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Schnee der Erinnerung

Die Fortsetzung zu "Schnee der Vergangenheit" Brad Crawford x Schuldig
von

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Autor: TonaradossTharayn
 

E-Mail: tonaradoss@yahoo.de
 

Fandom: Weiß Kreuz
 

Warning: lime, angst, drama
 

Pairing: Brad x Schuldig
 

Teile: 3/4
 

Disclaimer: Die Figuren gehören alle Koyasu Takehito und ich verdiene kein Geld mit dieser FF. Sie dient lediglich der Unterhaltung.
 

Anmerkung: Dies ist die Fortsetzung zu „Schnee der Vergangenheit“, kann jedoch auch unabhängig von ihr verstanden werden. Da Telepathie unabdingbar ist, musste ich es mit <...> kennzeichnen.

Die Inhalte hier beruhen zwar zum Teil auf Ereignissen, die in den Dramen stattfinden, jedoch von mir zum Teil anders genutzt werden. Also nicht alles für bare Münze nehmen.
 

Zum Inhalt: Schuldigs Vergangenheit scheint zu einem immerwährenden Alptraum zu entwickeln, aus dem er nicht entfliehen kann. Und auch Brad muss einsehen, dass sich seine eigene Vergangenheit nicht so leicht abschütteln lässt, wie er immer gedacht hatte...
 

Schnee der Erinnerung 3
 

„Schuldig!“, rief er, riss die Badtür auf, ignorierte das ausströmende Wasser, dass sich auf seinen teuren Teppich verteilte. Er watete durch das warme Wasser, suchte in der großen Wanne nach einem orangefarbenen Haarschopf. Er zog ihn heraus, stellte nebenbei das Wasser ab, bevor er ihn sanft auf den Boden legte.

„Schuldig! Atme gefälligst!“, forderte er etwas unbeholfen. Als der Deutsche nicht reagierte, legte Brad seine Lippen auf die Schuldigs und begann mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage. Wie wild versuchte er seine Lungen zum Atmen, sein Herz zum Schlagen zu bringen. Als Schuldig immer noch nicht reagierte, fing er an zu verzweifeln, hatte das Gefühl, dass seine Hände, die schwitzig waren, viel zu stark auf den Brustkorb eindrückten. Crawford schüttelte den Kopf, glaubte, dass es nichts mehr bringen würde, als Schuldig auf einmal hustete.

„Schuldig...?“, fragte er leise, drehte ihn auf den Bauch, damit noch etwas Wasser aus seinem Mund fließen konnte.

„Was hast du dir dabei gedacht?!“ Nach dem anfänglichen Schock wurde der Amerikaner wütend. Er hätte nie gedacht, dass Schuldig einen Suizidversuch wagen würde.

<Ich wollte mich nicht umbringen...> Schuldig hustete und röchelte, fühlte sich schwach und kraftlos.

„Was sollte das dann?“

<Rosenkreuz...>

Brad atmete geräuschvoll aus, verließ dann das Bad, bevor er wiederkehrte und Schuldig auf seine Arme hob, ihn zum Bett trug und auf das bereitgelegte Handtuch absetzte, in das er ihn sofort einwickelte.

„Schlaf“, befahl er Schuldig, drückte ihn aufs Bett nieder und legte die Decke über ihn. Dieser nickte nur noch und schloss die Augen.
 

Crawford hingegen zog den Stöpsel in der Wanne. Mit einem bösen Blick sah er auf das übergetretene Wasser. Das würde ja heiter werden.
 

***
 

Tropf Tropf...

Der Schnee wurde rot, immer röter, äußerst dunkel an manchen Stellen, wo vermehrt Tropfen auf ihn trafen.

Er hielt sich seine Nase, versuchte das herauslaufende Blut aufzuhalten. Doch es strömte immer mehr heraus, ebenso wie sich der Schmerz immer weiter ausbreitete. Vermutlich war sie gebrochen.

Auch seine Lippen bluteten, sie waren aufgeplatzt, ebenso wie rote Flüssigkeit aus dem Zahnfleisch trat und sich in seiner Mundhöhle sammelte.

Gott sei Dank habe ich keinen Zahn verloren..., dachte der Junge, doch sein Gegenüber lachte nur.

