Mit Männern Fußball schauen...
Autor: KateFromHighburyPark
... ist eine Erfahrung der Extraklasse.
Vor allem wenn man als einziges Mädel in einer Kneipe von circa 25 Männern umgeben ist. Einer von ganz vielen Vorteilen ist: wenn man in der Halbzeit aufs Klo muss ist NIE eine Schlange. Da schaut's in der Allianz Arena schon anders aus, vor allem da es nur 2 "Mädchenklos' und wasweißich wieviele Männerklos gibt.
Genug von Klo's gefaselt, eigentlich geht's ja ums Fußballgucken.
Die Vorbesprechung mit meinen Kumpels artet fast in eine Grundsatzdiskussion aus. Doch bevor's Mord und Totschlag gibt hol' ich uns eine Essenskarte und wir bestellen eine Pizza für 3 Personen, die sich 15 Minuten später als tischgroße Riesenpartypizza rausstellt. Und anscheinend gab's die Oliven im Sonderangebot ;). Alle sind froh dass keine Schwammerl auf der Pizza sind. Was haben Männer eigentlich gegen Schwammerln? Und gegen Meeresfrüchte? Nimmt man als Frau eins dieser Wörter in den Mund schauen sie einen an, als hätte man grad angekündigt sich umoperieren zu lassen. Ein Blick zwischen purem Entsetzen und Ekel.
Der Schiri pfeift das Spiel an.
Ich kann gar nicht glauben, wie still es auf einmal in der Kneipe wird. Man könnte einen Bayernschal fallen hören. Eine konzentriert gefurchte Stirn nach der anderen rund um mich herum.
Kaum hat man ein Stück Pizza (eig. ohne alles, nur mit Salami und Schinken und Zwiebeln, und Oliven ^^ ) im Mund und schaut auf den Großbildfernseher sieht man Toni Kroos den Ball ins Tor von Neapel-Torwart de Sanctis reinhauen. 98 Sekunden sind gespielt! Wahnsinn! Synchrones Brüllen und händehochreißen rund' um mich herum! Einer fegt mir fast die Pizza aus der Hand. Dann ist die Erleichterung mit Händen zu greifen und die Pizza schrumpft weiter. Und ich bin froh, dass ich mir doch den Kroos aufs Trikot hab' machen lassen.
Dumm nur, dass das Spiel jetzt ein bisschen abflacht, aber Bayern kontrolliert das Spiel. Auf jeden Fall schlägt es nicht auf den Magen, denn die Pizza schrumpft weiter.
Einen Mann, den heute abend niemand gebraucht hätte: Marcel Reif, Sky-Kommentator. Was der da von sich gibt war manchmal wirklich unter aller Kanone. So schlecht wie der die Bayern geredet hat, waren wir nicht. Und so gut, wie Neapel in den Himmel gelobt wurde, waren die auch nicht. Und der "Superstürmer" Edinson Cavani hat vielleich einmal aufs Tor geschossen.
Rechts neben mir fragt einer, ob man den italienischen Kommentator einschalten kann. Einer von zwei Napolifans wirft ihm einen bösen Blick zu.
In der 39. Minute fällt aber dann das Gegentor, Fehler von Lahm (Kommentar: "Wo steht denn der Lahm rum, zefix?") Badstuber lenkt den Ball unhaltbar ins Netz ("Warum tut denn der Depp seine Haxen da hin? Der Neuer hätt' den doch gehabt! Tu die Haxen weg, du Dumpfbacke"). Die zwei Napolifans fallen sich in die Arme und freuen sich, als wären sie gerade Weltmeister geworden ("Grazie, dio!")
In der Halbzeit versuchen wir weiter der Riesenpizza Herr zu werden, müssen dann aber entkräftet aufgeben und den Rest einpacken lassen (mein Bruder freut sich daheim nach dem Spiel auf einen fast mitternächtlichen Snack). Dann, Elfmeter in der 49. Minute!
...und Gomez ballert das Ding in die Arme von de Sanctis. Gehts no!? Alle schlagen die Hände vors Gesicht und schauen entsetzt drein.
Man fragt sich, wie kann man? Ich bekomme eine Erklärung, dass man den eigentlich gar nicht verschießen kann, aber ich weiß zufällig dass der Redner selbst schon einige verballert hat. Nobody's perfect ;). Aber zwei Minuten später liefert Marcel Reif die Entschuldigung. Irgendjemand hat mit einem Laserpointer kurz vor dem Schuss auf Gomez gezielt. Freu' mich schon auf die Italiener in München in zwei Wochen...
Und leider ist Neuers zu 0 Statistik jetzt auch erstmal hinfällig. Und auch noch wegen einem eigenen Mann.
Es geht weiter so dahin. Unentschieden mag ich gar nicht. Meistens kriegt man dann kurz vor Schluss noch so ein Ei rein und vorbei ist's mit dem Glück. Bayern startet weiter aufs Tor von Napoli. Aber anscheinend müssten wir das Ding reintragen, irgendwie klappts nicht.
Endlich ist Schluss. Die Kneipe leert sich schneller wie ein Ameisenhaufen wenn man Gift reinkippt. Ein paar von der harten Sorte gehen in Richtung Spielautomaten und füttern die restlichen Euros da rein. Wir packen uns ebenfalls, ein bisschen enttäuscht sind wir schon. Aber immerhin haben wir nicht verloren und ein Unentschieden auswärts ist nicht das schlechteste. Wie viele schon gesagt haben: Die Bayern können sich gerade nur selbst schlagen. Haben wir heute gesehen ;)