einen Löwenkäfig. Ich glaube, die Leute hatten gar nicht genug Zeit, sich über meine Fragen Gedanken zu machen, da wir ja in unseren Reihen quasi einen Einäugigen unter den Blinden hatten. Das fand ich wirklich sehr schade und hat auch jetzt noch einen bleiernen Nachgeschmack bei mir hinterlassen. Nach der Regelerklärung folgte dann das Probespiel, was normalerweise eigentlich zwischen dem Erklärenden und den Erklärten stattfindet, doch irgendwie kam es dann dazu, dass Uta gegen mich spielte, wir unsere Züge und Hintergedanken (also die simpelsten) erläuterten und dann noch den letzten Teil der Demonstration anfügten - das Ende des Spiels und die Punkteauszählung, schlicht, wer das Spiel nun gewonnen hatte. Und es gewann: keiner! :D Das Spiel ging Unentschieden aus, welch perfekte Harmonie. Danke, Uta, für das schöne Spiel.
Ich hatte Uta einen Stein abluchsen können, den ich unter weiteren Erklärungen, wie man so was am besten zählt, in Utas Gebiet verfrachtete, doch einer der Zuschauer war nicht ganz hinter das Konzept von „Pluspunkte für mich = Minuspunkte für den Gegner“ gestiegen und ich zauberte ad hoc eine bilanzartige Tabelle an die Magnettafel und erklärte anhand dieser Grafik, wie das nun zu verstehen sei. Er verstand es. Puh.
Ich bedankte mich bei meinem doch recht aufmerksamen Publikum, verwies auf die anderen Helfer, die willig wären, das eben erlernte Wissen anzuwenden und zu vertiefen und steckte mein Mikro in die Halterung und wurde beklatscht. Hach, das fühlte sich toll an.

Leipzig, 16:00 Uhr

Gleich nach Ende meiner Vorstellung kam David auf uns zu und sagte, er habe sich köstlich amüsiert, da ich meinte, dass ich mir nicht sicher sei, ob ich gut angekommen wäre (ich bin ja von Haus aus bescheiden und zurückhaltend und nur in einer illustren Runde zu mehr Geselligkeit fähig). Sowohl David als auch Uta beteuerten, dass sie sich bei meiner (improvisierten) Wortwahl sehr gut amüsiert hätten, selbst wenn sie Go-Unerfahrene gewesen wären. Aber sie hätten sich noch mehr amüsiert (also alles im positiven Sinne), gerade WEIL sie Go-Kenner seien. Da war ich dann vollends beruhigt.

Auf Grund der geringen Freiwilligenteilnehmerzahl gegen halb 3 fing ich mit etwas Verzögerung an, was sich ebenso auf den restlichen Zeitplan auswirkte, sodass die nächste Einführung am Demobrett kaum mehr als 20 bis 15 Minuten entfernt lag, gemessen am Ende meiner Erklärung. Uta hatte wieder etwas Kraft getankt und übernahm das Mikro und damit das Szepter. Ich durfte ihr assistieren und tat dies mit der gleichen Hingabe, wie ich auch schon meine eigene Erklärung unter die Leute gebracht hatte. In der Zwischenzeit hatten sogar Thomas, Lisa und Jens wieder in den Go-Stand gefunden und waren bereit, sich die Go-Erklärung abzuholen, fast schon so, als wenn ich ihnen die Absolution versprochen hätte.^^ Sie nahmen in der ersten Reihe Platz (ich muss jetzt mal zugeben, dass ich nicht mehr weiß, ob Yuri-Jan zu diesem Zeitpunkt auch mit dabei war, bestimmt aber war er es). Uta begann mit ihrer Einführung und ich half nach bestem Wissen und Gewissen, gab ihr fehlende Wörter und Spielsteine und nickte fleißig und mit dem buddhistischsten Lächeln der Seligen, was ich aufbieten konnte. Die Regeln waren dann auch fix und professionell erklärt, sodass wir dann zum Demospiel kamen, was diesmal nicht zwischen uns, sondern zwischen den Neugierigen und mir (dem Bösen^^) stattfand. Die Anfänger bekamen auch brav ihre 4 Vorgaben, was ihr erster Zug war, wie noch schnell erklärt wurde. Jeder in den 3 Reihen wurde freundlich aufgefordert, einen Spielstein dort zu platzieren, wo er/sie ihn für sinnvoll erachtete. Zu meiner persönlichen Freude hatten auch tatsächlich Martina, Viktoria und Dorothee + Freundinnen das Elgorado gefunden und sofort forderte ich sie auf, auch einen Stein zu setzen, was mir aber lediglich mit gezeigten Vögeln quittiert wurde. Naja, was solls. :) Den Ausgang dieses Spiels weiß ich nicht mehr ganz, aber ich glaube, ich hatte mit irgendwas zwischen 2 und 6 Punkten gewonnen. Leider hatten Martina und meine anderen Schulfreundinnen nicht bis zum Ende gewartet, sodass ich dann in der Einsamkeit der Zeit noch Thomas weitere Fragen zum Spiritualismus der Züge beantworten konnte, da es ja nicht wie in Supreme Commander nur darauf ankommt, wie gut man seine Truppen aufbaut und wie stark man Präsenz zeigt, sondern den Gegner vor allem auch dadurch einschüchtert, was man mit einem präzisen Zug alles machen *könnte*. Einfach gesagt, habe ich ihm „Aji“ erklärt, bzw. die Möglichkeiten, was man mit Aji alles machen kann.
Den Rest der Zeit, die ich noch zur Verfügung hatte, verbrachte ich mit gelegentlichem Umherschlendern und Gesprächen im Go-Stand. Daher jetzt auch die Lücke bis 17:00 Uhr. Sorry.

