Gedanken und Fragen
Da ein paar Indizien vorliegen, sollte man sich mal ein paar Gedanken machen.
Und die arme Sakura bekommt einen ziemlichen Schock.
Viel Spass beim Lesen!
3. Gedanken und Fragen
Sesshoumaru blickte aus dem Fenster, ohne das Menschenmädchen hinter sich weiter zu beachten. Ihre Informationen waren ihm in der Tat neu gewesen. Es würde am besten sein, einmal über alles nachzudenken.
Wer könnte der Täter gewesen sein? Otori? Kam laut Befehl seines Vaters nicht in Betracht. Fürst Kagemato war todkrank gewesen, hatte der Heiler berichtet. Wäre es möglich, dass dieser Selbstmord gegangen hatte? Sich getötet hatte, um dem Tod auszuweichen? Das erschien ihm zwar ein wenig eigenartig, aber Menschen handelten öfter sehr gefühlsbetont. Und auf Grund des Streites am Vorabend könnte der Fürst gemeint haben, sich auch so gleich an Otori rächen zu können.
Mal sehen, was alles zu seiner Theorie passte. Da war der Brief des Fürsten an Otori, in sein Arbeitszimmer zu kommen. Das Schwert konnte auch der Fürst entwendet haben - oder von einem Diener entwenden lassen. Auch, wenn im Augenblick nur zwei Frauen und zwei Männer als menschliche Dienstboten hier waren - und Sakura - so war doch gewiss bei dem Empfang am Abend mehr Personal hier gewesen. Wer hatte eigentlich alles an diesem Empfang teilgenommen? Wie viel Personal war hier gewesen? Und was war mit den Posten? Wenn sich die beiden absprachen, die vor dem Portal zum privaten Flügel Wache hielten? Aber warum sollten sie das tun? Vielleicht aus...Liebe zu einer Dienerin? Diese menschlichen Gefühle fand er sehr verwirrend, aber er musste nur daran denken, wie sehr auch Hundedämonen darauf achteten, dass ihre weiblichen Verwandtschaft nichts geschah. Vermutlich wollten auch Menschenmänner nicht, dass ihr Eigentum, ihre Ehre verletzt wurde. Er schüttelte unmerklich den Kopf. So viele Fragen. Er war doch beim Selbstmord gewesen. Ein Schwert wäre zwar ein wenig unhandlich, um sich damit selbst zu töten, aber es wäre nicht unmöglich. Und das würde eigentlich alles erklären.
Nein, dachte er. Erinnere dich daran, wie du bei der vergifteten Seide vorgegangen bist. Suche nie das "wer" in dem du das "warum" suchst. Menschen haben sehr eigentümliche Ursachen für ihre Handlungen. Und kaum ein Dämon könnte das je nachvollziehen. Suche das "wie". Wie wurde der Mord begangen. Und nur der, der dieses "wie" tun konnte, kann auch der Mörder sein, gleich, warum auch immer.
Überdies sollte er sich auf die Fakten konzentrieren. Diese Selbstmordtheorie klang verlockend und er würde sie sicher auch im Laufe der Verhandlung gegen Otori erwähnen, aber seinem Mandanten wäre gewiss mehr damit geholfen, wenn er den wahren Mörder präsentieren konnte. Und bei dieser Suche sollte er sich vor dem Fehler hüten, eine Theorie aufzustellen. Hatte er eine Theorie, würde er beginnen, nur die Tatsachen zu erkennen, die in diese Annahme passten, anderes übersehen. Vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber seine Ausbildung war zu gut und zu streng gewesen, als dass er nicht gewusst hätte, wie sehr es eben auf solche Kleinigkeiten ankäme.
Nun gut. So sollte er die Tatsachen ins Auge fassen.
