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One Wing

von

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ACT THREE

Kommentar: Hier endlich der dritte ACT. Auf Nicos Erblindung bin ich näher eingegangen als zuerst geplant, aber es ist ein sehr wichtiger Teil aus Nicomes Vergangenheit und ich wollte nicht, dass ihr Michael und seine treuen Engelchen(das ist nicht verniedlichend gemeint, spielt eher auf ihr verhältnismäßig niedriges Alter und die daran gebundene Kindlichkeit, Naivität an) verurteilt oder missversteht. Ich hoffe es ist mir gelungen, denn Michael und die Engelchen liegen mir sehr am Herzen.

Tja und dann sind da noch Uriel und Raphael, diese Halunken -.-° Das ist echt nicht zu fassen - schleichen sich einfach so in die Story ein und übernehmen so eben mal mit dem kleinen Finger superwichtige Rollen für die Story. Dabei hatte ich vorher nicht einmal daran GEDACHT sie irgendwie mit einzubauen und jetzt. Und sowas nennt sich nun Engel *pff* Halunken sind das, jawohl! Einfach die gesamte Story zu ändern... Also nein... Aber obwohl sie sich ungefragt eingeschlichen haben... Irgendwie mag ich sie doch ^_~

Mh, der ACT ist doch recht dramatisch geworden, denke ich, aber er ist auch sehr wichtig - sowohl für die Story, als auch für mich persönlich. Mh, und bei Volume 2 ist unter umständen doch ein bisschen Konzentration nötig um alles zu verstehen... Aber ihr schafft das schon ^.^

Noch mal ein liebes Danke an alle Feedyschreiber und/oder Geburtstagsgratulanten (ich hab dieses Jahr soviel leckeren Kuchen gekriegt, dass ich jetzt gerade schon wieder meine Tastatur mit Schokoglasur einsaue... Mein Lieblingskleid kann ich wohl erst in zwei Jahren wieder anziehen >.<) ^__^ Hab euch ganz doll lieb *knuddeldiknuddel*

Und natürlich wird Feedy auch weiterhin gern (SEHR gern!) gesehen ^.^

Mh, wer ein bisschen BGM braucht. Also während des Schreibens habe ich folgendes gehört:

Linkin Park, Album "Meteora" (ouh, ich liebe es >.<): Volume I und II

HIM(*kreisch* Diese Stimme... Oh Gott, ich steeeerbe... ^_~ nein... Die einzig wahren sind letztendlich doch CA mit JD-sama *umfall*), Alben: "Love Metal" und "Razorblade Romance"(*träum*): Volume III
 

ACT III
 

Volume I
 

Hisashi starrte sprachlos auf die gigantischen, elfenbeinfarbenen Säulen, die sich in so schwindelerregende Höhen emporschwangen, dass man ihre Kapitelle mit bloßem Auge nicht mehr sehen konnte, starrte mehr als nur verblüfft auf den mit einem wunderschönen, sehr komplexen Mosaik ausgelegten Boden.

Ungläubig sah er wunderschöne Blumen und Ranken, ganze Täler mit detailliert wiedergegebener Flora und Fauna, sah Wolkenberge auf denen sich unglaubliche Gebäude und noch viel unglaublichere Lustgärten befanden, sah wunderschöne Engel mit prachtvollen Federflügeln - und das alles aus kleinen bunten Steinchen gelegt.

Und als er zwischen den Säulen nach draußen sah... da sah er das gleiche Bild. Das gleiche Bild - nur in der Realität.

Er prallte zurück, stolperte einige Schritte rückwärts, bevor er stehen blieb. So fest er nur konnte presst er die Augen zusammen, doch als er sie wieder öffnete, hatte sich das Bild nicht geändert.

Ein leises Rascheln lenkte ihn einen Moment von seinem Unglauben ab. Er verfolgte das Geräusch zu seiner Quelle - und stieß einen ungläubigen Laut aus.

"Nico?", hauchte er, konnte nicht glauben, was er da sah. Hatte er sich den Kopf angeschlagen oder bescherte ihm seine Fantasie nur einen besonders märchenhaften Traum?

Nico trat kaum 1 Meter von Hisashi entfernt zwischen den beiden Säulen hervor, die, da sie weiter auseinander standen und einen größeren Umfang hatten als die anderen, wohl den Eingang bilden mussten. Ängstlich blickte er zurück von wo ihm ein anderer Engel (anderer!?) aufmunternd aber unübersehbar genauso nervös zunickte. Wieder raschelte es, als Nico seine silbergoldenen Flügel - unpassend zu seinem Namen zwei Stück an der Zahl - furchtsam ein wenig ausbreitete, als würde er der Säulenhalle (Halle?) am liebsten den Rücken kehren und einfach bloß wegfliegen wollen, faltete sie dann aber wieder auf seinem Rücken zusammen, nestelte unsicher an einer Strähne seines langen, seidigschwarzen Haares.

Nico wandte sich um und für einen Moment fiel sein Blick genau in Hisashis Augen.

Hisashis Atem stockte. Diese Augen...

/Was ist das für ein Traum?/, fragte er sich betäubt. _Solche_ Augen _konnte_ man einfach nicht träumen. Den Himmel - okay. Wer träumte nicht einmal davon, einen Blick in das Paradies zu werfen, _bevor_ sein Name auf einer Liste als Mieter eines Wolkenappartements stand.

Aber solche _grünen_ Augen, mit den goldenen und silbernen Sprenkeln.

Nein.

Absolut unmöglich...

Hisashi schluckte. /Augen? Das sind keine Augen, das... das sind die schönsten silber- und goldbesetzten Smaragde, die ich je gesehen habe!!!/

Nico tat es Hisashi gleich und schluckte hart, bevor er die Schultern straffte, den Kopf wenigstens ein bisschen hob und dann mit kleinen, zögernden Schritten losging, die nicht das mindeste Geräusch verursachten, weil Nicos Füße wortwörtlich über den Boden _schwebten_.

Eine Ewigkeit lang konnte Hisashi die langsam kleinerwerdende Gestalt nur mit seinen Augen verfolgen, bevor er es schaffte, seine Füße dazu zu überreden, sich zu bewegen.

Doch Nico ging nicht sehr schnell, schien tatsächlich mit jedem Schritt langsamer zu werden, mit dem er sich einer Gruppe von Engeln näherte, die ihn bereits zu erwarten schienen.

"Sanami[1]", sprach ein Engel, scheinbar Nico meinend, mit wallendem kastanienbraunen Haar, das sich in perfekten, seidig glänzenden Wellen bis über die Schulterblätter ergoss, bis über die Ansätze dieser prächtigen, mächtigen Schwingen. Seine Stimme ließ Hisashi vor Ehrfurcht erzittern. Sie war eine wärmende Flamme, aber trotz allem doch noch heißes Feuer, an dem man sich verbrennen konnte, wenn man allzu nahe herankam. In eben dem Augenblick, in dem Hisashi ihn erblickte, war das Feuer jedoch fast heruntergebrannt und was übrig blieb war nur noch schwelende, klagende Glut.

