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Bis mich der Zug des Lebens überfährt ...

Die x Kyo
von

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Aishitekudasai

Test ... 3 ... 2 ... 1 ... Test ... *räusper*

Achtung! *quietschendes Rückkopplungssignal erzeug* Eine wichtige Durchsage an alle, die mir einen Kommentar geschrieben haben:

DOUMO ARIGATOU GOZAIMASU!!!!*sich verbeug und verlegen rot anlauf*
 

Ano ... ich hoffe, ich hab euch nicht zu lange warten lassen.^^°°°°°

Aber es ist einfach nicht gut, wenn man Multi-Tasking betreibt und gleichzeitig ein Deutschreferat, einen Französischaufsatz und die FF macht....irgendwann hab ich ein Stück von diesem Kapitel auf Französisch geschrieben und die Inhaltsangabe von Königliche Hoheit von Thomas Mann war etwas sehr ... ähm ... gefühlsbeladen ...

Nichtsdestowenigertrotz (also irgendwas stimmt da jetzt nicht ... egal ...) wünsch ich euch hiermit viel Spaß beim Lesen!

Enjoy!
 

Kapitel 2: Aishitekudasai
 

~ einen Monat später ~
 

Die seufzte, holte sich einen Satz Schnitzwerkzeuge aus einem der Schränke und ging in gemächlichen Tempo zurück zu seinem Platz.

Er hasste den Werkunterricht und machte sich daher auch nur mit mäßiger Begeisterung daran das vorgegebene Muster in die Holzplatte zu schnitzen.

Und während er so vor sich hinschnitzte, ertappte sich der Rotschopf dabei, wie sich seine Gedanken immer wieder um die gleiche Person drehten:

Kyo.
 

Seit dem ersten Schultag war Kyo dem Rothaarigen aufgefallen und er fühlte sich auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen.

Tief in seinem Inneren spürte Die dessen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die ihn wie dunkler, kalter Nebel einhüllten und ihn vom Rest der Welt abschotteten.

Und Die war fest entschlossen diesen Nebel zu durchdringen.

Ihm war durchaus bewußt, dass das nicht unbedingt ein Spaziergang werden und es ihm viel Geduld und Verständnis abverlangen würde, dennoch, auch wenn er es sich noch nicht ganz eingestehen wollte, empfand er für Kyo etwas, das über Mitleid und Sympathie hinaus ging.

Deshalb ließ sich Die auch nicht davon abbringen ihn jedes Mal, wenn sie sich mehr oder weniger zufällig im Schulhaus begegneten, zu grüßen.

Anfangs hatte er dafür von Kyo nur einen irritierten Blick geerntet, doch mittlerweile hatte sich der Jüngere zu einem knappen, grüßenden Nicken durchgerungen.

- Wenn er mich dabei zumindest ein einziges Mal anlächeln würde ... -
 

In den letzten Tagen und Wochen hatte Die die Nähe des Kleineren öfter denn je gesucht.

Zwischen den einzelnen Schulstunden hatte er immer ein Auge auf Kyo und stellte sicher, dass dieser ohne Zwischenfälle das nächste Klassenzimmer erreichte.

Jedes Mal, wenn jemand dem kleinen Blonden auch nur so viel wie einen abfälligen Blick zuwarf, würde Die denjenigen mit schlagkräftigen Argumenten davon überzeugen so etwas in Zukunft zu unterlassen.

Natürlich konnte er nicht in jeder Unterrichtsstunde dabei sein, aber er hoffte, dass die Anwesenheit eines Lehrer ausreichte, damit die anderen Kyo in Ruhe ließen.
 

Seufzend hielt Die in seiner Schnitzarbeit inne und betrachtete die Holzplatte mit einem solch träumerischen Blick, als befände sich dort nicht das Bild einer leicht verzerrten Sakurablüte, sondern das Porträt seiner heimlichen Liebe.

- Wenigstens dieses Arschloch Takai könnte aufhören ständig auf Kyo herumzuhacken ... ich würde ihm dafür jedes Mal am liebsten eine reinhaun ... aber, nein ... ich muss auch noch *freundlich* zu ihm sein, weil mein bescheuerter Vater Spielschulden bei Takai senior gemacht hat ... -

Mit jeder Sekunde spürte der Rotschopf mehr Wut in sich aufsteigen; Wut auf seinen Vater, der unfähig war mit Geld umzugehen; Wut auf die Takai-Familie, die diese Situation so schamlos ausnutze und Wut auf sich selbst, weil dagegen machtlos war.
 

Die hatte wieder angefangen das Muster in das Holz zu schnitzen, doch seine Bewegungen waren jetzt hektischer und kraftvoller und er ließ seinen ganzen angestauten Ärger an der unschuldigen Holzplatte aus.

Er steigerte sich immer mehr in seinen Zorn, bis er mit der rechten Hand zu viel Schwung holte, an der Platte abglitt und sich mit dem Schnitzmesser quer über die Innenfläche seiner linken Hand schnitt, die das Holz an seinem Platz hielt.

"Verdammte Scheiße!!!"

Die anderen Schüler im Raum blickten überrascht auf, stellten fest, dass, zumindest aus ihrer Sicht, nichts weltbewegendes passiert war und wandten sich wieder ihrer Arbeit zu.

Der Rothaarige hingegen warf gefrustet das Messer neben die Holzplatte und starrte auf seine Handfläche, die sich langsam mit Blut füllte.

Der Schnitt war wahrscheinlich nicht sehr tief, dafür brannte er wie Feuer und Die griff mit zitternden Fingern nach einem Lappen, um ihm fest um die Wunde zu wickeln.

