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Hundeyoukai jenseits des Meeres

Die dritte Staffel
von

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Tödliche Spiele

Der Zirkusveranstalter hat zwei neue Attraktionen. Aber man sollte sich besser genau ansehen, wen man einsetzt..
 

17. Tödliche Spiele
 

Gegen Mittag des nächsten Tages hörten Shiro und Myu von oben Stimmengewirr. Als die Hundefürstin zum Fenster emporsprang, hinausblickte, bestätigte sich ihre Vermutung. Diese Arena füllte sich mit Menschen. Wollten die alle zusehen, wie sie kämpfte? Oder die Katzenyoukai besichtigen? Ein seltsames Freizeitvergnügen. Immerhin hatte dieser Iwago, der sie hier gefangen hielt, ihnen Wasser und Essen bringen lassen. Nicht, dass sie es benötigt hätten, aber da Shiro ihr Youki vollständig unterdrückte, um für einen Menschen zu gelten, war das ein gutes Zeichen. Sie sprang wieder hinab.

Myu war aufgestanden, guckte sie ängstlich an: "Was machen sie da?"

"Menschen. Sie reden und lachen, wollen wohl zusehen, bei Schaukämpfen."

"Bist du...bist du sicher, dass es nur Schaukämpfe sind?"

Shiro war irritiert. "Was meinst du?"

"Shiro-sama, der eine Mann redete doch so, als ob er dich töten wolle."

"Das kann er ja versuchen." Unwillkürlich klang die Hundeyoukai arrogant.

"Aber ich kann nicht kämpfen."

"Das überlasse mir. Bleib ruhig und komme mir nicht in die Quere. Und das ist ein Befehl."

"Ja, Shiro-sama." Aber Myu war nicht so ganz beruhigt. Als sich die Tür öffnete, zuckte sie zusammen, sprang instinktiv an die Wand.

Die Youkaifürstin hätte fast geseufzt. Eine kleine, ängstliche Katze war schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe. Aber sie blickte die Männer an, die an der Tür stehen blieben: "Was wollt ihr?"

"Kommt, ihr zwei. Das Publikum wartet. Das wird euer großer Auftritt."

Shiro drehte den Kopf: "Also, komm, Myu. Und reg dich ab!"

"Nun, an ihrer Stelle wäre ich auch aufgeregt", sagte einer der Männer mit leichtem Grinsen. "Aber das Problem ist, dass wir es meist mit Anfängern zu tun haben." Und da die beiden zu ihnen kamen, fuhr er fort: "Und was dich betrifft, schöne Kriegerin: sie schließen Wetten ab, wie lange du kämpfen kannst."

"Solange ich will." Die Hundeyoukai spürte, wie sich Myu eng an sie drängte, aber sie sagte nichts.

"Solange du willst? Na, da bin ich mal neugierig." Die Männer begleiteten die beiden Youkai zu einem großen Tor: "Also, ich erkläre euch euren Auftritt. Dahinter liegt die Arena, in der Mitte wurde ein Pfosten aufgestellt. Er ist gut zwei Meter hoch, sollte also für eine Katzenyoukai kein Problem darstellen. Und an deiner Stelle, Kätzchen, würde ich mich brav da oben hinsetzen."

Myu starrte ihn an, ohne genau zu begreifen.

Shiro tat das eher: "Und ihr schickt etwas in die Arena, gegen das ich kämpfen soll?"

"Ja. Das solltest du wirklich tun, Kriegerin. - Also."

Das Tor öffnete sich.

"Nun, dann komm." Die Youkaifürstin betrat gelassen die Arena, fühlte Myu nah hinter sich. Mit einer leichten Kopfdrehung betrachtete sie das Rund. Dicht gedrängt standen Zuschauer hinter der Absperrung, schrieen, riefen irgendetwas über sie beide, das sie nicht interessierte. In der Mitte des Platzes war der Pfosten, von dem der Mann gesprochen hatte. "Ist der Sprung auf den Pfosten für dich ein Problem?" erkundigte sie sich.

"Nein, Shiro-sama. Aber soll ich da wirklich hoch?"

"Höhenangst?"