Die anderen Engel, die sich in Aussehen wie Verhalten gleich kleiner Kinder um dieses unglaubliche Wesen, welches älter sein musste als die Sonne selbst, scharten, waren eng zusammengerückt, sahen beinahe ängstlich aus. Hisashi schien es, als wären sie alle treue Untergebene oder doch zumindest innig ergebene Anhänger des Ältesten, als würden sie ihn so sehr lieben, dass sie (fast?) alles für ihn getan hätten. Jeder einzelne der jüngeren Engel mit zarten Schwingen wie aus Kükenflaum drängte sich an den weisen und gütig erscheinenden Engel, als hätten sie Angst sie könnten sich verirren und nicht wieder zu ihrem Herrn(?) zurückfinden, als hätten sie Angst sich zu weit von ihm zu entfernen und vielleicht seine wärmende Nähe nicht mehr zu spüren.

Ein Engel, den Hisashi, wäre dieses Wesen ein Mensch gewesen, für kaum älter als fünf befunden hätte, obwohl er das Äußere eines jungen - und _wunderschönen_ - Mannes besaß, sah zu dem Älteren auf, blickte verzweifelt mit dem tränenüberströmten Gesicht, den überfluteten grasgrünen Augen auf.

Der braunhaarige Engel mit den atemberaubenden goldenen Augen sah unendlich traurig zu seinem bedeutend kleineren Zögling hinab, fuhr ihm beruhigend durch die himmelblauen Haare.

"Sh, kleiner Shiyunoue[2]", flüsterte der Erzengel leise. "Weine nicht, mein kleiner Engel."

Nein, für Hisashi bestand kein Zweifel, wen er da vor sich hatte. Mochte sein, dass er nicht Anhänger irgendeiner Religion war (außer seiner eigenen, kleinen Religion vielleicht), aber die Aura, das Wesen dieses Engels ließ ihn nicht einen Augenblick an der Richtigkeit seiner Vermutung zweifeln.

"Michael", hauchte Nico erstickt.

Michael ging auf _Hisashis_ kleinen Engel zu und die Trauer in seinen Augen vertiefte sich zu einem unerträglichen Schmerz. "Sanami, mein lieber Sanami... Warum nur? Warum ausgerechnet _du_?"

Nicome schloss gepeinigt die Augen. "Was soll ich tun, Michael? So sag es mir doch! Bitte... Du bist älter als die Menschen und ihre Welt, du bist weise... Sag mir, wie ich mich dagegen wehren soll - mich dagegen wehren soll, zu lieben, wo es doch das ist, wozu ich geschaffen wurde? Ich bin ein Engel, geboren um zu lieben, was ich schütze und zu schützen, was ich liebe. Und ich liebe Hisashi - ich liebe ihn wirklich und wahrhaftig, Michael...", einige Tränen quollen zwischen den langen schwarzen Wimpern hervor.

Hisashi erstarrte, als Nico seinen Namen nannte. Es ging um ihn? Nico weinte wegen _ihm_???

"Was ist mit GOTT?", fragte Michael leise.

Nico sah ihn traurig an. "Auch GOTT liebe ich - natürlich liebe ich ihn! Wie könnte ich auch anders? Er ist der, der ist, der, der war, und der, der sein wird. Der, der immer in den Herzen aller gewohnt hat, noch jetzt in jedem von uns wohnt und immer in uns wohnen wird... Er ist unser Vater, _mein_ Vater, wie könnte ich etwas anderes empfinden für ihn als Liebe?"

In Michaels Augen schimmerte es verdächtig, als er Nicos Wange streichelte. "Ich weiß, deine Liebe ist stark. Unendlich stark. Wäre ich ein Mensch, jeden Tag meines Seins hätte ich dich für die Kraft deiner Liebe beneidet. Doch deine Liebe, deine _wahre_ Liebe... sie kommt dem Falschen zu, Sanami."

"Warum?", hauchte Nico(?) verzweifelt. "Ist GOTT eifersüchtig, weil ich ihn nicht so sehr lieben kann, wie meinen Menschen, wie meinen Schützling Hisashi?"

Die Engelchen raschelten nervös, ja furchtsam mit ihren Flügeln als hätte Nico etwas unerhörtes ausgesprochen, das besser nicht an falsche Ohren drang.

Und Hisashi konnte sich auch denken was. /GOTT? Eifersüchtig auf MICH??/

"Sanami, kleiner Sanami", lächelte Michael traurig. "Du sollst lieben, was du schützt, du sollst den Menschen, der dir bestimmt wurde, mit ganzem Herzen schützen - mit allem was du bist. Selbst deine geringere Liebe zu unserem Herrn ist größer, als die meine es je sein könnte. Doch, was ich immer befürchtet habe, konnte ich nicht verhindern, wie sehr ich mich deiner auch annahm. Gegen das Schicksal zu kämpfen ist ein sinnloser Kampf, das hast du mich gelehrt. Ein sinnloser Kampf, den nicht einmal der Herr gewinnen kann. Deine Liebe ist stark - _zu_ stark. Engel wurden nicht dafür geschaffen, ihren Schützling so vollkommen zu lieben, wie du es tust, wir Engel sind nicht dazu bestimmt, ganz und gar nur für einen Menschen zu sein, all unseren Sinn und Zweck, unser ganzes Sein von einem einzigen Menschen ausfüllen zu lassen."

Nico blickte Michael nur todtraurig und verzweifelt an, schien die Tränen, die ihm über das Gesicht liefen, nicht wahrzunehmen. "Seit ich bin lehrst du mich, lehrt GOTT mich, zu lieben. Und nun, da ich liebe, ist es falsch zu lieben? Ist denn eine Liebe schlechter als die andere? Was macht eine Liebe gut oder schlecht und gibt es eine Liebe, die besser ist als all die anderen? Ist und bleibt Liebe denn nicht einfach Liebe?"

"Sanami, ich bitte dich, komm auf den rechten Weg zurück", flüsterte Michael. "Ich bringe es nicht fertig, zu tun, was der Vater von mir verlangt. Ich kann es nicht tun. Nicht dir, dem lieben, kleinen Sanami, den ich so oft in den Schlaf gewiegt habe, der mir so oft seine Zuneigung versichert, mich so oft glücklich angelächelt hat, als läge alles Glück in seinem Herzen versteckt."

Inzwischen war Hisashi neben Nicome(?) getreten, wagte es aber nicht, Nico tröstend zu berühren, so wie er es wollte. Der unendliche Glanz, das heilige Strahlen, das wie ein sanftes Licht aus Nico heraus erstrahlte und ihn durchdrang, sie hielten ihn davon ab, denn er hatte Angst, der ganze Traum (oder was auch immer es war) könnte sich in Luft auflösen, wenn er Nicome berührte. Gleichzeitig spürte er, dass dieser Traum etwas zu bedeuten hatte, dass er das alles nicht von ungefähr miterlebte, dass es wichtig war, zu sehen, worauf es hinauslief.

Nico klammerte sich an dem weiten Ärmel des Erzengels fest, sah flehentlich in die Augen, gut anderthalb Köpfe über ihm (und dabei war Nico im Vergleich zu den EngelCHEN sogar sehr groß). "Sag es mir! Michael, bitte!"

Hisashi sah es genau. In Michaels unergründlich tiefen Augen flackerte es.

