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Immer wieder freitags

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Freitagsritual

Freitagsritual
 

Es war ein ganz normaler Freitag.
 

Und genau das war Grund genug diesen Tag aus tiefster Seele zu hassen. Normalerweise liebten die Menschen den Freitag. Er beendete eine harte Arbeitswoche oder eine fünftägige Folter in der Schule, aber für Daniel Bennington fing der wahre Horror immer erst freitags an.
 

Allein das schrille, nervtötende Geräusch seines Weckers ließ seine Laune auf den Tiefpunkt sinken. Warum klingelte das verdammte Ding freitags immer genau dann, wenn er das Gefühl hatte gerade erst eingeschlafen zu sein? Die Nacht von Donnerstag auf Freitag schien jede Woche kürzer zu werden - egal, wann Daniel abends ins Bett ging, jeder Freitag morgen war eine Qual.
 

Noch immer halb im Land der Träume schaltete er den Wecker aus, um sich in seinem warmen Bett noch einmal umzudrehen und den schmalen Grat zwischen Traumwelt und Realität wieder zu überschreiten. Wieso konnte sich nicht plötzlich ein Zeitloch bilden und alle Freitage verschlucken? Welcher Idiot hatte den Freitag überhaupt erst zum Freitag gemacht?
 

Während Daniels Atem wieder gleichmäßiger wurde spielten sich vor seinem inneren Auge Szenen ab, in denen er einem unbekannten Menschen seine Faust auf das Auge drückte, da dieser gerade erwähnt hatte, dass er den Freitag nur geschaffen hatte, um Daniel zu quälen. Selig lächelnd kuschelte sich Daniel tiefer in seine Decke und bedankte sich im Traum für jeden Freitag seines Lebens. Als er gerade die Faust erneut in das weiche Fleisch seines Gegenübers schlagen wollte überkam ihn unerwartet ein Gefühl eisiger Kälte und Daniel schreckte schlagartig aus seinem Traum auf. Eine unangenehm prickelnde Gänsehaut überzog seinen Körper an den Stellen, die nicht von den blauen Boxershorts und dem weißen Unterhemd bedeckt wurden.
 

Sichtlich genervt drehte Daniel sich in seinem Bett auf die andere Seite, um zu sehen, was die Kälte verursacht hatte. Obwohl es ihm schon klar war - schließlich vollzog sich diese Prozedur jeden verdammten Freitag - was oder besser wen er dort sehen würde, machte er sich die Mühe seinem Peiniger in die Augen zu blicken. Vor seinem Bett stand ein kleiner schwarzhaariger Junge, bekleidet mit einem grünen Schlafanzug, der dieselbe Farbe hatte wie seine funkelnden Augen. Das schmale Gesicht des Jungen zierte ein unglaublich fieses Grinsen und Daniel wünschte sich - wie jeden Freitag - sein Bruder würde irgendwann einmal zu alt dafür werden ihm immer freitags die Bettdecke wegzunehmen.
 

Aber Ryan Bennington schien für nichts zu alt zu sein. Obwohl er ganze vierzehn Jahre zählte war sein geistiges Alter längst noch nicht soweit, um irgendwie mit dem auf seinem Ausweis mitzuhalten. Das jedenfalls war Daniels Meinung. Ryan war bösartig, fies und überaus gemein. Zwar nur immer freitags, aber das zählte in solchen Momenten nicht. Warum nur hatte die Welt beschlossen Freitag zum Horrortag zu machen? Daniel schüttelte den Kopf. Nein, warum hatte das Schicksal ihm einen solchen Bruder beschert, der ihn immer wieder freitags zur Weißglut trieb? "Pass mal besser auf, was du träumst. Du hättest mich mit deiner Faust eben beinahe erwischt", meckerte Ryan seinen großen Bruder an und warf dessen Bettdecke unwirsch in eine Ecke des Zimmers. Daniel schnaubte leise und setzte sich grummelnd auf. ,Schade nur, dass ich es nicht geschafft habe', schoss es ihm durch den Kopf, aber er zog es lieber vor nichts darauf zu antworten.
 

"Heute ist Freitag", erinnerte Ryan seinen Bruder unnötigerweise und fing an vor Daniel auf und ab zu laufen. Ein mürrisch gebrummeltes ,Mmmh' kam als Antwort und der Besitzer der Stimme schwang missmutig seine langen Beine auf den Teppichboden, um ins Bad zu gehen.

Natürlich dackelte ihm sein kleiner Bruder hinterher. Wie jeden beschissenen Freitag.
 

"Dayle, du weißt was Freitag für ein Tag ist", frohlockte Ryan und wollte unbemerkt hinter Daniel mit ins Badezimmer schlüpfen, aber sein Bruder hielt ihn wenigstens heute einmal erfolgreich davon ab. "Der Anfang vom Ende, der Tag der Apokalypse, mein Untergang. Such dir was aus, aber lass mich alleine duschen, Ryan." Eine widerliche, kleine, hinterhältige Klette. Das und nichts anderes war Ryan Bennington freitags morgens. Obwohl Daniel vier Jahre älter war als sein kleiner Bruder schaffte es dieser ihn vollkommen unterzubuttern - jedenfalls an Tagen wie diesen. Murrend zog Daniel seine wenigen Kleidungsstücke aus und zog den ursprünglich weißen, nun aber eher grauen Duschvorhang zur Seite. Er drehte den Hahn zuerst in die rechte Richtung - eiskaltes Wasser strömte aus dem Duschkopf und traf den Jungen wie immer völlig unerwartet. Ein paar Augenblicke zwang er sich dazu dem kalten Wasser standzuhalten, dann drehte er zitternd den Hahn in die andere Richtung. Keine drei Sekunden später wärmte ihn das Wasser, das sanft auf ihn nieder prasselte und für einen kurzen Moment schlich sich ein Lächeln auf Daniels Lippen. Er hätte ewig unter dem warmen Wasser stehen können, aber laute Schläge gegen die Badezimmertür rissen ihn jäh aus seiner Lethargie und ließen ihn unwillkürlich zusammenzucken. "Dayle, trödle nicht immer so viel, du kommst noch zu spät. Schwing deinen faulen Arsch endlich aus dem Bad raus", brüllte eine tiefe, genervte Stimme durch die Tür und augenblicklich drehte Daniel den Hahn zu.
 

In diesem Augenblick gab es so viele Dinge, die er hasste. Die Kälte, die ihn wieder einholte, als das warme Wasser gestoppt hatte. Die Tatsache, dass sein Steifvater sich aufspielte, als wäre er sein richtiger Vater. Die unumgängliche Wahrheit, dass heute Freitag war und er den Abend mal wieder ohne Ryan verbringen musste. Und nach einem Blick in den Spiegel hasste Daniel seine tiefen Augenringe, die seine eisblauen Augen stumpf und leer wirken ließen. Fabelhaft, wirklich fabelhaft. Das Leben meinte es nur zu gut mit Daniel Bennington. "Dayle, wenn du nicht sofort aus dem Bad kommst, dann hol ich dich eigenhändig da raus!" Ach ja, außerdem hasste Daniel es Dayle genannt zu werden.
 

Früher hatte ihm dieser Spitzname nichts ausgemacht - damals, als seine Mutter ihn so genannt hatte. Selbst bei Ryan störte es Daniel nicht, aber dass sein Stiefvater ihn ebenfalls so rief, bescherte ihm regelmäßig Übelkeit. Ihm missfiel der harte Klang seines Namens, wenn Jordan Bennington ihn aussprach. Um ehrlich zu sein fehlte Daniel die liebevolle Art, mit der seine Mutter ihm diesen Spitznamen verpasst hatte. Doch sie war tot, statt dessen klebte nun Jordan an Daniels Backe und er konnte überhaupt nichts dagegen tun. Daniel wünschte sich manchmal, dass er selbst dazu in der Lage wäre Ryan und sich zu versorgen, aber das war er nicht - Jordan leider schon.
 

Daniel blickte in seine eigenen blauen Augen und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die kurzen, braunen Haare, die an den Spitzen noch immer blondiert waren. Wie langsam seine Haare doch wuchsen. Im Schneckentempo, aber dafür auch wild und nicht zu bändigen. Egal, wie viel Gel Daniel verwendete oder wie viel Zeit er in seine Haare investierte, sie fielen einfach so, wie sie es wollten. Deswegen machte er sich schon gar nicht mehr die Mühe ewig vor dem Spiegel zu stehen. Heute war außerdem ja eh Freitag - als ob an so einem Tag seine Haare mal ausnahmsweise das machen würden, was er wollte.
 

Mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet verließ Daniel das Bad und stieß fast mit seinem Bruder zusammen, der sich gerade einen dunkelroten Pullover anzog und den Kopf aus Versehen in eine falsche Öffnung gesteckt hatte. Schmunzelnd half Daniel seinem Bruder aus dessen Misere und ging dann weiter in sein Zimmer, um endlich warme Klamotten anzuziehen. "Jordan ist irgendwie schlecht drauf", murmelte eine leise Stimme hinter Daniel. Der ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und zog sich erst einmal komplett an, bevor er sich zu seinem kleinen Bruder drehte und ihn eindringlich musterte.
 

Ryan war ziemlich klein für sein Alter, dazu kam noch, dass er auch kaum eine männliche Figur aufweisen konnte und im Gegensatz zu Daniel eine relativ helle Haut besaß. Daniel und seine Mutter hatten nämlich von Natur aus eine etwas dunklere Haut, aber Ryan hatten diese Gene irgendwie ignoriert und so war es kaum verwunderlich, dass man sie nicht für Brüder hielt.

Viele Menschen, die Ryan das erste Mal sahen sogar nahmen an, dass er ein Mädchen war. Er hatte schon alles probiert, um wenigstens ein wenig männlicher auszusehen, aber selbst kürzere Haare und regelmäßiger Sport halfen ihm nicht. Ryan war in dieser Hinsicht ein hoffnungsloser Fall und das war mit ein Grund, warum er oft gehänselt wurde. Daniel seufzte und fuhr seinem Bruder liebevoll mit der Hand durch die kurzen rabenschwarzen Haare. "Wann ist er das nicht?" Ryan zwang sich dazu zu lächeln, aber Daniel konnte es ihm nicht verübeln, dass ihm ein ehrliches Lächeln nicht gelingen wollte. Er fühlte sich auch nie dazu in der Lage zu lachen, wenn es um Jordan ging.
 

"Ich bin froh, dass heute Freitag ist", wiederholte Ryan den Satz, den er jeden Freitag aussprach und Daniels Laune sank wieder buchstäblich zurück in den Keller. Natürlich, Ryan konnte sich über Freitage freuen - nein, sein Bruder liebte Freitage. Aber Daniel würde sie am liebsten eliminieren, selbst, wenn sein Bruder dadurch unglücklich werden würde... Obwohl, wenn er in die vor Freude strahlenden grünen Augen sah vergaß er all seinen Zorn. Oh, wie er das hasste. Das bestätigte nur, dass sein Bruder wirklich fies und hinterhältig war. Eine kleine Mistkröte, die freitags aus dieser Hölle fliehen konnte und erst wieder sonntags zurückkam, während Daniel immer hier sein musste - in Jordans Nähe.
 

"Lass uns runtergehen und frühstücken, bevor er wieder ausrastet. Ich hab heute Sportunterricht und kann es mir nicht erlauben zu fehlen. Also pass bitte auf, was du sagst", ermahnte Daniel seinen Bruder leise und runzelte die Stirn. Wie jämmerlich es doch war Ryan darum zu bitten die Zunge im Zaum zu halten, nur damit man ihn nicht wieder wegen den blauen Flecken und den Schrammen ausfragte. Doch Ryan wusste genau, wie er diese Bitte zu verstehen hatte. Jordan war schon im normalen Zustand unberechenbar, aber wenn er mal richtig schlechte Laune hatte, dann glich er einer tickenden Zeitbombe und man hatte schneller eine Hand im Gesicht kleben, als man einatmen konnte.
 