Als mehr und mehr Blut hervorquoll, wollte er seinen Lehrer von seiner Verletzung in Kenntnis setzten, doch dieser schlief, wie schon seit zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn, friedlich mit dem Kopf auf seine Arme gestützt hinter seinem Pult.

Schulterzuckend machte sich Die auf den Weg zur Krankenstation.
 

***
 

"Das wird jetzt ein bisschen wehtun."

Die verzog schmerzhaft das Gesicht als Kaoru anfing die Wunde vorsichtig zu säubern.

"Und? Willst du mir nicht erzählen, wieso du dich so schrecklich aufgeregt hast?"

Kaoru warf dem Rothaarigen einen auffordernden Blick zu und begann einen Verband um die verletzte Hand zu wickeln.

"Ach, es war nur wieder wegen Takai und dem Geld ..."

"Machst du nicht genug Umsatz? Du weißt, ich würde dir jederzeit ..."

"Nein, nein, ich lieg noch gut in der Zeit, aber ..."

Dies Stimme verlor sich und er mied Kaorus forschenden Blick.

Ein wissendes Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Pinkhaarigen.

"Es ist wegen dem kleinen Freak, stimmt's?"

"Nenn ihn nicht so!"

Kaorus Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen.

- Wusst ich's doch! -

Die und er kannten lange genug und Kaoru wußte, dass Die nur dann andere Menschen in Schutz nahm, wenn er für sie tiefe Gefühle hegte.

Und Dies Verhalten gegenüber Kyo in den letzten Wochen spiegelte für den Pinkhaarigen nur ein Gefühl deutlich wider:

Zuneigung.

"Schon gut ... aber, weißt du, Die, du solltest dir endlich selbst eingestehen, dass du für Kyo mehr empfindest als nur bloße Freundschaft. Gib schon zu, dass du in ihn verliebt bis."

"Nein! Ich bin nicht ... ich meine ... ach, was weiß ich!"

Frustriert sprang der Rothaarige auf und lief aufgebracht im Zimmer ein paar Mal auf und ab, während ihn Kaoru geduldig beobachtete und darauf wartete, dass sich der andere wieder beruhigt hatte.

- Verdammt, Kao hat doch Recht ... ich BIN in Kyo verliebt ... wieso krieg ich es dann nicht über die Lippen? -

Die hielt inne, fuhr sich seufzend mit seiner gesunden Hand durch die Haare und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.

"Vielleicht solltest du mit Kyo einfach mal reden."

"Und wie soll ich das machen? Soll ich zu ihm hingehen und sagen: 'Hi, Kyo, schönes Wetter heute, nicht wahr? Oh, und übrigens: ich liebe dich'?"

Der Ältere rollte genervt mit den Augen.

Er hatte versucht verständnisvoll zu sein, doch Dies trotziges Verhalten regte ihn auf.

"Nein, natürlich nicht, aber es wäre besser für dich. Man kann nicht übersehen, wie sehr dich das ganze mitnimmt."

Die starrte den anderen für ein paar Sekunden mit ausdruckslosem Gesicht an, dann schüttelte er den Kopf und stand auf.

"Jetzt ist erstmal was anderes besser für mich ..."

murmelte er mehr zu sich selbst als zu dem Pinkhaarigen und verließ die Krankenstation.

Zurück blieb ein ratloser Kaoru.

- Ich hab's zumindest versucht ... selbst Schuld, wenn er nicht auf mich hört ... -
 

***
 

Er stöhnte leise auf, als er sich nach seiner Schultasche bückte und dabei sein Hemd schmerzhaft über die tiefen Striemen an seinem Rücken rieb.

Gestern hatte sein Vormund wieder einmal die Beherrschung verloren und dass nur, weil Kyo zehn Minuten später nach Hause gekommen war.

Den älteren Mann hatte es in seinem angetrunkenen Zustand nicht gekümmert, wie oft Kyo beteuerte, dass es nicht seine Schuld gewesen war und dass die U-Bahn Verspätung gehabt hatte; er schlug einfach weiter erbarmungslos mit seinem Gürtel auf den Kleineren ein, bis dieser sich schließlich losreißen und sich in sein Zimmer einschließen konnte, wo er sich in den Schlaf weinte, während die blutenden Wunden an seinem Rücken die weißen Bettlacken wie stumme Tränen der Traurigkeit rot färbten.
 

Und am nächsten Tag kamen die Schmerzen.

Schmerzen, die sein seelisches Martyrium weniger grausam erscheinen ließen, aber auch sie wurden mit jeder Minute und mit jedem Atemzug immer unerträglicher.

Es war, als wäre Kyo durch die roten Male, die sich tief in sein empfindliches Fleisch geschnitten hatten, das Zeichen seiner eigenen Wertlosigkeit auferlegt worden.

Er hielt es nicht mehr aus; er fühlte sich schmutzig ... benutzt ... mißbraucht.

Kyo brauchte etwas, das ihn von diesem Gefühl ablenken würde; etwas, dass ihn beruhigen würde.
 

Nach kurzer Suche fand er in der hintersten Ecke seiner Tasche, gut abgeschirmt von den mißtrauischen Blicken der Außenwelt, das Mittel zu seiner Erlösung.

Kyo setzte sich auf die Toilette, in der er sich eingeschlossen hatte und drehte gedankenversunken die Rasierklinge in seinen Händen.

Schmerz durch anderen Schmerz zu ersetzen, mag für jeden, der sich noch nie zuvor in einer solch extremen Situation befand, völlig absurd erscheinen.

Dennoch machte es für Kyo einen Unterschied, ob ihm nun die Verletzung von einem Dritten zugefügt wurde oder ob er sich selbst verletze, denn dadurch erlangte er, wenn auch nur für kurze Zeit, einen kleinen Teil seiner Selbstbestimmung wieder.
 