Der Erzengel beugte sich hinab und Hisashi dachte, jener wollte ihn auf die Wange küssen, doch nur Hisashi konnte sehen, dass sich lediglich ihre Wangen leicht berührten, während Michael Nico kaum hörbar zuflüsterte: "Ich weiß es nicht mehr, Sanami. Vergib mir, aber ich weiß es nicht. Ich weiß, was Gott uns lehrt, aber nicht mehr, was mein eigenes Herz mir sagt. Der Herr hat sich verändert, er spricht nicht mehr zu mir, wie früher. Ich kann nicht einmal sagen, warum Gott ausgerechnet bei dir eine Ausnahme macht, versucht dich zu bekehren. Er hat es mir nicht gesagt, hat mir nicht verraten, warum ausgerechnet du die Gelegenheit erhalten sollst, dich zu bessern. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Engel von weit höherem Rang wurden gestürzt, weil sie diesen Fehler begingen. Sicher, kaum jemand hat ein so reines Herz, eine so reine _Liebe_ wie du und ich bin froh, dass du nicht verstoßen werden oder sogar verlöschen sollst, aber so etwas hat es nie zuvor gegeben. Und ich... ich weiß nichts mehr, Sanami. GAR nichts mehr."

Nicome starrte ihn ängstlich an, krallte sich noch mehr an ihm fest. "Aber..."

Michaels Kopf fuhr plötzlich hoch, dann zuckte er zusammen, schluckte hart, ließ von Nico ab. "Es ist soweit, Sanami", sagte er leise. "Der Herr wird sein Urteil verkünden..."

Der Angesprochene konnte nur stumm und in reiner Todesangst nicken.

Hisashi dachte an die Millionen wenn nicht Milliarden Menschen, die ihre täglichen Gebete an den Herrn dieser überirdischen Wesen richteten. Wenn schon seine treuergebenen Diener solche Todesfurcht vor ihm verspürten, wie konnten dann ungezählte Menschenmassen auf der Erde von "Gottes Gnade", "Gottes Barmherzigkeit" sprechen?

Mit einem Mal schien in und um Hisashi jedes einzelne Atome zu explodieren. Diese... _Stimme_, die eigentlich keine war, sie verschmolz mit ihm und teilte ihm wie allen anderen Anwesenden das Urteil mit. Nein, das war nicht richtig, er/sie/es ließ Hisashi an seinen... "Gedanken" teilhaben.

In Hisashi krampfte sich jeder einzelne Muskel zusammen, als er das Urteil "hörte".

Nicos Kopf fuhr zu Michael um, sah ihn entsetzt an. "NEIN! Bitte Michael, nicht meine Augen! Bitte, sag ihm, sag ihm, dass ich - ich-"

Michael hatte die Augen verschlossen, die Engelchen hatten sich ängstlich und allesamt weinend an ihren Lehrer gedrängt, suchten seine Nähe, wie das Neugeborene seine Mutter.

"Bitte...", hauchte Nico verzweifelt.

Michaels Antlitz wandelte sich vom einem Moment auf den anderen vollkommen, wirkte mit einem Mal völlig unbeteiligt, seine Bewegungen marionettenhaft, als könne er sich nicht mehr selbst kontrollieren.

"Der Herr hat entschieden, dir, Sanami, eine zweite - eine letzte - Gelegenheit zu gewähren, dich zu bessern und von deinem falschen Pfad zurück auf den richtigen Weg zu kehren. Höre - du sollst nicht zweifeln am Wort des Herrn und dich seiner Liebe glücklich schätzen, die dir die Gelegenheit gibt, die nie zuvor gegeben wurde. Du aber musst lernen, aus deinen Fehlern und so nehme ich dir dein Augenlicht, auf dass du nicht mehr geblendet wirst von glänzender Fassade, und zum Kern der Wahrheit durchdringen kannst." Hisashi täuschte sich nicht an der sorgfältig auf unbewegt getrimmten Fassade, ihm entging nicht der unendlich traurige Flor in den uralten Augen, nicht die Schatten, die seine Augen verdunkelten.

Die Engelchen hatte ihre Gesichter mit ihren Flügeln verhüllt als würden sie trauern, nein, als könnten sie Nicos Verzweiflung, seinen Schmerz nicht ertragen.

Auf einmal begann Michael ein leises Gebet für Nico, während er die Handteller nach oben hielt. Er hat die Augen geschlossen, seine Stirn war leicht gerunzelt, als bereite ihm etwas eine doch nicht unerhebliche Mühe.

Hisashi glaubte erst sich versehen zu haben, doch tatsächlich: rotschimmernde Schwaden stiegen aus Michaels Handflächen hervor, ballten sich kurz darüber zu Kugeln, die, je dichter sie wurden, immer mehr an Größen verloren, bis sie kaum noch die Größe von zwei Augäpfeln hatten.

Hisashi riss seinen Blick einen Moment von dem sonderbar beängstigenden Schauspiel los und sah besorgt zu Nico, der ängstlich zitternd nicht fähig war, seinen Blick von den nebligen Kugeln abzuwenden.

"Der Herr hat gesprochen und so soll es sein", flüsterte Michael mit zitternder Stimme.

Die Kugeln vereinigten sich zu einer größeren und schossen plötzlich auf Nico zu. Hisashi stieß noch einen erschrockenen Laut aus, dann verschwand die Kugel auf Höhe von Nicos Herzen in dessen Körper, während Nico selbst von dem Aufprall keuchend einige Schritte zurückgeworfen wurde und sich nur geradeso noch auf den Beinen halten konnte.

Und dann... geschah nichts.

Nico tastete unsicher über die Stelle, an der Michaels magisches Gebilde in seinen Körper übergegangen war, blickte dann beunruhigt zu dem Erzengel auf.

Der schenkte ihm einen verzweifelten Gesichtsausdruck, sah mit wachsendem Entsetzen auf seinen Zögling hinab. "Es tut mir Leid", hauchte er erschüttert, über sich selbst entsetzt, und dann...

"AAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHH"

...dann brach die Hölle los.

In Nico explodierte etwas wie eine Supernova und ihr rotes Licht strahlte aus ihm heraus, umgab ihn wie die Strahlen ihre Sonne. Doch obwohl die Strahlen aus seinem Inneren kamen, schienen sie nicht von innen nach außen, sondern von außen nach innen zu strahlen, als wären sie nur hervorgebrochen um ihren Verursacher zu blenden.

Und Nico schrie. Ein gellender Schrei, wie Hisashi einen entsetzlicheren nie in seinem Leben gehört hatte, ihn sich nicht einmal hätte _vorstellen_ können, hallte durch das Gebäude, brach sich und wurde in unzähligen verzerrten Echos zurückgeworfen.

Shiyunoue, von dem die ganze Zeit nur heftiges Schluchzen zu hören gewesen war, erhob auf einmal seine Stimme, begann mit schmerzverzerrtem Gesicht zu singen, stimmte ein lautes, verzweifeltes Klagelied an, dessen Botschaft nur ein Wort, eine Frage war: "Warum?"

Doch so laut Shiyunoue auch sang, Nicomes Schrei konnte er nicht übertönen.

Nicos Schrei verstummte wie abgehackt, allein die Echos gaben keine Ruhe. Das rote Licht erlosch, Nico taumelte zurück und in einer merkwürdigen Drehbewegung sackten ihm die Knie weg, er fiel zu Boden.

Fiel zu Boden... und bewegte sich nicht mehr...

Er war nicht tot - denn er atmete noch -, doch die geblendeten, nun milchigweißen, weit aufgerissenen Augen starrten leblos in den Raum und das Weiß seiner Haare erinnerte Hisashi mit einem Mal an totes, lebloses Kalkgestein.