Ryan ging vor seinem Bruder die Treppen hinunter und trat zaghaft in die Küche. Wie ein in die Enge getriebenes Tier sah er sich blitzschnell in alle Richtungen um und atmete dann erleichtert aus. Jordan war also nicht im Raum. Daniel musste jedes Mal gegen seinen Willen bei dieser Szenerie schmunzeln. Es zeigte ihm jeden Morgen, wie er und Ryan sich doch ähnelten und wie sehr er seinen Bruder mochte - auch, wenn er ihn immer als fieses Monster bezeichnete. Daniels Blick fiel auf den Tisch, der zwar gedeckt war, aber auf den Jungen trotzdem fremd wirkte. Am liebsten würde Daniel nichts von all dem Fraß anrühren, aber sein Magen meldete sich just in diesem Moment, um ihm zu signalisieren, dass er gerade heute etwas essen sollte. Denn heute war Freitag und er musste wieder in der Bar arbeiten, um das verdiente Geld zur Seite zu legen, damit er und Ryan irgendwann von Jordan unabhängig sein konnten.
 

-o@-@o-
 

Luke Parkers Freitag begann wie jeder andere Tag der Woche auch. Ein freundliches Sie müssen nun aufstehen, Luke der Haushälterin Rose weckte ihn und fast zeitgleich wurden die schweren dunklen Vorhänge seines Zimmers aufgezogen, um die Sonnenstrahlen auf sein helles Gesicht fallen zu lassen. Rose Harris war nämlich schon seit Lukes Geburt der Ansicht, dass dieser eine viel zu ungesunde Hautfarbe hatte und setzte ihn deswegen sooft sie konnte der Sonne aus, aber all die Urlaube oder Stunden in brütender Hitze hatten nichts ändern können: Luke war noch immer genauso blass wie zur Stunde seiner Geburt und im Grunde war er damit auch recht zufrieden. Doch Rose war eine sture Frau, die nie aufgab und noch immer krampfhaft versuchte ihm eine etwas dunklere Haut zu verpassen. Luke musste jedes Mal darüber lachen, wenn Rose um ihn herumschwirrte und über seine blasse, ja fast schon weiße, Haut schimpfte.
 

Luke richtete sich in seinem Bett auf und blinzelte mehrmals, um seine Augen an das Sonnenlicht zu gewöhnen. Trotz der kalten Jahreszeit hatte es sich die Sonne nicht nehmen lassen bisher jeden Morgen so hell und warm zu strahlen, als wäre der Winter noch immer in weiter Ferne. Einzig und allein die Tatsache, dass die Bäume vor Lukes Fenster keine Blätter mehr besaßen und sich im eiskalten Wind ihre knorrigen, kahlen Äste stark zur Seite bogen, ließ von seiner Position aus erahnen, dass der Sommer schon längst vergangen war. Rose wuselte noch immer in seinem Zimmer umher und erst jetzt bemerkte Luke, dass sie eigentlich mit ihm sprach. "Heute soll es schneien, also ziehen Sie sich warm an. Es reicht ja schon, dass Sie wie ein Toter aussehen, da müssen Sie sich nicht auch noch eine Krankheit einfangen, die Sie schwächt."
 

Luke lächelte und schlug seine Bettdecke zurück, um aufzustehen. Rose warf ihm einen missbilligenden Blick zu, da er wieder mal nur kurze Boxershorts und ein langes Shirt trug, sagte aber nichts zu der - ihrer Meinung nach - zu leichten Bekleidung. Der schwarzhaarige Junge streckte sich genüsslich und verabschiedete sich dann von Rose, um sich im Bad eine gemütliche heiße Dusche zu gönnen. In dem Wissen, dass die Haushälterin ihm seine Kleider für heute auf sein großes Bett legen würde, ließ sich Luke heute besonders viel Zeit das warme Wasser auf seiner hellen Haut zu genießen.
 

Kaum hatte er das Wasser abgedreht vernahm er das gut gelaunte Summen der Haushälterin, die nun anscheinend auf dem Weg in die Küche war, um Luke das Frühstück zuzubereiten. Sie war wirklich eine gute Seele und kümmerte sich schon seit seiner Kindheit rührend um ihn. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, dass sie ihm eine bessere Mutter war als seine leibhaftige Mutter, die er eigentlich auch nur an Wochenenden zu Gesicht bekam, da sie aufgrund ihres Jobs viel im Land umher reisen musste. Luke hatte diese Tatsache schon vor Jahren akzeptiert, aber seine Entscheidung bedeutete auch, dass seine Mutter allmählich für ihn fremd wurde. Doch solange er die resolute Rose an seiner Seite hatte, glaubte Luke nicht, dass ihm Mary Parker wirklich fehlte.
 

Er wickelte sich ein blaues Handtuch um die Hüften und trocknete mit einem anderen seine Haare ab, die ihm daraufhin zerzaust auf die blassen Schultern fielen. Ohne auch nur daran zu denken sich die dunklen Haare zu kämmen verließ er nach einigen Minuten das Badezimmer wieder, um wie erwartet die auf dem Bett liegenden Klamotten anzuziehen. Natürlich hatte Rose Farben gewählt, die Luke nicht noch blasser wirken ließen, als er es eh schon war. Die Tatsache, dass er neben der blassen Haut auch noch rabenschwarze Haare hatte half ihm nämlich nicht gerade dabei nicht wie ein Untoter auszusehen. So jedenfalls betitelte Rose ihn immer, wenn Luke auch noch dunkle Kleidung anzog.
 

In aller Ruhe schlüpfte Luke in die helle Cordhose und das blaue Hemd, das er unter dem beigen Pullover verbergen konnte. Luke liebte dunkle Farben, aber er wollte die Geduld von Rose nicht überstrapazieren. Schließlich konnte es ja auch kein Fehler sein, wenn er in Kleidern herumlief, die vielleicht dazu beitrugen, dass man ihn in der Schule nicht ständig schief ansah oder über ihn tuschelte, wenn er den Gang entlang ging. Ein Mal hatte er sogar mit anhören müssen, wie ein Junge seiner Klasse eine Wette darauf abgeschlossen hatte, wie lange Luke eigentlich schon tot sei oder ob er in absehbarer Zeit ins Gras beißen würde...
 

Über sich selber lachend schüttelte Luke den Kopf. Er hatte sich doch geschworen diese Hänseleien über sich ergehen zu lassen - irgendwann würden sie aufhören. Selbst Daniel Bennington musste doch einmal einsehen, dass er Luke damit nicht ärgern konnte, denn der liebte seine helle Hautfarbe beinahe so sehr wie seine schwarze Katze Snowball. Doch leider besaß Daniel Bennington genauso viel Hartnäckigkeit im Ärgern wie Luke im Ignorieren. Seit die beiden sich nach ihrer Kinderfreundschaft aus den Augen verloren und sich erst wieder in dieser Jungenschule getroffen hatten musste Luke tagtäglich Daniels schlechte Laune aushalten.
 

Ihm war nicht klar, warum Daniel sich damals in der kurzen ,Auszeit' so drastisch verändert hatte, aber es gefiel Luke überhaupt nicht. Er wünschte sich sehnlichst die Tage zurück, in denen er Daniels Freund gewesen war. Zeiten, die erfüllt waren von unbeschwertem Lachen und belanglosen Witzen. Aber das war vorbei und Luke wusste tief in seinem Inneren, dass es wohl auch nie wieder so wie früher werden würde. Sie beide hatten sich verändert, das Leben war weiter gegangen und es war nun Lukes Aufgabe sich von Daniel nicht ins Boxhorn jagen zu lassen. Bald war die Schule zu Ende und Daniel wieder aus Lukes Leben verschwunden. Diese paar Monate würde Luke mit Leichtigkeit ertragen können.
 

Seufzend fuhr er sich durch seine dunklen Haare und rieb sich die Augen. Um sein etwas unscharfes Umfeld besser sehen zu können zog er seine rahmenlose Brille auf und schnappte sich seine Schultasche, um Rose hinunter in die Küche zu folgen. Auf dem Weg nach unten kam ihm Snowball entgegen und Luke ließ es sich nicht nehmen mitten auf der Treppe anzuhalten, um seine Katze hinter den Ohren zu kraulen. Schnurrend schmiegte sich das kleine Tier an Lukes Bein und zauberte so ein glückliches Lächeln auf das Gesicht und alle schlechten Gedanken aus dem Gedächtnis ihres Besitzers.
 

"Ein bisschen Beeilung, Luke. Charles wartet nicht ewig", erinnerte Rose ihn am Treppenabsatz daran, dass die Zeit immer unbarmherzig weiterging und nie stoppte, um jemanden einen Moment ewig genießen zu lassen. Luke hob Snowball hoch und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er sie wieder herunterließ und Rose mit einem entschuldigenden Lächeln milder stimmte. Sie konnte dem Charme von Luke einfach nie widerstehen - zu sehr hatte sie den Jungen schon in ihr Herz geschlossen. Was aber nicht hieß, dass er eine Sonderbehandlung bekam. Auch er musste lernen, dass die Menschen um ihn herum einen Zeitplan einhalten mussten. Selbst, wenn Luke immer so wirkte, als hätte er alle Zeit der Welt konnte er nicht davon ausgehen, dass seine Ruhe sich auf seine Mitmenschen ausbreitete.
 

"Was haben Sie heute vor, Luke?", fragte Rose den jungen Hausherren höflich und goss heiße Milch in die große rote Tasse, die mit Lukes Namen verziert war - ein Erinnerungsstück an seinen verstorbenen Vater Will Parker - und fügte dem dampfenden Getränk dann wie immer drei Kaffeelöffel Kakaopulver hinzu. Luke hingegen hatte sich schon an den Pfannkuchen bedient und war gerade dabei sich den zweiten großzügig mit Nutella zu beschmieren, um ihn dann mit braunen glitzernden Augen und einem zufriedenen Laut in seinen Mund zu stopfen. Bei jeder Mahlzeit wunderte sich Rose, wo all das Essen eigentlich hinging. Luke konnte drei oder vier Portionen essen und war trotzdem so schlank, wie es sich gehörte. Traurig seufzend sah Rose an sich herunter. Wenn das bei ihr doch auch nur der Fall wäre...
 

Luke dachte währenddessen über ihre Frage nach. Heute war Freitag, ein Tag wie jeder andere auch. Er würde in die Schule gehen, Spott über sich ergehen lassen und dann wieder nach Hause zurückkehren und ein wenig lernen, um den Abend dann mit Snowball vor dem Fernseher zu verbringen. Nichts außergewöhnliches also. Trotzdem wollte er Rose nicht sagen, wie trostlos Freitage eigentlich für ihn waren. "Nach der Schule werde ich wohl noch ein wenig im Park spazieren gehen, heute ist so ein herrliches Wetter."
 

Rose drehte sich zu Luke um, der mit dem Rücken zu ihr am Tisch saß und weiterhin fleißig ihre Pfannkuchen verdrückte. Mitleid spiegelte sich in den Augen der brünetten Frau wider und beschämt wandte sie sich ab. Der junge Herr mochte es nicht, wenn man ihn mit solchen Augen ansah - selbst, wenn er ihrem Blick nicht direkt begegnete. Luke schien das meistens irgendwie zu spüren, deshalb musste Rose sich immer dazu ermahnen woanders hinzusehen, wenn sie darüber nachdachte, wie eintönig Lukes Leben war.
 

Noch zu gut konnte sich Rose an Lukes Kindheit erinnern, in der er einen wahrhaft guten Freund gehabt hatte. Lukes gemeinsame Zeit mit Daniel Bennington rief sie sich gerne wieder ins Gedächtnis zurück. Er war es gewesen, der Luke von seiner Einsamkeit und Trauer abgelenkt hatte, denn Daniel war in der Zeit nach dem Tod von Lukes Vater sein bester und wohl auch einziger Freund gewesen. Doch eines Tages plötzlich war Luke nach Hause gekommen und wollte seit dem nie wieder, dass irgend jemand den Namen Daniel laut aussprach. Seit diesem Tag hatte Luke sich drastisch verändert.
 

Er lachte kaum noch. Sicher, er lief in diesem Haus immer mit einem Lächeln auf den Lippen herum, doch wirklich ernst gemeint war das nie. Rose vermisste das Lachen, das aus tiefstem Herzen kam - das, dass sie immer von ihm gehört hatte, wenn Daniel in seiner Nähe gewesen war. Rose sah Luke eigentlich nur noch ehrlich lächeln, wenn er Snowball, seine kleine schwarze Katze, streichelte. Sie war wohl seine einzige Verbindung zum Glücklich sein.
 