Leipzig, 17:00 Uhr

Es wurde langsam Zeit, das Go-Rätsel aufzulösen und Christoph war inzwischen auch wieder in den Stand zurückgekehrt. Stefanie war die Glücksfee, die einen Zettel nach dem anderen mit mindestens 3 richtig beantworteten Fragen aus dem Karton hervorzog und Christoph reichte, damit er den bzw. die Gewinner/in ansagen konnte. Ich wusste zwar schon, dass ich die erste Frage falsch beantwortet hatte, aber dafür alle anderen 4 Fragen richtig, und somit wartete, dass ich auch mal gezogen wurde. Und wartete, und wartete und wartete... Schließlich wurde ich dann als Letzter (!) aus dem Karton gefischt und konnte mir unter den wenigen verbliebenen Preisen nur noch trostweise etwas heraussuchen und nahm dann aus Ermangelung an guten Alternativen ein Starterset eines Kartenspiels mit Dinosauriern. Es ist mir bis heute vollends unbekannt, was das für eine Serie oder ein Spiel sein soll, aber allen Vermutungen und Dorothees späteren Aussagen zufolge ist dies so eine Mischung aus Yu-Gi-Oh!, dem Pokémon TCG und Digimon. Es macht auf mich einen total zusammelgeklaubten Eindruck, weswegen ich nur hoffen kann, dass ich das irgendwie zu Geld machen kann. :D Ansonsten war es ein absoluter Reinfall.
So langsam aber sicher machte sich diese subversive Stimmung breit, dass die Messe für diesen Tag bald zu Ende sein würde, was ja auch zweifelsohne den Tatsachen entsprach. Mit Martina und den anderen Mädels hatte ich aber immer noch nichts gemacht, deshalb nahm ich das nun in Angriff und gegen 17:20 Uhr hatten wir uns dann auch endlich zusammengefunden und konnten noch ein paar Schritte durch die Messe machen, besser gesagt, durch Halle 2. Außer mir wollte und konnte ja keines der Mädels morgen wiederkommen, nur ich wusste von vornherein, dass ich am Sonntag ebenfalls noch mal auf die Messe gehen wollte. Also waren wir auf der Suche nach Link, dem Helden ZELDA's, in plüschiger Miniaturausgabe. Selbstverständlich gab es hin und wieder Links, doch die gefielen Martina entweder nicht oder sie waren so derbst teuer, dass es einem die Tränen in die Augen treiben konnte. Teilweise kamen wir uns vor wie auf einem Jahrmarkt, da manche Verkaufsstandbetreiber ihre Waren mit marktschreierischer Lautstärke anboten. Das war schon irgendwie antiverkaufsfördernd in meinen Augen, aber ich bin ja kein Marktstratege. Darüber sollen sich ruhig andere Leute ihren Kopf zerbrechen. Erstmal musste sich Martina über etwas anderes den Kopf zerbrechen, nämlich ob sie nun dieses eine Figuren-Set kaufen sollte oder nicht, schließlich war sie ja nur an einer der Figuren interessiert und konnte aber nur alle 10 auf einmal erstehen für einen Gegenwert von 20 €. Es ging hier immerhin um 20 EURO!!!!!!^^ Das muss(te) man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Angeblich war der kahlrasierte Verkäufer schon 5 € mit dem Preis heruntergegangen und ließ ergo partout nicht mit sich handeln; da war selbst ich machtlos, sodass nach kurzen Mediationsgesprächen 10 Figuren und 20 € ihre Besitzer wechselten. Nach dieser kleinen Prozedur, die schon was initiationsritisches an sich hatte, gingen wir weiter und erfuhren, dass sich Martina eine PS gekauft hatte, auf deren Oberfläche nun die Figuren ihren Charme ausspielen sollen. Wir kamen an einem Drehrad vorbei, wo man für einen Euro einmal drehen durfte und dafür lächerliche Preise gewinnen konnte. Das Rad war dermaßen einsturzgefährdet, dass ich schon Panik hatte, es würde beim Schwung und bei der Eigenrotation jeden Moment zusammenstürzen. Ich zahlte meinen Tribut (hoffentlich für besseres Equipment im nächsten Jahr^^) und drehte am Rad. Angesichts des Preises hätte ich auch am Rad drehen können, denn unter allen miesen Preisen, für die für 1 € schon fast § 138 BGB bemüht werden könnte, gewann ich 2 Packungen mit Panini-Stickern von Dragonball. Echt der Hammer. Bis heute beschweren diese Sticker meine Brieftasche, da ich bisher noch nicht entscheiden konnte, was ich damit machen will. Ich hatte zu jenem Zeitpunkt keine Möglichkeit, da mich Anne plötzlich anrief und mir sagte, dass ich für das geplante Raclette noch Mais, Eier und Streukäse einkaufen solle – achnee, doch keinen Käse. Gut. Ich ging davon aus, mir das merken zu können und wir stachen weiter in die See aus Ständen und Menschen.
Die ersten Leute hatten bereits angefangen, ihre Stände abzurüsten und für die Nacht bettfertig zu machen und ein allgegenwärtiges Gefühl des Beschäftigt-seins mit Aufräumen und Abbauen machte sich breit. Wir trotzten noch diesem Gefühl, doch allzu lange würde auch das nicht mehr gelingen, zumal die Mädels auch noch wieder mit dem Zug zurückfahren mussten und keine Ahnung hatten, wann genau ihr Zug nun abfahren würde.

Leipzig, 18:00 Uhr

Die Messe endete offiziell für diesen Tag. Dem Gong und der freundlichen Aufforderung einer (möglicherweise computerisierten) Frauenstimme folgten teilweise fluchtartig die Besucher und kanalisierten sich an den Ausgängen. Es war fast wie ein Naturschauspiel, was selbst Steve Irwin gefallen hätte, wenn es ihn noch gäbe. Wir hingegen trotteten gemütlich zum nicht weit entfernten Go-Stand, wo ich ja meine Sachen abgelegt hatte. Auch hier wurde für den heutigen Tag alles zusammengepackt und in den Abstellraum gesperrt, denn Langfinger gibt es ja überall. Ich konnte nicht umhin, mich noch mal mit den anderen zu unterhalten und zog langsam meine Sachen an.
Als wir schon im Verlassen der Halle inbegriffen waren, fiel mein Blick spontan auf ein zirka lebensgroßes Wallscroll von Rei Ayanami, die in der Pose des Covers zu ‚Die Sterne’ auf dem Stoff prangte. Ich WOLLTE sie haben, denn sie kostete nur 19,00 € und ich hätte sie vom Fleck weg mitgenommen, wenn das Schicksal es gewollt hätte. Doch leider hatte ich die besagten monetären Mittel nicht, sodass ich, noch immer in meiner Euphorie ob dieser Entdeckung, der zusammenräumenden Verkaufsstandfrau zurief, dass ich morgen der erste sein werde, der da ist und sich die Wandrolle krallt. Selbstredend kam es anders und Rei sollte dann schon lange ausverkauft sein.
Mit bis dato noch fröhlichen Gedanken holte ich meine Freunde wieder ein, die es nicht für nötig gehalten hatten, auf mich zu warten. Wir schlenderten zum Ausgang, der jetzt, da wir uns ganz und gar nicht beeilt hatten, schon recht leer war und machten noch ein paar letzte Fotos innerhalb und außerhalb der Hallen.

