Zum Inhalt der Seite



Oh, das ist dein 10. Design? MACH NEU!

Autor:  SiriWesen

Kurze Einleitung:
Um euch mal ein wenig Abwechslung von den mysteriös sich vermehrenden Cosplay-Drama Blogs zu bieten, habe ich hier etwas, das an alle Menschen geht, die irgendwie künstlerisch aktiv sind. Vielleicht im entfernten Sinne auch Cosplayer adressiert, wobei das Thema wohl viel eher all jene betrifft, die Comissions/Auftragsarbeiten annehmen oder andersweitig Geld mit künstlerischen Aktivitäten verdienen (wollen).

Ich muss heute wieder einmal die sehr bittere Erfahrung machen, deren Kernaussage eigentlich grundsätzlich schon in meinem Hirn verankert ist, aber ich dennoch immer wieder merke, wie ich bei Extremfällen an meine Grenzen stoße, wenn es vorkommt, dass ich dieses Prinzip auch auf mich selbst anwenden muss.

Ja. Wir alle haben Grundsätze und Moralpredigten, die wir gerne anderen als Ratschlag mitgeben. Sie sind unsere Säulen, worauf wir oft, neben emotionalen Aspekten, unsere Meinungen begründen. Trotzdem kommt es häufig vor, dass wir uns unbewusst gegen unsere Prinzipien stellen und am liebsten komplett entgegengesetzt agieren wollen, um unserem eigenen Ego und unserer Sicht von uns gerecht zu werden.

 


Hier mal mein heutiges wunderschönes traumhaftes Beispiel, mich selbst betreffend.

Während ich hier diese Zeilen schreibe, befinde ich mich genau eine Woche vor meiner praktischen Abschlussprüfung zur Mediengestalterin Digital und Print - Gestaltung und Technik.

Für alle die nicht wissen was das ist: Mediengestalter ist ein Beruf der quasi die Digitation vom klassischen Schriftsetzer bezeichnet. Wir müssen alles rund um die Erstellung von Medienprodukten (in meinem Fall Druckprodukten) kennen, alles was in der Druckvorstufe geschieht. Layout, Design, Typographie, Profile, Farben, blablabla~  Also ein ziemlich breites Band an Gedöns. Aber das mal so am Rande.

In der praktischen Prüfung muss man häufig beim 1. Teil der Prüfung innerhalb von 10 Werktagen ein Medienprodukt realisieren. Das kann ein Flyer, eine Anzeige, eine Broschur, eine Website sein. Unterschiedlich.

Ich wollte eigentlich meine Konzeption und mein Layout morgen Abend in die Druckerei bringen und somit quasi fast eine komplette Woche vor Prüfung fertig sein. Die Zeit ist auch notwendig für die Druckerei um das Ding zu produzieren.

Alles lief super. Ich hatte Ideen. Habe mich an die Aufgabe rangetastet und einen Entwurf angefertigt.

Mit dem Entwurf ging ich zu nem Fachmann, nem Art Director, der Ahnung vom Thema Design und Typographie hat. Diese mochte meinen ersten Entwurf null. Nada. KEIN BISSCHEN. Gut, halb so wild, ich bin nicht besonders gut in Anzeigensetzung, das mach ich selten in der Firma.

Neue Runde.
Auch die neuen Entwürfe, inzwischen 5 verschiedene Designs. Auch die mag mein Art Director nicht. Ich beginne an meinem eigenen Geschmack zu zweifeln. Dann sagte mir meine Ausbilderin, dass sie in Hinblick auf das Prüfungskomittee meinen ersten Entwurf (der ja so scheisse war...?) gar nicht so verkehrt fand.

Verschiedene Geschmäcker. Gut. Ich bin bei Freitag letzte Woche angelangt. Ich beginne irgendwie die Kritikpunkte von beiden Seiten zu beleuchten und arbeite an neuen Entwürfen.

