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Lebenslinien

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Die Höhle des Kartenmachers

Lebenslinien Kapitel 135

Autor: Herzfinster

Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
 

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Die Brücke über die Schlucht war nicht mehr als ein alter Baumstamm, den irgendjemand mit einem Geländer aus Tauen versehen und seine Oberfläche zu einer geraden Fläche gehobelt hatte. Doch sie erfüllte ihren Zweck. Mit langsamen und vorsichtigen Schritten überquerten sie den Abgrund ohne große Probleme und ließen damit eine weitere Etappe hinter sich.

Vor ihnen erhob sich nun das Ziel ihrer Reise: hoher Berg aus schwarzem Gestein. "Und wo müssen wir jetzt lang?" Die Karte zeigte ihnen nur einen sehr vagen Punkt, markiert mit einem merkwürdigen Symbol. "Auf jeden Fall müssen wir da hoch klettern...", meinte Sasuke. "Oder auch nicht", erwiderte Naruto, "Da ist eine Treppe..."

Was Naruto da als Treppe bezeichnete war allerdings nicht mehr als eine Reihe steiler, sehr grob in den Fels gehauener Stufen, halb verdeckt von wild wuchernden Pflanzen. "Vor Einbruch der Nacht schaffen wir es bestimmt nicht mehr da hoch...", meinte Sasuke. Naruto warf einen Blick zur untergehenden Sonne. "Wir können hier nicht übernachten. Wir haben kein Wasser, keinen Proviant und nicht mal einen Ort, an dem wir uns verkriechen können... Wen wir uns beeilen, erreichen wir vielleicht noch das Versteck des Kartenmachers und können dort übernachten."

Die Treppe war so steil, dass sie zeitweilig auf allen Vieren hochsteigen mussten. "Wenn wir es nicht schaffen, dann haben wir ein Problem", gab Sasuke zu bedenken. Der Wind pfiff ihnen um die Ohren. Sie waren erschöpft von ihrer Wanderung und den Kämpfen der letzten Tage und noch immer war kein Ende in Sicht. Sasuke hoffte inständig, dass der Kartenmacher ein gastfreundlicher Mann war und ihnen Unterkunft für die Nacht gewähren würde.

"Wir schaffen das schon... irgendwie...", rief Naruto ihm zu und kletterte weiter. Die Sonne war schon beinah untergegangen und im Zwielicht fiel es ihm immer schwerer die Kanten der schwarzen Stufen zu erkennen. Die Steine waren scharf und schnitten ihm öfters in die Finger. Aber eine Pause machen kam für ihn nicht in Frage. Eigentlich hätte es ihm nichts ausgemacht, im Freien zu übernachten, wenn nötig auch ohne Wasser und Nahrung, doch was ihm etwas ausmachte, war jetzt stehen zu bleiben.

Naruto wollte nicht rasten, denn sobald er aufhörte, etwas zu tun, weiterzugehen, ihrem Weg zu folgen, kamen die Gedanken. Die Gedanken über das, was gestern passiert war, was heute Morgen passiert war und was er beinah zugelassen hätte. Diese Gedanken konnte er nur unterdrücken, indem er immer weiterging.

"Kannst du schon irgendetwas sehen?", rief Sasuke, der hinter ihm kletterte. "Nein. Nur noch mehr Stufen", erwiderte Naruto. Der Mond erschien am Himmel, seine Sichel spendete jedoch wenig Licht. Sie waren schon so weit oben, dass sie ihren gesamten bisherigen Weg überblicken konnten. Von hier oben wirkte der Glaswald tatsächlich wie ein weißer Fleck.

Naruto schenkte der Aussicht keine Beachtung. Er kletterte weiter ohne auch nur einmal den Blick von den Stufen zu heben. Bis seine Hand plötzlich ins Leere griff. Er hob den Kopf. Sie hatten einen Felsvorsprung erreicht. "Sasuke! Da ist eine Höhle oder so etwas!"

