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Verloren?

Ein Kampf um das Leben eines Menschen
von

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Erster Besuch

So. hier kommt das nächste Chap. Keine Ahnung ob des gut ist ^^ Kyoko landet endlich beim Psychiater *lol* nach nem langen, anstrengend Weg dorthin, hat sie's endlich geschafft...Na ja, viel Spaß beim lesen ;)))

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Als die Tür ganz aufgestoßen war, lugte Kyoko in das Innere des Gebäudes. Was sie sah war ein menschenleerer Gang, vollkommen weiß, sie konnte keinen Staub erkennen. Kein Geräusch drang an ihr Ohr. Nur am Ende des Ganges befand sich eine Tür, die sie fast übersehen hätte, da sie schon fast mit der Wand zu verschmelzen schien. Schnell schritt sie darauf zu. Erschreckend laut klangen dabei ihre Tritte auf dem Boden, widerhallend von den Wänden. Unbehaglich blieb sie vor der Tür stehen. Was sie wohl nun erwartete? Ihr war das ganz und gar nicht geheuer. Hier war alles so kalt. War sie wirklich am richtigen Ort? Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie den Türgriff in die Hand nahm und ihn nach unten drückte. Mit einem Schwung und einer Leichtigkeit, sodass Kyoko nach vorne fiel, ging die Tür auf. Vor ihr war wieder ein Gang. Ebenso makellos. Der einzige Unterschied: Die Stille hier schien noch beängstigender zu sein. Schaudernd ging sie einen Schritt in ihn hinein. Die Tür viel laut schlagend ins Schloss. Erschrocken drehte sich Kyoko mit einem Ruck um und versuchte, die Tür zu öffnen, doch sie blieb verschlossen. Fast panisch zerrte sie nun an ihr. >>Ich muss hier raus! Ich halte es hier drinnen keine Sekunde länger aus!<< Der Gedanke war kaum zu Ende gedacht, da ging die Tür wie von Geisterhand wieder auf. Kyoko raste zum Ausgang und durch ihn hindurch. Nie wieder würde sie dieses Gebäude noch einmal betreten! Endlich draußen ankommend, atmete sie die frische Luft tief ein. >>Was war das??? Dort drinnen hat eine Atmosphäre geherrscht...<< Kyoko lief es eiskalt den Rücken herunter. Sie hasste ihre Feigheit, die Panik, die sie übermannte, wenn ihr etwas unheimlich wurde. Sie hatte in letzter Zeit viel zu oft ihre Kontrolle fahren lassen. Ließ sie sich denn tatsächlich von ein paar weißen und beängstigend wirkenden Wänden einschüchtern? Die Antwort lautete klar und deutlich ja. Und dann erkannte sie: Sie hatte Angst vor diesem Ort. Die ganze Zeit über gehabt. Wollte sie anfangs deswegen nicht, dass Ren sie hierher brachte? Um Zeit zu schinden? Nein! Sie konnte Ren Tsuruga nicht ausstehen. >>Wirklich?<< kam es plötzlich aus ihrem Inneren, doch sie hörte gar nicht auf diese Stimme, sie sperrte sie einfach aus ihrem Bewusstsein aus. Plötzlich legte ihr jemand die Hand auf die Schulter. Sie zuckte zusammen und erstarrte. >>Haben sie mich gefunden??? Werden sie mich nun wieder mitnehmen?<< Das war das erste was sie denken konnte. >>Ach Quatsch. Das wird sicherlich nur ein Passant sein, der fragen wird, ob auch alles mit mir in Ordnung ist.<< Sie setzte sich ihr strahlendstes Lächeln auf, dass sie zu diesem Zeitpunkt hinkriegen konnte und drehte sich zu dem Fremden um. Sofort erlosch das Lächeln und ihre Miene wurde kalt. Es stand kein anderer als Ren vor ihr. Was wollte der schon wieder?? Hatte er sie etwa beobachtet? Wut stieg in ihr hoch, doch sie ließ es sich nicht anmerken. Monatelanges hartes Training an ihrer Mimik ließ sich nun auszahlen. Mit einem inneren kalten Lächeln dachte sie: >>Du bist nicht mehr der einzige, der sich perfekt beherrschen kann, Ren Tsuruga. Du kannst mir nichts mehr anhaben. Ich werde nicht noch einmal die Beherrschung verlieren. Das werde ich nicht zulassen!