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Dritter Teil: Das Licht der Welt

Fortsetzung von "Du kennst mich nicht und doch hasst du mich" und "Gift in Körper und Seele"
von

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Mein Leben für deines

"Du widersetzt dich unseren Befehlen, du mieses Stück Dreck?!" Erneut trat er zu, trat den jungen Mann, der nahezu reglos auf dem Boden lag. Nur der schwere röchelnde Atem, der stockend über die blutigen Lippen kam, verriet, dass er noch am Leben war. Nicht etwa die Augen, denn sie waren entspannt geschlossen, als leide der Körper unter keinerlei Schmerzen.

"Verdammt, Rick!" Der Brünette zerrte den Wütenden zurück, wozu er ihn fest packen und viel Kampf aufwenden musste. Der Blonde hingegen, beteiligte sich nicht an dem Spektakel. Mit gekreuzten Beinen und einer Zigarette im Mundwinkel, lehnte er im Türrahmen und verfolgte das Geschehen gelangweilt.

"Lass ihn ihn doch kalt machen", murmelte er, als sich Rick gegen seinen Kameraden zur Wehr setzte. "Ich meine, sei mal ehrlich. Nen großen Gewinn bringt uns das Wrack nicht mehr."

"Wenn ein Mann nach dir verlangt, Bastard", schrie Rick, ohne auf die Worte des Blonden einzugehen, noch immer wand er sich in den Armen des Anderen, versuchte freizukommen, "dann hast du zu spuren!! Auch wenn es kurz nach Mitternacht ist!!"

"Und auch wenn du mal wieder über deine Wehwehchen jammerst." Der Mann im Türrahmen grinste und hob die Hand zur Zigarette.

"Er wäre uns gestern beinahe verreckt!", protestierte der Brünette, schob sich an dem Wütenden vorbei und drängte ihn mit aller Kraft zurück.

"Ich hab doch gesagt, der macht´s nicht mehr lange", lachte der Rauchende.

"Lass mich los!!" Rick stieß sich an der Wand ab, stürzte erneut auf den scheinbar bewusstlosen jungen Mann zu, wurde jedoch schnell genug wieder abgefangen. "Wegen ihm sind uns ein paar hübsche Scheine durch die Finger gegangen! Dem macht es doch Spaß, uns zu trotzen!!"

"Verflucht, halt´s Maul!!" Als Rick sich erneut wehrte, schlug der Brünette mit aller Kraft zu und er stürzte. Währenddessen begann sich die bleiche Hand des am Boden liegenden jungen Mannes zu bewegen. Stockend tasteten sich die Fingerkuppen über den rauen Holzboden, der Spalt zwischen den blutigen Lippen schloss sich und die Lider zuckten kurz. Niemand schenkte dem Beachtung, denn die Männer hatten mit sich zu tun. Mit dem Fuß drückte der Brünette Rick auf den Boden nieder und baute sich über ihm auf.

"Was bringt es dir, wenn du die kleine Ratte tot schlägst??", brüllte er und der Blonde blies gemächlich den Rauch gen Zimmerdecke. "Benutze deinen gottverdammten Schädel! Wir ziehen das Letzte aus ihm raus, aber sowenig Geld er uns im Augenblick auch bringt, gebrauchen können wir ihn immer noch für kleinere Jobs! Also lass ihm einen Tag Ruhe! Wenn du noch ein paar Mal zu trittst, braucht er zwei!!"

"Wow, Tom hat ausnahmsweise mal recht", wisperte der Blonde und weitete die Augen.

"Halts Maul!"

"Geh sofort von mir runter!"

Während das Gebrüll fortgesetzt wurde, öffnete Lee erneut den Mund, atmete tief ein und hielt die Luft an, als er sich stockend und kraftlos mit dem Oberkörper aufrichtete, wobei er sich stets mit den Armen abstützen musste. Der Kopf blieb gesenkt.

