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Vertrauen ist wirklich alles

von

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Kapitel 3

Titel: Vertrauen ist wirklich alles

Teil: 3/?

Autor: schuchan, Tsugumi

E-Mail: Kamayima@gmx.de, jennyBreidenbach@yahoo.de

Fanfiction: Weiß Kreuz

Disclaimer: Die Jungs von Weiß Kreuz gehören leider nicht uns, auch wenn wir sie gerne

behalten würden ^__^. Die Rechte liegen bei Kyoko Tsuchida und dem Projekt Weiß, und wir

wollen mit der FF keinen Profit machen.

Rating: PG-16

Warnung: bis jetzt noch nichts, wird aber aktuell ergänzt ^___^

Pairing: Brad x Schu

Kommentar: So, endlich kommt der dritte Teil *sich Schweiß von der Stirn wischt* dabei denkt man immer, Studenten haben so viel Zeit *schief grinst* aber egal *g* wir hoffen, ihr habt auch an diesem Spaß und würden uns wirklich über ein paar Kommis freuen *ganz, ganz lieb schaut*

Inhalt: Hat Brad doch ein gutes Herz? Wie zeigt er Schuldig seine Aufmerksamkeit? Und wie hat dieser die letzte Mission überhaupt überstanden?
 

Besonderer Dank geht an Agent_Smith für die beiden lieben Kommentare *mal ganz dolle knuddelt* Deine Spekulationen, wie es weiter gehen könnte, haben uns wirklich gefallen *g* aber leider wird es nicht ganz so ablaufen, denn damit lassen wir uns noch etwas Zeit *g*
 

****
 

"Verdammter Idiot, was machst du denn?!" hatte Crawford noch geschrieen, als der Telepath inmitten des Gefechts einfach regungslos verharrte. Nebenbei schien dieser seine Worte gar nicht zu registrieren und keine zwei Sekunden später trafen mit lautem Getöse zwei Kugeln Schuldig, der nicht einmal den Versuch machte, auszuweichen.

Im ersten Moment verstand Brad nicht im Geringsten, was vor sich ging, da Schuldig offenbar bei Bewusstsein war, aber dennoch nicht reagiert hatte. Schnell hatte er auch den letzten der Gegner außer Gefecht gesetzt, wenn auch etwas zu spät. Schuldig war inzwischen in sich zusammengesunken, eine Blutlache ergoss sich aus zwei Wunden an Schulter und Bein.

Schnell stürzte er zu dem Telepathen hin und drehte ihn zu sich.

"Hey, Schuldig! Schuldig, verdammt, was machst du?!" Er ohrfeigte ihn einmal rechts und links, aber es half nichts, er hatte offenbar das Bewusstsein verloren. Langsam doch etwas panisch, hielt Crawford inne, als er hörte, wie die Verfolger immer näher kamen.

Verdammt, jetzt könnte er eine nützliche Vision wirklich mal gebrauchen! Aber nichts kam und so blieb ihm nichts weiter, als so schnell wie möglich zu handeln. Und was er tat, sollte ihn später selbst überraschen, denn er hievte Schuldig hoch, zog ihn mit aller Kraft auf seinen Rücken und rannte, so schnell er konnte, los. Noch während er lief, wurde ihm bewusst, dass er gerade wie ein Verrückter handelte.

Er hätte alleine fliehen müssen, dann hätte er zumindest noch eine Chance gehabt, lebend raus zu kommen, aber durch Schuldig auf seinem Rücken hatte er vermutlich gerade sein eigenes Todesurteil unterschrieben. Und dennoch ließ er ihn nicht fallen, sondern rannte mit aller Kraft weiter.

Ein Verfolgertrupp holte auf. Er schoss ihn nieder und entging mit reichlich Glück den Kugeln der anderen. Ha, er hatte bestimmt nicht vor, hier zu sterben, nicht vor seiner Beförderung! Er hatte noch reichlich vor im Leben...