<< Ein kleines Lächeln zierte nun ihr Gesicht, auch wenn es nicht bis zu den Augen reichte. Ren ließ dies kalt. Er wusste, dass Kyoko ihn nur anlügen würde, würde er nur den geringsten Anteil von Mitleid zeigen. So lächelte auch er gekonnt, schnappte sich Kyokos Arm und ging wieder in Richtung Eingangstür. Kyoko wurde mehr unfreiwillig einfach mitgeschleift. Da wollte sie auf keinen Fall wieder rein! Das hatte sie sich doch geschworen gehabt! Verzweifelt versuchte sie sich aus Rens Griff zu befreien, doch dieser ließ nicht locker. >>Dieser arrogante Mistkerl! Was bildet der sich eigentlich ein??<< Sie kochte vor Wut, doch als sie merkte, dass es nichts brachte, übernahm wieder die Gefühllosigkeit in ihr die Kontrolle. Sie ließ sich mitziehen, durch die Tür, durch den ersten Gang. >>Und davon soll ich mich beeindrucken lassen haben? Ich bin echt dämlich. Jetzt muss ich dort auch noch in Begleitung auftauchen. Die werden sicherlich denken, ich habe Angst vor denen. Echt ätzend. So komm ich da nie wieder weg.<< Die nächste Tür wurde aufgestoßen. >>Sag mal, durch wie viele Gänge muss man denn noch gehen??<< Sie kamen bei einem Fahrstuhl an und stiegen ein. Erst jetzt ließ Ren ihren Arm los. >>Hatte er etwa Angst, ich würde wieder weglaufen?<<, schmollte sie vor sich hin. Sie schwiegen. Kyoko war ihre unbegründete Panik peinlich und Ren wusste nicht, was er zu dieser Szene sagen sollte. Es sah ja schon lustig aus, wie Kyoko panisch aus dem Gebäude gestürzt war...So angsteinflößend sah es von außen gar nicht aus...Während er sich noch Gedanken über Kyokos plötzliches Auftauchen machte, kamen sie beim gewünschten Stock an. Noch einmal durch einen Gang, der diesmal mit ein paar Bildern geschmückt war, durch eine Tür und endlich waren sie angekommen. Reger Betrieb herrschte dort. Die Sekretärin blickte kurz auf und beschäftigte sich dann wieder mit ihrem Computer. Falls die beiden Neulinge etwas von ihr wollten, würden sie sie schon ansprechen. Ein paar Besucher, die wahrscheinlich auf das Entlassen ihrer Bekannten warteten, sahen sie interessiert und mit Neugierde in den Augen an. Ein Blick von Ren und Kyoko genügte und die Leute beschäftigten sich wieder mit ihren Zeitschriften, unterhielten sich leise oder spielten auf ihren Handys. Langsam ging Kyoko auf die Sekretärin zu bis sie ihr genau gegenüber stand. Erst dann blickte sie nochmals auf und fragte mit einem gekünstelten Lächeln: "Ja? Was kann ich für Sie tun? Paartherapie?" Kyoko wurde leicht rot. Vor Wut. Da fragte die Sekretärin auch schon weiter. "Haben Sie einen Termin? Wenn nicht, muss ich Sie bitten wieder zu gehen und erst einen Termin auszumachen. Wir sind vollständig ausgebucht." >>Diese Worte hören sich mehr als nur auswendig gelernt an. Ich würde zu gern wieder gehen, aber ich habe ein Versprechen einzuhalten.<< Nur kurz dachte sie daran, etwas auf ihre barschen Worte zu antworten, doch sie war auf keinen Streit aus. Das war nun wirklich das Letzte, was sie wollte. Auch wenn diese eingebildete Tussi sie wirklich nervte. >>Wer konnte so eine hier nur einstellen? Bei ihrem bloßen Anblick bräuchte ja jeder schon eine Therapie.<< Nachdem sich Sekretärin und Patient eine Minute lang angesehen hatte, unterbrach Ren den Blickkontakt mit einem leisen Räuspern. Kyoko wandte sich ihm kurz zu, drehte sich aber sofort wieder um und meinte nur:

