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All the filth I love on you...

von

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Eine Versuchung

Endlich wieder in der Wohnung angekommen, schnippte er den Schlüssel in die Ecke, warf seine Jacke irgendwo in den Flur und legte sich direkt auf den Boden. Er war kühl und von irgendwo her waren leise Stimmen zu hören. Von wem sie waren? Er hatte keine Lust, darüber nachzudenken. Nur hier liegen und... Ja, was? Darauf warten, dass Akio wieder Heim käme und ihm alles erklärte? Nein, soweit käme es sicher nicht. Dieser Sturkopf war niemals bereit, ihm, IHM, dem Neuen, der ihm mal schnell ausgenutzt hatte, d.h., ihn küsste, alles zu erzählen, wo er ihn doch gar nicht kannte.

Kei streckte den Arm in den Mondlichtdurchfluteten Teil des Flures, der durch das offene und helle Wohnzimmer entstand.

Wieso musste ihm so etwas grade hier passieren? Neu und schon verschissen bei dem süßesten Bewohner. Na ganz klasse! So hatte Kei sich das sicher nicht vorgestellt, als er sich für die äußerst "nette und moderne Männer- WG" gemeldet hatte und auch nach seiner Bewerbung mit einem Foto prompt angenommen wurde. Er würde hier einziehen, mit den Jungs tolle Wochenenden zusammen verbringen, für die Uni lernen und den ein oder anderen netten Typen für sich kennen lernen. Aber nach Akios Auftritt hatte er wohl wenig Chancen, sein angepeiltes Zielobjekt jemals für sich zu gewinnen. Warum auch musste er sich grade in so einen verlieben??

Kei schaute noch eine ganze Weile wie erstarrt an die Decke, seine Gedanken konnte er einfach nicht ordnen.

Langsam schloss er die Augen und vor ihnen erschienen immer mehr Bilder aus vergangener Zeit. Er sah Akio, seinen Jugendfreund. Damals, als sie noch kleine Kinder waren. Das lachende Gesicht seines Freundes ist das, was er einfach nicht mehr aus seinen Gedanken bekommt.

Doch dann sieht er plötzlich alles in Flammen stehen und Akio darin verschwinden. Kei reißt die Augen auf, einen lauten Aufschrei konnte er sich grade noch verkneifen.

Erschrocken wischte er sich die Perlen von seiner verschwitzten Stirn. Er stemmte sich auf die Hände und steht dann endgültig auf. Mit einem Blick aus dem Fenster erkannte er den noch immer regnerischen Sturm, der draußen tobt.

Noch immer ist Akio nicht zurück.
 

/Regen... Immer nur Regen... / dachte Akio, während er sich durch die Straßen schlurfte.

/Ich erinnere mich daran, dass es auch damals geregnet hatte... Nya... Was soll's... Ich glaube, ich geh noch ein wenig weiter... /

Akio hatte sich wieder ein wenig unter Kontrolle und war nicht mehr ganz so verwirrt, was er tun sollte. Durch die Straßen laufend, fragte er sich aber bald immer mehr, wo er überhaupt hin gehen sollte...?!

Zurück zu Kei?! -Das konnte er nun nicht mehr, er wusste, dass es falsch war. Er könne jetzt nicht einfach dort aufkreuzen und so tun, als wäre nichts gewesen, immerhin war er es, der fluchtartig das Haus verließ, weil er es einfach nicht verantworten konnte. Er war selbst Schuld. Was ließ er sich auch von Kei küssen?!

Aber wo soll er jetzt sonst hin?! -Es regnet, der Wind peitscht ihn. Die Kälte hat sich bereits in seine Kleider gefressen, die durch den Regen von Nässe durchtränkt sind.

Vielleicht würde der Regen ja auch bald nachlassen?! -Das konnte er nur hoffen, denn er wusste nicht, was er jetzt tun sollte?!

Er kann nur weiter durch die Straßen laufen, so wie er es damals auch schon getan hatte. Vor so vielen Jahren. Und kein bisschen anders. Alles erinnert ihn an den Ort, an dem er damals auch schon lebte und nun zurück gekehrt war. Einfach alles. Die Straßen haben sich kein bisschen verändert. Kaum ein neues Geschäft.

Benommen, durchgefroren und schwächelnd schlurpte Akio weiter. Er hoffte, der Vergangenheit entkommen zu können und nun war alles wieder ganz genauso.