Und schließlich schaffte er es sogar, erreichte den Wintergarten, zerschoss die Scheiben und machte sich durch das Dunkel der Nacht davon, bis er auf den Einsatzwagen seiner Truppe stieß, die er per Headset dorthin dirigiert hatte.

Er übergab Schuldig den Männern, die ihn in den Laderaum des Wagens zogen und erste Hilfe leisteten, bevor er selbst hineinsprang und sie davonbrausten.

Erschöpft lehnte sich Brad an die Wand des Wagens und gab per Handy ein erschöpftes "Mission Complete" an seine Vorgesetzten durch.
 

All das ging einfach an dem Telepathen vorbei, der in einer tiefen, absoluten Ohnmacht gefangen war. Schon am Anfang hatte dieser gelernt, dass das nur ein Schutzmechanismus seines Körpers war, der nur einsetzte, wenn seine Barrieren vollständig brachen und der Wahnsinn in seinem Kopf nicht mehr anders zu stoppen war. Dann war es einfach nur totenstill und er bekam nichts mehr von seiner Umgebung mit.

So ging auch die erste Hilfe ohne Reaktion an Schuldig vorbei, wie sie abfuhren, dass ausgerechnet sein Boss sein Leben für ihn riskiert hatte, sogar der Flug zurück ging einfach an ihm vorbei.

So verlor der Deutsche auch jedes Zeitgefühl und erst Stunden später löste sich sein Geist wieder aus der rettenden Ohnmacht und kämpfte sich nach oben, bauten sich seine Barrieren bewusst wieder Schritt für Schritt auf, bis er sich im Stande sah, der Außenwelt wieder gegenüber zu treten.

~~~~

Mit dröhnendem Schädel öffnete der 19jährige die Augen, kniff sie aber sofort wieder zu, da das Licht in dem Krankenzimmer unangenehm in den Augen stach. Sein Körper fühlte sich bleiern an, der Schmerz aus den Schusswunden drang immer deutlicher zu ihm durch und ließ ihn unterdrückt aufstöhnen. Und nicht zum ersten Mal fragte sich Schuldig, was zum Teufel nur passiert war und wo er sich befand.

Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war die Treppe, die er hinter Crawford nach unten geeilt war, danach war alles eine einzige wabernde Masse aus Stimmen, Bildern und Tönen, von denen er nicht wusste, welche real gewesen waren und welche nicht. Wie er solche Blackouts hasste!

Das ließ den Orangehaarigen aber wieder zu der Frage zurückkommen, wo er nur war und so startete er einen erneuten Versuch, die Augen wieder zu öffnen, was ein paar Anläufe brauchte, bis er sich an das Neonlicht gewöhnt hatte und leicht verwundert stellte er fest, dass er sich in einem Krankenzimmer in der Einrichtung befand. Wie war er denn hierhin gekommen?
 

Brad saß nachdenklich an seinem Schreibtisch und starrte auf das Blatt Papier, das vor ihm auf der blitzblanken Oberfläche lag. Die schlichte Metalluhr an der Wand gab ein leises Ticken von sich und verursachte somit das einzige Geräusch im Raum. Brad starrte noch immer auf den Zettel. Er hob seine rechte, bandagierte Hand und nahm das Blatt noch einmal auf, überflog es ein weiteres Mal, legte es wieder hin.

Seltsam, endlich hatte er seine Heißersehnte Beförderung, aber irgendwie war er nicht wirklich glücklich darüber. Nach Meinung der Direktion, wie man es dem Schreiben entnehmen konnte, war man außerordentlich zufrieden mit dem Ablauf der Mission, aber Brad war es ganz und gar nicht. Es war nichts wirklich zur Zufriedenheit gelaufen, es waren Dinge schief gelaufen, die nicht hätten schief laufen dürfen.

Während er sinnierte und die ganze Sache noch mal und noch mal geistig durchspielte, schellte sein Interphon und die Sekretärin informierte ihn, dass der Telepath seines Teams aufgewacht sei. Brad gab daraufhin nur die Order, dass man ihn wissen lasse sollte, dass er offenen Genesungsurlaub hatte. Er hatte nicht vor, ihn jetzt aufzusuchen.
 

Mehr oder weniger hielt sich Schuldig munter, wobei er einfach nur vor sich auf die Decke starrte. Die sinnlosen Fragen, auf die er momentan eh noch keine Antwort bekommen würde, hatte er einfach abgestellt und konzentrierte sich lieber darauf, nach und nach seine Barrieren wieder zu verstärken und auszubauen, was erstaunlicherweise auch ganz gut gelang. So sehr er die totale Abschottung auch hasste, aber sie half immer gut, wenn es ums Genesen ging.

Zumindest, was seine Gabe betraf, denn wenn sich der Deutsche so seinen Körper betrachtete, traf das auf diesen nicht zu. Nicht nur, dass seine linke Schulter und die Wade höllisch schmerzten, er konnte auch kaum seinen linken Arm heben, geschweige denn seine Hand so benutzen, wie er es brauchte.

So war der Telepath auch recht froh, als ihm von einer Schwester mitgeteilt wurde, dass er 'Urlaub' hatte. Den würde er auch brauchen, so viel stand fest. Und vielleicht hatte er ja dann irgendwann die Gelegenheit, Crawford zu fragen, was denn noch passiert war.
 