Außerdem umgab Luke seit diesem Tag eine erdrückende Aura von Einsamkeit und so wie Rose das beurteilte machte sich der Junge auch keinerlei Mühe an dieser Sache etwas zu ändern. Seine Resignation hatte die smarte Haushälterin schon immer bemängelt, aber nun machte sie sich allmählich Sorgen um den Achtzehnjährigen. Es brach ihr fast das Herz mit ansehen zu müssen, wie Luke von Tag zu Tag mehr vereinsamte. Aber ihn darauf anzusprechen schien schier unmöglich. Luke blockte nämlich immer bei diesem Thema ab und meinte nur, dass er mit seinem Leben zufrieden sei. Rose hatte keine andere Wahl als Luke die Zeit, in der sie zusammen in diesem Haus waren so schön wie möglich zu machen.
 

Ganz in Gedanken versunken hätte Rose beinahe verpasst, wie Luke aufstand, sich jeden Finger einzeln ableckte und sie mit einem seiner falschen Lächeln ansah. "Ich muss los, Charly schläft sonst noch hinter dem Steuer ein", scherzte Luke und griff nach seiner Tasche, die er auf dem Stuhl neben sich platziert hatte. "Einen angenehmen Tag, Luke", verabschiedete sich Rose von ihrem Herrn und sah traurig zu, wie dieser leichten Schrittes aus der Küche verschwand.
 

"Einen wunderschönen guten Morgen, Luke", begrüßte ihn Charles Andrews, ein in die Jahre gekommener Mann mit großer Nase und wachsamen braunen Augen. Luke schlug die Tür des Wagens hinter sich zu und lächelte Charly, wie er ihn immer nannte, an. "Morgen Charly." Ein zufriedenes Nicken folgte und kurze Zeit später ertönte das leise Geräusch des Motors. Luke lehnte sich auf dem weichen Sitzpolster zurück und zog den Schal, den er im Flur noch umgelegt hatte, enger um seinen blassen Hals. Mit gespieltem Interesse beobachtete Luke aus dem Fenster heraus das Leben auf der Straße. Er wusste, dass Charly ihn sonst angesprochen hätte, aber momentan stand ihm der Sinn nicht nach einem frühmorgendlichen Plausch über das kalte Wetter oder die Schule. Luke wollte momentan einfach nur in Ruhe gelassen werden, um sich mental darauf vorzubereiten in wenigen Minuten wieder in Daniels Augen blicken zu müssen - in denen keinerlei Zuneigung ihm gegenüber mehr lag.
 

Seit diesem einen Freitag vor sechs Jahren hatte sich zwischen Luke und Daniel wirklich alles geändert.

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Nächtliche Verfolgung und ihre Tücken

Hier kommt also das erste Kapitel *freuz*

Gewidmet ist es jedem, der in der letzten Zeit einen Verlust hinnehmen musste und sich einfach nur fragt "Warum?"
 

Kapitel I: Nächtliche Verfolgung und ihre Tücken
 

Dieser beschissene Freitag hätte nicht noch schlimmer werden können. Jedenfalls hieß es doch immer, dass irgendwann ein absoluter Tiefpunkt erreicht war. Warum zum Teufel konnte dann das Schicksal bei Daniel nicht nach dieser Regel vorgehen, sondern musste gerade bei ihm eine Ausnahme machen? Der braunhaarige Junge fuhr sich genervt durch seine wirren Haare und versuchte dabei sein Gegenüber mit den eisblauen Augen förmlich nieder zu starren. Aber der verzog keine Miene, sondern stand nur in Angriffsposition vor ihm - mit trotziger Miene und einem entwappnenden Schmollmund.

Ryan war die größte, fieseste und leider auch niedlichste Bestie, die jemals erschaffen wurde.
 

"Danke schön für das Tragen, Dayle. Du weißt ja, die Tasche ist freitags so schwer", erklang die süßlich klingende Stimme seines Bruders und Dayle schlug genervt die Tür seines Schließfachs zu. Dann ließ er ohne Vorwarnung die Tasche seines Bruders auf dessen Füße fallen. "Immer wieder gerne", entgegnete Daniel mit einem Grinsen und sah amüsiert dabei zu, wie Ryans Mund sich öffnete, um einen erstickten Schmerzensschrei von sich zu geben. Ein paar Idioten um sie herum kicherten über Ryan, schwiegen aber sofort, als sie Daniels Blick bemerkten.
 

"Und jetzt sieh zu, dass du verschwindest. Ich will dich bis Schulende nicht mehr sehen, damit das klar ist."
 

Ryan zog seine Augenbrauen hoch und schnappte sich seine Reisetasche. Sie war wirklich verdammt schwer. Manchmal wunderte er sich, wie Daniel es schaffte diese schwere Tasche jeden Freitag zur Schule zu schleppen. Obwohl, eigentlich musste Daniel sie nicht nur zur Schule tragen, sondern auch nach dem Unterricht, um Ryan zu seinen drei Tagen Frieden zu bringen - besser gesagt, zu Robert Sandsfield. Der Junge, der Ryan das Wochenende über zu sich nahm, um ihn von seinem Zuhause fern zu halten. "Was immer Ihr wollt, Fremder", frotzelte Ryan und wich lachend der Hand seines Bruders aus, die seinem Kopf bei diesen Worten gefährlich nahe gekommen war.
 

Während Daniel sich nur kopfschüttelnd von ihm entfernte und hinter der nächsten Ecke verschwand blieb Ryan an Ort und Stelle stehen - auch, wenn die Last auf seiner Schulter langsam etwas schmerzhaft wurde. Aber seinem Bruder nach zu sehen war manchmal die einzige Möglichkeit ihn am Tag überhaupt einmal zu Gesicht zu bekommen. Sicher, sie waren bei sich zu Hause fast ständig beisammen - allein schon, damit keiner jemals alleine Jordan gegenübertreten musste - aber wirklich Zeit den anderen in aller Ruhe einmal einfach nur zu mustern blieb nicht oft. Außerdem hatte Daniel immer eine so unerträglich schlechte Laune, dass diese nur abfärbte, wenn man ihm zu lange in die Augen sah.
 

Ryan wusste, dass die üblen Launen seines Bruders nur sein Ventil waren mit allem fertig zu werden, was Daniel bedrückte. Am schlimmsten waren für ihn wohl die Tatsache, dass Ryan so gut wie schutzlos war - wofür sich der schmächtige Junge oft genug selbst verfluchte - und andererseits die zerbrochene Freundschaft mit diesem... wie hieß er doch gleich?
 

Müde kratzte sich Ryan am Kopf und schloss die dunkelgrünen Augen. Tief in seinen Erinnerungen begraben flammte der Name Luke auf, aber Ryan blieb kaum genug Zeit ihn richtig wahrzunehmen, da er an der Schulter gestreift wurde und wieder gezwungen war die Augen zu öffnen. Irgendein ihm Unbekannter entschuldigte sich mit ehrfurchtsvoller Miene bei dem zierlichen Jungen, als der erkannte, dass er soeben Daniel Benningtons kleinen Bruder berührt hatte.
 

Zugegeben, es hatte seine Reize, wenn einen niemand ansprach, weil der große Bruder sich sofort um diejenigen kümmerte, die Ryan schlecht behandelten, aber es hatte auch seine Nachteile mit jemandem wie Daniel verwandt zu sein. Zum einen war dieser stur und unnachgiebig wie ein alter Esel und zum anderen so furchteinflößend, dass er an der Schule einen so schlechten Ruf hatte und sich niemand im freundschaftlichen Sinne an Ryan heranwagte.
 

Manchmal fühlte Ryan sich wie dieser... dieser eine Junge, der einmal Daniels Freund gewesen war. Zu ärgerlich, dass ihm einfach nicht mehr der Name einfallen wollte. Ryan hasste es, wenn er sich nicht an etwas erinnern konnte, denn dann beschäftigte ihn diese Sache noch den ganzen Tag - was natürlich nicht hieß, dass er am Ende des Tages endlich eine Antwort hatte. Um zu vergessen schüttelte Ryan seinen Kopf und so fielen ihm unzählige schwarze Haarsträhnen in die grünen Augen. Es war ja auch egal, wie der Junge hieß. Schließlich zählte nur, dass Ryan sich mittlerweile genauso fühlte.
 

Außer einem wirklich guten Freund - nämlich Bob - war ihm niemand geblieben, abgesehen von seinem Bruder natürlich. Ryan lachte kurz auf und machte sich dann auf den Weg zu seiner Klasse. Natürlich, er hatte Daniel und Bob. Das war mehr als... als, ach als dieser Kindesfreund von Daniel hatte.
 

Aber Ryans Euphorie hielt nicht lange - genau genommen war sie nach zwei Schritten schon wieder verflogen. ,Na toll, als ob zwei Menschen so viel mehr wären, als nur einer', tadelte Ryan sich selbst und rollte mit den Augen. Er hatte sehr wohl das Recht dazu sich alleine zu fühlen, schließlich war er das ja auch. Im Grunde genommen jedenfalls. Wenn man davon absah, dass Daniel immer um ihn herumwuselte, wie eine aufgeschreckte Henne, die ihr Küken vor allem Übel der Welt beschützen wollte. Natürlich musste man auch außer acht lassen, dass er jedes Wochenende praktisch bei Bob wohnte...
 

Na gut, er war nicht alleine, aber er fühlte sich so. Ryan war bei seinem Schließfach angekommen und schloss es auf. Er war vielleicht nie alleine, dafür aber einsam. Das war genau das, wonach er gesucht hatte. Sichtlich besser gelaunt pfefferte Ryan die Tasche in das Fach und wollte gerade den Schrank zuklappen, als er erneut angerempelt wurde.
 

"Was ist heute, der Tag der Penner oder was?", fauchte der sonst so freundliche Junge den Übeltäter an und verschluckte sich beinahe an seinen eigenen Worten. Vor ihm stand doch wirklich... ach verdammt, eben er, und entschuldigte sich hastig bei ihm. Sofort überkam Ryan der Drang sich ebenfalls zu entschuldigen, aber er schaffte es einfach nicht seine Lippen auseinander zu bekommen. Statt dessen blickte er unverwandt in die braunen Augen seines Gegenübers und versuchte verzweifelt sich an dessen Namen zu erinnern.
 

"Ich muss langsam los. Also, pass auf dich auf Ryan", verabschiedete sich der Junge von ihm und war schneller aus dem Blickfeld als Ryan überhaupt etwas erwidern konnte. Ein Name mit L... Das wusste er noch. Lars? Leo? Nein, nicht so subtil... das war ja zum Mäuse melken!

Es klingelte zum Unterrichtsbeginn und Ryan machte sich langsam auf den Weg, in Gedanken an die Vergangenheit versunken. Er wollte noch unbedingt vor dem Ende des Schultages wissen, wie Daniels Jugendfreund mit Namen lautete. Und plötzlich fiel ihm dieser eine Freitag vor sechs Jahren wieder ein, an dem Daniel so aufgebracht nach Hause gekommen war.
 

-o@-@o- Sechs Jahre zuvor -o@-@o-
 

"Verdammte Scheiße!", hörte Ryan es von unten aus der Küche brüllen und vergrub sich tiefer in seine Kissen. Er versuchte schon vergeblich seit einigen Stunden endlich einzuschlafen, aber je mehr er ins Land der Träume entfliehen wollte, desto wacher wurde er. Zudem hörte sein Stiefvater einfach nicht auf zu fluchen. Nicht, dass es dem achtjährigen Jungen etwas ausmachte Flüche zu hören - sein Bruder Daniel fluchte manchmal sogar noch verbotener - aber es störte Ryan, dass er diese Worte aus Jordans Mund hörte.
 