Naruto half seinem Freund die letzten Schritte hinauf. Einen Moment blieben sie einfach sitzen. Sasuke wollte nur noch schlafen. Ganz gleich, wer diese Höhle bewohnte, dort blieben sie heute Nacht, das hatte er schon beschlossen. Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter den Bäumen. Naruto erhob sich und ging entschlossen auf die Höhle zu. Er streckte tastend die Arme aus und trat in die Dunkelheit.

Nach wenigen Schritten trafen seine Finger auf Holz. Eine Tür versperrte ihm den Weg. "Ist da etwas?", hörte er Sasukes Stimme hinter sich. "Ja, eine Tür. Hier wohnt wirklich jemand." Naruto klopfte an, doch niemand antwortete. Also öffnete er die Tür einfach. "Ist nicht abgeschlossen..."

Eine angenehme Wärme schlug ihnen entgegen. Die Höhle hinter der Tür sah weniger wie eine Höhle aus, als wie das Arbeitszimmer eines Bibliothekars. Auf Regalen, Tischen, Lehnsesseln und dem Boden stapelten sich Bücher, Pergamentrollen und unzählige Papiere. In einer Ecke stand ein eiserner Ofen dessen Rohr einfach im Felsgestein verschwand. Eine weißlich glühende Kugel auf dem Schreibtisch spende ein wenig Licht. Doch es war niemand da...

"Sind wir hier auch richtig?", fragte sich Naruto. "Allzu viele Leute werden hier oben wohl nicht wohnen, oder?", erwiderte Sasuke und ließ sich auf einem abgewetzten und an vielen Stellen geflickten Teppich nieder. Der Ofen glühte und auf dem Schreibtisch stand ein geöffnetes Tintenfass. Hier hatte sich vor Kurzem noch jemand aufgehalten.

Naruto setzte sich neben ihn, den Rücken gegen den massiven Tisch gelehnt, und schloss die Augen. "Ich hoffe, dieser Typ taucht hier bald auf, damit wir weiterziehen können..." Sasuke rieb sich die Augen. "Aber heute nicht mehr. Vor morgen mache ich keinen Schritt mehr." Das Letzte, was er sah, war das verblichene Muster auf dem Teppich. Sollten das Feen darstellen?
 

Als Naruto die Augen wieder öffnete, spürte er ein ungewohntes Gewicht auf seinen Beinen. Sasuke war im Schlaf quer über seinen Schoß zusammengesunken. Und er hatte das überhaupt nicht gemerkt. Er war wohl doch viel erschöpfter gewesen, als er sich hatte eingestehen wollen. Wie lange hatten sie wohl geschlafen?

"Guten Morgen." Naruto blickte hoch, doch er konnte niemanden sehen. "Weiter unten!" Tatsächlich musste er den Blick sehr weit nach unten senken, denn der Sprecher war außerordentlich klein. Selbst sitzend musste Naruto noch zu ihm hinabsehen. "Gute Morgen...", erwiderte der Junge, "Bist du etwa der Kartenmacher?"

Der Zwerg wog sich auf den Zehenspitzen. "So nennt man mich, in der Tat. Mein Name ist Varus. Und wer seid ihr beiden Eindringlinge?" Naruto schubste Sasuke von seinem Schoß, woraufhin dieser erwachte. "Was...?" Sein Blick fiel auf Varus. Dieser hatte nichts mit all den Wesen gemein, die ihnen bisher begegnet waren.

Varus hatte große Ähnlichkeit mit einer Birne auf Beinen. Auf Storchenbeinen um genau zu sein, denn seine Arme und Beine standen im krassen Gegensatz zu seinem übrigen Körper. Sie waren lang und dürr, seine Haut von einem gelblichen Ton, reichlich mit kleinen braunen Tupfen gesprenkelt.

Hätte Sasuke seine Kleidung beschreiben müssen, so hätte er sie wohl mit einer Papiertüte verglichen, die man ihm übergestülpt hat. Der Kopf erinnerte entfernt an ein zerknautschtes Kissen, nur sehr grob in die Form eines Gesichts gedrückt. Seine Augen waren riesig und starrten sie sehr aufmerksam an. "Ich fragte, wer ihr seid", wiederholte er.

