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Bis mich der Zug des Lebens überfährt ...

Die x Kyo
von

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Asobarete, ayatsurarete, kowasarete

Soooodala! Jetzt hab ich's endlich geschafft dieses Kapitel fertig zu bringen...mann, hat des lange gedauert! *sich Schweiß von Stirn wischt*

Gott sei Dank sind Zugafahrten ja so unglaublich inspirierend...steckt mich nochmal sechs Stunden in einen Zug und ich schreib die Story zu Ende....
 

Naja, jedenfalls kann man dieses Kapitel sozusagen als den Anfang vom Ende bezeichnen...obwohl...des war ja eigentlich der Prolog...egal....wir nähern uns auf alle Fälle mit großen Schritten dem Downshow...äh...Showdown!

Also, immer schön brav weiterlesen und Kommentare schreiben! *noch schnell Kekse an alle treuen Leser und Kommentar-Schreiber verteil*
 

Oh, und dann würde mich mal interessieren, was ihr denn denkt, wer da am Ende bzw. am Anfand auf der Brücke steht. Ich frag nur so, aus reiner Neugier..natürlich werd ich nix vorzeitig verraten, sollte jemand von euch richtig liegen! *evil grin*

Aber ich denke, des is jetzt sowieso nich mehr allzu schwer...
 

Happy reading!
 

Kapitel 5: Asobarete, ayatsurarete, kowasarete
 

~ zwei Monate später ~
 

- Meine Güte! Wie lange braucht er denn noch? So viel kann man zu diesem bescheuerten Thema doch unmöglich schreiben ... -

Ungeduldig tappte Hatsuru mit seinem Fuß auf den Boden, während er vor einem Klassenzimmer darauf wartete, dass Toshiya mit der Klausur fertig werden würde und stierte die Tür dabei so durchdringend an als könnte er den Blauhaarigen allein dadurch dazu bewegen, endlich aufzuhören zu schreiben.

Hatsuru selbst hatte bereits vor einer Viertelstunde abgegeben; seine Klausur war nicht unbedingt eine literarische Hochleistung, aber das kümmerte ihn herzlich wenig. Eine "kleine" Spende seiner Familie würde schon dafür sorgen, dass er den Abschluß ohne Probleme bestand.
 

Aus den Augenwinkeln nahm der Schwarzhaarige wahr, wie die Klassenzimmertür lautlos geöffnet wurde und er blickte hoffnungsvoll auf.

Doch statt des blauhaarigen, aufreizend gekleideten Schülers, trat ein erschöpft, aber auch erleichtert aussehender Kyo in den verlassenen, stillen Schulgang.

Beim Anblick des kleinen Blonden, dessen Hals ein verdächtiger, dunkelblauer Fleck zierte, verschlechterte sich augenblicklich Hatsurus ohnehin schon düstere Stimmung.

Er verzog angeekelt das Gesicht, als er daran dachte, was dieser Freak mit *seinem* Die gestern nacht getrieben haben muss.

- Widerlich ... -

Seit zwei Monaten waren die Beiden ein Paar und seit ebenso langer Zeit versuchte Hatsuru nun schon sie wieder auseinander zu bringen, aber egal, was er auch sagte oder tat, es änderte nicht das geringste an ihrer Beziehung.

Vor allem Kyo schien auf seltsame Weise immun gegen die Versuche des Schwarzhaarigen Misstrauen in ihm zu wecken. Die Liebe des Kleineren zu Die war anscheinend so tief in seinem Herzen verankert, dass sie durch nichts erschüttert werden konnte.

Hatsuru lachte kurz verächtlich auf.

- Und dabei hätte ich schwören können, dass der Freak der Schwächere ist ... -

Aber mit seiner bisherigen Strategie Kyo dazu zu bringen an seinen Gefühlen zu zweifeln, wäre er keinen Schritt vorwärts gekommen; also hatte er seine Aufmerksamkeit auf den Rotschopf gerichtet.

Hatsuru hatte in den letzten Wochen jeden Schritt, den Die gemacht, jedes Wort, das dieser gesagt hatte, registriert und analysiert.

Mittlerweile konnte er den Rothaarigen lesen wie ein offenes Buch; nicht die kleinste Gefühlsregung blieb vor seinem forschenden Blick verborgen; ihm entging nichts mehr.

Ihm entging nicht wie der Rotschopf betreten wegblickte, wann immer Hatsuru im Unterricht Augenkontakt mit ihm suchte; wie Die gleichsam verzweifelt und vergeblich bemühte sich gegen die Annäherungsversuche des Schwarzhaarigen zur Wehr zu setzten.

Hatsuru roch die Unsicherheit und Angst, die den Rotschopf wie wabernder Nebel umgaben, so deutlich, wie ein Hai einen Tropfen Blut in den unendlichen Weiten des Ozeans roch.

Und er genoß jede Sekunde seines heimtückischen Spiels.

Es erfüllte ihn mit einer Mischung aus Belustigung und Begierde, zuzusehen, wie Die sich in dem Netz aus Argwohn, das Hatsuru um ihn gesponnen hatte, wand und darum kämpfte sich aus den Stricken zu befreien, aber nur bewirkte, dass sich diese noch enger zusammenzogen.

Der Rotschopf war sein eigener Schwachpunkt; Hatsuru würde diese Verwundbarkeit schamlos ausnützen.
 

Doch auch der Schwarzhaarige hatte eine Schwäche, der er, wie schon so oft zuvor, jetzt wieder unterlag: Ungeduld.

Der Plan, Die so lange zu drangsalieren, bis dieser ausweglos in eine Ecke gedrängt war, war vielleicht so gut wie idiotensicher, aber viel zu langwierig.

Hatsuru gierte schon so lange nach dem Körper des Rothaarigen, dass er sich kaum noch zurückhalten konnte.

Es wäre möglicherweise einfacher gewesen sich gewaltsam zu nehmen, was er begehrte, doch er wollte, dass sich Die ihm aus freien Stücken unterwarf; er wollte die Demütigung in seinen Augen sehen, wenn er die entwürdigenden Worte der Niederlage sprach.
 