"Vergib mir", murmelte Michael immer wieder, tränenerstickt. "Sanami, _vergib mir_."

Gebrochen sank er vor Sanami in die Knie, zog den leblosen Körper in seine Arme, umarmte ihn schluchzend.

Und auf einmal blickte er auf, mit tränenüberströmten Augen und schrie: "WIESO? GOTT, WIESO??"

Hisashi wurde schwindelig, in und um ihn begann sich mit einem Mal alles zu drehen, dann wurde ihm schwarz vor Augen und er kippte einfach zur Seite weg.
 

- - - - -

[1] sprich: Sa-NAA-mi; Himmlische Sprache für: "Der, der stark liebt." Oder "Der, der mit (göttlicher) Kraft liebt"

[2] sprich: SCHII-ju-nue; Himmlische Sprache für: "Reines Herz, frei von Zweifeln."
 

Volume II
 

Auf einmal verdrehte Hisashi die Augen und er kippte einfach zur Seite weg, direkt in Nicos Arme.

Ängstlich, zitternd presste Nico seinen Menschen an sich.

Er wusste nicht, was Hisashi hatte und wusste es doch. Er hatte es gespürt, hatte gespürt, wie Hisashis Geist während ihrem Kuss plötzlich an die Tür des seinen geklopft und jener ohne nachzudenken geöffnet hatte.

Nicome konnte Hisashi nur erstarrt in seinen Armen halten. Sicher, Hisashi war nicht einfach irgendwer, aber in die Erinnerungen eines Engels (/Eines _ehemaligen_ Engels/, korrigierte Nico traurig seinen Gedanken) zu gelangen, nein, das war...

Nico vergrub sein Gesicht schutzsuchend an Hisashis starker, nicht zu breiter Brust.

"Wach auf, Hisashi", flüsterte - nein, _flehte_ - er. "Wach auf... bitte... Lass mich jetzt nicht allein mit mir..."

Ein dezentes aber Aufmerksamkeit erregendes Klingeln ertönte und zerriss die unbehagliche Stille, die sich wie ein feines aber fast unzerreißbares Gazetuch über das Zimmer gelegt hatte.

Nicos Kopf fuhr hoch, während der Rest seines Körpers erschrocken zusammenzuckte.

"Hisashi", murmelte er verunsichert und stupste jenen an. "Komm schon, wach auf, ich kann doch nicht..."

Doch Hisashi tat ihm nicht den Gefallen, aus seiner Ohnmacht zu erwachen - noch nicht jetzt...

Nico biss sich auf die Unterlippe, während es ein zweites Mal klingelte.

Schließlich schluckte er und stand auf.

Wie schon einmal ging er geradeaus bis er an eine Wand stieß und tastete sich vorsichtig vorwärts, bis er die Tür erreichte, tat dasselbe im Wohnzimmer und den Flur entlang, bis er endlich die massive Holztür gefunden hatte, die Hisashis Wohnungstür sein musste.

Unsicher tastete er an der Tür entlang und fand zu seiner Erleichterung eine Kette, die er mit einigen Schwierigkeiten auch einhängen konnte, bevor er zögerlich die Tür öffnete.

Er konnte nur hoffen, dass der Klingelnde sich nicht an seiner spärlichen Bekleidung und den vielen Verbänden und Pflastern störte...

"Ja?", fragte Nico mit geschlossenen Augen. Der Person vor ihm würde schon früh genug klar werden, dass er blind war, außerdem mochte er seine Augen niemand anderem als Hisashi zeigen.

Die einzige Antwort, die er zunächst bekam, war ein heftiges, zischendes Luftholen.

Dann fing sich die Person vor ihm wieder und von über Nicos Kopf fragte eine freundlich klingende, männliche Stimme: "Sie sind Herr Kigais verletzter Freund, nehme ich an?"

Nico drehte einen Moment irritiert den Kopf in Richtung von Hisashis Schlafzimmer.

/Er hat von mir erzählt? Er hat von mir als einem _Freund_ erzählt?/

"Wer sind Sie und was wollen Sie?", fragte Nico leise. Er wollte nicht unhöflich sein, aber er hatte schließlich keine Ahnung, wer da vor ihm stand, was er sagen durfte und was nicht, und dass er nicht sehen konnte vereinfachte die Situation nicht gerade.

"Oh entschuldigen Sie bitte, wie unhöflich von mir. Meine Name ist Hinrich, Manfred Hinrich. Ich wohne unter Herr Kigai und hatte vorhin zwischen Tür und Angel ein kleines Gespräch mit ihm. Sie müssen wissen, ich bin Arzt, Krankenhausdirektor um genau zu sein, und Herr Kigai bat mich, mir ihre Verletzungen einmal genauer anzusehen, da sie anscheinend eine tiefe Aversion gegen Krankenhäuser hegen."

Nico schluckte. /Mein Gott, was soll ich denn jetzt machen? Sicher sagt er die Wahrheit, aber wie soll ich ihm erklären, dass Hisashi gerade ohnmächtig ist und meine Wunden schon zur Hälfte geheilt sind??/

Plötzlich fühlte Nico seine Hand ergriffen und geschüttelt und hörte Herrn Hinrich fragen: "Und Sie sind...?"

"Nicome", antworte der blinde Junge leise.

"Nicome...", Nico konnte Herrn Hinrich förmlich lächeln _hören_. "Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, auch wenn die Umstände gewiss nicht die erfreulichsten sind."

Nico nickte leicht, gab sich schließlich einen Ruck und trat zurück um die Kette abzunehmen.

"Sehr freundlich von Ihnen", antwortete Hinrich auf seine Tat hin, ohne die leiseste Spur Ironie in der Stimme.

"Darf ich fragen, wo Herr Kigai sich gerade befindet?"

Nico stockte. "Er... ich... er ist ohnmächtig", flüsterte er schließlich leise aber wahrheitsgemäß.

Einen Moment lang sagte Herr Hinrich einfach gar nichts, dann fragte er leiser, als würde er glauben, sich verhört zu haben, nach: "Ohnmächtig?"

"Ja. Und er wacht einfach nicht wieder auf", erwiderte Nico verzweifelt und klammerte sich unwillkürlich am Hemdärmel des Arztes fest, als er ihn durch Zufall berührte.

Herr Hinrich strich ihm beruhigend durch die Haare, als wäre er ein kleines Kind. Aber es machte Nico nichts, im Gegenteil - es erinnerte ihn an längst vergangene Tage, als Michael ihm mit seinen sanften großen Händen durch sein ehemals langes schwarzes Haar gestrichen hatte, wenn er sich einmal über irgendetwas erregt hatte.

"Vermutlich hat er es tatsächlich nur ein wenig mit dem Laufen übertrieben. Er hat sich wohl einige Sorgen um sie gemacht. Ich möchte Herrn Kigai ja um Gottes Willen nicht falsch beurteilen, aber wenn ich ihn laufen sehe, habe ich jedes Mal das Gefühl, dass er sich frei rennt, um Abstand von den Problemen des Alltags zu gewinnen oder dass er vor etwas wegläuft, dem zu stellen er sich nicht gewachsen fühlt..."

"Er... ist gelaufen?", fragte Nico leise. Das erklärte ihm dann zumindest, warum Hisashi so erhitzt und von einem leicht-warmen Schweißfilm bedeckt gewesen war.