Kurz gaben die beiden Jungen ihre Geschichte, ihr Ziel und ihre Bitte wieder, dass der Kartenmacher ihnen half, wieder nachhause zurückzufinden. Varus hörte ihnen ruhig zu und beschloss dann, dass sie erst einmal frühstücken sollten, bevor sie sich über alles weitere unterhielten.

Er verschwand durch einen Vorhang, der Naruto am Vorabend überhaupt nicht aufgefallen war, und kam kurze Zeit später mit einem Berg an Brot, einem Topf voll Honig, Butter und einer Teekanne zurück. Sasuke war erstaunt, wie der Zwerg dies alles zu tragen vermochte, doch beim Anblick des Frühstücks wurde dies sehr schnell völlig egal.

Sasuke musste sich sehr beherrschen um sich nicht wie ein ausgehungerter Wolf auf das Essen zu stürzen. Naruto machte erst gar keine Anstalten seinen Hunger zu verbergen. Er kippte seinen Tee in einem Zug hinunter und sofort fühlte er sich besser. Mit zwei Bissen verschlang er ein Brot und griff schon nach der nächsten Scheibe.

Varus sah schweigend über dies alles hinweg. Er setzte sich auf einen Stapel alter Bücher und gab sich mit einer Tasse Tee zufrieden. "Ihr wollt also, dass ich euch in eure eigene Welt zurückschicke...", rekapitulierte er schließlich. Naruto nickte heftig kauend. "Ja, das wäre toll." "Wenn du es kannst", fügte Sasuke hinzu.

Varus zog die Stirn kraus. "Die Frage ist nicht, ob ich es kann", erwiderte er, "Sondern, was ihr mir dafür anbieten könnt." Naruto ließ die Schultern hängen. Daran hatte er gar nicht gedacht. Es war klar, dass der Kartenmacher für seine Arbeit auch bezahlt werden wollte. Er griff in seine Tasche, doch er fand nur noch drei Münzen. Das war sicherlich nicht, was sich Varus vorgestellt hatte.

"Wir haben nichts, was wir dir anbieten könnten", meinte Sasuke. Varus winkte ab. "Ich habe keine Verwendung für Geld oder Kostbarkeiten. Aber ihr könnt für mich arbeiten um eure Schuld zu begleichen." Die Jungen sahen einander an. "Und was sollen wir tun?", fragte Naruto. Varus deutete zur Tür. "Wenn ihr weiter nach oben steigt, kommt ihr zu einem Pass. Dahinter befindet sich ein Bergdorf. Fragt nach einem Bauern namens Octavius. Er wird euch alles Weitere schon erklären. Und jetzt zeig mir einmal dieses Gerät, mit dem ihr hierher gekommen seid."

Sasuke schob den zerrissenen Ärmel seines Hemdes zurück und sogleich packte Varus sein Handgelenk. Mit unvermuteter Kraft zog er den Jungen zu sich hinüber und betrachtete das Gerät mit kritischem Blick. "Hm... Ja... Interessant...", murmelte er vor sich hin, "So etwas habe ich schon lange nicht mehr gesehen." "Kannst du uns jetzt zurückschicken?", fragte Sasuke ein wenig ungeduldig. Varus ließ ihn los.

"Zuerst muss ich herausfinden, aus welcher Welt ihr überhaupt kommt." Er stand auf und lief um seinen Schreibtisch herum. Aus einer der Schubladen wühlte er ein kleines Becken aus silbrigem Stein hervor und stellte er auf den Tisch. Die jungen Shinobi erhoben sich und beugten sich über die Schale. Wie wollte Varus damit herausfinden, woher sie kamen? Sasuke blickte sehr skeptisch drein.

"Ich brauche etwas von euch. Etwas, das ihr aus eurer Welt mitgebracht habt... Am besten..." Ungefragt riss er Naruto einige Haare vom Kopf – "Ah!" – und warf sie in die Schale. Varus ließ seinen Finger über den Rand der Schale gleiten und ein schwingender Ton erklang.