"Ich habe einen Termin."

Die Sekretärin musterte sie noch etwas, dann erwiderte sie schließlich nach einer halben Ewigkeit, wie es Kyoko vorkam: "Wie lautet Ihr Name?"

"Kyoko Mogami.", antwortete diese leicht gereizt.

"Hmmm...Sie sind spät dran. Gehen Sie in Zimmer 314. Der Doktor wartet schon. Ihre Begleitung kann hier auf Sie warten, falls sie nicht wollen, dass er dabei ist." Kyoko war wieder Luft für die Sekretärin. Ein Signal, dass sie sich auf die Suche nach Raum 314 begeben sollte. Doch da klinkte sich Ren in das Gespräch ein.

"Wenn ich Sie noch einmal kurz stören dürfte..."

"Was ist?", fragte die Angesprochene sichtlich genervt. Doch als sie aufblickte und direkt in Rens Augen sah, schien sie kleiner zu werden. Etwas höflicher fragte sie: "Haben Sie noch Fragen?"

Ren lächelte leicht und nachdem er gefragt hatte, wo denn überhaupt Zimmer 314 war, kam die Antwort der etwas verängstigten Frau so rasch, dass Kyoko sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte, wofür sie auch schon einen verärgerten Blick der Sekretärin einfing. Als sie den Weg schließlich beschrieben hatte, bedankte sich Ren kurz und beugte sich zu Kyoko vor:

"So macht man das. Du hättest wahrscheinlich jetzt noch eine halbe Stunde nach dem richtigen Raum gesucht, was?", meinte er spöttisch, doch Kyoko reagierte nicht. Sie war immer noch etwas fassungslos darüber, dass die Sekretärin Ren so einfach die Beschreibung gegeben hatte. Hätte sie gefragt, hätte sie höchstwahrscheinlich darum kämpfen müssen...Da fügte Ren noch etwas hinzu. Kyoko war gefasst auf weitere Kritik, doch er sagte einfach:

"Nun solltest du dich beeilen. Du willst den Doktor doch nicht warten lassen. Ich werde im übrigen hier auf dich warten." Und schon setzte er sich auf einen Stuhl am Fenster, nahm sich eine Zeitschrift und blätterte etwas lustlos in ihr herum. Kyoko schaute ihn kurz an, drehte sich dann aber in Richtung der vielen Gänge und Zimmer und verschwand hinter der nächsten Biegung. Nach wenigen Minuten erreichte sie schließlich Raum 314. Sie blieb noch einen Moment stehen und atmete tief durch, dann klopfte sie an. Ein "Herein!" erklang und Kyoko öffnete vorsichtig die Tür. Als sie den Raum betrat, kam ihr auch schon eine Frau entgegen, die kleiner war als sie selbst. Sie war schlank und hatte warme braune Augen, die ihr entgegen lächelten. Sie hasste diese Frau schon jetzt. Sie würde wahrscheinlich total fürsorglich sein und selbst Mitleid mit einer toten Ameise haben. Und sie wird Fragen stellen. Viele Fragen. Aber das hatte sie ja nicht versprochen. Sie hatte nur versprochen, zu einem Psychiater zu gehen und eine Therapie zu machen, nicht, dass sie dieser Person alles erzählen würde. Ein leichtes Lächeln legte sich um Kyokos Züge. Sie würde dieses Spiel mitspielen, nur anders. Sie sollte von ihrer Vergangenheit berichten? Ihretwegen. Sie würde ihr von Sho Fuwa erzählen und wie er sie hintergangen hatte und die Anfänge bei LME. Was sie damals gefühlt hat. Aber nicht, was vor ein paar Monaten geschehen war. Das würde niemals jemand erfahren. Niemand konnte es nachvollziehen und das Letzte, was sie wollte, war Mitleid. Vor allem nicht von dieser Person. Kalt sah sie daher ihrem Gegenüber in die Augen. Signalisierte dieser Frau sofort, dass sie keinen gesprächigen Patienten abgeben würde. Sie täuschte sie nicht mit einem freundlichen Lächeln. Sie zeigte ihr gleich die kalte Schulter, und dass sie nur bis zu einem gewissen Grad kooperieren würde. Das erkannte auch die Therapeutin und ihr Lächeln wurde noch breiter, wofür Kyoko sie nur noch mehr hasste. >>Diese übertriebene Fröhlichkeit, wie ich das hasse. Das die in diesem Saftladen noch nicht eingegangen ist, wundert mich...Aber wahrscheinlich muss man bei diesem Job optimistisch sein, sonst wird man schnell vom Therapeuten zum Patienten. Wie heißt sie eigentlich?<< Kyoko schielte zu dem kleinen Schild, dass an der Jacke der Frau befestigt war. Doch die Therapeutin bemerkte ihren Blick und meinte daraufhin gleich:

"Ich heiße Frau Dorimato. Eigentlich Doktor Dorimato, aber sie können das Doktor gerne weglassen." Sie legte eine kleine Pause ein. "Und Sie sind Miss Mogami? Kann ich Sie Kyoko-Chan nennen?"

"Wie Sie wollen.", war die einzige Antwort, die Kyoko ihr gab. Sie warf Frau Dorimato noch einen letzten Blick zu, dann schaute sie sich erst einmal im "Behandlungszimmer" um. >>Eigentlich recht hübsch eingerichtet, hier.<<

"Gefällt Ihnen, was Sie sehen?", fragte Kyokos Therapeutin mit warmer Stimme.

"Besser als die weißen Gänge."

"Oh ja. Wenn ich hier der Chef wäre, hätte ich das schon längst geändert.", seufzte Frau Dorimato und fügte dann lachend hinzu. "Manchmal jagen diese kalten Wände sogar mir Angst ein." Kyoko starrte die Frau an. Wusste sie etwa von der Panikattacke im Flur? Es sah nicht so aus. Unbekümmert und den Blick Kyokos nicht bemerkend, fuhr sie fort zu erklären, was sie hier alles störte. >>Bin ich hier eigentlich der Psychiater oder sie??<<, fragte sich Kyoko nur währenddessen und hörte den Schilderungen der jungen Frau schweigend zu. Sie schätzte sie so auf Mitte Dreißig. Gelangweilt setzte sie sich auf einen Stuhl und wartete, dass sie ihren Vortrag beendete, sie ihr sagte, wie respektlos es sei zu spät zu kommen und sie dann schließlich mit ihren Fragen bombardierte und quälte. Der Übergang der Themen kam ziemlich rasch. Schnell wurde geklärt, wieso Kyoko zu spät gekommen war und das sie in nächster Zeit pünktlich erscheinen sollte.

"Nun. Kommen wir zu Ihrer Therapie, Kyoko-Chan." Kyoko wurde aus ihrer Trance gerissen, die sie mittlerweile ergriffen hatte. Sie schaute auf und sah Frau Dorimato immer noch schweigend, aber fragend, an.