Sonntag habe ich komplett am PC verbracht. Ich hatte ENDLICH ein Layout gefunden, dass MIR wirklich  gefällt. Es war irgendwie innovativ, vermittelte was der Kunde herstellte etc. Die Typo war auch in einer guten Hierarchie... Aber auch hier gab es Kritikpunkte, nicht zu knapp, wie ich heute erfahren habe.

Ich hatte also dann heute ein 2-stündiges Meeting, in dem mir meine beiden Kolleginnen, die beide den Geschmack der Lehrer und Prüfer kennen. Beide haben mir sehr gut und sachlich das Problem mit meiner Gestaltung erklärt. Sachliche, gute Kritik. Trotzdem wurde mir das zu viel. Ich musste zu meiner Schande anfangen zu weinen, weil ich realisierte, dass ich die ganze Zeit zwar keine schlechten Layouts erstellt habe, aber komplett an der eigentlichen Zielgruppe vorbeigestaltet habe.

Ich habe über 40 Stunden in all diese Entwürfe investiert und keiner von denen würde auch nur irgendwie ansatzweise in die Richtung gehen, die dem Ausschuss gefiele. Ich kann zwar in meinem Konzept ALLES begründen, warum ich was wie gemacht habe, aber die Leute die das Produkt bewerten, lesen das Konzept nicht und somit ist meine Farbwahl nicht nachvollziehbar für diese Menschen.

 


Da saß ich dann also, schniefend und gestresst und ziemlich am Ende.

Alles was quasi "erwartet" wird oder sich offensichtlich als Alternative anbietet, geht komplett gegen meine eigenen Vorstellungen, gegen meine Ideen, meinen Geschmack, mein Prinzip. Ich soll ja eigentlich hinter meiner Abschlussprüfung stehen und sagen: "JA. Das habe ICH gestaltet. Und eigentlich sollte dieses Werk ja auch MIR gefallen."

Aber letzten Endes: Wenn ich danach gehe und eben die Farbe drinbehalte, die ich mir ausgesucht hatte, dann werden die alten Männer im Ausschuss das nicht mögen. Aber wenn ich ein klassisches, traditionelles Farbschema nehme, dann werde ich meine eigene Gestaltung nicht mehr mögen.

Es klingt so einfach. Ja stell einfach deine Prinzipien und deinen Geschmack hinten dran. Tu das, was der Kunde will. Der Kunde ist in dem Fall der Ausschuss. Riskier nicht wegen deinem Ego eine schlechte Note zu bekommen. Aber ich bin leider ein Mensch der immer seinen eigenen Kopf durchsetzen will und ich bin jemand, der sich mit seinen Werken durch und durch identifizeiren muss um zufrieden zu sein.

Natürlich werde ich jetzt wegen der Note die Farbe ändern. Und die Gestaltung.

Aber es schmeckt mir nicht. Es fühlt sich widerlich und falsch an. Alles sträubt sich dagegen, dabei sagen meine Standardprinzipien: Der Kunde hat Recht. Wenn der Kunde das so haben will, dann machst du das so.

Ich weiß nicht, ob das jetzt so verständlich rüberkam. Aber manchmal ist das was man tun möchte und an das man von Herzen glaubt, schlichtweg nicht die richtige Wahl, wenn es um kommerzielles Geschäft geht.

Und wenn ihr etwas 10 oder 20 Mal überarbeiten müsst und neu machen müsst. So wie ich gerade.

Lasst euch davon nicht abbringen.

Fragt euch:

  • was ist mir an dem Job wichtig?
  • Mein eigener Geschmack? Oder das Geld?
  • Für wen fertige ich diesen Mist an?
  • Damit es mir gefällt?
  • Oder damit ich eine gute Note bekomme?

