Das Schulfest
"Oje." Kokomiko trat in das Zimmer. "Ist ne Menge Zeit vergangen und es hat sich eine Menge Staub hier angesammelt." Sie fuhr mit den Finger über das Sitebord und hinterließ einen Streifen in der Schmutzschicht. Seufzend nahm sie einen Staublappen zur Hand und fing an den Staub wegzuwischen. Dann schüttelte sie den Kopf. "Was mache ich da eigentlich? Wir sind hier in einem virtuellen Zimmer." Sie schnipste mit den Fingern und das Zimmer blitzte nur so vor Sauberkeit. "Nur noch die Kissen.", stellte sie fest. Schnelle hatte sie diese verteilt. Und schon stürzten die ersten hinein.
"Wurde ja auch Zeit.", murmelten die ersten.
"Sorry.", verschämt blickte Kokomiko zur Seite. "Übrigens haben wir eine neue Zuhörerin. Darf ich vorstellen, das ist Leni. Aber kommen wir nun zu dem wozu ihr hier seid. Bin gespannt wie euch die Fic gefällt."
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Ran zupfte an ihrem Kleid herum. Sie war aufgeregt. Heute war ein großes Schulfest mit abendlicher Tanzeinlage. Und dazu hatte sie sich extra schick gemacht. Das Kleid, welches sie sich ausgesucht hatte, war knallrot. Nunja, der Ausschnitt etwas gewagt und nur leichte Stoffzipfel bedeckten ihre Schultern und Oberarme. Aber ihr gefiel das Kleid so wie es war. Der Rock war zahlreich gefaltet und somit weit schwingend. Bei jeder ihrer Bewegungen, jeden ihrer Schritte, schwang er elegant mit. Und je weicher ihre Bewegungen waren, desto fließender fiel der Stoff und bauschte sich leicht auf. Viele Jungenaugen zog sie auf sich und etliche Komplimente wurden ihr von selbigen gemacht. Sie genoss es. Ran strahlte mit jedem neuen Wort auf. Hell erklang ihr Lachen und lockte damit nur noch mehr vom anderen Geschlecht an. Nach einer halben Stunde war sie regelrecht umlagert. Dieser Abend schien verheißungsvoll zu werden. Und dann war da noch die Vorfreude auf die Kurzferien, die ab nächste Woche beginnen sollten. Sie wusste zwar noch nicht richtig was sie alles machen wollte, aber Shin-ichi würde bestimmt etwas einfallen. Doch heute war erst mal Tanzen angesagt.
Shin-ichi reichte ihr ein Glas. Lächelnd nahm Ran es ihm ab und bedanke sich.
"Du solltest dich zurückhalten.", meinte er leise zu Ran.
"Wieso?" Rans Augen strahlten.
"Du wirst beneidet."
Ran schaute Shin-ichi fragend an.
"Du nimmst sämtliche Jungen in Beschlag und für die anderen Mädchen bleibt keiner mehr übrig." Er zog die Augenbrauen nach oben, deute mit dem Kopf in Richtung eines Mädchenpulkes. Dann grinste er nur und ließ Ran stehen.
Ran zucke nur mit den Schultern und unterhielt sich weiter gelassen mit anderen Jungs. Sie amüsierte sich prächtig. Und sie ließ es sogar zu, das sie von einem Jungen aufgefangen wurde, als sie im Gedränge ins stolpern geriet. Das sie dabei länger als notwenig gehalten wurde, fiel er gar nicht auf.
"Du bist mächtig beliebt heute." Sonoko stupste Ran an und zog sie ein wenig zur Seite.
"Ach was." Ran lachte erneut auf. Sie fühlte sich rundum wohl.
"Hast du Shin-ichi gesehen? Er wacht mit Argusaugen über dich.", fuhr Sonoko fort.
"Was?" Ran drehte sich suchend um. Sie konnte nicht glauben, was Sonoko da eben erzählt hatte. Shin-ichi? Sie entdeckte ihn, hinten in einer Ecke. Er stand da und sah zu ihr herüber. Kurz kreuzten sich ihre Blicke, doch dann schaute er rasch zur Seite.
"Was hältst du davon Shin-ichi eifersüchtig zu machen? Du willst doch wissen was er für dich empfindet. Bei mir und Makoto hat es doch auch funktioniert.", schlug Sonoko ihrer Freundin vor.
"Mag sein." Ran wendete sich wieder Sonoko zu. "Aber Shin-ichi ist nicht Makoto. Er wird nicht reagieren."
"Ach was Jungen sind doch alle gleich."
"Meinst du?" Ran überlegte. War etwas dran an dem was Sonoko sagte? Nein Shin-ichi war nicht so. Shin-ichi ließ sich zu nichts drängen.
"Ran?"
Ran drehte sich um und sah in die Augen von Naohito Fukuda.
"Ich möchte dich gerne was fragen.", sagte er leise.
"Dann frag.", meinte Ran sichtlich amüsiert, als sie sein verlegenes Gesicht bemerkte.
"Ich lass euch mal allein." Sonoko zwinkerte Ran zu und verdrückte sich.