"So ist es", bestätigte Herr Hinrich nur, fügte dann hinzu: "Geben Sie mir Ihre Hand? Dann kann ich Sie ins Schlafzimmer führen. Ich nehme doch an, dass er dort ist, oder? Sie scheinen mir noch ziemlich unvertraut mit dieser Wohnung. Aber wenn ich mir die Wohnung ihres Freundes so ansehe, dann verstehe ich das durchaus. Es dauert sicherlich einige Zeit, bis Sie alles ertastet und sich daran gewöhnt haben, nicht wahr?"

Nico "sah" verwundert zu ihm auf, vergaß in seiner Verwunderung sogar, die Augen geschlossen zu halten, während er langsam nickte.

Er spürte eine Hand an seinem Kinn, die es behutsam anhob. "Hmm, ja, dass sieht nach einem Unfall aus, oder irre ich mich da? Sicherlich keine schöne Sache, aber Sie scheinen ja das Beste aus Ihrer Situation zu machen. Bewundernswert, wirklich bewundernswert, Herr Nicome. Nicht jeder Mensch hat die Kraft dazu."

Ich bin ja auch gar kein Mensch, wollte Nico antworten, stattdessen erwiderte er nur: "Nicome, nur Nicome. Ich bin zu jung, als dass ein "Herr" passend wäre."

Der Arzt lachte leise. "Ja, da mögen Sie recht haben. Herr Kigais japanische Höflichkeit scheint langsam auf mich abzufärben..."

Nico musste warm lächeln. Er war offensichtlich nicht der einzige, der Hisashi mochte.

Herr Hinrich fasste ihn nun tatsächlich an der Hand und führte ihn rücksichtsvoll in das Schlafzimmer zurück, ließ ihn erst los, als er Nicos Handfläche auf die Matratze des großen Futonbetts gelegt hatte, sodass Nico selbst bestimmen konnte, wohin er sich nun wandte.

Kurzerhand krabbelte er über das Bett auf Hisashi zu und nahm dessen Hand in die seine, damit er sich nicht mehr ganz so verloren vorkam. Herr Hinrich hatte seine Behinderung und innere Unsicherheit längst bemerkt und Nico _wusste_ einfach, dass Herr Hinrich sich nicht an seiner tiefen Zuneigung für Hisashi stören würde.

Er spürte, wie die Matratze ein wenig nach unten gezogen wurde.

"Ich sehe mir kurz Herrn Kigai an, bevor ich zu Ihnen komme, in Ordnung? Nur um sicher zu sein, dass er sich tatsächlich nur ein wenig überanstrengt hat und es sich nicht doch etwa um etwas ernsteres handelt."

Nico nickte schweigend, fügte dann noch hinzu: "Ja. Bitte..."

"Ich befühle gerade seinen Puls. Mh, ja, das fühlt sich gut an. Kräftig und gleichmäßig. Ja... blass ist er auch nicht und... seinen Pupillen sind ebenfalls in Ordnung. Weder übermäßig geweitet noch beunruhigend stark verengt. Und... mh... hmhm... auch ansonsten keine Anzeichen auf einen besorgniserregenden Zustand. Man könnte fast denken, dass er nur schläft. Ich bin natürlich kein Spezialist auf dem Gebiet der Schlafforschung, aber wenn Sie mich fragen, dann würde ich meinen, er hat gerade eben geträumt..."

Nico blinzelte. "Geträumt?"

Natürlich! Warum war er nicht selbst darauf gekommen? Man konnte so etwas ja auch im Schlaf erleben! Sicherlich war er ziemlich plötzlich in diesen Schlaf- und Traumzustand geglitten, aber wenn der Arzt es sagte...

"Ja. So könnte man meinen... Nun, am besten bleiben wir gleich hier, so bemerken wir, wenn er wieder erwacht."

Nico strich Hisashi verunsichert über das im Schlaf(?) entspannt geglättete Gesicht. "Ich denke, ja... ich denke, dass ist eine gute Idee..."

"Also sind wir uns einig", hörte er Herrn Hinrich sagen. "Soll ich Ihnen die Verbände abnehmen oder möchten Sie das lieber selbst tun?"

Mit einem Mal zuckte Nico zusammen. Wie ein Faustschlag traf ihn die Erkenntnis, dass er tatsächlich bereits vergessen hatte, dass er zwar kein Engel mehr, aber auch _kein_ Mensch war.

Er konnte Herrn Hinrich förmlich die Stirn runzeln sehen. "Ist etwas nicht in Ordnung, Nicome?"

"Ich... ich", druckste Nico herum und rutschte unwillkürlich etwas mehr an Hisashi heran und etwas weiter von dem Arzt weg. "Ich möchte nicht..."

"Auch Unsterbliche sind manchmal nicht so unsterblich, wie sie selbst gerne glauben möchten... Sanami..."

Nico riss entsetzt die Augen auf und machte aus dem Sitzen heraus einen Satz nach hinten.

Doch bevor er noch unsanft auf dem Boden landen konnte, hatte ihn auch schon eine große Hand verbunden mit einem überrascht-erschrockenen Laut ergriffen und vor einem schmerzhaften Absturz bewahrt.

"NEIN!", konnte Nicome nur erstarrt keuchen.

"So beruhige dich doch, Sanami!", sagte "Herr Hinrich".

Plötzlich fühlte sich Nicome von warmen, sanften Winden umspielt, die Federn durch das Zimmer wirbelten und es mit einer urtümlichen inneren Ruhe erfüllten.

Er kannte diese alles besänftigende, so wohltuend beruhigende Aura, die sich nun langsam bündelte.

"Raphael...", hauchte er ehrfürchtig und völlig fassungslos.

"Ja", sagte der Engel mit den wunderschön ultramarineblauen, seidigen Haaren, die Nico immer so sehr bewundert hatte. Seine Stimme war nicht länger die von "Herrn Hinrich", der bewusstlos neben Hisashi gesunken war, als sich der Engel von ihm gelöst hatte, es war diese dem Engel eigene Stimme, so zart wie ein Windhauch, so wohltuend wie Balsam, alles heilend, alles belebend.

Lange, schlanke und sehr feingliedrige Finger strichen sachte über Nicos Wange, die sich errötend etwas mehr in die behutsam streichelnde Hand dieses so unglaublich sanftmütigen Engels schmiegte.

Raphael lachte leise: "Kleine Streicheleinheiten magst du also noch immer so sehr wie früher..."

Nico senkte verlegen den Kopf. "Warum seid Ihr hier, Raphael? Michael wird Euch entdecken und... Euch melden müssen. Ich will nicht, dass ihr wegen mir in Schwierigkeiten geratet..."

Raphael schüttelte den Kopf und obwohl Nicome es nicht tatsächlich sehen konnte, _sah_ er es doch.

"Echte Brüder verraten einander nicht, nicht einmal, wenn Gott es ihnen befielt..."

"URIEL!!!" Mit einem Aufschrei fuhr Nico herum und fiel dem seit Urzeiten immer ganz in Schwarz gekleideten, und ebenso schwarzhaarigen und -äugigen Engel um den Hals.

"Du hattest Recht, Raphael", lachte die warme, tiefe Stimme. "Und er fällt einem noch genauso überschwänglich um den Hals, wie immer..."

Nicome biss sich auf die Lippen, doch die Tränen ließen sich einfach nicht zurückhalten.