 


Alle Leute die frustriert sind, weil sie eine Stelle schon zum 20. Mal editiert haben, neugeschrieben haben, neu gezeichnet  haben, neu genäht haben... Gebt nicht auf. Wenn ihr im kreativen Fluss feststeckt, nehmt Abstand, stellt euch die Fragen neu. Und vor allem: Wenn eure Priorität nicht ist, dass es euch selbst gefallen muss, dann nehmt die seltsames Geschmäcker der Kunden hin. Immerhin geben die euch Geld dafür, dass ihr Dinge auf deren Wunsch hässlich macht ;)

Und vor allem, wenn ihr euch gegen irgendetwas permanent und partout sträubt, dann fragt euch mal, was ihr einer Person raten würdet, die sich genau in eurer Situation befindet. Dieser Gedanke hat mir heute sehr beim Finden meiner Antwort geholfen. :)

Hoffe dass hier die Messages irgendwie rüberkommen, ich wollte mir meinen Frust lediglich ein bisschen von der Seele schreiben, da mich der heutige Tag doch echt fertig gemacht hat.

Avatar
Datum: 19.05.2015 22:17
Also, ich kenne das Gefühl sich die Haare zu raufen und zu denken: "Och, das ist nicht euer ernst... anders sah es viel besser aus!" Ich habe vor kurzem Buchcover gestaltet und da war es eben genau das. Aber eigentlich fasst du es hiermit schon zusammen: Man bekommt am Ende Geld dafür und wenn man diesen Stress und Frust in der Ausbildung schon hat, dann ist das eine sehr gute Vorbereitung für später. Kunden können anstrengend sein.
 
Wichtig ist aber auch, dass man Dinge begründen kann. Wenn der Kunde 20 knallige Farben auf einmal haben will, muss man natürlich rüberbringen können, dass das nicht beim Endverbraucher ankommen wird. Sonst fällt erstens der Kunde auf die Schnauze und kommt wahrscheinlich nie wieder und zweitens ist das schlechte Werbung für einen selbst. Und außerdem will man den Leuten ja auch keinen Mist verkaufen. :| Aber... man muss eben richtig Begründen können wieso gewisse Dinge so nicht gehen.
 
Ein guter Tipp ist allerdings den eigenen Geschmack ein wenig zur Seite zu drängen, dann ist man in dem Beruf weniger gefrustet. Ist zwar wichtig, dass man kreativ ist und ein gutes Auge hat, aber am Ende zählt es ja doch gewisse Regeln zu befolgen und so weiter. Aber wie gesagt, ich kann den Frust nachvollziehen. %D
Roads go ever ever on.

¤ Verkaufe Manga ¤ Freie Kakaos ¤
Avatar
Datum: 19.05.2015 23:01
Ich finde, dass ist dann die "Egal"-Einstellung, die man irgendwann auch entwickeln muss, damit man nicht am Ende dasteht und mit dem Bein aufstampft "Ich will aber" und sich über alles und jeden pikiert.

Eigentlich ist es egal, in welche Branche man da schaut - sobald man mit Klienten zu tun hat, sollte man grundsätzlich einfach nur das machen, was sie sich als Dienstleistung von dir wünschen und dann ist gut. Natürlich gibt es Situationen, in denen man auch mal diskutieren kann, in denen man anderer Meinung sein darf, in denen man eben auch mal "Nein" sagt.
Darum geht es nur eben nicht.
Wie auch abgemeldet schon sagt - wenn man bestimmte Dinge begründen kann, kommt man vllt mit dem Klienten auch auf einen grünen Zweig, obwohl man ihm nicht mit einem "Ja und Amen" entgegen kam, sondern sich versuchte, mit ihm auseinander zu setzen.

Für mich ist das ein gewisses Maß an Verantwortung, welches man gegenüber des Klienten trägt.
Und je nach Branche muss man eben schauen, ob diese Verantwortung soweit geht, dass es "gefährlich" werden könnte, wenn man dem Klienten einfach seinen Willen lässt oder ob man wirklich mal sagen kann "Okay, Scheiß drauf, ich mach das jetzt einfach!"