"Nun brüll doch nicht so", schallte es aus dem Wohnzimmer und Ryan wunderte sich, warum seine Mutter nach Ruhe bat, wenn sie selbst so in dem Haus herumschreien konnte. Stimmen waren nicht nur dazu da, um sie immer in voller Lautstärke zu nutzen. Aber wenn er das seiner Mutter ins Gesicht gesagt hätte, dann würde er heute Nacht sicherlich vor Schmerzen weinend in seinem Bett liegen und heute hatte Ryan bestimmt keine Lust darauf. Verärgert schlug der Junge seine Bettdecke zurück und stand auf, um sich im Spiegel anzusehen. Lange schwarze Haare fielen ungekämmt auf seine kindlichen Schultern. Unter den grünen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab und beschämt senkte Ryan den Blick. Wann hatte er das letzte Mal eine Nacht in Ruhe durchgeschlafen?
 

Gerade, als er sich zur Ablenkung ein entspannendes Bad gönnen wollte hörte er, wie die Haustür laut zuschlug und sofort das Gekeife seiner Eltern wieder losging. Anscheinend war Daniel nach Hause gekommen... Moment mal. Heute war doch Freitag, was machte Daniel freitags nachmittags um halb fünf schon wieder bei sich daheim? Normalerweise trieb er sich den Freitag doch am liebsten mit seinem gleichaltrigen Freund herum. Niemals - seit die beiden sich kennen gelernt hatten - war Daniel vor Einbruch der Dunkelheit wieder in dem Haus gewesen. Was also war vorgefallen?
 

Neugierig wie der Junge nun einmal war schlich er sich aus seinem Zimmer, um zum oberen Ende der Treppe zu gehen und sich dort hinzusetzen. Am unteren Ende sah er Schatten vorbeihuschen, während drei Stimmen gleichzeitig einander anschrieen. Offenbar war Daniels Laune miserabel, denn normalerweise gab er sich damit zufrieden die sinnlosen Worte der Erwachsenen über sich ergehen zu lassen, um dann zu Ryan ins Zimmer zu kommen und so lange bei ihm zu bleiben, bis dieser in seinen Armen eingeschlafen war.
 

Aber heute schien alles anders zu sein.
 

Daniels Stimme übertraf die seiner Mutter um Längen. Was genau dort unten aber gebrüllt wurde interessierte Ryan nicht. Zu oft hatte er diese Lautstärke schon ertragen müssen - mittlerweile war alles in diesem Ton nur noch ein einziges Gewäsch. Eine Stimme und ihre Worte heraus zu kristallisieren war schier unmöglich, besonders, wenn man erst acht Jahre alt war und nur Spielzeug und den großen Bruder im Kopf hatte. Plötzlich gab es einen lauten Knall und die Stimmen erstarben, was Ryan dazu brachte erschocken aufzuspringen. Keine Sekunde später stürmte sein großer Bruder - die linke Hand auf seine Wange gedrückt - die Treppe hinauf und verzog sich in sein Zimmer.
 

Unsicher folgte Ryan seinem Bruder nach kurzer Zeit in dessen Privatraum. Als er sich im Zimmer umsah bemerkte er, dass Daniel vor dem großen Panoramafester an der südlichen Zimmerseite saß und die gerötete linke Wange gegen die kühlende Scheibe gelegt hatte. Daniel öffnete ein Auge, um zu sehen, wer in seinem Zimmer stand und winkte Ryan zu sich heran - welcher natürlich sofort der Aufforderung nachkam. Es dauerte eine ganze Weile, bis Ryan sich überhaupt dazu bereit fühlte den Mund zu öffnen, um zu fragen, was denn vorgefallen sein und als ihm endlich die Frage gelang, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte, wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt.
 

Denn Daniel ließ sich außergewöhnlich viel Zeit für die Antwort.

Doch das, was sein Bruder dann sagte verwirrte den kleinen Achtjährigen nur noch mehr, da Daniels Antwort nur aus einem Wort bestand - genauer gesagt einem Namen.
 

"Luke..."
 

-o@-@o- Gegenwart -o@-@o-
 

Wie vom Donner gerührt blieb Ryan Bennington im Türrahmen zu seinem Klassenzimmer stehen und sah mit einem abschweifenden Blick, der ins Nichts zu führen schien, über seine Klassenkameraden hinweg, bis er in die Augen seines Lehrers sah. "Luke, sein Name ist Luke. Parker, genau. Oh Gott, er heißt Luke Parker", murmelte Ryan abwesend für sich hin und bemerkte nicht einmal, dass ihn einige Schüler schief ansahen oder hinter hervorgehaltener Hand über ihn lachten. Aber eigentlich war es ja nichts neues, dass Ryan in seiner eigenen kleinen Welt lebte.
 

Nein, auch Daniel Bennington und Luke Parker hatten sich ihre eigene Welt geschaffen, um der Realität zu entfliehen - so viel erträglicher war die Scheinwelt, die niemals wahr werden konnte, aber doch genug Sicherheit gab, um den Tag zu überleben. Und das war schließlich das Wichtigste. Einen verdammten Tag nach dem anderen zu überstehen, nur um am nächsten Morgen aufzuwachen und erneut darüber nachzudenken, wie irreführend ihre Scheinwelt war - aber wie unglaublich gut es tat sich in ihr sicher und gefahrlos zu bewegen.
 

Doch Scheinwelten verschwanden, sobald jemand eintrat, der keinen Zutritt haben dürfte. Traumwelten konnte man deswegen hervorragend mit Seifenblasen vergleichen. Die waren schön anzusehen, brachten viel Freude, aber sobald man sie berührte - sie mit den eigenen Händen für immer festhalten wollte - platzten sie und verschwanden für immer.
 

Luke Parkers heile Welt zersplitterte in dem Moment, als er Daniel Bennington unwillkürlich in die Augen sah und dabei auch noch über den ausgestreckten Fuß eines Mitschülers stolperte. Als er sich wieder aufrappelte lachte die ganze Klasse schallend und Lukes Blick glitt unauffällig zu Daniel hinüber - um sich vergewissern zu wollen, dass er auch lachte - aber zu Lukes größter Überraschung konnte er in Daniels Gesicht gar nichts ablesen. Keine Schadenfreude, kein hinterhältig fieses Grinsen, nicht einmal Verärgerung darüber, dass ihm überhaupt jemand ein Bein gestellt hatte.
 

Was hatte Luke erwartet? Dass sich eines freitags alles wieder zum Alten wenden würde? Wie naiv konnte man in seinem Alter eigentlich noch sein? Natürlich reagierte Daniel nicht - um ehrlich zu sein wusste Luke noch nicht einmal, ob er an Daniels Stelle all die Jahre nicht auch so gehandelt hätte. Dennoch... Daniels abweisende und teilweise ziemlich verletzende Haltung ihm gegenüber bereitete Luke Schmerzen. Nicht körperliche, eher seelische. Schließlich war es selbst in einer Scheinwelt unmöglich glückliche Erinnerungen an Daniel auszulöschen...
 

Daniel Bennington selbst hatte nicht einen Moment lang auch nur daran gedacht zu lachen, als er seinen ehemaligen Freund in Zeitlupe auf den Boden fallen sah. Er kannte diese Sticheleien von seinem Bruder und wusste, wie schmerzhaft es für jemanden war so etwas tagtäglich auszuhalten. Warum also konnte Daniel dann nie seine Klappe halten, wenn Luke und auch genug Zuhörer in der Nähe waren? Weil er sich einredete, dass Worte nicht so sehr verletzten, wie ein gestelltes Bein und eine Demütigung vor der ganzen Klasse?
 

Ja, wahrscheinlich...
 

Daniel vergrub sein gebräuntes Gesicht in den Händen und versuchte nicht mehr an Luke zu denken. Er hatte genug Probleme, irgendwie musste er seine Launen ja ausleben. Solange er Luke nicht ernsthaft wehtat... Ach, was sagte er da? Als ob diese Worte - gerade von ihm - nicht verletzten würden. Warum nur konnte Daniel nach so langer Zeit seinen beknackten Stolz nicht vergessen und Luke wieder das geben, was dieser brauchte und Daniel dem Kleineren nur zu gerne geben würde?
 

Weil er sich noch immer schuldig fühlte... oder sein Stolz eben doch zu groß für ihn war... vielleicht auch, weil er sich nicht eingestehen wollte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Einen, den er nicht wieder gutmachen konnte. Was für ein blöder Volltrottel er doch war. Zu stolz, zu erhaben und zu ängstlich, um eine alte Rechnung zu begleichen - einem alten Freund wieder Zutritt zu seinem Leben zu lassen. Moment mal... ängstlich?
 

Pah, ein Daniel Bennington hatte keine Angst, selbst dann nicht, wenn der eigene Verstand einen damit nervte, dass jeder Mensch vor irgendetwas Angst haben musste. Hm, aber mal rein hypothetisch gedacht, was genau sollte ihm denn solche Furcht bereiten? Luke sah nun wirklich nicht so aus, als könnte er gegen Daniel ankommen - weder körperlich, noch geistig. In beiden Dingen war Daniel erheblich stärker. Das wusste er aus Erfahrung. Also, was war es dann?
 

Während er Luke zusah, wie dieser mit leicht geröteten Wangen seinen Platz am anderen Ende des Zimmer aufsuchte, kam ihm die Erkenntnis heimlich, still und leise, was an Luke ihn so störte, dass er es nicht noch einmal mit diesem als Freund versuchen wollte. Daniel hatte einfach nur Furcht davor, dass sich das von damals wiederholen könnte - dass Luke noch immer diese seltsamen Neigungen hatte... Dass er sechs Jahre danach wohl nicht mehr ganz so drastisch den Kleineren abweisen würde.
 

Ja, was Daniel Bennington fürchtete war nicht Luke, sonder er selbst. Seine Angst richtete sich gegen ihn...
 

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Zwei langweilige Sportstunden - und viele dämliche Sprüche Luke gegenüber, die er eigentlich gar nicht hatte sagen wollen - fand sich Daniel im Klassenzimmer wieder, um die letzten langweiligen Stunden abzusitzen. Doch ganz so langweilig, wie Daniel es sich insgeheim erhofft hatte wurden diese Englischstunden nicht. Im Gegenteil: Daniel wünschte sich hinterher sogar, dass sie nie enden würden. Nur, damit er sich nicht dem stellen musste, was dieser Unterricht mit sich gebracht hatte.
 

Wie kamen Lehrer nur immer auf die bescheuerte Idee Schüler zu quälen? Und wenn sie schon foltern mussten, warum dann auch noch auf die grausamste Art und Weise? Feststellung eurer Teamfähigkeit mit Partnern, mit denen man vorher kaum etwas zu tun hatte - so tarnten Lehrer das Wort foltern. Aber ihn konnten sie damit nicht täuschen. Dass zur gleichen Zeit sein unfreiwilliger Teampartner ebenfalls fest davon ausging das schlechtere Los gezogen zu haben, konnte Daniel nicht wissen. Und da er nie nachfragte war dies eine Sache, die immer unausgesprochen bleiben würde.
 

Tja, Shit happens. Manchmal musste man eben das tun, was notwendig war. Was einen nicht umbrachte, machte einen stärker. Oh, wie gut er doch diese Sprüche aufzählen konnte. Fast so, als wäre er eine wandelnde Zeitschrift für Teenies, die nicht wussten, was sie mit ihrem Leben anfangen sollten. Okay, okay. Luke war sein Partner für diese Englischarbeit. Es würde nur ein paar Wochen dauern und nach dem Abschluss konnten beide endlich wirklich getrennte Wege gehen. So viel Geduld musste Daniel doch aufbringen können. Und vielleicht... ja, womöglich schaffte er es in dieser Zeit sogar Luke und sich selbst noch eine letzte Chance zu geben.
 

Ja, vielleicht. Wer wusste das schon?
 

Aber nur, weil sie plötzlich in einem Fach Partner waren hieß das nicht, dass sie gemeinsam Hand in Hand durch die Schule schlendern mussten. Soweit würde es garantiert nie kommen. Außerdem war es nicht Daniels Art Luke gleich mit offenen Armen zu empfangen. Nein, Daniels Art sah eher so aus, dass er Luke nach der Schule einfach im Klassenzimmer stehen ließ - natürlich ohne auch nur ein Wort an ihn zu richten - und diesen gekonnt so lange ignorierte, bis er Ryan sah, der schon am Ausgang auf seinen großen Bruder wartete und ihn so liebevoll anlächelte, dass er sogar Luke vergaß.
 

