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Verfluchte Liebe

von

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Zwischen Gestern und Morgen

Titel: Verfluchte Liebe (32/circa 37+Epilog)
 

Autor: KimRay
 

e-mail: KimRay@gmx.de
 

Kategorie: ??
 

Unterkategorie: Drama
 

Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die Karten.
 

DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir.
 

Anmerkungen: Ich weiß, es hätte schon am WE kommen sollen, aber ich war so kaputt, das einfach unmöglich war. Mit etwas Glück kommt dafür aber 33 am kommen WE. Der Titel wird Euch gefallen. Er lautet: ‚Eine Nacht im Frühling’ und es geht um das, was im Verbotenen Wald wirklich passiert ist.
 

Beta: fiZi – big thanks für das Blitzbeta! PS, der letzte Abschnitt ist überarbeitet und ich weiß nicht, wie viele Fehler ICH da wieder reingebracht habe. ;)
 

Big thanks für die kommis geht an: Smily, Puria, Athea, Rowan, despaired_fighter, Apollinia, Raven_GreyShadow.
 


 

Kapitel 32
 

Zwischen Gestern und Morgen
 


 

…„HARRY…“ Hermiones Stimme überschlug sich, als er leicht zu schwanken begann und Ron machte einen Satz in seine Richtung, doch es war zu spät. Harry kippte bewusstlos von seiner Bank…
 

Alles, was danach geschah, beobachtete Draco wie aus weiter Ferne. Er sah Harry am Boden liegen und verspürte einen Schmerz in der Brust, der ihn Keuchen ließ und Pansys Aufmerksamkeit auf ihn zog, doch er bemerkte es nicht. //Ich hatte Recht…ich hab richtig gesehen. Er war nicht in Ordnung, überhaupt nicht.//
 

Harry war totenbleich, sein Umhang klaffte auf und zum ersten Mal konnten alle sehen, was er darunter trug. Die weiße Fixierung, die seinen Arm fest an seinen Brustkorb presste, war deutlich zu erkennen. Genauso, wie deutlich zu erkennen war, das der rechte Ärmel seines Schulumhanges wieder einmal leer war. //Was passiert mit ihm? Warum ist er hier? Warum ist er nicht an einem Ort, an dem er sicher ist und Ruhe findet?// Draco konnte den Blick nicht von den blassen Zügen lösen und der Schmerz in seiner Brust entwickelte sich zu einem dumpfen Druck, der ihm die Luft zum atmen nahm. Hatte er auch nur noch geringfügig an seinen Gefühlen für Harry Potter gezweifelt, so war das jetzt vorbei. Er konnte sehen, dass der Gryffindor nur noch flach und unregelmäßig atmete und wusste erschreckend genau, dass es um Leben und Tod ging. Draco verspürte Panik am Rande seines Bewusstseins und nur die Tatsache, dass Harry überhaupt noch atmete hielt diese Panik zurück.
 

Granger und Weasley stürzten auf Harry zu, doch Snapes panisch anmutendes Kommando scheuchte sie zurück.
 

„WEG DA!“, schallte es laut durch den Kerker und einen Moment später kniete Severus Snape neben Harry nieder und checkte seine Vitalfunktionen. Ohne einen Moment zu zögern hob er gleich darauf die zerbrochen wirkende Gestalt auf seine Arme, stand auf und brüllte ein weiteres Mal: „ALLE AUS DEM WEG!“ Mit langen Schritten stürmte der Meister der Zaubertränke durchs Klassenzimmer hinüber zu der Tür, die in sein Büro führte.
 

„Internes Flohnetz!“, hörte Draco Granger hervorstoßen, bevor sie sich der Tür des Klassenzimmers zuwandte, die auf den Gang hinaus führte. Von Snapes Büro war ein lautes ‚Accio, Flohpulver’ und dann ‚Krankenflügel’ zu hören. Der Hauslehrer von Slytherin wählte den kürzesten Weg hinauf zu Madam Pomfrey und der ganze Jahrgang Gryffindor folgte rennend Hermione hinaus auf den Gang. Ihr Ziel stand zweifelsfrei fest. Sie wollten hinauf in den Krankenflügel.
 

Einen Moment lang war Draco hin und her gerissen. Er wusste, was es heißen würde, wenn er jetzt den Gryffindors folgte. Auf der anderen Seite begann sich die Panik in seinem Kopf auszubreiten. Was wenn Harry nicht überlebte? Was dann? Er konnte Pansys spekulativen Blick auf sich ruhen fühlen und wusste, dass seine nächste Entscheidung möglicherweise über seine Zukunft entscheiden würde.
 

//Was soll’s. Ich muss wissen, ob er okay ist!//, schoss es ihm durch den Kopf und er wandte sich um, um mit mühsam beherrschten Schritten das Klassenzimmer zu verlassen.
 

~
 

„MADAM POMFREY…SCHNELL! Her zu mir!“ Severus schritt aus dem großen Kamin im Krankenflügel, Harry Potter sicher in seinem Armen, auch wenn diesen das nicht mehr wirklich interessierte. „POPPY!“ Die Krankenschwester kam erschreckt aus ihrem Büro gerannt.
 

„Severus, was…oh mein Gott, Harry! Was ist passiert!“ Sie kam auf das Bett zugehastet, wo Severus Harry gerade ablegte.
 

„Er ist in meinem Unterricht zusammengeklappt!“
 

„Accio, Trank!“, stieß Madam Pomfrey hervor, bevor sie begann, eine Kleiderschicht nach der anderen verschwinden zu lassen. „Er trägt die Fixierung im Unterricht? Seit wann das denn?“ Von Severus war ein verächtliches Schnauben zu hören.
 

„Schon seit Monaten immer wieder! Keine Ahnung, wie er es geschafft hat, dass es keiner merkt!“, entgegnete er.
 

„Oh mein Gott!“, keuchte Madam Pomfrey in diesem Moment und Severus hatte zum ersten Mal einen klaren Blick auf das Fluchmal das Potters Schulter zierte. Fassungslos stand ihm einen Moment der Mund offen, bevor er zum Sprechen ansetzte:
 

„Was zum Teufel hat das zu bedeuten? Das ist ein…“
 

„RUFEN SIE ALBUS, SEVERUS. Ich glaube, er stirbt!“, schnitt Madam Pomfrey ihm das Wort ab und was sie sagte, wischte vorerst alle Gedanken an den einzig möglichen Ursprung dieses Fluchmals aus Severus’ Kopf. Das würde gerade noch fehlen. Alarmiert hastete er zum Kamin, während Madam Pomfrey Harry den Curis-solutis-Trank einflößte.
 

