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Folgenschwere Kindheit

Inuyashas Zeit nach dem Tod seiner Mutter
von

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Außenseiter

Hallo und willkommen zum zweiten Kapitel! Freut mich, dass ich jetzt schon so viele Leser/innen habe^^ Inuyasha hat es auch in diesem Kap nicht gerade leicht....
 

Der Tod von Izayoi hatte alle schwer getroffen. Es herrschte viel Kummer und eine gedrückte Stimmung. Überall sah man weinende Bekannte und Freunde, die sich ein kleines Tuch auf die Augen pressten.

Izayoi wurde stattlich begraben und ihre Mutter hielt eine bewegende Rede. Als Hausherrin musste sie stets die Ruhe bewahren und ernst bleiben, aber der Tod ihrer Tochter ging ihr doch schwer zu Herzen. Sie konnte einige Tränen nicht unterdrücken und in ihrer Zeit der Trauer vergaß sie sogar ihren verhassten Enkel.

Der stand beim Begräbnis die ganze Zeit still neben Lin. Die alte Frau hielt dabei die Hand des Kleinen, aber er schien dies nicht zu merken. Er war nicht ansprechbar, sagte selbst kein Wort und aß nichts mehr. Lin machte sich zunehmend Sorgen um ihn.

Es war verständlich, dass er bestürzt war, aber ein Kind durfte nicht die ganze Zeit so trübselig sein. Ein Kind sollte auch lachen und spielen können. Aber Lin sagte vorerst einmal nichts dazu. Sie hielt es für besser Inuyasha einige Tage in Ruhe zu lassen. Hoffentlich würde er dann von selbst wieder aus seiner Lethargie aufwachen.

Das Begräbnis dauerte einige Stunden.

Am Ende ging jeder Anwesende zu Izayois Sarg, um sie zum letzten Mal zu sehen, bevor Erde über sie zugeschüttet wurde. Manch einer legte auch eine Blume ins Grab.

Als Inuyasha nur noch einige Schritte von seiner Mutter entfernt war, riss er sich plötzlich von Lin los und stürmte mit wehenden Haaren davon.

Die Alte versuchte ihn noch zu fassen, aber er schlängelte sich flink wie ein Wiesel zwischen den Herumstehenden durch.

"Inuyasha! Wo willst du hin?" rief Lin verzweifelt. Sie spürte, dass jemand neben ihr trat. Es war die Hausherrin. Stirnrunzelnd blickte sie dem Jungen nach.

"Wieso läuft er weg? So eine Unverschämtheit. Er will nicht einmal mehr seine Mutter sehen." Lin blickte ihre Herrin erschrocken und zugleich auch etwas zornig an.

"Er ist ein Kind, Herrin! Seine Trauer ist unendlich groß. Vielleicht will er alleine bleiben." vermutete sie. Izayois Mutter seufzte tief.

"Seine Trauer ist groß?" wiederholte sie leise. "Nein, Lin. Hanyous haben keine Gefühle." Ohne noch etwas zu sagen wandte sie sich um, und befahl einer Gruppe von Arbeitern das Grab jetzt zuzuschaufeln. Lin warf einen wütenden Blick auf die Hausherrin.

Sie war Izayoi eine gute Mutter gewesen, aber wieso sagte sie so hässliche Dinge zu ihrem Enkel? Wenn es um Dämonen und Hanyous ging, war sie sehr engstirnig. Mit Schrecken realisierte Lin, dass eine heiße Wut in ihr aufflammte. Eine Wut, die sich gegen ihre eigene Herrin richtete. Die Alte schüttelte energisch den Kopf.

Als sie sich wieder beruhigt hatte, ging sie los, um Inuyasha zu suchen.
 

Der Junge lief so schnell, wie ihn seine Beine trugen. Bloß weg vom Sarg seiner Mutter. Weg von all diesen trauernden Menschen.

Er wollte seine Mutter so in Erinnerung behalten, wie er sie zum letzten Mal gesehen hatte: Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht, kurz bevor er das Zimmer verlassen hatte. Auf keinen Fall wollte er ihre blasse Leiche sehen.

Er würde bestimmt Ärger bekommen, weil er einfach weggelaufen war, aber das war ihm egal. Alles war ihm mittlerweile egal. Fast wünschte er sich ebenfalls zu sterben. Ob er dann seine Mutter wiedersehen würde?

Sie hatte ihm erzählt, dass sie im anderen Reich glücklich sein würde. War sie schon dort? Inuyashas Schritte wurden langsamer. Ohne es zu merken hatten ihn seine Füße zum Waldrand gebracht. Nicht weit entfernt stand ein kleiner Schrein. Er erinnerte sich, dass seine Mutter mit ihm oft hierher gegangen war. An diesem versteckten Ort hatte sie ihm immer Geschichten erzählt. Niemand hatte sie gestört, da die Dorfleute diesen Schrein fürchteten. Sie sagten er sei von Dämonen erbaut worden und deshalb verflucht.

