Ein paar Worte zum SWR2 Beitrag über die Buchmesse
Die leipziger Buchmesse 2017 liegt jetzt hinter uns. Für alle, die nicht da gewesen waren, gibt es vom SRW2 einen zusammenfassenden Beitrag über diese Veranstaltung.
Als regelmäßiger SWR2 Radiohöhrer finde ich diesen Beitrag von Anfang bis Ende sehr konsistent. Er gibt genau das wieder, was SWR2 ausmacht. Hier trifft sich die trockene Elite, die sich vom Pöbel abgrenzt. Man hört Klassik und liest nur Romane oder philosophische Bücher von Menschen, die schon lange verstorben sind und deren Namen hochgehalten werden, weil irgendjemand ihre Werke für gute Literatur befunden hat.
Man pöbelt leicht nasal und hochgestochen auf allerlei Art von Fantastikbüchern (Fantastik = Fantasy + SciFi), entbucht sie in ihrer Art als Darstellungsweise, bucht sie wieder ein, wenn es um russische Bücher geht. Weil man lange Zeit in Russland nicht über Politisches schreiben durfte und dies dann in Form von Science Fiction oder Elfengeschichtet tat. Politische Werke sind Literatur. Einfach nur Elfenliteratur selbst ist keine Literatur. In einem weiteren Beitrag zu Büchern ging es darum, Bücher zu sammeln, Bücher in gedruckter Form zu erfahren und Bücher mehrfach zu lesen. Man erlebt Bücher, man liest sie nicht. Jemand, der Krimis liest, der liest nicht, der konsumiert. Krimis sind keine Bücher. Krimis sind natürlich auch keine Literatur. Und wer kennt sie nicht, die "Urlaubsleser", wobei ich dieses Wort wirklich mehr als unglücklich gewählt habe. Urlaubsleser, und ich verwende das Wort nur, weil ich keine anderen Worte für das habe, was die Diskutanten darüber aussagten, verbrauchen im Urlaub ein leicht verständliches Buch und entsorgen es noch am Urlaubsort im Müll. Diese Menschen lesen nicht, die verbrauchen einen Stapel Papier. Und das ist abzulehnen, das ist gar widerlich.
In einem anderen Beitrag zur Elbphilharmonie fiel der Satz, dass zeitgenössische Musik ja nicht so gerne gehört wird. Und daher auch nicht gerne gespielt wird. Und da fragte ich mich nun wirklich: Was sagt das über die Verkaufszahlen und die Veranstaltungszahlen zeitgenössische zu klassische Musik aus? Hier haben wir es mit einer Wahrnehmungsblase zu tun. Zeitgenössische Musik wird ja nicht gerne von unserer Zuhöhrerschaft gehört, die allesamt ein altes Bücherregal mit Kant und Kafka zu hause haben, die Klaviermusik hören, alle einen Doktortitel besitzen, sich ausschließlich ohne Farbe in Anzügen und Kostümen kleiden. Also wird diese Musik nicht so gerne gehört, was an dieser Stelle einfach universell ausgesagt wird.
Da passt es einfach so absolut nahtlos in mein Bild von SWR2, dass man sich extrem an diesen vielen bunten Menschen stört, die keine Literatur™ lesen, sondern Papierstapel konsumieren. Die Kleidung tragen, welche farbig ist, welche selbst genäht ist und welche nicht in die drei Schnittmuster passt, welche als seriös akzeptiert werden. Diese jungen menschen haben Spaß an etwas, das nicht seriös ist, nicht ernst ist, aber vor allem auch überhaupt nicht fassbar ist. Das Verhalten ist abstrakt, komplett fremd von der SWR2 Blase und basiert vor allem auf Bildern, welche einfach und schnell erfassbar sind, statt auf kompliziert formulierten Fließtexten.
Bücher sind Literatur™.
Mangas, Fantastik, Krimi, Kalender, Kochbücher, billige Reiseführer und all das, das sind Papierstapel.
Wir reden hier von einer Buchmesse. Buch ungleich Manga. Buch gleich Literatur™. Ich verstehe den Denkansatz, aber ich kann ihn nicht gutheißen. Und er ist unkomplett. Zensur und Menschenrechte und so. Cosplayer verbieten wollen und so.
