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Totale Idiotie

Autor:  Chrolo
Wenn ich mich erneut an einer Selbstbeschreibung versuchen würde, würde mittlerweile wahrscheinlich so ziemlich an erster Stelle stehen „Mein Selbst ist schwächer als mein Ich“.
Das ist mir als treffende Bezeichnung der Umstände vor einigen Wochen schon in den Sinn gekommen – nun habe ich etwas weiter gedacht und mir ist schnell klar geworden, dass das nicht daran liegt, dass mein Selbst so stark ist, sondern dass mein Ich so schwach ist.
Momentan würde ich es „Wankelmütigkeit“ nennen. Ein absolut treffendes Stichwort.

Ich gebe mal eine Ausführung:
Punkt Schule -> Das komplette vierte Semester schlage ich mich jetzt schon mit dem Gedanken rum, entweder zu wiederholen oder eben nicht. Ich weiß; wenn ich mich nur für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden könnte, fiele es mir gar nicht so schwer, konsequent daraufhin zu arbeiten. Bei der Entscheidung PRO Wiederholen könnte man es kaum „Arbeit“ in dem Sinne nennen und bei der Entscheidung CONTRA stände ich direkt unter Druck - und genau dann arbeite ich ja am effektivsten.
Seit vielen Wochen nun schlage ich mich mit der Entscheidung rum, was ich machen soll und die Zeit vergeht. Ich übertreibe leider nicht einmal, wenn ich sage, dass ich jeden Tag meine Meinung ändere; ganz und gar nicht, geschieht das an manchen Tagen ja sogar gleich zwei- oder dreimal…
Das dicke Problem bei der Sache ist einfach, dass ein absolutes Gleichgewicht an Vor- und Nachteilen bei beiden Richtungen herrscht. Ich tendiere zumeist zum Weitermachen, aber dazu müsste ich dann ziemlich bald anfangen durchzustarten. Da steht dann meine Faulheit im Weg, die nur durch absolute Zielstrebigkeit überwunden werden kann. Zielstrebigkeit ist so ungefähr das Gegenteil von Wankelmütigkeit…
Noch schwieriger wird die Entscheidung dadurch, dass meine Freunde in der 12 alle sagen, dass ich gefälligst weitermachen soll (ja eh das Zeug dazu hätte) und die Freunde aus der 11 allerdings sagen, dass ich wiederholen soll, weil man ja dann mal zusammen hätte und so.
Dieses Gemochtwerden ist unangenehmer, als es sich anfühlen sollte.
Die meisten werden jetzt sagen, dass man bei so einer Entscheidung nicht auf andere hören sollte oder dass es total unmoralisch von den 11ern ist, so was zu sagen, oder dergleichen… stimmt auch – ich mein das wäre niemals ein ausschlaggebender Grund für eine so triviale Entscheidung, aber da die Waage halt schon so ausgeglichen steht, hat die Meinung anderer schon einen etwas größeren Einfluss auf mich. Nun ja, die intelligenteren, konstruktiveren Kommentare gehen auf jeden Fall in Richtung Weitermachen, daher tendiere ich ja auch dazu. Aber jeden Tag kommt wieder irgendein negativer Zwischenfall, wie z.B. zurzeit dauerhaft in meinen Studienfächern, mit denen ich einfach nur noch damn unzufrieden bin -.-
Wiederholen wäre dann aber wiederum eine Art Flucht. Es ist eigentlich mehr eine Frage in die Richtung, ob die Bequemlichkeit siegt, oder der Ehrgeiz.
Kontraproduktiv zum Ehrgeiz ist jede Menge, z.B. dass wir in Philosophie lernen, dass Philosophen wie u.A. Epikur oder Heidegger sagten, dass der Sinn des Lebens schon so etwas wie das Ausleben der Lust ist; das zu tun, was einem Spaß macht. Der Punkt ist, dass z.B. gerade Heidegger mit seinen sonstigen Ausführungen immer so logisch und kompetent auf mich wirkt.

Wenn man sich jetzt noch einmal den Satz anschaut „Mein Selbst ist stärker als mein Ich“, ist das Ergebnis eigentlich klar. Das Selbst ist bequem und geht wiederholen, während mein Ich natürlich allen zeigt, was es wirklich kann. In der Theorie war ich schon immer besser als in der Praxis -.-
Also bin ich insgesamt im Hinterkopf nach wie vor dabei mich zu wehren… schaffen kann ich es aber nur, wenn ich nicht mehr so viele Rückschläge erleide.

Wie gehe ich nun mit Rückschlägen um? Das ist schon ein weiteres Problem, weil ich zurzeit des Öfteren einfach die Flucht ergreife – wohlwissend, dass das nicht gut ist.
Das hat zwar tatsächlich immer eine kurzzeitige Steigerung zur Folge, ich wachse aber auch nicht unbedingt über mich hinaus; das tue ich atm glaube ich nur selten.

Mein aktuelles Ziel jetzt ist eine exzellente Klausur in Spanisch kommenden Montag. Ich werde jetzt wirklich einmal richtig intensiv lernen (wobei; ich habe es jetzt gesagt – das Tun ist noch mal etwas völlig anderes) und dann sehen, wo ich stehe. Aber… selbst wenn ich über 90 % schaffe, dann kann ich immer noch nicht besser Spanisch reden als vorher -.-
So gesehen kann auch das nicht positiv ausschlaggebend sein.

Dafür, das diese Wankelmütigkeit nicht nur in Punkte Schule auftritt habe ich auch Beispiele aus der Vergangenheit, wo ich z.B. ein Dreiviertel-Jahr für die Entscheidung benötigt habe, welchen Nachnamen ich denn jetzt behalten bzw. annehmen möchte. Oder dass ich bestimmt 4,5 Jahre gebraucht habe, um mich auch nur ansatzweise für eine Richtung festzulegen, in die ich später jobtechnisch gehen will, obwohl ich mir permanent (na gut, permanent vllt auch nicht) Gedanken gemacht habe ~.~
Das Wort "Unentschlossenheit" passt hier allerdings besser.

Also ich wundere mich wirklich nicht, wenn mich spätestens jetzt jemand für einen Idioten hält – in dem Punkt würde ich sogar zustimmen ;D
Wenn ich nun sage, dass Schule nicht der einzige Punkt ist, indem ich mich so zerrissen fühle, was möge man denn dann denken? Beim Thema Liebe und Gesellschaft z.B. würde ich die Problematik als noch komplexer und viel schwieriger bezeichnen… aber hier werde ich keine öffentlichen Ausführungen machen.

Hmmm… ich hasse diese Jammerlappen-Mentalität, die mich manchmal auffrisst :(
Dabei geht’s mir dieses Jahr eigentlich besser denn je…

Ich brauch einfach Sicherheit v.v


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