~~~~
 

Erst ein paar Tage später machte Brad sich auf den Weg zur Krankenstation, wie es seine Pflicht war. Er war regelmäßig über Schuldigs Zustand informiert worden und scheinbar ging es mit dessen Gesundheit bergauf.

Um ehrlich zu sein, tat er diesen Gang nicht gerne, hatte ihn nicht umsonst so vor sich her geschoben, aber die Pflicht holte ihn schließlich doch ein.

So betrat er das sterile, unfreundliche Zimmer, in dem sein Teammitglied lag. "Einen schönen guten Tag. Na, wie geht es unserem Patienten? Du erwartest hoffentlich keine Blumen oder Pralinen, ich habe für so etwas kein Händchen."
 

"Schade und ich dachte, endlich mal etwas Farbe hier rein zu bekommen", grinste Schuldig leicht, auch wenn er für einen Moment verwundert war, seinen Boss zu sehen.

In der Einrichtung, in der er in Deutschland gewesen war, waren solche Krankenbesuche nie Teil der Pflicht gewesen, zumindest nicht, dass er sich erinnern konnte. Aber anscheinend wurde das hier anders gehandhabt oder er hatte es damals nur nicht so richtig mitgekriegt.

Aber eigentlich war das irrelevant und der Telepath nur ganz froh, anscheinend in einem speziellen Zimmer zu liegen, in dem sein Kopf nicht so sehr strapaziert wurde. Zumindest waren die Stimmen leiser und er konnte sie eigentlich gut ignorieren, ohne viel Kraft dafür zu brauchen. So konnte er wenigstens ordentlich seine Barrieren wieder auf Fordermann bringen, damit so ein Blackout nicht so schnell wieder passierte.

Andererseits war es auch verdammt öde, hier zu liegen. Durch die Schusswunde am Bein durfte er noch nicht rumlaufen, außer, wenn es nötig war und ansonsten kam nur immer die Schwester vorbei, um nach dem Rechten zu sehen und ihm das Essen zu bringen. Und für jemanden wie Schuldig, der es gewohnt war, viele Menschen um sich zu haben, war es todsterbenslangweilig!
 

"Beim nächsten Mal bringe ich rote Rosen mit, wenn es dem Gentleman beliebt", meinte Brad sarkastisch, in einem leichten Anflug von Humor, der ihm eigentlich nicht wirklich gelegen kam.

"Ich hoffe, du bist wieder auf dem Damm und willst dich nicht allzu lange vor den Übungen drücken..."
 