„Bald wirst du dir wünschen, du hättest nur einen Zahn verloren!“, antwortete er grinsend. „Lauf, Häschen, lauf!“

Sofort setzte er sich wieder in Bewegung, er stöhnte vor Schmerzen auf. Er konnte nicht mehr. Es war ihm lieber, sie würden sein klägliches Dasein endlich beenden.

Der Wind wurde langsam wieder stärker, wehte ihm den Schnee ins Gesicht. Doch der Kampf gegen den Wind verursachte noch mehr Schmerzen. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte, rutschte aus, schlug auf den Boden.
 

***
 

„Ich hasse es“, stöhnte er, drehte sich von einer Seite auf die andere.

„Du weißt gar nicht, was ich alles hasse. Aber ich gebe dir einen Tipp: Es fängt mit P an“, erwiderte Crawford unwirsch und stellte den Mopp beiseite. „Den Teppich bezahlst du mir.“

„Was auch immer“, erwiderte Schuldig träge, schlug die Decke weg und warf seinem Anführer das Handtuch hin. „Bettwäsche wechseln wäre übrigens auch nicht schlecht.“

Crawford bedachte ihm nur mit einem bösen Blick, bevor er ans Bett trat und sich neben ihn setzte.

„Erinnerst du dich, als ich mir die Nase gebrochen hatte?“, fragte Schuldig leise.

„War das nicht ein doppelter Bruch gewesen?“

„Ja... Gott... wäre ich nicht so jung damals gewesen, ich hätte ihn umgebracht...“

„DAS lässt sich immer noch nachholen, Schuldig. Ich arbeite gerade daran, dass Rosenkreuz endlich in der Hölle landet.“

„Du klingst sehr vergnügt dabei. Sadist.“

„Nicht minder als du auch. Aber wie konnte es passieren, dass du nicht nur mein Bad unter Wasser gesetzt hast, sondern mir fast weggestorben wärst?“

„Hm... ich lag in der Badewanne und habe mir grade schöne Schimpfwörter für dich ausgedacht, als ich seine Stimme wieder hörte... ‚Lauf, Häschen, lauf’, sagte er, immer wieder und wieder... Und plötzlich habe ich wieder eine Szene vor mir gesehen... aus meiner Kindheit dort im Lager... Dabei muss ich wohl langsam abgesoffen sein, denn das nächste, an das ich mich erinnere, waren deine schönen Lippen.“

„Hmmm... was genau war es?“

„Küss mich und ich verrate es dir“, grinste er.
 

***
 

Es kam näher, weiß, kugelrund. Und steinhart. Es traf seinen Kopf und augenblicklich breitete sich ein Schmerz aus, der durch sein Körperteil jagte. Er rieb sich nur kurz über die Stelle, bevor er weiterhastete.

Wieder wurde er gejagt. Es schien kein Ende zu nehmen. Immer öfter trafen ihn harte Schneebälle.

An der Schulter.

Am Ellenbogen.

An der Hüfte.

Am Knie.
 

Sein gesamter Körper schmerze. Und immer wieder vernahm er dieselben Worte.

<Lauf, Häschen, lauf!>

Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen. Wieso nur taten sie es ihm an? Wieso konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen?
 

Er blieb stehen, atmete schnell. Er sah sich kurz um, aber als er niemanden entdeckte, lehnte er sich an einen Baum. Schnell zog er sich seine Jacke aus, um sich den schmerzenden Ellenbogen anzusehen. Er schillerte in den verschiedensten Farben. Blau, rot, lila. Er war sich sicher, dass auch sein Knie so aussehen würde. Und der Rest seines Körpers.
 

„Das Häschen darf nicht stehen bleiben.“

Seine Augen wurden groß, sahen den Schneeball auf sie zurasen.
 

***
 

„Ja. Natürlich. Es wird wie geplant statt finden. Ja. Auf Wiederhören.“

„Ein Kunde?“, hörte er eine ruhige, jugendliche Stimme.

„Ja, für unseren heutigen Auftrag.“

„Anscheinend macht sich da jemand Sorgen“, meinte Nagi und setzte sich in den Stuhl gegenüber von Brad, der nun vom Fenster wieder zurück zu seinem Schreibtisch ging.