Kyo krempelte sich den Ärmel seines Hemdes hoch, atmete einmal tief durch und schnitt mit einer schnellen Bewegung quer über die sensible Innenseite seines Unterarms.

Sofort spürte Kyo, wie sich der vertraute, brennende Schmerz in seinem Arm ausbreitete und er beobachtete fasziniert, wie aus dem kleinen Schnitt ein dünnes Rinnsal aus dunkelroten, warmen Blut hervorquoll.

Wieder und wieder führte er die scharfe Klinge über seinen Arm, bis sich immer mehr und mehr Blut ansammelte und schließlich auf die schmutzigen Fließen unter ihm tropfte.

Gleichsam wie sein Blut verließ ihn auch das Gefühl der Trivialität seiner eigenen Existenz; in diesem Moment war *er* es, der die Kontrolle übernahm.
 

Mit der Zeit breitete sich Taubheit über seinen Arm aus, legte sich über Kyos Bewußtsein wie eine dicke Decke und ließ nichts zurück außer berauschende Betäubung, an die sich der blonde Junge mit aller Kraft klammerte, um nicht wieder in den leeren Abgrund aus Angst und Grauen zu fallen.

- Warum kann nicht endlich alles vorbei sein? Warum kann ich mich nicht von meinen Dämonen befreien? ... weil ich nicht genug Kraft habe ... alleine bin ich nicht stark genug ... -

Kyo schüttelte heftig mit dem Kopf, um diese Gedanken, die sowieso immer auf die selbe unabänderliche Erkenntnis der Ausweglosigkeit hinauslaufen würden, aus seinem Denken zu vertreiben.

Schließlich wischte er seinen Arm und die Rasierklinge mit einem Stück Klopapier ab, spülte es runter und verließ die Kabine.
 

Kaum hatte Kyo den Vorraum betreten und seine Schuluniform wieder zurecht gezogen, ertönte aus einer anderen der kleinen Kabinen ein lustvolles Stöhnen, dass ihn auf halben Weg zur Tür erschrocken stehen bleiben ließ und Kyo sah die Front aus weißen Klotüren mit großen Augen an, als befänden sich dahinter die Antworten auf alle Fragen des Universums.

Eigentlich hatte er die ganze Zeit angenommen, er wäre alleine gewesen und dem nicht gerade dezenten zweiten Stöhnen, dass nun dem ersten folgte, nach zu urteilen, dachte dies auch der andere Benutzer der Toilette von sich.

In diesem Moment öffnete sich die Tür der Kabine und ein hochgewachsener, rothaariger Junge lehnte sich leicht schwankend gegen den Türrahmen.

Seine Pupillen waren unnatürlich geweitet und in seinen Augen lag ein merkwürdiger, der Welt entrückter Ausdruck.

Auch er hatte sich einen Ärmel hochgekrempelt und auf seinem Arm befand sich ebenfalls eine leicht blutende Wunde, doch handelte es sich dabei nicht um einen Schnitt, sondern um einen kleinen, runden Einstich.

Kyo stand wie angewurzelt da; unfähig seinen Blick von dem größeren Jungen vor ihm abzuwenden.

Kyos Augen weiteten sich, als er schließlich verstand.

- Drogen ... Die ... oh mein Gott ... -

Im selben Augenblick erklang der Schulgong und löste Kyo aus seiner Erstarrung.

Abrupt drehte er sich auf dem Absatz um und eilte nach draußen in das nächste Klassenzimmer.

Die hingegen folgte nicht ganz so bereitwillig dem Ruf nach einer weiteren langweilen Unterrichtsstunde und blieb noch eine Weile regungslos in dem Toilettenraum stehen, ganz und gar verloren in seinem persönlichen Paradies, in dem er und ein gewisser, kleiner Freak Dinge miteinander taten, die besser niemals die hohen Mauern seiner Gedankenwelt verlassen sollten.
 

***
 

~ ein paar Tage später ~
 

Die streckte sich auf seinem Stuhl und beobachtete teilnahmslos wie sich die restliche Schülerschaft von ihren Plätzen erhob und sich in dem großen Saal, der für Vorführungen, Vorträge und andere Schulveranstaltungen genutzt wurde, verteilte.

Die Mehrzahl der Schüler strebte mit erleichterten Gesichtern dem gerade eröffnetem Buffet zu.

Anläßlich des 200jährigen Bestehens der Schule fand heute kein Unterricht statt, dennoch bestand für alle Schüler Anwesenheitspflicht bis der reguläre Unterricht normalerweise enden würde und die dazwischen liegende Zeit wurde mit einem 'kleinen' Querschnitt durch die bisherige Schulgeschichte gefüllt, allerdings wurde dieser von Rednern vorgetragen, die sich besser darauf verstanden mit staubtrockenen Fakten um sich zu werfen als ein Publikum zu begeistern.

Aus diesem Grund waren auch die meisten Schüler äußerst dankbar, dass die langweiligsten Vorträge, die sie in ihren jungen Leben ertragen mussten, endlich vorbei waren und sie sich gehaltvolleren Dingen zuwenden konnten.
 

Die hingegen blieb vorerst noch etwas unschlüssig auf seinem Platz sitzen und ließ seinen Blick im Halbkreis durch den Saal schweifen.

In der einen Ecke stand ein genervter Toshiya, der eine Standpauke von einem sehr aufgebrachten Direktor Yoshiki über sich ergehen lassen musste.

Die konnte zwar nicht genau verstehen, worum es ging, aber er nahm an, dass wieder mal Toshiyas viel zu kurzer Rock seiner Schuluniform, die eigentlich nur für Mädchen bestimmt war, Grund zum Anstoß war.