Und genau deshalb stand er sich hier, jetzt schon seit zwanzig Minuten, die Beine in den Bauch.

Toshiya war wie geschaffen für die Rolle des Intriganten; ein, zwei scheinbar zufällige Bemerkungen über das Dilemma, in dem sich Die befand, würden ausreichen, um ihn endgültig den Abgrund hinunter und damit unweigerlich in Hatsurus Arme zu stürzten.
 

In diesem Moment öffnete sich die Tür des Klassenzimmers ein weiteres Mal.

Erwartungsvoll sah Hatsuru auf und wurde mit Toshiyas Anblick belohnt.

Dieser sah selbst in der einfachen Schuluniform so verlockend aus, dass sich ein anzügliches Grinsen auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen breit machte und er seinen Blick kurz über den schlanken Körper seines ehemaligen Spielzeugs wandern ließ.

Der Blauhaarige bemerkte noch nicht einmal die bloße Anwesenheit des Anderen, sondern wandte sich mit glasigen Augen nach links in Richtung der Toiletten.

Entschlossen drückte sich Hatsuru von der Wand, an die er sich gelehnt hatte, ab und folgte Toshiya mit schnellen Schritten.
 

***
 

Mit einem erschöpften Seufzer schob sich Toshiya durch die Tür zum Toilettenraum, ging hinüber zu den Waschbecken und drehte einen der Hähne auf.

- Gott, ich hasse Klausuren ... -

Mit beiden Händen, die er zu einer Schale formte, fing er das Wasser auf und beugte sich nach unten, um sein Gesicht mit dem kalten Naß zu benetzen.

Er fühlte sich völlig ausgelaugt; die Nacht zuvor hatte er wieder einmal den Kampf gegen seine Sucht verloren und die Droge in seinem Blut hatte ihn bis in die frühen Morgenstunden wach gehalten.

In solchen Momenten wie jetzt, wenn er sich vor Übermüdung kaum noch auf den Beinen halten konnte, wurde ihm schmerzhaft bewusst, dass es höchste Zeit war, seine Abhängigkeit endgültig zu überwinden, aber nach unzähligen gescheiterten Versuchen des Entzugs schien es ihm schier unmöglich von diesem Teufelszeug wegzukommen.
 

Seufzend schloß Toshiya die Augen, genoß einen Augenblick lang das erfrischende Gefühl, wie das Wasser an seiner Haut hinunter rann und richtete sich dann auf.

Ein erschrockener Aufschrei entkam seinen Lippen, als er völlig unerwartet ein zweites Gesicht im Spiegel erblickte.

Ruckartig fuhr der Blauhaarige herum und starrte den Anderen entsetzt an.

"Takai! Willst du, dass ich an einem Herzinfarkt sterbe?!?"

"Besser als an einer Überdosis ..."

Ein breites Grinsen begleitete seinen ironischen Tonfall, während sich Hatsuru gelassen eine Zigarette anzündete.

"Und wer ist wohl schuld, dass ich überhaupt abhängig geworden bin?"

Toshiyas Tonfall war angespannt und er hielt sich mühevoll im Zaum, um Takai nicht aus Wut über sein arrogantes Verhalten anzuschreien.

Der Blauhaarige hasste es, wenn sich jemand an ihn heranschlich und ganz besonders, wenn es sich bei diesem Jemand um Hatsuru handelte.
 

Mit einer abgehackten Bewegung riß Toshiya ein Papierhandtuch aus dem Spender und trocknete sich damit das Gesicht ab.

Dabei spürte er, wie Hatsuru jede seiner Bewegungen mit stechenden Augen verfolgte und Unbehagen vermischt mit Wut und Misstrauen stieg in ihm auf.

- Was glotzt dieses Arschloch denn so? Hat er mein Leben nicht schon genug ruiniert? -

Früher hätte es Toshiya noch nicht einmal im Traum gewagt so über den Anderen zu denken, aber mittlerweile hatte sich seine Meinung um 180 Grad gedreht.

Seit Hatsuru neu an diese Schule gekommen war, hatte Toshiya seine Nähe und Freundschaft gesucht; er hatte sich bis über beide Ohren in den charismatischen Schwarzhaarigen verliebt, hatte ihm vertraut ohne ein zweites Mal darüber nachzudenken und war blind gewesen für die Gefahr, in der er sich befunden hatte.

Aber im Laufe der Zeit hatte Hatsuru sein wahres Gesicht gezeigt und hatte die Luftschlösser, die sich Toshiya über ihre gemeinsame Zukunft gebaut hatte, eines nach dem anderen mitleidslos zerstört, bis er den Blauhaarigen schließlich so achtlos wie ein benutztes Taschentuch fallen gelassen hatte.

Seitdem wollte er mit Hatsuru nichts mehr zu tun haben und traute ihm nicht weiter als er ihn werfen konnte.
 

"Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass es unhöflich ist, andere Leute so anzustarren?"

Toshiya gab sich innerlich eine Ohrfeige; er war noch nie gut darin gewesen seine aufgebrachten Gefühle hinter kalter Ausdruckslosigkeit zu verbergen, so wie es gerade Hatsuru tat, der nur schweigend einen weiteren, tiefen Zug seine Zigarette nahm.

"Baka ..."

Der Blauhaarige machte sich daran die Toilette zu verlassen, doch gerade als er seinen Arm nach der Türklinge ausstreckte, legte sich eine kalte Hand über die seinige und drückte leicht zu.

Toshiya erstarrte mitten in der Bewegung, hob seinen Kopf und blickte direkt in ein Paar unergründlich dunkle Augen; zwei weiche, volle Lippen waren nur Millimeter von seinem Mund entfernt.

"Totchi ... du sollst dich doch nicht immer gleich so aufregen ..."

Der Angesprochene schluckte schwer als Hatsurus heißer Atem, der über sein Gesicht strich, einen Schauer über seinen Körper sandte.