Ich möchte noch anmerken, dass SWR2 nicht das ultimative Böse ist. Ich höre den Sender sehr gerne, vor allem die Diskussionsrunden von 17:10 bis 17:50, aus denen ich gerade vor allem zitiert habe. Es ist immer mal jemand dabei, der mir gegen den Strich argumentiert, vor allem Menschen wie der Urlaubsleserhasser, aber meistens sind es wirklich spannende Runden. Klar, die Frauenquote ist viel zu gering für diverse Themen, daran kann man noch arbeiten. Und manchmal suchen sie ihre Experten dann doch zu einseitig aus, sodass Menschen wie dem Urlaubsleserhasser gemeinsam zugestimmt wird, statt dass eine Gegenstimme zu hören ist. Das ist aber ein generelles Problem bei solchen Runden und nicht auf diesen Sender begrenzt.
Wo genau liegt hier eigentlich die Zensur, wenn man lediglich möchte das Cosplayer sich an einem anderen Tag als an der LBM in Leipzig treffen? Ich kann da jetzt nicht erkennen wie dadurch irgendwie Inhalte oder unerwünschte Meinungen unterdrückt bzw kontrolliert werden...?
Und inwiefern das die Menschenrechte berührt ist mir auch nicht ganz klar?!
Es sagt ja niemand sie sollen nicht mehr cosplayen oÄ. Es geht nur darum das sie auf der LBM unerwünscht sind.
An sich sollte man die Meinung als Cosplayer auch aushalten, das man unerwünscht ist - wenn man im Gegenzug von der anderen Seite eigentlich erwartet, das die aushält, dass man im Cosplayer auf einer Buchmesse erscheint.
> An sich sollte man die Meinung als Cosplayer auch aushalten, das man unerwünscht ist - wenn man im Gegenzug von der anderen Seite eigentlich erwartet, das die aushält, dass man im Cosplayer auf einer Buchmesse erscheint.
Ich hab irgendwie das Gefühl, dass du den Inhalt dieses Weblogs nicht so recht verstanden hast. Denn was Major kritisiert hat, war im Kern die einseitige und unprofessionelle Berichterstattung und nicht, dass Cosplayer vielleicht verboten werden sollen.
(Nietzsche)
Hat du meinen Post auch gelesenen oder sagst du jetzt nur was weil es hier jemand gewagt hat nicht ja und Amen drunter zu schreiben? ✌😉
Ich kritisiere nur das jemand seinen Beitrag mit Wörtern untermauern will die hier völlig zusammenhanglos im Raum stehen und sie halt mit rein wirft, weil sie cool klingen und sooo eine tiefe Argumentation an den Tag legen. Nicht. Wenn jemand sowas macht, wird auch aus nem guten Beitrag schnell ein schlechter.
Zensur ist wenn gewisse Präsidenten Journalisten einsperren, weil die nicht das über ihn schreiben was er gern hätte.
Menschenrechte werden verletzt wenn man Flüchtlinge wie bei der Massentierhaltung auf engstem Raum zusammenpfercht.
Aber weil jemand Cosplay auf einer Buchmesse als unangemessen ansieht und das dann öffentlich in einem Beitrag sagt?
Seh ich anders.
Aber wenn du das als Zensur und Menschenrechtsverletzung siehst, ist das natürlich dein gutes Recht 👈😆
>Und inwiefern das die Menschenrechte berührt ist mir auch nicht ganz klar?!
>Es sagt ja niemand sie sollen nicht mehr cosplayen oÄ. Es geht nur darum das sie auf der LBM unerwünscht sind.
Art. 2 Absatz 1 Grundgesetz: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt."
Das wird auch als allgemeine Handlungsfreiheit bezeichnet und ist grob das Recht, dass man verdammt noch mal tun und lassen darf, was man will, solange man niemandem dabei schadet. Das ist in unserem Land ein MENSCHENrecht (das jedem Menschen kraft Geburt als Homo Sapiens Sapiens zusteht). Insofern: Guten Tag, dein Menschenrecht.
Ich darf also erstens cosplayen, zweiten cosplayen wann ich will und drittens wo ich will, weil das die freie Entfaltung meiner Persönlichkeit ist. Ich muss dabei nur die freie Entfaltung anderer Persönlichkeiten nicht behindern, das tue ich aber nicht, wenn ich auf einer öffentlichen Veranstaltung als zahlender Gast in den Klamotten rumlaufe, in denen ich gerade rumlaufen möchte. verfassungsmäßige Ordnung heißt insbesondere dass ich keine anderen Grundrechte verletze, nicht versuche den demokratischen Rechtsstaat abzuschaffen und die allgemeine Gesetzesordnung achte, Sittengesetz ist so... Sex, Gewalt und Nazis. Sittengesetz spielt heute kaum noch eine Rolle, darunter fasst man grob alles, was nicht Gesetz ist, aber trotzdem GESAMTgesellschaftlicher Konsens, unter Berücksichtigung von Minderheitenschutz... also so ziemlich nix mehr. Denn unsere Gesellschaft ist inzwischen so vielschichtig und divers, dass kaum noch Verhaltensweisen als so "abweichend" angesehen werden können, dass sie gegen die guten Sitten verstoßen würden, wenn sie noch kein Gesetz verletzen.