Naruto blieb der Mund offen stehen, als sich in der Schale eine Art Nebel bildete. Eine wabernde, leuchtende Masse, dich sich wölbte und erhob. Sasuke trat einen Schritt zurück. Die Nebelglocke platzte und verpuffte in einer Rauchfahne. Zurück blieben Schlieren auf dem Stein wie von glitzerndem Staub. Sie beschrieben Kreise, Spiralen und malten merkwürdige Muster auf die glatte Oberfläche.

Varus machte ein ernstes Gesicht. "Oh... Oh, das ist schwierig..." Er kratzte sich am Kinn. "Was soll das bedeuten?", fragte Naruto. Wusste der Zwerg jetzt anhand dieser komischen Zeichen, wo ihre Heimatwelt lag? Sasuke versuchte in dem Muster etwas Bekanntes auszumachen. "Wie funktioniert das?", wollte er wissen.

"Schwingungen", erwiderte Varus, "Alles im Universum besitzt Energie. Und anhand der Schwingungen kann ich erkennen, wo diese Energie ihren Ursprung hat. Diese Technik hier zeigt mir speziell die Art von Schwingung, welche zu einer Dimension gehört. Aber das müsst ihr nicht verstehen..." Sasuke versuchte sich das bildlich vorzustellen, doch vergebens.

"Ich kann euch leider nicht auf direktem Wege nach hause schicken", fuhr Varus kopfschüttelnd fort, "Wisst ihr: diese Welt besitzt keine Verbindung zu eurer Dimension – es sei denn durch eines der Dimensionslöcher – was aber sehr unsicher und gefährlich wäre auszuprobieren. Man kann bei diesen Löchern nie so genau sagen, wo man landet. Es ist reine Glückssache."

"Aber... wie sollen wir dann nach hause finden?", fragte Naruto. Der Gnom winkte ab. "Das ist eigentlich ganz einfach", begann er seine Erklärung in dem nasalen, geschwollenen Tonfall, in dem er zu sprechen pflegte. Er griff nach Sasukes Handgelenk und hielt es über die Schale. "Dieses Gerät kann nicht nur den Dimensionsspiegel aktivieren und nach dem Zufallsprinzip eine Dimension anwählen, nein. Man kann auch Routen eingeben und abspeichern. Schließlich will man am Ende ja auch wieder in seine eigene Dimension zurückfinden, nicht wahr?"

Varus öffnete den Schließmechanismus des Armbandes und nahm es dem Jungen ab. "Ich kann eure Dimension als Zielort eingeben und das Gerät bringt euch dort hin. Ich kann nur nicht versprechen, dass ihr immer den Dimensionsspiegel benutzen könnt." Die beiden Jungen machten fragende Gesichter.

Der Zwerg bedachte sie mit einem wenig nachsichtigen Blick. "Wisst ihr nicht, dass es noch andere Arten gibt, eine Dimension zu wechseln? Der Spiegel ist nur ein Weg – ein sehr bequemer Weg, zugegeben – aber bei weitem nicht der Einzige. Es ist gut möglich, dass ihr auf eurer Reise nach anderen Portalen suchen müsst." Sasuke erinnerte sich an ihre Begegnung mit den anderen Dimensionsreisenden.

"Wie lange brauchst du, um den Weg einzugeben?", fragte er. Varus zuckte mit den Schultern. "Vorher muss ich den Weg berechnen. Dies kann einige Tage dauern. Ich lasse euch eine Nachricht zukommen, sobald ich fertig bin. Solange gewährt euch Octavius Unterkunft – vorausgesetzt, ihr arbeitet auch! Aber erst einmal solltet ihr baden und euch umziehen – ihr seht aus wie Wegelagerer..."

Varus gab ihnen aus einer wackligen Truhe einige Kleider. Sie waren etwas zu groß und rochen muffig, doch sie waren sauber und erfüllten allemal ihren Zweck. Hinter dem Bergpass entsprang eine Quelle, welche als Bach sehr steil ins Tal hinabfloss. "Denkst du, er kann uns wirklich den Heimweg zeigen?", fragte Sasuke und ließ sich das eiskalte Wasser über den Kopf laufen.