Zur Begrüßung wuschelte Daniel kurz durch Ryans dunkle Haare, bevor er wieder einmal dessen Reisetasche auf die Schulter nahm und neben seinem Bruder zum Parkplatz hinter der Schule trabte. Dass er dabei einen völlig perplexen und auch sichtlich wütenden Luke am Schultor hinter sich ließ war ihm vielleicht unbewusst klar, aber wenn ja, dann kümmerte es ihn in diesem Moment nicht. Ryan war in jedem Fall wichtiger. Schließlich war der in den letzten sechs Jahren Daniels Stütze im Hintergrund gewesen. Und Daniel war mittlerweile auch Ryans Halt, wenn bei ihnen zuhause wieder einmal alles drunter und drüber ging.
 

"Und, was hast du heute so gemacht?", fragte Daniel seinen Bruder und öffnete den Kofferraum seines Wagens und schmiss unachtsam Ryans Tasche hinein. Kurz darauf folgte die eigene Schultasche mit mindestens genauso viel Frust über den miesen Freitag. "Ach, das Übliche. Ich bin gleich in der ersten Stunde vor die Tür geschickt worden und hab mich sonst relativ unauffällig verhalten. Und wie war es bei dir?" Daniel nickte abwesend und setzte sich neben Ryan in das Auto. "Na ja, wie Freitage halt so sind. Beschissen, langweilig und total überflüssig. Wie ich sie hasse."
 

Ryan lachte leise und beobachtete dann gelangweilt all die Idioten aus ihrer Schule, wie sie auf den Schulbus warteten. Wie glücklich er doch war, dass Daniel sich von seinem Gehalt im letzten Sommer endlich ein Auto hatte kaufen können. Die täglichen Busfahrten waren eine schlimmere Qual gewesen als Daumenschrauben, Streckbank, Elektroschocks und nackte, alte, behaarte Omas auf einmal. Zu viele Mistkröten, die den Körper von Kindern und Jugendlichen besetzten, hatten sich tagtäglich in dem Bus getummelt und ihn allein mit ihrer Anwesenheit belästigt. Die dämlichen Reden, die sie bei seinem Anblick geschwungen hatten, ignorierte Ryan gekonnt. Er war es schließlich gewohnt schief von der Seite angesehen zu werden. Dabei war er weder hässlich, noch besonders auffällig. Er war einfach er...
 

Schnaubend warf er einen Blick in den Seitenspiegel und verschränkte dann die Arme vor der Brust. "Wiederhole das noch einmal", riss die dunkle Stimme seines Bruders aus den Gedanken und Ryan musste ein paar Mal blinzeln, um wieder in die Realität zu finden. "Häh?", war sein einziges, wenig geistreiches Kommentar zu der Bitte und er blickte verwundert in die blauen Augen Daniels. "Du bist rausgeflogen?" Ryan nickte mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. "Stimmt genau", bestätigte er fröhlich und fing an mit einem Zipfel seines Pullis zu spielen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er trotz seines Lächeln nervös war.
 

Aber Ryan wartete vergebens auf eine Strafpredigt seines Bruders. Statt dessen musste er verwundert feststellen, dass sein Bruder die Lippen zu einem Lächeln geformt hatte und nur wortlos den Kopf schüttelte. "Wer hat denn gesagt, dass du mir alles nachmachen sollst?" Ryan starrte eine zeitlang auf die rote Ampel vor ihnen und antwortet erst, als sie das Haus seines Freundes fast erreicht hatten. "Du bist mein Bruder, Dayle. Wenn ich nichts von dir lerne, von wem denn dann?" Daniel zog eine Augenbraue hoch und stoppte den Wagen vor Bobs Haus. "Verschwinde bloß und amüsier dich, bevor ich dir die Ohren lang ziehe." Mit diesen Worten hüpfte Ryan aus dem Auto, schnappte sich seine Tasche aus dem Kofferraum, öffnete die Tür zur Fahrerseite und gab seinem Bruder einen kurzen Kuss auf die Wange, bevor er hinter der einladend aussehenden, weißen Tür verschwand.
 

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Es war mittlerweile beinahe acht Uhr abends und Luke wanderte einsam durch die Straßen eines Viertels, dass in der Nähe von Daniels zuhause lag. Welch seltsamer Zufall. Seit heute Morgen verkündet wurde, dass er und Daniel Partner auf Zeit sein sollten hatten Luke ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Daniel wirklich glücklich damit war. Aber ändern konnten sie nun auch nichts mehr. Der Lehrer hatte sich die Gruppierungen penibel genau aufgeschrieben und jeglichen Partnertausch verboten.
 

Aber konnte Luke das nicht eigentlich recht sein? Ja, normalerweise schon. Er hatte sich immer gewünscht eine zweite Chance zu bekommen, aber eben eine Chance von Daniel selbst. Keine erzwungene, sondern eine, die aus einer gründlich reifen Überlegung stammte. Denn so konnte Luke nie erfahren, ob Daniel ihm von selbst noch einmal diese zweite Chance geben würde.
 

Ach, das klang ja, als würde er in einer schlechten Romanze mitspielen und seinen ehemaligen Geliebten nach einem Seitensprung wieder zurückhaben wollen. Aber ganz so simpel war die Sache zwischen Daniel und ihm dann doch nicht gewesen - leider. Seufzend blieb der 1,70m kleine Junge unter einer Straßenlaterne stehen und blickte gedankenverloren in den Himmel hinauf. Die Sterne leuchteten heute Nacht ungewöhnlich hell. Hätte Luke sich jemals mit Sternzeichen beschäftigt, so könnte er nun in den dunklen, fast tiefschwarzen Himmel sehen und den großen oder den kleinen Wagen in den Sternen wiedererkennen. Aber dazu war er nicht in der Lage. Alles, was Luke im Himmel erkannte waren unzählige kleine Lichter, die so weit entfernt schienen, dass er sich nicht einmal mehr sicher war, ob das nur noch der Schatten ihrer früheren Existenz war oder, ob sie wirklich noch als Sterne im All leuchteten.
 

Eine tiefe, aber dennoch sanfte Stimme riss Luke unerwartet in die Wirklichkeit zurück. "Wenn du weiterhin da stehst wird man dich in dieser Gegend noch anmachen." Luke musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer da neben ihm stand und mit ihm sprach. Es überraschte ihn nur, das war alles. Wann ließ sich der große Daniel Bennington schon einmal dazu herab mit ihm zu reden? "Ich kann stehen, wo ich will. Hast du nichts zu tun oder deinen Verstand verloren? Sonst könnte ich mir nicht vorstellen, warum du plötzlich mit mir reden solltest."
 

Anklagend, verletzt und misstrauisch. Bisher hatte Luke noch nicht einmal geahnt, dass seine Stimme all diese drei Dinge ineinander vereinen konnte und das sogar in einem Satz. Er hörte, wie der andere neben ihm tief einatmete, aber nichts auf diese provokante Aussage erwiderte. "Ich muss los", war alles, was noch aus den schmalen Lippen gekrochen kam und schon war Daniel dabei in der Dunkelheit der Nacht unterzutauchen.
 

Aber so schnell wurde man einen Luke Parker nicht los - das müsste Daniel doch eigentlich wissen. Oder vielleicht hatte der es ja auch gerade darauf angelegt, dass Luke ihm folgte... Wäre das möglich? Nein, eigentlich nicht. Doch Lukes Neugier war geweckt und außerdem hatte er ja eh nichts besseres zu tun. Lautlos schlich die schmale Gestalt also hinter seinem ehemaligen Freund hinterher und war überrascht vor einer Kneipe namens Scruffys Daniels Spur zu verlieren. Was zum Henker suchte der denn in so einer Spelunke?
 

Vorsichtig drückte Luke seine schlanken Finger auf die Tür, um sie ein Stück weit aufzustoßen. Er wollte nur einen Blick in die Bar hinein riskieren und dann sofort wieder umkehren. Da er Daniel aber nicht bei diesem kleinen Blick erkennen konnte vergaß es dieses Vorhaben schnell wieder und trat ohne zu überlegen in die Bar ein. Niemand schien ihn zu beachten, dabei war die Bar beinahe schon überfüllt.
 

Mit einem pochenden Gefühl von Ekel in der Magengegend huschte Luke an der Wand entlang zu einem hinteren Platz im Halbdunkel und suchte mit den Augen die Bar nach Daniel ab. Und er fand ihn auch. Eine enge verblichene Jeans betonte seine langen schlanken Beine. Der silberne Gürtel schmiegte sich ohne einzuengen um die Hüfte und wurde an manchen Stellen von dem ärmellosen schwarzen Shirt verdeckt, das sich an Daniels Oberkörper wie eine zweite Haut schmiegte. Offenbar arbeitete Daniel als einer der Barkeeper und obwohl er lächelte wirkten seine Augen alles andere als ausgelassen und fröhlich. Sie versprühten die typische Daniel-Kälte - wie hätte es auch anders sein können?
 

Gerade, als Luke eine Bewegung neben sich wahr nahm traf ihn Daniels Blick. Sofort spürte er, wie ihm unangenehme Hitze in den Kopf schoss und so entging ihm auch, dass sich mittlerweile ein Mann zu ihm gesellt hatte, der ihn interessiert von der Seite musterte. Luke beachtete den Mann nur eine Sekunde lang, aber in dem einen Augenblick hatte er den hungrigen Blick des Mannes mit Bierbauch und tätowierten Armen sehr wohl wahrgenommen. Dayle suchend wandte er den Blick wieder zur Bar hin, aber der war verschwunden. Langsam und betont unauffällig versuchte Luke nun Millimeter für Millimeter von seinem Besucher weg zu rücken. Der jedoch schien ziemlich erpicht darauf zu sein Luke nicht mehr aus den Augen zu lassen.
 

"Na Kleiner, wie wär's mit uns beiden? Ich kann auch genug zahlen." Wie bitte? Sah er denn so schäbig aus, dass er für Geld mit einem Mann ins Bett ging? Luke brachte nur ein empörtes Lachen zustande, als er einen leichten Druck auf seinem Arm spürte. Er wollte sich wehren - eine Anmache war ja schon schlimm genug, aber anfassen war Höchststrafe schlechthin - hörte aber die beruhigende Stimme Daniels nahe seinem Ohr. Er konnte sogar den warmen Atem spüren, den der Junge hinter ihm beim Sprechen gegen sein Ohr hauchte. "Komm mit, du Kröte. Du bist ja schlimmer als ein Kleinkind."
 

Daniel zerrte Luke energisch mit zu sich nach vorne an die Bar und in den letzten sechs Jahren war Luke noch nie so froh gewesen von Daniel angefasst zu werden. "Was tust du hier? Das ist kein Ort für dich, warum bist du mir gefolgt?" Daniel überhäufte Luke nur so mit Fragen, aber der kam ja schon nicht beim Zuhören mit. In seinem Kopf schwirrte eigentlich nur ein Gedanke umher. Wie schlimm war es in Daniels Familie mittlerweile geworden, wenn dieser mittlerweile sogar schon einen Job in dieser Säufer- und anscheinend auch Schwulenbar annahm. Schwulenbar? Daniel und Barkeeper in einer Bar, wo Männer gegen Geld andere Männer zum Sex überredeten? So, so... soweit war Daniel nun also schon.
 

"Sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Gott, du bist ja immer noch so lästig abwesend", moserte Daniel und suchte die Bar nach einem nichtalkoholischen Getränk ab. Nach endlosen Flüchen war er endlich fündig geworden und goss Luke eine Cola ein. "Warum arbeitest du hier?" Daniel blickte von seiner Arbeit auf und stellte die Colaflasche auf den Tresen. "Weil es viel Geld bringt, darum. Warum bist du hier?" Luke zuckte wahrheitsgemäß mit den Schultern. Er wusste es nicht. Neugier, das Verlangen nach der zweiten Chance oder vielleicht die Nähe zu Daniel selbst? Womöglich auch all drei Dinge zusammen?
 

"Muss es denn ausgerechnet dieser Laden sein?"
 