BÄMM. Du hast gesprochen.
Wort zum Abend - gefällt mir! :)

Und toi³ für deine Prüfung!
...~ If you're up high, all the stuff which is confusing suddenly becomes crystal clear ~...
-- One Liter of Tears ~ Aya's Diary auf Deutsch! --
Avatar
Datum: 19.05.2015 23:31
Naja, du hast das gelernt, was bei uns in der IT immer wieder gepredigt wird. Testen, testen, testen. Prototyping, Evaluierung und Zielgruppentests. Man macht den Kram ja nicht für sich selbst, sondern damit er von den Usern benutzbar ist. Und du hattest eine Woche Zeit es vor der Prüfung, statt in der Prüfung zu lernen. Ja man muss mit Kritik umgehen können, aber das hier ist doch eher ein Glücksfall.
Datum: 20.05.2015 01:50
das ist wohl der Grund weshalb dieser Beruf garnix für mich wäre xDDD Ich kann nur etwas wirklich gut, wenn ich interesse und motivation dran habe....es muss mir gefallen @_@
Etwas zu machen/zeichnen was mir selbst nicht gefällt geht richtig schief xD
Avatar
Datum: 20.05.2015 08:31
Ich muss jetzt ehrlich gestehen, dass ich nie davon ausgegangen bin, dass dein Beruf eine "künstlerische Selbstverwirklichung" ist oder sein kann. Für mich war das immer nur ein stures dem Kunden recht machen und nach Lehrbuch arbeiten (es hat ja viel mit Psychologie und Wirkung zu tun - man kann die Farbwirkung nicht ändern).
Für mich war es eher ein wenig Gestaltung, wie z.B. bei einem Dekorateur, der ja auch nicht großartig was zu sagen hat und eher Feingefühl für Harmonie und Präsentation braucht.
 
Nun weiß ich natürlich nicht, was dein Beruf genau mit sich bringt und vielleicht liege ich falsch... aber ich habe grade das Gefühl, dass du während deiner Ausbildung noch nicht gelernt hast, dass es kein Hobby ist, das dir Spaß machen soll, sondern eine Dienstleistung ist, die den Kunden zufrieden stellen soll.
Natürlich währe es schöner, wenn du dich in diesem Beruf selbst verwirklichen könntest, stolz auf jede deiner Arbeiten sein könntest und so weiter, aber das ist im Berufsleben einfach nicht so. Nicht als Künstler und auch nicht als Fliesenleger, der weiß was modern und praktisch ist, was lange hält und welches Material scheiße ist. Selbst der Buchhändler denkt sich oft: "Das Buch ist der letzte Mist, aber wenn der Kunde auf sowas steht, dann rede ich es gut, denn sonst verkaufe ich nichts". Das ist einfach das Arbeitsleben :(
 
Ich will dich damit nicht runter machen oder deinen Beruf schlecht. Am Anfang des Arbeitsleben sehen alle das ganze noch anders und sind nicht so aufgeklärt, wie jene mit viel Erfahrung. Ich wünsche dir einfach nur, dass du einen Weg findest mit der kundenorientierten Arbeit zurecht zu kommen und das ohne schlechtes Bauchgefühl :) Wie gesagt ist es einfach normal und deswegen darfst du auch ohne schlechtes Gewissen langweilig nach Lehrbuch arbeiten!
Fräulein Professor Doktor mult. h.c., euer Hoheit fucking Princess Java of Superkaffeefee, Neguse Negest, Kaiserin von Imaginäria, Verbündete des Größenwahns.

Java Ashtray Art * Facebook
Avatar
Datum: 20.05.2015 12:32
 
Ein guter Tipp ist allerdings den eigenen Geschmack ein wenig zur Seite zu drängen, dann ist man in dem Beruf weniger gefrustet. Ist zwar wichtig, dass man kreativ ist und ein gutes Auge hat, aber am Ende zählt es ja doch gewisse Regeln zu befolgen und so weiter. Aber wie gesagt, ich kann den Frust nachvollziehen. %D
 
abgemeldet
Naja, die Sache mit dem Begründen stimmt durchaus. Das Problem in diesem Fall ist eben, dass ich meine ursprüngliche Farbwahl komplett begründen konnte und warum die Farben zum Fachbereich der Branche passen (die Zielgruppe sind allesamt sachkundige Menschen die in dieser Branche arbeiten).
 