Leipzig, 18:30 Uhr

Wir bestiegen wie viele andere auch eine der Straßenbahnen, die uns zum Hauptbahnhof brachte. Auf dem Weg dorthin ließen wir noch mal ein bisschen den Tag revuepassieren und erzählten vom einen oder anderen guten Fang an diesem Messetag. Die Luft in der Straßenbahn entbehrte jeder Beschreibung und Definition, aber irgendwie überlebten wir diese Fahrt und wir konnten uns sogar tatsächlich ausruhen, da wir günstigerweise genau an der Stelle standen, an der die einfahrende Straßenbahn mit einer Tür hielt. So ergatterten wir uns allesamt Sitzplätze. Zugegebenermaßen war die Bahn nicht brechend voll, da wir etwas später fuhren, aber voll war sie trotzdem.

Leipzig, 19:00 Uhr

Wir erreichten den Straßenbahnsteig nach einer zirka 25-minütigen Fahrt durch das mit künstlichem Licht erhellte Leipzig, was sonst einfach im Dunkeln versunken wäre. Dem abebbenden Strom zum großen Sackbahnhof folgend, überquerten wir die Straße und fanden uns in der Westhalle wieder, in der wir sodann gleich nach der Abfahrt des nächsten Zuges nach Berlin Ausschau hielten. Nachdem dies geklärt war und wir nun wussten, dass wir noch eine gute Stunde Zeit hatten, die es totzuschlagen galt, nahmen wir die Rolltreppe hinab und konnten nicht umhin, dem Game Stopp (neue Rechtschreibung ftw) einen Besuch abzustatten. Ziellos tingelte ich durch die wenigen Regale und nahm das reichhaltige Angebot an Spielen wahr. Ich suchte eigentlich nichts und doch erhoffte ich insgeheim, etwas zu entdecken, doch bevor ich mich diesem Paradoxon hingeben konnte, war ich auch schon wieder aus dem Laden getreten, vor dem nicht nur meine Gruppe aus Freunden wartete, sondern noch eine andere Gruppe (aber nicht auf mich^^).
Da ich mich aufgrund meiner Lebenserfahrung in Leipzig und auch im Bahnhof gut auskannte, erzählte ich allen, dass sich gleich um die Ecke ein Aldi befände, der, insofern noch etwas gebraucht werde, aufgesucht werden könne. Allerdings stellten wir sofort fest, als wir davor standen, wo denn nun die ganzen Leute nach Schluss der Buchmesse hingegangen waren. Der Laden schien nur aus Schlangen zu bestehen, die zum bezahlen anstanden. Ohnmächtig standen wir diesem erschreckenden Anblick gegenüber und dachten fortan überhaupt nicht mehr daran, uns (erneut) in das Menschengewühl zu stürzen. Doch ich wusste noch von einem REWE zu berichten, der sich genau am anderen Ende der Passage befindet, den wir sodann ansteuerten. Schlimmer als im Aldi konnte es da ja nicht sein, was sich dann auch bewahrheitete. Wir gingen in den REWE, wo Martina gerade noch so ein paar ZELDA-Cosplayer ausmachen konnte und diesen sofort hinterher stürmte, um sie mit ihrem Handy zu fotografieren. Sie konnte sie schließlich in der Getränkeabteilung stellen und ihnen ein Foto abringen. Das war schon eine sehr witzige Szene. Ich schaute mich dann noch lustlos um, wie ich es bereits im Spieleladen getan hatte, während sich die anderen die Feldverpflegung für die kommende Fahrt organisierten. Ich war aus Ermangelungen an Angeboten wieder durch die Kassen gegangen und wartete mit denen, die nichts kaufen wollten auf die, die dann an die Kassen getrottet kamen. Nachdem dann alle Waren bezahlt waren, kam mir wieder Annes Anruf ins Gedächtnis, noch Sachen für das Abendbrot einzukaufen. Mit einer flotten Entschuldigung wegen der Zeitverzögerung und meiner Vergesslichkeit rauschte ich wieder in den REWE hinein und nahm ungelehrig neben Mais und Eiern doch noch Streukäse mit. Nachdem dies dann auch erledigt war, stand als nächstes die Frage im Raum, wo wir sofort etwas zu Essen herkriegen, was nicht erst in der nicht vorhandenen (oder mitgebrachten) Mikrowelle warm gemacht werden muss. Wir entschieden uns plump für Mc Donald’s, auch deshalb, weil ein paar Mädels austreten wollten.
So ließen wir uns mittels des Laufbandes eine Etage nach oben ins Erdgeschoss transportieren, wo sich ein Mc Donald’s befand, der aber, wie ich laut genug mitteilte, nicht über Toiletten verfügte, da es eher nur ein kleines Stehcafé ist. Irgendwo an dieser Stelle musste ein kleines akustisches oder kommunikatives Problem aufgetreten sein, was dafür sorgte, dass die anderen dachten, dass sie sich hier jetzt erleichtern könnten, was natürlich nicht der Fall war… Da mich allerdings auch schon ein wenig der Hunger überkam, teilte ich mir die Kosten mit Martina für einen ihrer Gutscheine, für den wir dann 2 Burger, Pommes und ein Getränk bekamen, welches ich Martina überließ und mir selbst noch eine kleine Sprite bestellte. Wir gingen also weiter und erreichten nach einem weiteren Laufband den anderen Fastfood-Laden. Über das, was dann im Laden geschah, weiß ich leider nichts zu berichten, da ich es für ratsam hielt, draußen mit den anderen zu warten, die nicht mussten und nicht warten wollten, bis sie auf die Zugtoiletten gehen konnten.

Leipzig, 20:00 Uhr

Die Zeit war nun gut rübergebracht und neigte sich rasch dem Ende. Wir liefen auch am Gleis 8 entlang, welches ich aufsuchen musste, um dann nach Halle zu fahren. Leider ohne meine Brille unterwegs, las ich auf der Anzeigetafel, dass mein Zug ebenfalls recht bald abfahren würde, nämlich 20:16 Uhr. Das war perfekt, denn der Zug der Mädels fuhr 20:11 Uhr und das bedeutete, dass ich mich noch von allen verabschieden könnte und trotzdem genug Zeit haben würde, dass ich meinen Zug auch besteigen könnte. Könnte…

Leipzig, 20:11 Uhr

Der adäquat gut gefüllte Bahnsteig geriet infolge des einfahrenden Zuges langsam und immer schneller werdend in Bewegung, was ich auch auf meine Mädels auswirkte, sodass wir unser Gespräch einstellten und ich mich von allen mehr oder weniger gut verabschiedete. Ich winkte noch kurz zum Abschied und dann fuhr der Zug auch schon los. Viel Zeit hatte ich ja nicht, da ich mir noch ein Ticket kaufen musste und dann schleunigst meine eigene Bahn besteigen musste, wenn ich mit dieser noch fahren wollte. Also nahm ich die Beine in die Hand, rannte zum nächsten Automaten, erstand mein Ticktet und rannte weiter zum Gleis 8.

