Zum Inhalt der Seite

Vertrauen ist wirklich alles

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1

Titel: Vertrauen ist wirklich alles

Teil: 1/?

Autor: schuchan, Tsugumi

E-Mail: Kamayima@gmx.de, jennyBreidenbach@yahoo.de

Fanfiction: Weiß Kreuz

Disclaimer: Die Jungs von Weiß Kreuz gehören leider nicht uns, auch wenn wir sie gerne

behalten würden ^__^. Die Rechte liegen bei Kyoko Tsuchida und dem Projekt Weiß, und wir

wollen mit der FF keinen Profit machen.

Rating: PG-16

Warnung: bis jetzt noch nichts, wird aber aktuell ergänzt ^___^

Pairing: ist bestimmt nicht schwer, zu erraten *g*

Kommentar: So, lang, lang ist's her *grins* aber wir sind wieder dahaaa *strahl* Diesmal haben wir uns an einem anderen Pairing versucht, aber mein süßer Schu ist natürlich wieder mit von der Partie *ohne Schu nicht sein kann* Dass die Charas ein bisschen OOC sind, ließ sich leider nicht vermeiden, aber wir hoffen, ihr habt trotzdem euren Spaß daran und schickt uns ein paar Kommis *ganz lieb schauen*

Inhalt: Wie verlief wohl das erste Zusammentreffen zwischen Schuldig und Brad? War Brad schon immer so unterkühlt? Und wie kamen sie überhaupt nach Japan? Hier eine eventuelle Antwort darauf...

Zur genauen Erläuterung: Ich, schuchan, spiele mal wieder den allseits beliebten, etwas Durchgeknallten Telepathen *grins* Tsugumi übernimmt den attraktiven, leicht unterkühlten Brad (an dem sie einen Narren gefressen hat) ^______^
 

****
 

Klackend hallten die Schritte auf dem Parkett wider, das in den langen Fluren und verästelten Gängen ausgelegt war. Eine Gruppe von sechs jungen Männern folgte einem schon etwas in die Jahre gegangenen Mann, ohne eine Miene zu verziehen und die Blicke geradeaus gerichtet.

Doch in einem der jungen Männer sah es gar nicht so ruhig aus. Es war nur eine Maske, die ihm schon vor langer Zeit aufgezwungen worden war und ohne die er heute wohl gar nicht mehr leben würde.

Dennoch kotzte es Schuldig wirklich an und das nicht zu knapp. Zwölf Stunden hatte er sich in einem Flieger den Hintern breit gesessen und der Jetleck steckte ihm in den Knochen. Doch hier wurde keine Rücksicht darauf genommen. Sie wurden zu ihrem neuen Boss zitiert und wer nicht untergehen wollte, hatte zu folgen.

Aber das war der orangefarbene Wuschelkopf schon gewöhnt. Sein ganzes Leben war darauf ausgerichtet worden, Befehle zu empfangen und auszuführen. Doch der Traum, dass es auch noch anders sein konnte, hielt sich hartnäckig im Unterbewusstsein des Telepathen.
 

Mit ruhigen Händen ordnete Brad Crawford einige Aktenblätter und legte sie aufeinander, Kante an Kante, ordentlich, perfekt. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und legte die Fingerspitzen aneinander. Sein Blick glitt durch sein Büro. Alles aufgeräumt, der schwarze Schreibtisch leer. Jeden Moment würden die Neuen kommen, man hatte ihn vor einer halben Stunde informiert, dass sie gelandet waren.

Er fragte sich, was diesmal wieder für Typen dabei waren. Zweifellos, in diesem Job lernte man die seltsamsten Menschen kennen. Obwohl man dieses Ganze hier als Job nicht wirklich bezeichnen konnte, wie Brad sich immer wieder klar wurde, auch wenn er versuchte, diese Tatsache zu ignorieren und wenigstens zu tun, als handele es sich um eine normale Arbeit. Aber dem war nicht so und das wusste er genauso wie die armen Vögel, die jetzt gerade zu ihm geführt wurden.

In diesem Moment erklang auch schon ein Klopfen an der Tür und ein Assistent kündigte die Ankunft der Neuzugänge an.
 

Noch immer ohne einen Mucks von sich zu geben, auch wenn den jungen Männern die Müdigkeit teilweise anzusehen war, traten sie ein und stellten sich in einer Reihe vor den großen Schreibtisch, hinter dem sie den Mann erkannten, der ihr weiteres Schicksal fürs erste bestimmen würde.

Schuldig war das erst mal so ziemlich egal. Sein Körper schrie förmlich nach einem Bett und auch, wenn seine Ausbildung schon so lange andauerte, manchmal fiel es ihm noch extrem schwer, sich zusammenzureißen. Vielleicht lag es daran, das er mit seinen neunzehn Jahren noch sehr jung war, vielleicht auch daran, dass er seinen Geist noch nicht so unter Kontrolle hatte, wie es erwünscht wurde.

Im Moment war es ihm einerlei. Nicht nur, dass er einfach nur müde war, auch seine Barrikaden waren nicht mehr die besten, hatte er in den letzten Stunden zu viel und zu lange die Stimmen in seinem Kopf blockieren müssen. Und das rief seine Migräne wieder auf den Plan, der er noch immer nicht Herr werden konnte.

So starrte er den schwarzhaarigen Mann nur ausdruckslos an, hoffte, dass dieser endlich in die Pötte kam und sie entließ.
 

Brad musterte die Neuankömmlinge. Es waren zwei Telekineten dabei, beide noch recht unterentwickelt, ein Geisterseher, ein Typ, der laut Akten Elektrizität beeinflussen konnte, ein Wünschelrutenführer und ein Telepath. Brads Augen blieben kurz an dem Orangehaarigen hängen. Telepathen fand er schon sehr interessant, auch wenn er diese Fähigkeit von allen am meisten fürchtete, weil er damit noch am wenigsten Übung hatte. Diese Fähigkeit war die einzige, die seiner eigenen wirklich gefährlich werden konnte.

Er versicherte sich noch einmal, dass er seine Gedankenwelt verschlossen hielt und hieß die neuen mit ausdruckslosem Blick willkommen.

"Herzlich willkommen in Washington, meine Herren. Ich denke, sie haben alle einen anstrengenden Flug hinter sich und möchten sich gerne ausruhen. Aber glauben sie nicht, dass jemand hier darauf Rücksicht nehmen wird. Sie haben eine Stunde Zeit, ihre Räumlichkeiten zu beziehen, anschließend gibt es eine Führung durch die Anlage und eine erste Besprechung. Ich denke, ich muss es nicht extra erwähnen, aber auch hier legen wir äußersten Wert auf Disziplin und wir erwarten, dass sie sich an die Spielregeln halten."

Er ließ einen bedeutungsvollen Blick durch die Runde wandern.

"Ich denke, sie alle wissen, was sie erwartet, wenn sie einen Regelstoß begehen?"
 

Schuldig konnte das frustrierte Aufstöhnen in seinem Kopf hören, das ihn von seinen Leidensgenossen entgegenschallte und seine Migräne noch mehr verstärkte. Aber er behielt die eiserne Maske oben, auch wenn es ihm immer schwerer fiel. Wenn er nicht aufpasste, würde er wohl die eine Stunde einfach nur in einen komaähnlichen Zustand fallen und den restlichen Tag nicht mehr ansprechbar sein. Und das war ganz übel.

Auch in der anderen Anstalt, wie sie es gern nannten, hatte man darauf keine Rücksicht genommen. Man hatte ihn weiter getriezt, manchmal bis er einfach nur in Ohnmacht fiel und sich gar nicht mehr regte. Und selbst dann hatten ihn die Telepathen, die sie als Trainer gehabt hatten, wieder zurückgeholt und er hatte weiter machen müssen.

So wurden doch knappe Nicken zum Verstehen angedeutet, so sehr sie gedanklich gerade auch schimpften und sie eigentlich nur noch darauf wartenden, erst einmal entlassen zu werden.
 

"Gut, wir verstehen uns. Ich händige ihnen jetzt Pläne des Geländes aus. Ihre Zimmer und andere wichtige Informationen sind dort verzeichnet."

Crawford erhob sich und übergab jedem der Reihe nach einen Zettel, bei dem Telepathen warf er einen kurzen Blick in kalten, grünen Augen, ignorierte ihn dann aber wieder.