"Nein." Aber Myu wusste, dass die Hundeyoukai sicher besser kämpfen konnte, wenn sie nicht neben ihr stand. So ging sie neben Shiro zu dem Pfosten. Oben war eine Fläche von vielleicht einem Quadratmeter. Mit einem Satz war sie oben, hockte sich nieder, beide Hände zwischen den Knien. Ihr Schwanz hing herunter.

Shiro bemerkte, wie er unwillkürlich hin- und herrollte. Myu war also sehr nervös. Hoffentlich gab es nicht wieder eine Magieexplosion. So blickte sie empor: "Reg dich endlich ab, Myu! Du beleidigst mich, wenn du mir nichts zutraust!"

Das half. Das Katzenmädchen wollte sicher nicht die einzige Person verärgern, die sie im Augenblick beschützen konnte und das auch beabsichtigte. So guckte sie sich erst einmal ein bisschen um. Diese Menschen starrten sie an, zeigten mit den Fingern auf sie. Hatten sie noch nie eine Katzenyoukai gesehen? Sie blickte wieder hinunter. Shiro-sama stand regungslos da, hatte nicht einmal die Hand am Schwert. Sie wirkte überhaupt nicht aufgeregt. Und Myu entsann sich, wie gelassen alle drei Hunde den Angriff der Stahladler erwartet hatten. Sie verschwendeten keine Energie mit Angst oder auch nur Aufregung, ehe etwas geschah. Ob sie je auch so ruhig werden könnte?
 

Shiro bemerkte, dass eine kleinere Tür auf einer Seite geöffnet wurde. Zwei Männer kamen herein, mit Rüstungen, die den Oberkörper schützten, Helmen und Schwertern im Gürtel. Armselige Menschen, dachte sie. Mit Youki wären sie jetzt schon tot, aber auch ohne war sie immer noch stärker und schneller als ein Mensch. Sie ging ihnen ein bisschen entgegen, um den Pfosten nicht im Rücken zu haben, ehe sie wieder regungslos stehen blieb, nicht einmal die Hand am Schwert.

Die beiden Männer hielten in drei Meter Entfernung. Sie waren erfahren in solchen Situationen. Für gewöhnlich hatte der Gegner Furcht, war seelisch angeschlagen durch die Gefangennahme. Diese Frau dagegen wirkte fast eher gelangweilt. Wie gut war sie? Aber sie waren zu zweit und kampferprobt und überdies Männer. So zogen sie in einer synchronen Bewegung ihre Schwerter.

"Gut", dachte Shiro. "Sie sind aufeinander eingespielt. Also muss ich einen nach dem anderen erledigen, darf sie nicht zum Zug kommen lassen. Ich muss das Tempo machen." Wie würde eine Menschenfrau jetzt wohl reagieren? Sie sollte doch eine darstellen. Sie würde sich wohl nervös umsehen, beschloss die Youkai und drehte den Kopf zum Tor. Dort war eine Art Loge, in der Iwago saß, der Mann, der sie gefangen genommen hatte. Neben ihm stand ein anderer, militärisch gekleidet. Dieser beugte sich gerade zu seinem Herrn.

"Das dürfte der beste Kämpfer sein, den wir seit langem hatten, Iwago-sama", flüsterte er.

"Kämpfer?!" Der Veranstalter hob ein wenig die Brauen: "Ich denke, dass sie recht gut sein muss, solch ein Schwert dürfte teuer sein. Aber sie hat gegen unsere Männer keine Chance."

"Wir werden sehen. Bemerkt Ihr, wie ruhig sie ist?"

"Das dürfte daran liegen, dass sie denkt, mit diesem einen Kampf wäre alles vorbei."

Der Ausbilder schwieg. Er hatte Selbstsicherheit erkannt, gepaart mit Kälte. Und außerdem warnte ihn sein antrainierter Kampfinstinkt vor dieser jungen Frau. Er war tatsächlich ein bisschen froh, dass nicht er dort unten gegen sie antreten musste.
 

Die beiden Männer hatten den Seitenblick bemerkt und sofort ausgenutzt. Sie waren die Glücklichen, die das Los gezogen hatten, als erste gegen die rothaarige Schönheit antreten zu dürfen. Wer sie besiegte, würde sie besitzen dürfen. Und solch eine Blöße, den Kopf zu drehen, ohne auch nur ein Schwert in der Hand zu haben, ließen sie sich als erfahrene Kämpfer nicht entgehen. Als eingespieltes Team machten sie beide gleichzeitig einen Schritt auseinander und nach vorn, schlugen von beiden Seiten mit den Schwertern auf die Stelle zu, an der ihre Gegnerin stand, oder besser, eben noch gestanden hatte.

