I´ll never give up
"Wenn das die Rache ist, bitte sehr......" Isabels Augen nahmen wieder ihr normales braun-grün an, ihr normales schlammgrün. Das Mädchen unternahm nichts gegen die Hand an ihrem Hals, atmete ruhig, grinste kalt und spöttisch. "Nur solltest du wissen, dass Lix und ich zwei verschiedene Wesen sind...Rache an mir, ist nicht Rache an diesem Bit." Kai atmete flach. Nein, Shadox würde Isabel nicht wirklich ermorden. Vorher....Der Junge schüttelte den Kopf. Nein, er würde es nicht umbringen. Es war Lisas Körper, tötete er Shadox, brachte er auch Lisa um. "Zwei verschiedene Wesen....." Shadox senkte die Hand, strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Die Bewegung war flüssig, beinahe beiläufig. Immernoch flüsterte Isabel. Sie hielt es nicht für nötig lauter zu sprechen, konnten Kai und Shadox sie doch wunderbar hören.
"Warum hast du mich nicht umgebracht ?" Sie begann spöttisch zu grinsen. "Was hat dich aufgehalten ?"
Lisa lies die Augen geschlossen. Sie wusste nicht, wo sie war, aber es war warm hier. Angenehm warm. Einladend warm. Sie zog die Beine an, schlang ihre Arme drum. Es schien, als schwebte sie im Raum. Es kam ihr vor, als wäre sie inmitten von Wasser, wunderbar warmem Wasser. Lisa begann zu lächeln. Es war schön hier. Viel schöner als im wirklichen Leben. Oder nicht ? Was war hier genau besser ? Ihr Kopf begann höllisch zu schmerzen, wurde von pochendem Schmerz durchzuckt. Sie presste die Hände gegen die Schläfe. Was war hier besser ? Was ?!
Shadox presste wie aus heiterem Himmel ruckartig die Hände gegen die Schläfen. Nein, das konnte nicht sein. Nein. Nein. Nein ! Isabel zog eine Augenbraue hoch, leckte sich über die Lippen. "Also ? warum hast du nicht einfach zugedrückt ? Kai hätte dir nichts getan... nicht mit dem Körper des Mädchens, das er liebt.... Warum hast du mich nicht umgebracht ?" Langsam aber sicher begann Isabel wieder in Zimmerlautstärke zu reden.
Voltaire hustete, spuckte etwas Blut. Er hatte sich auf die Zunge gebissen. Kraftlos saß er in seinem ledernem Schreibtisch-Chef-Sessel. Sein Grinsen war kalt und gnadenlos. Beinahe beiläufig öffnete er die oberste Schublade des mahagonihaften Schreibtisches. nahm eine kleine Fernbedienung heraus. Er drückte einen Schalter. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Genau drei Stunden noch, und diese Abtei würde in Stücke gesprengt werden. Der Alte stand auf, schleppte sich zu einer ebenfalls mahagonihölzernden Bar, öffnete diese, nahm eine Wodkaflasche heraus. Unwirsch und mit fahrigen Bewegungen schraubte er den Verschluss lose, trank dann in hastigen, groben Schlücken. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Und wenn er starb, wollte er wenigstens vorher noch jemanden mit sich reißen. Ganz getreu dem Motto, geteiltes Leid, ist halbes Leid.