"Sh... Nicht weinen, Sanami", flüsterte Raphael und streichelte beruhigend über den Rücken des verhältnismäßig ziemlich kleinen Engel in den Armen seines dunkelhaarigen Bruders.

Nicome lachte bitter auf, verschluckte sich dabei beinahe an seinen eigenen Tränen, die ihm den Hals hinabzulaufen schienen.

"Sanami?", fragte er verzweifelt. "Ich bin nicht mehr Sanami! Ich bin Nicome, der... Eingeflügelte..."

"Für uns wirst du immer Sanami bleiben, kleiner Engel", widersprach Uriel vorsichtig, als er die so lange mühsam zurückgehaltenen Emotionen hervorbrechen sah.

"Ebenso, wie für Gabriel und natürlich... Michael."

Nico stockte der Atem. Er mochte Gabriel ebenso wie Raphael und Uriel wirklich, _wirklich_ sehr, aber Michael, Michael war ihm mehr ein Vater gewesen, als Gott es je gekonnt hätte - auch wenn er es sich nie eingestanden hatte, schließlich war seine "falsche" Liebe zu Hisashi schon _schlimm_ genug gewesen.

Bei diesem Gedanken "blickte" er rasch zu Hisashi und Raphael, der verstand, versicherte ihm, dass Hisashi nur etwas Kraft schöpfen musste, da so ein Traum doch ziemlich anstrengend für einen Menschen war.

"Wie... wie geht es Michael?"

Die beiden seufzten leise.

"Was... Was ist mit ihm?", fragte Nico zitternd.

"Du hast keine Schuld daran, hörst du? Michael hat Gott schon seit langem nicht mehr verstanden, war schon lange nicht mehr mit Gottes Vorgehensweise EINverstanden... Er war lediglich zu treu, war zu naiv, um deshalb mit Gott zu brechen. Er glaubte tatsächlich, wenn Gott sich plötzlich so sehr verändern konnte, dann könnte Gott sich auch so schnell ZURÜCKverändern. Er tat es nur nicht... Dein Schicksal hat Michael lediglich die Augen geöffnet...", behauptete Raphael, statt ihm eine Antwort auf seine Frage zu geben.

"SAGT ES MIR!", schrie Nico verzweifelt auf. "WAS IST MIT IHM??"

Uriel holte tief Luft, murmelte dann langsam: "Wir werden es dir sagen, Nico, aber du musst dich beruhigen, in Ordnung? Wir alle brauchen jetzt einen klaren Kopf..."

Nicos Lippe blutete bereits, doch es hielt ihn nicht davon ab, seine Zähne noch etwas tiefer in sie zu versenken, bevor er sich schließlich geschlagen gab und kaum merklich mit dem Kopf nickte.

"Michael... als er dich damals geblendet hat, das war nicht wirklich _er_, verstehst du?", fragte Raphael leise, um Verzeihung für seinen Bruder heischend.

Nico schüttelte ehrlich den Kopf. "Nein." Doch er hatte Michael niemals wirklich gezürnt. Nicht Michael...

"Gott hat ihn gesteuert, hat ihn manipuliert wie eine Marionette, hat ihn dazu _gezwungen_, wenn du so willst...", erklärte Uriel bitter.

Nico sah ihn aus aufgerissenen Augen aus. "Ich... ich... ich verstehe nicht", stammelte er.

Der Engel mit nur einem Flügel spürte auf einmal den Blick der erdfarbenen Augen auf sich - es fühlte sich an, als würde Uriel im nächsten Augenblick etwas alles veränderndes sagen wollen... "Michael wollte es nicht. Michael hätte dir niemals ein Leid zufügen können. Du warst für ihn immer wie ein Sohn. Immerhin war er es, der dich im Garten der Feuerwinde fand, er war es, der Gott verheimlichte, dass eines von Lucifers Geschöpfen überlebt hatte, er war es, der sich dir annahm und dann seine Geschwister um Hilfe bat, damit er Gott täuschen konnte. Innerlich wusste Michael schon damals, als er dich fand, dass mit Gottes Begriff von der Liebe schon lange etwas nicht mehr stimmte, sonst hätte er auch bei dir Gottes Befehl gehorcht und den letzten der in Lucifers nie verblasstem Licht geborenen Liebesengel vernichtet. Doch er tat es nicht. Er brachte es einfach nicht übers Herz. Stattdessen nahm er sich deiner an, erfand für dich eine Vergangenheit, die dich zu seinem Zögling machen konnte, die dich in seine Obhut begab..."

Nicome starrte ungläubig in die Richtung aus der Uriels Stimme kam.

"I-i... ICH soll einer der legendären Liebesengel sein? Ein Geschöpf von Lucifer, Trägerin des Lichts... Gottes einzig wahrer Liebe?"

"So ist es, Sanami... Und wie deine Schöpferin, so hast auch du schnell erkannt, schneller als wir erkannt, dass der Herr sicherlich ein großes Werk vollbrachte, als er die Erde und die Menschen schuf, aber ebenso hast du erkannt, dass er längst nicht mehr die Kontrolle darüber hat, dass er nicht weiß, dass er seinen Geschöpfen nicht mehr einfach befehlen kann, weil es ihm gerade einmal so passt - besonders nicht, um ihnen zu schaden."

Nicome sog erschrocken die Luft ein. Nie hatte er Raphael so trotzig, so _rebellisch_ reden gehört.

"Wozu Gott nicht fähig war - das hast du geschafft. Du hast begonnen, sein Werk zu lieben, und ganz besonders einen bestimmten Teil dieses Werks...", führte Uriel weiter.

"Hisashi...", flüsterte Nicome.

"Richtig", nickte Uriel. "Innerlich wusste Michael das alles, doch er war Gott einfach zu treu ergeben. Er hat zu spät verstanden, dass man sich manchmal gegen seinen Vater wenden muss, um jenem seine wahre Liebe zu beweisen. Nicht immer ist der Ältere auch der Weisere, der Klügere. Auch Gott ist fehlbar, so unmöglich es auch klingen mag. Menschen sind nur Menschen, Menschen machen Fehler, weil auch Gott, ihr Schöpfer, nur er selbst ist, weil auch er fehlbar ist, wie wir alle, seine Geschöpfe, es sind."

Nico ließ Uriel langsam los, ließ sich schwer auf das Bett fallen. Was die beiden da sagten... Nein, das war einfach _zu_ unglaublich.

"Also hat Michael dich, ohne es zu wollen, geblendet. In der Zeit, in der du ohnmächtig vor dem Himmelsthron lagst, ständig unter Gottes Beobachtung, da hat Michael den Himmel verlassen, weil er Gottes Nähe nicht mehr ertragen konnte, weil ihm klar geworden ist, wie Recht du hast. Er hat erkannt, wie wichtig Liebe ist, und dass man sie nicht unterdrücken darf, so falsch sie im ersten Moment auch zu sein scheint..." Ohne es sehen zu können, _wusste_ Nico, dass Raphael traurig lächelnd auf Hisashi hinabblickte. "Erst als du fast erwacht warst, erhörte er unser Flehen und kehrte in den Himmel zurück, um dich vor Gott zu schützen. Uriel, Gabriel und ich hatten große Angst, dass Gott seine Meinung ändern könnte - und niemandem vertraut Gott, wenn es um die Menschen geht, so sehr wie Michael."