„Albus Dumbledore!“, warf er eine Prise Flohpulver ins Feuer, in der Hoffnung, dass der Schulleiter in Reichweite war. Einen Moment später erschien dessen Gesicht zum Glück tatsächlich in den Flammen.
 

„Severus…was gibt es denn?“, fragte Dumbledore ruhig und väterlich wie immer und wieder ließ Madam Pomfrey Severus nicht zu Wort kommen. Mit säuerlicher Miene ließ er es über sich ergehen.
 

„ES IST HARRY, ALBUS!“, war sie aus dem Hintergrund laut und deutlich zu vernehmen. Panik schwang ihrer Stimme mit. „Er stirbt!“ Dumbledores Gesicht versteinerte.
 

„Geh aus dem Weg, Severus!“ Einen Moment später schritt er auch schon aus dem Kamin und Severus hatte das fragwürdige Vergnügen, ihn zum ersten Mal wirklich in Hast zu erleben.
 

„Ich habe es Ihnen gesagt! Ich habe Ihnen von Anfang an gesagt, dass er es nicht schafft!“, hörte er Poppy vorwurfsvoll sagen und angesichts des Fluches an Potters Schulter konnte er ihr da nur zustimmen. Es war überraschend genug, dass Potter so lange mit dem Drachenglut-Fluch der Malfoys überlebt hatte. In Severus’ Kopf rotierten die Gedanken. Warum zum Teufel wurde Harry Potter von einem Malfoy Familienfluch getötet?
 

„Hast du ihm seinen Trank gegeben!“, fragte Dumbledore inzwischen besorgt.
 

„Ja habe ich, aber er ist sehr weit fortgeschritten! Eigentlich müsste das Gegenmittel jeden Moment anschlagen…“ Madam Pomfrey ließ Harry nicht aus den Augen und von Sekunde zu Sekunde wurden die Sorgenfalten auf ihrer Stirn tiefer. „Albus…etwas stimmt nicht…“ Sie sprach einen weiteren Analysezauber. Harrys Vitalfunktionen waren noch schlechter, als Augenblicke zuvor.
 

„Was auch immer Sie ihm gegeben haben, es wirkt nicht!“, stellte Severus fest und begann in den Taschen seines Umhanges zu kramen. Sie brauchten mehr Zeit und wie es der Zufall wollte, hatte er dank einer Anfrage von St. Mungos genau das richtige in einer seiner Taschen. Er zog eine der Phiolen aus der Innentasche und flößte Harry ohne zu zögern deren Inhalt ein.
 

„Was tun Sie da?“, wollte Madam Pomfrey dazwischen gehen, doch Dumbledore hielt sie zurück.
 

„Severus?“, wandte er sich an den Meister der Zaubertränke.
 

„Der Trank der lebenden Toten! Er reduziert Potters Vitalfunktionen weit genug, um Ihnen die Zeit zu geben.“ Severus Worte klangen abgehackt und hölzern. „…die Zeit, die sie brauchen, um den enstprechenden Malfoy aufzutreiben, der dieses Fluchmal in den Griff kriegen kann, PROFESSOR Dumbledore!“, setzte er nur für den Schulleiter hörbar nach. Dessen Miene blieb ausdruckslos. Severus konnte nicht ganz fassen, welche Abgründe sich hier auftaten. Um sich abzulenken langte er nach der Phiole von Potters Heiltrank, die Madam Pomfrey noch in der Hand hielt und roch daran. „Und außerdem wüsste ich gern, warum mir niemand sagt, dass Potters Überleben von einem Trank abhängig ist, der auf Opium basiert.“, presste er gleich darauf zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
 

Der Trank für traumlosen Schlaf, den Severus seit Monaten für Harry braute, beruhte ebenfalls auf einem Opiat und ohne jeden Zweifel hatte er Potter an die Wirkung der Droge gewöhnt. Der Meister der Zaubertränke wusste sehr genau, dass das möglicherweise das Todesurteil für den Schwarzhaarigen sein konnte.
 

~
 

„Was ist los, Mione?“ Ron betrachtete ungeduldig seine Freundin, die zweifellos vergeblich an der Türklinke rüttelte, mit der sich normalerweise die Tür in den Krankenflügel öffnen ließ.
 

„Ich weiß es nicht. Sie scheint verriegelt zu sein!“ Hermione zog ein weiteres Mal heftig an der widerspenstigen Türklinke. Ohne Erfolg.
 

„Soll das heißen, wir kommen da nicht rein?“ Seamus drängte an Ron und Mione vorbei und versuchte es selbst.
 

„Das…das ist gar nicht gut…“, war Neville aus dem Hintergrund zu vernehmen, während Lavender und Parvati mit leisem Keuchen die Hände über die Lippen schlugen. Hermione setzte einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf. Sie würde nicht glauben, was Neville, Lavender und Parvati zweifellos annahmen. Lautstark schlug ihre Faust gegen die Tür.
 

„Was machst du da?“, fragte Ron sie entsetzt.
 

„Ich will wissen, ob Harry okay ist. Vorher gehe ich hier nicht weg.“ Zur allgemeinen Überraschung ging die Tür einen Moment später tatsächlich auf, doch es war ausgerechnet Severus Snape, der erschien. Die Gryffindors machten bis auf Hermione vorsichtshalber geschlossen einen Schritt rückwärts.
 

„Was soll dieser Aufstand.“, fragte Snape in seinem üblichen, ätzenden Tonfall.
 

„Wie geht es Harry, Professor?“ Hermione ließ sich nicht abschrecken. Snape starrte sie mit kaltem Blick an und jeder andere wäre bei diesem Blick regelrecht geschrumpft, doch Mione war zu allem entschlossen. „Professor…er ist unser Freund und wir haben ein Recht zu wissen, wie es ihm geht!“, rechtfertigte sie sich trotzig.
 

„Er lebt…noch.“, blaffte Snape sie an, bevor er sich abwandte und wieder im Krankenflügel verschwand, die Tür fest hinter sich zuziehend.
 

„…’noch’…Was bedeutet ‚noch’?“ Seamus war der jenige, der zum Ausdruck brachte, was alle anderen dachten
 

~
 

Minuten später herrschte auf der Krankenstation reger Betrieb und die Gryffindors im Gang davor hatten sich auf dem Boden häuslich eingerichtet, entschlossen, so lange zu warten bis sie wussten, was mit Harry war. Niemand hinderte sie daran.
 

Im Gegenteil wurden sie kaum beachtet. Sirius war inzwischen auf der Krankenstation. Gemeinsam mit McGonagall war er aufgetaucht, kaum, dass Snape die Tür hinter sich zugeschlagen hatte. McGonagall war wieder gegangen, blass und sichtlich geschockt. An ihrer Stelle war wenig später Remus erschienen.
 