Fürst Kagemato Husashi war alles andere als ein beliebter Herrscher gewesen. Gewiss hatten viele seiner Untertanen seinen Tod herbeigewünscht. Der Verstorbene war sich dieser Tatsache nur zu bewusst gewesen, dass verriet der so abgesicherte Privattrakt, die Samurai aus anderen Bezirken, die zusätzlich ausgetauscht wurden, die Tatsache, dass kein Diener in der Nacht im Schloss bleiben durfte, auch nur so weniges Personal zugelassen wurde. Hatte es doch jemand vom Hauspersonal geschafft? Vielleicht mit Hilfe der Posten? War der Fürst schon in der Nacht ermordet worden? Nein. Sein Vater hatte gesagt, der Tod sei erst kurz zuvor eingetreten gewesen, da das Blut noch nicht geronnen war, und in solchen Dingen irrte sich der Herr der Hunde nicht. Aber trotzdem: die Posten waren ein Schwachpunkt in der Absicherung. Er sollte sie im Auge behalten.
Und Sakura könnte auch etwas für ihn überprüfen. Offenkundig stellte sie sich unter Menschen recht geschickt an. Und ihr Gedächnis schien in Ordnung zu sein.
Er drehte sich um, als er den Schritt im Gang erkannte, die Aura. Das Menschenmädchen hatte noch nichts bemerkt, aber als die Tür beiseite geschoben wurde, neigte sie sich schleunigst weiter vor, berührte mit der Stirn den Boden. Sie hatte sofort erkannt, dass nur eine Person unangemeldet in das Zimmer des Prinzen kommen würde und begrüßte den Fürsten seinem Rang geziemend. Auch Sesshoumaru verneigte sich höflich vor seinem Vater, wenn auch ein wenig überrascht. Dieser hatte doch gesagt, er wolle mit ihm nicht über Otori reden ehe die Verhandlung sei?
Der Hundefürst trat zu seinem Sohn ans Fenster: "Ich bekam gerade eine Nachricht von Fürst Akira. Er bittet darum, an der Verhandlung teilnehmen zu dürfen. Ich habe es ihm natürlich gestattet. Es geht ja um den Mord an seinem Bruder. - Morgen werden wir eine Art Voruntersuchung durchführen. Es ist nutzlos, wenn jeder von uns jeden Dienstboten extra verhört. Das können wir gemeinsam tun. Übermorgen ist dann die Verhandlung. Bist du damit, in deiner Eigenschaft als Verteidiger, einverstanden?"
"Ja, natürlich, Herr Vater." Das würde ihm auch die Mühe sparen, jeden dieser elenden Menschen einzeln herzubefehlen.
Der Inu no Taishou warf einen Blick auf das Menschenmädchen. Sie schien unverletzt zu sein, wagte aber nicht sich ohne Geheiß zu bewegen. Sie war anstellig und bedingungslos gehorsam, das erklärte wohl dieses Verhältnis zu seinem Sohn. "Du darfst dich aufrichten, Sakura. - Ich weiß, dass ich mit dir nicht über Otori reden sollte, Sesshoumaru, aber hat Sakura aus dem Dorf irgendwelche Informationen beschaffen können, die es mir als Richter ersparen, dort nachzufragen?"
"Kagemato Husashi war nach Meinung des Heilers todkrank. Er hatte nur noch wenige Wochen zu leben." Sesshoumaru beobachtete seinen Vater. Dessen Gesicht verriet nichts, aber er war sich nur zu bewusst, dass der Inu no Taishou die Möglichkeiten gerade abwog. So fuhr er fort: "Dabei erwähnte er auch, dass dieser nicht hätte schreien können, seit letztem Jahr. Es war wohl eine Krankheit gewesen."
"Das könnten wichtige Indizien sein. Aber das weißt du natürlich."
"Ja, Herr Vater." Warum sprach er es dann an? Dann jedoch bemerkte er den erneuten raschen Seitenblick zu dem Menschenmädchen. Wollte sein Vater sie weghaben? Dann könnte er sie auch gleich zu ihrem neuen Ziel schicken. "Wenn Ihr Euch einen Augenblick gedulden würdet...ich hätte einen Befehl für Sakura."