/tl;dr:
Art. 2 I GG, Allgemeine Handlungsfreiheit.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
Ja, und inwiefern berührt es deine allgemeine Handlungsfreiheit wenn sich jemand hinstellt und sagt er findet das Verhalten unangemessen und man möchte an einem anderen Tag die MCC abhalten?
Er stellt sich nicht hin und sagt, er will die Buchmesse verlegen. Er sagt, dass Cosplayer von der Buchmesse verbannt werden sollen. Damit würde er verbieten, an diesem Tag an diesem Ort zu cosplayen. Auch logisch-logistisch: Man kann die Buchmesse verlegen, aber ohne Cosplayer-Verbot kommt bei einer öffentlichen Veranstaltung halt alle Leute, die sich ein Ticket kaufen rein. Also auch Cosplayer.
Das schränkt meine allgemeine Handlungsfrieheit, wann und wo ich cosplaen will, ein. (Ob unangemessen ist eine andere Sache. Aber es ging erstmal nur darum, ob es einen Eingriff in eine Grundrecht an sich darstellen würde, und das ist an sich mal gegeben. Andere Details wie keine Inter Partes-Wirkung der Grundrechte mal eben außen vor gelassen.)
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
Da entgeht mir irgendwie immer noch worin das Problem liegt wenn ich sage dass ich durch eine Äußerung von Herrn Otte - die zu keiner Konsequenz führt - die Menschenrechte von niemandem tangiert werden und deswegen die Argumentation hier in meinen Augen fehl am Platz ist.
Was Herr Otte sagt ist halt ne Meinung und ich kann verstehen das man die scheiße findet, aber in meinen Augen berührt das nach wie vor keine Menschenrechte.
[Edit 1]
Und der Edit sagt mir auch nur das Herr Otte eigentlich nicht in Menschenrechte eingreifen kann mit seinem Beitrag, weil er eine Privatperson ist.
Also ist die allgemeine Handlungsfreiheit weiterhin nicht durch das was er sagt berührt - und damit auch kein Menschenrecht.
Ich versteh nach wie vor nicht wo ne Einschränkung liegt wenn jemand SAGT cosplay hat nix auf der LBM verloren. Das berührt hier niemanden irgendwo in Menschenrechten, eher in Emotionen.
[Edit 2]
Um das jetzt noch mal etwas strukturierter aufzuarbeiten (auch wenn ich mich quasi nur wiederhole):
Die LBM GmbH (laut Internetseite) ist eine juristische Person des Privatrechts, die nicht in die allgemeine Handlungsfreiheit eingreifen kann -> dh sie könnte ein Hausverbot gegen Cosplayer erteilen, ohne das Menschenrechte direkt betroffen sind. Kann sie auch so durchsetzen, wenn sie das wollte - sehe ich jetzt eigentlich kein Problem darin.
Dann haben wir noch den Herrn Otte - auch Privatperson, kann schon mal auf der LBM per se keine Verbote aussprechen (wenn ich das richtig seh, ich bin nicht umfassend informiert, muss ich zugeben) - damit wäre hier aus zwei Gründen schon kein Menschenrecht betroffen.
Also hab ich hier eigentlich nur ein Menschenrecht, das zwischen Cosplayer - Otte potenziell betroffen sein könnte, wenn sein Anwendungsbereich nicht schon von vorne rein dadurch ausgeschlossen wäre, dass er nicht betroffen ist - zusätzlich dazu, das kein Verbot vorliegt, das irgendwo in Menschenrechte einschneiden kann.
Es geht hier also nur um ne Äußerung von Herrn Otte, die viele auf der Seite (nachvollziehbar) scheiße finden, die aber einfach nur das ist: ne Äußerung, die man scheiße finden kann, wenn man will.
Und die berührt in meinen Augen nunmal keine Menschenrechte.