Daniel nickte bestimmt und lehnte sich über den Tresen zu Luke hinüber. Ungewollt kam er seinem ehemaligen Freund dabei so nah, wie sie sich früher oft gegenüber gestanden hatten. Jedoch schien es ihm wenigstens im Moment nichts auszumachen. "Hier gibt es in kürzester Zeit die meiste Kohle. Irgendwann gewöhnt man sich an die Zustände hier." Luke ließ seinen Blick erneut durch die Bar streifen.
 

Dreckig. Heruntergekommen. Versifft. Luke hätte ewig weitere negativen Wörter aufzählen können, aber seine Gedanken wurden von seinen Gefühlen unterbrochen. Mit einem traurigen Blick auf Daniel, der damit beschäftigt war Bier für ein paar versoffene Typen am anderen Ende der Bar einzuschenken, versuchte Luke das Gefühl von Mitleid und Ekel zu unterdrücken. Ekel vor dieser Bar. Luke war von seinem zuhause bessere Zustände gewohnt und fühlte sich an solchen verrauchten und dreckigen Orten mehr als nur unwohl. Und Mitleid - ja Mitleid hatte er natürlich mit Daniel. Es stimmte ihn seltsam traurig, dass sein Freund auf diese Weise sein Geld zum Überleben verdienen musste.
 

"Was denn? Fängst du jetzt etwa an zu heulen? Bitte verschone mich damit, ich kann keine heulenden Kleinkinder in meiner Nähe ertragen." Daniel schmunzelte bei diesen Worten - was ihn selbst überraschte - und auch Luke konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Für einen Moment war es so gewesen, als wäre nie etwas vorgefallen. Daniel hatte mit ihm gesprochen, als hätten sie die letzten sechs Jahre nicht in Einsamkeit verbracht. Die guten alten Zeiten waren zurück gekehrt und Luke genoss jede einzelne Sekunde davon. Wer wusste schon, wie lange sie anhielten.
 

Er nahm einen Schluck seiner Cola und sah Daniel in die hellen blauen Augen, die sich so stark von der dunklen Haut abhoben und trotz ihrer Distanz und Kälte immer strahlten. Schon früher war Luke aufgefallen, dass Daniel allein mit seiner Anwesenheit einen dunklen Raum erhellen konnte. Seine Augen hatten denselben Effekt auf Lukes Herz. Wann immer er in diese blauen Iriden blickte wusste Luke wieder, dass sich im Grunde nichts geändert hatte.
 

Lukes Gefühle Dayle gegenüber waren, selbst nach all den Jahren, noch immer unverändert.

Von dieser Erkenntnis beflügelt hätte sich Luke beinahe zu einem seiner wenigen, dafür aber ehrlichen Lächeln hinreißen lassen, wenn Dayles plötzlich so kalte Stimme - die momentan sogar mit der abweisenden Distanz in seinen Augen konkurrierte - nicht der Grund dafür gewesen wäre, dass Luke mitten in der Bewegung zu lächeln erstarrte. Die folgenden Worte klingelten ihm noch Stunden später schmerzend in den Ohren.
 

"Warum passiert mir so eine Scheiße seit damals eigentlich immer freitags?"

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Tja, das war es dann vorerst mal.

Nun will ich nämlich erst einmal meine Ferien genießen und diese Geschichte richtig durchplanen *nod nod*

Trotzdem freue ich mich natürlich über jedes Kommi, das ich bekomme ^.~
 

*alle knuddelz*

Kura

An Tagen wie diesen

[Genre]: Romance, Shounen-Ai, Drama, Darkic

[Rating]: PG-16

[Songtext]: Fettes Brot mit Finkenhauer - An Tagen wie diesen

[Disclaimer]: Alles meins und wer klaut bekommt was hinter die Ohren

[Comment]: Entschuldigung, dass dieses Kapitel so lange hat auf sich warten lassen *verbeug* Aber das war in den letzten Wochen echt stressig für mich... Und außerdem hat mir noch dieses "Gewisse Etwas" gefehlt - ich hab es leider nicht gefunden und das Kapitel jetzt einfach hochgeladen *seufz* Tut mir Leid ;__; Ach ja, der ein oder andere Rechtschreibfehler dürfte noch drin sein *bestimmt welche übersehen hab*

[Dedicated to]: Allen Lesern und fleißigen Kommischreibern *mich für alle Kommentare bedanke*
 

Kapitel II: An Tagen wie diesen
 

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Das Herz hat seine Gründe, die die Vernunft nicht kennt.

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Moin, moin, was geht?

Alles klar bei dir, wie spät?

Gleich neun, okay.

Will mal eben los, Frühstück holen gehen.
 

Der junge Luke Parker sah sich mit fasziniertem Blick um. Bunte, schillernde Farben sowie beißender Rauch stachen ihm beinahe schmerzhaft in seine neugierigen braunen Augen, aber er wollte sie nicht schließen, um ihnen einen kurzen Augenblick an Ruhe zu gönnen. Nein, Luke wollte jede einzelne Sekunde mitbekommen und in sich aufnehmen. Denn er war sich sicher, dass er diesen Ort wohl nie wieder zu Gesicht bekommen würde. Besser gesagt, er wollte auch niemals wieder hierher kommen.
 

Der einzige Lichtblick an diesem gottverlassenen Ort war Daniel Bennington, der mit raschen Handbewegungen unzählige Gläser mit den verschiedensten Getränken füllte. Offenbar verstand er sein Handwerk und machte das schon lange, denn Luke konnte nicht erkennen, dass Dayle auch nur eine Sekunde lang Unsicherheit zeigte. Mit einem Lächeln auf den Lippen tadelte Luke sich selbst. Als ob sich Dayle schon jemals zuvor damit schwer getan hätte irgendwo in unglaublicher Schnelle seine Anpassungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Fast neidisch musste der Schwarzhaarige sich eingestehen, dass Daniel einfach alles irgendwie leichter fiel. Selbst die Arbeit in dieser Bar...
 

"Hast du Snowball noch immer?", unterbrach der hochgewachsene Schüler den vor sich hin träumenden Jungen und beugte sich dabei über die Theke, um die Worte genau in Lukes Ohr zu sprechen, damit er die laute Musik - die die Bar erfüllte - übertönen konnte. Luke nickte traurig lächelnd. Er hatte niemals im Leben angenommen, dass Daniel von sich aus das Haustier ansprach... Der Kleinere dachte immer, dass dieses Thema seit damals so etwas wie Sperrgebiet war. "Wie alt ist sie denn noch mal?", wandte sich der Ältere erneut mit diesem Thema seinem Klassenkameraden zu und dieser zuckte im selben Augenblick erschrocken zusammen, als ein angetrunkener Mann neben ihm gegen die Theke prallte und lallend von Daniel verlangte, dass dieser ihm zuerst ein Bier einschenken und dann endlich einen Kuss geben sollte.
 

Mit abschätzendem Blick und in aller Ruhe ließ Daniel ein Bier in das lange, durchsichtige Glas fließen und schob es kalt lächelnd über die Theke zu dem Gast. Der wartete tatsächlich, dass Dayle ihm nun auch den zweiten Wunsch erfüllte. Luke starrte den Mann neben sich ungläubig an. Für ihn brach in diesem Augenblick eine riesige Illusion zusammen - die ihn die letzten sechs Jahre mehr oder weniger am Leben erhalten hatte. Wäre er seinem alten Freund doch nur nicht in das Scruffys gefolgt. Wenn er gewusst hätte, was ihn hier erwartete...
 

Es schmerzte Luke mit ansehen zu müssen, welches Leben Dayle momentan führen musste. Gut, besonders viel von dessen Leben konnte er nicht sehen, aber das Bisschen, was er hier geboten bekam, reichte ihm für das ganze nächste Jahrhundert. Eine Schwulenbar... sagte das denn irgendwie nicht schon alles? Nicht, dass er etwas gegen Homosexuelle hätte - er war der Letzte, der ein schlechtes Wort an diese Menschen richten durfte - aber... zu Daniel Bennington passte diese Umgebung überhaupt nicht. Dass Dayle sich in der Hinsicht nicht geändert hatte konnte man ihm schon an der Nasenspitze ansehen.
 

Schalt den Walkman an, zieh die Haustür ran,

lauf die Strasse entlang, bis zum Kaufmannsladen.

Denn da gibt's die allerbesten Brötchen weit und breit,

kann am Tresen kurz mal lesen was die Zeitung schreibt.
 

Noch vor sechs Jahren hatte Dayle Homosexuelle übelst beschimpft, sie für nicht gleichwertig gehalten und sich streng von ihnen ferngehalten. Luke musterte mit traurigen Augen seinen ehemals besten Freund und senkte dann den Blick. Die letzten Jahre mussten Daniels Leben gehörig auf den Kopf gestellt haben, wenn er sich jetzt mehr oder weniger freiwillig dieses Milieu antat. Und Luke war sich sicher, dass diese drastische Veränderung nichts Positives war. Im Gegenteil, Daniels Denken gegenüber Homosexuellen hatte sich durch diesen Job bestimmt nur noch verschlechtert. Dass er überhaupt noch ein Wort mit Luke wechselte verwunderte diesen schon zutiefst.
 

"Du hast meinen Kuss vergessen, Danny", erinnerte der Gast Dayle an seine noch zu erfüllende Pflicht, aber der dachte nicht mal im Traum daran dieser Bitte nachzukommen. "Du weißt, dass ich für so was nicht zu haben bin und jetzt verzieh dich wieder, Ralph", antwortete Daniel gelassen und machte eine Handbewegung, die deutlich zu verstehen gab, dass er nun wieder alleine sein wollte. "Aber nächstes Mal dann, ja? Du kannst mich nicht jedes Mal abweisen, Danny." Luke konnte einfach nicht anders als diesen aufdringlichen Mann mit großen Augen und - vor Entsetzen - leicht geöffnetem Mund anzustarren. Dayle tippte sich mit einem distanzierten Lächeln an die Stirn und der Mann namens Ralph trollte sich wieder in irgendeine dunkle Ecke.
 

Als Daniel Lukes entsetzte Gesichtszüge sah verschwand die Kälte aus seinem Gesicht und er lachte, zum ersten Mal seit einiger Zeit, wieder sein einzigartiges Lachen, das Lukes Herz schon früher immer erwärmt hatte. Eben dieses unerwartete Geräusch riss den Schwarzhaarigen aus seiner Trance und er zog misstrauisch seine Augenbrauen hoch. "Danny?", war alles, was seine Lippen ausspucken konnten, bevor sie sich wieder automatisch schlossen.
 

Daniel zuckte desinteressiert mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du glaubst doch nicht etwa ernsthaft, dass ich denen hier meinen richtigen Rufnamen oder Spitznamen verrate. Du müsstest eigentlich wissen, wie ich ticke." Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen drehte er sich abrupt um und stützte sich auf dem Spirituosenregal ab. Er hatte nicht einmal Zeit dazu über diesen Satz - der ihm rein aus Gewohnheit, von der er dachte, dass er sie schon längst abgelegt hatte, herausgerutscht war - nachzudenken, als er Lukes leise Stimme hörte. "Ich habe überhaupt keine Ahnung davon, wie es mittlerweile in dir aussieht. Du hast mir ja nicht die Chance dazu gegeben das die letzten sechs Jahre zu beobachten."
 

Zorn wallte in Daniel auf und mit geballten Fäusten drehte er sich wieder zu dem Kleineren um. Beim Anblick der traurigen Miene hätte er fast vergessen, was er sagen wollte, aber wie gesagt: eben nur fast. Die Zeiten, dass Luke ihn mit seinen braunen, hundegleichen Augen vollständig aus der Fassung bringen konnte waren schon lange vorbei. "Und jetzt rate mal, wem du diesen Umstand zu verdanken hast!"
 

Irgendwas von einem Großangriff,

unzählige Bomben auf eine kleine Stadt.

Viele Menschen ums Leben gekommen

und dem Erdboden gleich gemacht in nur einer Nacht.
 