"Natürlich. Wenn ich das hören darf."
"Steh auf, Sakura."
Sie gehorchte eilig. Ein neuer Auftrag? Mit wem sollte sie denn diesmal reden? Und warum musterte sie Lord Sesshoumaru so eigenartig von Kopf bis Fuß? Aber sie sah zu Boden. Es ziemte sich nicht, diesen Blick zu erwidern.
"Das dürfte passen, denke ich." Er schien mit sich selbst zu reden.
Was meinte er? Sie wurde immer verwirrter, aber auch immer nervöser. Er hatte doch noch nie so lange für einen Befehl gebraucht? Für gewöhnlich wusste er genau, für welchen Verwendungszweck er sie einsetzen wollte.
"Zieh dich aus."
Sakura spürte, wie sie glühend rot wurde, ehe sie zu Boden fiel, weniger aus Etikette, als vielmehr, da die Knie unter ihr brachen. Tränenblind starrte sie auf die Bretter. Bei allen Göttern, DAS sollte die Strafe für ihren Fehler sein? Er allein wäre ja schon schlimm gewesen...aber der Fürst gleich dazu...?
Es war jedoch ein eindeutiger Befehl und es mochte nur ärger werden, wenn sie nicht gehorchte. Mit vor Angst steifen Fingern tastete sie nach dem Gürtel ihres Kimonos.
"Warte, Sakura." Die tiefe Stimme des Hundefürsten ließ sie innehalten. Sie wagte nicht aufzusehen, aber sie hörte, wie er meinte: "Sesshoumaru, warum willst du sie so hart strafen? Ich bin mir bewusst, dass ihr Handeln Strafe verdient, aber eine Ohrfeige hätte es auch getan. - Oder hast du einen anderen Plan?"
"Strafen?" Der Dämonenprinz klang mehr als überrascht.
"Du interessierst dich wirklich nicht sehr für menschliche Wesen, nicht wahr? Für ein Menschenmädchen ist das eine sehr harte Bestrafung. Ich bin sicher, Sakura würde sich lieber schlagen lassen. Aber du hast ja etwas anderes vorgehabt."
"Ihr habt Recht. - Sieh mich an, Sakura." Sie gehorchte. Ihr tränenverschleierter Blick begegnete dem bernsteinfarbenen des Prinzen. "Tatsächlich. Du weinst, da du deine Kleidung ablegen sollst. Aber du flehst nicht um dein Leben. Menschen sind schon sehr bizarr. - Wie Ihr bereits erkannt habt, Herr Vater, wollte ich nur sehen, ob sie tauglich wäre. Ich möchte sie zu Fürst Akira schicken, da dieser offenkundig sehr gern Menschenmädchen mag..."
Sakura blickte wieder zu Boden. Das wurde ja immer schlimmer!
"Was soll sie beim Fürsten?"
"Nun, als seine Geliebte hätte sie Zugang in den gesamten Privattrakt. Ich möchte eine genaue Beschreibung seiner Räume. Für uns als Gäste wäre es sehr unhöflich, dorthin zu gehen."
"Das ist wahr. - Aber ich bin sicher, Sakura würde das als noch härtere Bestrafung empfinden."
"Nun, er ist ein Mensch, sie auch. Das passt."
Inu no Taishou fragte sich zum hundertsten Mal, warum sein Sohn solch eine Ignoranz bei Menschen an den Tag legte. Aber er meinte ruhig: "Schick sie besser unter einem anderen Vorwand."