"War es Lisa ? Meldet sich Lisa zu Wort ? Ist sie doch nicht ganz 'weg' ?" Isabels Lächeln würde immer kälter, war schon lange über den Gefrierpunkt hinaus. Kai biss sich auf die Lippe. 'Nicht mit dem Körper des Mädchens, das er liebt'. War das so ? Liebte er Lisa ? War das Liebe ? Dieses taube Gefühl ? Nein, das hatte er sich doch irgentwie anders vorgestellt, hatte sich ein warmes, anfüllendes Gefühl erhofft. Das sollte alles gewesen sein ? Viel mehr als sonst war da doch auch nicht ? Okay, er hatte Lisa lieber als Tyson, aber das war auch keine große Kunst. Kai hatte immerhin fast jede Person dieses Planeten lieber als Tyson. Wie gesagt, fast jede. Niemanden würde er je so sehr hassen können wie seinen Großvater, doch das war ein anderes Thema, gehörte hier nun wirklich nicht her. Vor ihm stand eines der mächtigstens, vielleicht bösartigstens Wesen dieser Welt, und er dachte über solche unnützen Themen wie Liebe, Freundschaft und Hass nach. Meine Güte, wo war Kai da gelandet ? Er seuftze, ballte die Hände zu Fäusten, vergrub diese in seinen Hosentaschen. "Es ist doch so ? Lisa will auch wieder mitspielen ? Sie hat sich doch den Würfel wieder gekrallt, eine sechs gewürfelt, und einen Pin rausgestellt, mit welchem sie deine Figur gerade vom Mensch-Ärger-Dich-Nich-Spielbrett gekickt hat ? Ist doch so ?" Isabels Stimme klang siegessicher, und ihre Fragen klange eher nach eine freundlich ausformulierten Feststellung, als nach einer Frage. Shadox erwiederte nichts, starrte das straßenköterbraunblonde Mädchen vor sich nur hasserfüllt aus seienn blutroten Augen an.
Nichts war hier besser. Hier waren weder Isabel, noch Kai, noch Ray. Ja, selbst Tyson fehlte irgentwie, obwohl Lisa gerne darauf verzichten könnte, dass er ihr mogens andauernt das rühstück vor der Nase wegfraß. Pötzlich wurde es kalt. Eisigkalt. Unangenehm kalt. Lisa öffnete ihre Augen, blinzelte, sah sich um. Hier war nichts. Sie war im nichts gelandet. Aber sie wollte hier doch gar nicht sein ? Sie wollte doch weder alleine, noch hier, noch in dieser Kälte sein ? Warum war sie dann hier ?
"Freu dich Kai, deine Lisa wird wiederkommen....." Irgentwie klang dieser Satz bitter, beinahe enttäuscht. "Hoffentlich macht sie gut, was sie verbockt hat. Dieses Viech frei rumlaufen zu lassen, ist ja unverantwortli...Jetzt bin ich dran !" Wieder riss Isabel ihre Augen auf. Ruckartig wirbelte sie herum, schritt auf den Wandspiegel zu. Lix. Das war zum aus der Haut fahren. Schon wieder dieses Mistvieh ! "DU bist schonmal gar NICHT dran. Meine Güte, halte dich aus MEINEN Angelegenheiten heraus. Und knallgrüne Augen sind ja wohl zum kotzen." Isabels Stimme war leise, bedrohlich. Starr starrte sie auf ihr Spiegelbild. Kai schaute verwirrt, schloss dann die Augen. Das war zuviel für ihn, ging über seinen Horizont hinaus. Wenn alle heil aus dieser Sache hinauskommen würden, würde er freiwilig einen ganzen Tag mit Tyson verbringen, ohne zu murren. "Ich nehm dich beim Wort, Kai....." Der Angesprochene riss die Augen auf, hatte er etwa laut gedacht. "Ich wette Tyson wird sich freuen...." Der Junge starrte Isabel mit großen Augen an. Nicht ihre Worte überraschten ihn, sondern ihr Äußeres. Oder besser das, was neben ihr stand. "Was´n ?" Das Mädchen legte den Kopf schief. "Während du geistig anscheinend schon dabei warst auzugeben, hab ich eine Abmachung getroffen....." Beinahe zärtlich tätschelte sie den schimmernden, strahlenden, unwirklich erscheinenden, anmutigen Löwen neben sich. "Lix uns ich, uns ist klar geworden, dass es nichts bringt, wenn wir uns gegenseitig bekriegen......." Kai blinzelte ungläubig. Isabel war in der Lage etwas diplomatisch zu regeln ? "Aber ...." Das Mädchen begann zu lächeln. "Denk jetzt nicht das... du weißt doch, ich werde niemals aufgeben......Niemals.... Du kennst mich.... ich gebe niemals auf....."
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