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Was ist so falsch daran, wenn wir uns lieben?

von

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Kapitel 3

Kapitel 3
 

Langsam kam Chiaki wieder zu Bewusstsein. Er konnte sich an so gut wie gar nichts erinnern, was nach seinem Ohnmachtsanfall passiert war. Nur eines hatte er sich gemerkt. Ihm war ein sehr bekannter und doch irgendwie ungeliebter Geruch in die Nase gestiegen. Aber konnte das gewesen sein?
 

Als seine Überlegungen auch nach einiger Zeit zu keinem Ergebnis führten, öffnete er langsam die Augen. Bis jetzt hatte er sie noch geschlossen gehalten, um sich besser konzentrieren zu können. Er bemerkte, dass er in einem Schlafzimmer auf einem größeren Bett, noch nicht die Größe eines Doppelbettes, aber auch größer als ein normales Einzelbett, lag. Im Raum an sich befanden sich ansonsten nur noch ein Kleiderschrank und ein kleines Nachtschränkchen. Alles in allem sehr schlicht eingerichtet.
 

Nachdem er das schon mal festgestellt hatte machte Chiaki sich daran seine weitaus größeren Probleme zu lösen. Was machte er hier und wo war er überhaupt? Ersteres konnte er nach kurzem Überlegen beantworten. Er war während der Nachhilfe mit Herrn Shikaido zusammengebrochen. Kam er also zum nächsten Punkt. Da er bei seinem Lehrer umgekippt war, stand doch der Verdacht nahe, dass er auch in dessen Wohnung war. Schließlich würde dieser ihn bestimmt nicht einfach einem anderen in die Hand drücken und sich dann auf und davon machen. Vielleicht irrte er sich aber auch. Wer wusste schon, was ältere Leute so dachten.
 

Er wollte sich aufsetzten, als ein stechender Schmerz in seinem Oberkörper ihn wieder zurücksinken ließ. In der letzten Zeit hätte er eigentlich gelernt haben sollen, dass es besser für ihn war, wenn er keine voreiligen Bewegungen machte. Aber in solch einer Situation konnte man das schließlich mal vergessen. Eines ließ ihn allerdings stutzig werden. Irgendwie war er in seiner Freiheit ein wenig eingeschränkt.
 

Chiaki schob die Decke beiseite. Er trug nichts außer seiner Boxershorts und dem Stützverband um seiner Brust, den er an sich entdeckte. Das war also der Grund für seine eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Aber warum musste er dieses Ding überhaupt tragen? Und wer hatte es ihm wann umgelegt? Hatten die Schläge dieses Mal etwa größere Konsequenzen gehabt als die obligatorischen Prellungen? Oder war das alles nur eine Vorsichtsmaßnahme?
 

Er beschloss der Sache auf den Grund zu gehen. Erstens wollte Chiaki sich nun wirklich überzeugen wo er genau war und natürlich auch wissen, warum ihm dieses unbequeme Teil umgebunden wurde. Er schwang die Beine aus dem Bett und stand langsam auf. Himmel, seine Brust schmerzte aber wirklich höllisch! Da hatte er wohl doch einiges mehr abbekommen als zuerst vermutet.
 

Langsam machte sich Chiaki auf in Richtung Tür, darauf bedacht beim Laufen nicht allzu große Erschütterungen hervorzurufen, um das Stechen ausgehend von seinem Oberkörper möglichst gering zu halten. Schon fast an seinem Ziel angekommen öffnete sich die Tür plötzlich und Herr Shikaidou trat mit einem Tablett beladen in das Zimmer. Also hatte er doch richtig vermutet und er befand sich wirklich bei seinem Lehrer.
 

Als dieser aber seinen Schüler erblickte entfuhr ihm ein kurzer Schreckenslaut. Er stellte das Tablett schnellst möglich auf dem Boden ab, nicht ohne ein wenig der Getränke dabei versehentlich überschwappen zu lassen, und beförderte Chiaki wieder zurück ins Bett, deckte ihn bis zur Nasenspitze hin zu. Verdutzt sah dieser hin an, bis Hijiri schließlich anfing sich zu erklären.

"Du sollst nicht aufstehen, sondern erst einmal für eine Weile ruhig im Bett liegenbleiben. Das ist Anweisung vom Arzt!"

"Arzt?"

Chiaki sah seinen Lehrer unwissend an. Wann war er denn beim Arzt gewesen? Das hätte er doch bemerken können. Obwohl, dieser Geruch, an den er sich noch dunkel erinnerte, das war doch...
 

