Mal wieder Quidditch
Kapitel 9: Mal wieder Quidditch
In der nächsten Zeit passierte nichts Besonderes, außer vielleicht das die gesamte Quidditchmannschaft immer nervöser wurde, je näher das Spiel gegen Slytherin rückte. Am Morgen des Spiels waren alle total aus dem Häuschen und ich redete beruhigend auf ein Mädchen aus meiner Klase ein. Ich kannte Anna Lee zwar nicht übermäßig gut, fand sie aber soweit ganz nett.
"Es wäre besser, wenn du noch etwas isst, sonst fällst du ja nachher vom Besen!", sagte ich beschwichtigend zu ihr. "Lily, du verstehst das nicht!", meinte sie zu mir, "Wenn wir dieses Spiel hoch genug gewinnen, könnten wir uns gute Chancen auf den Pokal erarbeiten. Ich habe nächtelang nicht geschlafen. Ich weiß gar nicht, wie Potter das aushält! Er ist der Kapitän und sieht trotzdem so munter aus! Ich glaub an seiner Stelle würde ich aussehen wie ein Zombie. Und ich bin bloß Treiberin!" Ich schaute zu James rüber. Er versuchte gerade einen Jäger der Mannschaft zum Essen zu überreden. Hatte ich nicht neulich erst was über sein Schlafbedürfnis rausgefunden? Ich musste mein Urteil revidieren. Er brauchte nicht weit weniger Schlaf als ein normaler Mensch, er brauchte überhaupt keinen Schlaf. Was auch nicht unbedingt besser war. Ich wandte mich wieder Anna zu: "So schlimm ist es ja auch nicht. Quidditch ist nur ein Spiel! Und abgesehen davon werdet ihr nicht verlieren. Ihr habt dieses Jahr eine wirklich gute Mannschaft aufgestellt!" Anna legte den Kopf auf den Tisch und murmelte etwas von: "...alles Potters Verdienst... du hast ja keine Ahnung... mir ist so schlecht" Ich seufzte und gab auf. Aus Erfahrung wusste ich sowieso, dass sie nachher auf dem Spielfeld topfit sein würde. Es war doch immer das Gleiche!
Und jetzt kommt gleich... Bevor ich zu Ende gedacht hatte, stand James schon neben mir. Wie jedes Mal. "Kann ich dir irgendwie helfen?", seufzend drehte ich mich um. "Warum denn so betrübt Lily? Schließlich hauen wir gleich die Slytherins von den Besen. Es ist also eigentlich ein Grund zur Freude!", meinte er leichthin. "Meine unendliche Traurigkeit", meinte ich spöttisch, "hängt nicht mit den Slytherins zusammen. Mir tut eher ihr leid, wo sie euch doch so runterputzen werden!" "Sag doch so was nicht!", rief eine entsetzte Anna. Die hatte ich ja ganz vergessen! "War doch nur ein Scherz", beruhigte ich sie. Erleichtert legte sie den Kopf wieder auf den Tisch. Ich schüttelte den Kopf. Die waren alle völlig überspannt! "Ich wollte dir nur die Gelegenheit geben, mir Glück zu wünschen", sagte James selbstbewusst. Zuerst wollte ich ihm mal wieder gehörig die Meinung sagen, doch dann überlegte ich es mir anderes. "Alles, alles Gute für dieses Spiel!", zwitscherte ich, " Ich hoffe, du kannst dein EINZIGARTIGES Talent voll und ganz ausspielen und das Spiel früh unter Dach und Fach bringen!" Ich stand auf und zögerte kurz. Dann beugte ich mich vor und küsste ihn auf die Wange. Als ich aus der halle spazierte, ließ einen völlig verblüfften James am Tisch stehen.
Draußen fing ich dann an zu kichern. Dem hatte ich es aber gezeigt! Ich hatte sehr wohl gemerkt, wie er nervös zusammengezuckt war. Es ärgerte mich allerdings, das ich ihn einen Moment lang wirklich küssen wollte. So ging das doch nicht! Ich wollte nichts von James und das würde sich nie ändern. Hoffte ich jedenfalls.