Zur Hälfte stimmte dieses Märchen. Der Schrein wurde tatsächlich von einem Dämon gebaut. Und zwar von Inuyashas Vater. Das hatte Izayoi ihrem Sohn schon Dutzende Male erzählt.

"Er hat diesen Schrein gebaut, damit wir uns an ihn erinnern Inuyasha." hatte sie ihm liebevoll gesagt. Ihre Augen glänzten, als sie sich an diesen stattlichen Youkai zurückerinnerte.

Inuyasha fühlte sich in der Nähe des Schreins vollkommen sicher. Er setzte sich am Eingang hin und starrte gedankenverloren auf den Boden. Einige Tränen rollten ihm über die Wangen. Eigentlich hatte er schon so viel geweint, dass sie versiegt sein müssten, aber beim Gedanken an seine Mutter kamen sie ihm wieder hoch. Er schien unerschöpfliche Reserven davon zu haben.

Er blieb sehr lange reglos sitzen. Erst als die Sonne hinter den Bergen verschwand und es langsam dunkel und kalt wurde, stand er auf und ging zögernd zurück.

Er hatte schreckliche Angst, was jetzt mit ihm geschehen würde. Durfte er bleiben? Wurde er fortgejagt? Oder gar getötet?

Ein Schauer fuhr ihm den Rücken herunter. Er fröstelte und schlang die Arme um seinen Oberkörper. Eigentlich wäre es besser wenn er einfach abhauen würde, wie Alina gesagt hatte. Dadurch müssten die anderen ihn schon jagen, wenn sie ihn unbedingt töten wollten. Er würde sich aber verstecken und weit weg gehen, bis sie ihn nicht mehr finden konnten.

Ja, weglaufen wäre das vernünftigste. Wieso ging er aber weiter in Richtung Haus?

Unbeirrt setzte er einen Fuß vor den anderen. Er wollte umdrehen, und in den Wald laufen, aber etwas hielt ihn zurück. Da erkannte er, dass er Lin und Alina nicht allein lassen konnte. Er musste sich erst bei ihnen verabschieden, sonst würden sie sich Sorgen machen.

Deutlich entschlossener, aber mit einem beklemmenden Gefühl im Magen, ging er auf das große Haus zu. Die Dachspitze tauchte schon über den Baumkronen auf. Inuyasha hob den Blick, als ihm eine bekannte Witterung in die Nase stieg.

Eine Gestalt kam in der Dunkelheit auf ihn zu. Sie winkte hektisch.

"Inuyasha! Zum Glück habe ich dich gefunden." sagte Lin erleichtert. Sie fasste Inuyashas Hand und führte ihn zum Haus zurück.

"Es ist kalt hier draußen. Wo warst du die ganze Zeit?" wollte die Alte wissen und warf dem Jungen einen Blick zu. Inuyasha druckste ziemlich herum, bevor er sehr leise antwortete.

"Beim Schrein."

"Ah." Lin wusste über diesen Ort bescheid. Sie war vielleicht die einzige, die wusste wer den Schrein gebaut hatte.

"Hast du dort Trost gefunden?" fragte sie sanft. Inuyasha schwieg. Er wusste nicht was er darauf antworten sollte. Einerseits hatte er sich dort für einen kurzen Moment gut gefühlt, aber andererseits hatte er immer noch einen schweren Kloß im Hals.

Lin zuckte verständlich mit den Schultern.

"Du musst nicht reden, wenn du nicht willst."

Der Junge nickte dankbar. Er mochte Lin, weil sie immer sofort verstand und sehr einfühlsam war. Ohne sie würde Inuyasha nicht mehr weiterwissen.

"Wird die Hausherrin böse auf mich sein?" fragte er nach einer Weile etwas ängstlich.

"Hab keine Angst. Sie wird dir nichts zuleide tun. Das war der letzte Wunsch deiner Mutter, weißt du?"

Der Junge atmete hörbar aus. Vorerst war er also in Sicherheit.

Aber er hatte ein beunruhigendes Gefühl. Es war ihm, als ob noch etwas Schlimmes geschehen würde. Er schluckte schwer und sagte den Rest des Weges nichts mehr.

Als sie das Haus erreichten, brachte Lin den Kleinen zu Bett.

"Versuch etwas zu schlafen, ja?" sagte sie. Inuyasha drehte sich nur auf die andere Seite und vergrub sein Gesicht in der Decke.

Lin seufzte schwer und schloss leise die Tür.
 

Nach einigen Tagen beruhigte sich die Lage wieder ein bisschen.