"Sollen wir uns jetzt nach ihm richten?!", schrie Rick aufgebracht und zerrte den Fuß des Brünetten von seiner Schulter. "Der Bastard hat nicht zu entscheiden, wann er Besuch bekommt!!"

"Oder ob auch mehrmals am Tag", schnurrte der Blonde genüsslich.

Flüchtig drehte sich der Brünette zu ihm um, bevor er sich an Rick richtete, der nun aufsprang.

"Man, er hatte gestern drei Kunden in einem Zeitraum von sechs Stunden! Außerdem..."

"Außerdem was?!", brüllte Rick.

"Außerdem...", murmelte der Brünette erneut, wobei sich sein Gesicht allmählich triumphierend entspannte, "... außerdem wartet dort unten jemand auf den ersten Freier."

"Länger als eine Stunde wird er nicht mehr warten müssen." Der Blonde warf einen knappen Blick zu seiner Armbanduhr und nahm einen langen Zug.

"Aber zwei sind besser als einer!", schrie Rick, während Lee sich hinter ihm mit viel Anstrengungen auf die Knie kämpfte und zusammengesunken kauern blieb.

"Und zwanzig sind besser als zehn!" Der Brünette verdrehte genervt die Augen.

"Was soll das schon wieder heißen?!"

"Hey...", meldete sich plötzlich eine heisere kraftlose Stimme. Und so leise und gebrochen sie auch war, augenblicklich verstummten die drei und wurden auf Lee aufmerksam. Keuchend kauerte dieser dort, lehnte sich nun etwas nach vorn und ließ etwas Blut von seinem Mund auf den Boden tropfen, bevor er zittrig die Hand hob und sie den Männern entgegenstreckte.

"Ihr dümmlichen Idioten glaubt doch nicht wirklich, dass alles nach eurem Kopf laufen wird, oder...?" Lee verschluckte sich am eigenen Atem, hustete erstickt und biss die Zähne zusammen. Die langen schwarzen Strähnen seines Haares hingen wirr hinab. "Der Neue wird nicht nach eurer Pfeife tanzen, denn im Gegensatz zu euch", matt sank die Hand hinab, die Fingernägel schabten sich durch das Holz, "ist er... keine erbärmliche Memme, die nur einen Arsch in der Hose hat, wenn sie eine Pistole hält!"

Die Mienen des Brünetten und des Blonden verzogen sich nur säuerlich, Rick jedoch, schrie laut auf, griff nach hinten unter den Gürtel und zog eine Pistole hervor. In einem Satz hatte er den jungen Mann erreicht, spannte den Hahn der Waffe und richtete deren Lauf direkt auf Lee's Kopf. Und endlich blickte dieser auf und fixierte die Waffe mit begierigem Blick.

"Ich bringe dich um, verfluchter Scheißkerl!!"

Der Blonde verdrehte genervt die Augen.

"Schieß!" Den Blick noch immer auf die Pistole gerichtet, neigte sich Lee weiterhin nach vorn, bis seine Stirn den kühlen Lauf der Waffe berührte, er sich geradezu gegen sie lehnte. "Schieß doch, wenn du den Mumm dazu hast, du erbärmlicher Versager!"

In seiner Stimme verbarg sich eine verbissene Sehnsucht, als er die Zähne erneut zusammenbiss und sich gegen die Pistole presste.

"Was hast du gesagt?!" Rick schnaubte, die Hand, die die Waffe hielt, zitterte vor Wut. "Ich..."

"Wie oft willst du eigentlich noch darauf reinfallen", stöhnend blieb der Brünette neben ihm stehen und rieb sich die Stirn. "Irgendwann tust du ihm den Gefallen noch. Ich seh´s kommen."

"Der sehnt sich doch danach." Der Blonde ließ die Zigarette fallen und trat sie gemächlich aus.

"Und er nutzt deine Blödheit vortrefflich aus", murmelte der Brünette und stemmte die Hände in die Hüften.