Azamir, ich bin gern offen für ne andere Sicht der Dinge, aber mir einfach n Grundrecht vor die Füße zu knallen, weil's auf den ersten Blick so toll passt, um mir dann in nem Edit zu sagen, dass Grundrechte eigentlich keine inter-partes Wirkung haben und damit halt eigentlich rausfällt überzeugt mich weniger...
Die LBM könnte verbieten, wenn sie wollte. Die LBM hat sich aber ganz klar hinter die MCC gestellt und ganz eindeutig die Cosplayer gerne da.
Herr Otte ist KEIN Verantwortlicher oder Mitarbeiter der LBM. Er verlangt aber trotzdem ein Verbot der Cosplayer. Weil es ihm nicht gefällt. Die Natur der willkürlichen Zensur ist genau das: Ein Verbot, weil es Mensch XY einfach nicht gefällt oder in den Kram passt.
In der Türkei werden Menschenrechte mit Füßen getreten und Leute einfach nur deswegen eingesperrt, weil es jemand bestimmten nicht in den Kram passt, wie sie denken, handeln oder was sie sagen. Obwohl niemand von denen jemandem damit schadet.
―Terry Pratchett
... oder es ist einfach Frustration gegenüber den Göttern ... ;D
Ich gehe mit dem Mann nicht d'accord aber er ist doch weit davon entfernt, jemandes Grundrechte verbieten zu wollen. Für ihn hat die Buchmesse etwas gravitätisches wie eine Beerdigung. Da passt Cosplay halt nicht rein. in sein Bild.
Punktum, er hat zwar Unrecht aber er ist kein Unmesch. Grundgesetz kann also im Schrank bleiben
> > Zensur und Menschenrechte und so. Cosplayer verbieten wollen und so.
> An sich sollte man die Meinung als Cosplayer auch aushalten, das man unerwünscht ist - wenn man im Gegenzug von der anderen Seite eigentlich erwartet, das die aushält, dass man im Cosplayer auf einer Buchmesse erscheint.
+1
wenn man in einem verrückten System als gut angepaßt gilt.
Diese ganze Grundgesetzt-Geschichte hier ist übrigens etwas überzogen in meinen Augen. Da kann im Gesetz sonst was stehen, die LBM könnte sich sonst was für Regeln oder einen Dress-Code ausdenken und dann müssen sich alle Besucher daran halten. Ende. Das haben sie aber nicht, noch ist es Coaplyern verboten, andere Hallen aufzusuchen. Allerdings sollte man als Cosplayer auch wissen, wie voll es sein kann, dass es hauptsächlich eine Buchmesse ist und das ausladene Cosplays evtl im Weg oder auch kaputt gehen können. Es gab mal, ich weiß nicht, ob es immer noch so ist, aber auch ein reines MCC-Ticket. Dann durfte man die anderen Hallen eben nicht betreten.
Zudem gab es dieses Jahr das erste Mal Taschenkontrollen gab und eine max. Größenzulassung für die Cos-Waffen. Fand ich gut.
Ich war Donnerstag und Freitag da und hab weder übermäßig viele freizügige Cosplayer gesehen, noch waren die Gänge extrem verstopft, noch war irgendwo nervges Gekreische oder unmögliches Benehmen zu beobachten. Zumindest an den beiden Tagen, obwohl ich genau weiß, wie asozial sich manche Cosplayer oder der Anime-Szene-Zugehörigen aufführen können. Auch in den anderen Hallen waren kaum Cosplayer zu sehen. Hier und da vereinzelt jemand, aber das wars dann auch. Hauptsächlich in der Halle 1 wo die MCC war und natürlich in der Glashalle, aber da waren die normalen Besucher mehr nervig, als die Cosplayer.
Letztendlich viel Geschrei um nichts. Die LBM wird nicht auf die Einnahmen verzichten und es müsste schon was Außergewöhnliches passieren oder die Beschwerde müssten sich häufen, um das auszuklammern. Worauf die MCC dann nicht mehr stattfinden würde, weil ich bezweifle, dass für eine vergleichsweise kleine Con von einer Halle die Mietpreise für das Messegelände getragen werden können.
Wahre Kritik!
Falsch.
Über §138 BGB und §242 BGB sowie §305ff BGB (usw...) kommt die mittelbare Drittwirkung der Grundrechte auch im Zivilrecht zum Tragen. Komplette Willkür, gerade wenn sie ggf auch noch diskriminierend ist (AGG!), ist regelmäßig nicht gestattet.