Naruto zog sich bereits das Hemd wieder an. "Nach all den Strapazen will ich das doch hoffen! Sonst suchen wir ja noch unser Leben lang nach Konoha..." Sasuke schwieg dazu. "Wir sollten jetzt diesen Mann suchen... Octavius. Mal sehen, welche Arbeit er für uns hat."

Die Berge waren auf dieser Seite des Passes nicht annähernd so steil und unwegsam, wie noch auf der dem Wald zugwandten Seite. Ein Pfad führte sie durch eine Landschaft, in der sich Baumgruppen und Wiesen abwechselten. Bis zu dem genannten Bergdorf war es schon ein ganzes Stück Weg, wenn sie die Häuser auch schon von Weitem sehen konnten.

Entlang des Weges standen schon lange vor der Dorfgrenze vereinzelte Häuser. Vor einem saß in einem Stuhl eine Frau von Gestalt einer Katze. Als sie näher kamen, um sie nach dem Weg zu fragen, hob sie den Kopf. Ihr Fell war um die Augen und am Kinn schon stark ergraut und ihr Blick war so trübe, dass sie die beiden Jungen wohl kaum erkennen konnte. Sie musste schon sehr alt sein. "Verzeihung, kannst du uns sagen, wo wir Octavius finden?", fragte Naruto.

Ihre Ohren zuckten und sie versuchte zu lächeln. "Octavius suchst du? Der wohnt gleich dort unten, in dem Haus mit den Apfelbäumen ringsumher. Das kannst du gar nicht verfehlen..." Sasuke sah ihr aufmerksam ins Gesicht. Sie musste blind sein. Deshalb sagte sie wohl auch nichts dazu, dass ein Mensch vor ihr stand. "Vielen Dank", sagte er, bevor sie sich abwandten und zu dem kleinen Haus hinunterstiegen.

Es war wirklich nicht besonders groß, gerade groß genug für eine oder zwei Personen. Doch wie die Frau gesagt hatte, standen rund um das Haus herum Apfelbäume, an deren Ästen schon reife Früchte hingen. "Irgendwie verstehe ich die Jahreszeiten hier nicht...", meinte Naruto. "Vielleicht hat es etwas mit diesen verrückten Hexen zu tun", erwiderte Sasuke und klopfte an die Tür.

Schritte waren zu hören, doch die Person öffnete nicht sofort. Naruto kam kurz der Gedanke was passierte, wenn Octavius keine Menschen mochte. Dann hätten sie wohl ein nicht unerhebliches Problem. Gespannt blickte er auf, als sich die Tür leise knarrend öffnete. "Wer seid ihr?", fragte eine dunkle Stimme.

"Der Kartenmacher schickt uns..." Weiter kam Naruto nicht. Ein nicht zu überhörendes Stöhnen ließ ihn abbrechen. Octavius öffnete die Tür ganz und trat hinaus ins Licht. Er war ein sehr großer Mann mit breiten Schultern und man sah ihm an, dass er wohl einer schweren, körperlichen Arbeit nachging. Er sah beinah menschlich aus, doch nur beinah. Sasuke bemerkte die scharfen Krallen an seinen Fingern und die geschlitzten Pupillen. Ansonsten hatte er erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Shinobi, dem er einmal begegnet war.

"Ihr braucht nichts zu sagen", meinte Octavius, "Kommt mit." Er führte die beiden Jungen am Dorf vorbei durch einen kleinen Wald. Dahinter befand sich eine umzäunte Obstplantage, nicht sehr groß, doch die Bäume wuchsen so hoch, dass ihre Kronen im gleißend hellen Himmel verschwanden. Auf der anderen Seite begrenzte ein steiler Abhang die Plantage. Naruto und Sasuke staunten nicht schlecht.

"Eure Aufgabe wird es sein, diese Früchte zu sammeln", sagte Octavius und deutete nach oben, "Einen Teil davon werde ich euch als Lohn überlassen." Sasukes Blick wanderte zu einer Reihe von Körben, welche am Zaun entlang aufgereiht waren. Das sah nach sehr viel Obst aus...

