Erwischt
Es war fast Mitternacht als Harry Potter, der Junge der lebt, sein Bett verließ und durch den Gemeinschaftsraum der Gryffindors ging. Im Kamin verlosch gerade das kleine Feuer, das noch vom Abend dort gebrannt hatte. Harry verlies den Gemeinschaftsraum mit schnellen Schritten und überquerte den dunklen Gang. Seine Füße trugen ihn wie von alleine zu dem Ort an den er wollte. Nach einer Viertelstunde, in der er kaum auf den Weg geachtet hatte und in seinen Gedanken versunken war, stand er endlich vor dem Klassenzimmer in den Kerkern, in denen sie Zaubertränke hatten. Er zog seinen Zauberstab und murmelte leise "Alohomora" und das Schloss öffnete sich und gab ihm den Weg ins Zimmer frei. Er steuerte auf den Vorratsschrank zu und öffnete ihn ebenfalls mit einem Zauber. Wie jede Nacht nahm er sich die Zutaten die er für den heutigen Trank brauchte und legte sie auf seinen Platz, um den Kessel anzuheizen und alles vorzubereiten. Dann fing er an den Trank zu brauen, den er sich für diese Nacht vorgenommen hatte. Die Türe zum Klassenzimmer war einen Spalt breit offen und so merkte Harry nicht, wie sich eine Person dort hinter die Tür stellte und ihn beobachtete. Als Harry anfing den Ingwer klein zu hacken, öffnete sich die Türe langsam und geräuschlos und die Person trat herein. Nichts ahnend hatte Harry den Ingwer bereits in den Kessel getan und machte sich nun daran die Schlangenhaut vorzubereiten. Dabei kam die Person hinter ihm immer näher, bis man sie fast im trüben schein des Feuers sehen konnte, das unter dem Kessel hervor lugte und den Raum in sperrliches orange-rot tauchte. Ein schwarzer Umhang mit dem Slytherinzeichen auf der rechten Brust war im Lichtschein zu erkennen. Harry allerdings hatte noch immer nichts von der unbekannten Person hinter ihm bemerkt. Konzentriert machte er seine Arbeit weiter und dachte gar nicht daran dass jemand hinter ihm stehen und ihn beobachten könnte. Die Person blieb etwa fünf Meter von Harry entfernt stehen und sah ihm stillschweigend zu. Doch als Harry sich umdrehte um noch einmal zum Schrank zu gehen, entwich ihm ein kurzer Schrei. Mit weit aufgerissenen Augen stand er da und hielt die Luft an. Die Person kicherte leise und amüsierte sich über den total erschrockenen Harry. Als die Person begann zu sprechen wusste Harry wer da vor ihm stand und sich über ihn lustig machte. "Na Potter? Was macht denn Gryffindors Goldjunge um diese Zeit hier unten in den Kerkern und vor allem im Zaubertränkeklassenzimmer, wo dieses doch eigentlich abgeschlossen sein sollte?!" "Malfoy...!" Die Person trat aus dem Schatten ins Licht und platinblondes Haar bestätigte Harrys Vermutung. Silbergraue Augen sahen ihn belustigt und ein wenig interessiert an. Noch immer leicht geschockt sah er zurück und seine Gedanken überschlugen sich, als er verzweifelt nach einer Ausrede suchte, die er nie finden würde. Draco Malfoy, ungekrönter Prinz von Slytherin und begehrtester Junggeselle Hogwarts kam auf den Goldjungen der lebte zu und grinste sein typisch höhnisches Malfoy-Grinsen. "Ich warte immer noch auf eine Antwort auf meine Frage, Potter! Oder fällt dir auf die schnelle keine gute Ausrede ein?" Er stand nun unmittelbar vor ihm und sah ihm tief in die Augen. Harry hatte das Gefühl in diesen Augen zu versinken. Sein Herz raste vor Aufregung und er hatte das Gefühl, jeden Moment umkippen zu müssen, da seine Knie so zitterten und weicher wurden als geschmolzene Butter. Er spürte plötzlich den Atem des anderen Jungens auf seinem Gesicht und erwachte blitzartig aus seiner Trance. Schnell ging er zwei Schritte zurück, bis er an den Tisch stieß, der ihm sagte, dass es nun keinen Ausweg mehr gab. Malfoy war ihm diese zwei Schritte gefolgt und sah ihn noch immer eindringlich an. "Ich...ich wollte nur......also es.....ich bin doch so schlecht in Zaubertränke und da...da dachte ich......ich könnte doch heimlich üben....also.....ich....ich meine....