Ja, Grundrechte sind eine hohe Kiste, aber sie prägen unsere Gesellschaft, und willkürliche Verbote von vollkommen unproblematischem Verhalten ist halt... Unfug.
Nein, es gibt nun mal kein Recht von Herrn Otte, nicht von bunten Kostümen gestört zu werden. Das sehen btw auch viele, viele Journalistenkollegen von ihm genauso. Er hat auch aus der Presse massiv Kritik einstecken müssen, auch aus den Bedenken, die hier bzgl Grundrechten und Recht auf freie Entfaltung geäußert wurden. Es geht hier nicht nur um das verletzte Ego von Cosplayern - sondern eben darum, dass sich ein Feulleton-Schreiberling anmaßt, darüber entscheiden zu dürfen, was auf einer öffentlichen messe angemessene Kleidung für andere Leute ist. Und das geht ihn nun mal eigentlich nix an. Solange nicht gegen Gesetze verstoßen wird - was aber eben gerade nicht der Fall ist, was er selbst ja nichtmal ansatzweise behauptet. er findet es nur "unangemessen", und fordert deswegen ein Verbot. Ich - und viele andere Leute - finden es unangemesen, wegen so ein paar Empfindlichkeiten, gleich richtig vielen Leuten was ungefährliches und harmloses zu verbieten.
("A man shouldn't die with no understanding of why he's been murdered" - Matthew Stover)
Das mag stimmen, aber es gibt auch kein Recht, dass es dem Herrn Otte verbietet, seine Meinung laut zu sagen - und wenn das die Forderung nach einem Verbot beinhaltet, so what? Soll er doch fordern. Die LBM hat sich doch schon längst hinter die MCC gestellt, wenn ich das richtig sehe.
Worin genau liegt jetzt das Problem, eine Meinung zur Kenntnis zu nehmen, von der sowieso jeder weiß, das sie längst existiert - und das sie kein Einzelfall ist? Ich kann durchaus nachvollziehen, dass man das es nicht kommentarlos zur Kenntnis nehmen möchte, aber hier wird grad so getan, als hätte der Herr Otte tatsächlich was verboten und irgendwelche Grundrechte mit Füßen getreten.
> dass sich ein Feulleton-Schreiberling anmaßt, darüber entscheiden zu dürfen, was auf einer öffentlichen messe angemessene Kleidung für andere Leute ist
Wenn er sich anmaßt, was entscheiden zu dürfen, ohne tatsächlich irgendeine Stimme bei dieser Entscheidung zu haben, ist das auch nicht mehr als heiße Luft, um die hier ziemlich viel Wind gemacht wird.
> Über §138 BGB und §242 BGB sowie §305ff BGB (usw...) kommt die mittelbare Drittwirkung der Grundrechte auch im Zivilrecht zum Tragen. Komplette Willkür, gerade wenn sie ggf auch noch diskriminierend ist (AGG!), ist regelmäßig nicht gestattet.
Ja, aber das kannst du auch nur gegenüber der LBM anwenden, weil man mit denen den Vertrag schließt. Wo beinhaltet das jetzt Herrn Otte, der ja die hier zum Tragen kommenden Grundrechte verletzt haben soll?
Selbst wenn man jetzt mal beiseite lassen würde, dass die LBM das ohnehin nicht vorhat: was wäre daran jetzt komplette Willkür, Cosplayer auszuschließen, wenn sie im Cosplay auf die Buchmesse kommen?
Müsste man der LBM nicht auch gewisse Rechte aus Art. 2 I GG zugestehen (zumindest mal Vertragsfreiheit/Unternehmerische Entscheidungsfreiheit)?
Damit hätten wir ja quasi zweimal das gleiche Grundrecht, dass sich hier gegenüber steht. Und ich fände es objektiv betrachtet duchaus einen sachlichen Grund zu sagen, dass sich die Linie der LBM ändern möchte und das Nebeneinander von Buchmesse und Cosplay für ihr Konzept nicht mehr funktioniert - und deswegen Cosplayer im Cosplay künftig nicht mehr zugelassen werden.
(Zumal auch noch Ausweichmöglichkeiten auf speziell für Cosplay konzeptionierte Veranstaltungen möglich sind andernorts. )
Erscheint mir jetzt wenig willkürlich.
> er findet es nur "unangemessen", und fordert deswegen ein Verbot. Ich - und viele andere Leute - finden es unangemesen [...]