"Wie Ihr wünscht." Sesshoumaru verstand zwar nicht, aber er wusste, dass sich sein Vater sehr mit diesen eigenartigen, so schwachen und doch so komplizierten Wesen beschäftigt hatte. Überdies widersprach niemand einem Befehl des Fürsten, auch wenn dieser als Wunsch verhüllt wurde. "Sakura, dann geh zu Fürst Akira und bitte ihn in meinem Namen und Auftrag um freien und ungehinderten Zugang zu allen Räumlichkeiten des Schlosses und Auskunft aller Samurai und Dienstboten." Das hätte er zwar sowieso, aber es war sicher höflicher, zu fragen. Er hätte den Menschen sehen wollen, der es wagte, ihm die Auskunft zu versagen.
Sakura atmete auf. "Ja, Lord Sesshoumaru." Ihre Stimme zitterte noch ein wenig, aber sie hatte sich wieder in der Gewalt: "Wünscht Ihr eine genaue Beschreibung des gesamtem privaten Flügels?"
"Ja."
So stand sie auf. Sie wagte nicht sich vorzustellen, was passiert wäre, wäre der Fürst nicht zufällig hier gewesen. Mit gewisser Dankbarkeit verneigte sie sich vor Vater und Sohn, ehe sie verschwand.
"Sie ist anstellig", sagte Inu no Taishou: "Und du solltest ein wenig berücksichtigen, was sie als Strafe empfindet und was nicht. Obwohl ich sicher bin, dass sie sich nie beklagen wird."
"Ihr habt sie Neigi zugeteilt." Sesshoumaru wurde aufmerksam: "Warum interessiert Ihr Euch so für ein Dienstmädchen, einen Menschen dazu?"
"Ich wäre ein Narr, würde ich gute Mitarbeiter nicht erkennen, gleich, ob sie Dämonen oder Menschen sind, und für jeden einen Verwendungszweck finden." Der Fürst sah ihn an: "Und das ist etwas, das auch du lernen solltest. Eines Tages wird deine Ruhe davon abhängen, dass du dich auf Mitarbeiter verlassen kannst."
"Ich werde mich nie auf jemanden außer mir selbst verlassen. Nur dann werde ich nicht enttäuscht werden."
"Wir werden es sehen." Inu no Taishou verließ das Zimmer. Wie lange würde sein Sohn noch brauchen, um zu erkennen, dass bedingungslose Loyalität ein sehr rarer und darum geschätzter Artikel war?
Sakura betrachtete die beiden Samurai vor der Pforte, ehe sie sich verneigte: "Ich komme im Namen und Auftrag von Lord Sesshoumaru, mit einer Nachricht für Fürst Akira."
"Lord...Warte, ich frage, ob der Fürst dich empfangen will." Einer der Samurai erhob sich und schon die Tür zu dem privaten Flügel beiseite.
Sie erkannte dahinter den von Fackeln erleuchteten Höhlengang. Seltsam. Warum war ausgerechnet der Trakt des Schlosses, in dem sich die Familie aufhielt, eine dunkle Höhle? Mit solchen Orten verband sie Nässe, Feuchtigkeit und alles andere als einen bequemen Aufenthalt. Aber sie beobachtete aufmerksam, wie der Posten sich vor der ersten Tür nach links niederkniete, anfragte, ob Lord Akira eine Boten von Lord Sesshoumaru empfangen wollet. Sie konnte zwar die Antwort nicht verstehen, aber er stand sofort auf, kam wieder heraus:
"Du darfst eintreten, Mädchen. Die erste Tür links."
"Danke." Sie betrat den Gang. Hinter ihr wurde die Tür zugeschoben und sie warf hastig einen Blick um sich. Nach links gingen drei Türen weg, nach rechts nur eine. Sie machte eilig einen Schritt weiter, warf einen Blick hinein. Ganz offenkundig handelte es sich um das Arbeitszimmer - also der Raum, wo der Mord passiert war. Diesen hatte sich Lord Sesshoumaru doch bestimmt schon angesehen. Und sie sollte ja zum Schlossherrn. So kniete sie vor der ersten Tür nieder, sagte höflich: "Erlaubt Ihr, dass ich eintrete, Fürst?"
"Komm nur."
