play me save me
Meine Bemerkungen zu diesem Chap stehen diesmal am Ende...
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Es war früh morgens. Michelle öffnete die Tür zu Ren's Schlafzimmer. Sie trug nur einen weißen Bademantel. Ren lag noch im Bett und betrachtete sie mit halboffenen Augen. Ihre etwas fahrigen Bewegungen und unnatürlich glänzenden Augen verrieten ihm, was los war. "Du hast schon wieder was genommen." Er klang genervt. Michelle funkelte ihn wütend an. "Na und?" Als Ren sich aufsetzte, verrutschte die Bettdecke und offenbarte seinen nackten Oberkörper. "Mir ist relativ egal, was du tust, aber du solltest aufpassen, dass es niemand erfährt. Wäre nicht gut für unsere Karrieren." Seine Stimme klang sehr kühl. "Sei nicht so überheblich." Sie beugte sich zu ihm hinunter. Ihr Bademantel öffnete sich bei dieser Bewegung etwas und erlaubte den Blick auf ihre wohlgeformten Brüste. "Du bist nicht anders als ich. In Wirklichkeit ist dein Leben genauso leer wie meines. Wir haben nur verschiedene Arten, davor wegzulaufen." Ren zeigte keine Reaktion, auch nicht, als Michelle begann, ihn zu küssen. Mit einem verächtlichen Schulterzucken wandte sie sich ab. Sie stellte das Radio an und summte den Song mit.
What do we get from all this?
Is it worth our lives - No
We're fighting for money and
throw our dreams away
What will we do
when the end comes
and where will we go
when this game is over
'Wie passend.', dachte Ren, während er begann, sich anzukleiden. Er musste sich beeilen, hatte noch einen Termin in der Agentur, eine knappe Stunde später Dreharbeiten und danach noch einen Fernsehauftritt zu absolvieren. ,Verschiedene Arten, vor der Realität wegzulaufen...' So zugedröhnt sie auch sein mochte, Michelle hatte recht. Sie glichen sich, waren sich so ähnlich, dass es Ren anwiderte und auf eine verdrehte Art auch anzog. Wenn er mit ihr zusammen war, fühlte er sich, als bewege er sich immer schneller auf einen schwarzen Abgrund zu, in dem ihn ein schreckliches und zugleich wundervolles Nichts erwartete. Die Dunkelheit wurde größer. Und obwohl er instinktiv wusste, dass er sich dagegen wehren sollte, hatte er nicht die Energie, gegen die Sehnsucht nach diesem verdrehten, finsteren Paradies anzukämpfen. Er wollte es auch nicht. Wozu. Für wen. Für welche Zukunft, welches Leben, welchen Traum, welche Sinn. Hin und wieder erschien Kyoko als Hoffnungsschimmer in seinen sich im Kreis drehenden Gedanken, doch wies er dies weit von sich. Um sie nicht zu verletzen, um nicht verletzt zu werden. Um nicht zu einer Vergangenheit zurückkehren zu müssen, der er sich nicht stellen wollte. Ren stand auf und ging zur Tür. Er musste zur Arbeit. Michelle sprang auf und umklammerte ihn von hinten. "Bleib noch ein bisschen." Ihre Umarmung hatte etwas Verzweifeltes, ähnelte der eines Ertrinkenden, der sich an einen Halt klammert und ihn schließlich mit in die Tiefe reißt. Ren drehte sich um und fuhr ihr achtlos durch die Haare. "Du solltest dich anziehen, du hast doch in einer Stunde auch Drehbeginn..." "Ja...", murmelte sie. Ren löste sich von ihr. "Ich muss jetzt gehen." Er schloss die Tür hinter sich. Michelle sah blicklos vor sich hin. "Ja, du gehst...", sagte sie halblaut und lief dann ins Bad, um sich anzuziehen. Sie wusste selbst nicht, ob sie ihn liebte oder sich nur aus Angst vor der nahenden Finsternis nach seiner Nähe sehnte.
Als Ren in der Agentur ankam, herrschte dort wie immer reges Treiben. Freundlich grüßend ging Ren zum Fahrstuhl, um zu Rory's Büro zu gelangen, als sich in letzter Sekunde ein schlanker, hellhaariger Mann zwischen den sich schließenden Türen durchzwängte. "Yashiro!" Früher einmal war er Ren's Manager gewesen, war aber anderen Künstlern zugewiesen worden, als Ren begann, Erfolg im Ausland zu haben. Yashiro hatte eine Familie gegründet und war eifrig mit seiner neugeborenen Tochter beschäftigt, da blieb keine Zeit für Auslandsmanagement. Und so war auch der private Kontakt zwischen ihnen vollends abgebrochen, obwohl sie fast so etwas wie Freunde gewesen waren. "Hallo, Ren!" Yashiro freute sich ganz offensichtlich, ihn zu sehen. "Bist du auch gerade auf dem Weg zum Chef?" Ren bejahte. "Wie geht's deiner Tochter?" "Gut, sie kann schon ein bisschen sprechen!" Man merkte Yashiro deutlich an, wie begeistert er von seiner Tochter war. Dann erinnerte er sich an etwas und hielt kurz inne. "Kommst du morgen?" Seine Stimme klang vorsichtig. Ren verstand nicht, was er meinte. "Was ist denn morgen?" Yashiro sah Ren mitfühlend an. Er glaubte um Ren's wahre Gefühle zu wissen. "Kyoko heiratet morgen. Um 15 Uhr, im Manio-Hotel." Ren spürte einen dumpfen Schmerz in der Brust. Eine Sekunde lang hatte er seine Gesichtszüge nicht unter Kontrolle, lächelte dann aber gewohnt strahlend. "Das ist schön, aber ich habe leider keine Zeit. Morgen habe ich den ganzen Tag Dreharbeiten." Was durchaus der Wahrheit entsprach. "Ach so." Die Türen öffneten sich, und sie traten hinaus auf den Gang, der zu Rorys Büro führte. "Also dann... wir sehen uns..." Ren merkte selber, wie verlogen dieser Abschied war. So schnell würden sie sich nicht mehr über den Weg laufen.
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So. Hallo. Lest ihr mich noch - trotz allem? -_-
Die Geschichte wird langsam arg düster, nee...
Eigentlich sollte Michelle nur am Rande vorkommen, aber jetzt
ist sie doch wichtiger geworden. Ich hab sie wohl irgendwie liebgewonnen.
Sooooo bitte lest und commented mir trotz allem auch in Zukunft!!!
Edit: Ich habe ganz vergessen, meine Titel-Quelle zu benennen: Ist eine Zeile aus dem Lied "King only" von den Twilight Singers. Passte irgendwie zu den beiden, fand ich. Was Michelle da mitsummt, sind einige Zeilen inspiriert von "Dangerous Game" von Three Doors Down.