Und wenn du doch kritisierst, dass er sich nicht anzumaßen braucht, hier irgendwas unangemessen zu finden, wieso machst du dann im Prinzip genau dasselbe mit der Meinung die Herr Otte äußert?
... Ich finds echt irgendwie stark, dass sich Leute auf der einen Seite hinstellen und sagen, der Herr Otte möge doch bitte (möglichst kommentarlos) ertragen, dass sich Cosplayer auf Buchmessen aufhalten - aber selber nicht kommentarlos hinnehmen wollen, dass es Leute gibt, die Cosplay unangemessen finden und das auch laut aussprechen.
Im Prinzip hat er sich mit der Sexualisierung von minderjährigen Mädchen und der abfälligen Bezeichnung "halbnackte Hasen" extrem sexistisch und frauenfeindlich gezeigt. Wir leben hier in einer Demokratie, die es uns gestattet uns auch in der Öffentlichkeit (bzw. hier halt im Rahmen der Regeln der LBM für ein friedliches Miteinander zwischen allen Besuchern) so zu kleiden wie wir wollen, auch wenn das Geschlecht weiblich ist. Wer hätte das gedacht? Weil auf der LBM auch Sicherheitskräfte rumrennen bin ich der Überzeugung dass die Leute mit Kleidung die nicht regelkonform war auch aus dem Verkehr gezogen haben.
Natürlich ist Otte nicht der Staat und hat nichts bei der Organisation der LBM mitzuschwafeln, nur ist trotzdem irgendwie schwer zu verstehen wie jemand der Menschen (z.B. Journalisten und Leute mit kritischen Meinungen) die in anderen, nicht demokratischen Ländern auf Grund der Tatsache dass sie nicht ins System passen inhaftiert wurden und sogar gefoltert werden betrauert, aber im selben Atemzug positive Ausflüsse unserer Demokratie nicht zu schätzen weiß. Das ist zumindest das was bei seinem Text vermittelt wird.
Sowas so öffentlich über den SWR zu sehen ist halt irgendwie traurig weil ich immer dachte dass die ÖR Sender schon Meinungen vertreten sollten, die irgendwie seriös sind oder zu ner sachlichen Diskussion einladen. Und noch trauriger ist, dass Otte in seinem offenen Brief auf der Sache sturr beharrt und nicht im geringsten auf die sachliche Kritik an seinem Kommentar eingeht um ein Gespräch voran zu bringen.
Womit wir halt auch wieder dabei wären, dass Kritik nicht konstruktiv sein muss, was jetzt aber indirekt verlangt wird.
> Womit wir halt auch wieder dabei wären, dass Kritik nicht konstruktiv sein muss, was jetzt aber indirekt verlangt wird.
Wenn der Kerl für den SWR schreibt erwarte ich persönlich schon ne konstruktiv formulierte Kritik ohne irgendwelche Herabwürdigungen - nicht nur indirekt sondern direkt. Der Sender ist ÖR und sollte seriös sein. Das is ne mords Bühne die er sich da gegeben hat um sowas zu verbreiten.
Wenn der swr den Beitrag veröffentlicht, hat den vorher wahrscheinlich jemand abgenickt - wenn der nicht gepasst hätte, hätte man den ja auch verhindern können.
Mal davon abgesehen: nur weil ein Sender ör ist, wo steht das er deswegen seriös sein muss? Oder anders gefragt, wenn der Beitrag auf RTL gesendet worden wäre, wäre das okay was Herr Otte sagt?
> Waku
> Wenn der swr den Beitrag veröffentlicht, hat den vorher wahrscheinlich jemand abgenickt - wenn der nicht gepasst hätte, hätte man den ja auch verhindern können.
Joa, kann sein. Ich hab leider keinen Einblick in die Tätigkeiten von Journalisten und weiß nicht wie das bei denen abläuft.
> Mal davon abgesehen: nur weil ein Sender ör ist, wo steht das er deswegen seriös sein muss? Oder anders gefragt, wenn der Beitrag auf RTL gesendet worden wäre, wäre das okay was Herr Otte sagt?
Ne, wenn der Beitrag von RTL oder der Bildzeitung gekommen wäre wäre das ebenso nicht ok, aber es würde erklären warum er so unverschämt geschrieben wurde. Provokation zieht immer Aufmerksamkeit auf sich und wenn man auf Einschaltquoten angewiesen ist bedient man sich solcher Mittel eher würde ich sagen. Muss natürlich nicht sein.
Die öffentlich-rechtlichen Sender werden in Deutschland aber über die GEZ Gebühren und Werbeeinnahmen finanziert und müssten auf sowas nicht angewiesen sein.