Luke erwiderte daraufhin lange nichts. Ja verdammt, es war seine eigene Schuld, dass die Beiden sich so unsanft aus den Augen verloren hatten, aber konnte Dayle das nach sechs langen Jahren nicht langsam mal vergessen? Musste er denn immerzu auf dieser Sache herumreiten, die Luke so unendlich leid tat? Er wusste nicht, wie oft er Dayle schon gesagt hatte, wie Leid es ihm tat, aber wenn dieser es noch einmal hören wollte, dann würde Luke der stillen Bitte gerne nachkommen - solange sie nur dazu beitrug, dass die scheinbar unüberbrückbare Mauer zwischen ihnen endlich zerbröckelte. "Ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht habe und du musst mir glauben, wenn ich sage, dass mir das alles so unendlich Leid tut, Daniel..."
 

"Sag das bloß nie wieder, hast du verstanden?", blaffte Dayle sein Gegenüber sofort lautstark an und übertönte dabei sogar die Musik, die im Hintergrund lief und das Gebrummel der Gäste. Luke hob abwehrend seine blassen Hände vor die Brust und beteuerte nur seine guten Absichten. "Aber ich meine das ernst, es tut mir wirklich leid." Dayle kümmerte sich zuerst um zwei neue Kunden, die Nachschub an Alkohol wollten, bevor er sich wieder Luke zuwandte. "Nicht der Mist mit der Entschuldigung, du Trottel. Nenn mich nie wieder Daniel und schon gar nicht hier." Der Schwarzhaarige zog einen Schmollmund und nippte dann beleidigt an seiner Cola. "Dayle nennen dich aber nur enge Freunde und zu denen gehöre ich ja wohl nicht... mehr." Es lag keine Entrüstung oder ein Vorwurf in Lukes Stimme und doch wurde Daniel das Gefühl nicht los, dass genau diese Emotionen die geheime Botschaft hinter dem Satz waren. "Jordan nennt mich auch Dayle und er zählt bestimmt nicht zu meinen Freunden", kam es aufmunternd aus Daniels Richtung und Lukes Unterlippe nahm wieder ihren rechtmäßigen Platz ein.
 

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"Wie geht es dem alten Säufer eigentlich?", wollte Luke wissen und stützte sein Kinn auf den Handflächen ab. Auf der anderen Seite der Theke machte Daniel es seinem Jugendfreund nach. Dass beiden Jungen in diesem Moment derselbe Gedanke - Gerade jetzt ist es wieder, wie in alten Zeiten - durch den Kopf schoss war ihnen irgendwo in ihrem Inneren bewusst, aber vor dem Anderen sowie auch vor sich selbst hätten sie das niemals zugegeben. "Noch lebt die versoffene Ratte." Luke seufzte melodramatisch und sah Daniel mit großen Augen an. "Und ich hatte geglaubt, dass sein einziger Freund - der liebe Alkohol - ihn endlich um die Ecke gebracht hat." Dayle sog scharf die verrauchte Luft ein und blinzelte übertrieben oft mit den Augen, um aufsteigende Tränen vorzutäuschen. "Nein. Der Alkohol killt die Leber nicht, der Tabak lässt die Lunge heil und der alte Fettsack schafft es noch nicht einmal sich selbst beim Baden in der Wanne zu ertränken."
 

Luke lachte laut auf und auch Daniel konnte sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. Den schmächtigen Jungen so herzhaft lachen zu hören hatte ihn noch nie kalt gelassen und wie er halb amüsiert, halb irritiert feststellen musste schien sich an dieser Tatsache selbst über die Jahre hinweg nichts geändert zu haben. "Du liebst ihn genauso sehr wie eh und je, nicht wahr?", gluckste Luke und versuchte sich selbst wieder zu beruhigen, indem er etwas trank, aber sein anhaltender Lachanfall sorgte dafür, dass er sich gehörig verschluckte und seinen Mundinhalt über der Theke verstreute. Dayles dunkle Augenbrauen wanderten langsam in die Höhe und unter dem entschuldigenden und entwappnenden Lächeln Lukes wischte er sich die Cola aus dem Gesicht, die ihren Weg nicht auf die Theke gefunden hatte.
 

Ich zahle und verlasse den Bäcker,

hör noch den Nachrichtensprecher:

"Lage wieder mal dramatisch verschlechtert,

heute fantastisches Wetter."
 

Dayle schmiss dem Kleineren grinsend einen Lappen ins Gesicht, um diesem so anzudeuten, dass der gefälligst die Schweinerei selber wegmachen sollte. Beide hatte mittlerweile vergessen, dass sie noch immer im Scruffys waren und eigentlich auf Kriegsfuß miteinander standen. Es war, als hätten sie das Rad der Zeit um sechs Jahre zurückgedreht, um an einem Punkt anzugelangen, den sie beide insgeheim stark vermisst hatten. Ihnen fehlte die Zeit, in der sie nichts hatte trennen oder verletzten können. Die Zeit ihrer Kindheit, die ihnen leider niemand mehr zurückgeben konnte...
 

Luke wischte langsam und bedächtig mit dem grünen Lappen über die dunkle Holztheke und schob Dayle - nach beendeter Arbeit - den Lumpen zu. "Du bist mir noch eine Antwort schuldig, Tagträumer", grinste Daniel und verstaute das grüne, mit Cola getränkte Etwas irgendwo hinter der Theke. Als er wieder hinter dem großen Holzbau auftauchte sah er in Lukes peinlich berührtes Gesicht. Verwundert zog Dayle die Augenbrauen hoch. "Ist was?" Luke schüttelte augenblicklich den Kopf, senkte aber beschämt den Blick. Das sah ja wohl jeder Blinde mit Krückstock, dass etwas mit dem Jungen nicht mehr stimmte. Langsam... ja, ganz langsam schien es in Dayles Kopf Klick zu machen. Luke schien das Thema Haustier seit damals wohl näher zu gehen als ihm selbst.
 

Vielleicht war es - wenn auch nur für heute Nacht - an der Zeit dem unsicheren Jungen zu sagen, wie Dayle mittlerweile dachte. Und womöglich war der Zeitpunkt gekommen seinen alten Kinderfreund so zu nennen, wie er es verdient hatte, nämlich mit seinem Namen. Dayle atmete tief ein. Es war ja nicht für immer - er würde das nur jetzt und bestimmt auch nur ein einziges Mal sagen - einfach, um den Schmerz aus dem schönen Gesicht des Jüngeren zu vertreiben. Er wollte es sagen, es lag ihm auf der Zunge. Luke... es macht mir nichts aus über Snowball zu reden. Diese Sache mit Jin ist doch jetzt schon sechs Jahre her und wahrlich nicht das Schlimmste, was damals alles passiert ist. Ja, er wollte es gerade sagen, als...
 

Plötzlich gibt's 'n Knall, tausend Scherben überall,

die Nachbarskatze hat's erwischt bei 'nem Verkehrsunfall.

Der Anblick kann einem echt die Laune verderben,

was fällt diesem Mistvieh ein hier genau vor meinen Augen zu sterben?
 

Sie hatten den Songtext beide gehört und Luke wünschte sich nichts sehnlicher, als dass es nur ein verdammt schlechter Traum war. Wer auch immer dieses Lied erfunden hatte, er konnte nicht gerade das gesungen haben... Bilder aus der Vergangenheit zogen an seinem inneren Auge vorbei und er wollte sie so schnell wie nur möglich verdrängen, aber es ging nicht. Niemals könnte er vergessen, wie Jin damals aufgeheult hatte und blutend am Boden lag. All das viele Blut auf der Straße und dem Auto - aber vor allem auf dem weinenden und schreienden Dayle.
 

Luke traute sich kaum in die eisblauen Augen seines Gegenübers zu blicken - er wusste, was ihn dort erwarten würde. Dabei hatte Dayle doch gerade etwas sagen wollen, das vollkommen im Gegensatz dazu stand, was nun aus ihm drang. Wie er es sich gedacht hatte war in Daniels Augen tiefe Abscheu zu sehen und Luke senkte den Kopf so sehr, dass ihm die schwarzen Haare vor sein Gesicht fielen und so einen zerbrechlichen und - für Dayle - leicht überwindbaren Schutzschild bildeten. Luke hatte genau gewusst, dass das Thema Haustier nicht gut enden würde.
 

"Geh jetzt." Zwei simple Worte und doch waren sie eisiger als Schnee, der einem in Sekundenschnelle auf der nackten Haut eine Gänsehaut bescherte, die so schnell nicht wieder abklang. Luke wagte es kaum zu atmen, aber genauso wenig traute er sich seinen Körper auch nur einen Millimeter zu bewegen. Er hatte Angst seine Beine würden einfach so ihren Dienst versagen und ihn zum Gespött der Menschen machen. Außerdem wollte er nicht gehen... sie konnten sich doch nicht erneut im Streit und Ungewissen trennen. Es war zuerst ein zögerndes Kopfschütteln, das aber bald stärker und auch bestimmter wurde, bis Luke es schließlich schaffte zu sprechen. "Nein, ich möchte bleiben..." Er wusste, dass es harsch klang und fügte ein geflüstertes Bitte hinzu, um Dayle zu besänftigen.
 

Absolute Wahnsinnsshow, im Fernsehen und im Radio,

die Sonne lacht so schadenfroh - an Tagen wie diesen.
 

Luke konnte beim besten Willen nicht sagen, was passiert wäre, wenn nicht in dem Moment Daniels Chef gekommen wäre, um dessen Schicht zu beenden. Er wollte gerade sein Geld aus der Hosentasche holen, als Dayle abwinkte. "Lass stecken, das geht auf mich." Eigentlich ein Grund sich zu freuen, aber die kalte Stimme seines Klassenkameraden ließ jegliche fröhlichen Gefühle sofort erfrieren. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend spürte Luke Schuldgefühle ins ich aufsteigen und sie schienen ihn unter sich begraben zu wollen. Wäre er doch heute Morgen einfach nicht aufgestanden. Wie viel Schmerz ihm dann erspart geblieben wäre... "Steh endlich auf, ich kann dich Schönling hier ja nicht alleine lassen." Luke spürte, wie er grob am Ellenbogen gepackt und aus der Bar herausgezerrt wurde.
 

Die kühle Nachtluft schlug ihm hart in das Gesicht und er brauchte ein paar Sekunden, um die beklemmende Enge seiner Lungen loszuwerden. Neben ihm stand Dayle, gehüllt in Dunkelheit und Luke wäre niemals aufgefallen, dass dieser zitterte, hätte Daniel nicht krampfhaft versucht sich eine Zigarette anzuzünden. Als ihm das Feuerzeug zum dritten Mal aus den Händen glitt gab er schnaufend auf und steckte die Packung wieder in seinen Mantel. "Du rauchst?" Dayle bückte sich nach seinem Feuerzeug und trat aus dem Schatten heraus. "Nur, wenn so eine Scheiße passiert." Luke musste gegen seinen Willen lächeln. "Was also heißen soll, dass du eigentlich gar nicht rauchst. Ich wette, dass das nicht einmal deine Packung ist." Dayle zog es vor nicht zu antworten und ging an Luke vorbei, um sich auf den Weg nach Hause zu machen.
 

Niemand der mir sagt wieso, beim Frühstück oder Abendbrot,

die Fragen bohren so gnadenlos - an Tagen wie diesen.
 

Als Luke hinter Dayle hinterher sah und hinter sich gleichzeitig den Refrain eben jenes Liedes hörte, das diese Misere über sie gebracht hatte, wurde ihm bewusst, dass diese Situation nicht mehr so weitergehen konnte. Er wollte Dayle wieder in seinem Leben haben - das war ihm spätestens heute Abend wieder so richtig bewusst geworden. Und so musste er seine Fragen endlich loswerden. Wer wusste schon, ob Dayle sie nicht vielleicht beantwortete. "Dayle, warte doch auf mich", schrie Luke dem schwarzen Schatten zweihundert Meter vor ihm hinterher und machte sich auf den Weg ihm zu folgen. "Ich warte nicht auf Trantüten, das weißt du doch." Luke atmete heftig ein und aus - er war in Rekordzeit hierher gerannt, da Dayle nicht einmal nur daran gedacht hatte stehen zu bleiben. Dafür verlangsamte der aber sein Schritttempo, als er merkte, dass Luke wieder zurückfiel.
 