Der Zug fuhr 20:05 Uhr. -.- Scheiße!

Innerhalb der nächsten Minute hatte ich Anne am Mobiltelefon und berichtete ihr von meinem Desaster. „NP“, sagte sie auf meine Mitteilung, dass ich erst halb 10 bei ihr sein werde. Ich musste die unobligatorische halbe Stunde warten, bis der nächste Wagen mich in die Nachbarstadt fuhr. Diese 30 Minuten verbrachte ich damit, mich zu sammeln, zu organisieren und mein Buch auszupacken, nachdem es mich dann doch wieder mal verlangte. So verging dann auch die Zeit, die ich komplett lesend verbrachte.
Die Fahrt war absolut unspektakulär und ebenso dann der Fußmarsch zu Annes Wohnung. Ich wollte nicht 20 Minuten oder so auf die Straßenbahn warten, die mich eh nur ein paar Stationen weit hätte bringen können. Nach zirka 10 Minuten hatte ich bereits das Steintor erreicht, eine größere T-Kreuzung mit 3 Straßenbahnhaltestellen. Nach weiteren 10 Minuten kam ich an. Und ich musste jetzt auch mal.

Halle, 21:30 Uhr

Nicht lange nach der Ankunft schrieb ich Martina noch eine Gruß-SMS, auf die ich auch eine Antwort bekam.
Ich hatte mich alle Stockwerke hochgekämpft und vernahm bereits das laute Lachen Rey’s, was man zwischen dem allgemeinen Gelächter sehr gut vernehmen konnte. Nachdem ich alles abgeladen hatte, gesellte ich mich in die illustre Runde von Rey, Josh, Olga und Hannes, den ich auch schon tagsüber im Go-Stand getroffen hatte. (Tut mir leid, dass ich das bisher nicht erwähnt hatte) Hannes hatte immer noch das T-Shirt mit der Aufschrift „Go spank your Monkey“ an, was auch schon eher zum großen Rätselraten geführt hatte, was genau man denn nun machen solle (laut des T-Shirts). Ich war mir absolut unsicher und hatte als Vorschlag „füttern“ vorgebracht, was im Kontext zwar wenig sinnreich erschien, aber wenigstens noch irgendwie nahe lag. Als wir dann später noch einmal versuchten, hinter die Bedeutung zu kommen, half uns www.leo.de dabei und überraschenderweise war es eine Redewendung, die übersetzt so viel heißt wie „Hol dir einen runter“. Das sorgte für noch mehr Erheiterung bei allen Anwesenden und Hannes gefiel das T-Shirt auf Anhieb noch mal ein bisschen besser.^^

Rey war, während alle diese Sachen geschahen, fleißig dabei, Kartoffeln zu schälen, die dann für das Raclette benutzt werden sollten. Ich hatte zwar bis dato noch fast kein Raclette gemacht, aber selbst mir kam das mit den Kartoffeln seltsam vor. Aber ich musste sie ja auch nicht essen. Tat ich ja dann auch nicht. Aber die Vorbereitungen, die von Rey mit einem „Warum bin ich die Einzige, die hier schuftet?“ quittiert wurden, brachten mir die Erinnerung zurück, dass ich ja ebenfalls noch was beisteuern wollte und sollte. Also packte ich Mais, Eier und Käse aus und damit hatten wir dann schon 4 Packungen Käse. Das war wirklich ausreichend. Irgendwann so gegen 22:00 Uhr, nachdem Hannes und ich schon ein paar Duelle mit meinen Decks hinter uns hatten, kam dann auch Anne vom Kinobesuch heim und wir begannen zu essen bzw. das Essen zu machen. Es war noch ein sehr lustiger und wortreicher Abend. Unter anderem ging es um Reißverschlüsse, die an denkbar schmerzhaften Stellen eines Kostüms angebracht waren und wohl beim Gedanken an deren Benutzung im Ernstfall für extreme Heiterkeit bei den Wissenden sorgte. Leider oder glücklicherweise wurde ich nicht in das Geheimnis eingeweiht und nur mit vagen Andeutungen abgespeist, die wenig erwartungserfüllend waren.
Aber in Anbetracht der dann doch schon recht fortgeschrittenen Zeit und auch im Hinblick auf die Aktivitäten, die für den nächsten Tag angesetzt waren, legte sich Anne als erste ins Bett, kurz darauf gefolgt von Josh. Rey, Hannes, Olga und ich blieben noch ein bisschen länger wach und kämpften unter anderem um die Fußvorherrschaft auf Annes kleinem, gepolstertem Drehhocker.

Halle, Sonntagnacht, 02:00 Uhr

Jetzt war es doch soweit und Rey und ich beschlossen, den beiden anderen zu entsagen und uns in unsere Schlafsäcke zu mümmeln. Und während Olga und Hannes noch in innige Gespräche vertieft waren, war ich in die Seligkeit des Schlafes vertieft, immer tiefer.
Die Nacht war, soweit ich das dann noch mitbekam, recht dunkel. Ich hatte davon gehört und das auch schon geahnt, doch war es mir diese Nacht vergönnt, die Dunkelheit tatsächlich zu erleben, weil Annes fußfetischistische Katzen andauernd um die Füße wuselten und irgendwas damit machen wollten, was ich gar nicht wissen wollte. Ich scheuchte sie ein paar Mal weg und döste dann die restliche Nacht, bis der Wecker viel zu früh wieder klingelte.