Es wurde eine Versammlung einberufen, um zu entscheiden , was nun mit Inuyasha geschehen sollte. Eine Menge Leute saßen an einem großen Tisch.

Es handelte sich dabei um die Hausherrin und Verwandte der Familie. Viele Gesichter blickten mürrisch oder gelangweilt drein. Die Herrin räusperte sich vernehmlich.

"Ihr alle wisst, wieso ich euch gerufen habe." vermutete sie und erntete nickende Köpfe von allen Seiten. Ein älterer Mann schnaubte wütend auf.

"Diese Versammlung hat doch keinen Sinn, Salinra- sama!" sagte er laut. "Wieso töten wir diesen Bastart nicht einfach?" Er schlug mit der Faust auf den Tisch und blickte zornfunkelnd in die Runde. Sofort stimmten ihm einige der anderen bei.

"Ja, er hat Recht!" rief einer.

"Genau. Machen wir es so, wie Garun gesagt hat!" meinte ein anderer. "Räumen wir diesen Hanyou einfach aus dem Weg!" Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Saal.

Salinra, die Hausherrin, hob die Hand, um sich wieder Gehör zu verschaffen. Augenblicklich verstummten die Gespräche und alle wandten sich wieder ihr zu.

"Bitte! Wir wollen doch vernünftig bleiben, also lasst uns nicht lange darüber streiten. Außerdem kann ich ihn nicht töten lassen. Ich kann den letzten Wunsch meiner Tochter nicht missachten."

Sie warf einen scharfen Blick auf Garun, der daraufhin verlegen den Kopf senkte.

"Versuchen wir also eine andere Lösung zu finden." fuhr die Herrin fort. "Eine, die nicht so blutig enden muss."

Sie blickte gespannt in die Runde. "Na? Einige Vorschläge?"

Eine pummelige Frau stand zögernd auf und warf einen unsicheren Blick auf die anderen.

"Also, ich sage, dass der Hanyou weiterhin hier bleiben sollte, weil..." Sie konnte den Satz aber nicht mehr beenden, da schon nach ihren ersten Worten ein wildes Protestgeschrei losbrach. Alle riefen erbost durcheinander, wobei jeder den anderen lauthals zu übertönen versuchte. Es war aber deutlich herauszuhören, dass niemand mit dem Vorschlag der pummeligen Frau einverstanden war.

"Das ist unerhört!"

"Er kann nicht bleiben!"

"Ein Bastart in unserer Familie! Was für eine Schande!" Waren die Meinungen der anderen.

Salinra hämmerte wild auf den Tisch. Ihre Augen funkelten wütend.

"Aufhören!" brüllte sie gebieterisch. Die heftig debattierenden Menschen hielten tatsächlich inne und wandten sich zu ihr um. Einige senkten demütig den Kopf, als sie den kühlen Gesichtsausdruck der Herrin begegneten.

"Ihr benehmt euch wie Kleinkinder!" schalt sie die Verwandtschaft. "Schreit herum, als ob gleich die Welt untergehen wird!" Eine peinliche Stille breitete sich aus, die nach einigen Sekunden von einem schüchternen Husten unterbrochen wurde. Alle Blicke wandten sich der Geräuschquelle zu. Eine kleine Frau duckte sich etwas unter den vielen Augen, die sie erwartungsvoll anstarrten.

"Äh.... ich glaube, dass der Hanyou bei uns nicht gut aufgehoben ist." meinte sie leise und lief rot an. Sie sank noch etwas tiefer in ihren Sessel, aber diesmal waren keine zornigen Rufe zu hören. Garun nickte ihr sogar zustimmend zu.

"Ja sie hat Recht." sagte er zu Salinra. "Er wäre auch eine Gefahr für uns. Diese Hanyous sind wie Raubtiere. Wenn sie klein sind, tun sie noch keinem etwas, aber ausgewachsen...." Er seufzte und schüttelte den Kopf. "Ausgewachsen sind sie Killermaschinen."

Der Rest der Anwesenden stimmte ihm entschlossen zu. Die schüchterne Frau richtete sich erfreut auf und ließ einen Ich- habs- doch- gewusst Blick durch die Reihe streifen. Auch die Herrin nickte bestimmt.

"Ja. Das habe ich mir auch schon gedacht." teilte sie mit, zog aber fragend die Augenbrauen hoch. "Aber was tun?"

"Na, das liegt doch auf der Hand!" rief ein Mann mit einem riesigen Schnauzbart. "Wie jagen ihn fort!"

Wiederum erklangen heftige, zustimmende Rufe. Einige nickten so heftig, dass ihre Haare wie wild flogen. Salinra schwieg eine Weile und dachte nach. Schließlich nickte auch sie.