„Unser letzter Auftrag verlief auch nicht so gut, wie ich es eigentlich geplant hatte.“ Seufzend ließ er sich in seinen Sessel fallen und sah sein jüngstes Teammitglied an. „Wie geht es Schuldig?“

„Besser. Er isst jedenfalls, als hätte er tagelang nichts zu Essen bekommen.“

„Das ist ein gutes Zeichen, ja...“, sagte Brad und sah nachdenklich in die Akten.

„Gibt es Probleme?“

„Nein, nur Weiß. Aber sie könnten zum Problem werden.“

„Inwiefern? Schuldig?“

Nagi begriff unheimlich schnell. Crawford mochte das besonders an dem Jungen, auch wenn er eine schwere Kindheit hinter sich hatte. Er war ruhig, ganz im Gegensatz zu seinem Lebenspartner.

„Da es heute um keinerlei Datenbeschaffung geht, wirst du zusammen mit Schuldig arbeiten und ich mit Farfarello.“

„Warum kümmerst du dich nicht um ihn?“

„Weil er erwartet, dass ich mich ihm nicht entgegenstelle.“

„Was?!“, fragte Nagi erstaunt und sah seinen Leader perplex an.

„Ich hätte auch nie gedacht, dass Beziehungen so kompliziert sein können.“
 

***
 

„Das ging viel zu schnell“, murrte Schuldig und trat noch einmal gegen den toten Körper zu seinen Füßen. „Ich hatte mir mehr Spaß erhofft.“

Nagi schielte zu ihm hoch. „Wir sollen uns draußen mit Crawford und Farfarello treffen. Also komm, Schuldig.“

„Ja, ja.“ Missmutig stapfte er hinter dem Japaner her, als sie an der Tür plötzlich fast in Bombay und Siberian rannten.

„Was macht ihr hier?“, fragte Ken und fuhr sofort die Krallen heraus.

„Leute ermorden, was denkst du denn?“, erwiderte Schuldig unverdrossen und hob eine Augenbraue.

„Eure Opfer sind nicht hier, also verschwindet wieder“, mischte sich Nagi ein, der sofort merkte, wie sein Teamkamerad langsam in Fahrt kam. Und genau das sollte er eigentlich verhindern.

„Woher willst du das wissen?“ Der Braunhaarige wurde immer wütend, je länger sie sich gegenüber standen, während Omi versuchte ihn zu beschwichtigen.

„Wir sind besser informiert als ihr. Und nun weg mit euch!“ Nagi sah sie ernst an, die beiden von Weiß spürten einen seltsamen Druck, bevor sie plötzlich durch die Tür zurück auf die Straße flogen.

„Telekinese ist schon toll, oder?“, spottete Schuldig.

Der Jüngere antwortete nicht, ging einfach den beiden Weiß hinterher. „Lass sie in Ruhe, Schuldig. Wir müssen uns mit Crawford und Farfarello treffen.“

„Ach was, Brad wird schon Verständnis dafür haben, dass wir uns ein bisschen mit ihnen amüsieren.“

Nein eigentlich nicht, dachte Nagi, der vom Glück reden konnte, dass sich Schuldig grade überhaupt nicht für seine Gedanken interessierte. „Lass uns gehen, Schuldig. Keine Alleingänge.“

„Geh schon mal vor.“ Er trat Omi in den Magen. „Ich amüsiere mich hier erst mal!“
 

Er nahm etwas Schnee in die Hand und formte damit einen Ball. Ein sadistisches Grinsen wurde von seinen Lippen geformt, als er den Ball direkt in Kens Gesicht warf, der vor Schmerz laut aufschrie.

„Tut das weh?“, fragte er lachend, während er den nächsten Ball formte. Omi war zu Ken geeilt, half ihm beim Aufstehen.

„Wir sollten verschwinden...“, flüsterte er ihm zu.

„Nein, vorher mache ich ihn fertig!“

„Versuch es doch“, neckte er und warf den nächsten Ball.

„Das wirst du sehen!“, rief Ken, wollte dem Schneeball ausweichen, konnte sich jedoch nicht bewegen. Der Ball kam näher und näher...
 