Halle, Sonntagmorgen, 08:00 Uhr

Der Tag fing schon ziemlich doof an, nämlich damit, dass der Wecker klingelte und wir alle aufstehen mussten. Gleich den Zombies aus ‚Armee der Finsternis 3’ erhoben wir uns und sahen dabei nicht wirklich besser aus als diese. :)
Wenn man sich jetzt die Zeit anschaut, wann wir aufgestanden waren, müsste man glatt vermuten, dass wir auch entsprechend zeitig die Messe im 48 km entfernten Leipzig erreicht hätten. Aber Pusteblume. In den nächsten zweieinhalb Stunden wurde frisiert, gekämmt, gebürstet und vorm Spiegel gemacht, was das Zeug hielt. Für geübte Cosplayer wohl ein ganz normaler Alltag für eine Con; für mich indes war genug Zeit, das Schauspiel zu beobachten. Irgendwann gab es dann auch mal Frühstück, was in aller Hektiklosigkeit und Allerweltsruhe verspeist wurde. Anne hatte Hannes beschrieben, wo er den Bäcker finden konnte und nach einer kurzen Weile kam er dann auch mit ein paar Brötchen im Anschlag zurück. Als Notration für schlechte Zeiten konnte ich mir dann noch 3 gekochte Eier mitnehmen.
Als wir festgestellt hatten, dass es doch schon halb 11 war, kam so langsam die Panik auf, die Messe irgendwie zu verpassen bzw. am falschen Ort zu verweilen. Der Versuch, den Ort dann auch tatsächlich zu wechseln, stellte sich als äußerst schwierig zu bewerkstelligen heraus. Wir verpassten unsere Straßenbahn, die uns zum Hauptbahnhof bringen sollte und dafür konnte es natürlich nur einen Schuldigen geben: mich! Klar, wen sonst?^^ Schließlich war ich derjenige, der als Letzter im Bad war und folglich musste ich ja an dem Zeitdesaster schuld sein. Es wäre ja auch absolut frevelhaft gewesen, das auf die armen, unschuldigen Cosplayer zu schieben, die im Bad ein- und ausgingen und auch sonst Annes komplette Wohnung beschlagnahmt hatten.
Wir entschieden uns dann kurzerhand, einen Teil des Weges per pedes zurückzulegen und dann am Steintor auf eine beliebige Straßenbahn zu warten, da diese alle zum Hauptbahnhof fuhren.

Halle, 11:00 Uhr

Hannes hatte auch nicht wirklich ein Gespür für Zeit an diesem Morgen. Er war nur einen Tag auf der Messe und es schien ihm sehr gefallen zu haben, was auch stark an der Katzenohrenmütze mit den langen.. ääh, Dingern (Ohren?) lag. Da er sie die ganze Zeit aufhatte, war er auch (absichtlich) damit am Vorabend zu den Nachbarn unter uns gegangen, um nach einem Korkenzieher zu fragen. Die Flasche wurde ihm auch geöffnet, allerdings wirkte er, als wenn er sich schon den ersten Schluck gegönnt hatte. Sehr angeheitert. Jedenfalls wollte Hannes früh aufstehen, um den 9-Uhr-Zug in die Heimat nehmen zu können. Der Abschied war auch ganz toll, zwar nicht so wie in Casablanca, aber toll. Zirka 20 Minuten später war er dann aber schon wieder da, weil er die Straßenbahn verpasst hatte, die ihn noch pünktlich zum Zug hätte gelangen lassen sollen. Es war dann um 11 und die nächste Chance tat sich auf, abzufahren. Was soll ich sagen? :) Er verschleuderte auch diese Gelegenheit ungenutzt, was ihn dazu zwang, letztlich den 13-Uhr-Zug zu nehmen. Aber 2 Züge hintereinander zu verpassen, das habe ich auch schon mal fertig gebracht. Traurige Leistung. XD

Halle, 11:30 Uhr

Endlich hatten wir es auch geschafft, am Halleschen Bahnhof anzukommen und vor uns lag nur noch die Hürde des Ticketkaufs, welche von allen außer mir auch mühelos überwunden wurde. Da ich schon seit letztem Abend (Rei-Scroll T_T) mittellos war und sich dieser Zustand über Nacht nicht auf magische Weise geändert hatte, musste ich mein Ticket am Automaten kaufen und nicht am Menschenschalter, wo man seit Neustem Nummern ziehen muss, wenn man eine Beratung haben will. Da fühlt man sich doch gleich so wohl wie auf dem Einwohnermeldeamt oder beim Lieferdienst von IKEA.

Halle, 12:00 Uhr

Nachdem wir uns die halbe Stunde irgendwie verdingt hatten, waren wir zum Gleis gegangen, wo unser Zug auch schon stand und wir stiegen sofort ein und sicherten uns zu viert einen abgeschotteten Bereich neben der Ecke, wo man seine Fahrräder und Rollstühle abstellen kann. Dort ging sodann gleich das Frisieren und Stylen weiter und glücklicherweise konnten wir alle 2 Fenster öffnen, wohin das überschüssige und mit wenigen Hemmungen versprühte Haarspray entweichen konnte. Ich hatte es mir so gemütlich gemacht, wie man es sich in Gefangenschaft der DB nur machen kann, und hatte endlich mal wieder Gelegenheit, mein LIMIT-Buch weiterzulesen. Anderen Leuten schien die Okkupation der Sitzplätze und des Ganges nicht viel auszumachen, denn sie liefen immer wieder durch und blockierten ständig Rey, Josh und Olga beim Perfektionieren ihrer Cosplays. Manche Typen schienen sogar Spaß daran zu haben, denn einer kam sogar 3x durch den engen Gang gelaufen, obwohl er auch ganz gemütlich den anderen, oberen Gang des Doppelstockwaggons hätte nehmen können. So eine Null.

Halle, Zug, 12:11 Uhr

Wir rollten endlich los. Und was fiel mir just in diesem Augenblick ein? Dass ich vergessen hatte, meine Fahrkarte abzustempeln. So konnte ich dann 26 Minuten mit Kaltschweißpanik in der Bahn mein Buch lesen. Aber wir wurden nicht kontrolliert. So’n Müll, das Geld und den Stress, das Ticket zu kaufen, hätte ich mir sparen können. Nachdem wir dann an der Station Leipzig Messe angekommen waren, liefen wir mit sehr vielen anderen Menschen zu den 5 Hallen. Ganz seltsamerweise hatte sich mein Geldproblem immer noch nicht gelöst, sodass ich Rey um 10 € für das Eintrittsticket anpumpen musste. Es war zirka 12:40 Uhr und wir waren endlich, endlich auf der Messe.

Leipzig, Halle 2, 12:58 Uhr

Eigentlich wollte ich Rey das vorgestreckte Geld sofort zurückzahlen, aber eine Schlange, die ungefähr so lang war wie die des vorigen Abends im Aldi, brachte mich nicht dazu, mich anzustellen. Ich stand ja unter Zeitdruck. Außerdem musste ich dann auch feststellen, dass das Wallscroll bereits einen Abnehmer gefunden hatte.