"Doch was wir auch unternahmen, noch einmal konnten wir Gott nicht täuschen. Ihm blieb nicht verborgen, dass seine Bestrafung nicht fruchtete. Also gab er den Befehl, dein Licht zu löschen. Und zum ersten Mal _weigerte_ sich Michael, Gottes Wort auszuführen. Gott war nicht nur zornig, doch Michael weigerte sich weiterhin. Also übergab Gott den Befehl Yutonee und hinderte Michael daran, den Himmel zu verlassen, um dir zu Hilfe zu eilen. Er musste hilflos mit ansehen, wie Yutonee, dieser Dummkopf, dir einen Flügel brach, wie du immer wieder flohst und wie er dich immer wieder verfolgte und fand, dich immer ein Stück mehr verletzte, so lange, bis der letzte Engelsfunken aus dir gewichen sein würde, damit er dich töten konnte."

"Denn Engel können ja keine Engel töten...", flüsterte Nicome, war sich nicht einmal sicher, ob er es tatsächlich flüsterte, oder nicht viel mehr dachte.

"Michael gibt sich die Schuld daran. Er wirft sich vieles vor, was nicht stimmt, woran _niemand_ Schuld hat... Nun sitzt er zwischen den Ästen des Weltenbaums, hat sich vollkommen zurückgezogen. Unser Bruder ist nicht mehr ansprechbar, streichelt nur gedankenverlorenen den kleinen Shyunoue, der nicht Tag nicht Nacht von ihm weichen will und sich nun ohne Unterlass die Augen ausweint, weil er dich und seinen alten Michael vermisst. Beide sind sie nun nicht mehr als schöne Puppen mit einem versteckt eingebauten Mechanismus, die langsam zwischen den Zahnrädern von Gottes großem Werk zermalmt werden..."

Stumme Tränen liefen über Nicos Gesicht. "Michael...", drang es zwischen seinen Lippen hervor. Doch es gelang ihm nicht, Hass für Gott zu empfinden. Gott hatte Michael und den kleinen Shiyunoue auf dem Gewissen, hatte sie benutzt, sie so lange gebogen, bis sie zerbrochen waren. Und Gott hatte seine Liebe zu Hisashi verurteilt...

Doch Hass... nein, den konnte er nicht empfinden.

Gott war ein Gefangener seiner selbst. Wenn Nicome ehrlich war, so hatte er immer vermutet, dass Gott Lucifer nie wirklich verwunden hatte.

Nein, vermutet war das falsche Wort - er hatte es _gewusst_.

Vielleicht hatte damals mehr Wahrheit in seinen Worten gelegen, als Nicome selbst geglaubt hatte. Vielleicht _war_ Gott eifersüchtig - vielleicht _konnte_ man nicht anders, wenn einem selbst die Liebe seines Lebens verwehrt wurde, während um einen herum überall nur Liebe war. Und umso mehr musste es Gott schmerzen, da er unsterblich war...

Uriel strich ihm sanft durch das kurze, weiße Haar. "Du hattest so schönes langes Haar... Schade, dass du es abgeschnitten hast... Aber vermutlich hätte ich an deiner Stelle dasselbe getan..."

Auch Raphael suchte ihn mit ein wenig Zuwendung zu beruhigen. "Wir sind nun im Jahr 2000, Sanami - die Revolution steht unmittelbar bevor. Lange spielte sich alles im Verborgenen ab, lange mussten wir verdeckt handeln. Doch nun... nun sind es nur noch wenige Monate nach der Zeitrechnung der Menschen. Nur noch wenige Monate bis zum Tag der Entscheidung."

"Viele Seelen werden ihren Weg zu mir in die Unterwelt finden, jedoch, meine Brüder und ich... wir haben Hoffnung. Und du, Sanami, warst es, der uns Hoffnung gegeben hat. Das Zeitalter der Liebe wird anbrechen und vergessen werden all die Tage sein, da wir trostlos und ohne Mut waren, da Liebe nicht mehr Liebe war und sich immerzu in ihr Gegenteil verkehrte... Wir werden kämpfen für ein Zeitalter der Liebe, auf dass die Liebe Flügel bekommt und in Freiheit fliegen darf, nicht länger in Ketten und Fesseln gelegt wird."

"Aber ich...", machte Nico.

"Es wird alles gut werden, Sanami", flüsterte Uriel. "Du wirst es... _sehen_... Gott hat dem Schicksal den Krieg erklärt, doch einen solchen Krieg kann man nicht gewinnen - nicht einmal wenn man Gott ist..."

Nicos Kopf ruckte ungläubig hoch.

"Wir müssen jetzt gehen, Sanami, aber vergiss es nicht... Ein Zeitalter, in dem du frei lieben darfst..."

Nico spürte wie die beiden Auren verwirbelt wurden, spürte wie ein Sog entstand.

"Du kannst dem Arzt vertrauen, Sanami. Er ist ein guter Mensch - er wird dich nicht verraten...", hörte Raphaels Stimme wie von sehr weit fern.

"Vergiss es nicht...", wisperte Uriel noch, dann verstummten ihre Stimmen.
 

Volume III
 

"Interessant", murmelte Herr Hinrich.

"Wie?", machte Nico erschrocken. Er war so in Gedanken gewesen, dass er nicht gemerkt hatte, dass Herr Hinrich wieder "voll funktionsfähig" war.

"Es war wie ein angenehmer Traum... Und so vollkommen anders, als ich es mir je hätte ausmalen können..."

Nico schloss traurig die Augen, antwortete dem Menschen nicht. /Michael... Willst du auch, dass ich kämpfe? Für ein Zeitalter der Liebe und... Hisashi?/

Wortlos begann Herr Hinrich ihm einen Verband abzuwickeln.

Nicome wehrte sich nicht, ließ es stumm geschehen. Allein Hisashis Hand wollte er während der ganzen Prozedur nicht loslassen.

Der Krankenhausdirektor verarztete ihn fachmännisch mit den mitgebrachten Utensilien, war schon bald fertig.

"Soweit ist alles in Ordnung. Die Wunden heilen gut, sicher werden sie bald nicht mehr zu sehen sein...", sagte er schließlich.

"Bitte, erzählen Sie es nicht Hisashi! Er würde es nicht verstehen. Bitte...", bat Nico ihn leise.

Der Arzt nickte. "Wie... du willst. Aber ich glaube, es würde ihm nicht viel ausmachen. Er mag dich - und ich finde, er hätte es auch verdient, die Wahrheit zu erfahren..."

Nico senkte den Kopf. "Ich weiß... Aber ich will nicht auch noch ihn da hinein ziehen..."

"Hnn... Nico?", drang plötzlich ein schwaches Wispern an seine Ohren.

"HISASHI!!", rief Nico und fiel seinem Schützling erleichtert um den Hals.

"Gnn.. Was... was ist passiert?", wollte jener stöhnend wissen, während seine Finger beruhigend zwischen Nicos weißes Haar glitten.

"Du bist einfach umgefallen...", erwiderte Nico leise.

Hisashi schüttelte sehr vorsichtig den Kopf, als hätte er Kopfschmerzen. "Nein... Ich... ich habe geträumt... von dir..."

Nico küsste ihn zärtlich auf den Mund. "Jetzt ist ja alles gut... Ich bin froh, dass du wieder wach bist..."