"Das ist ein guter Vorschlag." sagte sie langsam. "Na schön!" sie klatschte einmal in die Hände und zog somit alle Blicke wieder auf sich. "So machen wir es. Der Hanyou wird so bald wie mö..."

"Nein! Das könnt ihr doch nicht machen!" Irritiert drehte sich die Herrin um. Sie zog verärgert die Stirn in Falten, da sie in ihrer Rede unterbrochen worden war. Auch die anderen Verwandten blickten sich verwirrt um, auf der Suche nach dem Störenfried.

"Wer hat das gesagt?" wollte Salinra wissen. Aus einer dunklen Ecke kam eine ängstlich dreinblickende Gestalt zum Vorschein.

"Ich." antwortete sie leise. Sofort hörte man überraschtes Gemurmel und viele warfen der Gestalt missbilligende Blicke zu. Die Herrin presste ihre Lippen so fest zusammen, dass sie wie ein weißer Strich aussahen.

"Lin. Was fällt dir ein dich hier zu verstecken?" zischte sie erbost. Lin zuckte bei dem unfreundlichen Ton sichtlich zusammen, aber als sie sprach war ihre Stimme fest und klar.

"Er ist noch ein Kind." erklärte sie. "Ihr könnt ihn nicht fortjagen. Da draußen sind wilde Tiere, Räuber und Youkai!"

"Er ist selbst zur Hälfte ein Youkai." sagte Garun schulterzuckend.

"Du hast hier nichts zu sagen, Lin!" begehrte die Herrin auf, ohne Garuns Bemerkung zu beachten. "Du bist nur eine Zofe und hast mit dieser Angelegenheit nichts zu schaffen!"

"Aber Herrin..."

"Du sollst dich hier nicht einmischen!"

"..."

"Lin?" Die alte Zofe seufzte leise. In ihren Augen spiegelte sich tiefe Traurigkeit.

"Ja, Herrin." antwortete sie resignierend. Für einen Moment breitete sich eine unangenehme Stille aus. Schon zum zweiten Mal an diesem Abend.

Lin stand reglos da. Ihre Gedanken rasten. Sie musste etwas tun! Sie musste das Kind ihrer Freundin doch beschützen! Inuyasha...., dachte sie und sein betrübtes Gesicht tauchte vor ihren Augen auf. Entschlossen straffte sie die Schultern und nahm einen neuen Versuch.

"Ihr seid also tatsächlich so kaltherzig und setzt ein wehrloses Kind aus?" rief sie. Ihre stimme bebte vor Wut. "Habt ihr so große Angst vor ihm?" Die Sitzenden starrten Lin sprachlos an. Verwunderte Blicke wurden getauscht.

Der Mann mit dem Schnauzer schnaubte verächtlich.

"Ich habe keine Angst vor ihm, Weib. Aber ich habe etwas gegen Monster, verstehst du? Er muss weg, gar keine Frage! Und wie schon gesagt: Du hast hier absolut nichts zu sagen!" Lin öffnete protestierend den Mund, wurde aber von einer mageren Frau unterbrochen.

"Ganz genau." flötete sie und reckte hochnäsig die Nase in die Luft. "Außerdem haben sich die Dorfleute schon beschwert. Nicht wahr, Salinra- sama?" Sie warf einen unschuldigen Blick auf die Hausherrin, die im ersten Moment verwirrt blinzelte.

"Ach ja." sagte sie dann. "Dieser Hanyou hat einen Jungen aus dem Dorf schwer verletzt. Die Leute sind verärgert und beunruhigt, versteht sich."

"Aber Herrin!" meldete sich da wieder die alte Zofe. "Ihr hättet sehen sollen wie Inuyasha verwundet war! Die Dorfkinder haben ihn fast zu Tode geprügelt!"

Salinra warf ihr einen eisigen Blick zu.

"Die Prügel hat er sich bestimmt verdient!" Garun hob mit einem Ruck den Kopf.

"Er hat einen Jungen verletzt?" rief er ungläubig aus. "Wenn er jetzt schon die anderen Kinder schlägt, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis er jemanden tötet!"

"Du hast recht!" warf die magere Frau ein. Ausnahmslos alle stimmten mit lauten "Ja" Rufen ein. Lin sackte in sich zusammen und starrte entgeistert in die Runde.

"Dann sind wir alle einverstanden, dass dieser Bastart verbannt wird?" rief Garun und stand auf, sodass er alle anderen überragte und gut gesehen wurde.

Seiner Frage folgte ein tosender Beifall. Garun grinste erfreut.

"Aber... aber..." stammelte Lin. Was sollte sie noch sagen? Sie konnte diesen Haufen von Verrückten nicht aufhalten. Sie waren stur wie Holzpflöcke.