Myu keuchte auf, ehe sie erkannte, dass sich Shiro fallen gelassen hatte. Während sie sich mit der linken Hand abstützte, schossen ihre Füße gegen die Knie eines ihrer Gegner. Dieser stürzte. Noch in der gleichen Bewegung drehte sich die Hundeyoukai weiter und stand vor dem anderen Mann, ihr Schwert in der Hand. Er hatte es instinktiv geschafft, seine Klinge zurückzureißen und konnte ihren Angriff parieren, aber er war erschreckt. Solch ein Tempo und solche Kampfkunst hatte er bei einer Frau nicht erwartet.

Shiro wich sofort zurück, griff erneut an. Diese Krieger waren gut ausgebildet worden, aber gegen das jahrhundertelange Kampftraining einer Youkaiprinzessin kamen sie nicht an. Auch waren sie langsamer als die Hundeyoukai - und als sich Klinge gegen Klinge drückte, zeigte sich, dass sie auch schwächer waren. Sie stieß ihren Gegner zu Boden, fuhr sofort herum, da sie gehört hatte, dass der zweite schon hinter ihr war, parierte den Angriff.

Das war lästig, fand sie. Überaus lästig. Mit Youki wäre das alles kein Problem, aber sie sollte einen Menschen spielen. Wie lange wohl eine Menschenfrau brauchen würde, um den Kampf zu beenden? Das war gleich, beschloss sie dann. Sie würde diese Sache hier und jetzt beenden. Nicht, dass sich Myu noch aufregte - mit allen Folgen.

Die Katzenyoukai starrte hinunter, aber sie war sich eigentlich sicher, dass die Hundefürstin mit diesen zwei Menschen fertig werden würde. So war sie nervös, wie ihr hin - und her schwingender Schwanz verriet, aber nicht zu sehr. Danach würden diese seltsamen Menschen sie bestimmt gehen lassen...Sie blickte zu den Zuschauern. Diese schrieen, johlten. Ihnen schien der Kampf zu gefallen. Auf einmal waren alle still, dann lief etwas wie ein allgemeines Raunen durch das Publikum. Myu sah rasch wieder hinunter und erkannte, dass sie den Höhepunkt verpasst hatte. Die Hundefürstin stand zwischen zwei Toten, schob gerade ihr Schwert in die Scheide zurück, als sie sich umdrehte, zu dem Veranstalter blickte.

Iwago nickte leicht: "Tja, nicht schlecht, Kriegerin. Ich hoffe nur, du hast nicht gedacht, dass wir dich gehen lassen. - Und da du gut mit deinem Schwert umgehen kannst, darfst du jetzt gegen den besten meiner Männer antreten. Mitsuaki!"
 

Das Publikum schrie auf. Anscheinend konnten sie etwas mit diesem Namen anfangen. Shiro warf einen Blick zu ihrem Schützling. Immerhin schien die junge Katzenyoukai relativ ruhig zu sein. Aber sie hatte inzwischen die Taktik des Veranstalters verstanden. Er würde sie gegen seine Männer solange kämpfen lassen, bis sie zu müde war, sich noch wehren zu können. Sein schöner Plan hatte nur den Haken, dass sie eben keine Menschenfrau war. Sie wich ein wenig von den leblosen Körpern zurück, bemüht, keine Hindernisse im Weg zu haben. Wenn dieser Mitsuaki tatsächlich so gut war, müsste sie sich besser konzentrieren, als in dem Kampf zuvor.

Die Tür wurde wieder geöffnet und eine große Gestalt betrat die Arena. Ein Youkai, erkannte Shiro. Der Witterung nach mochte er ein Rinderverwandter sein, aber das war gleich. Er war in jedem Fall zwei Meter groß und hatte vier Arme, vier Hände. In zweien davon trug er Schwerter. Ein Kampf gegen einen Gegner mit zwei Klingen hatte sie gelernt, wenn auch nie in der Praxis ausgeübt. Problematischer war da etwas anderes. Er besaß Youki und sie durfte keines einsetzen. Nun gut, sie war vielleicht schneller als ein Mensch, aber die Frage war, in welchem Verhältnis sie zu Mitsuaki stand.