"Ach was, mach dir doch mir wegen keine Umstände. Aber wenn du willst, ich bin dem nicht abgeneigt", grinste Schuldig noch immer, wobei es in seinen grünen Augen beinahe lausbubenhaft funkelte.

Jetzt, wo er endlich wieder mit jemand mal ein Wort wechseln konnte, musste das doch ausgenutzt werden, auch wenn er sich vielleicht endlich einen höflicheren Umgangston angewöhnen sollte, denn Ärger konnte er grad gar nicht gebrauchen, geschweige denn eine Bestrafung.

Bei einem anderen Boss hätte sich der Telepath sicher auch zu benehmen gewusst, aber irgendwie hatte er das Gefühl, bei Crawford durfte er sich das erlauben, ohne gleich mit einer dementsprechend hohen Strafe rechnen zu müssen. Und wenn dieser ihm wieder Extrasport aufbrummte, schaden konnte es nicht. Schließlich musste er sowieso erstmal wieder in Form kommen. Allein ein paar Tage ans Bett gefesselt zu sein, reichten ja aus, um diese zu zerstören.

"Ich und mich drücken? Wie kommst du auf die Idee. Wenn es nach mir ginge, könnt ich sofort wieder anfangen, aber ich entscheide ja nicht, wann ich aufstehen darf und wann nicht", erklärte der Orangehaarige gespielt betroffen.

Bittere Wahrheit, denn diesmal hatten die Ärzte hier das Sagen und ohne deren Entlassung durfte er nicht mal das Zimmer verlassen. Deswegen war es ja so öde.

"Gratuliere im Übrigen zur Beförderung", grinste Schuldig dann wieder leicht, denn das Namensschildchen mit dem höheren Dienstgrad war an der Jacke des Amerikaners ja nicht zu übersehen.
 

Brad guckte auf sein Namensschildchen herab. Genau genommen konnte er es nicht oft genug ansehen, trotzdem tat er betont lässig. "Ach das, das ist ja nichts besonderes."

Er war wahrscheinlich der einzige 24 jährige in der ganze Organisation, der einen solch verhältnismäßig hohen Posten bekommen hatte, aber das war von vorneherein sein Ziel gewesen. Besser, schneller und höher als alle anderen!

"Tja, offenbar ist die Mission ganz nach Wunsch von denen da oben verlaufen." Er sagte dies in einem Tonfall, der vermuten ließ, dass er anderer Meinung war. Aber er prüfte nur seine Barrieren und kam unverwandt zum nächsten Thema.

"Darf man fragen, was los war? Du weißt, was ich meine."
 

So bescheiden kannte er den strebsamen Ami gar nicht, aber Schuldig sollte es egal sein. Er war nicht unbedingt bestrebt, in der Organisation besonders weit aufzusteigen. Für ihn zählte allein, dass er es endlich schaffte, seine Gabe richtig zu beherrschen, wenn er schon mit dieser leben musste und seine Schwächen zu beheben. Wie eben auch jene, die ihn erst in dieses Zimmer gebracht hatte. Und vielleicht schaffte er es dann endlich, ein eigenes Leben zu führen und nicht mehr als Kanonenfutter herhalten zu müssen. Denn das ging ihm wirklich gegen den Strich.

Auf die Frage jedoch zuckte der Telepath nur kurz mit den Schultern.

"Überlastung. Wenn meine Barrieren immer mehr in sich zusammenfallen, reagiert mein Körper automatisch und verschließt mein Bewusstsein. Wahrscheinlich hab ich mir deswegen die Kugeln eingefangen, weil ich dann unfähig bin, mich weiter zu bewegen. Wobei ich mich daran nicht mal mehr erinnern kann."

Es war eine Tatsache, so beschissen es auch war, die eigenen Fehler und Schwächen eingestehen zu müssen. Aber viel interessanter war für den Deutschen eigentlich die Frage, warum er trotzdem noch lebte. Irgendjemand musste ihm ja geholfen haben und das konnte, laut seinem Wissen, nur Crawford gewesen sein, da dieser der einzige gewesen war, der in seiner Nähe gewesen war.