In der anderen Ecke wehrte sich Shinya mehr oder weniger erfolgreich gegen den Ansturm mehrerer Verehrer, die sich trotz des offensichtlichen Desinteresses ihres Objekts der Begierde nicht so leicht abwimmeln ließen.

Und am Buffet lud sich gerade Kaoru eine überdurchschnittlich große Portion Osashimi auf seinen Teller.

Die fragte sich jedes Mal, wie ein Mensch nur so viel in so kurzer Zeit essen konnte, ohne, dass man es bei seinem Anblick auch nur im geringsten vermuten würde.

Schließlich blieb der Blick des Rothaarigen an Kyo hängen und sofort schlich sich ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht.

Der Kleinere hatte sich in eine stille Nische zurückgezogen und saß zusammengekauert auf einer der Bänke, die den Saal ringsum umgaben.

Er hatte sich einen Stift hinter sein Ohr geklemmt und auf seinen Knien hielt er einen Stapel Papier, den er mit einem solch angestrengten Blick betrachtete, als stünde darauf die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens.

Neben ihm stand ein großer Pappbecher, an dem er ab und zu kurz nippte, jedoch ohne auch nur für eine Sekunde die Augen von seinen Aufzeichnung abzuwenden.

- Kawaii ... -

Das war der einzige Gedanke, zu dem Die fähig war, als er beobachtete wie Kyo sich über die Lippen leckte und dann anfing eine Reihe von Kanji auf das Papier zu kritzeln.

Mit jeder Sekunde, die der Rotschopf den anderen ansah, breitete sich ein wohlige Wärme in ihm aus und diese verstärkte sich, als er unweigerlich daran denken musste, was diese Zunge, die er für den Bruchteil einer Sekunde erspäht hatte, wohl alles mit ihm anstellen konnte.

Als ihm plötzlich bewußt wurde, dass diese Hitze anfing sich in den unteren Regionen seines Körpers zu konzentrieren, sprang Die so abrupt von seinem Platz auf, dass sein Stuhl nach hinten umkippte und er beinahe mit einem völlig verschreckten Karou zusammenstieß, der ihn mit vollen Backen und besorgtem Blick musterte.

"Doushita?"

"N-nichts ... ich brauch nur frische Luft ..."
 

Kaum hatte Die den Korridor, der sich vor dem Saal erstreckte, betreten, spürte er, wie ihn von hinten zwei starke Hände packten und er nicht gerade sanft gegen eine der Wände gedrückt wurde.

"Was zur Hölle ... ?"
 

***
 

Kyo sah irritiert auf, als ein Schatten, der plötzlich über ihn fiel, ihm das Licht verdeckte.

Drei nicht gerade vertrauenerweckende Jungen hatten sich vor ihm aufgebaut und zwei ihrer Gesichter riefen Kyo schmerzhafte Erinnerungen ins Gedächtnis.

Es waren die beiden, die ihn vor ein paar Wochen so mitleidslos verprügelt hatten.

Kyos ohnehin schon zierliche Form schien noch mehr in der Nische zusammenzusinken und er drückte seinen Stapel Papier schützend gegen seine Brust.

Er schluckte schwer und sah mit angsterfüllten Augen dem, was nun unweigerlich folgen würde, entgegen.

"Na, Kleiner, was schreibst du denn da so angestrengt?"

Noch bevor Kyo etwas anderes tun konnte als verblüfft zu blinzeln, hatte ihm der größte der Jungen seine Blätter aus den Händen gerissen und überflog diese mit gespieltem Interesse.

"Bitte ... nicht ..."

In diesem Augenblick war der Drang seine tiefsten, innersten Gefühle vor Außenstehenden zu schützen größer als seine Angst vor körperlichen Schmerzen und in einem Anflug von Größenwahnsinn schnellte Kyo nach vorne und versuchte seine Aufzeichnungen zurückzuerobern, doch bevor seine Fingerspitzen das Papier auch nur streifen konnten, wurde er von dem zweiten Jungen zurück auf die Bank und gegen die Wand gedrückt.

"Oi, Jungs! Das müsst ihr euch anhören:

Todokanai kimi made wa todokanai,

Kimi no koe wo mitsuke dasezu,

Kokoro ni wa koe wa naku,

Kokoro ni mo uta wo nakushi,

Shizuka ni kimi wo matsu ...

[Ich versuche dich zu erreichen, doch du kannst nicht erreicht werden,

Ich kann deine Stimme nicht finden,

Keine Stimme in meinem Herzen,

Und auch kein Lied in meinem Herzen,

Geduldig warte ich auf dich ...]"
 

Kyo stöhnte leise auf und sein Gesicht war eine verzerrte Maske aus Schmerz und Leid während der Größte der Drei sein Gedicht mit höhnischem und verachtungsvollem Tonfall vorlas.

Was diese Jungen da gerade mit Kyo taten, war schlimmer als all die Schläge, die er in seinem Leben erleiden musste; sie traten seine geheimsten Empfindung mit Füßen und zogen sie durch den Schmutz.
 

Unbemerkt von dem kleinen Blonden, hatte der Dritte im Bunde in der Zwischenzeit eine kleine, braune Flasche aus der Innentasche seiner Jacke hervorgeholt und tropfte nun etwas von der klaren, geruchlosen Flüssigkeit in Kyos Orangensaft, der immer noch auf der Bank neben ihm stand.

"Ich wußte gar nicht, dass Klein-Kyo zu solch *großen* Gefühlen fähig ist ..."

Der Junge, der Kyo mittlerweile langsam, aber sicher die Luft zum Atmen abschnürte, schenkte ihm ein spöttisches Grinsen.

Der Größte der Gruppe überflog noch einmal die wenigen Zeilen verwischter Kanji und schüttelte verständnislos den Kopf.

"Was für ein romantischer Mist ... Kommt, lasst uns gehen ..."