Er hatte heute Morgen eine Vision gehabt, in der er den Orangehaarigen mit der kühlen Miene bereits gesehen hatte. Der junge Mann wirkte in der Tat sehr distanziert, aber Brad wusste, dass die wenigsten Menschen hier sich so gaben, wie sie wirklich waren. Und gerade dieser hier strahlte ein beunruhigendes Gefühl aus. Dennoch hoffte er, keine größeren Probleme mit dem Telepathen zu bekommen, denn das würde ihm jetzt gerade noch fehlen.

"Wenn dann keine weiteren Fragen mehr sind, können sie wegtreten."
 

Auch, wenn er es besser wissen sollte, manchmal kam noch immer sein jugendlicher Leichtsinn durch und als ihn die emotionslosen, schwarzen Augen anblickten, streckte Schuldig wie von selbst seine mentalen Fühler aus, versuchte, in den Kopf des Schwarzhaarigen durchzudringen. Aber es war zwecklos, war er doch schon viel zu müde und der andere anscheinend bestens gerüstet, auch wenn er schon stärkere Barrieren erlebt hatte.

So zog sich der Jüngere schnell wieder zurück, griff stattdessen einfach nur den Zettel, bevor er sich mit den anderen umwandte und, ohne noch ein Wort zu verlieren, verließen sie das Büro.

Draußen wartete wieder der ältere Mann und wortlos wurden sie zu ihren Zimmern geführt, in denen ihr Gepäck schon stand, was sie hatten mitnehmen dürfen.

Und auch hier wusste es der Deutsche eigentlich besser und doch war der Ruf zu verlockend, dass er einfach nur in das weiche Bett fiel und keine Sekunde später in einen tiefen Schlaf gefallen war.
 

~~~~
 

Mit hallendem Schritt durchquerte Crawford die einheitlichen Gänge, deren Böden so gewienert waren, dass man sich darin spiegelte. Zielstrebig und entschlossen steuerte er Zimmer 266 an, wo, wie er jetzt schon für sich beschloss, sein zukünftiges Problemkind zu finden war.

Als Teamleiter dieses Abschnitts, der Einheit B 21, hatte er mit einer Chipkarte Zugang zu allen Zimmern der hier hausenden Mitglieder. Somit verschaffte er sich ohne Probleme Zugang zu dem Zimmer des Deutschen und fand diesen schlafend in seinem Bett vor.

Er positionierte sich vor dem Bett und sprach mit normal lauter, aber eindringlicher Stimme: "Ich weiß nicht, ob ich mich richtig ausgedrückt habe, aber ich rate dir dringend, dich hier an die Regeln zu halten."
 

In den dunklen Tiefen der Bewusstlosigkeit gefangen, drang unterbewusst eine Präsenz zu dem Telepathen durch, die er nicht kannte und im ersten Moment Angst machte. Sie war unheimlich... stark und dominierend. Er kannte solche Präsenzen und sie alle hatten ihm immer nur Angst gemacht.

Und sie hatten einen Einfluss auf den Deutschen, die diesem unheimlich war. Sie rissen ihn wieder zurück in die Realität, immer weiter von der Ruhe weg, die er so extrem nötig hatte.

Leise gequält stöhnend, wälzte sich Schuldig auf den Rücken, versuchte, seine bleischweren Lider zu heben, was ihm nur nach und nach gelang und unangenehm stach das grelle Licht in seinen Augen, das das Dröhnen in seinem Kopf noch verstärkte. Und erst nach einer kleinen Ewigkeit drangen die Worte zu ihm durch, die keinen Widerspruch duldeten.

Aber noch immer war der Telepath nicht aufnahmefähig, schloss nur wieder die Augen, auch wenn er versuchte, dem erneuten Drang nachzugeben, wieder abzudriften.
 

Brad Crawford hätte am liebsten geseufzt, aber etwas Derartiges konnte er sich nicht erlauben. Er war Teamleader, er konnte sich keine Zeichen von Schwäche erlauben.

"Schuldig! So heißt du doch?! Ich sage es noch einmal, hier erwarten wir höchste Disziplin und wer sich nicht dran hält, der muss die Konsequenzen tragen können."

Seine Stimme war ein wenig lauter und bestimmter geworden, so, wie es sein musste. Er sah zwar, dass der andere mit sich kämpfte, wusste aus seinen Studien, dass Telepathen extrem sensibel waren und mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, die man nur sehr schwer verstehen und nachvollziehen konnte, wenn man es nicht selbst erlebte, aber er konnte, durfte keine Rücksicht nehmen. Denn auch er hatte die Spielregeln zu befolgen...
 

"Halt die Luft an!" platzte es ungestüm aus dem Telepathen raus, ohne dass er es noch aufhalten konnte. In dem Zustand, in dem er sich jetzt befand, war gar nicht gut Kirschenessen mit ihm und einige seiner früheren Mitbewohner in der Anstalt hatten das auch immer am eigenen Leib erfahren müssen.

Aus Erfahrung wusste der Deutsche, dass er sich eigentlich zurückzuhalten hatte, dass er Respekt zu haben hatte. Aber sein loses Mundwerk hatte ihn schon immer in Schwierigkeiten gebracht und diesmal sah es nicht anders aus. Doch das war ihm im Moment so ziemlich egal.

Sein Schädel dröhnte, wenn er die Augen öffnete, drehte sich ihm alles und schlecht war ihm auch. Nein, das war gar kein guter Zeitpunkt, um sich mit ihm anzulegen und den Starken zu markieren. Und in diesem Zustand gab es noch eine Nebenwirkung, die Schuldig einfach noch nicht unter Kontrolle hatte.

Er konnte seine Fähigkeit nicht mehr vollständig beherrschen und ohne so recht zu merken, was er tat, streckten sich seine Fühler nach der mentalen Präsenz des Amerikaners aus und rüttelten kräftig an dessen Barriere.
 

Brad hielt für einen Moment die Luft an, stieß sie aber geräuschlos wieder aus. Er beobachtete die Gestalt mit den noch immer geschlossenen Augen vor ihm. Schuldigs Stirn zog sich zusammen und eine bewegte Mimik war zu sehen. Mit einem Mal spürte Brad einen seltsamen Druck in seinem Kopf, ein schwer zu beschreibendes Gefühl, das ihn sehr irritierte und mehr als unangenehm war.

Der Telepath versuchte offenbar, seine Gedanken zu lesen und für einen Moment bekam Brad Crawford einen leichten Schreck, den er aber schnell durch rationales Denken verdrängte. Er konzentrierte sich stark, um sich weiterhin abschirmen zu können.

Schnell meinte er: "Ich werde darüber Bericht erstatten müssen."

Mit diesen knappen Worten drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Raum etwas zu hastig. Innerlich verfluchte er sich, dass er noch so wenig Erfahrung mit solchen Situationen und speziell mit Telepathen hatte.
 

Schuldig bekam nur noch mit, wie sich die dominante Präsenz wieder entfernte, die für einen Moment geschwankt und etwas preisgegeben hatte, das er nicht erwartet hatte. Furcht.

Doch lange konnte er nicht darüber nachdenken, schnaubte er nur leise auf die nüchternen Worte, dann wälzte er sich wieder auf die Seite und sein geschundener Geist suchte im Schutz der Ohnmacht nach Ruhe.

Aber lange war ihm dies nicht vergönnt, hatte der Amerikaner seine Drohung, die eigentlich auch keine war, wahr gemacht und jetzt musste der Deutsche die Konsequenzen tragen.

Von mächtigeren Telepathen wurde Schuldig bestürmt, sein Geist gewaltsam wieder in das Hier und Jetzt gezerrt, ohne Rücksicht auf Verluste. Und neben der schweren körperlichen Belastung, die schon fast an Folterung grenzte, wurde sein Geist noch mehr strapaziert, seine Fähigkeit bis ins letzte ausgemerzt, bis er nur noch eine willenlose Puppe war, die sich nicht mehr wehren konnte, egal, was er tat.

Und auch, wenn Schuldig diese Bestrafung schon bekannt genug war und er wusste, dass es sinnlos war, so wünschte er sich doch die ganze Zeit über, dass es einfach nur aufhören sollte.
 