"Ich würde vorschlagen, Sie erläutern nun erst einmal, was sie durch diese Therapie erreichen wollen.", gespannt blickte Frau Dorimato Kyoko an. Nach kurzer Zeit und heftigem hin und her, ob sie nun die Wahrheit sagen sollte, entschied sie sich dafür.

"Eine Bekannte hat mir eine Therapie empfohlen. Ich habe eine Vereinbarung mit ihr getroffen und halte meinen Teil ein."

"Hmmm...Ich denke nicht, dass sie mir Ihre "Vereinbarung" näher beschreiben möchten?"

Kyoko lächelte. "Aber wieso denn nicht? Schließlich ist es kein Geheimnis." Und nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: "Wenn ich zwei Monate hier durchgestanden habe, habe ich endlich meine Ruhe." Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie die Therapie für vollkommen sinnlos und als eine Qual empfand.

"Empfinden Sie ihre "Bekannte" oder Freundin? als Belästigung?", bohrte Frau Dorimato weiter.

"Wenn Sie es so bezeichnen wollen." Sie ließ dabei die Frage offen, ob Kanae nun nur eine Bekanntschaft oder doch mehr für sie war.

"Mhm." Die Frau überlegte kurz. "Also ziehen Sie keinen Nutzen aus dieser Therapie?"

"Wer weiß. Vielleicht lerne ich hier sogar etwas.", meinte Kyoko mit einem leichten Lächeln.

"Keine persönlichen Gründe...Interessant...", murmelte die Therapeutin vor sich hin. Kyoko überhörte diese Worte und wartete auf nächste Fragen. Doch die nächste kam für sie etwas überraschend.

"Was halten sie von Therapien, Psychiater oder im allgemeinen Psychoanalyse?"

Kyoko dachte einen Moment nach und legte sich eine Antwort zurecht. Dann sprach sie schließlich:

"Ich kenne ein Sprichwort, dass ziemlich genau ausdrückt, wie ich über dieses Thema denke."

"Und das lautet?", fragte Frau Dorimato gespannt. Sie hatte zum ersten Mal diese Frage einem Patienten gestellt und hoffte auf eine positive Antwort.

"Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält."

Etwas erschrocken zog sich die junge Frau zurück und dachte über diese Worte nach. Ein einziger Satz hatte sie sprachlos gemacht. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren oder antworten sollte. >>Wieso sollte sie eine Therapie machen, wenn sie noch nicht einmal etwas von ihnen hält?<<, schoss es ihr durch den Kopf. >>Ach ja, genau, die Vereinbarung.<< Sie seufzte leise, aber Kyoko hörte es dennoch.

"Tut mir Leid, wenn ich sie nun enttäuscht habe. Aber ich dachte, sie wollten meine ehrliche Meinung dazu hören.", meinte Kyoko eiskalt.

>>Verdammt. Ich sollte jetzt vielleicht auf ein anderes Thema kommen. Auch wenn ich neugierig bin, wieso sie so denkt. Na ja, so überraschend ist ihre Antwort gar nicht. Therapien gehören wohl nicht zu den Sachen, auf die man stolz sein kann. Genauso wenig wie Psychiater in der Gesellschaft beliebt sind. Aber wieso habe ich dennoch das Gefühl, sie will mich fertig machen? Das hat noch niemand geschafft. Sie wird auch nicht die Erste sein. Wenn sie hier herauskommt, wird sie ein vollkommen neuer Mensch sein, das schwöre ich mir!<< Frau Dorimato war selbst überrascht über ihre Gedanken. Bis jetzt hatte sie noch nie darüber nachgedacht, dass sie eines Tages eine Person vielleicht nicht erreichen könnte. Sie war die Beste hier im ganzen Gebäude. Ihre Patienten hatten sich am Ende immer bedankt. Wieso hatte sie also bei Kyoko Mogami solche Zweifel? Sie biss sich auf die Lippe und entschloss sich, direkt zum Punkt zu kommen. Die meisten hatten sich zwar immer dabei entspannt, wenn sie über unwichtige Themen geredet hatten und nur wie "zufällig" auf das eigentliche Thema kamen, aber dieses Mädchen saß steif auf ihrem Stuhl, die Hände im Schoß gefaltet und mit einer Miene, dass es ihr eiskalt den Rücken herunterlief. >>Wenn Blicke töten können...<<, dachte sie noch, dann versuchte sie erneut, das Gespräch aufzunehmen.