- Kuso, wieso fühle ich mich in seiner Gegenwart immer so schwach? Wie kann es sein, dass er nach all der Zeit noch so eine Wirkung auf mich hat? -

Toshiya zwang sich einen zögernden Schritt nach hinten zu machen und versuchte so gelassen wie möglich zu bleiben.

"Was ... willst du ... ?"

Ein boshaftes Funkeln blitzte in Hatsurus Augen auf; es war ja so einfach Toshiya aus der Fassung zu bringen.

"Wie läuft es eigentlich mit dir und Die?"

Ein perplexes Blinzeln war im ersten Moment die einzige Reaktion des Blauhaarigen, dann stieg wieder die selbe Wut in ihm auf, von der er sich wünschte er würde sie endlich unter Kontrolle bekommen.

"Nande? Was ist denn das für eine bescheuerte Frage? Da ist nichts zwischen uns! Schön wär's ..."

"Siehst du, genau deswegen wollte ich dir einen Deal vorschlagen ..."

Ohne es zu wissen, hatte Hatsuru mit diesem einfachen Satz soeben jede Aussicht auf Toshiyas Hilfe verwirkt.

"Vergiß es! Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben!"

- Was fällt diesem Bakayaro eigentlich ein? Denkt er allen Ernstes, dass ich ihm nach allem, was passiert ist, noch irgendeinen Gefallen tue? -

Wutentbrannt drehte sich der Blauhaarige zur Tür, doch er kam nicht besonders weit; blitzschnell packte Hatsuru ihn an den Oberarmen und hielt ihn mit einem Griff, der keine Widerrede duldete, fest.

"Komm schon, Totchi ... das wird wie in den alten Zeiten ... wir waren doch so ein tolles Team ..."

"Iie ... nie wieder ... lass mich los!"

Toshiya bemühte sich angestrengt von dem Schwarzhaarigen wegzukommen, lehnte sein gesamtes Körpergewicht gegen ihn und schaffte es schließlich Hatsuru sein Knie in die Magengegend zu rammen, woraufhin dieser mit einem überraschten Keuchen rückwärts gegen die Waschbecken stolperte.

Der Blauhaarige rieb seine schmerzenden Oberarme, starrte Takai noch einen Moment haßerfüllt an und stürmte dann ohne einen weiteren Blick zurück aus der Toilette.
 

Schwer atmend zog sich Hatsuru an einem Waschbecken nach oben; sein Blick wanderte unstet durch den gefliesten Toilettenraum bis er an seiner Reflexion in einem der Spiegel hängen blieb.

Wie konnte es Toshiya wagen sich ihm zu widersetzten?

Wieso musste er ihm einen Strich durch die Rechnung machen?

Hatsurus Hände ballten sich zu Fäusten und bevor er sich bewußt wurde, was er tat, hatte er so heftig gegen den Spiegel geschlagen, dass diesen nun ein breiter Riss und seine Hand eine blutige Schramme zierte.

"Shimatta!!!"
 

***
 

~ einige Tage später ~
 

Die warme Frühlingssonne überflutete den kleinen Schulhof, der sich jetzt, keine zehn Sekunden nachdem der Schulgong den Beginn der Pause verkündet hatte, mit durcheinander wuselnden Schülern füllte; bald schwollen vergnügtes Gelächter und unverständliche Gesprächsfetzen zu einer angenehmen Geräuschkulisse.

Die und Kyo hatten sich auf eine Bank in einer abgelegenen Ecke zurückgezogen, wo Kyo mit hungrigen Augen gerade damit beschäftigt war sein Sandwich aus der Alufolie zu befreien.

Als der Blonde es endlich geschafft hatte, biss er gierig in sein Pausenbrot und fing an genüßlich zu kauen. Beim Anblick seines Gesichtsausdrucks hätte man meinen können, er wäre kurz davor gewesen einen qualvollen Hungertod zu sterben.
 

"Nicht bewegen!"

Erschrocken hörte Kyo augenblicklich zu kauen auf und blickte den Rotschopf, der bis eben noch schweigend neben ihm gesessen hatte, verdutzt an.

"Fasch hascht du denn?"

Doch statt ihm eine Antwort zu geben, beugte sich Die langsam nach vorne und griff mit einer Hand unter das Kinn des Kleineren.

"Du hast da ..."

Der Rothaarige drückte seine Lippen auf Kyos Mundwinkel, strich kurz mit seiner Zunge darüber und löste sich dann wieder von seinem Gegenüber.

"... Mayonnaise."

"Arigatou ..."

Kyo schenkte seinem Geliebten ein liebevolles Lächeln; selbst eine so kleine Geste wie gerade eben verbreitete eine wohlige Wärme in seinem Körper. In Dies Gegenwart fühlte sich der Blonde so geborgen, so geliebt; er wußte jetzt, dass es diese Liebe gewesen war, nach der er sich sein kurzes Leben lang gesehnt hatte; nie wieder würde er dieses Gefühl vermissen wollen.
 

Kyo riß seinen Blick von Die, den er für einen Moment gedankversunken angestarrt hatte, während sich der Rotschopf eine Zigarette angezündet hatte, und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sein vernachlässigtes Sandwich.

Einige Minuten lang herrschte angenehme Stille zwischen den beiden Jungen bis Die seinen Glimmstängel auf dem Boden mit seiner Fußspitze austrat, sich von der Bank erhob und mit zusammengekniffenen Augen nach oben in Richtung des Flachdaches der Schule blickte.

Was immer er dort sah, ließ den gutgelaunten Ausdruck aus seinem Gesicht verschwinden und versteinerte es.

"Ano ... ich glaube, ich geh jetzt lieber, dann habe ich's hinter mir ..."

"Ist das heute das letzte Mal?"

"Hai ... wir sehen uns dann später in Mathe, ja?"

Der Angesprochene nickte zustimmend und nahm einen weiteren Bissen seines Brotes, während Die ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange drückte und schließlich im Schulgebäude verschwand.
 

***
 

"Okay, Takai, da hast du die letzte Rate."