"Shiro-sama..."

Sie blickte rasch empor zu der Katzenyoukai: "Was ist?"

"Er...er ist sehr groß."

"Größe ist nicht alles. Und jetzt sei still."

Mitsuaki blieb stehen, betrachtete seine Gegnerin. Sie musste gut sein, wenn sie zwei von Iwago-samas Kämpfern so rasch ausschalten konnte. Aber ihr Glück würde hier enden. Er konnte kein Youki spüren, nur das, was von diesem Katzenmädchen ausging und das war lächerlich. Also war diese rothaarige Frau auch kein Hanyou, wie er schon vermutet hatte. Nur ein Mensch. Er betrachtete sie. Diese grünen Augen musterten ihn und er wurde sich bewusst, dass sie wirklich keine Anfängerin war. Sie hatte gewiss schon auf Leben und Tod gekämpft - und sie hatte immer bestanden. Nun gut, dachte er. Das war mit Sicherheit kein Grund, von seinem üblichen Vorgehen abzuweichen. Er wärmte sich immer zunächst mit Übungen auf, die gleichzeitig das Publikum unterhielten und den Gegner beeindruckten. So hob er die Arme, begann mit einer raschen Reihe komplexer Übungen.

Shiro sah ihm dabei ausdruckslos zu. Sie hielt das für dumm. Er zeigte ihr damit seine Bewegungsabläufe, seine Schnelligkeit. Und die war leider recht beachtlich. Er war schneller, als sie ohne Youki. Für einen Dämon war er sicher nicht sonderlich stark, aber es genügte natürlich, um in diesem seltsamen Spiel erfolgreicher als jeder Mensch zu sein. Was musste das für ein Youkai sein, der sich als Unterhaltungsobjekt für Menschen anbot. Ein leises, verächtliches Lächeln huschte um ihren Mund. Aber sie dachte nach. Er war schneller als sie ohne Youki, nicht viel, aber sie schätzte gewiss zehn Prozent. Und für einen Schwertkampf unter Experten war das eine Menge. Seine Zeitberechnung war hervorragend und er war gewiss stärker als sie, so. Sie würde einiges riskieren müssen, um ihn zu besiegen. Die Alternative lautete, dass sie ihr Youki einsetzen würde - und das wäre gegen Sesshoumarus Befehl gewesen und gegen den Rat, den ihnen der Mondgott gegeben hatte. Also hatte sie keine Wahl.

Sie ließ ihn nicht aus den Augen, versuchte, Bewegungsmuster zu erkennen. Er schien sich strikt an seine Schule zu halten, die Art, wie er ausgebildet worden war. Sie selbst und Akamaru hatten, um solchem Schwachpunkt auszuweichen, verschiedene Lehrer bekommen, mit verschiedenen Ausbildungen. Aber sie war hier ja fünftausend Jahre vor ihrer Zeit. Der Schwertkampf hatte sich in diesem langen Zeitraum sicher weiterentwickelt. Wenn das die hier übliche Kampftaktik war- und sie entsann sich, dass auch ihre ersten beiden Gegner so gekämpft hatten - könnte sie mit ihrer besseren Technik siegen. Seine zwei Klingen waren ein Problem, aber da musste sie eben schnell sein, immer wieder zurückweichen, um ihm nicht den Gegenschlag zu einfach zu machen, während sie sein eines Schwert angriff.
 

"Shiro-sama!"

Der angsterfüllte Ruf des Katzenmädchens ließ sie unwillkürlich herumfahren. Erschreckt betrachtete sie Myu. Diese starrte mit weißem Gesicht seitwärts. Die angelegten Ohren und der buschig gewordene Schwanz verrieten ihre absolute Panik.

"Ruhig, Myu!" sagte sie unwillkürlich, ehe sie ebenfalls hinübersah, um zu erkennen, was dort denn gar so Schreckliches war.

