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Nachttrunken

von

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Nachttrunken

Autor: Tsutsumi

Titel: Nachttrunken

Teil: 1/1

Warnung: sappy, winzige Shounen Ai-Andeutungen (es sei dem Leser überlassen, was er herauslesen und wie er es deuten möchte), AU

Disclaimer: Die Charaktere und die Hintergrundgeschichte aus Neon Genesis Evangelion gehören nicht mir, sondern Gainax, Hideaki Anno und Yoshiyuki Sadamoto. Weiterhin verdiene ich mit der FF kein Geld.^^ Ebenso habe ich mir den Text zu "Protège-moi" nur ausgeliehen.

Feedback: Immer gern gesehen^^ Entweder hier als Kommentar; wer möchte, auch an winoh@freenet.de

Der Songtext stammt von Placebo. Der Song "Protège-moi" ("Beschütze mich") ist im Original bis auf den Refrain auf französisch, ich habe aber die englische Übersetzung verwendet.^^

Kommentar: AU steht bei den Warnungen insofern, weil sich in dieser FF die Dinge nach Folge 17/18 anders entwickeln als in der Serie. Mag jetzt vielleicht ein bisschen zu korrekt sein, aber ich wollte es anmerken.^^"

Ich entschuldige mich für trotz Korrekturlesung verbliebener Fehler. *verbeug*

Dass sich die Beziehung zwischen Touji und Shinji nach dem Eva 03-Testlauf zwangsmäßig ändern muss, steht zwar fest, leider zeigt uns die Serie das aber nicht. Also hab ich 'ne FF geschrieben.^^"

Viel Spaß!
 

Nachttrunken
 

Nachts...des Nachts sehen die Dinge so anders aus.

Gefühle und Worte, die tagsüber gut gehütet wurden, nehmen Gestalt und Farbe an, beginnen in der Finsternis und Abstinenz der Sonne zu fluoriszieren.
 

Wirklichkeiten verkehren sich, Widersprüche heben einander auf und der Mensch wird zum Nachtwesen, bereit zu Willen und Gestalt, wie man ihn nicht kennt.

Es ist wie ein bizarres Naturgesetz.
 

Ich atme tief, als ich vor die Tür trete. Es braucht eine Weile, bis ich mich an die totale Finsternis gewöhne; eine kleine Umstellung nach den zuckenden Lichtblitzen von drinnen. Die Straße hier liegt dunkel, als sei sie von der Hölle verschluckt worden. Und obwohl sie sich mitten in Neo Tokyo 3 befindet, glotzen mich die Skelette ausgeschlachteter und zerstörter Wohnhäuser aus der Finsternis an. Wie Fratzen.
 

Die Tür geht noch einmal auf hinter mir.

Ich sehe hinauf in den klaren, leeren Sternenhimmel, nehme die weiche und lauwarme Luft in mich auf. Es ist so ganz anders als in dem Haus, aus dem ich gekommen bin, und gefällt mir auch besser. Vielleicht liegt es daran, dass ich nun wirklich nicht der Disco-Mensch bin. Vielleicht bin ich auch ein verklemmter halber Epileptiker. Blinkende Lichter treiben mich in den Wahnsinn.
 

Die Schritte hinter mir sind leise, ein Schleppen aus einem jeweils schnellen und einem langsam, schlurfenden Tritt. Ohne mich umzusehen, weiß ich in meinem vernebelten Kopf, wer hinter mir ist. Weil ich diese Schritte niemals werde vergessen können.
 

Am Himmel zuckt eine Sternschnuppe. Wie ein Aufblitzen im Gewitter, wie ein dahinrasender Nervenimpuls im System der hellen Sterne.

Ich sollte mir etwas wünschen...
 

"Kommt er?"

Ich drehe mich langsam herum zum Irrenhaus, aus dem das verrückte Lichtzucken und der Lärm kommen. Es ist ein ebenso verfallenes und von der Regierung vergessenes Haus wie die anderen in diesem Viertel hier. Bei jedem Bassbeat bröckelt Putz von den Außenwänden; es ist ein graues Monster in einer heruntergekommenen Gegend, in der Wasser in die Keller fließt, wenn es regnet, in der nur Penner leben. Shinoda aus unserer Klasse hat das Haus einfach besetzt, fand Strom hier -warum auch immer- der nicht abgeschaltet worden war. Eigentlich ein Beweis dafür, dass die Regierung trotz aller Zustände erwartet, dass hier noch Menschen leben.
 

Alle finanziellen Mittel fließen in Nervs Projekt E.
 

Shinodas Party kracht vor sich hin. Ab und zu johlt jemand übermütig. Und über allem blitzen gelbe, rote und grüne Lichtblitze aus dem Haus, brechen sich an den halbzerschlagenen Fenstern, tragen Schall und dumpfes Krachen der Musik mit nach draußen. Die Lichtmaschine hatte ein anderer angeschleppt, woher auch immer. Schnaps gibt es da drinnen. Bier. Und Wein für die Mädchen.
 

Touji hat die Hände in den Hosentaschen vergraben. Sich langsam bewegend und die hämmernde Musik im Rücken, kommt er mir entgegen.
 

"Was?"

Und hat mich nicht verstanden.
 

Die Nachtluft ist angenehm. Zumindest im Gegensatz zu der bollernden Hitze am Tage. Vielleicht mag ich die Nächte ja deshalb mehr.

Warum bin ich jetzt nur hier und nicht daheim, so wie Asuka?

'So eine Kinderkacke tu ich mir doch nicht an!' , hatte sie gesagt, als man ihr von Shinodas Party erzählt hatte. Und die Tür zugeknallt.
 

"Ob Kensuke kommt."

Touji wackelt ein bisschen mit dem Kopf. Und erst jetzt sehe ich, dass er in Wahrheit nur eine Hand in der Tasche hat. Mit der anderen umklammert er eine Flasche mit Bier.

Das tut er heute schon den ganzen Abend, seit wir hier sind. Immer, wenn ich ihn gesehen habe, war diese Flasche da, von der ich nicht weiß, ob es immer noch die erste ist oder nicht vielleicht etwa schon die zehnte.

Bei Gott, wir sind alle erst 14 oder 15 und trotzdem fließt der Alkohol in Strömen.

Das beweist, wie hoffnungslos die Menschen sind.
 

"Wenn er damit fertig ist, da drinnen alle abzuknutschen, vielleicht." , brummt er sarkastisch.

"Abzuknutschen?"

"Abzuknutschen."

Er schaut sich im Düsteren um, wahrscheinlich nach einer Sitzgelegenheit. Doch hier liegen nur kaputte Autos herum, Gerippe, so ähnlich wie die Häuser. Ab und an auch ein wenig Bauschutt. Alles grau, kaputt und nicht zum Hinsetzen geeignet.

Irgendwo schreit ein Käuzchen.
 

Kensuke war nicht zu übersehen. Das erste Mal heute hab ich ihn mal anders erlebt; nicht ständig hinter seiner Kamera klebend. Eher an einer Schnapsflasche.

In die Toilette, die nicht mehr an die Stadtwasserversorgung, geschweige denn überhaupt an ein Rohr angeschlossen ist, hat er gekotzt, mindestens dreimal. Und trotzdem weitergetrunken.

Ich sehe wieder zum Himmel. Als ich glaube, fast das rötliche Leuchten des Mars ausgemacht zu haben, geht die Tür des Hauses auf.
 

"Na endlich.", murmelt Touji genervt.
 

Meine erste Party. Und schon habe ich mir geschworen, nie wieder zu einer gehen. Es macht mehr kaputt als dass es einen heiter stimmt.