So sah Schuldig diesen auch leicht fragend an, vermied es aber wohlweislich, zu versuchen, in dessen Kopf rumzuschnüffeln. Dafür hatte das Orakel sowieso zu starke Barrieren.
 

"Ach so ist das. Hm und ich hatte gedacht, dass du schon weit genug wärst. Aber na gut, die Mission verlief ja auch nicht nach Plan. Wir haben alle Fehler gemacht und fast unser Leben verloren. Ich für meinen Teil habe nicht vor, es noch einmal so weit kommen zu lassen."

Brad seufzte tief.

"Na, vorerst verdanken wir es jedenfalls einem guten Stern oder etwas ähnlichem, dass wir lebend raus gekommen sind, damit müssen wir uns zufrieden geben."

Er würde sich natürlich nicht damit zufrieden geben. Er verließ sich nicht einfach auf sein Glück, er _plante_ die Zukunft! Und er hatte eine ungeheure Wut auf diesen verdammten Laden hier! Er hatte keine Lust, noch öfter in derart schlecht organisierte Missionen zu stolpern und zu hoffen, einfach Glück zu haben!
 

Ruhig hatte Schuldig zugehört und sich nichts von seinen Gedanken anmerken lassen, die ihm grad durch den Kopf schossen. Aber wenn das alles war, dann musste er mehr Schwein gehabt haben, als jemals zuvor. Wobei es wieder eine andere Frage war, ob er darüber froh sein sollte. Obwohl... früher wäre er es wohl nicht gewesen, jetzt sah die Sache etwas anders aus.

Auch, wenn er noch keine Ahnung hatte, wie er es anstellen sollte, so wollte sich der Deutsche irgendwann von der Organisation lossagen und sein eigenes Ding durchziehen. Zumindest war das sein Ziel für die Zukunft und eigentlich hatte er nicht vor, sich das kaputt machen zu lassen, nur weil er ins Gras biss.

"Da sollte ich mich wohl bei meinem guten Stern bedanken, wenn er denn schon mal da ist", grinste der Telepath dann aber schon wieder, auch wenn er eher ins Blaue riet, als es wirklich zu wissen. Aber es gab ja keine andere logische Schlussfolgerung für ihn.
 

Brad verzog keine Miene, nahm nur seine Brille ab, zog ein Putztuch aus seiner Jackentasche und polierte die Gläser.

"Lass dir von diesem Stern eines gesagt sein: Wenn ich rausbekommen sollte, dass du genug bei Bewusstsein warst, um das mitzubekommen, was passiert ist, dich aber hast tragen lassen, statt selber die Beine in die Hand zu nehmen, kannst du davon ausgehen, dass ich dafür sorgen werde, dass du dir wünscht, du wärst dort geblieben."

Er hauchte einmal gegen seine Brille, rieb wieder drüber, hielt sie prüfend ins Licht und setzte sie zufrieden auf.

"Ich hab das lediglich gemacht, weil ich der Vorstellung anhänge, dass man niemanden auf einer Mission zurücklassen sollte. Teamarbeit ist das Wichtigste."

Das Argument war freilich etwas hohl, denn immerhin hatte er eigenhändig einen seiner Männer abgeknallt.
 

Auch, wenn es bei der Warnung vielleicht nicht angebracht war, musste er immer noch grinsen. Schließlich hatte er ja so seine Antwort auf die Frage bekommen, warum er noch lebte, wo er doch eher dem Tode nahe gewesen war. Aber dass ausgerechnet sein Boss ihm den Hintern gerettet hatte... wer hätte das gedacht?

"Die Vorstellung gefällt mir. Aber wenn ich bei Bewusstsein gewesen wäre, wäre ich von mir aus selber gerannt."