Weg. Er musste hier weg. So schnell ihn seine Füße tragen konnten, rannte er nun durch die Stadt. Bis hin zu einer Straße, die ihm endlich unbekannt war. Auch auf die Gefahr hin, sich verlaufen zu können. Hier wollte er lang gehen. Es würde doch eh niemanden stören, wenn er nicht wiederkäme. Niemanden. Das war schon damals so und das wird auch immer so bleiben. Keiner wird sich um ihn sorgen. Wer auch?! -Mit Kei hatte er es sich nun sicherlich auch verscherzt.

Aber warum dachte er grade jetzt an ihn?! -er wollte nichts mehr mit seiner Vergangenheit zu tun haben. Fühlen, das war es, was er nicht mehr konnte, seit er seinen Freund damals so sehr in Gefahr brachte, ihn bei dem Feuer beinahe verloren hatte und jetzt?! -Dieses leere Gefühl. Es ist genau das Selbe. Ganz genauso.

Langsam erinnert er sich daran, was er sich damals für Vorwürfe machte. Sie sind noch immer nicht erloschen, wenn er daran zurück denkt...

Auch wenn Kei es überlebte. Er würde immer diese Narbe tragen, die ihn an alles erinnern wird, dass sein Akio, den er retten wollte, weg lief, weil er sich Vorwürfe machte und sie sich danach nie wieder sahen.

Aber zum Glück würde er ihn diesmal nicht so enttäuschen. Ihn nicht so verletzen, denn diesmal wird er nicht wieder zurück kommen und die Erinnerungen in ihm wach rufen.

All die Jahre hatte er vergessen und jetzt ist alles wieder da. Das kann er Kei nicht antun. Er muss es endlich beenden. Er muss hier weg.

Mit einem Mal stoppte Akio seine Schritte. Die Füße schmerzten ihm. Die Kleidung tropfte. Er war außer Atem, wie nie zuvor. Wie lange ist er wohl gerannt?!

Akio griff in seine Tasche in der Hose und holte sein Portmonee heraus. Ihm war schwindelig, das Blut wurde ihm rasend schnell durch die Venen gepumpt.

In seinem Portmonee war ein Foto aus Kindertagen von Kei und ihm. Sie lachten. Wie makaber. Das war wohl eines der letzten lachenden Bilder.

Dann zog Akio noch etwas kleineres aus dem Portmonee. Es war in einer dünnen Hülle aus Papier eingepackt, die schon ein paar dunkle Flecken hatte. Er kannte es, genau wie damals. Er musste seinen Arm ansehen. Die Narben sind gut verheilt.

2,5x4,5cm war es lang und breit. Langsam öffnete er das Papier und bei dem Anblick der Rasierklinge fühlte er sich nun mehr leer.

Er legte die Klinge an seinem Unterarm an, langsam zog er sie von der einen Seite zur anderen und sah das Blut heraus laufen.

Noch einige Male wiederholte er sein Vorhaben, bis das Blut ihm das letzte glückliche Foto betropfte.

Es schmerzte kaum, langsam wurde ihm klar, dass er es zwar all die Jahre hatte verhindern können, nun aber wieder schwach geworden war. Er betrachtete das Foto und musste lächeln.

Jetzt wäre er bereit zu sterben, doch ihm war klar, dass er von den paar Schnitten noch lange nicht verbluten würde.

Langsam wollte er die Klinge weg stecken, zurück in das Papier und in sein Portmonee, doch jemand ergriff seinen Arm, nahm ihm die Klinge weg und warf sie soweit in die Ferne, wie er konnte. Akio sah dem Treiben verwirrt zu und als sich die andere Person ihm wieder zu wante, erkannte er, wer es war: Kei.

Kei starrte ihn wütend und unendlich traurig zugleich an. Er sagte nichts. Eine bedrückende Stille legte sich zwischen die beiden jungen Männer, bis Kei das Wort erhob und Akio erschrocken zusammenzuckte.

"Spinnst du?!" blaffte er ihn an. "Was soll der Scheiß?!"