Ich hatte mich durch gefühlt 1 Million menschenähnliche Geschöpfe gepflügt und war erschöpft am Go-Stand angekommen, wo ich mich noch gerade so zum Turnier rückmelden konnte, welches dann 13:00 Uhr losging. Auf Grund meines beschaulichen Ranges in eine der zwei Favoritenrollen für den Titel gedrängt (Markus hatte die andere Rolle eingenommen), spielte ich in der ersten Runde ganz smoothe auf und bekam an Brett 2 (wir hatten einen kleinen Goban, Brett 1 nicht, haha^^) einen 28 Kyu-Spieler zugelost. Ich konnte mein erstes Spiel gewinnen und erklärte im Anschluss meinem jungen Gegner die Partie. Markus konnte später auch seinen ersten Sieg verbuchen.
In der zweiten Partie wurde mir wieder die Chance zuteil, gegen viele Vorgaben auf dem kleinen Brett mein Können zu zeigen. Ich hatte eine nette 28 Kyu-Gegnerin, die ich in einer hammerharten Partie mit einem halben Punkt (mit Komi) ganz knapp besiegen konnte. Puh, das war schon hart. Aber gewonnen hatte ich trotzdem und hielt weiter auf den Hauptpreis Kurs. Aber auch Markus blieb weiter auf Kurs, indem er auch seinen zweiten Sieg in der zweiten Partie einfahren konnte.
Die dritte Partie wurde dann das kleine Finale. Hier entschied sich, wer weiter eine Chance auf das Go-Set hatte und wer sich später mit einem undankbaren Treppchenplatz begnügen musste. Ganz klassisch und von der Turnierleitung gewünscht und vorgeschrieben, machten wir Nigiri, was ich gewann und mich für die bösen Steine entschied, weil ich die Hoffnung hatte, den Vorteil des Anfangens für mich ausnutzen zu können. Es war ein sehr spannendes und anstrengendes Spiel, was sehr kampfbetont und auf wenig Gebiet ausgelegt war. Ich begann mit Shote-Tengen, um die Stimmung von Beginn an anzuheizen, doch Markus schaffte es gut, dass der Tengen-Stein nicht seine volle Wirkung entfalten konnte, wenngleich er es nicht vermochte, seine Macht gänzlich zu unterdrücken. Am Ende dieser auch mit vielen Zuschauern bespickten Partie konnte sich Markus allerdings mit 2,5 Punkten durchsetzen (er hatte als Weiß 5,5 Komi) und war von nun an derjenige, dem man die meisten Chancen auf den Hauptpreis zumaß. Da das Turnier nur auf 4 Spiele / Runden ausgelegt war, wie es seit ein paar Jahren üblich ist, stand nach dieser Runde schon das letzte und alles entscheidende Spiel an. Ich bekam einen 35 Kyu-Spieler zugelost (was eigentlich unmöglich ist, wenn man bedenkt, dass ich in der Fortgeschrittenengruppe spielte). Mit dem Maximum, was man aus der Vorgabeliste herausholen konnte, spielten wir locker drauf los und ich hatte keinerlei Mühe, meinen Gegner zu einer hübschen Origami-Ente zusammenzufalten.
Da ich das Spiel recht flink hinter mich gebracht hatte, reihte ich mich noch in die Riege der Zuschauer ein, die dem echten Finale beiwohnten, in dem Markus gegen einen No-Name-10 Kyu beweisen wollte, dass ein 2 Kyu einfach besser ist. Leider blieb er uns diesen Beweis schuldig, sodass am Ende der 10 Kyu das Go-Set mit nach Hause nehmen durfte. Und gegen so einen hatte ich verloren… Das war schon traurig. :) Aber es reichte immerhin zum dritten Platz, was mir zwar nichts Vorteiliges einbrachte, aber immerhin war es keine schlechte Bilanz.

Leipzig, 15:00 Uhr

Das Go-Turnier hatte einiges an Zeit gefressen. Die Vergabe der Preise folge demnach gleich im Anschluss, was genau wie beim Preisrätsel ablief. Alle Namen der Teilnehmer des Turniers wurden in einen Loskarton gestopft und diese Zettel nun gezogen. Zuerst bekamen aber die Erstplatzierten der Fortgeschrittenen- und der Anfängergruppe ihre neidvollen Preise.
Dann durfte wieder „Glücksfee“ Stefanie aus der Kiste ziehen und Christoph die Zettel reichen, der dann die Namen der Gewinner vorlas, die sich aus dem Preisepool etwas aussuchen konnten und durften, wenn sie denn noch so lange geblieben waren. Nach vielen unwichtigen Namen wurde dann auch endlich mal ein wichtiger gezogen: meiner. Und ich war sogar nicht mal Letzter!!! Wie konnte das sein? Ein Fehler in der Matrix? Da sich der Tisch recht gut geleert hatte, nahm ich den nicht zu verachtenden ersten Band der Serie Hikaru no Go an mich. Da ich vor ein paar Jahren schon mal auf die gleiche Weise Band 2 ergattern konnte, freute mich trotzdem sehr darüber. Und dann wurde der letzte Zettel aus dem Kasten gefischt. Der Name wurde vorgelesen – und dann wurde einen Moment lang gestaunt. Hatten wir den nicht schon? Ja, hatten wir, es war der Gewinner der Anfängergruppe, der mit dem Hauptpreis schon genug bedient worden war und nicht noch Anspruch auf einen Trostpreis hatte, was bedeutete, dass ich also doch der Zuletztgezogene der Preisvergabe war. >.< Argh…

Nachdem das Turnier also erfolgreich abgeschlossen war, löste ich noch schnell das Sonntagsgorätsel, was dieses Mal sehr einfach war und schlenderte aus dem Go-Bereich, um noch Mal die Halle und die Stände zu begutachten.