Eine leichte Brise, die den lieblichen Duft der Sakurablüten zu den beiden Jungen hinauf auf das Schuldach trug, ließ die losen Geldscheine in Takais Hand flattern und wehte ihm einige Strähnen seines schwarzen Haares ins Gesicht, die seine Züge im Verborgenen hielten; lediglich seine Stimme war ein Spiegel seiner Arroganz und Blasiertheit.

"Glückwunsch, anata ... ich hätte nicht gedacht, dass du es innerhalb der Frist schaffst ..."

"Du hast diese Zeitbeschränkung festgelegt und ich habe sie eingehalten, also habe ich meine Schuldigkeit getan und die ganze Sache ist vorbei ..."

Erstaunlicherweise gelang es Die völlig ruhig und gelassen zu bleiben; vielleicht, weil er dem Ganzen mit einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber stand und er nicht mehr die Kraft hatte, sich von dem Anderen in Rage versetzten zu lassen.

Der Rotschopf musterte Takai noch einen kurzen Moment lang, aber dessen Gesichtsausdruck ließ sich immer noch nicht richtig deuten; dann wandte sich Die ab und beabsichtigte zu Kyo zurückzugehen, doch zwei Hände, die seine Hüften umfassten, hinderten ihn daran.

"Nicht so schnell, anata ..."

"Takai ... bitte ..."

In Dies Stimme schwang eine Spur Resignation mit und er wehrte sich auch nicht dagegen, dass Hatsuru ihn umdrehte und sein Gesicht mit beiden Händen einschloss.

Ein stechender Blick bohrte sich in sein Innerstes und weckte das altvertraute Gefühl des Unbehagens, das er so sehr versuchte zu unterdrücken.

"Hast du wirklich geglaubt, dass ich dich so einfach gehen lasse? ... Das alles mit den Drogen und mit dem Geld war doch nur ein Vorwand, um dich an mich zu binden. Du gehörst immer noch mir."

"Aber ich habe unsere Abmachung eingehalten. Du hast nichts mehr, womit du mich erpressen könntest."

"Ach, wirklich?"

Ein spöttisches Lächeln breitete sich auf Hatsurus Gesicht aus, während er Die mit festem Griff einige Schritte nach vorne zwang und ihn gegen den Maschendrahtzaun, der das Dach umgab, drückte.

"Siehst du das da unten, mein Die-chan? Jetzt sag mir nochmal, dass ich nichts gegen dich in der Hand hätte ..."

Dies Augen weiteten sich vor Entsetzen als er weiter unten im Schulhof ausmachte, wie Kyo, umringt von Takais Gefolgsleuten, hilflos umher geschubst wurde.

Gerade eben versetzte einer der älteren Jungen dem kleinen Blonden einen heftigen Stoß, so dass dieser der Länge nach hinschlug und benommen liegen blieb.

"Kyo!"

Bei dem Anblick wie sein Geliebter zusammengeschlagen wurde, stachen den Rotschopf tausend kleine Nadeln glühend heiß in sein Herz; seine Hände verkrampften sich um das filigrane Metallgeflecht des Zaunes, an den er von Takai gepresst wurde.

"Das ist genau das, was passieren wird, wenn du weiterhin so stur bist ... und glaub nicht, dass es nicht schlimmer werden könnte."

"Worauf willst du hinaus?"

Dies Gedanken waren schwer von Sorge um Kyo; Hatsurus Stimme drang zu ihm wie aus weiter Ferne und war verzerrt als befände er sich unter Wasser; er hatte Schwierigkeiten die verhängnisvolle Bedeutung dieser Worte in ihrem vollen Ausmaß zu begreifen.

"Verlasse Kyo für mich. Gib ihn auf und ich werde ihn in Ruhe lassen."

"Nande? Nein ... das kannst du mir nicht antun ... ich liebe ihn ..."

"Hmmm ... dann solltest du keine Zeit verschwenden ... du hast einen Tag, um dich zu entscheiden."

Ein leises, hämisches Lachen entwich Takais Lippen. Die war völlig verloren und drohte zu ertrinken in diesem Meer aus Verzweiflung, in das ihn der Schwarzhaarige mit ein paar simplen Worten gestoßen hatte.

Er ließ sein Opfer los, trat einen Schritt zurück und beobachtete, süffisant lächelnd, wie Die langsam auf die Knie sank und ein leichtes Zittern seinen Körper erschütterte.

- Ja ... so ist es gut ... sieh es endlich ein und ergib dich mir ... -
 

Unbewußt nahm Die wahr, wie die Tür zum Treppenhaus hinter ihm in Schloß fiel; er war alleine, aber in seinem Kopf hallten Takais Worte dröhnend laut wider.

- Verlasse Kyo für mich ... gib ihn auf ... -

Tränen stiegen dem Rotschopf in die Augen, bahnten sich ihren Weg über seine Wangen und sprenkelten den grauen Betonboden, auf dem er kauerte; seine Hände klammerten sich noch immer an den Zaun, als wäre das das einzige, was ihm Trost spenden könnte.

Seine Lippen waren zu einem schmalen, blutleeren Strich zusammengepresst; kein Laut entkam ihnen.

Und in seinen Gedanken tobte ein Sturm.

In weniger als einer Minute hatte Takai die glückliche, kleine Welt, die sich Die gemeinsam mit Kyo geschaffen hatte, dem Boden gleich gemacht; alles stand nun auf dem Spiel.

Wie konnte er in dieser verfahrenen Situation nur eine richtige Entscheidung treffen?

Würde er es übers Herz bringen, Kyo zu verlassen, alle Gefühle für den Kleinen in seinem Herzen abzutöten und sich Takai bedingungslos zu unterwerfen?

Oder würde er stark genug sein, sich gegen seinen Peiniger aufzulehnen, um Kyo zu beschützen?

- Kami-sama ... was soll ich nur tun? -
 

***
 

Klammer Stein an seinem Rücken; kaltes Metall um seine Handgelenke, aufrecht gehalten in einem unnatürlichen Winkel; eingeschlossen in undurchdringlicher Schwärze.