Eins stand für Schuldig nämlich fest und zwar, in so einer Situation nie zu simulieren. Er hatte es wohlweislich auch noch nie getan, da es meist den sicheren Tod bedeutete, denn in der Anstalt in Deutschland hatte man es nie allzu sehr mit der Teamarbeit gehalten. Da war es nur wichtig gewesen, die Mission zu erfüllen. Wie man dann raus kam, war jedem sein Ding gewesen.
 

"Gut, dass wir das geklärt haben", meinte Brad ohne den geringsten Anflug von Humor in der Stimme. Schuldig übernahm diesen Part für sie beide nämlich zu Genüge.

Irgendwie schien der Telepath immer ein Grinsen auf den Lippen zu haben. Aber Brad bezweifelte, dass der Deutsche immer so sorglos und locker war, wie es den Anschein hatte.

Aber wer an diesem Ort hatte keine Fassade?

"Dann mache ich mich wieder auf den Weg. Können ja nicht alle den ganzen Tag faul rum liegen. Sobald die Ärzte grünes Licht geben, meldest du dich bei mir im Büro. Bis dahin gute Besserung."

Damit verließ Brad Crawford das Zimmer.
 

Vielleicht war es über all die Jahre zu seiner Maske geworden, dauernd zu grinsen und seine Sprüche zu reißen. Anders überstand man auch selten den Alltag hier nicht. Aber diesmal war er wirklich amüsiert und legte sich entspannt zurück, schloss auch wieder seine Augen, um sich die nötige Ruhe zu gönnen, die ihm der Arzt verordnet hatte.

Aber dass ausgerechnet der emotionslose Ich-weiß-und-seh-alles-vorher-Crawford ihm das Leben gerettet hatte, war einfach zu komisch. Zum Glück hatte er nicht noch einen Knicks vor diesem aus Dankbarkeit machen müssen.

Die Frage, warum der Amerikaner das Risiko eigentlich überhaupt eingegangen war, drängte der Telepath aber weit von sich.