Meine Füße trugen mich mal wieder zum benachbarten Amigo-Stand, wo wir ja tags zuvor freudlichst des Hauses verwiesen worden waren, weil wir Konkurrenzspiele zu spielen drohten. Ich ging aber den Gang entlang, wo die kleine Yu-Gi-Oh!-Ecke war und setzte mich neben ein Helferlein, welche gegen einen kleinen Dreikäsehoch spielte. Die Spielsituation wurde sehr ad absurdum geführt, weil der Kleine ganz offenbar mehr Ahnung vom Spiel hatte, als das Mädel, was anderen Leuten das Spiel erklären sollte. Verwirrend. Er machte jedenfalls keinen Hehl daraus, dass er ja schon ach so lange (3 Jahre) spielte und bestimmt auch voll der Obercrack war, wenn er nur nicht seine Decks vergessen hätte oder aus anderen Gründen nicht dabei hatte.
Seine Mutter, die daneben saß und ein Buch las, guckte nur mürrisch.
So mussten beide mit identischen „Decks“ (zirka 20 Karten) spielen, da dies die Karten waren, die für die LBM bereitgestellt worden waren. Er hatte sie auch ganz gut im Griff und hatte sie schon von 8000 LP auf 1200 LP runtergekloppt, während er noch gar keinen Schaden genommen hatte. Doch leider ging er dann „Decktod“, bevor er sie nächste Runde besiegen konnte. Es war eine Wonne mit anzusehen, wie sich das Helfermädel darüber freute. Es war so eine gesunde Mischung aus sichtlicher Freude und ungespielter Genugtuung. Ich war ganz klar auf ihrer Seite. Sie erzählte zwischendrin auch, quasi nebenbei, als es um eine Erklärung der Auslegung des Kartentextes ging, dass allen Helfern erst auf der Messe erklärt wurde, wie Yu-Gi-Oh! funktioniert und wie die Regeln so sind – und die wurden auch noch falsch erklärt… Na herzlichen Glückwunsch.
Es dauerte nicht lange und es kamen 3 weitere Kiddies an den Tisch, guckten kurz zu und einer fragte mich, ob er gegen mich spielen könne. Klar, warum nicht. Wir nahmen ebenfalls die identischen Decks, aber das ist ja kein Garant für ein ausgeglichenes Spiel (hehe). Ich ließ es mir nicht nehmen, alle seine Attacken auszukontern, sein Monster zu übernehmen und ihn ungespitzt in den Boden zu rammen. Gekonnt ist eben gekonnt. :P

Leipzig, 15:49 Uhr

Ich hatte mich wieder vom Yu-Gi-Oh!-Plätzchen entfernt und war weiter meines ziellosen Weges gegangen, der ja schon allein bekanntlich das Ziel ist, als mich eine SMS von Martina ereilte. Sie trug die Bitte an mich heran, noch ein wenig umherzustreifen und Gratiszeugs aufzuklauben. So hatte sich mein zielloser Streifzug doch noch mit einem tieferen Sinn gefüllt und ich ging zwischen den Ständen hin und her und heimste hier und dort kostenlose Sachen ein. Ein Gesicht, was mir sogleich bekannt vorkam, war das des Mannes, der hinter dem Tresen des Animaco / Mega Manga Con – Standes stand. Auch wenn ich noch nie seinen Namen wusste, (er)kannte ich ihn natürlich und schaute mir an, was er so im Angebot hatte. Es gab ein paar sehr süße Tassen mit Motiven von mir unbekannten Künstlern, die aber gewiss Talent zum Zeichnen hatten. Ich hatte schon die „Amoklauf in der Waldorfschule“-Postkarte (http://img.webme.com/pic/a/anarchyrissen/waldorf-amok.jpg) an mich genommen, als ein etwas hagerer Mann den schmalen Stand aufsuchte und sich mit dem anderen unterhielt. Ich folgte der Konversation, die sich um Hörspiele drehte und klinkte mich mit ein. Bisher hatte ich zwar noch nicht so viele Hörspiele gehört, wusste aber wenigstens, was das ist und wie es ungefähr abläuft. Und ich wusste auch, dass ich die gut fand. Der hagere Mann stellte sich dann als ein Produzent eines solchen Hörspiels vor und war ganz angetan, dass er mal jemanden traf, der sich für so was interessierte (und für Mangas, und diese Mischung fand er toll^^). Er gab mir den Link eines Forums, wo per Livestream das erste Kapitel seines Hörspiels auf Sendung gehen sollte und lud mich ein, mir das anzuhören. Man hatte wirklich gemerkt, dass er mit Leib und Seele dabei war und es von Herzen kam, was er erzählte. Leider hatte ich dann an dem Abend nicht mehr daran gedacht, aber da ich noch irgendwo den Link notiert habe, müsste sich das wieder ausfindig machen lassen.

Als ich mich endlich von Stand und Hörspielmacher gelöst hatte, rief ich Theresa an, um in Erfahrung zu bringen, ob noch die Möglichkeit bestünde, dass man sich träfe. Aber so traurig, wie sie klang und nach dem, was sie mir erzählte, war ein weiteres Wiedersehen leider unmöglich geworden. Schade, ich hatte mich wirklich gefreut, aber es war nicht Theresas Schuld. Sie war zwar am Sonntag noch auf der Messe gewesen, war aber zum Zeitpunkt meines Anrufs schon runter und zu Hause.

So trieb ich weiter dahin und kam an einem anderen Stand an, wo Yu-Gi-Oh!-Karten angeboten wurden. Ich schaute durch alle 4 dicken Ordner, auch wenn ich nicht wirklich etwas suchte. Mein Finsternisdeck braucht gewiss noch ein wenig Verstärkung, doch konnte ich die hier nicht rekrutieren. Der Verkäufer indes schien seinen Spaß zu haben. Ich fragte nach bestimmten Karten und musste wohl auch total wissend und davon überzeugt, was ich wollte, ausgesehen haben, dass er kleine Scherze und Seitenhiebe gegen weniger entschlussfreudige Ordnersichter vom Stapel ließ. Er gab zu, dass er selber keine große Ahnung vom Spiel habe, aber auch er wisse, dass sein Gegenüber keinen blassen Schimmer habe, wenn er (der Verkäufer) sage, dass Pikachu eine starke Karte in einem Finsternisdeck sei und der andere ihm zustimme. :D

Leipzig, 17:00 Uhr

So verging die Zeit weiterhin stetig und ich wollte auch die Auflösung des Go-Rätsels nicht verpassen, sodass ich abermals in den Go-Stand eintrat. Dieses Mal war Stefanie aber nicht meine persönliche Unglücksfee und erstaunlicherweise (oder auch nicht) bekam ich recht schnell meinen Preis. Aus Ermangelung an guten, oder überhaupt an Alternativen nahm ich ein Boosterpack von WTF-Dinodeck-Shit. Ich hoffe nur, dass ich das zu Geld machen kann.
Danach drehte ich noch eine Runde ums Carré und staubte weiter kostenloses Zeug und Flyer ab. Dort erblickte ich dann auch im Carlsen-Stand, dass sie endlich Highschool of the Dead herausgebracht hatten. Das wurde aber auch Zeit. Aber diese Knauser waren nicht bereit, die gelochten Mangas zu verschenken. Pff… Dafür gab es aber einen ultrastylishen DAISUKI-Kugelschreiber in rosa. Besser als nichts. :D

