Die Aussage des Angeklagten
Da euch Giftseide gefallen hatte, kommt hier eine Fortsetzung.
Diesmal geht es um Mord. Und der Täter scheint schon überführt.Doch er bekommt einen interessanten Verteidiger...
Prolog: Die Aussage des Angeklagten
Jetzt weiß ich natürlich, dass es falsch war, meinen Gefühlen so freien Lauf zu lassen. Ich bin ein Hundedämon und da schickt sich so etwas nicht. Aber dieser Menschenfürst, bei dem wir zu Gast waren, hatte die Stirn, meine Tochter anzumachen. Ich habe natürlich gehört, dass er auf junge Mädchen stehe, aber dass er es wagte, uns, die wir seine Gastfreunde waren, so zu beleidigen...
Nun, ich bereue es eigentlich nicht, dass ich mit ihm einen Streit anfing und meine Tochter unverzüglich nach Hause schickte. Am liebsten wäre ich mitgegangen, aber da war ja die große Besprechung für den nächsten Morgen angesetzt. Und er tat da so...er fühlte sich tatsächlich mit den beiden schwachen menschlichen Wachposten im Kreuz vor mir sicher. Ich nahm mich zusammen. Ich durfte den Herrn der Hunde nicht brüskieren, in dem ich den Gastgeber für seine Besprechung tötete.
Mein Fehler lag woanders. Als mir ein Diener eine Zettel unter der Tür durchschob, am folgenden Morgen, es täte ihm leid und ich solle um zehn Uhr für eine Aussprache zu ihm in sein Arbeitszimmer kommen, dachte ich nicht nach. Eigentlich war ich nur schon wieder wütend. Und obwohl meine Sinne mich hätten warnen müssen, war ich zu sehr mit meinen Gefühlen beschäftigt, mit dem, was ich ihm sagen wollte, dass ich irgendetwas gemerkt hätte.
Also war ich kurz vor zehn bei den beiden Posten, die den privaten Trakt der Familie abriegelten, die mich auch durchließen. Punkt zehn Uhr betrat ich das Arbeitszimmer dieses...nun, das Arbeitszimmer.
Im ersten Moment sah ich ihn nicht und dachte schon, dass der Idiot...dass er dem Gespräch ausweichen wollte. Dann entdeckte ich ihn an der Wand lehnend und wusste, dass das heute nicht mein Glückstag war. Mit dem Gastgeber in seinem Arbeitszimmer zu stehen, und wegen eines peinlichen Zwischenfalls zu diskutieren, wäre schon schlimm genug gewesen. Aber noch viel schlimmer wurde es nun. Denn er war tot, eindeutig mit einem Schwert durch die Brust erstochen worden. Ich gebe zu, dass ich einen gewaltigen Schreck bekam. Instinktiv wollte ich mich umdrehen und fliehen. Da hörte ich Schritte auf dem Gang. Erneut sah ich mich nach einem Fluchtweg um. Aber wie dieser ganze Trakt besaß auch das Arbeitszimmer keine Fenster. Und nur eine Tür.
Die Tür öffnete sich und meine Bestürzung wurde noch größer. Denn Inu no Taishou und zwei seiner Berater kamen zu dem heute angesetzten Treffen. Und, um meinem Unglück die Krone aufzusetzen: das Schwert in der Brust des Toten - das war meins.
Tja, und jetzt sitze ich hier nun im Keller dieses Menschenschlosses, angekettet. Ich verstehe es ja: sie hatten einen Toten, mit dem ich mich gestritten habe, mein Schwert als Tatwaffe und mich direkt neben der Leiche gefunden. Ich schwor Inu no Taishou zu, dass ich in eine Falle gelockt worden sei, dass ich unschuldig sei. Wir kennen uns doch schon seit langen Jahren. Er sah mich an, mit diesem so seltsamen Blick, ehe er mir versprach, dass ich in drei Tagen einen fairen Prozess bekommen würde.
Einen fairen Prozess? Was meinte er damit? Es spricht ja alles gegen mich und wenn ich nicht freiwillig gestehe, werden sie härtere Mittel einsetzen, nur, um mich am Schluss als Mörder hinzurichten.