Die magere Frau wandte sich der Zofe betont langsam herum und funkelte sie an.

"Du kannst nichts dagegen tun." sagte sie und lächelte hämisch. "Außerdem können sich doch die anderen Youkai um den Hanyou kümmern."

Lins Gesicht lief vor Wut rot an.

"Pass auf, das es dir nicht in die Nase regnet, wenn du sie so hoch hältst!" platzte sie heraus, noch bevor sie sich bremsen konnte. Die Frau erstarrte und atmete pfeifend ein. Sie lief purpurrot an.

Auch die anderen setzten entgeisterte Blicke auf. Niemand sagte etwas.

Die Hausherrin bebte vor Zorn. Sie konnte nicht glauben, dass ihre sonst so fleißige Zofe derart ungehobelt war. Dabei war sie mit Izayoi sehr eng befreundet gewesen und sie hatte ihre Arbeit immer gut gemacht. Und jetzt das... Was für eine Enttäuschung.

"Lin." sprach Salinra in die Stille. Sie bemühte sich ihre Stimme ruhig klingen zu lassen, aber es gelang ihr nicht ganz den Ärger daraus zu verbannen. Die Zofe zuckte erschrocken zusammen. Sie mied es in ihre die Augen zu sehen.

"Ja, Herrin?" antwortete sie kleinlaut.

"Verlasse sofort diesen Raum. Wir sprechen uns später noch."

"Ja, Herrin. Es tut mir leid, dass..."

"Sofort!"

Hastig klappte Lin den Mund zu und verließ mit schnellen Schritten den Saal. Die Herrin atmete hörbar aus und entspannte sich wieder. Sie wandte sich der dünnen Frau zu.

"Bitte verzeih dieses ungehobelte Verhalten meiner Zofe..." sagte sie entschuldigend. Die Frau zog nur eine beleidigte Grimasse und nickte kaum merklich.

Salinra stieß einen Seufzer aus und warf einen Blick in die Runde.

"Dann ist die Sitzung damit abgeschlossen." verkündete sie breitkundig. "Der Hanyou soll von hier verbannt werden. Die anderen Youkai sollen sich von mir aus um ihn kümmern. Wer mit dieser Entscheidung einverstanden ist, soll die Hand hochheben."

Sofort schossen alle Hände in die Höhe. Die Herrin nickte zufrieden.

"So soll es sein." sagte sie.
 

Lin fühlte sich ziemlich schlecht. Sie hatte es nicht geschafft Inuyasha zu schützen. Sie hatte versagt und zwar gewaltig. Außerdem würde sie von der Herrin wegen ihrem frechen Verhalten bestraft werden. Die Zofe seufzte schwer. Sie wusste selbst nicht, was über ihr gekommen war so etwas zu sagen.

Gerade wollte sie Inuyasha aufsuchen und ihm die Lage zu erklären, als sich die Tür des Versammlungssaales öffnete. Die ganze Verwandtschaft verließ ihn mit glückseligen Gesichtern. Sie schwatzten und lachten fröhlich miteinander. Keiner würdigte Lin auch nur eines Blickes.

Die Herrin verließ als letzte den Saal und warf einen kurzen Blick auf die schweigsame Lin.

"Komm mit. Ich muss dich sprechen." sagte sie tonlos. Die Alte folgte ihr betrübt.
 

Der kleine Inuyasha saß neben einem großen Baum und ahnte noch nichts von seinem ungewissen Schicksal. Er starrte gedankenverloren in die Luft.

In den letzten Tagen hatte er Alina nicht mehr gesehen. Normalerweise blieb sie nie so lange weg. Das konnte also nur eines bedeuten: Ihr Vater hielt sie möglicherweise zu Hause fest. Vielleicht hatte er sie in den Keller gesperrt und sie sogar geschlagen.

Bei diesem Gedanken keimte Wut in Inuyasha auf. Er musste Alina helfen.

Entschlossen stand er auf und machte sich auf in Richtung Dorf. Auf halben Weg erstarrte er plötzlich. Seine Nase nahm den Geruch von Feuer auf und er hörte zornige Rufe.

Instinktiv sprang er hinter einem Stein und duckte sich so tief wie möglich. Im nächsten Moment war er froh sich rechtzeitig versteckt zu haben, denn eine große Menge von Dorfleuten ging zielstrebig in Richtung von Inuyashas Haus. Sie trugen Fackeln und einige hatten auch Waffen dabei.

Der Junge machte sich noch kleiner. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Was wollten sie jetzt hier? Sie sahen sehr wütend aus. Irgendwie wurde Inuyasha das Gefühl nicht los, dass sie wegen ihm gekommen waren. Leise beschloss er ihnen zu folgen. Er wollte unbedingt wissen, was da los war. Geschickt schlich er der wütenden Menge nach, wobei er sich die ganze Zeit gut versteckt hielt. Niemand bemerkte ihn.