Leipzig, 18:30 Uhr

Die Leipziger Buchmesse 2010 hatte für dieses Jahr ihre Pforten offiziell geschlossen und sämtliche Leute hatten mit den Abbauarbeiten ihrer Stände begonnen. So auch die Leute im Go-Stand. Ich half noch mit, die von DGoB bezahlten und nun überschüssigen Lebensmittel teilweise an mich zu nehmen und ebenfalls noch beim Abbau zu helfen. Als alles erledig war und Christoph mit Gunnar das Messegelände per Auto verlassen hatten, gingen die anderen und ich dann auch unserer Wege. Uta bot sich an, den Weg bis zum Hauptbahnhof noch mit mir zusammen zu fahren, worüber ich mich sehr freute, da es nun schon dunkel geworden war und ich Uta und ihre Gesellschaft sehr mag und schätze. So fuhren wir also gemeinsam ein Stück, bis mir wie aus dem Nichts einfiel, dass sich mein Sapporo-Steppenschlafsack und ich an zwei verschiedenen Plätzen befanden. Uta telefonierte not mit Christoph und Gunnar, welche aber nicht mit Bestimmtheit sagen konnten, ob sich da noch was im Stand befand. Sie wussten lediglich von einem Schal, aber das war ja nicht meiner. Jedenfalls waren sie schon zu weit weg, um noch mal umkehren zu können und meinen Schlafsack, sollte er sich noch dort aufhalten, mitnehmen könnten. Also blieb mir nur die Wahl, ihn dort zurückzulassen (weil ich ja noch einen weiteren habe) oder zurückzufahren und ihn zu suchen. In Anbetracht des Umstandes, dass wir uns mit jeder Sekunde weiter vom Messegelände entfernten und der Rückweg sowie der erneute Weg zum Bahnhof immer länger wurden, entschied ich mich dazu, zurückzufahren und ihn zu suchen.
Um nicht Gefahr zu laufen, nicht mehr reinzukommen, bekam ich von Uta noch eine Ausstellerkarte. Mit dieser und mit meinem restlichen Sack und Pack entstieg ich der einen Straßenbahn und nahm die gerade anrauschende Straßenbahn zurück zum Messegelände. Wie nicht anders zu erwarten, war die Bahn fast menschenleer. Die einzigen Ausnahmen bildeten der sichtlich und gut hörbare Fahrer, ein unwichtiger Typ weiter hinten, ich und eine türkischstämmige Frau in schickem Grün, die ihren Hund mitführte, welcher sich einfach nicht beruhigen ließ und der unentwegt bellte. Dies missfiel dem Fahrer der (zum Glück nur) verbal ziemlich oft entgleiste. Irgendwann hatten wir die Endstation erreicht und selbst nachdem wir alle ausgestiegen waren und die Frau vom Fahrer noch einen letzten, bösen Kommentar hinterhergerufen bekam, machte ich mich mal wieder zur Eingangshalle auf, die noch schön erleuchtet war. Die Ausstellerkarte hatte ich aber gar nicht benötigt und es hatte mir nicht einmal jemand Beachtung geschenkt, als ich durch die Gänge lief. Es ist aber schon ein komischer Anblick, wenn dort, wo tagsüber hunderttausende Leute langgelaufen waren, plötzlich Klein- und Großtransporter stehen und beladen werden.
Ich hatte schließlich den Go-Stand erreicht und fand nach kurzem Suchen meinen Schlafsack. Zum Glück war er noch da gewesen. Dann fuhr ich erneut mit der Straßenbahn zurück.

Leipzig, Hauptbahnhof, 20:00 Uhr

Ungefähr zu dieser Zeit hatte ich mir ein Ticket besorgt und mich auf dem richtigen Gleis eingefunden. Ich hatte mir ebenfalls schon die Information geben lassen, dass der nächste Zug erst in einer knappen Stunde das Bahnhofsgebäude verlassen würde. So tat ich das, was ich in solchen Momenten für das Sinnvollste hielt, ich las mein Buch. Ich war durch die Aktion mit dem Schlafsack noch etwas aufgekratzt und musste noch was tun, musste mich irgendwie beschäftigen. Do lief ich wie ein Tiger in seinem Käfig noch auf dem Bahnsteig hin und her. Irritiert von der Ansage, dass unser Zug auf einem anderen Gleis einfahren werde, schnappte ich mir meinen Krempel und wanderte mit ein paar anderen, ebenfalls verwirrten Menschen hinüber zum besagten Gleis, was übrigens typisch nuschelig angesagt worden war. Diese Durchsage entpuppte sich dann – natürlich – als Fehlmeldung und unser ICE kam einfach planmäßig auf dem richtigen Gleis an.

Leipzig, 20:51 Uhr

Der ICE rollte los und ich las wieder mein Buch. Da sich bei mir so langsam der Hunger einstellte und ich seit dem Frühstück in Halle nichts mehr zwischen die Zähne bekommen hatte, fielen mir wieder die Eier ein. Ich aß die Eier und las mein Buch, dazu hörte ich Musik. Die fahrt war sehr entspannt und ich kam pünktlich (was den Zug angeht) 22:12 Uhr in Berlin an.

Berlin, zu Hause, 22:42 Uhr

Endlich war ich wieder zu Hause. noch im Aufschließen der Wohnungstür gab mir mein Player *das* Lied schlechthin, was das Wochenende nicht passender hätte bezeichnen können. In meinen Ohren lief „48 Stunden“ von Kettcar. Mit diesen Eindrücken der letzten 48 Stunden (auch wenn es mehr waren) machte ich mich noch daran, das Erlebte stichpunktartig niederzuschreiben und schloss das Leipziger Buchmesse-Wochenede ab. Es war wunderschön.
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Datum: 26.03.2010 08:04
sorry das wir uns nicht gesehen haben ^^"""
ich glaube daran haben wir nicht mehr gedacht
wir waren ja auch gut unterwegs
sorry nochmal dafür

C makes it easier to shoot yourself in the foot,
C++ makes it harder, but when you do it, it blows away your whole leg
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Datum: 08.07.2010 17:05
toller blog!! lustig^^
jetzt habe ich das gefühl wneigstens etwas dabei gewesen zu sein.. naja nächtest jahr komme ich dann auch wieder.. und ich hoffe du auch!


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