~~~~
 

Zwei Tage waren nun seit der Ankunft der Neuzugänge vergangen und Schuldig hatte bis jetzt an keiner Aktion teilgenommen. Und Brad wusste nur zu gut, warum.

Er wusste genau, was geschah, wenn er einen Regelverstoß meldete, wusste, was mit Insassen geschah, die sich nicht korrekt verhielten. Er selber hatte es auch schon zu spüren bekommen, so wie jeder hier es früher oder später erfuhr, nur unterschied er sich von den anderen in dem Punkt, dass er den Entschluss gefasst hatte, alles daran zu setzen um derartige Erfahrungen in Zukunft zu vermeiden und das war auch der Grund, warum er jetzt auf der Seite hinter dem Schreibtisch stand und die anderen ihm gegenüber. Er war Teamleiter und sie nicht.

Welche Behandlung genau ein Telepath erleiden musste, wusste er nur aus Berichten und dem, was die Höhergestellten manchmal erzählten und er wusste, dass es grausam war. Aber deswegen durfte er kein Mitleid zeigen.

Erneut nahm er an diesem Tag den Weg zu Schuldigs Zimmer auf, öffnete es ohne ein Wort und trat ein.

"Guten Morgen. Ich bin gekommen, weil ich davon ausgehe, dass du wieder einsatzbereit bist oder irre ich mich da?" Diese Frage war nicht wirklich eine, Schuldig hatte nach diesen eingeräumten zwei Tagen einsatzbereit zu sein und das wusste er.
 

Klopfte der Kerl eigentlich nie an?! war Schuldigs erster Gedanke, als er die Präsenz des Amerikaners hinter sich spürte, die er schon besser kannte, als ihm lieb war. Aber diesmal war er so klug, dies nicht laut auszusprechen, saß ihm doch die letzte Strafe noch tief in den Knochen und war noch immer präsent in seinen Gedanken. Aber er wusste, dass er nicht wirklich daraus gelernt hatte. Früher oder später würde sein Mundwerk wieder schneller als sein Gehirn sein.

Aber er war froh, wenigstens die beiden Tage zugesprochen bekommen zu haben, die er in einem Zustand zwischen Wachsein und tiefer Ohnmacht verbracht hatte. Aber es hatte ihm gereicht. Seine Barrieren waren wieder da, die ihm gewaltsam entrissen worden waren.

So griff er noch nach seinem Stirnband, das schon früh zu seinem Markenzeichen geworden war, um seine wilde Mähne etwas zu bändigen, legte es sich um, bevor er sich umdrehte. Diesmal war sein Blick wieder kalt, zeugte nichts von seinen Gedanken und dem, was er hatte ertragen müssen.

Und es folgte auch nur ein stummes Nicken auf die rhetorische Frage.
 

Der Deutsche war offenbar wieder auf dem Damm, dazu musste Crawford nicht einmal in die Augen des anderen sehen, allein seine Haltung sagte schon genug aus. Er fragte sich, was dieser Mann wohl im Kampf zu vollbringen im Stande war.

"Wir haben gleich eine Kampfsimulationsübung im Plan. Im Raum S-872 findet jetzt eine Teambesprechung statt, in 45 Minuten begeben wir uns dann in das Übungsgelände. Ich möchte sehen, was ihr alle drauf habt. Und ich erwarte, dass man sich an die Regeln hält", betonte er noch einmal, drehte sich dann weg und bedeutete Schuldig, ihm zu folgen.

Viel würde er wohl nicht zu sehen bekommen, so wie er den Haufen bis jetzt einschätzte, waren sie genau solche langweiligen Stümper wie alle anderen hier auch. An niemandem von den sechs Neuen hatte er etwas wirklich Außergewöhnliches bemerkt, sie waren alle so mürbe geworden, dass sie sich damit zufrieden gaben, nur ein kleines Rädchen im Getriebe zu sein.

Unter Umständen war es mit diesem Schuldig hier nicht anders, nur, weil er sich gesträubt hatte, hieß das nicht, dass er etwas Besonderes war. Vielleicht war er auch einfach nur dumm oder neigte zu Selbstüberschätzung. Aber das würde sich zeigen.
 

Schuldig konnte es sich nicht verkneifen, mit den Augen zu rollen, doch das sah der verstockte Ami vor ihm ja nicht. Aber es nervte einfach, immer wieder zurechtgewiesen zu werden. Er war ja kein kleines Kind mehr, nur manchmal neigte er eben dazu, erst zu handeln und dann zu denken. Das war schon immer sein Problem gewesen, aber er hatte sich auch damit abgefunden, die Strafen zu ertragen.

Irgendwann würde seine Zeit bestimmt kommen und dann wäre er frei und sein eigener Herr. Diesen Traum hatten ihm auch die anderen Telepathen noch nicht nehmen können.

So folgte der orangehaarige Deutsche Crawford zum Besprechungsraum, die Hände dabei in den Hosentaschen vergraben und alles andere als eine respektvolle Haltung innehabend. Aber das war ihm auch egal. Die konnte ihm alle mal den Buckel runterrutschen!
 

Im Besprechungsraum warteten die anderen Teammitglieder bereits an einem runden Tisch. Brad wies Schuldig an, sich dazu zu setzen und stellte sich ihnen allen gegenüber.

"Heute ist eine Übung für unseren Trupp angesetzt, in dem eure Fähigkeiten im Kampf beobachtete werden. Es wird eine Situation simuliert, in der ihr innerhalb eines Zeitlimits ein Gebäude stürmen und einen Koffer unbeschadet hinausbringen sollt. Dabei ist der Trupp A 21 euer Rivale, zusätzlich befinden sich Fallen und Hindernisse im Gebäude, die es zu überwinden gilt. Seht zu, dass ihr den Koffer zuerst in euren Besitz bringt. Es gibt nur eine Regel zu befolgen: Keiner eurer Gegner darf getötet oder lebensgefährlich verletzt werden. Achtet also darauf, wie ihr eure Kräfte einsetzt, das ist nämlich Teil der Übung."

Dabei warf er für den Bruchteil einer Sekunde einen kurzen Blick zu Schuldig hinüber, sah dann wieder auf seine Akten.

"Wenn es keine Fragen mehr gibt, machen wir uns auf den Weg."
 

Nach außen blieb Schuldig regungslos und verriet damit nicht seine mürrischen Gedanken. Dabei hatte er gehofft, sich mal ein bisschen auslassen zu können. Nein, jetzt musste er sogar Rücksicht nehmen. Wie öde. So ignorierte er auch den Blick des Amerikaners, den er genau auf sich spürte und ließ seinen über die anderen Anwesenden schweifen, die alle hochkonzentriert und verkrampft dasaßen. Na das konnte ja wirklich heiter werden...

So erhoben sie sich alle und mit lässiger Haltung folgte der Deutsche der kleinen Gruppe, die sich zu dem Übungsgelände auf den Weg machte.

Es war nicht mehr als ein altes Haus, das schon recht baufällig wirkte, aber noch immer seine Dienste tat. Was sie zu tun hatten, stand ja fest und so wurde noch schnell ihr Vorgehen koordiniert, wer wo lang zu gehen hatte und wo nach diesem blöden Koffer suchen sollte, damit sie sich nicht in die Quere kamen. Dann stürmten die jungen Männer jeweils in Zweiergruppen das Gebäude und auch Schuldig verdrängte alle Gedanken, die nicht hierher gehörten.

Schließlich war er kein Dummkopf und wusste, was auf dem Spiel stand.
 

Brad befand sich in einer Gruppe mit Schuldig, das war bereits von oben befohlen worden, da man sich einig war, dass dieser Telepath das größte Potential von allen aufwies. Brads eigene Aufgabe bei der ganzen Aktion war weniger die aktive Teilnahme an der Übung, sondern das Beobachten. Zusätzlich waren im ganzen Haus Kameras installiert, durch die die Aktionen der Teilnehmer genau beobachtet wurden.

Schuldig und er waren durch einen scheinbar unbewachten Hintereingang eingedrungen. Brad klopfte sich Staub von der Hose und ging unbeteiligt hinter dem anderen her.

"Lass dich von mir gar nicht stören, mach ruhig, was du für richtig hältst. Ich greife nur ein, wenn ich es für nötig erachte, ich bin quasi gar nicht da."