In der Seitenwand der Arena hatte man ein Gitter geöffnet und ein großer Hund kam langsam herein. Er mochte Rückenhöhe vielleicht eineinhalb Meter haben und sein Gebiss war beeindruckend. Shiro begriff jetzt den infamen Plan des Veranstalters, zumal, als sie bemerkte, wie der Hund Myus Witterung aufnahm. Er war auf Katzen abgerichtet worden. Und während sie mit Mitsuaki beschäftigt wäre, würde dieser Hund auf das Katzenmädchen losgehen. Er war jetzt schon in Lauerstellung. Überdies war das Podest nicht hoch genug, um Myu zu schützen. Sie konnte bereits spüren, wie die magische Energie in ihrem Schützling anstieg: "Myu!" befahl sie scharf: "Reg dich ab! Das ist nur ein Hund. Nur..." Sie betonte es: "Ein Hund!"

Nur ein Hund, der auf Katzen abgerichtet ist, dachte Myu verzweifelt, die nur zu gut verstanden hatte, was mit ihr geplant war. Erst dann begriff sie. Shiro-sama war ja eine Hundeyoukai. Konnte sie sich vielleicht dem Hund verständlich machen? Ihm gar Befehle erteilen? Sie wurde ruhiger.

Die Youkaifürstin warf einen raschen Blick zu Mitsuaki, der durch das Auftauchen des Hundes ein wenig aus dem Konzept gebracht schien. Nun gut. Sie musste es riskieren, dass er sie von hinten angriff, aber erst einmal sollte sie dieses Tier loswerden. Sie konnte unmöglich gegen einen Youkai ohne ihr eigenes Youki kämpfen, in der Gewissheit, dass Myus Magie jede Sekunde erwachen könnte. So trat sie zwischen das Podest und den Hund, der sich unwillkürlich abduckte, bereit zum Angriff auf sie. Kein Hund, der einigermaßen bei Verstand war oder nicht gerade Todessehnsucht hatte, würde je gegen einen Hundeyoukai die Feindseligkeiten eröffnen. Aber da sie ihr Youki unterdrückte, kam er wohl nicht auf die Idee. Da blieb nur eines. Sie fasste an ihren linken Unterarm, schob den Ärmel zurück, ritzte sich, zur Verwunderung der Zuschauer. Blut quoll aus der Verletzung.

Der Hund stellte prompt die Nackenhaare auf, als er den Blutgeruch in die Nase bekam. Er war auf die Jagd nach Katzen abgerichtet worden, aber deswegen hatte er nicht vergessen, wie entfernte Verwandte rochen. Und er erkannte die Hundeyoukai. Ohne zu zögern warf er sich zu Boden, rollte sich auf den Rücken, zeigte demütig seine Entschuldigung. Jeder Hund wusste, was ihm blühte.

"Was hat denn dieser dämliche Köter?" erkundigte sich Iwago bei niemand bestimmten. Er hatte damit gerechnet, dass der Hund sofort das Katzenmädchen angreifen würde, das in Panik fliehen würde, zum Vergnügen der Zuschauer. Und diese Kriegerin ihr nicht helfen könnte, da Mitsuaki sie beschäftigen würde. Was machte der blöde Hund jetzt? Hielt er das für ein Kuschelstündchen?

"Ich werde Befehl geben, ihn zurückzuholen." Der Ausbilder betrachtete nachdenklich die fremde Kriegerin. Immer deutlicher sagte ihm sein Instinkt, dass da etwas nicht stimmte. Und er war ein viel zu erfahrener Kämpfer, als dass er nicht auf diesen Instinkt gehört hätte. Er verließ die Loge. Er konnte gerade noch sehen, dass Mitsuaki mit der ihm eigenen Geschwindigkeit auf die junge Frau zuschoss, die herumfuhr, ihr Schwert bereits in der Hand. Sie war ebenfalls beachtlich schnell.
 

Die Zuschauer waren begeistert. Sie wussten nur zu gut, wie tödlich Mitsuaki war. Gegen ihn und seine zwei Schwerter hatte noch jeder Gegner alt ausgesehen. Aber ausgerechnet diese junge Frau hielt sich gut. Sie wehrte immer nur eine Klinge mit ihrem eigenen Schwert ab und wich der anderen behände aus.