äh....ich...." Harry stotterte vor sich hin wehrend Malfoy ihm immer näher kam. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Millimeter von einander getrennt und Harry wurde schlagartig klar, dass er dem anderen Jungen noch nie so nah gewesen war, wie in genau diesem Moment. Er spürte wie er knallrot anlief und wollte sich weg drehen, doch Malfoy packte ihn am Arm und zog ihn an sich. Verwirrt und leicht erschrocken sah Harry ihn an. Dieser hatte sein Malfoyisches Grinsen noch immer nicht abgelegt und sah in Harrys Smaragd farbende Augen. "Du hast etwas Verbotenes getan Harry! Was soll ich bloß tun? Soll ich zu Professor Snape gehen und es ihm sagen? Oder soll ich ihm einen Tipp geben, und ihn dich auf frischer Tat ertappen lassen? Oder soll ich dich damit erpressen? Was meinst du?" er hatte beim sprechen seine Hand erhoben und Harry über die Wange gestreichelt. Seine Worte erklangen in Harrys Ohren, als wären sie ganz weit weg. Nur am Rande nahm er wahr, was Malfoy gerade gesagt hatte. Gefangen von diesem Silber reagierte er nicht sofort und nur langsam verstand er was sein Gegenüber von ihm wollte. Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen wider und er versuchte sich von Malfoy los zu reißen. Dieser aber ließ nicht locker und drängte Harry erst weg vom Tisch und dann immer weiter Richtung Wand, bis Harry schließlich mit dem Rücken an dieser stand und in der Falle saß. Malfoy war ihm näher als jemals zuvor und Harry sah plötzlich Bilder vor seinem geistigen Auge. Er sah sich selbst und Malfoy wie sie sich küssten und wild aneinander rieben. Harry keuchte auf, als ihm klar wurde, was er da dachte. Plötzlich spürte er wie Malfoy ihn los ließ und einen Schritt zurückging. Er sah ihn fragend und verwirrt an. Malfoy hatte noch immer sein typisches Grinsen aufgesetzt und sah Harry ebenfalls an. "Hör zu Potter, ich habe mich entschieden! Wenn ich dich verpfeifen würde hätte ich nichts davon, also nehme ich die Erpressungsvariante. Du wirst von jetzt an alles tun was ich von dir verlange, verstanden Potter?" Harry sah ihn aus weit aufgerissenen Augen entsetzt an. "Wie bitte? Ich soll alles das tun was du mir sagst? Ich soll auf ein Frettchen wie dich hören, als wäre ich dein Haustier? Spinnst du Malfoy? Ich bin doch nicht dein persönlicher Sklave, nur weil du mich erwischt hast!" Harry war wütend über Malfoys Worte. Dieser aber lachte nur kalt und kam wieder näher. "Oh, doch Potter! Wenn du nicht willst, dass ich zu Snape geh, wirst du alles tun was ich von dir verlange! Du bist ab jetzt mein Haustier, wie du so schön sagtest Potter! Gewöhn dich lieber dran!" Die letzten Worte hatte er nur noch geflüstert und war Harry so nah gekommen, dass dieser eine Gänsehaut bekam. "Du wirst dich doch nicht widersetzen nicht wahr Potter? Oder willst du etwa das Dumbledor davon erfährt und dich raus wirft?" Harry schüttelte benommen den Kopf und schloss ergeben seine Augen. Plötzlich spürte er etwas Weiches auf seinen Lippen. Er riss seine Augen sofort wieder auf und sah direkt in die silbergrauen Augen Malfoys, der ihn gerade küsste. Harry war wie gelähmt, er konnte sich nicht bewegen. Erst als Malfoy sich wieder von ihm löste registrierte er was gerade geschehen war. "Das war für das Frettchen soeben, Potter!" grinste Malfoy und sah ihn weiterhin an. Harry hatte wehrend dessen einen leichten Rotschimmer bekommen. "Wir treffen uns morgen Abend vor dem Steingötzen, hier unten in den Kerkern! Sei pünktlich um zehn Uhr dort! Verstanden Potter? Wenn nicht wird Snape neue interessante Informationen bekommen!" Harry sah ihn nun hasserfüllt an, nickte allerdings fast unmerklich und wand sich von ihm ab. Malfoy lachte noch einmal kalt und verließ dann das Klassenzimmer. Harry blieb allein zurück und räumte noch schnell auf. Dann verschwand auch er wieder aus dem Klassenzimmer und den Kerkern. Er erreichte den Gemeinschaftsraum der Gryffindors und ging hoch in sein Bett. Schlafen konnte er allerdings nur sehr schlecht.