Hermione ließ den Kopf auf ihre Knie sinken. Es war unbequem am Boden zu sitzen, doch das war ihr egal. Sie würde sich hier nicht wegbewegen, bevor sie nicht wusste, wie es Harry ging. Snapes Worte waren wie eine Ohrfeige gewesen: Er lebt…noch. Was sollte man davon denken? Normalerweise behob der Curis-solutus-Trank Harrys größte Probleme innerhalb von wenigen Minuten. Eigentlich müsste es ihm schon lange wieder gut gehen, doch ohne jeden Zweifel war das nicht so.
 

Sie schluckte ein Schluchzen hinunter, hob entschlossen den Kopf und begann in ihrer Umhangtasche zu wühlen. Sie musste sich ablenken und der Brief von Fred und George war dafür perfekt.
 


 

Draco starrte ins Leere. Er war unter dem Obscurus verborgen und lehnte unbemerkt an einer Wand gegenüber der Horde Gryffindors. Auch er hatte Snapes Worte gehört und konnte im Augenblick nicht entscheiden, ob sein Hauslehrer nur die Gryffindors hatte schockieren wollen oder ob er tatsächlich ernst gemeint hatte, was er sagte. Die Gryffindors waren ein rotes Tuch für Snape. Das stand fest, doch würde er tatsächlich so grausam sein, über so etwas Scherze zu machen? Draco bezweifelte es – leider. Und das ließ nur einen Schluss zu. Harry schwebte tatsächlich zwischen Leben und Tod.
 

Inzwischen hatte er seine Gefühle wieder unter Kontrolle. Er war Profi darin, sich von seinen Emotionen zu distanzieren, wenn es nötig war und doch war der dumpfe Scherz in der Brust noch immer irgendwo im Hintergrund seines Bewusstseins zu spüren. Er wollte nicht, dass Harry starb. Er wollte eine Chance.
 

Augenblicklich drängte sich die Erinnerung an diesen Kuss gestern Nacht wieder in den Vordergrund seiner Gedanken. Er versuchte seitdem zu analysieren, was sich da abgespielt hatte, doch es war unmöglich. Alles, was er herauslesen konnte, war diese unerwartete Vertrautheit.
 

Als Potter das Kommando übernommen hatte, war es für ihn selbst ein leichtes gewesen, sich seiner Führung anzuvertrauen und der Schwarzhaarige hatte dasselbe getan, als sich das Blatt gewendet hatte. Sie waren aufeinander zugestürzt, als sei es vollkommen selbstverständlich – und das war der Punkt, an dem in seinem Kopf alle Alarmglocken zu läuten begannen.
 

‚…Du WILLST das nicht. Du weißt es nur nicht…’dröhnte Harrys Stimme durch seinen Kopf und er wusste, dass nichts so war, wie es zu sein schien. Exakt das wurde für Draco immer mehr zum Dilemma. Was von seinen Gefühlen war real? Waren sie wirklich real? Und wenn sie nicht real waren, wo kamen sie dann her?
 

Er kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn in diesem Moment durchschritt sein Vater den Gang in Richtung Krankenflügel und Draco starrte Lucius genauso mit offenem Mund an, wie die Gryffindors.
 

~
 

„Was ist passiert?“ Die Tür öffnete und schloss sich für Lucius Malfoy wie von Zauberhand. Er war erwartet worden. Darum durfte er eintreten. „Ich war überrascht Ihre Eule zu erhalten, Dumbledore!“
 

„Lucius…ich bin sehr froh, dass Sie kommen konnten!“, begrüßte ihn der Schulleiter.
 

„Sie wussten sehr genau, dass ich auf jeden Fall kommen würde!“ Mit der ihm eigenen Arroganz nahm Lucius die angespannte Lage im Raum in sich auf. Remus Lupin stand hilflos neben dem Sichtschutz, der ohne jeden Zweifel ein Bett vor neugierigen Blicken schützen sollte. Severus starrte mit versteinertem Gesicht erst zu Dumbledore und dann zu ihm selbst herüber und Harry war nicht zu sehen.
 

Lucius schürzte die Lippen. Er war hier, weil etwas mit Harry geschehen war. Soviel wusste er und es sah ganz so aus, als sei es schlimmer, als er erwartet hatte. Mit langen Schritten ging er auf den Sichtschutz zu. Er musste wissen, wie es Harry ging.
 

„Mister Malfoy…was…“ Madam Pomfrey, die einen Moment zuvor noch hilflos die Gestalt im Bett betrachtet hatte, versuchte vergeblich, Lucius aufzuhalten, als er an Harrys Bett trat. Es überraschte ihn nicht wirklich, Sirius Black auf einem Stuhl daneben vorzufinden. Mit aschgrauem Gesicht hielt er Harrys durchscheinend bleiche Hand in seiner.
 

„Das ist in Ordnung, Poppy!“, stoppte Sirius die Schulkrankenschwester mit schwacher Stimme und Madam Pomfrey beschäftigte sich unwillig damit, Harrys Bettdecken zum x-ten Male zurecht zu ziehen, bevor sie das sterile weiße Tuch auf dem Fluchmal richtete, so dass nichts davon zu sehen war. Lucius zog es unzeremoniell beiseite.
 

„MISTER MALFOY…“ empörte sich Poppy daraufhin, doch Lucius bekam es kaum mit. Er zog scharf die Luft ein, bevor sein Blick auf die Analysewerte fiel, die über Harrys Bett flimmerten.
 

„Merlin und Morgana…was hat das zu bedeuteten…“
 

„Es bedeutet, dass der Trank der lebenden Toten Potters Vitalfunktionen so verlangsamt, dass er noch ein klein wenig länger durchhält…“ Severus war unbemerkt hinter Lucius aufgetaucht und betrachtete ihn mit ausdruckslosen Augen. „Kannst du mir erklären, wieso Potter von einem…“
 

„Wo ist mein Sohn, Severus?“, schnitt Lucius Severus das Wort ab und starrte ihn mit kalten grauen Augen an. Er konnte förmlich sehen, wie sich die Puzzleteile in Severus Kopf zu einem erkennbaren Bild zusammensetzten.
 

„Draco?“, fragte er hörbar fassungslos. Ein knappes Nicken war die Antwort, bevor Lucius einen Blick mit Sirius wechselte, in dessen Augen neue Hoffnung unübersehbar war. Er war der einzige, der in dieser Angelegenheit noch etwas zu sagen hatte und entschlossen, genau das endlich zu tun. Er wandte sich ab und trat hinter dem Sichtschutz hervor, den Blick hart auf Dumbledore gerichtet.
 