Damit kamen auch schon zwei Männer aus ihrem Versteck gesprungen und richteten ihre mit Farbpatronen geladenen Gewehre auf Schuldig.
 

Schuldig konnte sich nur mit Mühe und Not ein Schnauben verkneifen. Als wenn er auf den blöden Ami Rücksicht genommen hätte! Hier war schließlich jeder für sich selber zuständig, das musste nicht noch extra betont werden.

So konzentrierte sich der Deutsche nur auf die beiden Gegner vor sich und drang ungeniert in deren Köpfe vor, um sie blitzschnell dazuzubewegen, sich selbst mit der Farbe zu beschießen. Und genauso ungerührt lief er weiter, die dunklen Flure entlang, immer auf der Hut vor den Gegnern und Fallen, die überall angebracht waren.

Es war schon sehr schade, dass er sich hier zurückhalten musste, aber der Telepath hielt sich diesmal lieber dran, denn mit der Bestrafung für so einen Regelbruch wollte er sicher nicht konfrontiert werden. Er hing trotz allem noch sehr an seinem Leben und seinem stillen Traum, einmal sein eigener Herr zu sein.

So dauerte es nicht lange, bis Schuldig und vier der anderen an dem Versteck anlangten und das Zielobjekt in ihr Gewahrsam bringen konnten. Doch damit ging es eigentlich erst richtig los und mit einem vorfreudigen Grinsen stürzte sich der Orangehaarige in das Getümmel.
 

Brad blieb in stillem Abstand und beobachtete Schuldigs Kampfverhalten sehr genau. Er selber wurde nicht angegriffen, hatte also alle Ruhe. Recht schnell wurde Schuldig mit seinen Gegnern fertig, was sein Beobachter zufrieden registrierte. So konnte er den nächsten Übungsschritt einleiten, den er im Übrigen selbst entwickelt hatte.

Er drückte den Knopf einer Fernbedienung und plötzlich öffnete sich eine Tür, aus der drei intelligente Roboter gefahren kamen, die ihre Kanonen auf Schuldig richteten, auch wenn es freilich nur Farbgewehre waren.

"Nun, Schuldig, was tust du jetzt? Deine Gedankenkontrollen wird dir bei diesem Hindernis nicht helfen", rief Brad ihm zu.

Was würde der Telepath machen?
 

Irgendwie hatte Schuldig schon mit so etwas gerechnet, auch wenn eher unbewusst. Aber das war bisher alles zu glatt gegangen. Anscheinend wollte man ihm noch eine Lektion erteilen und ihn demütigen, indem man glaubte, er würde sich nur auf seine Gabe verlassen und selber keine Ahnung vom Kämpfen haben. Aber so leicht gab er sich nicht geschlagen.

Eine Sekunde blieb ihm, um die Lage zu peilen, dann setzten die Roboter zum Angriff an. Der Deutsche konnte den ersten Farbkugeln durch seine Schnelligkeit ausweichen und dem wenigen, akrobatischen Können, das er sich angeeignet hatte und ihn in der Lage sein ließ, ein paar Rückwärtssaltos zu machen, die ihm die Chance gaben, die Blechkameraden etwas zu umgehen und sich hinter einen davon zu schieben, der auch prompt getroffen wurde. Aber noch mal würde das nicht klappen, dessen war sich der Telepath auch sicher.

Und so wandte er sich den übrigen zu, mit denen er vor ein paar Tagen angekommen war, wobei die beiden Telekineten und der Wünschelrutenführer schon außer Gefecht waren. Aber auf die hatte es Schuldig gar nicht abgesehen.

Stattdessen schaffte er es, den beiden Robotern und ihren Angriffen auszuweichen und gleichzeitig den Elektrofutzi, dessen Namen er sich nicht merken konnte, davon in Kenntnis zu setzen, was dieser tun sollte. Schließlich kam es hier auch auf Teamarbeit an und so sehr der Orangehaarige diese nicht mochte, so musste er sich diesmal drauf verlassen.

Und er wurde zum Glück verstanden und mit vereinten Kräften gelang es ihnen zumindest am Ende zu dritt aus dem Gebäude zu entkommen, die Gegner besiegt und den Koffer in ihrem Gewahrsam.
 

Brad musste sich eingestehen, dass diese Situation perfekt gemeistert worden war. In der Tat gegen seine Erwartungen hatte der deutsche Telepath sich tatsächlich als teamfähig erwiesen.

Draußen auf dem Gelände hielten sie inne. "Gut, Gentlemen, scheint so, als hätten sie die Aufgabe mit Bravour bestanden. Ich frage mich, was wohl in dem Koffer ist."

Der dritte in ihrem Bunde kniete sich sofort vor den Koffer und öffnete ihn. Automatisch platzte eine große Farbpatrone auf und besudelte den Mann von oben bis unten. Brad Crawfords Miene blieb ausdruckslos.

"In diesem Moment ist dein Körper in tausend Stücke zerfetzt worden. Regel Nr. 1, in solchen Situationen niemals ohne vorherige Prüfung einen solchen Gegenstand öffnen, zweitens, was noch viel wichtiger ist, SCHNÜFFELE NIEMALS HERUM, OHNE DEN BEFEHL DAFÜR ZU ERHALTEN. Das gibt für heute Minuspunkte."

Damit warf er auch Schuldig einen warnenden Blick zu.

Er erteilte diese Warnung auf eigene Faust hin. Denn er wusste, würde jemand von ihnen durch eine solche Situation auf etwas stoßen, wovon er nichts wissen durfte, wie Dokumente oder ähnliches, würde die Organisation keinen Moment zögern, ihre eigenen Leuten zu eliminieren.

"Ich sage es euch im Guten, stellt niemals unnötige Fragen."

Auch er selber fragte nie. Wenn es einen Auftrag gab, führte er ihn aus. Er wusste nicht, warum die Menschen, die er zu eliminieren hatte, sterben mussten, welche Gründe es gab, ob es überhaupt welche gab. Und nur deshalb war er noch am Leben.
 

Schuldigs erster Impuls war es, den blöden Kerl von Geisterseher zu warnen, kam aber zu spät und musste sich glatt ein gehässiges Grinsen verkneifen. Na der hatte es ja auch nicht anders verdient. Wie konnte man auch so blöd sein?!

Auf die Warnung des Amerikaners aber schnaubte der Orangehaarige leise und verdrehte leicht die Augen. Als wenn er so blöd war, in irgendwelchen Köpfen rumzuschnüffeln! Okay, manchmal waren seine mentalen Fühler schneller als sein Verstand, aber das war schon nicht mehr sehr häufig und meistens kratzten sie auch nur an der Oberfläche. Und die, die wirklich was Interessantes wussten, konnten ihn ja blocken. Und wenn nicht, war es denen ihre eigene Schuld.

So wandte der Deutsche nur beinahe gelangweilt den Blick ab, wartete eigentlich nur darauf, dass sie entlassen wurden und er sich eine erholsame Dusche gönnen konnte.

Ob er keine Fragen mehr stellte, konnte er sich selber zwar auch nicht versprechen, aber das würde sich ja zeigen und seinen Tod heraufzubeschwören, hatte er sicher noch nicht vor. Dafür hatte er einfach zu sehr sein Ziel vor Augen, auch wenn er absolut noch keinen blassen Schimmer hatte, wie er das bewerkstelligen sollte.

Aber kam Zeit, kam Rat.
 

Brad musterte den deutschen Telepathen und meinte kühl: "Das mit dem Augenverdrehen habe ich

gesehen. Ich rate dir, so etwas in Zukunft zu unterlassen, wenn du keine Schwierigkeiten willst."

Dann meinte er ans Team gewandt: "So, für heute seid ihr entlassen, ruht euch aus, morgen steht ein Auftrag an."

Alle setzten sich erleichtert in Bewegung, aber als auch Schuldig Anstalten machte, das Feld zu räumen, hielt Brad ihn zurück. "Oh nein, das gilt nicht für dich. Du und ich haben gleich noch einen speziellen Auftrag zu erledigen. Ich erwarte dich in einer halben Stunde auf dem Parkplatz, die Erlaubnis zum Verlassen des Gebäudes für dich wurde bereits erteilt. Verspätung ist inakzeptabel."
 