Am Haus der Herrin angelangt huschte der Junge hinter dem großen Baum und lugte vorsichtig auf den Hof. Dort hatten sich die Dorfleute inzwischen versammelt und riefen laut nach der Hausherrin. Diese wurde sofort vom Lärm angelockt und kam schnell herbei.

Misstrauisch blieb sie an der Tür stehen und beäugte die Menschenmenge. Ihre Augen huschten missbilligend über die Waffen.

"Was wollt ihr hier?" fragte sie scharf. "Und was fällt euch ein bewaffnet zu mir zu kommen?" Sie blickte auffordernd auf die vielen Gesichter. Ein muskulöser Mann trat mit grimmiger Miene aus der Reihe. Inuyasha erkannte ihn als den Vater von Alina.

"Verzeiht Herrin. Aber die Waffen sind nur zu unserem Schutz hier." sprach er. Seine Stimme hatte einen tiefen und rauen Klang. "Vor ein paar Tagen sind einige Dorfleute zu Euch gekommen." fuhr er fort, als Salinra nichts sagte. "Sie haben Euch doch erzählt, dass dein Hanyou einen Jungen aus dem Dorf schwer verletzt hat."

"Ja, das habe ich nicht vergessen." sagte die Herrin. "Was den Hanyou anbelangt haben meine Verwandten und ich bereits eine Entscheidung getroffen. Er wird verbannt."

Alinas Vater blickte sie erstaunt an.

"Ach ja?" rief er. "Aber er muss doch auch auf andere Weise bestraft werden!" Die Dorfleute stimmten ihm laut zu. Inuysha saß in seinem Versteck und blickte beunruhigt zu dem Geschehen. Verbannt? Was bedeutete das? Auf jeden Fall hörte es sich nicht gut an.

"Wir sollten ihn töten!" rief ein anderer Mann aus dem Dorf und schwang seine Sense.

"Nein." sagte die Herrin fest. "Der letzte Wunsch meiner Tochter soll nicht missachtet werden. Dem Hanyou soll kein Leid geschehen."

Die Dorfleute schwiegen betroffen. Einige nickten verständlich den Kopf.

Alinas Vater erhob schließlich das Wort:

"Herrin, wir wollten euch nicht zu nahe treten. Eine Verbannung ist sicher die beste Lösung. Habe ich Recht?" Die Menschen stimmten ihm alle schnell zu.

"Ich bin froh, dass wir einer Meinung sind." sagte die Herrin erleichtert. Inuyasha hatte genug gehört. Er hatte Angst. Was hatten sie mit ihm vor? Er beschloss sich irgendwo zu verkriechen und sich nie mehr blicken zu lassen. Leise stand er auf und schlich auf Zehenspitzen davon. Weit kam er nicht, denn plötzlich spürte er, dass ihn jemand am Kragen packte und hochhob.

"He! Seht mal wen ich hier gefunden habe!" rief ein junger Bursche und ging zu den Dorfleuten. Inuyasha zappelte in seinem Griff und versuchte sich vergeblich zu befreien.

"Ha! Der Kleine Bastart!" sagte Alinas Vater grinsend. "Wir setzen ihn am besten sofort im Wald aus."

"Was habt ihr vor?" fragte Inuyasha leise. Der Kaufmann warf ihm einen eisigen Blick zu.

"Das habe ich doch gerade gesagt. Wir verbannen dich. Das heißt, wir jagen dich fort und du darfst nie wieder hierher zurückkehren, sonst töten wir dich, klar?" Er wartete nicht eine Antwort ab, sondern ging mit schnellen Schritten zum Wald, der in der untergehenden Sonne allmählich dunkel wurde und somit bedrohlich wirkte.

Inuyasha wurde immer noch am Kragen festgehalten. Er warf einen hilfesuchenden Blick zum Haus, aber die Herrin war fort. Niemand kam ihm zu Hilfe.

Die Dorfleute brachten ihn ein Stück in den Wald hinein. Auf einen Wink vom Kaufmann hin, ließ der Bursche Inuyasha fallen, der unsanft auf den Boden fiel.

"So Hanyou. Du wirst jetzt tief in diesen Wald gehen und wenn wir dich jemals wieder zu Gesicht bekommen bringen wir dich um." sagte Alinas Vater mit bedrohlicher Stimme. Er hielt dem Jungen zum Beweis ein scharfkantiges Schwert unter die Nase. Inuyasha riss entsetzt die Augen auf. Hastig sprang er auf, bevor er noch verletzt wurde. Er wich ängstlich zurück.