„Ich werde dieser Scharade jetzt ein Ende bereiten, Dumbledore. Was auch immer Sie bei dieser Sache im Sinn hatten, es hat nicht funktioniert und ich werde nicht zulassen, dass Harry das Ganze am Ende doch noch mit dem Leben bezahlt…Also Severus…wo ist mein Sohn?“
 

„Das…das kann ich im Moment nicht genau sagen. Normalerweise…müsste er jetzt…“ Severus Blick blieb an Remus hängen. Draco hätte jetzt eigentlich VgddK, doch Remus war hier, um Sirius Beistand zu leisten und mit Sicherheit hatte er nicht die Zeit gehabt, den Slytherins, die jetzt bei ihm Unterricht hätten, eine Aufgabe zu geben.
 

„Find ihn, Snape…tu mir den Gefallen und finde ihn. Du hast schon genug Schaden angerichtet…“, ließ sich Sirius leise vernehmen. Severus wurde noch ein wenig bleicher.
 

Sie hatten eine heftige Auseinandersetzung gehabt, als es um den Trank für traumlosen Schlaf gegangen war, auch wenn Severus nicht wirklich dafür verantwortlich gemacht werden konnte. Niemand hatte ihm gesagt, dass Potter einen Curis-solutus-Trank brauchte, wenn es hart auf hart kam. Wie er es schon befürchtet hatte, war es durch Potters Dauerkonsum des Schlaftrankes zu einer natürlichen Resistenz gegen das Opium gekommen, was den Curis-solutus-Trank wirkungslos machte.
 

„Sirius ich hab dir gesagt, dass Severus das nicht wissen konnte. Nicht einmal ich wusste, was ihr Harry verabreicht, wenn es nicht mehr anders geht!“, sprang Remus angesichts Sirius’ Unfairness auch schon in die Bresche. Er hatte ebenfalls einen Tobsuchtanfall seines Freundes über sich ergehen lassen müssen, doch das steckte er weg. Er wusste zu genau, wie Sirius sich im Moment fühlte.
 

„Finde ganz einfach Malfoy…Snape, okay!“, gab Sirius mit hängendem Kopf von sich. Er war am Ende, seit er wusste, dass Harry heute möglicherweise zum letzten Mal dem Tod ins Auge sah. Die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel waren ausgeschöpft. Es gab nur noch eine einzige Chance und glücklicherweise schien Lucius endlich seiner Meinung zu sein. Diese Farce, die Dumbledore hier inszeniert hatte, musste ein Ende haben.
 

„Das ist nicht nötig.“, ließ Remus sich erneut vernehmen. „Er ist draußen auf dem Gang. Ich vermute, er verwendet den Obscurus. Darin scheint er Profi zu sein.“ Es gab nicht viel, was die Nase eines Werwolfs täuschen konnte. Ein Obscurus reichte dafür jedenfalls nicht. Snape warf Remus einen beinahe dankbaren Blick zu, als er mit Lucius zur Tür hastete.
 


 

„Finite Incantatem!“
 

Der universelle Gegenzauber aus Severus Snapes Mund schreckte die Gryffindors aus den verschiedenen Stadien ihrer Lethargie und offenbarte etwas, das Rons Gesicht innerhalb von Sekunden dunkelrot färbte.
 

„Malfoy, du Ratte, was…“ Hermiones Hand auf seinem Arm schnitt ihm das Wort im Munde ab, als Lucius an ihnen vorbei schritt.
 

Dracos Panik über seine Enttarnung vervielfachte sich noch, als er seinen Vater auf sich zuhasten sah. Schon seit einer ganzen Weile versuchte er verzweifelt zu analysieren, was vor sich ging und je länger er darüber nachdachte, umso weniger wollte er es wissen. Er hatte mit dieser ganzen Geschichte zu tun, mehr als ihm lieb sein konnte. Sein Vater, der ihn einen Augenblick später hart am Arm packte, manifestierte diese Tatsache nur noch.
 

„Draco, komm mit!“, war Lucius Stimme nachdrücklich zu vernehmen und Draco fühlte sich rücksichtslos in den Krankenflügel gezerrt, bevor die Tür hinter ihm zu fiel und die nun endgültig vollkommen verwirrten Gryffindors zurück blieben.
 

„Hermione, was hat das zu bedeuten?“ Ron war bleich und starrte die Tür an. Warum durfte Malfoy da rein, während sie vor der Tür hocken mussten? Hermione hielt ihm wortlos den Brief von Fred und George hin, der ihre Gedanken rotieren ließ, seit sie ihn gelesen hatte und Ron noch ein wenig bleicher werden ließ, als er ihn las.
 

„Was hat das zu bedeuten? Du willst doch nicht etwas behaupten, dass…?“
 

„Doch…“
 

„…aber dann…“
 

„Ich weiß, Ron…ich weiß…“
 

~
 

„Vater, was hat das zu bedeuten?“ Draco konnte sich nicht helfen, doch sein Vater wirkte erleichtert, ihn so schnell gefunden zu haben. Etwas, dass er von ihm nicht kannte. //So, wie du ihn im Grunde allgemein nicht kennst…//, ging es ihm irrwitziger Weise durch den Kopf.
 

Lucius stoppte und wandte sich ihm zu. Sein Blick war sehr ernst und brachte alle Gedanken in Dracos Kopf zum Stillstand.
 

„Draco…ich weiß, dass du nichts, absolut nichts, von dem, was jetzt passiert verstehen wirst, aber das ist im Moment egal. Ich werde nicht zulassen, dass du dich weiterhin vor deiner Verantwortung drückst, egal, wie viele Leute mir sagen, dass du das Recht dazu hast! Du bist ein Malfoy…Malfoys stehen für das, was sie tun gerade. Du drückst dich. Ich werde nicht zulassen, dass das so weiter geht und Harry deswegen doch noch sein Leben verliert…“ Sorge schwang in Lucius Stimme mit. Sorge, die spürbar den ganzen Raum beherrschte.
 

‚…Du weiß es nur nicht…’, schallte wieder Harrys Stimme durch seinen Kopf und plötzlich wurde ihm klar, dass er nicht wirklich wissen wollte, was er damit gemeint hatte, doch ohne Zweifel war es für diese Einsicht zu spät. Dracos Panik steigerte sich ins Unendliche, während sein Vater ihn erneut am Arm fasste und zu dem Sichtschutz hinüber führte, hinter dem zweifellos Harry verborgen war.
 

„Mister Malfoy, was soll das werden?“ Madam Pomfrey, inzwischen vollkommen verständnislos, schob sich zwischen die Malfoys und Harry, als die beiden den Sichtschutz umrundeten. War sie denn die Einzige, die Harrys Privatsphäre ernst nahm? Draco hatte ihrer Ansicht nach hier gar nichts zu suchen.
 