Ich erwarte von den ÖR Sendern seriöse Berichterstattung weil das BVerfG aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG den Auftrag des Staates abgeleitet hat seinen Bürgern eine mediale Grundversorgung damit zu gewährleisten, wobei keine Zensur erfolgen darf usw. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll mit seinen Programmangeboten zur Information, Bildung, Beratung, Kultur und Unterhaltung einen Beitrag zur Sicherung der Meinungsvielfalt und somit zur öffentlichen Meinungsbildung leisten. Ich kann grad nicht verlinken aber ich leite aus allem was hier so über die ÖR Sender steht schon ab dass sie ne gewisse Qualität haben sollten. Wenn das nicht seriös ist.. worauf soll man sich denn sonst verlassen? Und das is jetzt noch ein Thema worüber man ganz gut den Überblick hat. Einige Aussagen von Otte waren nämlich nachweislich gelogen, beispielsweise seine Äußerung Journalisten, Aussteller und sonst wer hätten seine Meinung, würden sich aber nicht trauen die zu äußern. Oder das mit den pornografischen Posen. Freizügige Kostüme gabs wirklich aber das wars auch schon.
> wobei keine Zensur erfolgen darf usw.
dh also wenn der Beitrag von Herrn Otte nicht gesendet würde, weil in ihm Kritik laut wird, die dann entweder dem Staat (oder anderen) nicht passen, wäre das keine Kontrolle von Information und damit auch keine Zensur?
> Der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll mit seinen Programmangeboten zur Information, Bildung, Beratung, Kultur und Unterhaltung einen Beitrag zur Sicherung der Meinungsvielfalt und somit zur öffentlichen Meinungsbildung leisten.
Ich wette durch Ausstrahlung dieses Beitrags hast du dir deine Meinung zu Herrn Otte und seiner Sichtweise gebildet - und du stimmst nicht mit ihr überein.
Damit ist doch die Meinungsvielfalt und -bildung so wie du es forderst grundsätzlich mal erfüllt. 2 Meinungen, bei der sich eine aufgrund des Beitrags entwickelt hat.
Das ist ja nicht automatisch nicht passiert, nur weil ein Beitrag deinen
subjektiven Vorstellungen und Erwartungen nicht entspricht.
> Einige Aussagen von Otte waren nämlich nachweislich gelogen
Ich halte es für sehr schwierig das pauschal abzutun, denn sofern er seine Quellen nicht namentlich genannt hat, können du und ich schwer sagen, ob das insgesamt eine Lüge war. Aber inwiefern er da was gesagt hat - muss ich zugeben - weiß ich nicht drüber Bescheid.
> Waku
>
> > wobei keine Zensur erfolgen darf usw.
>
> dh also wenn der Beitrag von Herrn Otte nicht gesendet würde, weil in ihm Kritik laut wird, die dann entweder dem Staat (oder anderen) nicht passen, wäre das keine Kontrolle von Information und damit auch keine Zensur?
Doch das wäre Zensur. Ich kann mich jetzt aber nicht erinnern irgendwo gefordert zu haben dass der Artikel weg muss. Ich kann nur nicht nachvollziehen wie der SWR sowas herablassendes und sexistisches durchwinken konnte. Wenn man ganz kritisch ist könnte man sagen dass es Stimmungsmache gegen Cosplayer ist. Ich hätte es halt schön gefunden wenn der Otte auf die Argumente die ihm geliefert wurden eingegangen wäre und sich etwas einsichtiger bezüglich seiner verletzenden Äußerungen gezeigt hätte. Damit könnte auch ne normale Diskussion auf Augenhöhe über das Thema stattfinden.
> > Der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll mit seinen Programmangeboten zur Information, Bildung, Beratung, Kultur und Unterhaltung einen Beitrag zur Sicherung der Meinungsvielfalt und somit zur öffentlichen Meinungsbildung leisten.
>
> Ich wette durch Ausstrahlung dieses Beitrags hast du dir deine Meinung zu Herrn Otte und seiner Sichtweise gebildet - und du stimmst nicht mit ihr überein.
> Damit ist doch die Meinungsvielfalt und -bildung so wie du es forderst grundsätzlich mal erfüllt. 2 Meinungen, bei der sich eine aufgrund des Beitrags entwickelt hat.
>
> Das ist ja nicht automatisch nicht passiert, nur weil ein Beitrag deinen
> subjektiven Vorstellungen und Erwartungen nicht entspricht.