"Entschuldige...", brachte Hisashi mühsam vor. Er sah ein wenig mitgenommen aus. "Ich wollte dir keine Angst machen..."

"Hast du nicht... Ich weiß doch, dass du mich nie allein lassen würdest...", flüsterte Nico ihm liebevoll ins Ohr.

Herr Hinrich räusperte sich leicht verlegen. "Ich denke, ich gehe jetzt besser."

Hisashi zuckte unter Nico zusammen. "...Herr Hinrich?"

Er konnte Herr Hinrich praktisch lächeln _hören_: "Ich habe Nico bereits untersucht. Er ist bei bester Gesundheit und seine Verletzungen nicht so schlimm, wie es vielleicht auf den ersten Blick schien. Sicherlich alles andere als angenehm, aber auch nicht lebensgefährlich. Die Wunden mögen stark geblutet haben, aber Hunde, die bellen, beißen nicht. Und Sie, mein Lieber, übertreiben es mir nicht mehr so mit dem Laufen, haben Sie mich verstanden!? Wenn Sie mich wieder einmal besuchen kommen wollen, dann können sie statt sich zu Tode zu rennen doch auch ganz einfach nett anklopfen..."

Hisashi wand sich verlegen unter Nico, welcher in diesem Moment von ihm runterrutschte, um ihm nicht den Atem abzudrücken.

"Auf baldiges Wiedersehen, Herr Kigai", erwiderte Herr Hinrich fröhlich und eine halbe Minute später fiel die Tür ins Schloss.
 

Hisashi zog Nico seufzend wieder auf sich und fing diese so unglaublich weichen Lippen hungrig zu einem tiefen Kuss ein. Nie wieder wollte er diesen kleinen Engel auf sich missen...

Er hatte die Botschaft seines Traumes nicht recht verstanden (noch nicht?), doch eines hatte er unmissverständlich erkannt: Er wollte - er _konnte_ nicht mehr ohne Nicome leben. Er hungerte nach jedem noch so kleinen Lächeln, dass er bekommen konnte, dürstete nach jedem Kuss, gierte nach jeder noch so flüchtigen Berührung - er war süchtig nach der ältesten Droge der Welt: Liebe.

"Gott, ich liebe dich so....", murmelte er selbstvergessen und fischte nach einer weiteren Zärtlichkeit.

Nico seufzte leise auf unter den behutsamen Fingern, die ihn im Nacken kraulten.

Vorsichtig strich Hisashi über die weiche Wange des Jungen, als fürchte er, ihm weh zu tun. Nico gab ein wohliges Schnurren von sich und schmiegte sich näher an ihn.

"Nico?", fragte Hisashi leise.

"Hmm?"

"Du darfst dich nie wieder in Gefahr bringen, hörst du? Ich wüsste schon jetzt nicht mehr, was ich noch ohne dich tun sollte..."

Nico lächelte ihn an: "Also soll ich dich nie wieder küssen?"

Hisashi blinzelte ihn verdutzt an. "Wie?"

"Naja, wenn du mich küsst, muss ich doch immer Angst haben, dass du mich gleich auffrisst... Man könnte meinen, dass du kurz davor bist, zu verhungern..."

Hisashi wurde verlegen. Nico schien das zu spüren, denn er lachte leise: "Ich hab dich trotzdem lieb, Großer..."

Der "Große" drückte dem Kleineren einen liebevollen Kuss auf die Stirn und richtete sich langsam in eine Sitzposition auf, zog Nico auf seinen Schoß.

"Ich dich auch... so sehr...", flüsterte Hisashi und fuhr mit seiner Zungenspitze genüsslich den schlanken, blassfarbenen Hals entlang.

Gerade wollte er einen Überraschungsangriff auf Nicos linke Brustwarze starten als dessen Magen ihm zuvorkam und sich ärgerlich grummelnd bemerkbar machte, um ihnen in Erinnerung zu rufen, wie lange er nun schon vernachlässigt worden war.

Schlagartig färbten sich Nicos Wangen blassrosa.

Hisashi konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen (Nico konnte es ja ohnehin nicht sehen): "Ich bin anscheinend nicht der einzige, der gehungert hat..."

"Du bist gemein", schmollte Nico und brachte es fertig, einen vorwurfsvollen Blick in die milchigweißen Augen zu bringen.

"Nee, ich sage nur die Wahrheit", erwiderte Hisashi liebenswürdig und fischte nach dem Tablett auf dem Nachttisch. "Na komm, erstmal was essen - danach können wir _meinen_ Hunger immer noch stillen..."

Nico errötete schon wieder und wandte sich hastig dem Tablett zu, tastete nach und nach alles ab, bis er ein Brötchen gefunden hatte.

Hisashi nahm ihm kurzerhand das Brötchen und einen weiteren Kuss ab und fragte dann freudestrahlend: "Was möchten Monsieur essen?"

"Was Süßes", erwiderte Nicome fast sehnsüchtig und legte ein erwartungsvolles Gesicht auf.

Hisashi lachte. "Willst du dich etwa selbst essen? Das könnte unter Umständen aber etwas schwierig werden..."

Nico knuffte ihn ungeduldig in die Rippen. "Huuungeeer!!!", quengelte er.

Lachend machte Hisashi Nico sein Brötchen zurecht und schob ihm dann schnell eine Ecke in den Mund, brachte ihn so wirkungsvoll zum Schweigen.

Er selbst aß sein Vollkornbrötchen pur und schnappte sich dann noch schnell seinen Capuccino, der inzwischen schon wieder kalt geworden war...

Aber das war Hisashi nun auch herzlich egal. Viel wichtiger war der zufriedene Gesichtsausdruck von seinem kleinen Engelchen...
 

Als Nico schließlich gesättigt war und Hisashi abgeräumt hatte, legte er vertrauensvoll seinen Kopf in Hisashis Schoß und rieb mit seiner Nase durch den Stoff hindurch verspielt über den Bauchnabel des jungen Anwalts.

"Ich will Nachtisch", lächelte Nico und strich mit einem Finger Hisashis Gesichtskonturen nach, blieb schließlich bei den rosenblütenweichen Lippen hängen.

Jene schlossen sich neckisch um die Fingerkuppe, bevor Hisashi zartkitzelnd seine Zungenspitze zum Einsatz brachte.

"Ich auch...", flüsterte er, bettete Nico auf der Matratze bevor er sich vorsichtig auf ihn legte und begann, da weiterzumachen, wo er aufgehört hatte.

Nico gab ein leises Keuchen von sich, als Hisashi seine Brustwarzen sanft mit Lippen und Zähnen bearbeitete, bis sie hart wurden.

"Du bist so wunderschön...", flüsterte Hisashi in Nicos Brustkorb, strich gedankeverloren über dessen Seiten. "Ich glaube, ich bin gerade der glücklichste Mensch auf Erden..."

Nico stöhnte verhalten auf, erbebte unter Hisashis Sanftheit. Gott, er wollte _fühlen_, er wollte diesen wundervollen Menschen spüren.

"Nicht aufhören...", hauchte er seinem Geliebten rau entgegen. "Mehr... das ist... so... _gut_... Hisashi..."

Dann schaltete sein Verstand übergangslos auf "Automatik" und Nico versank in bedingungsloser Hingabe, begann zum ersten Mal in seinem Leben zu entdecken, wozu die liebevollen Hände eines zärtlichen Geliebten alles fähig waren...



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