„Poppy, lass Mister Malfoy und Draco vorbei.“, schritt Albus Dumbledore nun ein. Er hatte bei Harrys Bett auf Draco und seinen Vater gewartet und wechselte einen unlesbaren Blick mit dem älteren Malfoy, bevor er die Werte über Harrys Bett noch einmal kontrollierte. Sie hatten trotz des Trankes der lebenden Toten inzwischen bedrohliche Formen angenommen und es stand fest, dass Harry nicht mehr lange durchhalten würde.
 

Dumbledore nahm Madam Pomfrey am Arm und warf auch Sirius einen ernsten Blick zu. Familienflüche waren eine delikate Angelegenheit, doch Sirius ignorierte ihn, wie schon seit einer ganzen Weile. Lucius musste sich wohl selbst mit ihm auseinandersetzen.
 

„Wir sollten Draco und Mister Malfoy einen Moment allein lassen, Poppy.“ wandte er sich an Madam Pomfrey. „Mach dir keinen Sorgen, alles ist in bester Ordnung.“ Es war nicht zu übersehen, dass sie ihm das überhaupt nicht abnahm, doch sie tat, was er verlangte.
 

Lucius warf Sirius einen kurzen Blick zu, bevor er nach dem Tuch griff, das die Krankenschwester erneut über das Fluchmal gelegt hatte und zog es beiseite, ohne Draco dabei aus den Augen zu lassen. Wie erwartet schnappte dieser überrascht nach Luft.
 

„Das ist…a…aber…“, stotterte er und brach ab. Er kannte diesen Fluch. Der Drachenglut-Fluch war ein Malfoy-Familienfluch, der nur von Generation zu Generation weiter gegeben werden konnte und warum Potter noch lebte, wurde augenblicklich zum Rätsel für ihn. Der Fluch bedeckte inzwischen die Hälfte seines Brustkorbes und musste das Herz längst erreicht haben. Fassungslos starrte Draco seinen Vater an und entdeckte in dessen Blick zu seinem blanken Entsetzen tiefes Bedauern.
 

Es war eine Qual für Lucius, Dracos ungläubige Panik mit an zu sehen. Er hatte so viel durchgemacht und sie alle hätten ihm diese Wahrheit gern erspart, doch dazu hätte er Harry von Anfang an das Recht auf ein normales Leben zugestehen müssen und das hatte er nicht getan.
 

„Es tut mir leid, Draco, aber…ja, es ist der Drachenglutfluch, der Harry umbringt!“ Lucius wusste, dass es nach seinen nächsten Worten für Draco kein zurück mehr geben würde, sobald er wieder klar denken konnte, doch das nahm er in Kauf. Nur mit der Wahrheit konnte es eine Zukunft für die beiden geben, egal, wie diese aussah. „Draco…nur du kannst den Fluch wieder zurück nehmen…Du kennst den Gegenbann noch, oder?“
 

„Natürlich, du hast ihn mir selber…“ Erneut blieben Draco die Worte im Halse stecken, als ihm die Tragweite der Wortwahl seines Vaters bewusst wurde. „…wieso ich?“, brachte er nur noch schwach heraus. Nur derjenige, der den Fluch gesprochen hatte, konnte ihn wieder zurücknehmen. Er konnte doch nicht…? Er würde doch nicht…? Er hatte doch nicht etwa…?
 

„Draco, glaub mir, ich wünschte mir genau, wie du, dass das hier und heute nicht passieren müsste…aber, TU einfach, was ich dir sage, okay?“ Lucius Blick flackerte zu den Werten über Harrys Bett.
 

„Ja, Junge…mach verdammt noch mal endlich, was dein Vater sagt…sonst…sonst wird Harry sterben…“ Sirius stand von dem Stuhl neben Harrys Bett auf. Er hatte gehört, was er hören wollte. Lucius tat endlich, was seiner Ansicht nach schon lange fällig war. Mit zitternder Hand strich er seinem Patensohn eine der schwarzen Haarsträhnen aus der Stirn. Zu Dracos Schock landete die Hand seines Vaters auf Sirius Schulter.
 

„Alles wird gut, Sirius! Noch ist Harry am Leben, ich weiß zwar nicht, wie er das schafft, aber er lebt noch. Draco…du weißt, was du zu tun hast…Tu, was ich dir gesagt habe. JETZT!“ Lucius Malfoys Stimme zitterte nun unmerklich, als der Griff seiner Finger an Sirius Schulter fester wurde. Der Wert für Harrys extrem langsamen Herzschlag begann zu flackern. Mit einem letzten Blick ließ er Draco mit Harry allein.
 


 

Draco blieb mit seinen Gedanken allein zurück, doch viel war es nicht, das sich in seinem Kopf bewegte, als er den Zauberstab hob, um den Gegenfluch für den Drachenglutfluch zu sprechen. //Drei Inch zu weit links und vier zu hoch.//, ging es ihm einen Sekundenbruchteil lang durch den Kopf, als er seinen Zauberstab auf die Stelle richtete, wo der Fluch Harry getroffen hatte. Eine Ahnung sagte ihm, dass er verfehlt hatte. Ohne jeden Zweifel hätte dieser Fluch tödlich sein sollen.
 

Dracos Blick klammerte sich an Harrys blasse, ausgemergelte Züge, als er begann den Gegenfluch zu sprechen. Augenblicklich begann sich das hässliche Mal zurück zu bilden, doch er starrte noch immer in Harrys Gesicht. //Warum habe ich dir das angetan, Harry?// Das war alles, was noch in seinem Kopf Platz hatte.
 

Die schimmernden Zahlen über Harrys Bett wechselten mit jedem weiteren Herzschlag die Farbe von grellrot zu gelb und dann zu grün und Draco begriff, dass der Gryffindor nur noch am Leben war, weil seine Vitalfunktionen auf ein Minimum gebremst waren, als ihm das Tempo dieser Herzschläge bewusst wurde.
 

//Elf Monate…elf Monate hat er mit diesem Fluch gelebt.// Es gab für Draco nicht den geringsten Zweifel, dass Harry diesen Fluch seit der Nacht im Verbotenen Wald mit sich rumschleppte, auch wenn er keine Ahnung hatte wie es dazu gekommen war. Die Wahrheit ließ ihn leer und emotionslos zurück.
 

Madam Pomfrey kam hereingewuselt und steckte Harry in ein Pyjamaoberteil. Snape erschien und flößte ihm einen Trank ein. Sirius fiel wieder auf den Stuhl neben dem Bett. Die Analysezauber verschwanden, als Harrys Herzschlag zu normal zurückkehrte und Draco stand nur da und starrte in sein blasses Gesicht. Erst die Hand seines Vaters, die sich auf seine Schulter legte, riss ihn aus seiner Erstarrung.
 