Unsere Lehrer haben uns gesagt, solange wir alles in unserer Dokumentation begründen, müssen wir uns keine Gedanken machen und können machen was wir wollen. Dann von jemandem zu hören, der genau weiß, wie der Ausschuss vorgeht, dass der Ausschuss selbst sich die Dokumentation kein bisschen durchliest, sondern auf korrekte technische Umsetzung mehr achtet, als auf ein innovatives Design, ist dann irgendwie frustrierend.
 
In diesem Fall war es für mich einfach sehr niederschmetternd, dass dieses Konzept, dass ich mir überlegt hatte, am Ende gar keine Rolle spielt und ich mir all die Stunden Arbeit hätte schenken können. :/
 
Den eigenen Geschmack hintendran zu stellen, das musste ich schon häufiger, aber es tut halt bei einem Prüfungsstück, dass halt sowas wie mein Gesellenstück ist, dass ja auch irgendwo meine fachliche Kompetenz etc zeigen soll, viel mehr weh, als ein Ding, dass einfach nur für irgendeinen Kunden gemacht wurde... Ich schätze ich hänge da emotional einfach mehr dran, als bei meinen regulären Jobs. Und das einem dann wieder so bewusst wird, das es einem schwerfällt solche Widriigkeiten zu akzeptieren, obwohl man es besser weiß, ist immer wieder eine Überraschung für mich. (Aber es ist in der Tat eine gute Erfahrung, wie du sagtest :) )
 
Ikeuchi_Aya
Ja, die Balance zwischen Durchsetzungsvermögen und Kundenwunsch ist sehr wichtig, das habe ich ja immer wieder hier mitbekommen. Und hier hat eindeutig der "Kunde"/ der Prüfungsausschuss die Prio und da ist mein eigener Geschmack weniger relevant.
(trotzdem wäre es schön gewesen, wenn ich mich mit meinem Gesellstück zu 100 Prozent identifizieren hätte können... aber das Leben ist kein Ponyhof.)
Danke für das Glück wünschen! <3
Ich habe mittlerweile auch gottseidank ein finales, zufriedenstellendes Layout. :) (auch wenn ich quasi auf alles verzichten musste, was ich eigentlich geplant hatte...)
 
Dural
Oh in der IT ist das wahrscheinlich alles noch tiefer verankert, als im "kreativen" Prozess. Das kann ich mir gut vorstellen. Mein Konzept war auf meine Zielgruppenanalyse etc alles abgestimmt, aber da sich niemand vom Ausschuss das durchlesen wird, warum das dann passt und die Herren sehr traditionell denken, kann ich mir die Innovation schenken. Und solange ich das jetzt noch bemerkt habe, ist alles gut. Ich muss sagen, ich bin meinen Kollegen unendlich dankbar, dass sie mich drauf aufmerksam machen und mich nicht ins Messer laufen lassen.
 
ellenorberlin
Kann ich sehr gut verstehen. Jeder macht am liebsten das, was ihm gefällt. Sich anderen zu beugen ist echt schwierig. Im Firmenalltag mit den Kunden fällt mir das nicht schwer, da ich dort eh kaum kreative Tätigkeiten ausübe, sondern wirklich reines Layout und Satzarbeit, sowie Bildretuschen, ausführe. Das ist routiniert, regelorientiert und das Design hat jemand gemacht, der das studiert hat.
Aber wenn man dann eben mal die Narrenfreiheit eigentlich bekommt, dann ist es bitter, wenn man dann doch nicht so frei ist.
 