Er ihn an den Schultern und rüttelte ihn heftig. "Was bringt dir das?! Was nützt es? Es ist feige, seinem Leben ein Ende machen zu wollen; auch wenn du das vielleicht nicht machen wolltest! Du..." stockte er dann und Tränen -kleine, aber unbezwingbare Tropfen- bahnten sich den Weg über seine Wangen. Es war fast wie damals... Erinnerungen kehrten zurück und sie schmerzte, ja brannten fast in seiner Brust.

/Nicht noch einmal einen Freund fast verlieren./ war sein Gedanke.

"Du... Entschuldige." Gab Akio auf.

Er wollte sich nicht mit Kei anlegen, ihm nicht widersprechen.

Es tat ihm wahrhaftig leid, er wollte ihn nicht sauer machen.

Seufzend setzte sich Kei neben Akio. "Was bringt einen Menschen zu solcher Verzweiflung?! Bitte, sag es mir... Ich kann es mir nicht vorstellen... Wirklich nicht!"

Er sah ihn nicht an, stützte nur seinen Kopf auf die auf den Knien liegenden Armen ab und zählte innerlich die Armeisen.

Akio überlegte, zumindest hoffte er, dass er dies tat und wollte eine Antwort.

"Also... ich... früher... -oh, man..." brach er stöhnend ab und warf den Kopf in den Nacken. "Ich kann dir vertrauen?" fragte er Kei müde.

"Hai" antwortete dieser direkt und schaute nun auf, lehnte sich an die Banklehne.

"Ja? Gut... also, früher... Da... war so ein Junge... Wir waren befreundet... Sehr gut... Ich habe ihn... ...geliebt!! Obwohl wir noch so klein waren! Aber dann...Feuer... Überall... Und ich mittendrin... Es war...schön... Er rettete mich... Das war ein... tolles Gefühl... Diese Todesangst und er kam mir zu Hilfe..."

Kei stockte während dieser Erzählung der Atem. War er es jetzt doch? Es konnte doch kein Zufall sein, dass Akio von ihm sprach, von dem Feuer, oder? Aber er sagte nichts.

"Genau wie ich heute gehofft hatte, er käme mir zu Hilfe im Angesicht des Todes... Du kämst mir zu Hilfe..." Er schaute ihn etwas wehleidig lächelnd an. "Kei, kann es ein, dass du...".

"Kei, ich meine..." Akio stockt. Was hatte er da eigentlich grade gesagt?! Er hatte ihm von seinem Jugendfreund erzählt. Wie konnte er nur?! Er...

Akio brach ab, stand vor Kei, aber sah ihn nicht an. "Es tut mir leid, aber ich hätte dir das nicht erzählen sollen..." Seine Stimme war brüchig, seine Hände zitterten. Das Blut lief ihm übers handgelenk hinab und fiel zu Boden.

Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte?! -Doch irgendwie spürte er, dass etwas ihn an Kei band, auch wenn er es ihm nicht sagen konnte.

"Kei, verstehs nicht falsch... Hätte ich gewusst, dass wegen mir seine Schwester in dem Feuer starb..." wieder brach er ab. Er konnte ihm einfach nicht sagen, was in ihm vorging...

"Es tut mit so leid, dass ich es genossen hatte! Ich wollte doch nicht, dass sie stirbt!!"

Kei schaute Akio verwirrt an. Was redet er sich denn da zusammen?! -Warum kann er über das sprechen, was doch eigentlich nur sein Jugendfreund wusste?!

Und wieso laufen ihm dabei die Tränen übers Gesicht?!

"Hey..." Kei versuchte ihn irgendwie aufzubauen.

"Was...?" fragte Akio nach.

"Komm, lass uns wieder nach Hause gehen." Er lächelte matt. "Du bist blass und Schlaf kannst du auch gebrauchen."

Mit Absicht redete er nicht mehr über den Brandt. Lieber behielt er es für sich, als seinen Gegenüber nur noch trauriger zu machen und auch noch Schuld daran zu sein.

"Okay?" fragte Kei ihn dann noch und zog ihn an seiner Hand mit. Akio konnte nichts mehr sagen, ihm bleiben die Worte im Hals stecken, nur schwach nickte er mit dem Kopf .



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Brooky
2006-03-01T20:35:31+00:00 01.03.2006 21:35
oh nein.......die schwester???? da muss der arme kerl ja schuldgefühle haben....aber der kann dohc nichts dafür....der arme kleine *snif*
hoffentlich geht nochmal alles gut


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