Widerstandslos folgte er Lucius, als dieser ihn hinter dem Sichtschutz hervor hinüber zum Kamin führte.
 

„Ostflügel.“, warf Lucius eine Hand voll Flohpulver hinein und Draco war nur noch dankbar dafür, dass sie nicht in dem Zimmer endeten, das er hier immer für sich beanspruchte. Lucius schob ihn zum Bett hinüber.
 

„Vater, was…?...wieso…?“
 

„Nicht jetzt, mein Junge! Nicht jetzt.“ Wortlos sank Draco aufs Bett und ließ es geschehen, dass sein Vater ihn von Schulumhang und Krawatte befreite und in die Kissen schob. „Ruh dich aus Draco, wir reden später. Somnus totalus…“ Dracos Augen fielen zu und tief in sich drin war er dankbar dafür.
 


 

* * *
 


 

Es war spät am Abend, als Draco aus dem Tiefschlaf schrak und sich fragte, wo er war. Er brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern, was geschehen war. Als es ihm jedoch wieder bewusst wurde, verlor er erneut alle Farbe und sein Herzschlag verdoppelte sich. Er hatte Harry Potter mit dem Drachenglutfluch der Malfoys belegt und angesichts der Platzierung des Fluches war Draco sich darüber klar, dass er ihn hatte töten wollen.
 

Seine Finger krallten sich in die Decke. Wieso hatte er das getan? Wie hatte er so etwas Grausames tun können? Wieso hatte sein Vater das zugelassen?
 

„Steigere dich nicht hinein, Draco!“, kam genau dessen Stimme aus einem Sessel am Kamin und Draco fuhr erschrocken zusammen.
 

„Vater…“
 

Lucius stand auf und kam zum Bett herüber. Ohne Umhang und mit den Händen in den Taschen seiner eleganten schwarzen Hose blieb er vor Draco stehen und starrte auf seinen Sohn hinunter. Er hatte stundenlang Zeit gehabt, sich zu Recht zu legen, was er sagen wollte, doch bis jetzt war ihm nicht wirklich etwas Brauchbares eingefallen. Es war die Situation, die sie alle immer hatten vermeiden wollen. Leider war es jedoch Draco selber, der das vereitelt hatte. Er hatte auf seine Rechte beharrt.
 

„Es tut mir leid, dass es so weit gekommen ist, Draco! Ich hätte dir das lieber erspart.“
 

„Du hättest es mir lieber erspart, zu wissen, dass ich Harry Potter mit einem der grausamsten Flüche belegt habe, den die Malfoys zu bieten haben?“, ereiferte sich Draco und konnte nicht fassen, was sein Vater da gerade gesagt hatte. Lucius sah ihn nur mit unlesbarem Gesichtsausdruck an. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er etwas entgegnete.
 

„Urteile nicht, ohne zu wissen, worum es wirklich geht!“
 

„Dann SAG es mir, Vater! Sag mir, worum es geht! Wie konntest du mich derart grausam sein lassen? Er…er hat elf Monate mit diesem Fluch gelebt. Ich hab nicht mal eine Ahnung, wie er überhaupt überlebt hat!“ Draco sprang auf und begann auf und ab zu gehen. Lucius ließ ihn nicht aus den Augen.
 

„Ich weiß, Draco! Er ist davon ausgegangen, dass er es schaffen kann! Harry wusste, worauf er sich einlässt!“
 

„Er…er…äh…!“ Draco war stehen geblieben und sah seinen Vater nun absolut ungläubig an. Wieder einmal fehlten ihm die Worte. Potter hatte gewusst, worauf er sich einließ? War er wahnsinnig?
 

„Er wusste es! Jeder, der den ersten Impact überlebt weiß, worauf er sich einlässt! Und Harry war entschlossen, es zu schaffen. Vermutlich hätte er es auch geschafft. Doch Dumbledore war der Meinung, es sei nötig, ihn sein letztes Schuljahr hier und jetzt absolvieren zu lassen. Es gab sicherlich Aspekte, die dafür sprachen. Aspekte, die auch ich einsehen konnte, doch letzten Endes…lag er falsch!“
 

„Sag mir, was passiert ist. Sag mir, warum ich Potter mit dem Drachenglutfluch töten wollte!“, Draco wusste nicht mehr, was er von all dem halten sollte. Er wusste nicht mehr, was er von seinem Verhältnis zu Potter halten sollte. „Ich weiß, dass meine Erinnerungen nicht stimmen. Das hat er zugegeben!“, gestand er ein. Im Moment zweifelte er an allem.
 

Lucius Augen kniffen sich angesichts dieses Eingeständnisse zu schmalen Schlitzen zusammen, als er seinen Sohn fixierte.
 

„Wer hat das zugegeben?“ Draco entging die Anspannung seines Vaters vorerst. Er hatte seinen Weg quer durch den Raum und zurück wieder aufgenommen und redete munter weiter.
 

„Harry! Er hat mir klar gesagt, dass ich …was auch immer…nur nicht wüsste!“
 

Lucius Verwirrung steigerte sich ins Unendliche. //Was ist hier passiert? Warum hat Harry ihm gesagt, dass er nicht die Wahrheit kennt?// Er stand auf und stellte sich seinem Sohn in den Weg.
 

„Was willst du damit sagen, Draco?“ War da mehr, als sie wussten? Beide Jungs lagen noch immer unter dem Obscurus. Ihre Schritte waren nicht nachzuvollziehen. Und sie beide waren noch immer mit dem Ligamentum-Zauber verbunden, fanden sich also weiterhin ohne große Probleme. Dumbledore hatte genau wie im letzten Jahr nicht den Durchblick, den er gerne hätte. War ihnen möglicherweise etwas entgangen?
 

Draco warf seinem Vater inzwischen einen undeutbaren Blick zu. Er wurde sich plötzlich bewusst, dass er möglicherweise zuviel preisgegeben hatte und unbedingt vorsichtiger sein musste.
 

„Ich hatte einen Deal mit Potter.“, gab er vorsichtig zu.
 

„Was für einen Deal?“ Lucius Wachsamkeit war geweckt, doch Draco kannte ihn gut genug um das zu wissen und hatte seine Mittel und Wege ihn abzulenken.
 

„Unwichtig. Sag mir, warum du zugelassen hast, dass ich ihn mit diesem Fluch belegt habe. Und warum niemand mich dafür zur Verantwortung gezogen hat.“ Das war es, worum es hier ging. Und diesmal würde er nicht klein beigeben. Wie erwartet zog sein Vater sich strategisch zurück. Lucius wandte ihm sogar den Rücken zu.
 