Diesmal musste sich Schuldig wirklich beherrschen, nicht noch mal 'gegen die Regeln' zu verstoßen. Er hatte ja gewusst, dass er sich mit dem blöden Ami nicht so schnell grün werden würden, aber jetzt würde das wohl nie was werden. Dafür konnte er den eingebildeten Fatzke absolut nicht leiden. Und noch weniger, als er hörte, dass er nicht mal eine Pause hatte, sondern schon wieder rumgejagt wurde. Das war ja so was von ätzend!

Aber auch diesmal sagte der Telepath nichts, sah nur für einen Moment in die kalten, grauen Augen, bevor er sich dennoch abwandte. Wenigstens etwas ausruhen würde er sich ja können und auch etwas frisch machen. Dafür reichte eine halbe Stunde schon noch.

Insgeheim fragte sich der Deutsche zwar, was das für ein Auftrag war, aber er hatte noch von der letzten 'Maßregelung' genug, dass er jetzt seine Klappe hielt und es nicht auf einen neue Verwarnung ankommen lassen wollte. Er würde es ja noch früh genug erfahren.

So fand sich Schuldig auch wirklich eine halbe Stunde später auf dem Parkplatz ein, wie es Crawford von ihm verlangt hatte. Ja, er konnte auch mal pünktlich sein, wenn er wollte.
 

"Ach, der Herr kann also auch mal pünktlich sein, wenn er will", entschlüpfte es Brad, als der Telepath zur vereinbarten Zeit auftauchte.

Aber sofort straffte er sich und kam zur Sache: "Wir werden jetzt in ein Café fahren. Dort wird im Laufe des Nachmittags unsere Zielperson von morgen auftauchen, ein Mitglied des Senats und sich mit einer jungen Frau, unserem Lockvogel, treffen. Und du wirst in seinem Kopf die Informationen seines morgigen Tagesplan ziehen und wann er in seiner Villa auftauchen wird, wo wir ihm auflauern."

Damit öffnete er die Tür des Wagens, den er zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Ein Cadillac... angewidert rümpfte er die Nase. Wenn er jemals selbst würde bestimmen können, welches Vehikel er fuhr, dann würde es ein BMW sein... in weiß. Oh ja. Fast schon träumerisch setzte er sich hinters Steuer.
 

Schuldigs Miene hatte sich bei den sarkastischen Worten nicht bewegt, die einfach an ihm abprallten. Es war bei weitem nicht die erste Stichelei, die er hören musste und es würde nicht die letzte sein. Das war ihm egal, das hatte nichts zu sagen. Er wusste, was er wert war und das reichte ihm.

So lauschte er ungerührt den Instruktionen, auch wenn er es nicht ausstehen konnte, als Informationsbeschaffer missbraucht zu werden. Das war nun wirklich nicht auf seiner Wellenlänge. Aber natürlich hatte er keine andere Wahl, was ihn innerlich nur leise fluchen ließ.

Um sich etwas abzulenken, streckte der Deutsche dann aber einfach etwas seine mentalen Fühler aus, während sie in den Wagen stiegen und musste sich glatt ein Grinsen verkneifen, auch wenn es um seine Mundwinkel herum zuckte. Na wenn das nicht mal ein Bild war, wie der Ami doch tatsächlich glaubte, mal in seinem BMW über den Highway zu rasen. Da konnte dieser aber noch lange von träumen!

Die ganze Fahrt über sah Schuldig aber aus dem Fenster, hing seinen eigenen Gedanken nach, während er nicht versuchte, einmal seine blöde Gabe zu verfluchen. Sie war ja nicht schlecht, wenn die ganze Anstalt, Organisation und alles andere nicht wären.

In dem Café suchten sie sich dann einen Tisch, der etwas in einer Ecke stand und von wo aus sie dennoch einen guten Überblick über den ganzen Raum hatten und während der Orangehaarige an seinem Kaffee schlürfte, tasteten seine mentalen Fühler etwas im Raum umher.
 

Brad bestellte sich ebenfalls einen Kaffee. Die erwartete Person war noch nicht da und ließ ganz schön auf sich warten.

Nachdem bereits 15 Minuten vergangen waren, meinte Brad: "Es wäre besser, wenn wir uns unterhalten, wenn wir uns hier nur schweigend gegenüber sitzen, sehen wir verdächtig aus."

Er überlegte kurz. Die Situation war ihm nicht besonders angenehm, er war es nicht gewohnt, mit Leuten fröhlich plaudernd im Café zu sitzen, aber das hier war ein Job und ein Job musste perfekt erledigt werden.

"Du kommst also aus Deutschland, nicht wahr?"
 

Nicht wirklich intelligent sah Schuldig zu seinem 'Boss' und war wirklich versucht, ob dessen Frage wieder mit den Augen zu rollen. Schließlich stand das doch in seiner blöden Akte. Aber irgendwo hatte der Ami auch Recht, denn es wäre wirklich etwas seltsam, wenn sie sich bloß anstarren würden, obwohl alle anderen auch quatschten.

Wenn er sich anstrengte, hätte er ihre Person gegenüber den anderen ja verschleiern können, aber das wäre wohl noch auffälliger gewesen. Und das wollten sie ja vermeiden.

So ging der Telepath auf das kleine Gespräch ein, erzählte etwas von seiner Heimat, wenn auch nur uninteressante Dinge, die er sich komischerweise trotzdem noch immer gemerkt hatte. Dabei achtete er aber immer noch auf seine Umgebung und als nach weiteren zehn Minuten endlich ihre Zielperson eintraf, gab der Deutsche Crawford ein kleines Zeichen, während er schon in dem Kopf des Senatsmitgliedes anfing, zu wühlen und sich das Wichtigste raus zu ziehen.
 

Brad trank seinen Kaffee, schaute dabei unauffällig in Richtung ihres Opfers und zu der Frau, die bei ihm war. Sie war eine Agentin und hatte es offenbar geschafft, das Vertrauen des Mannes zu gewinnen.

Als Schuldig mit seiner Arbeit fertig war, was kaum ein paar Minuten gedauert hatte, bezahlte Brad in aller Ruhe. "Gut, dann wäre die Arbeit ja für heute erledigt. Ich denke, wir können uns auf den Weg machen."

Er wies Schuldig an, ihm zu folgen. Zusammen überquerten sie den Parkplatz und Brad machte sich daran, dass Auto aufzuschließen. Wie gerne hätte er doch ein Automatikschloss... Ja, einen BMW, wenn, mit Automatikschloss. In weiß. Das wär was.

"Damit wäre für den Auftrag morgen alles geregelt. Für heute... Argh!"

Mit einem Mal ergriff Crawford seinen Kopf mit einer Hand und stöhnte gequält auf, während er sich mit der anderen auf der Motorhaube abstützte, um nicht in die Knie zu sinken.
 

Mit unbewegter Miene war Schuldig dem Amerikaner gefolgt, nur um seine Langeweile nicht zu zeigen. Er ging zwar nicht davon aus, dass der Auftrag leicht wurde, zumal ja auch scharf geschossen wurde, aber so was hatte er ja schon ein paar Mal erledigt. Eigentlich konnte er sich ja nur freuen, denn so konnte er sich mal wieder richtig austoben. Das war doch was!

Um sich aber etwas davon abzulenken - denn über einen Auftrag nachzudenken, brachte nie was gutes mit sich - horchte er sich wieder etwas mit seiner Gabe um und blieb mal wieder an Crawford und dessen Wunsch von einem neuen Wagen hängen, der den Deutschen grinsen ließ.

Also auf Ideen kam der Typ! Aber lustig war die Vorstellung schon, die sich in dem sonst so unterkühlten Älteren abzog.

Doch mit einem Mal verzog selbst der Telepath das Gesicht, als eine Flut von Bildern ihn regelrecht aus dem Kopf des anderen schmiss, was aber wohl nichts gegen das war, was der andere grad durchmachen musste. Schnell war Schuldig neben den Schwarzhaarigen getreten und stützte diesen leicht, war aber so schlau, um nicht noch mal in dessen Kopf nachzusehen.

Er hatte zwar davon gehört, dass ihr Boss ein Orakel sein sollte, aber dass dessen Visionen diesen so hart trafen, damit hatte er nicht gerechnet.
 