JavaAshtray
Mein Beruf ist auch keine künstlerische Selbstverwirklichung. Da hast du recht. Es ist eine Dienstleistung und häufig tanzen wir komplett nach der Pfeife des Kunden. IdR layoute ich Dinge die bereits ein feststehendes Design von der Kreation haben, sprich, ich räume die Dokumente auf, setze den richtigen Text ein, mache finale Bildretuschen und schreibe Druckdaten. Viel Platz für Kreativität ist da nicht.
 
Aber das ist Firmenalltag, das ist cool, das bin ich gewohnt. Aber ein Mediengestalter muss eben auch eine gewisse Kreaitivität besitzen, ein Auge fürs Detail und für Gestaltung besitzen. Und das ist der Knackpunkt an dieser Aufgabe. Zielgruppengerechte Gestaltung und Typographie, und viele von uns genießen de Narrenfreiheit, die wir in diesen kreativen Projekten von der Schule/ oder der Abschlussprüfung bekommen.
 
Ich glaube, wenn es für einen echten Kunden wäre, würde ich mich gar nicht so aufregen. Die Sache ist einfach, ich hatte mir ein begründetes Konzept überlegt, mein Design erstellt und musste erfahren, dass der Ausschuss das nicht liest und nur nach technischen Kriterien bewertet.
Das war komplett entgegen dem, was wir im Briefing in der Schule gesagt bekamen. Man hängt emotional schon sehr am Gesellenstück und will sein bestes zeigen. Seine Kreativität, seinen gewieften Umgang mit den Programmen etc... Man will einfach auch selbst stolz auf das Stück sein, und da verliert man sich schnell im eigenen Stolz.
 
Es ist ja nicht so, dass ich nicht wüsste, dass der Kunde Priorität hat. Gott, ich bin die erste Person die so was predigt. Aber dass ich gestern trotzdem bemerken musste, wie groß der Unterschied zwischen Wissen und Akzeptieren ist, war so ein bisschen ein Schock. (ich hatte mich wohl für reifer gehalten x'D)
 
Also von daher: Ich mach auf der Arbeit eigentlich null kreative Leistung und stets lehrbuchartige Satztechnik + Retusche. Aber natürlich variiert das Maß an Kreativität, abhängig vom Betrieb und von den Kunden. (deswegen sind manche Mediengestalter auch seeeeeehr kreaitivitäts- und designaffin und andere gar nicht.)
Avatar
Datum: 20.05.2015 14:08
Das ist ja nicht nur in Kreativberufen so - wenn ich mir angucke, wie man als Jurist wegen dummer (und tlw. inhaltlich falscher!) höchstrichterlicher Rechtsprechung Unfug vertreten muss, weil der Mandant sonst verliert, oder Unfug schreiben muss, weil der Mandat das so will... pfft.

Eine gewisse innere Distanz zu den Dingen, die man für Geld tut, wird man immer wieder brauchen. Es werden aber auch genug Fälle kommen, wo die eigene Expertise und das eigene Gefühl wertgeschätzt und beachtet werden wird, wenn man aber immer das Gefühl hat, komplett gegen seine Überzeugungen und Wünsche handeln zu müssen, ist man wohl im falschen Beruf.

Prüfungen werden für Prüfer geschrieben... So 'real' viele Prüfungen tun, die Aufgabenstellungen sind doch oft arg gekünstelt. Dann gibt man eben was ab, was der Prüfung entspricht, auch wenn man es in der Realität sicher anders handhaben würde.

Dir viel Erfolg mit dem Abschluss!
Vorsicht, dieser Diskussionspartner könnte für Kinder ohne Ahnung nicht geeignet sein, da er pedantisch und mit linguistischer Feinheit Argumente zerfleddern kann.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
Avatar
Datum: 20.05.2015 14:49
@Azamir
Okay, dass das bei Juristen mind. genauso schlimm ist, hätte ich nicht gedacht: Da stelle ich mir das allerdings echt tough vor, wenn man da Ansichten vertreten muss, die der eigenen Moral widersprechen...
 