Mitsuaki war ein wenig irritiert. So schnell war noch keiner seiner menschlichen Gegner gewesen. So unterbrach er seinen Angriff. Er war gewohnt, rasch auf seinen Widersacher zuzulaufen, rechts und links in dem ihm eigenen Tempo zuzuschlagen, bis er den anderen getroffen hatte. Nie zuvor hatte jemand diesem Wirbel seiner Klingen solange standgehalten. Und die Technik dieser Kriegerin war sehr gut, wenn auch fremdartig. Er betrachtete sie noch einmal. Dieses Schwert in ihrer Hand...Wenn er sich nicht schwer täuschte hatte das ein Meister angefertigt. Und zwar kein menschlicher Meisterschmied. War das ihr Geheimnis? Sie kämpfte mit einem Youkaischwert? Aber Menschen konnten solche Schwerter doch gar nicht führen? Die Energie der Klinge würde sie früher oder später zerstören.

Shiro bemerkte, dass er ihr Schwert musterte und hob es an, hielt es quer vor sich. Sie war versucht es mit ihrem Youki aufzuladen, aber das wäre gegen den Befehl gewesen. "Verstehst du?" fragte sie nur.

"Du hast ein gutes Schwert. Aber das wird dich vernichten."

"Kaum. Also hast du nicht verstanden." Sie lief los, hob ihre Klinge, als ob sie von rechts oben schlagen wolle. Sofort riss er seine eigene linke Waffe zur Abwehr schräg empor. Diese Schule war so leicht zu berechnen, dachte sie noch, als sie ihre Bewegung im letzten Moment abbrach, sich um die eigene Achse drehend geradeaus zustach. Sein Körper war auf diese Weise ungedeckt gewesen.
 

Noch während Mitsuaki zusammenbrach, erschütterte eine heftige Detonation die Arena.
 

Myu! Dachte Shiro und fuhr hastig herum. Aber das Katzenmädchen starrte nur zum Tor. So folgte die Hundeyoukai ihrem Blick, spürte jetzt erst das vertraute Youki. Aus den Wolken der Explosion, die das Tor zerschmettert hatte - und die Loge des Veranstalters - traten zwei weißhaarige Gestalten. Die Zuschauer schrieen auf. Das waren keine Menschen, die da kamen, das bewies das zerstörte Tor nur zu gut, und jetzt fiel ihnen auch ein, dass diese Katze ja wohl eine Youkai war. Kamen da andere Youkai, um sie zu retten? Sich an den Menschen zu rächen? Auf den Tribünen herrschte Aufregung, panisches Gedränge.

Sesshoumaru und Yuri beachteten das Chaos nicht. Der Youkaifürst warf nur einen Blick auf die drei Toten im Sand der Arena, sah dann zu seiner Gefährtin, die gerade ihr Schwert weg schob: "Ohne Youki?"

"Dein Befehl."

Sesshoumaru hätte fast den Kopf geschüttelt. Natürlich hatte er gesagt, sie solle einen Menschen spielen. Er würde in Zukunft aufpassen müssen mit dem Zusatz: egal, was passiert. Shiro würde sich stets bedingungslos an seine Anweisungen halten, das wusste er nur zu gut. Aber er hatte nicht mit solchen Kämpfen gerechnet. Dessen ungeachtet meinte er: "Wir witterten, dass sie euch mitgenommen hatten und hörten von einer bevorstehenden Hinrichtung."

Shiro verstand nun, warum ihr Auftritt derartig explosiv gewesen war, gegen den Rat des Mondgottes.

Myu war mit einem weiten Satz direkt vor den Youkaiprinzen gesprungen, umarmte ihn freudig: "Yuri-sama! Bin ich froh, dich wieder zu sehen. Shiro-sama hat mich beschützt!"

Ein wenig irritiert blickte er zu ihr nieder. Sie erreichte knapp seine Schulterhöhe: "Lässt du mich los?"

Sie gehorchte sofort. Wieso hatte sie vergessen, dass man Hunde nicht anfassen durfte?

Yuri sah zu Shiro, die zu ihnen kam: "Nicht schlecht, Cousine."

Bevor sie antworten konnte, spürten sie helle Energie. Genki. Tsuki, der Gott der Zeit materialisierte sich neben ihnen. Er warf einen Blick auf die noch immer schreiend fliehenden Menschen, schüttelte ein wenig den Kopf, ehe er meinte: "Ich muss euch leider sagen, dass das Nebelwesen namens Dai Oya, das ihr sucht, sich nicht in dieser Zeit befindet. Die Magieexplosion, die ich hier fand, entstand nicht durch ihn, sondern durch ein Zeitparadoxon."