Schuldig drehte sich zu Nagi um. „Jetzt hattest du deinen Willen. Können wir nun endlich gehen?“, fragte er in einem genervten Tonfall, war jedoch eigentlich eher beunruhigt, dass er Crawfords Anweisungen nicht befolgen konnte...

„Nein. Und ich brauche deine Hilfe nicht, um ihm die Nase zu brechen.“ Sein Kopf wandte sich wieder zu den Weißmitgliedern, die angestrengt versuchten die Blutung in Kens Nase zu stoppen.

„Lauft, Kätzchen, lauft!“, sagte Schuldig zunächst völlig ernsthaft, bevor er erneut anfing zu lachen.

„Der Typ ist völlig irre!“, meinte Ken, während er die Hand auf seine Nase presste und sich von Omi aufhelfen ließ.

„Irre? Du weißt gar nicht, was irre ist“, erwiderte Schuldig abfällig, nahm seine Pistole und schoss in den Schnee kurz vor Omis Füßen.

„Lauft, Kätzchen, lauft!“
 

***
 

„...und dann hat er sie ein paar Kilometer durch die ganze Stadt gejagt. Von Weiß werden wir wohl in nächster Zeit gar nichts mehr hören. Zwei davon dürften jetzt in der Intensivstation irgendeines Kritikerkrankenhauses liegen.“

„Hm.“

„Tut mir Leid, Crawford... Ich hatte versprochen ihn gerade davon abzuhalten, aber...“, begann Nagi geknickt, wurde aber von seinem Leader unterbrochen.

„Schon gut, ich hatte zwar damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte, aber nicht, dass es so drastisch sein würde“, meinte er etwas verdrossen und starrte auf den Monitor seines Laptops. Immerhin kam das Geld pünktlich.

„Was ist passiert, dass er so ausflippt...?“

„Das sollte dich nicht belasten, Nagi, es ist sehr... unschön“, meinte Crawford nach einem passenden Wort suchend, schloss sein Gerät und sah zu Nagi.

„Aber...“

„Kein aber, Nagi. Es ist besser, glaube mir.“
 

***
 

„Na, geht es dir besser?“, fragte Brad, während er sein Jackett auszog und es über einen Bügel hing.

„Es war toll, ich wollte gar nicht mehr aufhören! So viel Spaß hatte ich seit langem nicht mehr, Brad!“ Schuldig war richtig euphorisch, seine Augen glänzten vor Freude und er fühlte sich energiegeladen, wie schon lange nicht mehr.

„Lass uns ausgehen, Brad!“

„Was?“, fragte der Angesprochene und sah ihn entsetzt an. Wie kam er nur auf solche Ideen? Vor allem jetzt?

„Lass uns ausgehen!“

„Es ist spät, Schuldig, und ich bin müde. Lass uns ins Bett gehen.“ Er lockerte seine Krawatte, hing sie über den Stuhl und öffnete sein Hemd.

„So ein Quatsch, der Abend ist noch jung! Lass uns gehen!“ Der Deutsche ließ nicht locker, kletterte vom Bett und ging zu seinem Geliebten.

„Nein, Schuldig.“ Das war das letzte Wort, dies wusste Schuldig. Zunächst perplex, dann jedoch wütend, sah er Brad an. „Schön, dann gehe ich eben allein!“ Und weg war, jedoch nicht ohne vorher die Tür noch einmal zuzuknallen.

Der Amerikaner schüttelte den Kopf. Entweder würde Schuldig sich irgendeine Frau schnappen und mit ihr schlafen oder er rannte gegen den nächsten Baum. Vermutlich passierte Ersteres. Crawford seufzte. Natürlich machte er sich Sorgen. Immerhin war Rosenkreuz draußen und er wusste nicht, was passieren würde, wenn sie Schuldig in die Finger bekamen... Er hoffte nur, er würde rechtzeitig eine Vision haben.
 

***
 

„Brad... Brad wach auf...“

In Wahrheit war er wach. Seit Schuldig ins Zimmer gepoltert war, war er wach. Aber er wollte nicht mit ihm reden, denn er wusste, worum das Gespräch gehen würde und er mochte das Thema nicht.