Die Dorfleute brüllten ihn an und fuchtelten mit den Fackeln in seine Richtung.

"Verschwinde jetzt!" riefen sie. Das ließ sich Inuyasha nicht zweimal sagen. Schnell stolperte er in den Wald, die Menschen folgten ihm ein ganzes Stück. Einige spitze Waffen streiften ihn und brachten ihn ab und zu zum Fallen. Blitzschnell rappelte er sich jedes Mal wieder auf, ohne jedoch von Stößen verschont zu werden.

Er lief so schnell ihn seine Beine trugen.

Er hielt auch nicht an, als die Rufe der Menge längst erstarben und es ganz still um ihn herum war. Die Dunkelheit des Waldes verschluckte ihn wie ein weit aufgesperrtes Maul.
 


 

Diese Dorfleute würde ich am liebsten alle lynchen. In dieser FF lasse ich Inuyasha ganz schön was durchmachen. Aber das tu ich nicht zu Fleiß! *Inuyasha umarmt*

Ich muss mich halt der Geschichte anpassen.

Das nächste Kapitel heißt dann: "Dämonenblut"

Sobald es da ist schicke ich euch wieder eine ENS, wenn's recht ist:)



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  Chiisette
2006-07-04T15:46:37+00:00 04.07.2006 17:46
Manno, armer Inu TT^TT *snief* *alle Dorfleute erwürg* Er tut mir so leid. *heul* Die FF is echt super^^
Von:  shippi
2005-08-14T18:25:04+00:00 14.08.2005 20:25
*schnüff* Mein kleiner Inu ganz alleine im Wald. Und er konnte sich nichtmal von Alina verabschieden.:( Ich fands toll wie Lin sich für ihn eingesetzt hat, aber dafür wird sie jetzt auch bestraft. Das ist doch zum Verzweifeln!!! Ich hasse die Dorfleute. *grrrr*
Die Story ist einfach spitze und am Schreibstil gibts auch nix zu meckern.^^ Bin gespannt was Inu jetzt erwartet.
Bye shippi
Von: abgemeldet
2005-08-14T16:45:18+00:00 14.08.2005 18:45
super kapi^^
nur weiter so!!
aber flott!!!

LG Kago0815 =)
Von:  elena-mcgrey
2005-08-13T18:12:16+00:00 13.08.2005 20:12
Tada, da bin ich wieder!!
*grinsel*

Nicht wundern, heute geht das bei mir mit dem kommentieren irgendwie was schneller!!
*lol*

Deswegen stürze ich mich auch direkt auf dein neues Kappi!!

Und auch diesmal muss ich sagen, einfach nur genial!!
Wie sich die Zofe für Inuyasha eingesetzt hat und der Hausherrin mal kräftig die Meinung gesagt hat, wie sich der kleine Hanyou zum Schrein seines Vaters zurückgezogen hat, weil er seine Mutter so in Erinnerung behalten wollte wie er sie zuletzt gesehen hat.
Alles einfach nur schön beschrieben und auch geschrieben.

Wie ich schon in meinem Kommentar zum ersten Kapitel geschrieben habe, ich kann diese Menschen aus dem Dorf nicht verstehen.
Es ist genau wie in der heutigen Zeit, wenn die Menschen etwas nicht kennen, dann wird es verbannt oder im schlimmsten Fall getötet.
Es ist schon eine Schande, dass wir, die wir uns tatsächlich homo sapiens sapiens schimpfen, in dieser Hinsicht noch genau so denken wie die menschen in deiner FF, die ja nun wie wir als eingefleischte Inuyasha-Fans wissen, im mittelalterliche Japan spielt.
*dropz*

Tut mir leid, das ich jetzt irgendwie vom thema abgekommen bin!!

Du schreibst klasse und ich bedanke mich jetzt auch mal in aller Öffentlichkeit für deine liebe Werbung!!
*grinsel*

Freu mich auf das nächste Kapitel, bis dahin sende ich dir ganz ganz ganz viele liebe Grüße!!