Sein unregelmäßiger Atem hallt laut in der Weite des Raumes.

Knirschende Schritte, die näher kommen, zu seiner Linken stehen bleiben.

"Wer ist da?"

Seine Stimme heiser und rauh.

Keine Antwort, nur erdrückende Stille.

Sein Herzschlag beschleunigt sich, dröhnt laut in seinen Ohren.

Auf einmal erhellt ein Scheinwerfer einen kegelförmigen Ausschnitt der Finsternis, überflutet eine Gestalt, die mit dem Rücken zu ihm unbeweglich da steht.

Das gleißende Licht blendet seine überempfindlichen Augen, lässt sie tränen.

"Wer bist du?"

Mit unendlicher Langsamkeit dreht sich die Person um, hebt den Kopf und gibt den Blick frei auf ein verzerrtes Gesicht, ein Paar rot funkelnde Augen.

"Der, dem du Hörigkeit schuldest ..."

Der Tonfall gellend, gebieterisch; ein eiskalter Schauer durchfährt ihn.

Die alptraumhafte Gestalt maliziös, scheint seine Angst zu genießen.

Sie greift zur Seite, nach einem rostigen Hebel, zieht ihn nach unten; der Blick dabei ständig starr auf ihn gerichtet.

Mit einem schallenden Laut erwacht ein weiterer Scheinwerfer zum Leben; direkt vor ihm steht ein zylinderförmiger Glaskasten; in ihm ein kleiner, blonder Junge, der ihn aus großen, angsterfüllten Augen ansieht.

"Kyo!"

Ein Schrei der Überraschung, des Grauens.

"Was soll das alles?"

Eine fordernde Frage ohne ausreichende Antwort.

Der Angesprochene legt schweigend einen zweiten Schalter um und sein Gesicht verzieht sich zu einer abscheulichen Fratze.

In Kyos gläsernem Gefängnis öffnet sich eine Schleuse; kaltes Wasser ergießt sich in den beengten Raum.

Erkenntnis trifft ihn wie eine stählerne Faust.

"Nein! Nicht!"

Der Wasserpegel steig mit unnatürlicher Schnelligkeit; Kyo ist bereits bis zum Oberkörper darin versunken.

Panik übernimmt das Denken des Blonden; er dreht sich im Kreis auf der vergeblichen Suche nach einem Ausweg; sein gehetzter Blick irrt umher.

Das mächtige Rauschen des Wassers verdrängt die Stille, füllt sie aus, übertönt die furchtsamen, gedämpften Schreie des Gefangenen.

"Stell das verdammte Wasser ab!"

Er bäumt sich auf, zerrt an seinen Ketten, versucht seinem Geliebten zur Hilfe zu kommen, schürft sich dabei die Haut auf.

Umsonst; keine Reaktion von der unheimlichen Person, nicht die kleinste Regung.

Nur dieser leere, stechende Blick, der ihn verspottet.
 

Das Wasser erreicht Kyos Gesicht, umschließt nun vollständig seinen Körper; ein letzter Atemzug und die Zeit beginnt zu rasen.

"Bitte ... hol ihn da raus!"

Sein Tonfall flehend, um Mitleid bittend.

Doch er wird nur von kalten, harten Augen erwidert.

- Entscheide dich! -

Die Worte ertönen in seinem Kopf, verblenden sich mit seiner eigenen Stimme, verursachen einen brennenden Schmerz, lassen ihn verstört aufkeuchen.

- Sein Leben oder seine Liebe! -

"Yamete kudasai!"

Seine Stimme überschlägt sich, bricht unter dem Gewicht seiner Furcht.

Aber es gibt kein Erbarmen.

- Ergib dich mir! Nur so kannst du ihn retten! Sonst ist es zu spät! -

Doch es war bereits zu spät.

Kyos ehemals hektischen Bewegungen waren erlahmt, unkoordiniert, fahrig.

Seine Lippen blau angelaufen; seine Augen aufgerissen und glasig.

"NEIN!!!"
 

Mit einem unterdrückten Aufschrei zuckte Die so heftig wie unter einem Stromschlag zusammen und fuhr in seinem Bett hoch.

Keuchend blieb er regungslos und benommen sitzen; seine Hände hatten sich in die Bettdecke gekrallt und einige Strähnen seines dunkelroten Haares klebten schweißnaß an seiner Stirn.

Allmählich entspannte sich sein verkrampfter Körper, als er im dämmrigen Grau der Nacht realisierte, dass er diesem Alptraum entflohen war und sich wohlbehalten in seinem Zimmer befand.

Ein leiser, schnarchender Laut ließ ihn zur Seite sehen und der Rotschopf erblickte einen friedlich schlafenden Kyo, fest eingewickelt in seine Decke.

Ein verliebtes Lächeln stahl sich auf Dies Lippen, jedoch verschwand es sogleich wieder, als sein Blick auf die gerötete Platzwunde an der Stirn des Kleineren fiel.

Diese Schramme, einige blaue Flecken und Prellungen waren das Ergebnis der heutigen Schlägerei auf dem Schulhof.

Die wünschte sich nichts sehnlicher als die Zeit zurückzudrehen und das alles ungeschehen zu machen.

Im Grunde war ja alles seine Schuld.

Wäre er nicht so fixiert darauf gewesen seinen Stolz zu bewahren, wäre Kyo niemals so verprügelt worden.

So sehr ihn dieser Gedanke auch abschreckte, musste Die sich doch eingestehen, dass Takai Recht hatte.

Der Schwarzhaarige hielt alle Fäden seiner Marionetten in der Hand und sie würden tun, was auch immer er ihnen befahl.

Seufzend fuhr sich der Rotschopf durch die Haare und schloß die Augen.

Egal, wie er es auch drehte und wandte, es lief immer auf dasselbe hinaus:

Kyo würde auf irgendeine Weise verletzt werden.

Aber es gab nur einen Ausweg, der garanierte, dass sein Geliebter auch später noch in Sicherheit sein würde:

Takai endlich das zu geben, wonach er sich schon die ganze Zeit verzehrte.