"Und?" erkundigte sich Sesshoumaru, der sich eher die Zunge abgebissen hätte, als zu fragen, was das war.

"Nun ja..." Tsuki sah ein wenig verlegen zu Boden: "Wie schon gesagt, es ist sehr schwer, im Webteppich der Zeit etwas zu erkennen. Aber die Explosion, die ich in unserer Zeit hier festgestellt habe, war die, die Myu verursachte. In unserer Zeit hatte sie ja schon stattgefunden, obwohl sie noch gar nicht stattgefunden hatte. Das ist eben ein Zeitparadoxon."

"Wir könnten doch Dai Oya in dieser Zeit umbringen, " schlug Yuri vor.

"Nein. Denn dann verändert ihr die gesamte Zukunft. Bloß nicht." Tsuki schien so erschüttert, dass sie es ihm glaubten. "Ich habe nun die andere Zeit gefunden. Wenn ihr mich begleiten würdet..."

Sekunden später starrten die zurückbleibenden Menschen auf eine leere Arena.
 

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Ein Zeitparadoxon, also? Nun, in der Zeit warten noch andere Fallen auf Reisende.

Im nächsten Kapitel trefft ihr auch wieder auf die Familienmitglieder, die in Japan geblieben sind.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (36)
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Von:  Tigerin
2008-08-21T22:28:44+00:00 22.08.2008 00:28
Ja.. Shiro ist einfach super. Schon klar, dass sie nicht gegen Sess Befehle handeln will. Immerhin ist seine Zurückweisung und Verachtung der vergangenen Jahrhunderte noch frisch. Da sollte er wirklich aufpassen, was er demnächst sagt. Aber schön, dass er und Yuri sich offensichtlich Sorgen gemacht hatten.
Die Stelle mit dem Hund hat mir gefallen. Allerdings auch dieser Typ, der froh war nicht gegen Shiro kämpfen zu müssen. Irgendwie hat mir der Respekt oder Angst vor Shiro gefallen.. weshalb auch immer. Die Kämpfe waren auch super Beschrieben. Echt toll.
Jetzt ab in die nächste Welt um Dai Oya umzubringen..! *fg*

Bye Tigerin

Von:  astala7
2008-01-27T18:57:47+00:00 27.01.2008 19:57
Oh nein, ist das bescheuert! *Lachanfall unterdrück*
Jetzt haben die sich doch tatsöchlich vollkommen umsonst in nem Zirkus als Artraktion dargeboten?!
Aber - fünftausend Jahre, da gab es schon 'militärisch gekleidete Menschen'? Wie gesagt, ich hatte an Fred Feuerstein gedacht...
Wie auch immer, für diese Unannehmlichkeiten muss Izanagi dreifach büßen!
Von:  don-kun
2007-01-14T10:49:29+00:00 14.01.2007 11:49
Ich hatte ja gehofft Sesshy kommt nochmal ins moderne Japan. Aber vielleicht jetzt, wenn sie weiter in der Zeit reisen. Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Von:  Sesshoumaru-sama
2006-04-12T13:29:42+00:00 12.04.2006 15:29
Also so tötlich fand ich die Spiele auch wieder nicht.
Wo waren zum Beispiel die Löwen, Tiger und Elefanten? Hat die Hannibal alle ante portas? Und wo ist der frenetisch kreischende Pöbel??? Nene... das ist noch Potential^^..

Sesshoumaru-sama, Lord of the Western Lands
GVD
Von:  Bridget
2006-03-28T08:18:19+00:00 28.03.2006 10:18
Die Beschreibung des Kampfes bzw. der Kämpfe war sehr gut. Wie immer. Toll auch die Beschreibung der Katze aus ihrem erhöten Standplatz. Irgendwie erinnerte mich alles an Rom und das Colloseum. Sollten wir uns geirrt haben und nicht die Lateiner haben das erfunden, sondern die Japaner? Interessante Theorie.
Reis und Spiele dann. Oh weh, das klingt.... bescheiden ausgedrückt, dämlich. Auch wenn es sich irgendwie reihmt.