Aber Kensuke sieht gar nicht nach abknutschen aus. Sein schwankender Gang bricht nach allen nur erdenklichen Seiten aus, dazwischen versucht er verzweifelt, blonde Strähnen seiner Haare aus dem Gesicht zu schieben. Sie sind verschwitzt, kleben an seiner Stirn. Die Brille ist ein Stück an der Nase heruntergerutscht und bei dem Versuch, sie wieder hochzuschieben, fasst Aida daneben. Der Finger geht ins Auge.
 

Touji setzt die Flasche an, ich sehe das zum ersten Mal. Verstohlen sehe ich ihm zu, tue so, als würde ich nur auf Kensuke schauen, der sich verstört winselnd den Finger aus der Augenhöhle zieht.

Toujis leichte Adamaspfelwölbung bewegt sich beim Schlucken hoch und runter.
 

Und mein Blick geht nieder zur Erde.
 


 

"Ihr könn...könntet mir ruhig mal... mal helfen!" , lallt es vom Hauseingang.

Hätte jemand vorher mit mir gewettet, ich hätte felsenfest zugesagt, dass Kensuke sich nicht übertrinkt. Doch nun steht er da, stützt sich an der Hauswand ab und ist fast unsichtbar mit seinen Militär-Tarnklamotten. Dazwischen kann ich ein Zittern in seinem Körper erkennen, der sich verzweifelt gegen den vielen Alkohol im Blut aufzubäumen sucht.

Es ist so seltsam, ihn so zu sehen.
 

"Kensuke, es ist nur laufen.", sage ich perplex.

"Tz...Scherzkeks!"

Aida macht zwei Schritte auf mich zu. Das heißt einen eher nach links und einen nach hinten.

"Hab du mal das Gefühl, dass sich um dich herum alles dreht und schaukelt."

"Das hast du dir aber selbst zuzuschreiben."
 

Vielleicht ist es, weil Kensuke nichts darauf zu erwiedern hat. Weil er einfach schwankend dasteht und zu Boden schaut, durch seine halb herabfallende Brille, schuldbewusst und trunken-fröstelnd.

Doch auf einmal erfüllt eine seltsame verhängende Stille die laue Nachtluft. Das ist so ein Schweigen, welches man durchschneiden könnte, legt sich mir hart auf die Brust und so habe ich das Gefühl, plötzlich nur schwer atmen zu können.
 

Verantwortung.
 

~~It's the disease of the age,

An epidemic that spreads~~
 

Das Käuzchen schreit wieder.
 

Ich schrecke auf, als Touji die Flasche wegwirft. Einfach auf die alte, brüchige Straße. Das Glas klirrt, berstet.

"Lasst uns abhauen!", sagt er und dreht sich herum.
 

Wir nehmen Kensuke in die Mitte. Ich habe seinen rechten Arm über der Schulter, dass er nicht nach vorne fällt beim Laufen, und Touji stützt ihn an der Taille, dass er nicht nach hinten fällt. Ich glaube, zum ersten Mal seit Monaten sind wir drei wieder einmal richtig nahe beieinander und zusammen.

Der Weg, nein, die Straße ist unbeleuchtet. In der Dunkelheit starrt Touji mit instinktiv weit aufgerissenen Augen vor sich auf die Straße, um rechtzeitig Schutt, Geröll oder verrosteten Müll auszumachen und zu umgehen.

Er kann noch nicht so gut gehen mit dem neuen Bein.
 

Im Hintergrund hören wir, wie sich das lärmende und blitzendes Irrenhaus von uns entfernt. Alkohol benebelt meine Sinne geringfügig. Ich habe nur zwei Gläser Wein getrunken- wahrscheinlich bin ich einer der weniger trinkfesten Menschen. Kensuke hat einen Schluckauf.
 

"War das nich'n toller Abend?" , haucht mir er mir mit seinem Schnapsatem zu. Seine Beine stolpern übereinander dabei.

Ja. Ganz toll.
 

Dabei hatte es alles ganz positiv angefangen.

Nämlich damit, dass Kensuke bei mir anrief und fragte, ob ich Lust hätte, mit ihm und Touji wieder unterwegs zu sein. Ich hatte nicht geahnt, dass es damit enden würde, dass ich in einer dunklen Ecke herumstehe, Kensuke die Bar plündert und Touji sich von der Klassensprecherin...

Ob er Knutschflecken zurückbehalten hat?

Vielleicht, denn er hat den Kragen wieder hochgezogen, das sehe ich selbst durch die Dunkelheit.
 

In der Ferne werden die ersten Straßenlaternen sichtbar. Wie Lichter am Ende eines dunkles Tunnels, wie eine Hoffnung, die ich sehnsüchtig an mich reißen wollen würde. Ich lausche auf Toujis schleppenden Gang.
 

Ist es schon zu spät?
 

~~The party is over and we descend,

The thoughts that freeze the mind~~
 

Wie lange ist es jetzt her...?

Wie lange?

Vielleicht drei Monate. Oder vier.

Nein, ich weiß es doch ganz genau. Das Datum hat sich eingebrannt in mein Gehirn, wie durch ein heißes Eisen. Ein Datum, an welches ich niemals denken möchte, gebunden an Bilder, an die ich niemals wieder denken möchte.

An dem Tag, an dem ich Touji verloren habe, ist so etwas wie eine innere Uhr stehengeblieben.

Ich beginne selbst beim Laufen zu zittern.
 

Warum hat er sich von der Klassensprecherin küssen lassen...?
 

Vier Monate, in denen ich nicht mit ihm gesprochen habe. Mit meinem besten Freund. Es ging einfach nicht. Natürlich wusste ich, in welchem Krankenhaus auf welcher Etage und in welchem Bett er sich befand. Ich wusste, dass sie sein linkes Bein nicht mehr retten konnten. Ich wusste, dass Eva daran Schuld hatte. Ritsuko. Vater.

Und ein harter, hämmernder Schmerz war es, der mich immer und immer wieder daran gehindert hatte, Touji auch nur zu sehen.

Vier Monate und ein halber Tod- das sind Dinge, die selbst aus Blutsverwandten Fremde machen können.
 

Ich räuspere meinen mit Weinaroma befeuchteten Hals. Durch die Straßen zieht so etwas wie Nebel, eine weiße Wand, von der ich mir wünsche, sie könnte uns alles vergessen machen.

Kensuke schwankt und lallt, redet von Kampfflugzeugen und Bier, von der nicht angeschlossenen Toilette und davon, wie die Suppe hinten wieder rausquoll vom Erbrechen.
 

"Du bist ein Idiot!", sagt Touji mit harter Stimme.
 

~~Lowered eyes and gray faces,

The ghosts of our past awaken~~
 

Unsere Schritte hallen auf der kaputten Straße nach. 'Du bist ein Idiot', das hallt zwischen den toten Häusern wie auf einem Friedhof. Wie ein natürlicher Verstärker, wie das Ende eines Alptraums. Nein, eher wie der Beginn.
 

"Hey!" Kensuke bleibt stehen, so plötzlich, dass mein Arm beinahe über seinen Kopf gleitet. Und ich sehe, wie Touji in seiner Bewegung innehält, die nächtliche Brise härtet seine Gesichtszüge, lässt das linke Hosenbein um die dünne Prothese schlackern.
 

"Ich musste doch den feierlichen Anlass begießen!" , wehrt Kensuke sich. Im vom fern herbeischeinenden Licht sieht sein Gesicht kreideweiß aus.
 

Ich habe Touji gesehen, von ferne. Wie sie ihm das künstliche, metallene Bein an den Stumpf schnallten. Ich habe gesehen, wie er seine ersten Schritte lief, ungelenk, sich selbst fremd, mit den verzweifelten Blicken das Fremde abstoßend. Ein Fehler, den andere begangen hatten, haftet an ihm. Es ist schwer- fast unmöglich- das zu akzeptieren. Ich weiß nicht, ob er das geschafft hat.