"Bist du mit Shin-ichi zusammen? Ich meine, seid ihr fest zusammen?", fragte Naohito leise, nachdem Sonoko außer Hörweite war.
"Du meinst ob Shin-ichi und ich ein Paar sind? Nein eigentlich sind wir nur gute Freunde."
"Gut, das hat Shin-ichi auch gesagt." Naohito schien erleichtert. "Würdest du dann mit mir gehen?", fragte er schüchtern.
Ran starte Naohito sprachlos an.
"Ich meine, du warst immer so abweisend. Und wenn du mit jemanden ausgegangen bist, dann nur mit Shin-ichi. Wir anderen dachten immer, ihr beide gehört zusammen. Du bist nämlich ein begehrtes Mädchen. Aber wenn du und Shin-ichi sagt, ihr seit nur Freunde, dann könntest du doch meine feste Freundin sein. Ich mag dich nämlich. Und das nicht erst seit gestern. Ich habe mich nur nie getraut zu fragen. Erst wegen Shin-ichi und dann wollte ich nicht..." Naohito lächelte verlegen und kratzte sich am Kopf.
"Was wolltest du nicht?", hackte Ran nach.
"Nimm es mir nicht übel, aber ich wollte nicht von dir niedergestreckt werden. Du bist immerhin Karatemeisterin und ziemlich schnell am zuschlagen. Da bekommt man halt Angst."
"Wirklich?" Ran traute ihren Ohren nicht. "Bin ich das?" Ihr war es gar nicht so aufgefallen.
"Aber heute nicht. Heute bist du anders. Deshalb dachte ich, ich frage dich mal."
"Das kommt überraschend.", antwortete Ran. "Kann ich mir das durch den Kopf gehen lassen?"
"Klar." Naohito lächelte zuversichtlich.
"Was hattet ihr denn zu besprechen?", fragte Sonoko neugierig. "Du siehst so nachdenklich aus."
"Fukuda hat mich gefragt ob ich mit ihm gehen will."
"Wirklich?" Sonoko war wie aus dem Häuschen. "Das ist deine Chance. Zeig Shin-ichi das du auch jemand anders haben kannst als nur ihn."
"Sonoko ich weiß nicht." Doch Ran kam nicht weiter.
"Los auf die Tanzfläche.", rief ihr jemand ins Ohr und schob sie an. Auch Sonoko wurde mitgerissen und so folgten sie den anderen. Ausgelassen gaben sie sich der Musik hin. Im Trubel erhaschte Ran einige Blicke von Shin-ichi. Er sah mürrisch aus und schien sie genau zu beobachten.
Plötzlich legten sich zwei Arme um ihre Hüften. Gespannt drehte sich um und erblickte Naohito der sie freundlich anlächelte. Sie lachte zurück und ließ sich von ihm zum Takt der Musik hin und her wiegen. Als sie wieder zu Shin-ichi blickte, war der verschwunden.
Sachte schob sie sich von der Tanzfläche.
"Was ist nun los?" Sonoko wühlte sich ebenfalls aus der Menge.
"Hast du Shin-ichi gesehen?", fragte Ran.
"Der ist raus gegangen. Und er sah nicht gerade glücklich aus. Los hinterher und hol ihn dir. Es ist zwar tragisch für Fukuda, aber jetzt hast du Shin-ichi da, wo du ihn immer haben wolltest."
"Das glaub ich nicht." Ran war irritiert. Sollte Shin-ichi wirklich so reagieren? Das war sie von ihm nicht gewöhnt. Also folgte sie Shin-ichi.
Vor der Tür erblickte sie ihn, wie er am Treppengeländer lehnte und in die Ferne sah.
"Was ist?" fragte Ran und trat hinter Shin-ichi.
"Was soll sein?"
"Bis du sauer?"
"Warum?"
"Weil ich mich amüsiere?" Ran zog skeptisch die Augenbraune nach oben.
"Ich bin nicht sauer. Warum sollte ich sauer sein, wenn du dich endlich wie ein Mädchen benimmst und nicht wie eine wilde Karatefurie?"
"Karatefurie?" Jetzt war Ran sauer. Schon wieder sagte man ihr an diesen Abend, das sie nie jemand an sich heranließ und eher zuschlug als zuzuhören. Das konnte doch echt nicht wahr sein. Sie konnte sehr gut zuhören, sie ließ sich nur nicht gerne dabei begrabschen.
"Na jedenfalls musste sich ja jeder vor dir in Acht nehmen, wenn er dir mal versehentlich zu nahe trat.", fuhr Shin-ichi ungerührt fort.
Ran holte Luft. Wenn man es aber so recht bedachte, wurde sie heute Abend recht häufig berührt. Und wenn sie heute, im Gegensatz zu sonst, keine Berührungsängste gezeigt hat, war es kein Wunder, das sie so belagert wurde.
"Es ist mal was anderes zu sehen, wie du auch damenhaft sein kannst." Shin-ichi ließ Ran stehen und betrat wieder den Raum.
Und Ran war wütend.