Obwohl ich Quidditch eigentlich nicht mochte, war das Spiel schon von der ersten Minute an spannend. "Was hast du eigentlich mit James angestellt?", fragte mich eine Stimme von hinten. Black, der hinter mir mit einem Mädchen saß, schaute mich grinsend an. Ich kannte das Mädchen nicht, hätte aber schwören können, dass er gestern noch mit Emy rumgehangen hatte. Egal. "Ich hab gar nichts mit ihm gemacht!", meinte ich, errötete aber, als ich an den Kuss dachte. Mensch Lily, das war nur seine WANGE! "Außerdem weiß ich gar nicht, was du hast. Er fliegt doch gut!" "Deswegen ja", erwiderte Black, "normalerweise fliegt er am Anfang immer grottenschlecht und steigert sich zum Ende hin ziemlich. Heute fliegt jetzt schon umwerfend, meine Schlussfolgerung ist also: Irgendwas hat ihn so aus der Bahn geworfen, dass er seine Aufregung total vergisst. Und es gibt nur eine Person, die ihn so durcheinander bringt!" Ich wurde dunkelrot und verteidigte mich: "Wenn das wirklich stimmen würde, wäre es von dir als sein bester Freund nicht sehr nett das auszuplaudern" Black grinste nur. "Sie hat ihn nur auf die Wange geküsst.", schnaubte Joanne neben mir. Sie und Remus waren auch gekommen, "Aber James soll sich nicht so darüber aufregen, das war doch gar nichts. Wenn immer so reagiert, müsste er ja bei einem richtigen Kuss in Ohnmacht fallen!" Genau! Dummer Typ! "Würde er wahrscheinlich auch. Immer vorausgesetzt, dieser Kuss würde von Lily kommen", sagte Black leichthin. "Und da ich ihn nie richtig küssen werde ", fügte ich hinzu, "wird er wohl noch jahrelang in bester Gesundheit leben!" Ich wollte das Thema endlich abschließen. Das war doch krank! Ich würde nie wieder solche Spontanhandlungen unternehmen! Das schwor ich bei Merlins Bart. Man sah ja sehr deutlich, was bei so was herauskam.
Gerade hatte der Hüter auf dem Spielfeld den Quaffel mit einer spektakulären Drehung gefangen. Ich verstand dann doch genug von Quidditch, um das zu erkennen. Als mein Blick zu James abschweifte, bemerkte ich, das der offensichtlich den Schnatz gesehen hatte. Er schoss jedenfalls mit großem Tempo auf die Torstangen zu. Hoffentlich knallt er da nicht gegen!
Er flog nicht dagegen, streifte die Stange aber ziemlich hart. Dafür hielt er triumphierend den Arm hoch. Der Schnatz! Jubel brandete durch das Stadium. Gryffindor hatte das Spiel gewonnen! Und zwar nach sensationellen zehn Minuten. Das war zwar nicht Weltrekord, aber schon eine ziemliche Leistung.
Als ich mit Joanne und Remus in den Gemeinschaftsraum betrat, war da schon eine große Siegesparty im Gange. Irgendwie hatten es James und sein bester Freund mal wieder geschafft Essbares aus der Küche heranzuschaffen. Auch Butterbier war in Massen vorhanden. Joanne und Remus wollten offensichtlich ungestört sein, sie zogen sich in eine Ecke zurück.
Als ich meinen Blick schweifen ließ, sah ich Anna, die vor Glück fast heulte. Ich ging zu ihr. "Hey Anna! Siehst du ihr habt gewonnen. Genau wie ich es gesagt!" "Du bist eine Prophetin!", schluchzte sie. Oh je, langsam sollte sie mit dem Trinken aufhören! Ich redete eine Weile auf sie ein. Ich merkte jedoch bald, dass sie besser in ihren Schlafraum gehen sollte; sie schlief am Ende fast im Sitzen ein. Ich lotste sie also in ihr Bett und begab mich dann wieder nach unten. Joanne war immer noch mit Remus beschäftigt (^^) , also holte ich mir etwas zum Essen und setzte mich in einen Sessel.