Ich habe nicht mit ihm gesprochen. Kein einziges Wort. Auch heute nicht.
 

Wie auch.

Die Klassensprecherin hat ihn gleich für sich markiert.
 

Touji und ich... wir sind zurückgekehrt in die Welt, wie wir sie kannten. Wie sie vielleicht noch immer ist. Nur wir sind komplett anders.

Und nun werden wir nie wieder so miteinander sein können wie damals.

Das weckt einen Schmerz in mir, welcher prompt nach ganz viel Wein verlangt.

Plötzlich habe ich Tränen in den Augen. Stehe da, stumm, starr und marionettenhaft. Mein Puppenspieler lässt mich im Stich.
 

"Welchen Anlass?"

Touji verlagert das Gewicht auf sein echtes Bein.

Ob es wehtut zu stehen? Ob es wehtut, die Erinnerung daran zu sehen, tagtäglich?

Kensuke gluckst, schwankt, dann lässt er sich auf sein Hinterteil fallen. Sein Hemd ist ganz beschmiert.
 

"Na dass wir wieder zusammen sind! Wir drei!"
 

~~We open the latch on the gate

Of the slum that we call home~~
 

Er ist total zerstört in seiner Trunkenheit. Schweiß perlt Kensuke auf der Stirn, verklebt die Haare, lässt die Brille feucht auf der Nase noch mehr herunterrutschen.

Nein, nicht mal er ist noch so wie früher.
 

"Jetzt wird alles wieder so, wie's war...vor...vor..." Ein Schluckauf rüttelt seinen mageren Körper; "...vor der Eva 03-Engel-Sache!"
 

Es reicht nicht einmal, um meine Faust zu ballen.

"Verdammt, es wird nie wieder wie früher!"
 

Nein, das wird es nicht, nie wieder, niemals niemals wieder. Wie ein bitteres Aufstoßen dringen die Worte aus meinem Mund, als müsste ich sie erbrechen, als würde ich sterben, wenn ich sie nicht sagen würde. Es ist, als würde die Vergangenheit, oder zumindest die Erinnerung daran, alles neu aufreißen.
 

Mein verkommener Vater war es, der Touji das Bein nahm. Und die Unschuld. Und die Sorglosigkeit. Und das Hoffen. Und die Freude. Alles, was seine Finger übriggelassen haben, ist ein verletzter Pilot, ausrangiert. Weggestellt.
 

"Aber Shinji..."

Kensuke schaut mich an wie ein kleines Kind. Die Haut so weiß wie die einer Geisha.

"Wir könnten...könnten es doch wenigstens versuchen..."
 

Weiter kommt er nicht. Im schwach herüberflimmernden Laternenlicht schleppt Aida sich drei, vier Schritte weiter, klammert sich zitternd und krampfend am Bordstein fest. In der Dunkelheit erkenne ich lange, schleimige Fäden, erkenne ich den weit aufgerissenen, verzerrten Mund und wie der Alkohol diesen Körper von innen heraus quält.
 

"Es wird nie wieder wie früher.", wiederhole ich betrübt und schaue auf Kensukes Rücken.

"Was passiert ist, kann doch keiner vergessen."
 

~~Are we the playthings of fate?

Remember those divine moments

We'd laugh and party until dawn~~
 

Wenn ich die Erinnerungen vergleiche, so ist doch jetzt alles noch viel grauer.

Die Tage, an denen wir zusammen zur Schule gingen. Und die Tage, an denen ich wortlos, mutlos vor Toujis Kliniktür gestanden und die Tür doch nicht geöffnet habe.
 

Kensuke gibt laute, schallende Würgegeräusche von sich. Sein Rücken bebt, als würde es ihn von innen zerreißen.

In meinen Augen brennen unsichtbare Tränen.

Und Touji hat die Fäuste geballt.

Entgleisung hoch drei.
 

"Mir ist, als hättest du das alles schon vergessen."

Aus dem dumpfen Licht heraus ist Toujis Stimme angenehm, ein Klang, der sich gut auf den Ohren anfühlt.
 

Ich schaue von Kensuke auf ihn, perplex.

"Was?"
 

Irgendwo schreit das Käuzchen erneut.
 

Touji geht einen Schritt auf mich zu.

"Es ist komisch, sowas von dem Menschen zu hören, der mich anscheinend schon längst vergessen hat."
 

Kensuke verstummt hinter mir. Ich höre den Bordstein sich wölben, ich spüre das Funkeln der Sterne, alles ist plötzlich so hell und laut. Weil alles schweigt.

"Wieso...wie..." Ich weiche seinem Blick aus. "Wie sollte ich dich vergessen? Nach allem, was passiert ist?"
 

Verdammt, ich habe ihn im Plug Suit gesehen, ich habe ihn doch förmlich gespürt in Eva 03, als der Engel ihn übernahm. Ich habe doch gesehen, wie sie Touji fast tot aus der Kapsel gezogen haben. Wie könnte ich all das vergessen?
 

"Ja, vielleicht gerade, weil es passiert ist." , entgegnet Suzuhara und verschränkt langsam die Arme.

"Weil es bequemer ist, die Geschichte zu vergessen und zu verdrängen? Weil es dann nicht mehr in deinem Gedankenbereich liegt?" Er tritt einmal neu mit dem linken Schuh auf, als ob er mir bewusst das Ungefühl darin zeigen wollen würde.

"Sag du es mir, Shinji!"
 

Es ist komisch, wieder mit ihm zu reden. Einerseits, weil ich ihm so furchtbar lange ausgewichen bin, weil er mit seinen Worten direkt ins Schwarze trifft , in die offene Wunde. Andererseits, weil er so ganz anders klingt als damals. Als wäre er in diesen vier Monaten um Jahre gealtert.
 

"Sag mir doch mal, warum du mich nicht ein einziges Mal besucht hast!" Toujis Stimme ist voller Kraft, eine Kraft, die ich wohl vier Monate lang vermisst habe. Und mit jedem Wort legen Kraft und Zerstörung zu.

"Sag mir mal, warum ich den ganzen Weg bis hierher nur für mich gehen musste! Das Krankenhaus, die Operationen, die Prothese und das alles."
 

Die Verschränkung der Arme löst sich auf einmal im Nichts auf, wird zu einer hilflosen Geste, wie ein ferner Versuch, sich selbst zu schützen. Leise.

"Sag mir mal, warum ich die ganze Zeit allein war."
 

Ich stehe steinstarr da.
 

Und hinter mir wimmert Kensuke.
 

~~And now we are all alone~~
 

'Ku-witt. Ku-witt', schreit das Käuzchen. Irgendwo im Gebirge der gestorbenen, verfallenen Häuser.

Bewegungslosigkeit hindert mich daran, irgendetwas zu tun. Kensuke hochzuhelfen, auf Touji zuzugehen, wegzulaufen, was ich ja sonst so gerne tu. Es geht nicht.
 

Ich wusste nicht, dass er sich alleine fühlt.

Der Gedanke wäre mir nie in den Sinn gekommen.

"Ich...ich..."
 

Innerhalb von Sekunden dreht sich mein in den letzten Monaten gesponnenes Weltbild um sich selbst, flechtet diese Missverständnisse mit ein. Verdammt... verdammt, ich hab es doch nie so gewollt...
 

"Ich...wusste nicht...wie.", stammele ich.

Kensuke hickst.
 

"Ich hätte doch nichts tun können."

Toujis Haare sind zerzaust.

"Du hättest einfach da sein können."

"Wozu?"