Die öffnete seine Augen wieder und betrachtete Kyos schlafende Form neben sich; der Blonde hatte sich zu einem kleinen Ball zusammengerollt und drückte sein Kissen fest an sich.

Zärtlich strich ihm der Rothaarige über die Wange.

Ja, er hatte seine Entscheidung getroffen; selbst, wenn ihn Kyo dafür sein Leben lang hassen würde.
 

***
 

~ einen Tag später ~
 

- Bitte, vergib mir für das, was ich gleich tun werde. -
 

"Die? Worüber wolltest du denn nun so dringend mit mir reden?"

Kyo sah den Rothaarigen mit großen, erwartungsvollen Augen an, doch dieser starrte nur abwesend aus dem Fenster hinunter in den Schulhof.

"Die ..."

Vorsichtig trat der Blonde einen Schritt auf den Anderen zu und berührte ihn leicht an der Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber der Größere schüttelte Kyos Hand ab, fast schon so, wie man eine lästige Fliege verscheuchen würde und wich ein Stück zurück.

Erst jetzt sah Die den Kleineren direkt an, jedoch, ohne diesen wirklich zu sehen; sein Blick war von Traurigkeit verschleiert; sein Gesicht eine ausdruckslose Maske.

"Kyo, es kann so nicht mehr weitergehen. Es ist aus zwischen uns."

Zwei kurze Sätze, gesprochen mit fester Stimme, und vor Kyo tat sich ein endloser, schwarzer Abgrund auf, von dessen Existenz er bis jetzt nicht das geringste geahnt hatte.

"Nande? Was redest du da für einen Unsinn?"

Die wandte seinen Blick wieder von Kyo ab und starrte auf den Boden: er wagte es nicht den Blonden anzusehen; er wollte die verletzten, verständnislosen Emotionen, die dessen Stimme reflektierte, nicht auch noch in dessen Gesicht lesen.

"Das ist kein Unsinn. Es ist die Wahrheit. Ich empfinde nichts für dich."

Es kostete ihn unwahrscheinliche Mühe seine Lippen dazu zu zwingen diese Worte zu formen, aber es gab kein Zurück mehr; er musste das jetzt durchziehen; es war das Beste für Kyo.

Dieser konnte nur hilflos mitansehen, wie die Welt um ihn herum mehr und mehr Risse bekam bis sie schließlich in kleine Stückchen zerfiel.

Hatte er sich wirklich so sehr in Die getäuscht?

"Nein! Ich weigere mich dir zu glauben. Ich weiß, dass du mich liebst. Ich weiß, dass-"

Kyo wurde jäh unterbrochen als der Rotschopf ihn grob an seinen schmalen Schultern packte und schüttelte, um seine eigenen aufgewühlten Gefühle zu überspielen.

"Du irrst dich! Da ist nichts mehr. Ich habe mir und dir nur etwas vorgemacht. Ich liebe dich nicht mehr."
 

In diesem Augenblick stand die Zeit still; die beiden Jungen verharrten bewegungslos in diesem Moment.

- Wieso tust du mir das an? Wieso musst du mir so weh tun? -

- Warum akzeptierst du es nicht? Hör auf, mich mit diesen flehenden Augen anzusehen! -

Die Hände des Rothaarigen verkrampften sich um Kyos Schultern; für den Blonden schien es als schlossen sich Dies Finger nicht um seine Schultern, sondern um sein Herz, das er mit diesem eiskalten Blick zerdrückte.

Unendlicher Schmerz sammelte sich in seinem Innersten, drang bis in die letzte Faser seines Seins.

Wie konnte Die ihn nur all die Zeit so schamlos belügen?

In Kyo herrschte Chaos; nichts ergab mehr einen Sinn; einzelne Puzzelteile seiner Gedanken wirbelten durcheinander und passten nicht mehr zusammen.

Wut, Angst, Unsicherheit, Hilflosigkeit; all diese Gefühle flackerten innerhalb von Sekunden mit unterschiedlicher Intensität in seinem Denken auf.

Und Die, der Mensch, der ihm sonst immer den einzigen Halt geboten hatte, starrte ihn nur stumm mit diesen harten, leeren Augen an.

Das war mehr als Kyo ertragen konnte.

Das Gewicht der Stille im Klassenzimmer drohte ihn zu ersticken; Panik gewann die Oberhand.

Erfüllt von dem Gedanken dieser Situation, die seinem schlimmsten Alptraum glich, entfliehen zu müssen, befreite sich Kyo aus dem Griff des Rothaarigen und rannte mit Tränen verschleiertem Blick aus dem Klassenzimmer.

Er bemerkte nicht, wie Die ihm noch einige Schritte nachlief, hörte nicht mehr, wie der Größere noch ein letztes Mal seinen Namen schrie.
 

***
 

Sie waren zurück.

Diese Stimmen, die ihn in einsamen Nächten verfolgt hatten; seine Dämonen, die mit dünnen, kalten Fingern nach ihm gegriffen hatten; diese Alptraumgestalten, vor denen nur Die ihn hatte beschützen können.

- Die ... -

Aber Die war nicht mehr hier, er hatte ihn verlassen ...
 

Schwer atmend stand Kyo vor dem einzigen Ort neben Dies Wohnung, der ihm vertraut war in dieser immer noch fremden Stadt und schob mit zitternden Fingern den Hausschlüssel in das Schloß während er versuchte das immer lauter werdende Getöse in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen.

Von der Schule aus war er einfach nur gerannt, ohne Sinn und Verstand; er hatte nur weg gewollt, weg von diesem Ort, weg von Ihm und Seinen kalten Augen.

Kyo nahm seine Umwelt nicht mehr wahr; alles blieb jenseits des Schleiers aus Wut und Angst, der sich auf sein Denken gelegt hat.

Er stürmte durch die nun geöffnete Tür in das Haus, ignorierte seinen Vormund, der ihn irritiert fragte, was er denn hier wolle, und lief in das nächstbeste Zimmer, das in seiner Reichweite lag.
 