Mit diesen Worten warf er die Blätter achtlos über seine Schulter zu Boden und wandte sich zum Gehen; seine beiden Anhänger folgten ihm, nachdem sie sich kurz einen bedeutungsvollen Blick zugeworfen hatten, der eindeutig nichts Gutes bedeuten konnte.
 

Kaum hatten sich die drei Jungen ein paar Schritte entfernt, erschütterte ein heftiger Hustenanfall Kyos kleinen Körper und er sank langsam vor der Bank auf die Knie.

Seine Kehle war wie ausgedörrt und jeder gierige Atemzug brannte in seinen Lungen wie flüssiges Feuer.

Wie ein verirrter Wanderer in der Wüste stürzte sich Kyo auf seinen fast vergessenen Pappbecher und trank den wohltuenden Orangensaft in einem Zug aus.

Nach ein paar Minuten hatte sich seine Atmung wieder normalisiert und nur noch ein leichtes Schwindelgefühl war zurückgeblieben.

Mit fahrigen Bewegungen machte sich der Blonde daran seine verstreuten Aufzeichnungen einzusammeln, jedoch nach kurzer Zeit war er nicht mehr in der Lage die einzelnen Blätter vor ihm auseinander zu halten; alles verschwamm zu einem Meer aus Weiß und Schwarz.

Eine Welle aus Übelkeit und Schwindel brach über Kyo zusammen und drohte einen Moment lang alles Licht, dass ihn umgab, mit sich zu reißen und ihn in einen Abgrund aus Schwärze zu ertränken.

Irgendwie schaffte er es noch den Stapel loser Blätter in die Innentasche seiner Uniformjacke zu stopfen, dann blinzelte er ein paar Mal, um seine tränenverschleierte Sicht zu klären; Kyo konnte nun schemenhaft den Ausgang erkennen und er stand schwankend auf.

- Ich brauche Luft ... ich muss hier raus ... -
 

***
 

"Takai?!?"

entfuhr es dem Rotschopf überrascht, als er sich gewahr wurde, wer ihn da mit dem Gewicht seines Körpers gegen die Wand drückte.

"Na, freust du dich mich zu sehen, Die-chan?"

Hatsurus Gesicht befand sich keine zehn Zentimeter von Dies eigenem entfernt und in seinen Augen glitzerte eine gefährliche Mischung aus Begehren, Belustigung und Bedrohung.

"Ich hab jetzt wirklich keinen Nerv mich mit dir zu beschäftigen ..."

Die gelang es den Anderen ein Stück von sich wegzudrücken, so dass er beinahe aus dessen unfreiwilliger Umarmung hätte entfliehen können, doch der Rothaarige wurde erbarmungslos an seinem Platz gehalten.

Hatsuru hielt nun Dies Arme über dessen Kopf an die Wand gedrückt und damit war seine Bewegungsfreiheit fast gleich Null.

"Wo willst du denn so schnell hin, anata? ICH entscheide hier, wann du gehen kannst. Hast du schon vergessen ....? Du gehörst mir ..."

Während der mit einem drohendem Unterton geflüsterten Worte, neigte der Schwarzhaarige seinen Kopf leicht zur Seite und leckte langsam am Rand von Dies Ohr entlang.

Dieser verzog angeekelt das Gesicht und bemühte sich etwas Abstand zwischen ihre beiden Körper zu bringen, was jedoch kläglich scheiterte.

"Noch nicht, Takai, noch ist die Frist nicht abgelaufen."

"Mmmm, mag sein, aber ich weiß nicht, ob ich mich noch solange zurückhalten kann ..."

Dies Augen weiteten sich geschockt, als er spürte, wie Hatsuru seine Beine mit seinem Knie auseinander zwang und anfing seinen Oberschenkel an Dies Männlichkeit zu reiben.

Der Rotschopf biss sich gequält auf die Unterlippe, um ein Stöhnen zu unterdrücken; er hasste es, wenn sich sein Körper so leicht jeglicher Art von Stimulierung hingab und er, so sehr er auch diese Berührungen verabscheute, nichts dagegen tun konnte.

"Weißt du, Die-chan, ich kann es nicht ausstehen, wenn ich auf etwas warten muss ... besonders, wenn ich mich durch Konkurrenz bedroht fühle ..."

"Welche Konkurrenz ... ?"

Auf Hatsurus Züge legte sich ein triumphierendes Lächeln.

"Ach, komm schon. Hältst du mich wirklich für so dumm? Glaubst du, ich habe nicht bemerkt, was du und dieser kleine Freak jeden Tag in der Schule abzieht? Selbst ein Blinder würde erkennen, dass ihr einen Faible für einander habt ... aber ich denke, bald wird sich auch dieses Problem erledigt haben ..."

Jeder einzelne Muskel in Dies Körper verkrampfte sich, als er verstand, womit Hatsuru ihm gerade gedroht hatte.

Vergessen war das pochende Verlangen zwischen seinen Beinen; vergessen war die verletzliche Position, in der er sich befand; sein Denken wurde nur noch von einem Gedanken beherrscht:

Seine Sorge um Kyo.

"Was soll das heißen? Wenn du ihm auch nur ein Haar-"

Ein schlanker, kalter Finger wurde gegen seine Lippen gepresst und der Rothaarige verstummte augenblicklich.

"Sch, anata ... du bist nicht gerade in der günstigsten Position, um Forderungen zu stellen, nicht wahr?"

Hatsurus Hand wanderte langsam von Dies Lippen über seine Brust bis hinunter zu seiner Hüfte und der Schwarzhaarige zog sein Gegenüber noch näher zu sich heran.