Ich schaue zur Seite. Aus den Augenwinkeln heraus sehe ich Suzuhara hilflos mit den Schultern zucken.

"Einfach so. Einfach da sein. Mit mir essen. Mir von draußen erzählen. Fernsehen. Radio hören. Krankenschwestern anmachen und die Pillen gegen die Wand schmeißen. Verdammt, einfach irgendwas!"

Der letzte Satz ist wie ein Ausbruch.
 

~~Dreams of happiness lost,

The time we have done nothing

Dreams of innocence gone~~
 

Ein Ausbruch, der auf mich überzugehen scheint, wie ein springender Funke.

Und meine unsichtbaren Tränen brennen in den Augenwinkeln, werden flüssig, sind wie verdammtes Feuer.
 

"Was hätte ich denn tun sollen?!", wiederhole ich laut und trotzig, bringe den Todesruf des Vogels zum Verstummen.

Wie Kensuke zittere ich, bebe an Armen und Händen. Weil Touji ja unbedingt die Tür zur Erinnerung dieses Tages aufreißen musste. Brutal.

Es ist, als ob ich keine Luft mehr bekomme.
 

"Die Vergangenheit ändern?"

Mist, das ist eine der Wunden, die man besser nicht wieder geöffnet hätte.

Ich muss mir mit einer Hand über das Gesicht wischen.

"Ich kann die Vergangenheit nicht mehr ändern. So sehr ich das auch wollte!"
 

Die Hand ist wie außer Kontrolle. Da ist nichts mehr, was mich zusammenhält, mit einem Mal. Schmerz und unsagbare Wut- ich kann sie nicht lokalisieren- schäumen irgendwo in meinem Bauch herum, wirbeln den Nebel um mich herum auf. Die Vergangenheit ändern. Die Vergangenheit ändern! Die Schuld tilgen!

Wie eine Welle ist das alles wieder da. Die Angst und der Schock; und das Bild von Touji, wie sie ihn aus der Kapsel ziehen...sein Bein fehlt schon... und überall Blut...stinkendes Blut...
 

Eine fremde Hand hält meine fest.

"Das habe ich nicht gesagt, Shinji."

Und ich verstehe nicht, wie er so ruhig bleiben kann.
 

"Was hast du nicht verstanden an 'einfach nur da sein'?"
 

Ich verstehe nicht, warum mein bester Freund so ruhig ist. Ausgerechnet jetzt, in dieser komischen, verrückten Situation. Ich versteh es nicht. Es geht nicht!

Ich reiße mich los, fahre wirr durch meine Haare.

"Ich hab keine Schuld daran, Touji!"

Gott, ich hasse meine Stimme, wenn sie sich überschlägt.
 

Ich hasse es, wenn ich so weinerlich spreche, aber ich kann nichts dagegen tun.

Ich hasse Nächte wie diese.

Ich hasse ruhige, traurige Blicke aus braunen Augen.

Ich hasse betrunkene Freunde, die daneben auf einem Bordstein sitzen und glänzende Augen haben.
 

"Du weißt genau, ich kann nichts dafür!"

Kensuke schnieft.
 

"Du weißt doch, wie das war. Der Dummy Plug...und ich konnte nichts dagegen machen! Das war nicht ich, weißt du das eigentlich?!"

Verdammt, nicht jetzt heulen!

Wenn Kensuke eben erbrochen hat, dann tu ich gerade dasselbe. Ich werfe Touji die Dinge hin, die ich immer und immer wieder für mich festgelegt habe. Meine Dogmen?

Ich kann nicht anders. Ich muss mich einfach erklären, sonst würden die Tränen, die nebenbei scheinbar direkt aus meinem Herzen schießen, mich umbringen.

Ich kann den Gedanken, dass Suzuhara mich hasst, nicht ertragen, ich kann es nicht.
 

Und nun spüre ich es. Vier Monate lang habe ich kaum gelebt.

Vier Monate lang war ich wie in einem Tagtraum. Und das Erwachen scheint böse.
 

"Ich war's nicht, es war Vater! Vater und Ritsuko und...alle eben!"
 

Mein Atem hetzt dahin, als wäre ich eben gejagt worden. Ich kann nicht schnell genug sprechen. Ich kann den Eindruck, dass Touji mich hasst, nicht haben.
 

~~ Are we the playthings of fate?~~
 

Warum nur hat er sich von ihr küssen lassen?

Vielleicht hätte ich ja sonst den Mut gefunden und mit ihm geredet.

Immerhin ist er doch...noch immer...mein Freund.

Etwas in mir dreht sich von oben nach unten. Es ist wie bei diesem Spruch "Schmetterlinge im Bauch haben". Aber es tut weh, wie Blutegel im Magen.

Warum musste er sich von diesem Mädchen küssen lassen?
 

"Shinji..."

Toujis Gesicht drückt noch immer denselben ruhigen und traurigen Ausdruck aus.

"Ich weiß doch... dass..."

Er räuspert sich, fast unhörbar, sieht zu Boden.

Es sieht aus als wollte er meinen Arm fassen oder so etwas.
 

"Ich weiß doch, dass ich nicht der einzige bin, der an diesem Tag gelitten hat..."
 

~~We're left with a lifetime to cry,

And now we are all alone~~
 

Kensuke kommt von links in das Bild meiner Augenwinkel. Noch immer schwankend, aber durchaus klarer werdend. Wie hat sich das alles doch verändert.

Ich stehe da, wie vom Donner gerührt. Es ist, als könnte ich die Worte von eben nicht in mir aufnehmen. Meine Augen sind, vielleicht gerade darum, weit offen.
 

Es ist komisch. Dieser Augenblick...fast schon pathetisch, so wie Kensuke mich ansieht, wie Touji mich ansieht, wie der Nebel sich an den Häusern aufbäumt, zu kleinen Wölkchen zu flauschen scheint. Selbst Kens schmutziges Hemd wirkt pathetisch im schwachen Laternenlicht. Ich schüttele langsam den Kopf.
 

Warum habe ich das Gefühl, als würde dieser Moment flackern?

Warum tut das Leuchten in diesen braunen Augen so weh..?

Ein Grollen aus meiner Brust lässt mich beinahe zusammenzucken. Gelitten. Wer hat denn gelitten?

Ich sehe schnell zur Seite, zum Bordstein, der stumm im Halbdunklen liegt. Es ist dieses Kitzeln in der Nase, wenn gleichzeitig die Tränenkanäle volle Arbeit leisten, wie eine Einleitung zu einer Katastrophe. Als ob etwas in mir "Alarm!" schreien würde. Nein, nicht flennen... Nicht wirklich weinen. Dazu habe ich gar kein Recht.
 

'Du bist doch Schuld, Third Child. Du und kein anderer!'
 

"Ich meine nur...", sagt Touji ganz sanft, "Du hattest...die anderen alle. Misato-san. Akagi-san. Kensuke. Und das einzige Mal, an dem mich einer besucht hat, war der Tag danach, als man mir von Nerv aus erklärte, dass ein Fourth Child ab jetzt nicht mehr existiert."
 

Durch den Tränenschleier sehe ich Toujis trauriges Gesicht. Ich kann einfach nicht zurückhalten, was er da in mir heraufbeschwört, es ist wie ein inneres Monster, welches ausbricht und sich zur Oberfläche hochkämpft. Als wäre ich Dr. Jeckyll.
 

"Es war, als hätte mich...die ganze Welt..." Jetzt schaut auch Touji zur Seite.

Gott, es ist viel zu lange her, dass wir geredet haben. Viel zuviel Zeit verging, viel zuviele Wunden wurden nicht richtig verarztet. Schweigen hat unsere Freundschaft getötet. Schweigen. Und meine Ignoranz.