Es war das Badezimmer.

Mit einem lauten Knall warf Kyo die Tür hinter sich zu, schloß ab und hoffte somit seine Dämonen aussperren zu können, aber vergeblich.

Immer noch schrien ihn die Stimmen an, warfen ihm vor, er selbst sei Schuld daran, dass Die ihn verlassen hatte; er sei es ohnehin nicht wert geliebt zu werden.

"Nein! Nein! Das ist alles nicht wahr. Hört auf!"

Heiße Tränen liefen ihm über die Wangen, brannten auf seiner Haut; hektisch irrte sein unsteter Blick im Raum umher auf der Suche nach einem nicht vorhandenen Ausweg.

Ihn umgab nur das weiße, steril anmutende Badezimmer; es gab nichts, dass ihm Hilfe oder Trost hätte bieten können.

Schließlich blieb sein Blick an seinem Spiegelbild hängen, das nicht das Seinige zu sein schien.

Ihm starrte eine verzerrte Maske entgegen, mit aufgequollenen, blutunterlaufenen Augen und schmalen Lippen, die sich zum Klang seiner heiseren, zitternden Stimme, die sich mit dem harten, ausdruckslosen Tonfall seines rothaarigen Geliebten vermischte, bewegten.

"Sieh dich doch an, du jämmerlicher Wurm! Wer könnte dich schon lieben wollen?"

Kyos Hände verkrampften sich um den Rand des Waschbeckens, vor dem er stand, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten; um ihn herum fing der Raum an leicht zu schwanken.

Er wollte wegsehen, wollte sich in eine Ecke verkriechen und alles vergessen, aber er war außer Stande seinen Blick abzuwenden.

Wie gelähmt starrte er weiter in den Spiegel.

"Wie konntest du nur so dumm sein und glauben, auch nur irgend jemand könnte so etwas wie dich lieben?"

Kyos kleiner Körper erbebte unter der Flut an Spott und Hohn, die ihm sein in Glas gefangenes Ebenbild entgegenbrachte. Sein Herz schlug laut und hart gegen seine Rippen; kalter Angstschweiß stand auf seiner Stirn.

"Hört auf! Verschwindet endlich!"

Zorn und Hass auf sich selbst schlugen über ihm zusammen; unbewußt löste Kyo seine rechte Hand von dem Waschbeckenrand und ballte sie zu einer Faust; er holte aus und schlug mit aller Kraft gegen den Spiegel, der in unzählige kleine, funkelnde Stücke zerbrach, die auf ihn nieder regneten, gleich einem Bildnis seines gebrochenen Herzens.
 

Sein stoßhafter Atem war laut in der plötzlichen Stille des Raumes. Seine gesamten aufgewühlten Gefühle, sein ganzer Schmerz, seine ganze Verzweiflung hatten sich in diesem einen Schlag entladen.

Zögernd nahm der Blonde seine Hand wieder herunter; einige rote Striemen zierten nun diese.

Und während Kyo seine Verletzung genauer betrachtete, kehrten seine Dämonen zurück.

Ihre markerschütternden Stimmen dröhnten abermals laut in seinem Kopf.

Alles vermischte sich zu einem Strudel aus Lügen und Halbwahrheiten, der drohte Kyo mit sich in eine schwarze Schlucht zu stürzten.

Mit einem heiseren Aufschrei sank er auf die Knie; scharfe Glasfragmente schnitten ihm dabei durch den dünnen Stoff seiner Hose in die empfindliche Haut.

Krampfhaft hielt er sich die Ohren zu; mehr und mehr Tränen tropften von seinen Wangen zu Boden und landeten auf den Bruchstücken des Spiegels, die die Welt mannigfach reflektierten.

"Yamete!"

Seine Stimme überschlug sich, versuchte die Dämonen zu übertönen, doch diese brüllten ihn weiter unerbittlich an.

"Du Schwächling! Warum wehrst du dich denn so? Es ist doch viel leichter einfach aufzugeben ... jetzt, wo Er dich verlassen hat ..."

Diese Worte berührten etwas tief in Kyo, legten einen unsichtbaren Schalter in seinem Innersten um und eine verhängnisvolle Erkenntnis übernahm sein Denken, die ihm einen verlockenden Ausweg aus diesem Alptraum bot.

Wie von selbst schloß sich eine Hand des Blonden um eine der größeren Scherben, dessen geschliffene Kanten sich tief in seine Haut gruben, aber dieser Schmerz war nicht von Bedeutung verglichen mit den Qualen, die er in seiner Seele litt.

Er würde dem Ganzen ein Ende bereiten.

Hier und jetzt.

Er hob das scharfkantige Bruchstück und holte aus.

Nicht der geringste Zweifel trübte sein Handeln.

Wozu weiterleben, wenn Die ihn nicht mehr liebte?

Ohne zu zögern stieß er sich mit einer fließenden Bewegung den Splitter in den Bauch.

Augenblicklich breitete sich warmes Blut auf seiner Haut aus, wurde von seinem T-Shirt aufgesogen und tropfte auf die weißen Fliesen des Badezimmers, vermengte sich mit seinen Tränen.

Ein leichtes Lächeln umspielte Kyos Lippen als er die Scherbe wieder herauszog und fasziniert beobachtete wie sich der See aus Rot um ihn herum ausbreitete.

Die Stimmen wurden leiser, verblaßten zu einem kaum wahrnehmbaren Flüstern und die Dämonen wurden durchsichtig, lösten sich auf und verschmolzen mit der Dunkelheit, die nun aus den Ecken des Raumes kroch und die Sicht des Blonden trübte.

Klirrend fiel das erlösende Spiegelstück aus seiner kraftlosen Hand zu Boden.

Ein leichtes Gefühl füllte seinen Kopf; sein Atem wurde flacher, seine Glieder schwerer.

Sein kleiner Körper sackte in sich zusammen und kippte langsam nach vorne.