Sesshoumarus Reaktion auf alles und dann auch noch ihre, als er sie mehr oder weniger schonen will, zeigt mal wieder, dass sie beide noch viel zu lernen haben im Umgang miteinander. Newlewet. Wie lange dauert diese Phase eigentlich bei Dämonen?

Gruß
Bridget
Von:  Teilchenzoo
2006-03-24T20:53:00+00:00 24.03.2006 21:53
Miaaauuu^^!!! *ihr um Hals fall*
Das war ein gutes Kapi^^!!!
Nun ... wie soll ich sagen ... ähm ... Shiro ... verzeih, verehrte Prinzessin, aber man merkt dir das "Hund" an ... keine Katze würde so strikt den Befehl befolgen ... da sollte wohl wirklich jemand mit "Zusätzen" vorsichtiger sein.
Und Rinderdämonen sollten bessere Nasen haben. Müssten eigentlich.
Hm, ein Quadratmeter Platz da oben? Recht bequem^^. Immerhin passen normale Katzen auch ohne Plattform mit allen vier Pfoten auf einen Pfosten und haben da scheinbar reichlich Platz ... Phänomen Katze ...
Hm, aber ich versteh wirklich nicht, warum Hunde Berührungen so überhaupt nicht leiden können ... aber da wird sich noch jemand dran gewöhnen müssen ... und scheinbar gern ^.~

Soo ... falsche Zeit also. Auch Tsuki kann mal irren ... aber nur ganz ganz selten ^.^!!!!

So, bye bye bis dann^^!!
Von:  Levisto
2006-03-24T11:53:10+00:00 24.03.2006 12:53
Halli Hallo!!!
Ich geb auch mal wieder meinen Senf dazu^^
AAAlso: Das der blöde Gott sich in der Zeit geiirt hat ist ja mega peinlich, für ihn. Jetzt muss der Trupp ja schon wieder woanders Dai Oya suchen. Ich glaub wenn die in Japan sind werden sie ihre Epoche nicht wiedererkennen (so viel Zeit ist vergangen)
Aber ich freu mi schon aufs nächste, endlich ma wieder was von Inu (nicht das er besser ist als Sessi)^^
Ich hör besser mal auf, also

frohes Weiterschreiben
Levisto
Von: abgemeldet
2006-03-23T06:59:01+00:00 23.03.2006 07:59
Hallo!

Wirklich toll!
Die "Schnitte", also die Wechsel der Perspektive oder Einschnitte in der Handlung kamen jedes Mal zum genau richtigen Zeitpunkt! Und dann die Kämpfe selbbst....spannend bis zum Schluss!! Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen und war erstaunt, als das Kapitel so schnell vorbei war. Und dann mal wieder der Schluss...es leben Cliff-Hänger! :o)
Und die Gesichter der Zuschauer hätte ich zu gerne gesehen...*g*
Bye

Pitri
Von:  terachi_der_Wolf
2006-03-20T21:20:39+00:00 20.03.2006 22:20
Ein Komentar zur gesamten Fan-Fic. Ich habe mir ersteinmal alle Kapitel sowie die beiden ersten Teile durchgelesen. Es ist eine völlig eigenständige Geschichte die sich nicht in die geschehnisse aus dem Manga oder Anime einmischt. Aber die Querverbindungen sind bemerkenswert. Inu Yascha als Burgherr, das ist klasse! Mal sehenwas Miyaki zu ihrer neuen Familie sagt. Ihr Mann spielt Schoßhund für einen Hayou und da ist ja auch ihre zukünftige Schwägerin Kagome. Die hat ja jetzt wenigstens nocheine freie Bannkette. Ist im Notfall ja ein schönes Hochzeitsgeschenk. Ich sage nur "Miyaki mach Platz", und schon ist die Rahgfolge geklärt. Nur weiter so die Geschichte ist echt klasse!
Terachi
Von: abgemeldet
2006-03-19T21:38:06+00:00 19.03.2006 22:38
Ein Zeitparadoxon..das erklärt natürlich einiges. Bin immer noch interessiert an Myu.. bin gespannt wann wir mehr erfahren über sie =)
Und auch über Inu Yasha und Co.. was die denn gerade anstellen.
Ich bin gespant, und hoffe es geht bald weiter.
Gruß, Jin-Jin


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