So schob sie die Tür beiseite, rutschte hinein, schloss sie wieder hinter sich.
Zu ihrer Überraschung war es ein recht großes Zimmer. Wie auch drüben erleuchteten Feuerschüsseln den Raum. Fürst Akira saß auf Matten hinten an der Wand. Sie erkannte vor ihm viele Rollen, eng beschrieben, Feder und Tintenfass lagen neben ihm. Er war ein Mann von vielleicht vierzig Jahren. Seine dunklen Haare waren zu einem Zopf gebunden. Er trug einen vornehmen Kimono, der über die Matte fiel und seine Gestalt verhüllte. Auf den ersten Blick wirkte er nicht so schwer verletzt, wie die anderen gesagt hatten. Sie senkte hastig den Kopf. Es war unhöflich, einen Fürsten so anzustarren.
"Du bist doch ein Mensch?" fragte er
"Ja, Lord Akira."
"Wie amüsant. Ich hätte nicht gedacht, dass Dämonen menschliche Mädchen in ihr Bett..." Er brach ab, denn sie hatte unwillkürlich ärgerlich den Kopf gehoben, senkte ihn aber wieder hastig: "Oh, ich verstehe. Entschuldige. - Also, was sollst du mir ausrichten? Du darfst mich ansehen. Ich für meinen Teil sehe gern hübsche Mädchen an."
Eindeutig hatten die anderen Frauen recht, dachte Sakura etwas wütend, folgte aber seiner Aufforderung: "Lord Sesshoumaru lässt Euch bitten, dass er mit allen Euren Angestellten, Wachen und Dienstpersonal, sprechen kann und auch ungehinderten Zugang zu allen Räumen im Schloss hat."
"Natürlich. - Ach ja, er soll ja diesen Mörder verteidigen. Nun, da wird er kaum Erfolg haben. Aber ich werde die Leute anweisen."
"Ich danke Euch im Namen Seiner Lordschaft", erwiderte Sakura wohlerzogen. Plötzlich erstarrte sie. Jetzt wusste sie, warum ihr etwas an seiner Erscheinung so seltsam vorgekommen war. Sie hatte unwillkürlich angenommen, er säße im Kniesitz, aber nun erkannte, sie, dass das sicher nicht der Fall war. Sein Kimono lag zu weit auf der Matte. Er konnte nur einfach sitzen - aber seine Beine waren nicht zu sehen. Sie wurde unwillkürlich ein wenig blasser. Das war seine Kriegsverletzung? War ein Bein oder gar alle beide amputiert worden? Dann war es wahrhaftig ein Wunder gewesen, dass er überlebt hatte. Jetzt bemerkte sie auch einen Stock, der neben der Matte lag. Er war gewiss über einen Meter lang und oben abgebogen, wie ein stabiler Haken.
Der Fürst mochte sehen, dass sie den Stock fragend ansah, denn er legte die Hand darauf: "Wunderst du dich? Nun, manchmal entfallen mir Sachen, die ich mir wieder holen möchte. So muss ich nicht jedes Mal nach einem Diener läuten." Er nickte zu der Schnur neben sich, die offenkundig ein Stockwerk tiefer führte - wohl in das Zimmer von Ito und Mondo.
Er musste sehr einsam sein, wenn er sich vor ihr, einer einfachen Dienerin, rechtfertigen wollte, dachte sie unwillkürlich. Aber sie meinte nur: "Ich hörte bereits, dass Ihr verletzt wurdet, Fürst Akira. Es...es tut mir leid." Das klang dumm genug. Aber sie warf noch einen raschen Blick durch den Raum. Ganz gewiss würde Lord Sesshoumaru einen genauen Bericht verlangen. Das Zimmer war fast allerdings fast leer, bis auf die Papierrollen, an denen der Fürst arbeitete und eine Truhe, die sicher Kleidung enthielt. "Dürfte ich Euch dann um noch etwas bitten?"
"Für dich oder für deinen Herrn?"