Ich habe ihn doch noch nie so gesehen, meinen besten Freund! Elendig steht er da, zur Seite sehend und die Nase hochziehend. Wann hätte Suzuhara sich jemals offen und ehrlich eingestanden, schwach zu sein?

'Du bist Schuld, nur du ganz allein!' , brüllt das Monster.
 

"Als hätte mich die Welt ausradiert." Mit einem Ruck schaut Touji mich wieder an und im schwachen Lichtgleißen glänzen seine dunklen Augen.

"Weißt du...so als ob alle erwartet hätten, dass ich sterbe. Aber ich bin nun mal nicht gestorben und das hat euch gestört. Eure Pläne und Szenarien!"
 

~~We're left with a lifetime to cry,

And now we are all alone~~
 

Jetzt stehen wir beide gegeneinander da. Ich weiß nicht, was es ist, was die Hemmung und die Scham vor diesem Moment so genommen hat. Ist es Kensukes verklärtes Gesicht, als er uns beiden die Hände tröstend auf die Schultern legt? Oder ist es der Alkohol in unserem Blut? Die Nacht? Der Drang der Wahrheit?

Ich schluchze leise und weiß gar nicht, was ich sagen soll. Alles ist so ungerecht und verdreht.
 

Natürlich bin ich Schuld! Verdammt nochmal, ja, ich bin Schuld daran, dass Touji nun wie ein aussortierter Soldat ist. Ein Spielzeug- Pilot, den Nerv in den Sondermüll befördert hat.

Und meine Feigheit, mich der Schuld zu stellen, hat alles noch soviel schlimmer gemacht... Ich habe es alles schlimmer gemacht...
 

"Ich...ich wollte nicht, dass du stirbst!", presse ich mit erstickter Stimme heraus. "Ich wollte doch... ich wollte..." Das Abwischen der Tränen hilft doch nicht mehr. Kensuke legt seinen Kopf mit bekümmertem Gesicht auf meiner Schulter ab. Stumm.
 

"Ich wollte dich doch beschützen, Touji!"

Wieder der weinerliche Tonfall. Ich bin so eine Memme.

"Ich konnte Eva 03 nicht angreifen deswegen! Selbst als er mich gewürgt hat, selbst als ich dachte, ich müsste sterben, ich hätte dir nie etwas antun können!"
 

Plötzlich ist er da, über uns. Der Mond, als ob ihn Gott angeknipst hätte, scheint auf uns herab mit einem gleißenden und fahlen Licht.
 

"Ich wusste nicht, dass mein Vater den Dummy Plug einsetzen würde; ich wusste doch nicht, dass er versuchen würde, dich durch meine Hand zu töten!" Ich kann kaum noch reden. Und das als Junge.... Ich versuche mich daran zu erinnern, wann ich das letzte Mal so bitterlich geweint habe. Aber mir fällt nichts ein, keine einzige Begebenheit.
 

"Ja, ich...bin Schuld...."

Warum muss ich so schluchzen? Warum glänzen die Augen meines Freundes nur feucht und hell im Mondlicht?

Er hätte vielmehr ein Recht auf einen Heulkrampf; er, aber doch nicht ich, der ihn fast auf dem Gewissen hat.

"Ich bin Schuld daran, dass du beinahe gestorben wärst!", winsele ich laut.

"Ich war zu feige, um irgendetwas zu tun... Ich war zu feige, um dich zu beschützen, ich habe versagt! Nur wegen mir...wegen mir... fehlt jetzt dein Bein!"
 

"Shinji...", miekt Kensuke leise, doch er kann oder will nicht weitersprechen. Inzwischen ist er nicht mehr ganz so weiß im Gesicht. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass sein Körper sich mit dem Alkohol einigermaßen arrangiert hat.

Seine Hand liegt auf meiner bebenden Schulter und wärmt sie.
 

Verstört sehe ich auf die Straße zu meinen Füßen.

"Und deswegen...", sage ich leise, "...hab ich mich nie getraut, zu dir zu gehen. Ich wollte ja mit dir reden und...naja...da sein, aber ich dachte mir, ich wäre der Letzte, den du sehen wolltest. Ich hatte riesige Angst das zu sehen, was ich angerichtet habe...verstehst du?"
 

Die Straßenlaterne in der Ferne flackert.

Und wir sind im Prinzip nichts anderes als waidwundes Wild, verletzt und verängstigt, uns nicht mehr trauend. Wir stehen jeder in seiner zurückgezogenen Ecke und kläffen uns an, uns die eigenen Wunden leckend.

Nein...das mache wohl nur ich.

Und mittendrin hallt mir immer noch dieser Satz im Kopf nach...

"Ich weiß doch, dass ich nicht der einzige bin, der an diesem Tag gelitten hat..."
 

~~ Protect me from what I want...

Protect me protect me~~
 

"Es tut mir Leid, Touji."

Ich weiß ganz genau, dass ich nur ein dummer Feigling bin. Im Prinzip bin ich nichts anderes als ein dünner, schwacher Junge, den man in einen Eva gesetzt hat und den man für alles verantwortlich machen kann. Ich weiß, dass Verantwortung zu tragen für mich ein Problem ist, dass ich davor weglaufe, weil mir das Angst macht. Verantwortlich sein heißt, die Folgen meines Tuns und Nichtstuns anzusehen und anzuhören. Und ich bin verantwortlich für das, was an diesem Tag geschehen ist. Auch wenn ich hundertmal sage, dass die Schuld bei Vater und Ritsuko liegt. Denn das ist nur die halbe Wahrheit.
 

"Es tut mir wirklich....wirklich...so Leid..."

Beschämt wische ich über mein nasses Gesicht und weiß nicht so wirklich, ob eine Entschuldigung überhaupt noch angebracht ist. Jetzt, wo es eigentlich zu spät ist. Und eigentlich möchte ich ihm sagen, wieviel er mir bedeutet. Ich will hundertmal sagen, dass er mich niemals stören würde, nein, dass mir ohne ihn soviel fehlen würde...und auch fehlt. Denn ich habe ihn ja für einige Monate nicht gesehen.
 

Und ich bin nicht so verletzt wie er. Noch lange nicht. Auch wenn ich hier rumflenne. Aber selbst jetzt ist Touji mutig und gehalten. Das war er schon immer.

Plötzlich spüre ich seine Hand unter meinem Kinn, und wie mein Gesicht angehoben wird, nachdem ich eben halb nach unten gesehen habe vor Scham.

Weil ich Angst hatte vor den Worten, die aus seinen braunen Augen quellen.
 

Touji sieht aufgewühlt aus. Der Mondschein formt dunkle Schatten unter seinen Augen, wirft Licht- und Schattenmuster über sein ganzes Gesicht, über seine Schultern. Dazwischen sind die ab und an flatternden Nasenflügel neben den Wangen hervorgehoben. Immer wieder wischt er über die Augen.
 

"Hey..."

Eine sanfte und laue Brise fährt durch unsere Haare.

Und Touji kommt näher.

"Ich weiß das... Aber... ich bin auch kein Übermensch ...Ich war zuerst wirklich sauer auf dich."

In meiner Brust setzt sich ein schwerer unsichtbarer Stein ab.
 

"Nein, nicht zuerst...Zuerst hab ich auf dich gewartet. Dass du mal vorbeikommst. Bis ich irgendwann dachte, du und alle anderen...hätten mich beiseitegelegt. Dann wurde ich sauer, wegen des Beines, wegen all der Narben...aber hauptsächlich weil mich alle...weil du mich alleingelassen hast!"

Ein leichtes Zittern in der Stimme verrät mir, wie tief ihn all das berührt. Als ich auf Toujis Brust sehe, senkt und hebt sie sich ganz schnell. All das tut weh, schnürt mein Herz ein, nimmt mir die Luft zum Atmen.
 