Die schwarzen Pupillen jagten gehetzt zur Seite, die Stirn presste sich noch stärker gegen den Lauf.

"Du hast doch nur Schiss!", fauchte er nach einem schweren Schlucken. "Komm schon, drück ab! Oder traust du dich nicht?!"

"Du miese kleine Kröte!!"

"Rihiiick", stöhnte der Brünette entnervt. "Bemerkst du es noch?"

"Dumm wie Sau", nuschelte der Blonde, drehte sich um und schlenderte durch den Flur davon.

"Schieß endlich!!"

"Halt´s Maul!" Mit einem derben Tritt stieß der Brünette Lee zur Seite, wo sich dieser keuchend auf den Rücken rollte und zu ihnen aufblickte. Der Lauf der Waffe war ihm gefolgt, wurde nun jedoch von einer Hand umfasst. "Und du auch!" Flink nahm der Brünette die Waffe an sich und trat zurück. "Weißt du, was diese kleine Ratte tun wird, nachdem du geschossen hast, Idiot?! Er wird sich oben einen ablachen und ne Feier veranstalten und singen: "Danke, dass du mich erlöst hast"!"

Rick war noch immer rot vor Zorn, als er von Lee zu seinem Kumpel sah und zurück. Er schien kurz zu grübeln, brachte nach einer kurzen Zeit jedoch nur ein gehässiges Grinsen zustande. Lange starrte er auf Lee herab, der seinen Blick mit geweiteten Augen und rasendem Atem erwiderte.

"Tse." Rick schüttelte den Kopf, trat an ihn heran und versetzte ihm einen weiteren Tritt in die Seite, worauf Lee gedrungen ächzte und sich zusammenkrümmte.

"Entweder du verreckst endlich oder du arbeitest!" Mit diesen Worten besah er sich das Häuflein Elend erneut, drehte sich um und verließ den Raum. Der Brünette war noch stehen geblieben, hielt die Pistole lässig in der Hand und murmelte nach wenigen Sekunden etwas Verworrenes.

"Mach, das du runterkommst!", fauchte er, während auch er sich auf den Weg zur Tür machte. "Und schau, ob unser Frischling bereit ist!"

Mit diesen Worten verließ er den Raum, nuschelte einen leisen Fluch und verschwand. Beide Arme um den Leib geschlungen, blieb Lee liegen. Reglos verharrte er, bis die Schritte auf der Treppe zu hören waren und anschließend verstummten. Kurz darauf öffnete er zögerlich die Augen, rang nach Sauerstoff und blinzelte matt. Er konnte sich kaum bewegen, in all seinen Gliedern steckten grausame Schmerzen und als er nur den Arm von seinem Bauch löste, begann er heiser zu husten.

"Scheißkerl", stieß er keuchend aus, räkelte sich weiter und schob die Hand über die rauen Bodendielen, bis er sie weit von sich streckte. Erneut spuckte er Blut, streckte die Beine von sich und begann stark zu röcheln, als würde sich seine Lunge zuschnüren. Weitere Sekunden verblieb er in dieser Haltung, bis ein kurzes Zucken durch seinen Körper fuhr.

>Ich... ich muss kotzen...<

Vor Schmerzen stöhnend, kämpfte er sich in eine aufrechte Haltung, benötigte sogar jegliche Anstrengungen, um sich auf den Knien halten zu können, ebenso, um die Arme durchzustrecken, mit denen er sich abstützte. Stockend und schwankend kroch er vorwärts und näherte sich so der Tür, die zum Flur führte.

All seine Glieder zitterten, als er sich weiterkämpfte, bald darauf den Flur erreichte und direkt zur gegenüberliegenden Tür weiter kroch. Der Flur war schmal; er erreichte ihn schnell, hob kraftlos die Hand und näherte sich mit ihr der Klinke, die er stöhnend zu sich hinab zog. Benommen lehnte er sich gegen die Tür, drückte diese somit auf und schob sich in das dahinterliegende Bad, direkt zur Toilette, über die er sich kurz darauf beugte.