"Für Lord Sesshoumaru." Um was sollte sie ihn denn bitten? Meinte er etwa, er solle sie von den Dämonen freikaufen? Wirklich nicht. Der Anfang dieses Gespräches hatte ihr nur zu deutlich gezeigt, was die Husashis in weiblichen Dienern sahen.
"Und was?"
"Darf ich einen Blick in das Zimmer des verstorbenen Fürsten werfen?"
"Meinetwegen. Aber warum tut das Lord Sesshoumaru nicht selbst? Ach ja, natürlich. Kein Dämon tut etwas, solange es ein Mensch tun kann."
Für einen Augenblick meinte sie Verachtung zu hören. Aber sie verneigte sich höflich: "Danke. Wo befindet sich dieses Zimmer?"
"Hier, gleich nebenan."
"Darf ich mich entfernen?"
"Geh nur, Mädchen. Du hast sicher einen strengen Herrn." Er vermutete das, denn ihr Verhalten war überaus korrekt.
Da gab sie lieber keine Antwort drauf, sondern öffnete die Tür, rutschte hinaus, ehe sie sie wieder schloss und aufstand.
Das Zimmer des verstorbenen Fürsten war gleich neben dem seines Bruders? Daher schob sie diese Tür beiseite. Alles war dort dunkel. So nahm sie eine Fackel aus dem Halter im Gang und trat ein. In deren Schein erkannte sie ein Zimmer, das praktisch mit dem Fürst Akiras identisch war. Auch hier gab es nur Matten und eine Truhe. Sehr übersichtlich. Wie alle Räume hier hatte auch dieses keine Fenster. Die Husashis schienen es sehr ungemütlich zu lieben. So drehte sie wieder um, schob die Tür zu. Da war das Arbeitszimmer...und noch ein Raum. Neugierig ging sie dorthin, öffnete. Dieses Zimmer war ebenso groß wie die anderen beiden, aber vollkommen leer. Ob das wohl als Raum für eine Fürstin vorgesehen worden war? Ihr schauderte bei dem Gedanken, in einem solchen Raum ihr Leben verbringen zu müssen. Die Wände waren, wie alle hier, zwar mit Teppichen bedeckt, aber trotzdem war solche eine Höhlenwohnung doch gewiss äußerst trübsinnig. Sie schloss die Tür wieder, steckte die Fackel zurück.
Nein, da war ihr ihr Zimmer bei Neigi-san lieber. Es war zwar winzig, aber es war hell und freundlich und hatte ein Gitterfenster zum Kräutergarten.
Als sie zu Lord Sesshoumaru zurückkehren wollte, wurde sie angesprochen. "Sakura." Sie fuhr herum, warf sich schnellstens auf die Knie. Inu no Taishou betrachtete sie: "Möchtest du, dass ich dich zurück zu Neigi schicke?"
"Das liegt bei Lord Sesshoumaru."
"Ich frage dich."
"Verzeiht, Herr", bat sie sofort. "Es...es ist nicht notwendig. Ich drücke mich nie vor meiner Arbeit."
"Mein Sohn neigt manchmal zu Missverständnissen, was die Art und Gewohnheiten menschlicher Wesen angeht. Wenn es dir zuviel wird, solltest du es mir sagen."
"Ja, Herr." Ein wenig überrascht sah sie, wie er die Finger ausstreckte. Es war nicht üblich, dass ein Fürst sich von einer einfachen Dienerin die Hand küssen ließ, eine sehr gnädige Geste. So tat sie es und nahm es als Versprechen, dass er sie schützen würde.
****************************************
Immerhin. Falls Seine Lordschaft mal wieder einen Einfall hat, der zwar logisch ist, aber ansonsten ziemlich daneben, könnte das durchaus nützlich sein...
Das nächste Kapitel heisst: Die Voruntersuchung beginnt.
Wer so nett ist, mitzuraten und einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel on ist.
bye
hotep