Darauf würde er sicher nie eine Antwort bekommen und eigentlich wollte er auch keine. Er war froh, noch zu leben und mit recht geringem Schaden davon gekommen zu sein. Mehr konnte er doch gar nicht verlangen.
 

~~~~
 

Die nächsten Tage und Wochen vergingen ereignislos, das Training der Teams wurde normal weitergeführt und es kam zu keinen Missionen.

Auch Schuldig trat wieder unter die Lebenden und Brad nutzte dies auch ausgiebig, um dem Telepathen immer mal wieder eine extra Runde Training aufzubrummen und -was ihm in letzter Zeit besonders viel Spaß machte- ließ ihn immer wieder irgendwelche Arbeiten verrichten.

Am liebsten Putzdienst und Büroarbeiten. Er hatte eben seine eigene Art, sich Wiedergutmachung für den Stress zu verschaffen.

Und so zitierte Crawford etwa drei Wochen nach besagter Mission Schuldig mal wieder in sein Büro.
 

Dieser hingegen hatte sich schon überlegt, warum er nicht doch einfach erschossen worden war. Er hasste solche Extraarbeiten und besonders putzen war nie seine Stärke gewesen. Allein in seinem kleinen Zimmer sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen und er räumte auch nur auf, wenn irgendwelche Quartierskontrollen anstanden. Aber jetzt wusste er, dass er seinem Boss so schnell nichts mehr schuldig werden wollte, denn dieser war einfach nur ein mieser Sadist. Da machte er ja noch die Extratrainingsstunden lieber!

So war der Telepath auch nicht grad in der besten Stimmung und ging wie immer mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen zu Crawfords Büro, legte aber anstatt des mürrischen Gesichtsausdrucks einen neutralen auf. Schließlich wollte er dem Kerl nicht noch einen Grund geben, sich doch mal zu amüsieren.

Höflich, wie es Vorschrift war, klopfte er an und betrat dann das Büro nach der Aufforderung.
 

Crawford hatte am Fenster gestanden und ein Schreiben überflogen, dass er aber zur Seite legte, als der Telepath eintrat.

"Ah, pünktlich wie immer. Oder eher, wie nicht immer", meinte er und fand das eigentlich witzig. Aber mit seiner Art Humor war er schon immer irgendwie allein gewesen.

Er deutete auf einige Pappkartons, die sich in der hinteren Ecke seines Büros sauber stapelten.

"Da sind alte Akten drin, würdest du sie bitte zum Papiershredder bringen und dort vernichten?"

Das war eine lästige Arbeit von mindestens einer Stunde, wie Brad zufrieden feststellte. Eines hatte er mittlerweile festgestellt: Leute herum zu scheuchen, machte tatsächlich Spaß!

Ohne Schuldigs Antwort abzuwarten, die sowieso nichts anderes als eine Zustimmung sein konnte -der Telepath wusste, dass er nicht zu widersprechen hatte- setzte er hinzu: "Und die Pläne für die nächste Woche habe ich auch fertig, verteile sie bitte an die anderen. Ach ja und heute ist freier Ausgang für alle. Das heißt, jeder darf hingehen, wo er will, solange er bis morgen wieder da ist."
 

Wenn Crawford nicht solch beschissen starken Barrieren gehabt hätte, hätte er diesen einsuggeriert, ein fünfjähriges Mädchen zu sein, das gern Ballett tanzte! Dafür hätte er alles auf sich genommen! Aber leider war das Schuldig ja nicht möglich und so grummelte er jetzt doch vor sich hin und zog auch dementsprechend ein Gesicht.

Nicht mal er konnte immer seine Maske aufbehalten. Da wünschte er sich lieber wieder die öde Langeweile des Krankenzimmers zurück.

"Überschüttest du mich deswegen so mit Arbeit, damit ich auch ja da bleibe und nicht mit einem anderen durchbrennen kann?" übertrieb es der Deutsche dann aber, in dem er besonders lieblich nachfragte und auch mit seinen Wimpern klimperte.

Okay, wenn es nicht half, sich darüber zu ärgern, musste man es von der lustigen Seite nehmen und hey, vielleicht standen ja interessante Sachen in den alten Akten, wer wusste das schon?! Zum Glück war er ja noch nie ein Kind von Trübsinnigkeit gewesen.
 

"Nein, das tue ich, um meine uneingeschränkte Zuneigung auszudrücken. Ich mag Leute, die sich zu Tode arbeiten", erwiderte Brad ohne mit der Wimper zu zucken.

"Ach und bevor ich's vergesse: In den Akten stehen alte Rechnungsbilanzen der Kantine. Wenn du also nicht heiß darauf bist, zu wissen, wer uns mit Friteusenfett beliefert, spar dir die Arbeit, hineinzuschauen. Ich weiß nämlich, dass du es tun wirst."