Ja das ist so. Ich hab ja gesagt dass Kritik wichtig ist um was zu verbessern. Ich bin aber mit der Art _wie_ er seine Kritik geäußert hat einfach nicht einverstanden. Ich finde Teile davon immernoch sexistisch und herablassend. Ich hab nichts dagegen mich über das Thema auszutauschen OHNE vorher emotional total aufgewühlt zu werden.
> > Einige Aussagen von Otte waren nämlich nachweislich gelogen
>
> Ich halte es für sehr schwierig das pauschal abzutun, denn sofern er seine Quellen nicht namentlich genannt hat, können du und ich schwer sagen, ob das insgesamt eine Lüge war. Aber inwiefern er da was gesagt hat - muss ich zugeben - weiß ich nicht drüber Bescheid.
Der MDR hat ein Interview mit dem Chef der LBM veröffentlicht und da kann er die negativen Meinungen die ja angeblich so viel existieren nicht bestätigen. Wenn dort nicht das anonyme Feedback landet, wo denn dann..
Mein Punkt war vor allem, das Herr Otte nicht gezwungen ist sich einer adäquaten Sprache zu bedienen - und das swr auch nicht, wenn es das nicht möchte. Aus Art. 5 I GG lässt sich nämlich nicht ableiten, dass irgendwelche Beiträge ein gewisses Niveau haben müssen, um Existenzberechtigung zu haben. Die können also senden was sie wollen (solange das gegen sonst keine Gesetze verstößt) - und wenn es niveaulos ist, dann auch das.
Wie gesagt, ich verstehe, dass du und andere das nicht schön finden, es gibt nur eben auch keinen Anspruch darauf, das der Herr Otte in gemäßigter Sprache seine Kritik äußert oder sie unterlässt.
Und was das Interview angeht... Nur weil er das nicht bestätigen kann ist das lange kein ausreichender Nachweis das der Herr Otte gelogen hat. Ich glaube nicht das von allen Journalisten die dort waren jeder überhaupt ein Feedback hinterlassen hat.
Er kann ja auch gerne diese Meinung haben und ich kann sie gerne dämlich finden, ABER: vielleicht hätte er lieber einen Beschwerdebrief an die Messe selber richten sollen anstatt ÖFFENTLICH und auf einer riesigen Plattform random FREMDE LEUTE ANZUKACKEN und sich in extrem unangemessener Weise besonders über die weiblichen Cosplayer zu äußern. Das ist einfach super unhöflich (außerdem creepy). Vor allem, wenn ich ihn noch mit meinen Zwangsabgaben dafür bezahlen muss. Kann er auf seinen Privatblog hauen, wie scheiße und pornös und nackig er uns alle findet.
> Man kann allerdings in dem Beitrag ganz einfach einen Verstoss gegen den – als „soft law“ – verbindlichen Pressekodex erblicken, der Minimalstandards an die Artikel von Journalisten setzt. Gemäss dessen Ziffer 9 und 11 sind dem Journalisten namentlich beschimpfende und ehrverletzende Beiträge sowie jede Form der Sensationsberichterstattung ausdrücklich untersagt.
Omg, danke! Also gibts doch sowas wie n Seriositätsgrundsatz (auch wenn das wohl mehr so Richtlinien sind die nicht wirklich Konsequenzen bringen wenn man dagegen verstößt). Ich hab so lange gesucht und nichts gefunden. XD
Zu der Sache mit der Kresse muss ich aber schon sagen, dass auch jemand der evtl. nichts von Jura versteht was dazu sagen dürfen sollte. Wäre ja schlimm wenn das nur Juristen dürften. Das zählt ja auch unter Meinungsfreiheit.
Mich würde wirklich, wirklich brennend die Meinungen von abgemeldet und abgemeldet zu der ganzen Sache interessieren, falls sie Lust und Zeit haben.
> Ich schreib das nächste mal *Ironie* dran, OK?
Ne musst du nicht, sorry. Da hat der Autist in mir zugeschlagen und die Ironie nicht gesehen. XD
> abgemeldet und abgemeldet kenne ich beide nicht. Sind das auch Juristen / Rechtswissenschaftler / Jura-Studenten oder was haben sie mit dem Fall hier konkret zu tun? (Ernsthafte Frage...)
Die beiden haben zu rechtlichen Fragen immer top Antworten und mich würde echt interessieren wie sie die Sache beurteilen würden.