„Brad... bitte...“

Ein Seufzen entfuhr ihm. Scheinbar war das „bitte“ Schuldigs neue Geheimwaffe. Er sagte es nicht oft, ja sogar nur ganz selten. Und grade deshalb war es umso wirksamer.

„Was ist?“, fragte er mürrisch. Als wenn er das nicht bereits wüsste!

„Damals... was fandest du an Silvia?“, fragte er leise und setzte sich neben ihn aufs Bett. Crawford, der bis dato ihm den Rücken zugewandt hatte, drehte sich auf die andere Seite und setzte sich dabei etwas auf.

„Sie war gut im Bett, nichts weiter.“

„Du hast nichts für sie empfunden?“

„Nein, und das weißt du bereits.“

„Hmm... sie sagte, ich wäre eine Niete im Bett gewesen.“

„Kann sein. Jetzt bist du es nicht mehr.“ Er versuchte nüchtern und neutral zu bleiben. Ihn trösten oder gar aufheitern konnte er nicht. Im Gegenteil, er musste aufpassen, dass er nicht wütend würde. Dieses Thema war zu belanglos, um es immer und immer wieder durchzukauen.

„Hmm... Aber dich mochte sie.“

Crawford verdrehte die Augen. „Es ist egal. Sie ist tot. Such dir eine neue Schlampe, wenn du dich beweisen musst.“

„Fremdgehen ist für dich echt kein Ding, oder?“ Zum ersten Mal klang Schuldig nicht melancholisch, oder depressiv, sondern wieder normal.

„Solange du darin dein Seelenheil findest, tu es. Ich selbst habe derzeit keine Ambitionen mit jemand anderem zu schlafen.“

„Ich auch nicht, nur zu deiner Information!“, giftete Schuldig, bevor er sich sein Haarband abnahm und es auf den Nachttisch legte.

„Ich weiß nicht... Ich war in einer Disco und habe mich plötzlich an sie erinnert...“

„Hast du, oder steckt Rosenkreuz dahinter?“

„Letzteres wohl... Es war auch Winter... damals...“

„Aber es ist zur Abwechslung keine körperliche Qual gewesen“, meinte Brad, der sich nun aufrecht hinsetzte.
 

Wieso eigentlich nicht? Das klang sehr untypisch. Aber halt. Vielleicht lag es daran, dass Schuldig ihr Verhaltensmuster reflektierte. Vielleicht war er zu sehr in denselben Gedanken aufgegangen, dass er zumindest für kurze Zeit für ähnliche Grausamkeiten unempfänglich war und man daher einen anderen Weg gehen musste - den emotionalen. Auch wenn Schuldig sie nicht wirklich geliebt hatte, so hatte er sie doch sehr gern gehabt. Etwas, was er sich nur schwer eingestehen konnte. Für Brad hingegen war sie nur ein Zeitvertreib gewesen. Nichts, was ihre Freundschaft und später auch ihre Beziehung jemals ernsthaft gestört hätte.

Doch jetzt weichte Schuldig langsam wieder auf. „Hervorragende Taktik, muss ich schon sagen“, murmelte Crawford und wurde von dem Deutschen schief angesehen.

„Ja, lob sie auch noch!“, schnauzte er ihn an und grummelte. „Hm, da fällt mir ein, sie haben mir noch was gesagt...“

„Und was?“

„Das du mir etwas verheimlichst...“

„Das ist nichts Neues. Ich habe viele Geheimnisse vor dir“, antwortete Crawford, war jedoch mit einem Schlag hellwach.

„Es soll aber etwas Bedeutendes sein. Etwas Wichtiges.“

„Dummschwätzer“, winkte er ab und legte sich auf den Rücken.

„Glaube ich nicht. Ich fühle es auch sehr stark, dass es da etwas gibt. Ich weiß es nicht, ob es an sich wichtig ist... oder eher belanglos... aber für dich ist es so wichtig, dass du es nicht sagen willst.“

„Wieso sollte ich auch? Es geht dich nichts an, Schuldig, und daran wird sich auch nichts ändern.“

Wieder wurde Schuldig wütend und sah Brad böse an. „Scheinbar bin ich dir nicht wichtig genug, dass du dein Leben mit mir teilst!“

„Du hörst dich an wie eine dieser vielen Frauen, die einem eine Szene machen.“ Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Langsam reichte es auch ihm. Schuldig war so kaputt, dass er schon nicht einmal mehr mitbekam, was er tat.