Tatsächlich hatte er in einer Vision gesehen, wie Schuldig im Kopierraum in den Kartons wühlen und enttäuscht langweilige Abrechnungen vorfinden würde.

"Und pass auf den linken Bücherstapel auf, der dort steht. Er könnte dir auf die Füße fallen."

Genau genommen war es der rechte, der umkippen würde, aber den Spaß wollte Crawford sich nicht entgehen lassen. Hey, er hatte nicht viel zu lachen, da musste man sich an das halten, was man kriegen konnte!

Es war ja schließlich nicht so, dass er gar keinen Humor hatte, nur eben für die meisten Leute einen schwer verständlichen. Und dieser Schuldig eignete sich in der Tat bestens dafür.
 

Aber sein Boss konnte ihm auch alles vermiesen. Nicht nur, dass er sich heute eigentlich auf ein bisschen Spaß draußen gefreut hatte, nein, jetzt durfte er noch mindestens eine Stunde hier bleiben und arbeiten. Allein, wenn er das ganze Papier sah, würde er es jetzt schon am liebsten in der Luft zerreißen. Warum musste er eigentlich so ne beschissene Arbeit machen? Konnte das nicht jemand anderes übernehmen, der nichts Besseres zu tun hatte?!

Am meisten aber ärgerte sich der Deutsche jetzt schon darüber, dass er wusste, dass er in die Akten gucken würde, um raus zu finden, ob ihn Crawford nur auf den Arm nahm. Das war ja richtig frustrierend!

So grummelte Schuldig noch immer in seinen nicht vorhandenen Bart, während er vor den Stapel mit den Kartons trat und überlegte, ob er die alle auf einmal wegbekam oder doch lieber zweimal laufen sollte. Nur nebenbei vernahm er so die 'Warnung' seines Bosses, die ihm aber im Moment erstmal am Arsch vorbei ging. So lange er nicht unter all den Büchern einfach zusammenbrach, war es ihm egal, wo die hinfielen.

So schnappte sich der Telepath die drei Kartons, auch wenn er sich selber damit die Sicht versperrte, aber leider kannte er das Büro ja schon wie seine Westentasche. Er konnte gar nicht mehr zählen, wie oft er schon hier gewesen war. Dass er dabei aber an besagten Bücherstapeln vorbeikam und zwar auf der linken Seite, beachtete er gar nicht, sah nur aus den Augenwinkeln, dass sich neben ihm was bewegte und tatsächlich der rechte zusammenpurzelte und ihm zwei Bücher auf den Fuß fielen. Doch das konnte er locker verkraften und grinste sich nun doch wieder eins.

"Tja, war wohl nix, Bradley", feixte sich Schuldig eins, bevor er die Tür ansteuerte und vorsorglich die Kartons abstellte, um diese zu öffnen, damit er nicht noch komische Verrenkungen machen musste.

Dann aber fiel ihm noch was ein und schnell trat er zum Schreibtisch, grabschte sich die Pläne für die nächste Woche, wobei er dem Amerikaner noch mal zuzwinkerte. Erst dann trat er wieder zur Tür, hob die Kartons auf und verließ das Büro. Umso schneller er die Arbeit hinter sich brachte, desto eher würde er endlich seinen freien Tag genießen können.
 

Eigentlich hatte Brad ein wenig schadenfroh grinsen wollen, es machte ihm immer Spaß, wenn seine Visionen eintrafen -und er nicht das Opfer war. Schade nur, das Schuldig cooler reagierte, als erwartet.

Und dann stieß ihm da etwas noch sauer auf...

"Wah, hör mir gut zu, nenn mich nie wieder Bradley oder ich schwöre dir, du machst für den Rest deines Aufenthalts hier nichts anderes mehr als Klos putzen!"

Als Schuldig schließlich mit den letzten Kartons verschwunden war, verließ Crawford sein Büro; für heute war er fertig mit seiner Arbeit. Außerdem hatte auch er vor, den Abend heute etwas zu nutzen. Er ging auf sein Zimmer und duschte, wählte einen etwas salopperen, grauen Anzug ohne Krawatte aus und zog sich um, wobei er sich bei allem viel Zeit ließ.

Doch während er vor dem Spiegel stand, merkte er schon wieder dieses altbekannte Gefühl in sich aufsteigen. Schon fast automatisch stützte er sich mit der Hand an der Wand ab und vergrub das Gesicht in der anderen. Verdammt, er musste dieses Schwindelgefühl in den Griff bekommen!

Dunkelheit überkam ihn und schirmte ihn wie immer von allen äußerlichen Reizen ab. Bilder formten sich in seinem Kopf, doch noch ehe er sich genau auf die Details konzentrieren konnte, war es plötzlich auch schon vorbei und Licht und Geräusche drangen wieder zu ihm durch.

Er sah wieder sein Spiegelbild an.

"Aha..." murmelte er.
 

****
 

Fortsetzung folgt...



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