Es dauerte kaum zwei Minuten, aber Brad kam es wieder mal wie eine Ewigkeit vor, als sich sein ganzer Körper verkrampfte und er von seiner Umgebung nichts mehr wahrnahm. Nur schemenhaft registrierte er, wie Schuldig zu ihm kam und ihn stützte.

Verdammt, warum bekam er das nicht besser in den Griff?! Wie erniedrigend, vor seinem Untergebenen!

So schnell, wie der Anfall begonnen hatte, war er auch plötzlich wieder abgeklungen. Er atmete schwer und versuchte langsam, seinen verkrampften Körper wieder zu entspannen, während er die Bilder, die er gesehen hatte, schon interpretierte.

Sie würden sich beeilen müssen und der Zentrale Bescheid sagen. Er entzog Schuldig rasch seinen Arm, richtete seine Haare und versuchte dabei, so gelassen wie möglich zu wirken, obwohl sein Herz noch immer klopfte.

"Entschuldige, das kann schon mal vorkommen, ist nichts dabei."

Da er aber nicht genau wusste, was der Deutsche über seine Fähigkeit wusste, bestand wohl Erklärungsbedarf. "Ich bin ein Orakel, ich bekomme manchmal Visionen. Noch Fragen?"

Wütend über sich selber stieg er ins Auto ein. Hatten die verdammten Ärsche von Wissenschaftlern nicht mal gesagt, es bestünde eine Möglichkeit, die Sache in den Griff zu bekommen, vielleicht sogar irgendwann mal zu steuern?! Wozu übte er denn jeden Tag, wenn ihn diese verdammten Visionen

immer noch attackenartig überkamen?!

Er ließ den Motor aggressiv aufheulen.
 

Mehr, als auf die Frage den Kopf zu schütteln, traute sich Schuldig nicht wirklich, wie er zugeben musste. Eigentlich war es ja richtig ironisch, dass erst so was passieren musste, bis er mal eine andere Reaktion von dem Ami bekam, außer dessen unterkühlten Sarkasmus. Also hatte er doch nicht falsch gelegen mit seiner Erinnerung.

Dennoch stieg er wortlos ein und schnallte sich an, musste doch leicht in sich hineingrinsen, als Crawford gleich so aufs Gas trat. Aber er würde sich einen Kommentar verkneifen, genauso wie die Frage, was der andere denn gesehen hatte.

Der Deutsche wusste, dass das gefährlich für ihn werden könnte, wenn er zu neugierig war, auch wenn der Drang groß war. Aber wenn es etwas war, das sie und die anstehende Mission betraf, würde er es ja noch früh genug erfahren.

So sah er einfach nur weiter aus dem Fenster, während er noch mal die Angaben durchging, die er dem Senatsmitglied entzogen hatte. Auf alle Fälle würde er noch zu seinem Spaß kommen, da war er sich sicher.
 

Der Verkehr war dicht und als sie zum vierten Mal an einer verstopften Kreuzung standen, gab Brad die Aussicht auf, innerhalb einer annehmbaren Zeit im Quartier anzukommen. Also griff er zu seinem Handy, während sie an einer Ampel standen.

Sonst hätte Brad es natürlich nicht getan, denn während des Fahrens war telefonieren zu Recht verboten und er hielt sich an solche Dinge, denn das Gesetz musste man achten. In der Tat wäre Brad Crawford der perfekte, gesetzestreue Bürger gewesen -er überquerte noch nicht einmal nachts eine leere Strasse bei rot. Wenn es nun mal nicht sein Job wäre, Leute zu killen...

Er wählte eine Nummer aus dem Kopf und erreichte sofort den richtigen Gesprächspartner. "Ja, Crawford hier. Einer kleinen Eingebung zufolge wird es wohl ein kleines Problem mit unserer Informantin geben. Wenn ihr nichts unternehmt, wird sie vermutlich in zwei Stunden tot sein. ihre Tarnung wird auffliegen und somit vermutlich die ganze Mission morgen."

Die Stimme am anderen Ende erwiderte nur monoton, dass man sich darum kümmern würde und sofort wurde aufgelegt. Wütend schaltete Brad das Handy aus und warf es auf den Rücksitz.

Natürlich, man würde sich darum kümmern! Man hatte es aber natürlich nicht nötig, ihn mit einzubeziehen oder ihm irgendwas mitzuteilen. Die Sache wurde geregelt und er vor vollendete Tatsachen gestellt. Entweder die Frau starb oder eben nicht, entweder platzte die Mission oder nicht, er hatte keinen Einfluss darauf.

In einem Anflug von Sarkasmus dachte er, dass sie die Frau wahrscheinlich sogar sterben lassen würden, wenn dadurch nicht zufällig der Plan gestört wurde.

"Dieser verdammte Drecksladen!" entfuhr es ihm versehentlich. Immer noch steckten sie im dicksten Stau und kamen nicht vom Fleck. Mit einer Hand rieb er sich gereizt über die brennenden Augen. Verdammte Kontaktlinsen, er vertrug die Dinger einfach nicht, obwohl er diese hier extra und für teures Geld hatte anfertigen lassen. Inzwischen war er derart schlechter Laune, dass es ihm mit einem Mal gar nichts mehr ausmachte, sich lauthals zu mokieren.

"Diesem Saftladen ist doch alles völlig egal, solange sie ihre Projekte durchziehen können! Natürlich, die haben den Staat im Nacken sitzen, aber ist das ein Grund, überhaupt nicht darüber nachzudenken, wie es den Mitarbeitern ergeht? Verdammt, man rackert sich ab und hat am Ende doch nichts erreicht!"
 

Diesmal konnte sich Schuldig nicht zurückhalten und musste doch grinsen, auch wenn er versuchte, es hinter seiner Hand zu verstecken. Aber das er so was mal erleben durfte! Sicher war das nur eine Ausnahme und würde einmalig bleiben. Doch er würde sich immer wieder dran erinnern können und etwas zum Lachen haben. Und das war doch schon mal viel wert.

Dass er diesen Ausfall vielleicht einmal gegen Crawford verwenden würden, daran dachte er eigentlich nicht. Auch, wenn man es dem Telepathen vielleicht nicht ansah, aber er war ziemlich verschwiegen und konnte auch was für sich behalten. Außerdem war ihm der Ami nach diesem Ausbruch sehr viel sympathischer, da er genauso dachte wie dieser. Und das war doch schon mal viel wert.

So war der Jüngere mal richtig wankelmütig und setzte sich auf, drehte sich zu dem Schwarzhaarigen und drehte einfach dessen Kopf etwas zur Seite, bevor er seine Hände an dessen Schläfen legte und einige Punkte gezielt massierte, die auch die Augen entspannten. Das ganze Rumgereibe von dem anderen ging ihm nämlich ziemlich auf den Senkel und noch standen sie ja auch im Stau.

"Reg dich wieder ab. Du kannst es doch eh nicht ändern und beschweren kannst dich ja wohl überhaupt nicht. Bist schließlich kein Kanonenfutter, das man einfach mal so mit einem Fingerschnippen den Haien zum Fraß vorwirft."

Eigentlich klang das gar nicht nach dem Deutschen, aber nüchtern betrachtet, hatte er es ja wohl noch beschissener als Crawford getroffen. Und er war schon immer ein recht Rationaldenkender Mensch gewesen, auch wenn er noch immer seine Schwächen hatte, die besonders aus einer viel zu großen Klappe bestanden. Aber das hieß ja noch lange nicht, dass er nichts in der Birne hatte.
 

"Pfoten weg!" schnappte Brad, als der unverschämte Telepath ihm am Kopf rumfummelte, obwohl

er sagen musste, dass es irgendwie gut getan hatte. Der Typ hatte wohl Ahnung davon. Aber das musste man als Telepath wohl auch, Kopfschmerzen standen hier wahrscheinlich an der Tagesordnung.

Er beruhigte sich langsam wieder und ließ sich in den billigen Kunstledersitz zurückfallen, die Hände ruhig auf dem Steuer ruhen lassend. "Ha, ich sag dir was, im Endeffekt kommt es nur darauf an, was die da oben gerade für Launen haben. Ich bin genauso eine Schachfigur wie du, nur mit dem Unterschied, dass ich so was wie der Läufer bin und du..." er musterte Schuldige einmal kurz, "...ein Bauer."