"Begleitest du mich nach Hause?", flüsterte Luke heiser - er wusste selbst nicht, warum seine Stimme plötzlich versagte - und wartete gebannt auf die Antwort, die lange auf sich warten ließ. Sie überquerten schweigend die Straße, bogen um unzählige Ecken und blieben schließlich vor einem Haus stehen, das Luke überrascht als seines erkannte. "Mache ich doch gerne. Also, der Prinz ist nun wohlbehalten im Schloss angekommen und der Diener wird sich nun aufmachen, um in seine Notunterkunft zu humpeln. Ich wünsche eine angenehme Nacht." Luke hätte gelacht, wenn es witzig gewesen wäre - war es aber nicht. Dayle hatte jedes Wort genauso gesagt, wie er es auch meinte. Mit einer ausschweifenden Verbeugung drehte Daniel sich um und wollte gerade wieder aufbrechen, als Luke ihn aufhielt, indem er sich schnell vor den Größeren stellte. So einfach würde er ihn nicht gehen lassen.
 

"Was ist dein Problem?" Der Schwarzhaarige wusste, dass Dayle die Geduld verlor - er hatte eigentlich noch nie viel davon besessen - und dass er sich beeilen musste. Also, dann würde er eben direkt sagen, was ihn bedrückte. "Mein Problem? Das fragst du noch? Bei jedem Hund, den ich seit sechs Jahren sehe, bekomme ich Schuldgefühle und muss an dich denken und an dein Gesicht, als..." Seine Stimme schwankte zwischen Wut und Trauer, bis sie schließlich ganz erstarb und nur die absolute Stille der Nacht die beiden Gestalten umhüllte. Dayle fuhr sich lachend durch seine Haare und steckte dann die Hände in seine Manteltaschen. "Bitte, ist das etwa schon alles?", zerriss die kalte Stimme die Dunkelheit und versetzte Luke einen schmerzhaften Stich in die Brust. Er antwortete nicht, obwohl ihm so viel mehr auf der Seele lag. "Hör mal, dass Jin gerade damals gestorben ist, ist purer Zufall und verdammt scheiße gelaufen. Aber ich habe dir doch schon gesagt, dass das allein meine Schuld war. Ich habe vergessen ihn anzuleinen und nur deswegen wurde er von dem Auto überfahren."
 

Luke schüttelte den Kopf und - einem plötzlichen Impuls folgend - ergriff er Dayles Arme, um diesen davon abzuhalten einfach die Flucht zu ergreifen. Er war noch nicht fertig. "Aber du hast das doch nur vergessen, weil ich dich..." Na toll, er schaffte es ja noch nicht einmal den Satz zu beenden, so sehr fürchtete er die Reaktion des Anderen. Doch eines Tages würde er das Kind beim Namen nennen müssen, warum fehlte ihm dazu dann der Mut, wenn es nötig war? "Hör auf in der Vergangenheit zu leben. Was passiert ist kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, also versuche es erst gar nicht. Das ist das Beste, was du tun kannst." Dayles Worte hämmerten sich gnadenlos in Lukes Kopf, aber sie wollten seinen Verstand nicht erreichen. Die Vergangenheit ruhen lassen hieß Dayle aufzugeben und das wollte Luke auf keinen Fall.
 

"Bevor du gehst, beantworte mir bitte noch folgende Frage." Dayle nickte und wartete, bis Luke den Mut gefunden hatte sie auch zu stellen. Doch er glaubte schon zu wissen, was der Jüngere fragen wollte. Und es passte ihm überhaupt nicht. Dieser beschissene Abend war beinahe noch schlimmer als jeder andere Freitag zuvor. Nicht nur, dass sein Chef dachte er hätte ein Date mit Luke und deswegen seine Schicht frühzeitig beendete - wo er das Geld doch so verdammt dringend brauchte - nein, jetzt fragte Luke bestimmt, ob ihre Freundschaft noch zu retten sei. Und wenn Daniel ehrlich mit sich selbst war und über die provisorische Nein-Antwort hinwegsah, dann wusste er nicht, was er auf diese Frage erwidern sollte. Alles, was er definitiv wusste war, dass ihm Lukes klammernder Griff um die Arme langsam unangenehm wurde und er ihn am liebsten von sich stoßen würde. Aber das hätte den Anderen zu sehr verletzt und seltsamerweise wollte Dayle das nicht - nicht auf so eine Art und Weise jedenfalls.
 

"Dayle?" Angesprochener brummte kurz als Antwort und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Ihm war kalt, er wollte nach Hause in sein warmes Bett, vielleicht noch duschen, um den Gestank der Bar loszuwerden und dieser Feigling hielt ihn hier unnötig auf. "Können wir reden?", kam es schließlich von unten herauf und Dayle glaubte sich verhört zu haben. "Was tun wir denn die ganze Zeit?" Er verstand die Frage wirklich nicht und Luke hob den Kopf, um den Größeren wissend anzulächeln. "Nein, ich meine richtig reden - im Sinne von Aussprechen." Daniel gab keine direkte Antwort, sondern stellte nur eine Gegenfrage. "Was erhoffst du dir davon?" Luke löste langsam den Griff um Dayles Arme und schlang sie sich um den Oberkörper. "Dass... Na ja, dass... wir vielleicht wieder... normal oder so wie früher miteinander umgehen können."
 

Dayle drehte sich zu dem riesigen Haus hinter sich um und schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete hatte er das Gefühl, dass diese Beinahe-Villa ihn in ihre Schatten ziehen wollte. Die Tatsache, dass nun ein eiskalter Wind aufkam, der die Äste der Bäume, die rings um das Anwesen standen, geisterhaft in seine Richtung wehen ließ, besserte Dayles Laune kein Stück. Was war das heute nur für ein Tag? Welcher Teufel hatte heute beschlossen ihn auf erniedrigende Weise zu quälen? Wer hatte den Freitag noch einmal zum Tag der Verfluchten gemacht? Ach ja richtig, das Übel stand genau hinter ihm und wartete noch auf eine Antwort. Nun gut, die sollte er haben. "Ich komme mit rein - das ist es doch, was du willst - aber ich will kein Wort zu viel über die Vergangenheit hören, damit das klar ist."
 

Luke lächelte freudig und hüpfte förmlich vor seinem nächtlichen Besucher her, um diesem die Tür zu öffnen. Kopfschüttelnd folgte er dem Kleineren und spürte, wie sich plötzlich etwas veränderte. Seine aufgestaute Wut auf seinen Kinderfreund schien sich in Luft aufzulösen, sobald er über die Türschwelle trat. Frustriert seufzend besah er sich noch einmal den sichelförmigen Mond, der hoch am Himmel stand. Diese Nacht würde lang und unerträglich werden. Worauf hatte er sich da bloß eingelassen? Er konnte noch abhauen, wenn er es jetzt tat. Na gut, jetzt... Okay, jetzt war die letzte Gelegenheit. "Mach doch bitte die Tür zu, sonst dringt die ganze Kälte hierein." Tja, jetzt war es zu spät.
 

Bevor Dayle die Tür hinter sich schloss blickte er Luke noch einmal tief in die Augen und hob drohend - aber dennoch leicht grinsend - die geballte Faust. "Wenn du mich heute Nacht auch nur ein einziges Mal anfasst oder sonst was mit mir machen willst, dann Gnade dir Gott." Luke nickte ernst und fasste sich unwillkürlich an den Hinterkopf. "Glaub mir, ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie schmerzhaft das letzte Mal für mich war. Ich verspreche dir, dass ich mich von dir fernhalte." Leise und sanft fiel die Tür ins Schloss und raubte den ungleichen Jungen das letzte natürliche Licht. Zwei dunkle Gestalten schlichen sich die lange Treppe hinauf und verschwanden schließlich in der Dunkelheit, die alles verschluckte.
 

© Kura
 

P.S.: An alle die denken, sie wüssten jetzt, was damals passiert ist: Nein, das mag vielleicht teilweise stimmen, aber da ist mehr passiert. Wegen einem Kuss und einem Unfall meidet niemand eine andere Person 6 Jahre lang (oder noch lönger, wenn er gekonnt hätte) ^^



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Kommentare zu dieser Fanfic (26)
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Von:  Cathrine_ASP
2009-11-24T13:08:01+00:00 24.11.2009 14:08
Ich nehme mal an das diese FF nicht fortgesetzt wird?
Irgendwie hoffe ich darauf, obwohl sie ja schon so lange stillgelegt ist...
Deine Geschichte gefällt mir aus gesprochen gut und macht neugierig auf mehr.

Gruß
Von: abgemeldet
2006-06-13T20:28:15+00:00 13.06.2006 22:28
warum zum... zum... zum kommentar, ist hier noch keim kommentar von mir hier?! *sich selbst in den hintern tret*
ich brauch urlaub...

mei, kura. der schluss hat mich echt aus den socken, vom sofa, aus den kissen gehauen. was für ein tolles ende! was für eine extrem fiese, hinterhältige art aufzuhören! XD
die spannung, was als nächstes passiert, wie die beziehung zwischen den beiden weiterverläuft, hast du meisterhaft auf die spitze getrieben. kompliment, du hast sicherlich nicht nur mich dazu gebracht, nach ankunft beim letzten wort des kapitels wie dumm im zimmer rumzuspringen und aus einer extremen emotion (gemischt aus einem freudigen glücksgefühl und tiefster frustration) die ausgedruckten blätter zu fressen.
...
ich erwarte mit großer vorfreude und spannung das nächste kapitel! *an die story klammer*
Dayleee~!!! Luu~ke!!! T^T
*schmacht*

liebe, durchgedrehte, grüße,
beibalai ^__^
Von: abgemeldet
2006-04-18T19:28:32+00:00 18.04.2006 21:28
Moin, ist wirklich wieder klasse geschrieben und ich hoffe es klärt sich bald auf, was denn da vor 6 Jahren genau passiert ist, bin wirklich verdammt neugierig. Hoffe es geht bald weiter.

bye Blacknight4
Von:  MinaKou
2006-04-17T16:04:47+00:00 17.04.2006 18:04
ich schließ mich den beiden an!!! ich will auch unbedingt wissen, was der grund ist und wie es weiter geht!!! Schreib BÜÜÜÜÜÜÜDDE BÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜDDE schnell weiter... *sonst vom hochhausspring*

Liebe Grüße, Luzi
Von:  MinaKou
2006-04-17T13:24:11+00:00 17.04.2006 15:24
ich schließ mich den beiden an!!! ich will auch unbedingt wissen, was der grund ist und wie es weiter geht!!! Schreib BÜÜÜÜÜÜÜDDE BÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜÜDDE schnell weiter... *sonst vom hochhausspring*

Liebe Grüße, Luzi
Von: abgemeldet
2006-04-12T17:24:52+00:00 12.04.2006 19:24
*Taschi91 recht geb*
;____________;
knuffelchen was ist damals passiert??? >>"""
*es wissen will*
*malblock nehm*
ich zeichne lieber noch en bild um mich abzureagieren...;_;
*dich knuddlz*
*süchtig nach der story is*
Von:  Taschi
2006-04-12T11:13:46+00:00 12.04.2006 13:13
Uaaaaaaaahhhhh ~O~
du machst mich so wahnsinnig o_______o
*den grund wissen will*
boah~ T___T ish will den grund wissöööön~
T___T aber toll wie immer *dich knuddel* ich liebe diese ff....ö.ö.....und ich werd sie auf jeden Fall bis zum ende lesen...yeah~, meine Lieblings-Autorin
Von:  Taschi
2006-04-11T12:35:46+00:00 11.04.2006 14:35
tolläääääääs pittel ö.ö
du musst unbedingt weiterschreiben *fahne schwenk*
*ja eigentlich keine leserate is XD*
*deine story aber voll geil findet*
und dein schreibstil...uhm...ich bin überwältigt
Von:  Taschi
2006-04-11T10:04:45+00:00 11.04.2006 12:04
Woah....T___T
ich find die ff voll traurig ~__~
aber sie ist gut...verdammt gut..
*gleich ma des nächste kapitel les*
*augen wisch*
*sniiiff*

baibai Taschü
Von:  Vini
2006-04-02T20:54:39+00:00 02.04.2006 22:54
Deine Story ist echt super ^^ und dein Schreibstil gefällt mir auch sehr gut *lob lob* Schnell weiter schreiben ;)


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