Ihre Lippen trennten nur noch wenige Millimeter voneinander und Hatsuru starrte noch für den Bruchteil einer Sekunde in die dunklen Tiefen von Dies Augen, bevor er die letzte Lücke zwischen den beiden schloß und seine Lippen auf den Mund des Rothaarigen presste.

Die versteifte sich noch mehr und er versuchte sich jetzt verzweifelt aus Hatsurus eisernem Griff zu befreien.
 

Bevor Hatsuru den Kuss vertiefen konnte, wurde mit lauten Gepolter die Tür zum Saal aufgestoßen und ein schwer atmender Kyo taumelte in den Korridor.

Von dieser unverhofften Störung völlig aus der Fassung gebracht, zuckte Hatsuru zurück und gab somit Die die Gelegenheit ihn vollends von sich weg zu stoßen.

"Die ..."

Ein heiseres Flüstern war alles, was Kyo noch über die Lippen brachte, bevor er schließlich seinen Kampf gegen die Dunkelheit verlor und mit einem leisen Seufzer zusammenbrach.
 

Mit wenigen Schritten war Die bei der regungslosen Form am Boden und nahm Kyo schützend in seine Arme.

Dabei entging ihm nicht Hatsurus schadenfrohes Grinsen.

"Takai!!! Was hast du mit ihm gemacht?!?"

"Ich? Ich habe gar nichts gemacht ... Nimm es einfach als ein Zeichen dafür, dass ich meine Augen und Ohren überall habe ... Du kannst dich nicht vor mir vestecken, Daisuke ... du bist mein, gewöhn dich lieber an den Gedanken."

Der Rotschopf knirschte mit den Zähnen und sein Gesicht brannte vor unterdrückter Wut.

Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte Hatsuru seine überhebliche, arrogante Art herausgeprügelt.

Dann fiel sein Blick auf den bewußtlosen Körper in seinen Armen.

Kyos Lippen waren leicht geöffnet, sein Atem ging immer noch schwer und auf seiner Stirn stand kalter Schweiß.

Ein eisiger Schraubstock schloß sich bei diesem Anblick um Dies Herz und er verspürte den fast schon überwältigenden Drang den Kleineren fest an sich zu drücken.

"Ich schwöre bei Gott, Takai, wenn es Kyo morgen nicht besser geht, werde ich dich eigenhändig zur Verantwortung ziehen."

Und ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen, trug Die den kleinen Blonden mit ausdruckslosem Gesicht an Hatsuru vorbei nach draußen zu seinem parkendem Auto.
 

***
 

Dunkelheit.

Erdrückende, tiefe Dunkelheit umgibt ihn.

Er kann nichts sehen; es ist als wäre er erblindet.

Tastend streckt er seine Hände nach links und rechts aus.

Noch ehe seine Arme ganz ausgestreckt sind, spürt er kalten, feuchten Stein unter seinen Fingerspitzen.

Er ist schon wieder an diesem grausamen Ort, wo Schatten lebendig sind und darauf warten ihn zu verschlingen.

Zögerlich macht er einen Schritt nach vorne weiter in die unendliche Finsternis hinein.

Und die Schwärze folgt ihm.

Panik beginnt in ihm aufzusteigen und macht jeden rationalen Gedanken unmöglich.

Das dumpfe Gefühl des Beobachtet-Werdens ergreift langsam Besitz von ihm.

Er wagt sich noch einen Schritt vor und jetzt ist er sich sicher:

Weit hinter ihm, verschmolzen mit den Schatten, bewegt sich irgend etwas, hungrig und lauernd wie ein Raubtier.

Eiskalte, leblose Finger greifen gierig nach ihm; wie lange, dünne Spinnenbeine streichen sie über seinen Nacken und rauben seinem Körper jegliche Wärme.

Zurück bleibt ein Gefühl betäubender Leere und das ist genug, um ihn aus seiner Erstarrung zu bereifen.
 

Er rennt los.

Er rennt, ohne zu wissen, wohin; ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was ihn in der schwarzen Ferne erwartet.

Er weiß nur eines:

Dieser Dämon hinter ihm kam unaufhaltsam näher und sich in der Dunkelheit zu verlieren wäre eine größere Gnade als in die Fänge dieses Wesens aus purem Bösen zu fallen.

Seine Schritte hallen laut in der schwarzen Unendlichkeit wider; Sand knirscht unter seinen Sohlen und dennoch sind seine Bewegungen seltsam träge und schwerfällig; so, als müsste er durch tiefes Wasser waten.

Sein Herz pocht heftig gegen seine Rippen und sein Atem geht in kurzen, unregelmäßigen Stößen.

Er ist schon fast am Ende seiner Kräfte, doch die Angst vor dem, was ihn verfolgt, lässt ihn durchhalten.
 

"Kyo ..."

Sein Name?

Hat da jemand gerade seinen Namen gerufen?

- Diese Stimme ... -

Sie ist nur ein bloßes Flüstern und verliert sich in dieser unendlichen Weite, durch die er irrt.

Er ist der festen Überzeugung er habe es sich nur eingebildet.

Für den Bruchteil einer Sekunde verlangsamt sich sein Lauf und diesen Moment der Schwäche nutzt das Schattenwesen, um wieder seine Finger aus Schwärze und Kälte nach ihm auszustrecken.

Er zuckt unter der Berührung zusammen und zwingt sich seinen Schritt wieder zu beschleunigen, auch, wenn er den Eindruck hat nicht einen Zentimeter vorwärts zu kommen.
 

"Kyo!"

Der Ruf wird lauter, eindringlicher und mit ihm durchdringt ein sanfter, goldener Schimmer die Düsternis.

Nach und nach wird der Schein strahlender; er breitet sich aus und formt ein hohes, schmales Rechteck.

Eine Tür.

Seine einzige Möglichkeit seinem Dämon zu entfliehen.
 