"Nun, da ich sehe, dass Sie nicht viel Wert auf Kommunikation legen, kommen wir doch zu ihrem eigentlich Besuch bei uns. Erzählen Sie mir, was vorgefallen ist. Sie können auch in der Vergangenheit anfangen, bei Themen, die Sie immer noch beschäftigen und die schon Jahre zurückliegen. Wenn Sie wollen, können Sie sich auch auf die Coach setzen, das ist vielleicht bequemer."

"Nein, danke. Hier geht es mir schon sehr gut."

>>Dieses Mädchen hat aber auch ein Talent Situationen aus dem Weg zu gehen, die sie zur Ruhe bzw. zur Entspannung bringen könnte.<<

"Auf der Coach wäre die Atmosphäre entspannter. Die meisten finden es dort leichter über ihre Probleme zu reden. Sie sollten es sich wirklich überlegen.", versuchte Frau Dorimato Kyoko zu überzeugen.

"Ich bin nicht wie jeder. Dieser Stuhl ist für mich gut genug."

Als Frau Dorimato seufzte und Kyoko nur noch bittend ansah, um keinen Streit anfangen zu müssen, erhob sich diese schließlich und ging auf den Sessel zu und setzte sich dort hin.

>>Sie weiß genau, dass das eigentlich mein Platz ist. Sie will mich wirklich herausfordern...<< Sie ging zum Fenster und ließ die Jalousien etwas herunter um den Raum etwas abzudunkeln. Dann machte sie noch einen Deckenleuchter an und setzte sich schließlich auf die Coach, die eigentlich für die Patienten bestimmt war. Währenddessen hatte sich Kyoko in den Sessel fallen lassen und jede Bewegung ihrer Therapeutin verfolgt.

>>Ich werde dich schon knacken, Kyoko Mogami. So kommst du mir nicht davon. Viele haben sich schon gesträubt. Du wirst am Ende genauso wie sie mir alles erzählen, was ich von dir verlangen werde. Nein! So darf ich nicht denken! Wie waren noch meine eigenen Regeln? Man muss Freundschaft mit seinen Patienten schließen und ihnen das Gefühl geben, einem vertrauen zu können. Ein Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit muss ich in ihr erwecken. Ich muss einfach nur meinen Fähigkeiten vertrauen. Wenn ich mir selbst nicht vertraue, wer dann? Sie bestimmt nicht, so misstrauisch wie sie mich die ganze Zeit mustert und beobachtet.<<

"Wollen Sie etwas trinken?", führte sie daher freundlich das Gespräch weiter.

"Nein, danke. Später vielleicht.", erwiderte Kyoko genauso höflich, doch nicht ohne ein Glitzern in den Augen. Sie hatte die Veränderung ihres Gegenübers also bemerkt. Ihr Lächeln war nun nicht mehr so strahlend wie am Anfang ihrer Begegnung. >>Mist. Ich darf bei ihr keine Fehler machen. Sie ist eine gute Beobachterin. Die kleinste Veränderung wird ihr auffallen.<<

"Was halten Sie denn von ihrer Arbeit?", kam plötzlich eine Frage von Kyoko. Frau Dorimato blickte überrascht auf. So knapp ihr Patient bis jetzt immer geantwortet hatte, hatte sie auf Gegenfragen schon die Hoffnung aufgegeben. >>Ich merke, dass ich nur noch Psychoanalyse unterrichte und sie selbst nicht mehr ausübe. Ich erwarte zu viel von der ersten Begegnung. Du musst dich gedulden. Du hast 2 Monate Zeit. Das ist eine lange Zeit. Niemand vertraut einem auf den ersten Blick. Also gehe auf sie ein.<< Leider wusste sie nicht, wie sie das auch in die Tat umsetzen sollte. >>Geduld. Irgendwann wirst du einen Schwachpunkt bei ihr sehen.<< So blieb ihr nichts anderes übrig, als auf ihre Fragen zu antworten. Falls noch weitere kommen sollten.