„Das kann ich nicht, Draco. Es überrascht mich sogar, dass Harry es geschafft hat, sich genug Hintertüren aufzulassen, um dir das zu sagen! Es zeigt nur wieder einmal was für ein außergewöhnlicher Zauberer er ist.“
 

//Wieso überrascht mich das nicht?...Ha…Weil Potter es mir schon gesagt hat!// „Wer kann mir die Wahrheit sagen?“ Er würde seinen Vater diesmal nicht entkommen lassen. Und er begann zu ahnen, dass Lucius gar nicht wirklich entkommen wollte, doch das war ihm gleich.
 

Lucius hob den Blick und betrachtete seinen Sohn mit ungewohntem Ernst. Das war es, was er befürchtet und gleichzeitig gehofft hatte. Draco wollte die Wahrheit wissen. Lucius wusste, dass er alles versuchen musste, um ich zurückzuhalten. Nur so konnte er sicher sein, dass er es tatsächlich wollte und nicht nur aus einer Laune heraus handelte. Dazu war die Sache selbst zu umstritten.
 

„Draco…du musst dir darüber klar sein, dass es eine Zeit gab, als du diese Wahrheit um jeden, ABSOLUT jeden Preis loswerden wolltest.“ Er sah Draco zögern. Ein Schatten legte sich über die silbergrauen Augen seines Sohnes. Er war unsicher. Es vermittelte ihm ein Gefühl von Resignation, doch Lucius wusste, dass er das akzeptieren musste. Draco HATTE das Recht zu zögern. „Du muss akzeptieren, dass dir diese Wahrheit nicht gefallen wird. Sie…du hast es gehasst. Es ist einer der Gründe dafür, dass du Harry so sehr hasst und ihn so massiv verletzt hast.“
 

//Ich hasse Harry nicht!//, schoss es Draco durch den Kopf, bevor er sich fragte, ob das wirklich die Wahrheit war. Oder hasste er Harry vielleicht doch und wusste es nur nicht mehr? Immerhin hatte er ihn töten wollen. Draco wischte diese Tatsache beiseite. Alles war besser, als dieser Zustand, in dem er nicht wusste, was real und was Fiktion war.
 

„Wer. Kann. Es. Mir. Sagen?“
 

Lucius sah seinen Sohn an als sehe er ihn zum ersten Mal. Das war der junge Mann, den er sich immer erhofft hatte. Was verdammt noch mal war zwischen ihm und Harry vorgefallen, dass sein Sohn so sehr auf seinen Willen beharrte? Was hatten sie nicht mitbekommen? Wieso war er plötzlich so hartnäckig.
 

„Draco, was…?“, begann er, doch sein Sohn ließ ihn nicht ausreden.
 

„Dad, ich will wissen, wer mir die Wahrheit sagen kann!“ Dracos Geduld war am Ende und Lucius gab auf. Es war eh das, was er wollte. Er WOLLTE das Draco wusste, was geschehen war. Egal, was am Ende daraus wurde.
 

„Dumbledore.“
 

Draco griff nach seinem Schulumhang, zog ihn über und legte seine Krawatte wieder an, fest entschlossen, endlich die Wahrheit zu erfahren. Lucius ließ ihn nicht aus den Augen. Erst, als er auf die Tür zuhielt, stoppte er ihn.
 

„Draco…ich verstehe deinen Wunsch die Wahrheit zu erfahren, ABER…bitte vergiss nicht, dass es eine Zeit gegeben hat, als du sie wirklich um jeden Preis vergessen wolltest!“ Draco wandte ihm noch einmal den Blick zu.
 

//Er versucht alles, dich aufzuhalten, Draco, er meint es ernst!// Einen Augenblick wollte diese Erkenntnis ihn aufhalten, doch Draco streifte es ab, wie einen alten Umhang.
 

„Ich muss es wissen.“ Und damit wandte er sich ab, um zu Albus Dumbledore zu gehen.
 

~
 

„Ich habe Sie erwartet, Mister Malfoy!“ Dumbledore saß in seinem großen Ohrensessel hinter dem Schreibtisch, als Draco spät in dieser Nacht an seine Tür klopfte. Draco musste zugeben, dass ihn dieser Empfang irritierte.
 

„Sie…Sie haben mich erwartet?“
 

„Tee, Mister Malfoy?“ Der Schulleiter war ausgesucht höflich, doch der Ausdruck in seinen Augen war ungewohnt hart und Draco entging das nicht.
 

„Nein, Danke!“, sicherer, als er sich fühlte nahm er auf der Kante des Sessels Platz, der Dumbledores Schreibtisch gegenüber stand.
 

„Wir haben dieses Gespräch schon einmal geführt, Mister Malfoy!“
 

„Ich…das habe ich befürchtet!“
 

„Damals wollten Sie Ihre Erinnerungen um jeden Preis loswerden!“ Draco kam nicht umhin, die Farbe zu wechseln.
 

„Das ist leicht dahin gesagt, Professor!“ Wenn das möglich war, wurde Dumbledores Blick noch ein wenig härter und Draco begriff, dass er auf dünnem Eis agierte. „Wenn…wenn ich meinen Vater richtig verstanden habe, ist diese Entscheidung…unter sehr angespannten Umständen gefällt worden!“ Es mussten angespannte Umstände gewesen sein. Warum sonst sollte er Potter mit dem Drachenglutfluch belegt haben?
 

„Das hat Sie zu diesem Zeitpunkt auch nicht interessiert, Mister Malfoy! Ich habe sie mehr als nur einmal davor gewarnt, diese Entscheidung so überstürzt zu erzwingen.“ Draco senkte den Blick. Was verdammt noch mal hatte er angestellt? „Mister Malfoy, ich will ehrlich mit Ihnen sein. Ich habe Ihnen einmal die Wahl gelassen…und sie haben entschieden, einen anderen Menschen in die Hölle zu schicken.“ //Potter…ich habe Potter in die Hölle geschickt.// „Warum sollte ich Ihnen entgegen kommen?“
 

In Dracos Kopf rotierte es. Warum sollte Dumbledore ihm entgegen kommen? Was hatte sein Vater gesagt: Dumbledore wollte Harry unbedingt in diesem Jahr hier in Hogwarts haben! Warum? //Weil ich noch hier bin… Dumbledore will dieses Problem lösen… Er WILL, dass ich mich der Wahrheit stelle…//
 

„Weil…weil Sie es wollen…“, wagte er einen Schuss ins Blaue. Draco war sich klar, dass es vor allem um Harry ging. Harry ging seit Monaten durch die Hölle. Er ging um die Wahrheit und um die Konsequenz, die daraus resultierte und Dumbledore hatte schon immer um die Ecke gedacht.
 