"Kyo!!!"

- Diese Stimme ... woher kenne ich sie nur ...? -

Plötzlich erscheint vor seinem geistigen Auge ein verschwommenes Gesicht und nun weiß er es.

- Die! -

Seine Lippen formen ein lautlosen Schrei der Verzweiflung.

Er muss es schaffen; er muss diese rettende Tür erreichen.

Sein Blick ist starr auf das pulsierende Licht gerichtet, das sich wie flüssiges Gold in die Dunkelheit ergießt.

Er rennt und rennt; immer weiter und weiter bis seine Beine schmerzen und seine Lungen brennen.

Schleichend langsam kommt er der Tür näher und näher.

Doch er kämpft sich unaufhaltsam vorwärts, denn er weiß, dass Die auf der anderen Seite auf ihn warten und ihn beschützen würde.
 

Er streckt seine Hand aus.

Die Tür ist zum Greifen nahe.

Das helle Leuchten blendet seine Augen und lässt sie tränen.

Nur noch ein kleines Stück.

Ein letzter Schritt und er fällt in ein Meer aus strahlendem Licht, dass seinen Körper warm einhüllt.
 

"Kyo, wach auf!!!"

Den kleinen, in kalten Schweiß gebadeten Körper vor Die auf seinem Bett durchfuhr ein Zucken und ein Paar brauner Augen wurde ruckartig aufgerissen.

Kyos Brust hob und senkte sich in rascher Abfolge; sein Blick irrte unstet hin und her bis er an einem nackten, muskulösen Oberkörper hängen blieb.

Sein Blick wanderte weiter nach oben und Kyo erkannte Dies besorgtes, von feuerroten, nassen Haarsträhnen eingerahmtes Gesicht.

"Wie ... was ...?"

Die Stimme des Kleineren war nur ein atemloses Flüstern und er kämpfte krampfhaft darum seine Fassung wiederzugewinnen.

"Ich war unter der Dusche, als du angefangen hast zu schreien ... ist alles wieder in Ordnung?"

"Hai ... es war nur ein Traum ..."
 

Für eine Weile herrschte betretenes Schweigen zwischen den beiden Jungen.

Kyo bemühte sich immer noch seine wild durcheinander wirbelnden Gedanken zu ordnen.

Er kam überhaupt nicht auf die Idee sich zu fragen, was genau er eigentlich in Dies Bett machte und wie er hierher gekommen war; ihn beschäftigte nur eine Frage:

Was war da gerade passiert?

Eines war sicher:

Kyo hatte, wie schon unzählige Nächte zuvor, diesen grausamen Alptraum gehabt, doch dieses Mal war er nicht von seinen eigenen Angst erfüllten Schreien geweckt worden, sondern er wurde von jemanden vor seinen Dämonen gerettet.

- Die ... -

Er hatte ihn beschützt; er hatte Kyo die Kraft gegeben die Tür zu erreichen.

Ein völlig neuartiges Gefühl breitete sich in ihm aus: das Gefühl umsorgt zu werden.

- Die ... ich wünschte, du würdest immer bei mir sein ... -
 

Der Rotschopf betrachtete den Kleineren vor sich mit liebevollem Blick.

- Gott, ich liebe ihn so sehr ... -

Sein Herz drohte fast zu zerspringen vor Glück; er könnte hier noch Ewigkeiten sitzen; ihn einfach nur ansehen und in den tiefen Seen seiner bernsteinfarbenen Augen versinken.

Die Wärme, die von Kyos Körper ausging, war so nah ... so verlockend ...

Die Zeit schien sich ins Unendliche zu dehnen während sich Die langsam nach vorne beugte, der Ursache für dieses unglaublich überwältigendes Gefühl entgegen.
 

Kyos Augen weiteten sich vor Schock und Überraschung als sanfte, weiche Lippen auf die seinigen gedrückt wurden.

Es war nicht mehr als ein unschuldiger Kuss; ein Ausdruck ihrer gegenseitigen Zuneigung; eine körperliche Verbindung zwischen zwei Herzen, die sich nach einander sehnten.

Die umfasste zärtlich Kyos Gesicht mit beiden Händen und legte all seine Liebe, all sein Verlangen in diesen einen Kuss.

Unter der Berührung der Rothaarigen wich alle Anspannung und Verwirrung aus Kyos Körper; er schloß genießerisch die Augen.
 

Und mit unvorstellbarer Wucht überkam ihn die Erinnerung des gestrigen Abends.

Vor seinem geistigen Auge erschien die Szene, deren unfreiwilliger Zeuge er geworden war:

Die, von Takai an eine Wand gedrückt; ihre Körper in einer leidenschaftlichen Umarmung miteinander verschlungen.

Er versuchte dieses Bild aus seinen Gedanken zu vertreiben, doch er schaffte es einfach nicht.
 

Kyo gab einen widerwilligen Laut von sich und drückte Die von sich weg.

Mit irritiertem Blick sah der Rotschopf sein Gegenüber fragend an.

Kyo war leicht außer Atem; seine Wangen überzog ein leichter Rotschimmer, aber in seinen Augen lag nicht der geringste Ausdruck.

Er war in sein altes Verhaltensmuster zurückgefallen und die Mauer aus Unnahbarkeit schloß sich wieder um sein verletzliches Innerstes und schottete es von der vermeintlichen Bedrohung ab.

"Es ... es ist besser, wenn ich jetzt gehe ..."

Ehe der Rotschopf mehr tun konnte als entsetzt nach Luft zu schnappen, hatte sich Kyo aus der verhedderten Bettdecke befreit und war aus dem Zimmer gelaufen.