"Nun. Ich sehe sie nicht als Geisteskrankheit. Ich empfinde meine Beruf als sehr wichtig. Wie sollen Seelen geheilt werden, wenn sich niemand um sie kümmert?"

"Kennen Sie nicht den Spruch: Die Zeit heilt alle Wunden? Somit hätten wir schon jemanden gefunden, der sich um verletzte Seelen kümmert. Die Zeit oder genauer ausgedrückt: Man selbst.", unterbrach Kyoko sie.

"Wenn man der Zeit vertraut, dann könnte es für einige schon zu spät sein. Manche kommen noch nicht einmal nach fünf Jahren damit zurecht, dass ihr Mann sie verlassen hat. Solche Fälle hatte ich schon. Für viele, die hierher kommen, bedeuten wir Hoffnung. Unsere Arbeit sollte man eigentlich nicht als richtigen Job ansehen. Es ist wie ein Drang in einem, anderen helfen zu wollen. Wir sind Ärzte, nur heilen wir nicht sichtbare Schäden. Genauso wie es welche gibt, die nur zerstören und verletzen, muss es auch welche geben, die zusammenfügen und heilen. Ohne das eine, kann das andere nicht überleben. Gäbe es keine Psychiater mehr, gäbe es auch keine Hoffnung für von dem Weg abgekommene Seelen mehr. Wir verarbeiten unsere Arbeit, die wir zu jeder Stunde verrichten würden, ob Tag oder Nacht, mit dem Herzen. Wir opfern uns der Menschheit, um dieser Sicherheit und Zuflucht zu gewähren. Sicher, es gibt viele, die ihre Aufgabe nicht verkraften, da sie das Leid anderer Menschen nicht mehr ertragen können. Die Kunst ist es, das Leid zu erkennen, ins Herz zu lassen, aber nicht zu übernehmen. Wir sind für jeden Freunde, ob nun hilfsbedürftig oder nicht, bei uns findet man etwas, dass man nicht bei jedem finden kann. Ein offenes Ohr für alle Probleme. Dieser Beruf wird niemals aussterben. Es gibt immer solche wie uns, auch wenn sie ihre Bestimmung vielleicht selbst noch nicht erkannt haben, unbewusst tun sie es. Wir sind ganz normale Menschen. Das man uns mit Argwohn und Hass gegenübertritt, kann ich nicht verstehen. Denn ihr tut es doch auch nicht bei denen, die genauso sind wie wir, nur einen anderen Beruf haben. Für mich sind Psychoanalyse, Psychiater und Therapie nur Begriffe, die einen abstufen, doch wer sie ausübt, dem sollte großer Respekt gezollt werden, denn es ist wahrlich keine leichte Aufgabe." Ohne es zu bemerken, hatte Frau Dorimato sich in Rage geredet. Nun starrte sie Kyoko an, die tief in Gedanken versunken schien.

>>Was sie nun schon wieder denken mag? Das ist das erste Mal, dass sie so nachdenklich wirkt. Ob sie mir überhaupt zugehört hat?<< Die Erkenntnis, dass sie diesen Monolog wahrscheinlich vollkommen sinnlos gehalten hatte, ließ sie wütend machen. Doch bevor sie deswegen etwas sagen konnte, meinte Kyoko:

"Mhm. Interessant. So hatte ich das noch nie betrachtet. Aber wenn ich ehrlich sein soll: An meiner Meinung hat es nicht sehr viel geändert. Jeder Psychiater braucht am Ende selbst einen. Ich bin gespannt, ob sie mich vom Gegenteil überzeugen können." Kyoko lächelte wieder kalt und blitzte ihrer Therapeuten zu, die langsam mit den Nerven am Ende war.