Und danke!
Avatar
Datum: 21.05.2015 12:03
Erstmal viel Erfolg für deine Prüfung. ^.^
 
Durchgemacht haben das glaube ich alle schonmal irgendwo. Bei mir war es vor allem während des Studiums so, dass man doch viel dem Prof der Nase nach arbeitet.
Es hilft auch einfach nichts, man will ja irgendwie durchkommen und der Prof hat ja Ahnung - meistens.

Und du hast ja so gesehen alles richtig gemacht, was die Aufgabe betrifft. Den Übungs- und Lerneffekt hattest du auf jeden Fall und das nimmt dir keiner.
Genauso wie die Tatsache, dass dann am Ende eben nicht der Kunde der Kunde ist, sondern der Prüfungsausschuss.
Und du machst das dann schlussendlich für die und für den Abschluss.
 
Nichtsdestotrotz kenne ich aber auch das Gefühl: "Ich will auch mal selbst zeigen, was ich kann."
Gerade wenn man manchmal den Eindruck hat, dass man nur noch Bausteine bekommt, die man irgendwo auf eine Fläche platzieren kann und eben nicht innovativ sein darf.
Da hilft es dann eigentlich nur, sich mal eigene Projekte vorzunehmen und einfach mal etwas zu gestalten, dass man selbst machen wollte. Dass man dann eben stolz als sein Werk präsentieren kann.
Alles andere ist Auftragsarbeit, aber das hast du ja selbst schon erkannt.
Und hin und wieder passiert dann doch mal das Wunder, dass man sich frei entfalten und sein geballtes Wissen und seine Kreativität mal kurzzeitig zeigen darf.
 
Und dennoch darf man sich darüber aufregen, wenn Kunde XY auch nach der 10 Runden noch was zu meckern hat. ^.~
So Sachen wie "Schrift bitte nicht über das Bild, aber Schriftgröße gleich und Bild bitte größer"
Einmal eine Runde um den Block, Dampf ablassen bei den Kollegen und überlegen, wie man es dem Kunden verklickert oder wie man das doch auf magische Weise lösen kann.
 
Und so ein kleiner Schwenk noch:
Wenn du bei dir im Büro Vertrauen hast zu den Kollegen, dann schneid das Thema "Ich will auch mal kreativ sein" an, bevor es zu schlimm wird. Also wenn du merkst, dass es dich belastet.
Ich hab mich da ewig mit rumgequält (spielten zwar noch einige andere Sachen eine Rolle, aber das war ein riesiger Punkt) und wusste gar nicht, wie ich das irgendwie vermitteln sollte. Das hat jetzt wirklich ein Jahr gedauert, bis ich wieder auf Spur gekommen bin. Nicht zuletzt weil meine Vorgesetzten da super reagiert haben und wir da zusammen dran arbeiten.
"I may race the wind, but in the end, the waves caught me up in the tide."

-> www.Moonlight-Densetsu.de <-
Avatar
Datum: 22.05.2015 03:31
Ich fühle mit dir.. hab aber den Abschluss in dem Beruf zum Glück schon.. und määächtig schwein mit meiner Prüfung gehabt das es etwas war wo drauf ich doch Lust hatte und es auch bis auf den Druck recht gut lief ^^

Aber du hast recht man muss es ab und zu sehr gut Abwegen.. Hatten zum Beispiel ein Projekt was dann einer aus meinen Ausbildungsjahr zuende bringen durfte.. ich es aber nach Bearbeiten musste.. ich ärger mich noch Immer über das teil.. weil es bei mir in der Gegend noch an einigen Ecken Hängt X_X es is sooo hässlich aber der Kunde wollte es so haben.. aber da wusste ich das die Leute da keinen Geschmack haben XD

Manchmal trifft man genau den Geschmack des Kunden und hat Glück oder eben leider Pech X//x
~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
Der Tot is nahe... lass ihn noch näher... und lerne so zu leben ^-^


Zum Weblog