Einen Augenblick lang blieb Die wie versteinert sitzen, starrte auf die Stelle, wo vor einer Sekunde noch die Liebe seines Lebens gelegen hatte, dann sprang er auf und lief dem Kleineren hinterher, der mittlerweile im Flur angelangt war.

"Chiotto matte, Kyo ... bitte ... ich ... ich liebe dich ..."

Bei diesen Worten, die instinktiv und ohne Dies Zutun über dessen Lippen gekommen waren, hielt Kyo mitten im Schritt inne und drehte sich langsam um.

- Wieso tust du das, Die? Wie kannst du Takai auf diese Weise küssen und mir dann sagen, dass du mich liebst?-

Kyos stummer, anklagender Blick bohrte sich tief in Dies Seele wie ein glühende Nadel.

Er hielt dieses erdrückende Schweigen nicht länger aus.

"Bitte, Kyo, sag etwas ... irgend etwas ..."

Der Angesprochene öffnete seinen Mund, aber er brachte keinen Laut über die Lippen.

Es ging einfach nicht.

Und was hätte er auch sagen sollen?

All diese Gefühle, die durch seine Gedanken schwirrten ... er konnte damit nicht umgehen.

Und dennoch sehnte sich Kyo nach der Berührung des Anderen; er konnte noch immer Dies Lippen spüren.

Es hatte sich so gut angefühlt ... so richtig ... allmählich begann seine Schutzmauer zu bröckeln ...

- Nein! Ich darf das nicht zulassen! -

Zu oft war er in seinem Leben von den wenigen Menschen, zu denen er Vertrauen gefasst hatte, bitter enttäuscht und verraten worden.

Zu groß war seine Angst davor wieder verletzt zu werden.

Kyo war gefangen in einem Netz aus Furcht und Misstrauen und das Bild von Die und Takai in seinem Kopf schnürte die unsichtbaren Stricke nur noch enger um sein Herz.

"Es tut mir leid, aber ... aber ich kann einfach nicht ..."

Kyos Stimme war brüchig und tränenerstickt; er musste seine gesamte Willenskraft aufwenden, um nach der Klinke zu greifen und die Haustüre zu öffnen.

Ein letzter qualvoller Blick und der Blonde hatte die Wohnung verlassen.
 

Das Klicken der sich schließenden Tür schien viel zu laut in der plötzlichen Stille widerzuhallen.

Die stand einfach nur regungslos im Flur und starrte mit leeren Augen vor sich hin.

Jegliche Empfindung war ihm entrissen worden, lediglich ein Gefühl der Kälte blieb in seinem hohlen Herzen zurück.

Mit einem Mal überkam ihn unermessliche Müdigkeit und Schwäche.

Seine Beine gaben unter ihm nach und er fiel schwer auf die Knie.

Etwas warmes, nasses tropfte auf seine Handfläche; unbewußt registrierte er, dass es seine eigenen Tränen waren.

- Naze, Kyo? Was habe ich getan, damit du mich so von dir wegstößt? -
 

To be continued ...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Gackt
2006-06-23T14:45:46+00:00 23.06.2006 16:45
ooooh...
so schön! Ich bin gerade dabei mir die ganze ff durchzulesen...
Ich kann beide total gut verstehen und fühle voll mit ihnen!
Ich bin gespannt aufs neue Kapi ^^
Von:  Bou
2005-12-15T14:03:43+00:00 15.12.2005 15:03
"Es war nicht mehr als ein unschuldiger Kuss; ein Ausdruck ihrer gegenseitigen Zuneigung; eine körperliche Verbindung zwischen zwei Herzen, die sich nach einander sehnten."

So wunderschön.
Manchmal mag ich diese Fanfic, und manchmal hasse ich sie |D
[es ist so unlogisch, dass Toshiya in der Schule im Minirock rumlaufen darf!]
Aber es gibt einige wunderbare Höhepunkte in der Storyline, da hast du wirklich wunderbar geschrieben. ;>
Bin gespannt, wie es weitergeht.
Von: abgemeldet
2005-12-10T16:19:30+00:00 10.12.2005 17:19
Ou man....dieser verdammte Takai. Und von wegen: Er und Die in einer engen Umarmung >.<...was Kyo da schon wieder glaubt gesehen zu haben. Die hat doch versucht von ihm WEG zu kommen!...Kyo tut mir so leid...das er glaubt niemandem vertrauen zu können und so.
Ok...ich glaub ich sollte jetzt gar nicht erst wieder mit meinem Psycho-gequatsche anfangen XD

Was ich eigendlich sagen wollte: Ich find die Fanfiction bis hier her jedenfalls schon mal richtig gut und toll gescreiben!^^
Auch wenn ich die großen Zeitsprünge manchmal etwas "nervig" finde >.<.
Der Anfang hat ja das Ende schon sehr vorweg genommen...aber es macht es auch spannender irgendwie^^'. Was passiert da blos noch, das es ein Jahr später zu So einem ende kommt?
Bin schon sehr aufs nächste Kapitel gespannt! Schreib so schnell wie möglich weiter!^^
Bis zum nächsten mal.
bye
Von:  Jux
2005-12-10T11:58:09+00:00 10.12.2005 12:58
Buhuhuhu X_____________x
Ich schwörs dir ich kill diesen Idioten von dem ich den Namen jetzt nicht weiß....Takai glaub ich..*hust* XDDD
Aba...diese Szene mit dme Kuss, das war so süß ;_; Ich hab mich so gefreut und dann....DAS!!! *SCHNIEF* X_____X
*Tränen nah is*....
Es is so geil geschrieben O_O!!!! Ich liebe diese FF OO
*wuha*
*mag die Idee das beide die Opfer sind* huhuhuhu.........XDDDDD

Also dann =DDD
Schnell weiter *FROI FROI*

Hdl
Jux


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