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Tjaja. Ich hab keine Ahnung wie so en Psychiater drauf ist, also erschlagt mich bitte net, weil ihr da ganz andrer Meinung seid ^^
 

gruß
 

black_wolf



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  sweet-LEMON-broker
2005-09-03T11:36:41+00:00 03.09.2005 13:36
wie immer ein super gelungenes chap!!!!!! ^^
ren war im diesem chap echt toll !!!!!
mach weiter so
cu le-m-on
Von: abgemeldet
2005-08-30T19:23:41+00:00 30.08.2005 21:23
super, mach weiter, ich hoffe du schreibt bis ende ( abgebrochen wäre blöd)
Von: abgemeldet
2005-08-21T12:06:49+00:00 21.08.2005 14:06
Find die FF wie immer gut ^.^ am besten gefällt mir die Frage von der Sekretärin: "Partnertherapie?" *höhö*

xxx, nur weiter so
fallen_Angel_
Von: abgemeldet
2005-08-14T16:38:46+00:00 14.08.2005 18:38
Das, wo Ren sie mitschleift, fand ich toll, aber auch Kyoko im Gespräch.Dennoch wäre es mir lieber, wenn's mehr so'n Psychogespräch zwischen Ren und Kyoko geben würde.Aber das ist nur meine persöhnliche Meinung, ansonsten find ich denn ff klasse. Schreib weiter so!
Von: abgemeldet
2005-08-13T19:22:28+00:00 13.08.2005 21:22
WOW echt klasse... find immer mehr Gefallen an deiner FF! Will jetzt endlich wissen was passiert ist, dass sie so wurde! Denn wenn sie der Therapeutin das mit Sho erzälen will und sonst noch das Zeug aus der Vergangenheit...dann muss es ja echt hart gewesen sein!! xDDDD Arme Kyoko T_T was sie alles ertragen muss xDDD
Der Anfang hat mir besondert gut gefallen wie du diese weißen ,,endlosen" Gänge beschrieben hast.. die beklämmende Enge und Furcht kam richtig gut rüber!
Ich finde auch die Therapeutin macht einen echt guten Eindruck .. ich denk ihre Fäigkeiten bringen ihr auch bei ,,normalne" Menschen viel..aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Kyoko knacken wird xD Das kann nur Ren.. ich hab' eher das ungute Gefühl, dass sich der Spruch bewahrheiten wird und sie am Ende selber einen Therapeuten braucht... tut mir jetzt schon Leid die arme Frau!
Schreib bittö schnell weiter..ist echt klasseeeeeeeeeeeee deine FF
Von: abgemeldet
2005-08-13T16:03:34+00:00 13.08.2005 18:03
Yay, ein neues Chap!!! ^__^
Finde Ren mal wieder super. *g*
Und ich hab so darüber gelacht, dass
'die Therapeutin wohl noch mit einer toten Ameise Mitleid'
hätte *ggg*
Von: abgemeldet
2005-08-13T14:34:09+00:00 13.08.2005 16:34
hat mich echt gefreut deine Mail! ^^
das kap find ich echt super!!!
zudem ich auch gerade ein chap mit therapeuten schreibe. Ich schicke sho gerade zu einem! XDDDD weiß nich ob ich mit dir mithalten kann....!
mit einem ganz großem knuddler,
sakura-soma
ich
Von:  DarkEye
2005-08-13T12:14:36+00:00 13.08.2005 14:14
geilo... kyoko ist ja echt hammerhart,, und ren erst... einfach nur klasse... hast du denn schon mal mit nem Therapeut bekanntschaft gemacht?? schönes kapi..dark


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