"Ich musste den ganzen Scheiß alleine über die Bühne bringen. Mit der Prothese laufen. Meine Schwester beruhigen. Mich an das Gefühl gewöhnen, dass ein Teil von mir gestorben ist und nie wieder zurückkommt. Und das war nicht gerade einfach..."

Ein Schauer durchläuft mich, als Toujis Stimme zu kippen droht. Als alles kurzzeitig zu explodieren droht. Ich ertappe mich dabei, wie ich nach seiner Hand greife, die unter meinem Kinn lag und sich wieder ganz langsam von mir zu entfernen begann. Sie ist kalt...
 

"Warum warst du nicht da, Shinji?" , flüstert Touji leise und verzagt, und ich kann nur seine Hand drücken. "Warum bist du einfach weggelaufen?"

Ich spüre, dass er um Fassung ringt, diese Fassung aber noch nie wirklich hatte. Es ist ein Gefühl, als ob meine Lunge in zwei Teile zerrissen würde.
 

"Touji, es tut mir Leid!", entgegne ich schnell. "Verzeih mir meine Feigheit, verzeih mir meine Gedankenlosigkeit!"

Mit der freien Hand wischt Suzuhara sich schnell über das Gesicht. Die andere lässt mich gar nicht los.

"Ich weiß ja, dass du Angst hattest.", räumt er still ein. "Ich weiß doch, dass es auch für dich schrecklich war... "

Wieder dieser Satz.

"Und irgendwann dachte ich nur noch daran, weil Wut einem ja selten weiterhilft. Irgendwann dachte ich, dass du es sicher nicht böse gemeint hast."

Perplex gucke ich Touji an.

"Aber dadurch ist es nicht leichter, von meiner Wut auf dich abzusehen und dir einfach zu verzeihen..."
 

Der Mond bescheint uns stille. An meiner Schulter seufzt, wie ein kleines Kind, Kensuke. Plötzlich bin ich mir nicht mehr so sicher, wieviel er eigentlich mitbekommt von dieser großen Aussprache. Aber andererseits ist es gut, ihn dazuhaben. Weil er einfach zu uns dazugehört.
 

"Dann...", ich kaue ratlos auf meiner Lippe herum. "...weißt du jetzt, dass es die Wahrheit ist. Ich habe es nie böse gemeint, wirklich." Eine warme Träne rollt aus meinem rechten Auge.

"Meinst du... meinst du, du kannst mir irgendwann verzeihen...?"
 

Touji schaut zur Seite.

"Lass uns weitergehen."

Dass er noch immer an meiner Hand festhält, merke ich erst, als er leicht an mir zieht, nachdem er die ersten zwei Schritte gelaufen ist. Ich lege schnell den Arm um Kensuke, der sich bemüht, möglichst unauffällig und geradeaus zu laufen.

Habe ich etwas Falsches gesagt? Gerade das, was er nicht hören will?
 

Das Licht der Laterne kommt immer näher. So ähnlich wie das Ende eines Tunnels und das Käuzchen, welches ab und an ruft, wird immer leiser. Dazwischen flirrt Mondlicht zur Erde, durchstreifen wir den leichten Sommernebel. Dazwischen wird mein Herz mit jedem Schritt schwerer.

Wenn er mir nicht verzeihen kann, wieso ist Touji dann so verständnisvoll zu mir? Wenn er mir nicht vergessen kann, dass ich ihn alleine ließ, wieso...wieso ist er dann so freundlich zu mir? Hätte er es sonst nicht anders überstanden...?
 

"Es wird wohl nie wieder etwas, so wie es war...", brabbelt Kensuke in die künstliche Stille hinein. Eine Aussage, die im Verhältnis zu seinem Alkoholspiegel extrem philosophisch ist.
 

Soll das jetzt alles gewesen sein?

Soll das Ende nun sein, dass jeder von uns nach Hause geht und ab morgen nicht mehr mit dem anderen redet?

Dann wird Touji bei der Klassensprecherin landen. Er wird fremd werden. Zwei getrennte Wege für uns beide...

Der Gedanke tut so weh, dass ich abrupt stehenbleibe.

Ich habe weder mich noch ihn getötet. Sondern nur das "wir", was wir waren.
 

"Warum warst du nicht da, Shinji?"
 

Und dann erhebe ich die Stimme. Sage seinen Namen, in die Finsternis hinein, die uns nach der Straßenlaterne wieder umhüllt. Ich lege soviel Bitte und Gnade in seinen Namen wie ich nur kann. Verdammt, ich habe soviel bisher in meinem Leben falsch gemacht, nun werde ich mir endlich einmal Mühe geben, etwas richtig zu machen. Um unser aller Willen.
 

Der Mond singt förmlich mit seinem fahlen Glühen. Es ist so scheiß-romantisch, so kitschig, so pathetisch, dieser Moment, in dem ich einfach stehenbleibe und Touji an seiner kalten, weichen Hand halte, in dem Moment, in dem Kensuke neben mir über einen herumliegenden, ausrangierten Autoreifen stolpert und hinkracht. In dem Moment, in dem Touji sich umdreht...
 

...und ich seine geröteten Wangen sehe.
 

"Ich will nicht wieder etwas falsch machen!", sage ich.

Und ziehe ihn ein wenig an mich heran. Heiß kocht das Blut in meinem Kreislauf hoch, erhitzt meine Venen, kriecht hinauf an meine Wangenknochen, schickt mir einen heißkalten Schauer über den Rücken.

Ich atme Nebel.

"Ich will nicht, dass du von mir weggehst, Touji! Wir sind Freunde!"
 

Kensuke hat sich die Ellenbogen aufgescheuert.

Und meine Tränen sind aufgebraucht. Ich rede so laut, dass meine Stimme stetig an den skelettierten Häusern wiederhallt.
 

"Ich...ich geb dir mein Bein!", rufe ich verzweifelt; "Wir haben doch diesselbe Schuhgröße! Ich hacke es mir auch eigenständig ab. Du kannst mich auch verprügeln!"

Demonstrativ balle ich die freie Hand zur Faust.

"Solange du willst! Du kannst mir das Nasenbein brechen...oder die Arme... oder mir irgendwelche Narben verpassen...egal was! Wenn davon nur deine Wut besänftigt wird..."
 

Mit einem Mal fühle ich, wie sich die fremden Finger an meinen rühren. Wie sie sich bewegen, meine Hand fester umschließen. Es fühlt sich schön an. Beruhigend. Einfach wundervoll... Mit festem Blick und starrgewordenen Augen fixiert Touji mich ernst.

Und dennoch ist etwas Hartes, Ungnädiges aus seinem Gesicht gewichen und hat Platz geschaffen für etwas anderes. Für...
 

Plötzlich höre ich, wie Kensuke zum Bordstein neben uns taumelt. Mit einem Mal sehe ich wie lange Lichter sich auf den toten Häuserwänden abzeichnen, höre wie ein Schnaufen, ein explodierendes und grollendes Geräusch hinter uns aufkommt.

Der Moment gefriert.
 

Steine bollern auseinander, meine Füße bewegen sich schneller als mein Kopf reagieren kann.

Irgendwo schließe ich die Augen, spüre Toujis Körper immer näher an mich herankommen. Ich schiebe ihn, schiebe ihn zur Seite, schirme ihn für den Bruchteil einer Sekunde von der ganzen Welt ab...und dann vor dem vorbeirasenden Auto.
 