Fast schon musst er schmunzeln, verkniff es ich aber zum Glück. Humor gehörte zu den Eigenschaften, die er weitestgehend ablehnte. Im Grunde war es hochgefährlich, so über die Leute vom Institut herzuziehen, für so was konnte man schnell sprichwörtlich den Kopf verlieren. Aber dieser Schuldig -warum hieß er eigentlich so?- schien in etwa den gleichen Bahnen zu denken, das ging aus seinem etwas rebellischen Verhalten in den letzten Tagen hervor.

Die Frage war nur, ob er nur ein rebellischer Schwachkopf war oder ob vielleicht mehr dahinter steckte...

"Aber mehr, als das Spielchen mitzuspielen, kann man wohl nicht machen. Zumindest vorerst nicht."
 

Mit einem leisen Schnauben, dass er sich nun doch nicht verkneifen konnte, zog Schuldig seine Hände wieder weg, auch wenn er genau wusste, wie gut diese Behandlung tat. Schließlich brauchte er diese oft genug bei sich selber, da seine Barrieren teilweise noch immer zu schwach waren und besonders, wenn er gestresst oder müde war, ließen sie noch immer nach und bombardierten ihn mit den ganzen Stimmen, die manchmal ein echter Fluch waren. Und das brachte ihm oft genug Kopfschmerzen bis zur Migräne ein.

So lehnte er sich in seinem eigenen Sitz zurück, verschränkte die Arme vor der Brust, während er nach vorn sah und hoffte, dass sich die Autos einfach nur bewegten. Wenigstens ein Stück! Aber das schien ihm ja nicht vergönnt zu sein.

Auf die beinahe abfällige Bemerkung blieb der Telepath aber ruhig, genauso wie auf die Blicke. Er wusste, dass er in den Augen der Organisation nicht sehr viel mehr wert war als eine Fliege, die man ruhig zerquetschen konnte oder dem Feind zum Fraß vorwerfen. Was anderes hatte er auch gar nicht angenommen, auch wenn er nicht vorhatte, sich mit diesem Schicksal abzufinden. Dafür hing er doch etwas zu sehr am Leben, als es sich einfach so leichtfertig klauen zu lassen.

So sah er weiter unbeteiligt nach vorn, grinste aber still in sich hinein. "Hast wohl auch noch Pläne für die Zukunft?" fragte der Deutsche dann aber doch nach, sah kurz zu dem Schwarzhaarigen rüber, bevor sein Blick wieder nach vorn ging, als die Kolonne doch tatsächlich anrollte, wenn auch nicht weit.

Aber, zugegeben, irgendwie war er über das Gespräch froh. Crawford entpuppte sich nicht als so großes Arschloch, wie er noch am Anfang gedacht hatte und das war doch schon mal viel wert. Und wer wusste schon, ob ihm die Erkenntnisse, die er hier errang, nicht doch mal noch von Nutzen sein konnten?!
 

Auch, wenn Crawfords Intuition ihm sagte, dass Schuldig vermutlich keine Gefahr bedeutete, blieb er

vorsichtig. "Na ja, was heißt Pläne. Sagen wir, ich mache mir Gedanke um die Verbesserung meiner Lage."

Dass er im Grunde vorhatte, einen Weg zu finden, diesen Laden zu verlassen, sprach er besser nicht aus, man konnte nie wissen. Aber wenn er ehrlich mit sich war, ertappte er sich manchmal dabei, wie er noch ein Stück über das bloße Verlassen der Organisation hinausdachte...

"Aber was heißt -auch- Pläne für die Zukunft? Hast du etwa welche? Wenn dem so ist, rate ich dir, diese bloß für dich zu behalten. Wenn ich mitbekomme, dass jemand in meinem Team Ausbruchsversuche plant, sehe ich mich gezwungen, so etwas zu melden."

Er sah seinen Nachbarn mit einem durchdringenden Blick an. Dann aber zwinkerte er ihm kurz zu. "Allerdings habe ich gerade nichts gehört, genau so wenig wie du gehört hast, was ich über die Organisation gesagt habe, klar?"
 

"Schon klar", grinste Schuldig in seiner alten Manier, bevor er aber wieder nach vorn sah und sich einmal richtig durchstreckte. Zumindest sah es so aus, als wenn es gleich weiter gehen würde und das war doch schon mal was.

So sackte er wieder auf seinem Sitz zusammen und wünschte sich eine seiner Kippen her, die er aber dummerweise in seinem Zimmer vergessen hatte. Mist aber auch!

Dennoch konnte er sich ein kleines Grinsen auch weiterhin nicht verkneifen. Ja, der Deutsche hatte Pläne für die Zukunft und er hatte sie auch vor, umzusetzen, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen war. Und wenn er richtig annahm, würde Crawford vielleicht dabei ganz nützlich sein können.

Und wenn es nichts wurde, dann hatte sowieso sein letztes Stündchen geschlagen. Aber er wollte auch nicht weiter hier versauern, ohne es zumindest einmal versucht zu haben. Er hatte sich eben noch nie gut als Kanonenfutter geeignet. Und zu verlieren hatte er auch nichts mehr.