Der Riegel an der Tür wird geöffnet. Im Fackelschein sehe ich, wie jemand hereinkommt. Im ersten Moment glaube ich, es sei Inu no Taishou. Aber dann weiß ich, dass das unmöglich ist. Er wird der vorsitzende Richter sein, da kann er doch keinen Angeklagten besuchen. Und ich sehe in den Schatten, dass es sein Sohn, Lord Sesshoumaru, ist. Was soll das? Bin ich etwa zur Besichtigung freigegeben worden? Was will dieser halbwüchsige Hundedämon hier? Er gilt als arrogant, kalt und eigentlich eine perfekte Tötungsmaschine, stark und gut im Kampf. Will er mich ansehen, ärgern?
"Otori", sagt er: "Ich bin nicht hier, weil ich dich besonders mag oder weil ich dich nicht mag. Das solltest du nicht vergessen. Ich bin hier auf Befehl meines Herrn und Vaters. Und auf dessen Befehl soll ich deine Verteidigung übernehmen."
Das versteht der Herr der Hunde unter einem fairen Prozess? Ich starre den Prinzen vermutlich nicht begeistert an. Dieses halbe Kind soll mich verteidigen? Hat er denn keinen anderen gefunden? Andererseits kann ich mir auch nicht vorstellen, dass Inu no Taishou seinen eigenen Sohn komplett blamieren will. Also gibt es vielleicht doch Hoffnung für mich? Ist Lord Sesshoumaru so gut, dass er mir helfen kann?
Er betrachtet mich und da ist keine Spur eines Gefühls in seinem Blick: "Hast du den Fürsten Kagemato Husashi getötet?"
"Nein", bringe ich heraus. Ob mich ein Henker genau so ansehen wird?
"Erzähle."
Und so wiederhole ich meine Geschichte. Er sieht mich die ganze Zeit nur an und ich werde immer unsicherer.
Endlich fragt er: "Wo lag dein Schwert?"
"In meinem Zimmer, Gastzimmer. Ich hatte es dort neben meinem Lager liegen, als Gast ist es doch unhöflich, bewaffnet zu sein."
"Ich weiß selbstverständlich, was unhöflich ist. - Und dir fiel nicht auf, dass jemand dein Schwert nahm?"
"Nein, du.." Er hebt eine Braue. Verdammt, der Kerl ist meine einzige Hoffnung: "Nein, Lord Sesshoumaru." Auch der Herr der Hunde würde es sicher nicht schätzen, wenn ich sein Hilfsangebot ausschlage. "Nach dem Streit und der Sache mit meiner Tochter...ich war zu aufgeregt, als dass mir im dunklen Zimmer noch etwas aufgefallen wäre."
"Gefühle stiften stets Verwirrung. Wann hast du dein Schwert zuletzt gesehen?"
"Also, sicher, bevor ich zu diesem Bankett ging, das weiß ich. Ich weiß aber nicht, ob es später noch da war. Es war dunkel und ich war aufgeregt. - Dann glaubt Ihr, dass ich es nicht war?" Ich hoffe, er hat mein Zögern nicht bemerkt: "Lord Sesshoumaru?"
"Der Befehl lautet, Entlastungsmaterial zu suchen. Das werde ich tun. Ansonsten widerspricht es jedem gesunden Youkaiverstand, dir zu glauben. Du warst allein mit einem Toten in einem Raum mit nur einer Tür. Und dein Schwert steckte in der Leiche. Zudem hattest du dich mit ihm gestritten. Belastungsmaterial muss niemand suchen." Er dreht sich um und geht.
Ich starre ihm nur hinterher. Heißt das jetzt, dass er alles tun wird, um mich um entlasten?
Dann wird er auch etwas finden. Hoffe ich.
ICH weiß ja, dass ich dem Fürsten Husashi das Schwert nicht hineingestoßen habe. Aber außer mir weiß es nur noch der wahre Mörder. Und der wird mit Sicherheit den Mund halten.
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Ich weiss, ein wenig kurz..
aber der gute Otori ist eben ein wenig impulsiv und verworren.
Das nächste Kapitel heisst Nachforschungen und Seine Lordschaft darf seine Assistentin mitbringen....
bye
hotep