"Ist das alles?", fragte Naruto, "Wir sollen ein paar Früchte pflücken?" "Du hast wohl keine Höhenangst, wie?", fragte Octavius zurück, "Nur wenige Leute trauen sich überhaupt, auf die Bäume zu klettern um nur ein paar davon zu pflücken. Doch sie sind sehr wichtig für das Dorf. Diese Früchte wachsen nur hier an dieser Stelle und sonst nirgendwo in diesem Land."

Es wunderte Sasuke kein bisschen, dass sich kaum jemand freiwillig zum Obstsammeln meldete. Einige der Bäume beugten sich bedrohlich weit über den Abgrund. Wer dort abstürzte, der sammelte nie wieder irgendetwas ein... Naruto zuckte nur mit den Schultern. "Kein Problem..." So eine Aufgabe hätten sie als Ge-Nin wahrscheinlich in der ersten Dienstwoche spielend gemeistert...

Naruto nahm Anlauf und lief den ersten Baum senkrecht hinauf. Octavius staunte nicht schlecht. "Aber...?" Wenige Sekunden später segelte eine der großen, roten Früchte zu Boden. Sasuke fing sie mit beiden Händen. Sie sah aus wie die Kreuzung zwischen einer Tomate und einem Pfirsich und fühlte sich an wie ein Apfel. Octavius wusste nicht, was er davon halten sollte, doch solange sie ihre Arbeit machten... "Also gut, sieht so aus, als kämt ihr allein zu Recht..."

Die nächsten Tage verbrachten sie damit auf Bäume zu klettern und körbeweise Obst zu pflücken. Mit Seilen zogen sie die Körbe über dicke Äste nach oben und ließen sie gefüllt wieder herunter. Octavius ließ sie im Heuschober schlafen, gab ihnen Wasser und morgens und abends etwas zu essen. Naruto konnte natürlich nicht wiederstehen eine der Früchte zu probieren. Sie enthielt ungewöhnlich viel Saft, doch der Geschmack behagte ihm gar nicht. Sie war sauer und mehlig.

Am dritten Tag gegen Mittag kam Octavius zu ihnen auf die Plantage. "Hey!", rief er von unten. Er konnte die Jungen in den Baumkronen überhaupt nicht sehen, doch sie hatten ihn schon von Weitem entdeckt. "Der Kartenmacher schickt nach euch! Er sagt, er wäre fertig mit eurer Route!"

Ein letzter Obstkorb seilte sich vor ihm ab, dann sprangen Naruto und Sasuke hinterher. "Eure Arbeit ist getan." Octavius atmete tief durch. "Respekt. Bisher hat noch keine Gruppe Arbeiter so viel geerntet..." Naruto fühlte sich ein wenig stolz, obwohl sie beide mit braunen, grünen und roten Flecken übersät waren von Baum, Blatt und Frucht.

"Ihr könnt jeder zwei Körbe mitnehmen", fuhr Octavius fort und reichte Sasuke eine Tasche, "Und dies ist für den Kartenmacher." Sasuke spähte hinein. Die Tasche enthielt eine ganze Reihe von Einmachgläsern mit eingekochten Früchten verschiedener Art. "Macht euch auf den Weg, sonst kommt ihr von diesem Berg nicht mehr runter, bevor es dunkel wird."
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  JoNaH
2009-12-14T11:17:11+00:00 14.12.2009 12:17
"Sonst sammelte niemand wieder irgendwas ein"
der spruch zum tag ^^

na, jetzt haben sie endlich ihren kartenmacher gefunden - es geht voran!

hast du mal herr der ringe gelesen? ^^
das mit dem berg und den stufen erinnert mich daran. erst prachett dann tolkien XD
bin mal gespannt, wie das jetzt mit den dimensionstoren funktioniert. am ende macht es plopp und sie stehen wo anders.
außerdem ist die sache mit dem mädchen ja noch nicht vorbei oder? oder hats ihr gereicht, dass sie sasuke mal gesagt hat, dass sie das auch kann?

ich werd mich noch ein bisschen gedulden müssen, hm?
man liest sich,
bis bald, glg gestirn


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