Eins
Ich arbeite schon relativ lang an dieser Geschichte, genauer gesagt seit Beginn meiner Sommerferien im Juni.
Nach langer Überlegung bin ich gemeinsam mit meinem Beta zoechan auf die Idee gekommen, den Text TheaJazzman zu widmen. Ich weiß einfach, dass dir dieser Text gefallen wird. +lächel+
Und alle anderen: Viel Spaß beim Lesen. Lasst euch nicht durch das erste Kapitel verwirren, in den nächsten wird vieles aufgeklärt.
spross
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Eins
~für Miss Jazzman~
Zum Teufel mit dem Leitmotiv.
Oder ist der Klang, diese verdammte Sinfonie, die ich vernehme, seit der Doktor nur noch in mir existiert, ein Hirngespinst?
Wie auch immer... Ich muss eine Möglichkeit finden, diese Seele, die da in mir gefangen ist, wieder in einen Körper zu bringen. Sonst drehe ich noch durch.
Damals, als wir noch in diesem Haus gelebt haben, das sich ,Rosewood Manor' nannte und von oben bis unten leer und Furcht einflößend war, der Doktor sich in eine wunderschöne junge Seele verliebte und daran zu Grunde gegangen ist, sind wir glücklich gewesen.
Oh, ich liebe ihn sehr, obwohl er mich langsam, aber sicher in den Wahnsinn treibt und spüre seine kluge Gegenwart jederzeit.
Er spricht nicht mit mir, wie es die Toten manchmal mit besonders sensiblen Wesen tun, zu denen ich mich auch zähle. Er ist nur da.
Und doch, sein unsterbliches Herz scheint im Einklang mit meinem zu schlagen.
Natürlich weiß ich, dass das absoluter Schwachsinn ist. Er ist tot, ich kann sein Herz gar nicht hören.
Aber er ist in mir, dessen bin ich mir so sicher wie der Tatsache, dass ich C. heiße.
So wandere ich durch die ,Öden Lande', die sich vom Donautal bis zu den Pyrenäen erstrecken.
Was ich hier will, weiß ich nicht. Ich suche etwas.
Bewegung hält meine über Jahrzehnte zur Reglosigkeit verdammten Glieder in Schwung.
Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist mein Weg nicht so sinnlos, wie er auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag.
Das Reisegepäck, das ich schon so lange mit mir trage, besteht aus einem mit Medikamenten und Instrumenten gefüllten Arztkoffer, der dem Doktor gehört hat und einem Sammelsurium an persönlichen Werkzeugen.
Ab und zu findet sich jemand, der mir die vielen Schrauben, die in meinem Körper stecken und ihn zusammenhalten, nachzieht und mir mitleidig die Scharniere ölt.
Mein Gehirn braucht keine Wartung, oh nein. Ich war schon zu Lebzeiten sehr intelligent.
Das künstliche Blut fließt durch meine grauen Zellen und macht mich klüger, schneller und widerstandsfähiger, als ich es je gewesen bin, als ich noch ein Mensch war.
Jetzt weiß ich wieder, wohin ich will,
Ich will in eine der letzten großen Städte, die es nach dem Wandel der Erde noch gibt.
Mein Ziel ist Rovereto, eine kleine Ansammlung von Hütten und Häusern in der Nähe von Bozen. Hier leben knapp zehntausend Menschen.
Vielleicht gibt es hier jemanden, der meinem Doktor den Körper leiht oder schenkt.
Und wenn dieser Jemand sich weigert und mir nicht freiwillig gibt, was ich will, dann nehme ich es mir mit Gewalt. So einfach ist das.
Und dann, wenn der Doktor wieder seinen eigenen Körper hat, dann werde ich das gottverdammte Leitmotiv loswerden, das weiß ich ganz genau.
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Und?