So sah Schuldig dabei zu, wie sich die Blechkolonne wieder in Bewegung setzte und sich endlich etwas aufzulösen begann. Es wurde auch Zeit!
 

~~~~
 

Eine geschlagene halbe Stunde später hatten sie es dann auch endlich geschafft und Schuldig und Brad gingen nach einer kurzen Verabschiedung ihre eigenen Wege.

Erst am Nachmittag des nächsten Tages trafen sie wieder zusammen. Die Raumbesprechung für den

abendlichen Auftrag stand an.

Crawford stand wieder vor den anderen an dem großen Tisch und erläuterte die Vorgehensweise.

"Unser Ziel wird nach einer abendlichen Gala etwa gegen 23 Uhr eintreffen. Wir werden etwa eine Stunde vorher eintreffen und das Gebäude infiltrieren. Der Maulwurf, den wir als Butler eingeschleust haben, wird dafür sorgen, dass die Alarmanlagen ausgeschaltet sein werden, so dass wir unbemerkt auf das Grundstück gelangen können. Innen erledigen wir dann alle Sicherheitskräfte und müssen dann nur noch auf die Ankunft unseres Zieles warten. Unser Butler wird ihm die Tür öffnen und dann..."

Brad machte eine eindeutige Handbewegung.

"Wichtig ist, dass die begleitenden Bodyguards nicht zum Handeln kommen. Es werden sechs sein, konzentriert euch zunächst auf sie."
 

Schuldig war wirklich froh gewesen, den halben Tag Zeit gehabt zu haben. Nicht nur, dass er sich endlich eine Dusche hatte gönnen können, er hatte sich auch noch mal richtig ausgeschlafen. Schließlich war dieser Auftrag wirklich ernst und keine bloße Spielerei mehr wie noch zu ihrem Übungskampf.

So hörte er den Ausführungen mit der nötigen Aufmerksamkeit zu, malte sich aber schon mal etwas aus, wie wohl der Abend verlief. Schließlich hatte er im Kopf ihres Opfers noch etwas mehr rumgeschnüffelt und sich zumindest einen groben Lageplan 'rausziehen' können. Das würde ihm vielleicht nützlich sein können und damit auch den anderen. Schließlich waren sie ein Team, ob er nun wollte oder nicht.

So wurden noch ein paar Einzelheiten besprochen, dann machten sie sich auch schon auf den Weg, wobei der Telepath von allen wohl noch der Entspannteste war, wie er durch einen Blick in die anderen Köpfe feststellte. Aber eigentlich sah man es auch an den Haltungen. Na das konnte ja was geben...
 

Sie fuhren mit einem -ziemlich uncoolen- Einsatzbus zum Zielort. Brad, der vorne neben dem Fahrer saß, blickte nach hinten und sah in die Gesichter der Männer. Sie hatten die Hosen voll, soviel stand fest.

Einzig in Schuldigs Gesicht ließ sich nichts ansehen. Er wirkte entspannt. Aber ob er es wirklich war oder nur vorgab, konnte man nicht sagen, da Brad gemerkt hatte, dass der Telepath sich gut verstellen konnte. Seinem Verhalten nach zu urteilen und aufgrund der Beobachtungen beim Übungskampf gestern, war anzunehmen, dass Schuldig der einzige war, der mit einer solchen Situation umgehen konnte.

Er richtete den Blick wieder nach vorne und schob die leichte Titanbrille auf seinem Nasenrücken ein Stück nach oben. Die Kontaktlinsen benutzte er diesmal nicht. Zu blöd, wenn ihm mitten im Gefecht plötzlich die Augen zu tränen begannen...

Sie erreichten schließlich den Einsatzort und sofort begann die Mission. Die Alarmanlagen waren tatsächlich ausgeschaltet und sie infiltrierten das Gebäude. Da der Senator nicht anwesend war, waren nur wenig Posten stationiert und so hatten sie keine größeren Schwierigkeiten, einzudringen, ohne dass Alarm geschlagen wurde. Es gab ein paar kleinere Verletzungen aus Unachtsamkeit bei den übernervösen Teammitgliedern und einer von ihnen erntete einen Streifschuss, aber im Ganzen verlief alles nach Plan.

Schließlich hatten sie alle Räume abgesichert und Crawford gab das Zeichen, dass sie sich nun in der Eingangshalle versammeln sollten, als man auch schon Autos auf den Parkplatz fahren hörte. Sie alle versteckten sich hinter der Tür und den Säulen und der von ihnen eingeschleuste -Butler- schritt zur Tür, um diese zu öffnen.

Angespannt wartete Crawford im Schatten der Tür und warf einen kurzen Blick in die Runde. Die Nervosität der Truppe war fast physisch zu spüren und Crawford bemerkte, dass der Angeschossene sich den schmerzenden Arm hielt und am ganzen Körper zitterte. Na das konnte heiter werden... und unter Umständen sehr gefährlich für sie alle.

Er warf Schuldig einen Blick zu, der im Schatten einer Säule ausharrte. Ohne zu wissen, ob es klappte, ließ Brad seine, im Übrigen hart antrainierten, Barrieren fallen und dachte, in der Hoffnung, dass der Telepath es lesen würde, dass Schuldig versuchen sollte, den Verwundteen irgendwie ruhig zu stellen, damit er keinen Mist baute.
 

Verwundert ließ Schuldig seinen Blick über die Anwesenden schweifen, als neue Gedanken seinen Kopf fluteten und er darin eine Aufforderung hören konnte und doch überrascht blickte er zu dem Amerikaner, den er bisher als einzigen hatte nicht lesen können.

Sicher, wenn er sich angestrengt hätte, wäre er durch dessen Barrieren auch gekommen, aber der Aufwand hätte nicht gelohnt. Deswegen war er ja so überrascht, dass es der andere von sich aus tat. Die anderen Mitglieder der Truppe konnte er nämlich ohne größere Probleme lesen, da deren Barrieren noch nicht so gut ausgeprägt waren.

Und er hatte schon den Zustand des Wünschelrutenführers selber skeptisch beobachtet, doch ohne den konkreten Befehl durfte er normalerweise in keinen der Köpfe eingreifen, außer, wenn die Situation es nicht anders zuließ.

So nickte der Deutsche Crawford leicht zu, dass er verstanden hatte und konzentrierte sich mehr auf die Gedanken des jungen Begabten, versuchte, dessen Schmerzen aus dem Bewusstsein erst auszublenden, bevor er den Jungen einfach in Ohnmacht fallen ließ. Denn dieser würde keinen Angriff mehr überstehen, so aufgelöst, wie dieser war und da brachte es nichts, bei der knappen Zeit zu versuchen, das zu ändern. So war ein Nickerchen für den anderen genau das richtige.

Und es war keine Minute zu früh, denn schon ging die Tür auf und der Senator und seine Bodyguards betraten das Haus, ohne etwas zu ahnen. Und während sich der -Butler- noch in Richtung Tür zurückzog, stürmte das Kommando nach vorn, erledigte, wie vereinbart, erst die Schränke von Leibwächtern, bevor sie sich um das eigentliche Opfer kümmerten und kurzen Prozess damit machten. Dann war der kurze Kampf auch schon wieder vorbei und Schuldig nutzte die Pause, um sich richtig durchzustrecken.

Dabei fing er jedoch einige Gedanken auf, die ihm gar nicht gefielen und die von den anderen Teammitgliedern kamen, die sich um den Verwundeten kümmerten.

Aber den Telepathen kratzte es nicht weiters. Er war solche Vorurteile gewöhnt, auch wenn er jetzt noch nicht erahnen konnte, was dieser Eingriff für ihn für Folgen haben sollte...
 

Zufrieden stellte Crawford fest, dass der Telepath verstanden hatte und ganz in seinem Sinne handelte. Somit verlief auch die weitere Aktion zufrieden stellend und er konnte ein erleichterndes "Mission beendet" durchgeben.

Die Anspannung fiel mit einem Mal von den anderen ab. Er bemerkte zwar, dass ein paar der Teammitglieder etwas tuschelten, machte sich aber keine weiteren Gedanken darüber.

"So Männer. Rückzug und Feierabend für heute, würde ich sagen."

Damit begaben sich alle zurück zum Wagen und zogen so leise ab, wie sie gekommen waren.

Die Fahrt über war alles totenstill, die Männer waren erschöpft und hingen ihren Gedanken nach. Als sie im Institut ankamen, stürmten alle erleichtert aus dem Auto und wurden bereits von einem Ärzteteam erwartet.

Da Brad, so wie Schuldig eher gelassen den Wagen verließen, blieben sie als einzige zurück.

"Gute Arbeit, Schuldig." Crawford nickte ihm aufmunternd zu und meinte es ehrlich.

Er war froh, dass er wenigstens ein zuverlässiges Mitglied in der Truppe hatte. Aber es war ja auch kein Wunder: Die Männer, die er unterstellt bekam, waren größtenteils normale Bürger, wenn sie nicht diese Fähigkeiten hätten. Einfach irgendwelche im Geiste harmlosen Menschen Kampftraining zu geben und zu glauben, dass sie zu brillanten, hoch strategischen Killermaschinen wurden, war irrsinnig.

Die meisten hier wurden ausschließlich von der Angst vor Bestrafung vorwärts getrieben. Und im Grunde -wie Schuldig es ausgedrückt hatte- waren sie nichts als Kanonenfutter und zum Schutz der wirklich Starken und Mächtigen da. Umso mehr lag Crawford daran, in seinem Team keine Verluste zu verzeichnen, denn im Grunde taten sie ihm nur leid.
 

Schuldig war über das 'Kompliment' doch recht überrascht, wie er zugeben musste, denn damit hatte er sicher nicht gerechnet. So schlich sich auch ein kleines Grinsen auf seine Lippen, was aber nicht wie sonst überheblich war. Er freute sich eher darüber, ganz ehrlich. Zumindest jemand, der seine Arbeit etwas zu würdigen wusste und ihn nicht einfach nur als Lakai ansah, der stur seine Befehle ausführte, auch wenn sie im Grunde genau das waren.

So nickte er dem Amerikaner aber nur noch mal zu, bevor sich der Telepath endlich auf den Weg zu seinem Zimmer machte. Ein bisschen Schlaf brauchte er jetzt wirklich, da er spüren konnte, wie seine Barrieren schon wieder an Kraft verloren. Hoffentlich würde er das irgendwann in den Griff bekommen, denn nichts war schlimmer, als von sinnlosen Gedanken zugedröhnt zu werden, die nicht die eigenen waren.

Dass darunter auch welche waren, die von seinen 'Teammitgliedern' ausgingen und die nicht grad sehr freundlich waren, ignorierte der Deutsche aber, während er sich einfach bis auf seine Shorts auszog und ins Bett fiel und fast sofort eingeschlafen war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-07-13T22:07:34+00:00 14.07.2006 00:07
ich find die story voll süß^^
ich würde mich riesig freuen wenn sie fortgesetzt werden würde^^
ich werd ein auge drauf werfen^^

ciao^^
Von: abgemeldet
2005-10-31T01:04:44+00:00 31.10.2005 02:04
die geschichte fängt gut an*
+wirklich*
*ich würde gerne mehr davon lesen*
+und wissen wies weitergeht mit schu und braddy*
*einige szeen fand ich richtig niedlich*
*die wo schu brad anfaucht*
*oder immer wenn brad über seinenw agen nachdenkt*
+oder wo sie die ersten gemeinsamkeiten entdecken*
*oder die ganz zum schluss*
*hach*
*weiter so^^*


Zurück