~~We're left with a lifetime to cry,

And now we are all alone~~
 

Unser Atem geht ganz schnell für zwei-drei Sekunden. Ich spüre den Schreck in meinen und Suzuharas Gliedern stecken, wie ein Stocken des Blutflusses. Der Geruch von Benzin hängt schwer in der Luft, verpestet meine Gedanken und meine Bewegungen, denn sie sind starr und steif geworden. Das Auto rumort weiter, die Straße bebt unter dem aufgemotzten Motor. Ich wusste, dass hier nachts illegale Rennen ausgetragen werden, aber niemals habe ich damit gerechnet, um ein Haar umgefahren zu werden. In meinen Ohren bollert und donnert es, als ich den Luftzug weiterer Pkws an meinem Rücken vorbeirasen spüre. Das Zittern der Erde überträgt sich auf mich und alles, was mich nicht vor Schreck wegspringen lässt, ist das Gefühl, Toujis Hand zu halten...mit der anderen Hand seine Schulter zu halten. Irgendwo toben Hupen, ihre Geräusche verzerren und brechen sich an den Hauswänden und der gestorbenen Straße.

Und dann ist es plötzlich wieder vorbei.
 

~~Protect me

Protect me~~
 

Kensuke hat sich aufgerappelt, nachdem er nach der Flucht auf den Bordstein über die eigenen Beine stolperte.

"Ihr...ihr verdammten...Wichser!", kreischt er mit seiner lallenden Stimme, schüttelt die Faust. "Ich weiß, wo ihr wohnt! Ich...ich zünd eure verdammten Karren an!"
 

Mein Herz schlägt ganz schnell. Von unten an den Kehlkopfdeckel.

Ich möchte schlucken, aber kann nicht. Ich kann überhaupt nichts mehr. Einerseits der Schreck, andererseits die Angst lähmen meinen Körper und meine Gedanken.

Und die Überraschung. Denn Touji schließt mich ganz sanft in seine Arme.
 

Ich kann seinen Geruch aufnehmen. Ich spüre die weiche lila-schwarze Jacke, die er ständig trägt, spüre seinen warmen, durchströmten Körper, sein ganzes Wesen. Und es schließt mich liebevoll in sich ein.

Die Last von ganzen vier Monaten fällt mit einem Mal von meinem Herzen.
 

"Shinji..."
 

Vier Monate nicht daran gedacht, vier Monate trotzdem durchlitten. Vier Monate nicht beieinander gewesen. Ich kneife sehnsüchtig die Augen zusammen und schließe die Arme um ihn. Ich will meinen besten Freund nicht wieder verlieren, nicht wieder alleinlassen. Ich will nie wieder diesen Schmerz spüren.
 

"Shinji, ich bin jetzt langsam und verdammt schwach.", sagt Touji und ich streichle ihm verträumt über den Rücken. Warum haben wir das nicht schon früher getan? Das ist doch so schön...
 

"Ich beschütze dich!", entgegne ich schnell. "Ich werde bei dir sein und dich beschützen mit meinem Leben!"
 

Kensuke kommt heran. Wahrscheinlich ist es doch der Alkohol, oder der Schreck durch die Autos, die noch in der Ferne grummeln. Aber irgendwie schließen wir auch ihn ein, betreiben kitschiges Gruppenkuscheln. Und doch, es erleichtert mich so sehr.
 

"So wie eben, Shinji?"
 

Ich weine wieder. Nicht viel, aber ich spüre wie es nass über meine Augenlider hinübertritt. Ich rieche Kensukes Schnapsatem, Toujis Jacke, seinen leichten Biergeruch. Ich spüre warme und vertraute Körper. Streichle Toujis Rücken.

Ja, so müssen wir sein. Wir zwei. Wir drei. Und ich werde das beschützen, was wir hier haben. Eine kleine Welt, die so zerbrechlich ist.
 

"So wie eben. Versprochen.", ich lächle Touji an, während Kensuke seinen Kopf schläfrig an meine Seite legt.

"Dafür bin ich das Third Child. Ich werde euch beschützen."
 

~~Protect me protect me

Protect me from my desire

Protect me protect me~~
 

Wir laufen gemeinsam die Straße entlang. Jeder unserer Schritte, ganz gleich ob regel- oder unregelmäßig. Von Laterne zu Laterne ziehen sich unsere Schatten länger und werden kürzer, laufen an uns vorbei als wären sie uns stetig vorraus. Die Gegend liegt menschenleer und ich muss mit Kensuke Händchen halten, damit er gut vorrankommt.

Die Nacht ist alt geworden. Shinodas Party hat müde gemacht. Noch müder der Streit mit Touji.
 

"Weißt du Shinji", meint Suzuhara gedankentrunken; "Du bist einer von diesen gewissen Menschen..."
 

Und nachts sehen die Dinge so anders aus. Nachts kann sich die Wahrheit verkehren, nachts beginnt zu leuchten, was tagsüber verborgen blieb. Tränen. Zorn. Freundschaft und sogar Liebe.

"Welche Menschen meinst du?"

Suzuhara lächelt mich an.

Das ist der Wahnsinn, wo ich ihn doch schon seit einer langen Zeit nicht mehr hab lächeln sehen. Die typischen winzigen Suzuhara-Grübchen drücken sich in die Wangen. Und zum Abschied umarmt er mich ganz lange.

"Die Menschen, die ich nie vergessen werde. Die ich auch nie vergessen will..."
 

Und ich halte mich an ihm fest, meinem besten, wunderbarsten Freund.

Selbst wenn er mir nicht verzeihen kann, was war, das ist mir egal. Hauptsache, er ist da. Selbst wenn es nie wieder so sein sollte wie früher, egal. Hauptsache ist, dass er da ist. Und vielleicht können wir auch irgendwann wieder gemeinsam lachen und Spaß haben neben all den grauen und schrecklichen Dingen in unserer Welt.

'Ich hab dich sehr gern', will ich zu Touji noch sagen, als er und Kensuke sich umdrehen zum Gehen. Aber das schaffe ich nicht. Das Einzige, was ich mich traue ist , mit der Hand seinen Arm entlangzufahren bis zur Hand...und noch für den Augenblick eines Lidschlags lang seinen kleinen Finger zu halten.

Und daraufhin einen Abschiedsblick seiner braunen Augen zu erhaschen.
 

Nein, es ist nicht alles in Ordnung. Eigentlich so gut wie nichts.

Aber jetzt ist es mir egal, was er und die Klassensprecherin gemacht haben. Denn heute Nacht habe ich Dinge gesehen, die Touji- und auch Kensuke- niemals vor anderen Leuten getan hätten. Ob Misato mich immer noch für so unsozial halten würde, wenn sie das alles mitgekriegt hätte?
 

Die Sache mit dem Beschützen war vielleicht nur Augenwischerei. So großartig und dramatisch wie in Filmen. Aber es ist ein Versprechen, es ist etwas, an dem Touji und auch Kensuke sich festhalten können. An irgendetwas muss man sich doch festhalten in dieser untergehenden Welt.

In der Ferne werden sie immer kleiner, biegen dann um die Ecke.

Und das Gefühl des Weins in meinem Blut macht mich müde und erschöpft. Noch ein letzter Blick zum Mond. Ein letztes Mal auf das Schreien des Käuzchens lauschen... in der Ferne.
 

Ich werde einfach darauf warten müssen, dass mein bester Freund mir verzeiht. Ich seufze.