„Eine Szene? Gut, ich mache dir keine Szene!“ Wamm. Wieder wurde die Tür zugeknallt und er war verschwunden. Crawford seufzte und schloss die Augen, um wenigstens etwas Schlaf zu bekommen.
 

***
 

„Du bist schwach, Crawford. Schwach wie ein kleines Tierbaby.“

Er antwortete nicht, antwortete nie. Berger hatte Recht, er war schwach. Aber er wollte es sich nicht eingestehen. Nicht ihm, nicht der Welt, nicht vor sich selbst. Plötzlich schlang sich etwas um seinen Hals, schnürte ihm die Luft ab. Die Peitsche hatte sich um ihn gewickelt, Berger zog immer fester an den Enden der Peitsche, trat näher an sein Opfer heran.

„Auch wenn wir eure Gene besitzen, so sind wir doch besser, findest du nicht auch?“

Crawford rang verzweifelt nach Luft, hätte am liebsten seine Hände zu Hilfe genommen, um sich zu befreien.

Doch die waren wie immer gefesselt. Wie immer hing er wie ein Stück Elend an einer Decke in einem dunklen, kargen Raum. Er hasste es. Er hasste es abgrundtief.

„Warum antwortest du nicht?“

Weil ich keine Luft kriege, du Idiot!, dachte er, bemerkte, wie seine Lungen verzweifelt nach jedem bisschen Luft rangen, das sie kriegen konnten. Doch die wurde immer knapper.

„Bemerkt du jetzt, wie schwach du bist? Ein starker Mann würde niemals in solch eine Lage kommen. Und wenn, dann wüsste er sich zu befreien. Das unterscheidet dich und mich.“ Ein schallendes Lachen folgte, dann wurde die Peitsche gelockert, Crawford jappste nach dem Sauerstoff.

Belustig sah Berger ihn an, als der Amerikaner den Kopf hob und ihn mit funkelnden Augen ansah.
 

***
 

Als er erwachte, war es bereits Morgen.

Jetzt fing er schon wie Schuldig an... Träumte solch einen Mist aus seiner Vergangenheit...

Er fuhr sich mit den Fingern über den Nasenrücken, griff nach seiner Brille auf dem Nachttisch und stand auf.

Selbst das war damals ein Fehler gewesen. Kaum hatte Berger den Blick bemerkt, folgten wieder Peitschenhiebe. Es war eine harte Lektion gewesen zu lernen, mit Kühle und Gelassenheit auf so etwas zu reagieren. Nun war er nicht mehr schwach und er würde Schuldig nicht das Zeichen seiner eigenen einstigen Schwäche zeigen. Eher brachte er sich vorher um!
 

Er schnappte sich den Morgenmantel, zog ihn beim Herausgehen an und lief die Treppe herunter. Als er kurz in das Wohnzimmer hereinlugte, sah er einen orangefarbenen Schopf auf der Couch liegen.

Dieser Schuldig... Ein Lächeln zauberte sich auf seine Lippen. Am liebsten hätte er gelacht. Schuldig besaß doch nach wie vor ein eigenes Zimmer, wieso schlief er dann auf der Couch?

Crawford setzte den Kaffee auf und ging zu Schuldig, um ihn zu wecken. Doch je näher er kam, desto mehr sah er, dass dieser gar nicht schlief, im Gegenteil.

Ohne sich umzuwenden, begann er zu sprechen. „Ich glaube, ich habe Rosenkreuz gefunden.“

Brads Augen weiteten sich, als er um die Couch herumging und das blutige Gesicht seines Geliebten sah.
 

-Tbc-



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-10-14T19:49:19+00:00 14.10.2005 21:49
diese ff ist wieder mal einfach nur genial! mir gefällt diese ff immer so gut, dass ich sie mir immer mindestens 2 durchlesen muss! oder auch öfters^^
aber du endest die kapitel immer so spannend, dass man gar nicht den nächsten teil erwarten kann, das ist gemein^^. mach bitte schnell weiter ja?

kamui_san


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