"Willst du nicht mitfeiern?", hörte ich eine Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie erwartet, James hinter mir stehen. Seltsamerweise war ich darüber aber ganz froh. "Willst du vielleicht ein bisschen Butterbier? Vielleicht würdest du dann endlich auch MIR sagen, dass du mich magst!", fügte er lächelnd hinzu. Ich konnte nicht anders al auch zu lächeln. Trotzdem erwiderte ich: "Nee, lieber nicht. Aber weißt du eigentlich, dass du da nen ganz miesen blauen Fleck im Gesicht hast?!" "Danke, dass du das sagst Wär mir sonst gar nicht aufgefallen!", meinte er spöttisch, "und du hast da einen Knutschfleck am Hals!" Hä? Ich? Erschrocken versuchte ich auf meinen Hals zu schauen. Dann merkte ich, dass er mich nur veralbert hatte. "Duuu...." "Ich hab mich schon gewundert, dass du es so einfach geschluckt hast!", meinte er grinsend. Er grinste wirklich andauernd "Sollte ich etwa auf irgendjemanden eifersüchtig sein?" "Pah, selbst wenn ich einen Freund hätte, ginge es dich rein gar nichts an!" Ich streckte ihm die Zunge raus. "Ich glaube, es ginge mich sehr wohl etwas an! Schließlich wäre ich dann dieser Freund..." Er war wirklich total von sich selbst überzeugt. Unglaublich! Plötzlich beugte er sich vor und küsste mich auf die Wange. Allerdings ging sein Kuss im Gegensatz zu meinem nur ganz knapp an meinem Mund vorbei. "Was sollte das?", fragte ich ihn verblüfft und gleichzeitig ziemlich nervös. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. "Das", flüsterte er, "war für heute morgen" "Warum flüsterst du?", fragte ich fast panisch. "Weil die anderen sowieso schon alle zu uns rüberschauen!" ich schaute mich um. Er hatte Recht. Alle starrten mich an! So kam es mir auf jeden Fall vor. Oh nein! James schien das zu gefallen, aber mir war das total unangenehm. "Gu-gute Nacht James!", stotterte ich und stürmte aus dem Gemeinschaftsraum.
"Was hab ich denn da gesehen?!", meinte Joanne unschuldig, als sie circa zehn Minuten später auch hochkam. "Du und in alle anderen haben gar nichts gesehen! Da läuft nichts zwischen uns!" "Tja, und dabei war ich mir so gut wie sicher, das James es ziemlich ernst meint. Und ich bin mir sicher, du magst ihn auch. War ich mir schon immer. Schließlich bist du richtig rot geworden." "Bin ich gar nicht!" "Bist du doch!" Ich hatte keine Lust mehr. "ich geh schon mal ins Bad!", knurrte ich.
Ich schaute in den Spiegel. Pah! Ich war gar nicht rot geworden. Und wenn doch, dann hatte das nichts zu bedeuten. Ich wurde in letzter Zeit andauernd rot. Wahrscheinlich eine Blutkreislaufstörung. Na ja, dass glaubte ich nun nicht mal selber. Aber es hatte nichts mit James zu tun, auch wenn mein Herz vorhin ziemlich laut gepocht hatte. Spielte alles gar keine Rolle!
Hab lange überlegt, ob Lily James auf die Wang küssen soll. Aber dann hab ich mir gedacht, dass es endlich mal losgehen sollte. Danke an alle die mir bis jetzt Kommis geschrieben haben und an meine Schwester, die mich immer antreibt, weiter zu schreiben.^^ Nach ihr ist Anna benannt!