Dumbledore starrte ihn eine kleine Ewigkeit lag an, bevor er sprach.
 

„Mister Malfoy…WENN…ich Ihnen Ihre Erinnerungen zurück gebe…gibt es keine weiteres zurück.“
 

Draco musste schlucken, doch er wusste, dass er keinen Rückzieher machen konnte. Er musste wissen, was zwischen ihm und Harry Potter geschehen war, dass sie einander vertrauten, als sei es niemals anders gewesen. Er musste wissen, warum er das Gefühl hatte, als sei Harry der einzige Mensch, der in seinem Leben zählte.
 

„Ich weiß das. Aber ich WILL es trotzdem!“
 

Es gab kein Zurück. Es würde niemals ein Zurück geben.
 

Er war ein Malfoy.
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von: abgemeldet
2007-02-20T16:59:07+00:00 20.02.2007 17:59
ich finde die geschichte ja ganz toll, einer der Storys die aus mir langsam aber sicher ein suchti amchen, aber wiso könnt ihr alle endlich das sehen was im Verbotenen wald gescha, nur ich cniht ;_; ?

Trotzde gratuliere ich dir für die gelungnene FF!
LG
Welpenherz
Von: abgemeldet
2007-02-17T23:50:33+00:00 18.02.2007 00:50
Ich bin baff!!! Kann nichts sagen, hab aber unendlich viele Gedanken im Kopp...
Erstens: Gradioses Kapitel.
Zweitens: Ich weiß nicht, wen ich mehr verabscheuen soll, Voldemort oder Dumbledore. (D. hätte Draco ruhig sagen können, was ihn am schluss bewogen hat, ihm den Trank zu geben)
Drittens: Ich bin auf Dracos Reaktion gespannt, wenns im nächsten Kapitel weiter geht. Jetzt kann er das Ganze ja hoffentlich mit etwas mehr Abstand betrachen. Und außerdem hat er ja jetzt gesehen, wies Harry mit dem ganzen Tohuwabohu geht.
Hoffe, du schreibst ganz, ganz, ganz schnell weiter, schickst das dann postwendend an deine Beta und lädst es so schnell wie nur möglich hoch.
Dickes, dickes Lob
Apollinia (die ein ganz großer Fan von dir ist und hofft, dass du HD auch endlich mal weiter schreibst ^-^)
Von:  -Anika-
2007-02-14T21:00:50+00:00 14.02.2007 22:00
wuhu wieder einmal ein tolles kap von dir und endlich konnte man erfahren, wieso draco nichts mehr wusste, was zwischen ihm und harry mal war ...

aber irgendwie hab ich schon geahnt, das ein vergessenszauber an ihm angewandt wurde, nur wusste ich eben nicht wieso.
und das draco harry dieses fluchmal zugesetzt hat, hab ich mir dann auch schon gedacht, als snape es ein malfoyischen fluch erkannt hat.
aber wirklich wieder sehr gut ... nur leider zu kurz ;____;

freu mich wirklich schon auf dein nächstes kap und was nun mit den beiden weiter gehen soll.
und das du harry in diesem kap hättest sterben lassen, hab ich nicht geglaubt! ... muss doch ein happy end geben? ;)

ach genau, wann gehts mit deiner anderen ff weiter?

noch nen schönen Abend *knuffz* Ani
Von: abgemeldet
2007-02-14T15:27:39+00:00 14.02.2007 16:27
O.O.....das ist grausam.....ich muss wissen wie´s weitergeht >.< schreib ganz ganz ganz schnell weiter ja?
Von: Puria
2007-02-13T10:04:19+00:00 13.02.2007 11:04
Das war ein wahnsinns Kapitel!!!
Die ganze Zeit ist die Story fast quälend langsam vorangeschritten und dann bringst du so ein Hammerkapietel. Die Ereignisse überstürzen sich und man wird unweigerlich mitgerissen!!!
Und der ersehnte Höhepunkt steht kurz bevor. +seufz+

+dich jetz einfach knuddel muss+

Freu mich auf alle Fälle rießig auf das kommende WE!!!

LG Puria
Von: abgemeldet
2007-02-13T07:39:58+00:00 13.02.2007 08:39
also Draco hat Harry verflucht...ich habs zwar schon vermutet (weil es Harry schlechter ging als er bei Draco war) aber es überrascht mich dennoch (ich hatte ihm das Liebesgeständniss abgekauft aber so wies aussieht war das nur ne Flinte von Voldmort um an Harry ranzukommen *wilde Vermutung in den Raum stellt* schade ;_; ... böser draci)
Für die Einteilung der Erinnerungen muss ich dich loben. harrys erinnerungen nur so weit bis zum waldrand zu zeigen damit wir den Rest aus Dracos erinnerungen sehen, muss einem erst mal einfallen *respect* das zeigt mit wie ausgearbeitet die Geschichte ist (wenn man auch noch bedenkt dass deine Kapitel in rekordgeschwindigkeit schreibst..)
bin echt beeindruckt
Athea
Von:  teufelchen_netty
2007-02-12T22:05:37+00:00 12.02.2007 23:05
oh mann das is so geil.
das ist superkrass was da abgeht.
ich bin echt gespannt, was da noch kommt
Von: abgemeldet
2007-02-12T20:21:07+00:00 12.02.2007 21:21
Jaaay, endlich werden wir nichts-blickenden Leser aufgeklärt! ^-^
Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lange ich darüber gegrübelt habe, was jetzt eigentlich der Auslöser für Dracos Vergessenheitswunsch war.
Super Story, super Schreibstil, super Kapitellänge. ^-^
Sag, hast du dir schon mal überlegt, das Nähen aufzugeben und Schiftstellerin zu werden? Das Zeug dazu hast du auf jeden Fall!!!
LG Apollinia
PS: Danke für die ENS. War wirklich toll von dir...
Von:  Kerstin-S
2007-02-12T19:40:13+00:00 12.02.2007 20:40
hey

also ich war erst ma gschockt als ich erfahren hab dass draco den fluch gsprochen hat.. aber irgendsowas musste es ja sein.. sonst wäre sein gedächtnis nicht verändert worden...
ich bin schon gespannt wie draco regiert wenn die er sich wieder an alles erinnern kann..
hoffe es geht bald weiter =)

glg kerry
Von: abgemeldet
2007-02-12T17:39:02+00:00 12.02.2007 18:39
Das ist doch nicht fair!!! *heul* Du kannst doch nicht einfach an der Stelle aufhören!? T.T

Aber bitte, bitte schreib ganz schnell das nächste Kapi!!! Ich krieg sonst noch Entzugserscheinungen!!!

Also, bis denne, Kyoko1990 =D


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