*plüsch*
Deine Elena
Von:  FlummiCat
2005-08-13T15:51:58+00:00 13.08.2005 17:51
O_O ach ja inuyasha der arme
wird es au mal ein kapitel geben in der er erwachsen is und wieder ins dorf geht und sie alle macht?^^ ich mein nich umbringen nur mal zeigen was er kann damit sie mal respekt vor ihm haben >_>
und wann trifft er auf seinen bruder?*_* sag mir bescheid wenns weiter geht ^^
Von:  Xell
2005-08-13T13:40:45+00:00 13.08.2005 15:40
Deine Fanfiction ist wirklich spannend und auch tragisch! Inuyasha tut mir wirklich leid. Was kann er dafür dass er ein Hanyo ist? Er konnte sich seine Eltern schließlich nicht aussuchen... Salinra jagt Inuyasha aus dem Dorf und behauptet allen Erstes sie würde ihm kein Leid zufügen: Was für eine Heuchlerin!
Von: abgemeldet
2005-08-13T12:10:51+00:00 13.08.2005 14:10
ARgggh, ich würde die Leutchen auch gerne alle lynchen, armer Inuyasha, er muss ziemlich viel durchmachen...könnte Sesshoumaru da nicht irgendwas drehen??? *gg*
Dein Schreibstil ist wirklich hervorragend, gefällt mir sehr gut...du schreibst das so schön und tragisch und sehr glaubhaft mit der Intoleranz der Dorfbewohner, und schön finde ich das mit Lin, dass sie sich so für Inuyasha eingesetzt hat...auch wenn es im Endeffekt nichts geholfen hat, aber sie hatte große Courage *gleich wieder anfängt zu weinen* T___T
Aber nicht einmal die Großmutter hat mit dem Kleinen Mitgefühl oder Mitleid, find ich ja 'bääh' von ihr, die sollte sich echt schämen.
Wirklich ein wunderschön und trauriges Chapter. Kommt eigentlich auch Sesshoumaru und hilft dem kleinen Inu?
Liebe Grüße
Lina
PS: Würdest du mir eine ENS schicken, sobald dein nächstes Chapter on ist, bitte?
Von:  Lizard
2005-08-13T12:00:59+00:00 13.08.2005 14:00
Meine Güte, ich krieg noch das Heulen...
Nein, jetzt mal im Ernst, deine Geschichte und wie du sie umgesetzt hast, berührt mich sehr. Du bringst alles sehr realistisch rüber. Z.B. ie Angst vor dem Ungewöhnlichen (die natürlich keiner zugeben will), die Ignoranz und Intoleranz (nach dem Motto: was geht mich das schon an, lieber Türe zu und das, was mich stört, soll draußen bleiben). Wirklich sehr gut.
Wenn man daran denkt, dass es in unserer Gesellschaft (und ich betone, da kann sich in gewissem Sinne fast jeder angesprochen fühlen!) oft ähnlich zugeht, kann einen deine FF auch sehr zum Nachdenken anregen. Und dafür kann ich dich einfach nur loben.
Auch sonst ist der Schreibstil wunderbar und die Story spannend. Toll fand ich auch die Idee mit dem Schrein, den Inuyashas Vater als Erinnerung gebaut hat. Er muss Izayoi wohl sehr geliebt haben, wenn er ihr etwas zur Erinnerung hinterlassen wollte. Diese kleinen Hinweise geben der Story noch den richtigen Touch.
Okay, also ich finde deine vielen Kommischreiber bereits zu Kapitel 1 (neid, oh sowas sollte mir auch mal gelingen...) hast du ganz und gar verdient. Und ich hoffe, du wirst noch viele dazu gewinnen. Ich kann deine FFs bisher jedenfalls nur empfehlen!
Ganz herzliche Grüße!
Von: abgemeldet
2005-08-13T10:48:13+00:00 13.08.2005 12:48
Was können Menschen nur gemein sein, wenn jemand anders ist als sie ... . Ich finde, Du hast mit Deiner Geschichte ein Problem angesprochen, welches es in unserer Gesellschaft auch heutzutage noch oft gibt. Ist jemand anders, wird er schnell ausgegrenzt und ignoriert oder in anderen Fällen verspottet und mißhandelt, so wie Inuyasha in Deiner FF. So gesehen hat Deine Story einen ernsten Hintergrund, aber wie sagt man so schön? In jeder Geschichte steckt etwas Wahres, worüber sich der Leser Gedanken machen soll und das hast Du mit Deiner FF geschafft, jedenfalls bei mir.
Ansonsten muss ich sagen, war es wieder sehr schön geschrieben, wie wir es schon von Dir gewohnt sind. Und die Meinung der anderen Kommischreiber kannn ich nur teilen, ich würde, wenn ich könnte, diesen miesen Dorfbewohnern auch gerne eins reinwürgen. Aber dass sogar die Großmutter Inuyashas gar keine wirkliche Rücksicht auf ihren Enkel nimmt, finde ich schon ziemlich geschmacklos von ihr. Die kleine Alina wird wohl auch sehr traurig sein, wenn sie erfährt, dass ihr Freund nicht mehr zurückkehren wird.

Liebe Grüße
Mariko
Von: abgemeldet
2005-08-13T10:33:18+00:00 13.08.2005 12:33
Das ist echt voll traurig, der arme inu und ich teile deine meinung alle Dorfbewohner lynchen löl
ach ja kannst du mir ne ens schicken wenn das nächste kp on kommt?

gruß
engelchendiemaus


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