Aber zum ersten Mal seit langem habe ich das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben.
 

~~~Protège-moi~~~
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Nyx
2007-01-29T19:14:23+00:00 29.01.2007 20:14
*blinzel* ... *gasp*
.... Okay, du kennst das schon von mir: die Sprachlosigkeit, die ein ewiges Rumgelaber um Kleinigkeiten, aber nchts ums Wesentliche ist, und eigentlich nur zeigt, wie aufgebracht und mischugge ich noch immer nach einer Geschichte bin.
Verd- ich bin so aufgewühlt.
I'm so impressed! O_O;
Klar, es ist Tsumi-geil, also wie immer, aber so- .... fcuk, es bringt eben keiner so verdammt gut Verzweiflung, Melancholie, solche quälenden Emotionen rüber, wie du! Keine Nacht ist so schreiend leise, so quälend stumm, keiner findet so zerreißend treffend, so abgrundtief niederreißende, emotionale Worte wie du. Das ist das, was ich an deinem Schreibstil so unglaublich schätrze - genau das.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll! Ich liebe die Jungs! Ich verstehe die Jungs! ich liebe diese FF! Ich hab sie vershclungen! Meine Augen bliebe nur gerade so trocken! >_<;
Gott, du hast in mir wieder die Sehnsucht geweckt, selbst zu schreiben. *heul*
Und du meinst, du hast nur ein wenig gehintet? Meine Liebe - für mich ist das ShinTou pur ohne shônen-ai-Action à la Manga. ich meine, fcuk, die reden miteinander wie Ash und Eiji, sie- .... ich denke, du weißt diesen vergleich zu schätzen. X'D
Fcuk, ich liebe diese FF!! *favorisieren geht*
Tsumi, luvs ya - and kill ya, wenn du mit dem Schreiben je aufhören würdest! >_<;

Nyx *.*
Von:  Yuuta
2006-10-03T00:11:02+00:00 03.10.2006 02:11
Hoho, nach so ner schönen Fic muss ich doch auch mal nen Kommentar schreiben (das nimmt ja wirklich überhand in letzter Zeit - erst nen Fanart-Kommi bei Steffi und jetzt nen Fanfic-Kommi bei dir... ^^).
Leider ist es schon etwas spät, deswegen verzeih mir, wenn mein Geschreibsel nicht all zu intelligent wird. ^^;
Also ich fand wirklich, dass du unser Idiotentrio wunderschön charkterisiert hast. Die Drei sind nicht einseitig beschrieben, sondern verdammt vielschichtig und gut nachzuvollziehen in ihren Motivationen.
Und die Knuddelszene und allgemein ihr Zusammenhalt war einfach nur herzerwärmend! *_* Nein, es wird wirklich nie irgendwas wie früher, aber es kann auch gut werden, wenn es anders ist. Wai, ich hab mich absolut gefreut, mit deiner Fic ne realistische Variante gelesen zu haben, wie die Drei die EVA/Engel-Katastrophe überwinden konnten und es sie (meiner Meinung nach) sogar noch mehr zusammengeschweißt hat. Danke für so ne schöne, gefühlvolle Fic! ^^
Das Lied kenn ich übrigens auch - hast nen schönen Song ausgewählt! ^^b
Von:  Dayari
2005-06-11T16:44:46+00:00 11.06.2005 18:44
Oh... wow.
Ich weiß nicht wirklich, ob ich jetzt (nach so vielen Gefühlsausbrüchen... ich hab fast die ganze Zeit beinahe geweint, ich musste nur mal lachen, als Kensuke sagte: "Ich weiß, wo ihr wohnt!") noch einen konstruktiven Kommentar zustande kriege... uff.. die FF hat mich wirklich total umgehauen.
"Protect me" kenne ich übrigens *ganz stolz bin*, aber wenn ich das beim Lesen gehört hätte, wäre ich - das weiß ich genau - aus dem Heulen nicht mehr rausgekommen, deshalb hab ich es lieber gelassen. ^^~~

Allein die Thematik (die Sache mit Shinji und Touji) finde ich total genial, ehrlich. Es gibt (glaub ich xD) nur ziemlich wenig Leute, die sich in ihren FFs mit den beiden beschäftigen - umso besser, wenn das so jemand wie du macht, dessen Schreibstil einen von der ersten bis zur letzten Zeile nichtmehr loslässt!! (*schleim* Sorry, wenn das behämmert klingt, aber es war so bei mir!)

Vor allem fand ich total gut, dass Touji nicht nach dem Motto "Sowas kann schon mal passieren" gehandelt und geredet hat. Er hat ein verdammtes Recht, wütend zu sein, und trotzdem hat er es nicht übertrieben. (Ich hatte zuerst Angst, er würde Shinji schlagen oder verbal total fertig machen.)

Wie gesagt - dieser Kommentar ist glaub ich nicht so wirkich konstruktiv, einfach, weil ich noch viel zu umgehauen bin... xD~ *immer so gefangen ist von FFs*

Meine absolute Lieblingsstelle - eine, wo ich echt ganz kurz vorm Weinen war - war diese hier:

~~Er hätte vielmehr ein Recht auf einen Heulkrampf; er, aber doch nicht ich, der ihn fast auf dem Gewissen hat.~~

Das hat mich echt umgehauen. (< Kenn ich eigentlich noch andere Wörter? *drop*)... total schön.

Ich werde jetzt ganz schnell diese Story in meine Fav-List schreiben und dann deine anderen NGE-FFs suchen gehn ^^~

Bis zum nächsten Mal! *wink*

Dayari
Von:  Selia
2005-05-20T17:59:37+00:00 20.05.2005 19:59
Hi du!

Boah *-* ich kann echt nicht verstehen, warum das hier keiner kommentiert. Es ist so eine wundervolle Story! Und selbst wenn man die Serie oder die Charaktere nicht großartig kennt, kann man sich ein sehr genaues und detailliertes Bild von allen Dingen machen. Ganz gleich, ob das nun diese schrecklich kaputte Welt ist, die Nacht an sich oder aber die Gefühle der Personen - allen voran bei letzterem natürlich Shinji. Mitunter bedauere ich es jetzt richtiggehend, dass ich von NGE lediglich zwei Videos habe und nicht mehr kenne :-/

Wie immer hat dein Schreibstil ganze Arbeit geleistet; ich finde z.B. die diversen Beschreibung bezüglich der Häuser, die bloß noch Skelette sind, bewundernswert und doch hält es einem direkt vor, wie düster im Grunde diese ganze Welt ist und dass diese Jugendlichen trotz vorhergehender Party doch ziemlich viel ertragen müssen...
Ich weiß selbst nicht, ob ich an Shinjis Stelle in der Lage gewesen wäre, Touji zu besuchen. Das ist eine sehr schwierige Angelegenheit; insbesondere da solche Schuldfragen immerzu aufkommen und man individuell diesbezüglich oft zu ganz anderen Resultaten gelangt als vielleicht Außenstehende oder andere Betroffene. Trotzdem hast du diese drückende Atmosphäre wundervoll rübergebracht, in der die beiden kein Wort gewechselt haben. Ebenso wie den "Streit" oder das letztliche Gespräch, bei dem dann alle Emotionen hervorquellen.

Allgemein liebe ich ja auch solche Fanfics, die Freundschaften zwischen Jungs thematisieren ^^ die Vorstellung, dass die drei dann am Ende so niedlich "Gruppenkuscheln" betreiben ist jawohl total süß :3~ Kensuke als Schnapsleiche hatte auch was Genials an sich *g* Die folgenden Sätze fand ich irgendwie geil:

"Ihr...ihr verdammten...Wichser!", kreischt er mit seiner lallenden Stimme, schüttelt die Faust. "Ich weiß, wo ihr wohnt! Ich...ich zünd eure verdammten Karren an!"

*gg* Ich wollte dieses "Ich weiß, wo ihr wohnt!" auch immer mal jemandem als Drohung hinterher werfen *fg*! Sorry, kennst ja meinen makaberen Humor ^^'

Mehr weiß ich jetzt auch gerade nicht zu sagen, außer: tolle Fanfic! ;)
*Selia*


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