"Als du zusammengebrochen bist hab ich dich so schnell wie möglich in ein Krankenhaus gebracht. Ich hatte bei den ganzen Blutergüssen ja schon Angst, dich anzufassen ohne Gefahr zu laufen, dir wehzutun. Der Arzt vor Ort hat dich dann untersucht. Nach einiger Zeit bist du wieder zu dir gekommen, allerdings wurde dir kurz darauf ein starkes Schmerzmittel verabreicht und du bist wieder weggetreten. Ich habe dich dann erst einmal wieder mit zu mir genommen, da ich ja nicht wusste, wo du wohnst. Ich hoffe, das macht dir nichts aus."
 

Das war es also. Ja, jetzt wo er es wusste konnte er auch dem Geruch aus seiner Erinnerung den typischen Krankenhausgeruch zuordnen. Da war er schließlich früher öfter gewesen, da sein Vater ihn des Öfteren mitgenommen hatte, wenn sich keiner um Chiaki kümmern konnte und der Kindergarten oder auch die Schule, schon aus waren.
 

Er sah wieder zu seinem Lehrer. Dieser schien anscheinend immer noch auf eine Antwort zu warten.

"Ähm, nein. Natürlich macht es mir nichts aus, hier zu sein. Besser als im Krankenhaus zu liegen, wo einem diese nervigen Schwestern auf den Keks gehen."
 

Hijiri sah den Jüngeren mit einem warmen Lächeln an. In Chiakis Bauch machte sich bei diesem Anblick ein warmes Kribbeln breit, dass er aber sofort zu unterdrücken versuchte. Himmel, was war denn das bitteschön gewesen? Dann wurde sein Lehrer plötzlich wieder ernst.

"Sag mir bitte, wer dir das angetan hat. Diese Blessuren, vor allem die an deinem Oberkörper, sind doch nicht normal. Du sagtest zwar, dass dein Vater dich manchmal schlagen würde, aber das allein kauf ich dir nicht mehr ab. Da muss schon noch etwas anderes passiert sein. Du hast schließlich auch eine angebrochene Rippe. Das kommt nicht einfach so von ein paar dumpfen Schlägen. Der Arzt hat mir das bestätigt. Also sag mir bitte, was geschehen ist. Wer hat dir das angetan?"
 

Chiaki sah ihn nur eine Zeit lang stumm an. Dann drehte er sich weg und Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen.

"Ich... ich will nicht darüber reden. Ich will mich nicht schon wieder daran erinnern. Bitte, ich..."

In einem plötzlichen Anflug von Hilflosigkeit, die Hijiri bei diesem Anblick überkam, umarmte er den Jüngeren und wiegte ihn sanft hin und her. Dass Chiaki die Sache nicht angenehm war, hatte er sich schon gedacht, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass es ihm so an die Nieren ging. Was war nur geschehen?
 

Chiaki schmiegte sich vertrauensvoll an seinen Lehrer. Irgendwie hatte dieser etwas Tröstendes an sich, etwas Schutz spendendes. Auf jeden Fall fühlte er sich im Moment einfach pudelwohl und ließ seinen Tränen das erste Mal seit langem wieder freien Lauf.

Nach einiger Zeit drückte der Ältere ihn wieder sanft von sich weg.

"Ruh dich erst einmal aus. Ich komme in ein paar Stunden noch einmal wieder und dann kannst du was essen und wir reden darüber, wie es weitergehen soll, ja?"

Der blonde Junge nickte und legte sich wieder hin. Er zog die Decke über sich und kuschelte sich ins Kissen.
 

Kurz bevor Hijiri das Zimmer verließ, drehte er sich noch einmal um.

"Hör zu. Was immer auch passiert ist, ich werde dir helfen, Chiaki. Du musst mir nicht sagen, was dich bedrückt, aber ich verspreche dir, dass wir schon einen Ausweg finden werden."

Chiaki lächelte, so gut es eben unter Tränen ging, seinen Lehrer an.

"Danke. Aber ich kann es Ihnen nicht sagen. Noch nicht."

"Ist schon okay. Ich zwinge dich zu nichts. Schlaf jetzt ein wenig."
 

Mit diesen Worten verließ er den Raum und schloss die Tür. Von außen lehnte er sich gegen das dunkle Holz und schloss für kurze Zeit die Augen. Was sollte er denn jetzt nur machen?
 

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Ciao

Eure hoppel
 


 

"Ich halte es nicht für das größte Glück,

einen Menschen ganz enträtselt zu haben.

Ein größeres Glück ist es noch,

bei dem, den wir lieben,

immer neue Tiefen zu entdecken,

die uns immer mehr die

Unergründlichkeit seiner Natur,

ihrer ewigen Tiefe, offenbaren."



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