- Leb wohl, Die. -

Ein letztes, erleichtertes Seufzen und die Welt versank in endloser Schwärze.
 

To be continued ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von: abgemeldet
2006-08-27T19:16:33+00:00 27.08.2006 21:16
diese ff...
so unglaublich traurig T___T
der arme kyo T________________________T~~
wie kannst du diesem armen,kleinen kerlchen sowas schreckliches antun? ;;;__;;;~
achja die FF ist genial >__<!!!
einfach toll *-*~~

hätte grad echt fast angefangen zu heul wien' baby T___T~~
Von: abgemeldet
2006-08-16T09:12:21+00:00 16.08.2006 11:12
Q_Q Määääh~
Also....super kapitel! *_* Auch wenn´s traurig war.... ^^°
Von:  yoshi_in_black
2006-08-09T20:19:55+00:00 09.08.2006 22:19
NEIN!!! Das ist so fies! Wieso hörst du genau da auf? Gerade an dieser so spannenden Stelle.Wenn du jetzt nicht weiterschreibst, dann.. Ne, bin ja nicht so, aber deine FF ist wirklich einfach einfach zu fesselnd, als das man nicht weiterlesen wollen würde!
Von:  RY0
2006-08-03T13:57:24+00:00 03.08.2006 15:57
So, ich hoffe ich krieg jetzt einen konstruktiven Kommentar zu stande, weil ..meine Augen tränen nämlich grade.
Verdammt großes Lob an dich. Wirklich.
Ich mag solche Geschichten eigentlich nicht, also, Kyo, der kleine Außenseiter, der sich ritzt etc. Aber bei dieser Geschichte konnte man es wirklich gut lesen.
Er hatte seine Gründe und noch dazu war es verdammt gut geschrieben.
Und.. zu deiner Frage am Anfang.
Ich denke, es ist Die, der Kyo folgt. Oder irr ich mich etwa?
Ich hatte von Anfang an auf Die getippt, deshalb~.
Und jetzt werde ich mir erstmal Taschentücher holen, und deine FF ein paar Leuten weiterempfehlen.
Ich habe lange keine so gute Fanfic mehr gelesen.
Ich hoffe, du brauchst nicht mehr all zu lange für deine Fortsetzung.
Könntest du mich bitte per ENS benachrichtigen?
Danke.

Bis dann, Tsu~.
Von:  Touma
2006-07-27T19:38:39+00:00 27.07.2006 21:38
neeeein das ist nicht waaahr T__T
Takai dieses schwein *wütend aufblick*
ich könnt ihn ...... *grrrr*
Kyo T.T seine Seele ist gebrochen, das einzige was
ihm etwas bedeutet verlässt ihn, unfrewillig, was er aber nicht weiß *schniff* das ist so ungerecht, takai dieser verdammte egoist.
ich denke, beim nächsten kap werden wir sicher nen haufen taschentücher brauchen oder? T.T

schreib bitte schnell weiter ja?T.T
Von:  yumeky
2006-06-02T15:40:32+00:00 02.06.2006 17:40
wow du is richtig gut aba alles so traurig
du darst kyo nich sterben lassen das will ich net
die soll sich kao un totchi un shin schnappen un dieses arogante arsch erledigen
der soll bloss die finger von die lassen!
du musst weiter schreiben
Von: abgemeldet
2006-04-25T16:51:05+00:00 25.04.2006 18:51
*jetz gar nich weiß was sie sagen soll* ;___;

aufjedenfall das die ff einafch wunder schön und traurig is
*nick nick*
du hast einen echt schönen schreibstil....einfach hammer und die ff....TOLL!! -^^-
ich find deine schreibweise echt toll und so eine ff hab ich echt noch nii gelesen...die soo schön geschrieben und soo schön beschrieben wurde
ich find es toll wei du soo einzelne metaphern mit eingebaut hast...so hat man den schmerz und was er soo fühlt
viel besser nachfolzogen...also soo find ich das und soo wurde sie noch trauriger T^T

kyo tut mir soo leid...er hat es ja echt nich leicht aba immerhin is die bei ihm...am anfang v.v''
mmmh...ich mag diesen hatsuru (oda wie der hieß) nich >.<
ich bin soo gespannt wie es weiter geht....
waah...ich hab jetz schon tränen in den augen *sniff*
kyo darf sich nich umbringen *kopf schüttelt*

deshalb mussu gaaa~nz schnell...wann du kannst...weiter schreiben -^^-
*jetz schon soo neugierig is*
<33

baii~...*winkö~*
...::chou::...
Von:  Kyat
2006-04-17T18:55:07+00:00 17.04.2006 20:55
Mouuuuuuuu
Schreib weite~~~~~~~te~~~r!!!
Bitteeeeee will wissen was jetzt passiert *total gespannt bin*
Finde diese FF so~ toll
*knuff*
Von: abgemeldet
2006-04-17T15:19:35+00:00 17.04.2006 17:19
War das das endgültige Ende? o.o
Ich will nicht dass Kyo stirbt ;___;
Von:  Alice_Perfection
2006-04-14T23:05:48+00:00 15.04.2006 01:05
*heul*
Nyo, schon zu ende? Bitte Bitte~~~
*anfleh* schreib so schnell wie möglich weiter!!!
*ncih weiß was dazu sagen soll*
Wie kann man nur sowas trauriges und doch so schönes schreiben?
Und an allem ist diese Idiot von *vergessen hat wie er heißt* Schuld der Dai dazu gezwungen hat!
*flenn*
Nya~~~nu muss ich wieder tagelang darüber nachdenken..und kann nich mehr schlafen
*fleh* *auf knie geh* Schreib Weiteee~r und lass Kyo nicht sterben!! Vernichte dieses Baka und lass Die nd Kyo wieder zusammen kommen, aber lass Kyo nich sterbeeen!!!!!
chu Y___Y
-->ES IST SO SCHÖN UND DOCH SO TRAURIG<--
Schreib!!! Schreib weiter verdammt!!!
*sniff* *flenn* *in tränen ertrink*
BaiBai~ [Shinya]


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