>Verrecken... ja... das wäre toll.<
 

Langsam und vorsichtig setzte Joey die Füße auf den Boden, schob sich zur Bettkante und kam auf die Beine. In der vergangenen Nacht hatte er keinen Schlaf gefunden und sie damit verbracht, den Raum zu erkunden, nach etwaigen Dingen zu suchen, die ihm vielleicht eine Hilfe sein könnten. Bis kurz nach Mitternacht hatte er dies getan, dann hatten ihn jene Schreie betäubt, ihn jeglicher Bewegung unfähig gemacht. Lee musste wieder Schmerzen gehabt haben, es war unmöglich, nach dem Verstummen dieser qualvollen Laute Schlaf zu finden und so hatte sich Joey in Grübeleien vertieft, bis er glaubte, der Morgen sei angebrochen. Langsam hob er die Hände, streckte sie tastend von sich und ging zögerlich zur Seite, auf das Fenster zu. Vor wenigen Minuten hatte er wieder etwas gehört. Aus der ersten Etage, direkt über ihm. Gepolter, Geschrei...

>Lee...< Er drehte sich etwas, ertastete das Fenster und trat näher an dieses heran, bis er die Stirn gegen die Fensterläden lehnen konnte. Dort schloss er die Augen und atmete tief ein. >Sicher haben ihn diese Scheißkerle wieder verprügelt!< Die blasse Miene des jungen Mannes verzog sich qualvoll. >Gottverdammt, wenn ich ihm doch in irgendeiner Hinsicht eine Hilfe sein könnte! Er macht ein unbeschreibliches Leiden durch und muss sich hinzukommend noch um mich kümmern! Das ist beschämend!< Er biss die Zähne zusammen, schob die Hand stockend durch den kleinen Spalt der offen stehenden Läden und umfasste einen der warmen Gitterstäbe.

>Diese verfluchten Augen!< Zögerlich öffnete er sie und starrte in die Dunkelheit, die ihn umgab. >Die schränkt mich ein in allem was ich kann! Wäre ich nicht blind, könnte ich Lee eine Hilfe sein, mich um ihn kümmern, wenn es ihm nicht gut geht! Doch ich komme nicht einmal aus diesem beschissenen Raum!!<

In dieser Sekunde drang lautes Lachen an seine Ohren und er drehte sich um, blickte in Richtung Tür, mit einer Verachtung und einem Hass, wie man es nicht beschreiben konnte.

>Wie soll ich mir wegen dieser Vergewaltigung Gedanken machen, wenn es Lee noch schlechter geht?? Das wäre jämmerlich und das ist nicht meine Art!< Kurz starrte er noch zur Tür, dann drehte er sich wieder um und ließ den Kopf sinken, niedergeschlagen seufzend. >Ich bin nicht einmal dazu imstande, zum Bett zurückzufinden, wenn ich mich im Zimmer verlaufe! Wie kotzt mich diese Hilflosigkeit an... nichts tun zu können, aber auch gar nichts. Einfach nur zu warten und dann diese Geräusche in der Nacht zu hören!< Verkrampft klammerte sich die Hand fester um das leicht verrostete Metall. >Ich will zu Lee! Ich will wissen, wie es ihm geht! Ich will ihm helfen!!< Joey biss sich auf die Unterlippe, zerrte verbissen an dem Gitterstab, trat vom Fenster zurück und rammte die Faust gegen die Tapete der Wand. Sein Atem fiel schnell und wütend.

>Macht doch mit mir was ihr wollt! Das ist mir scheißegal! Und glaubt bloß nicht, dass ihr mich durch so etwas fertig machen könnt! Ich habe schon Schlimmeres erlebt! Bei weitem Schlimmeres! Liefert mich doch ruhig irgendwelchen Typen aus! Sterben werde ich dadurch nicht!! Ich hasse euch nicht, weil ihr mich in diese Lage gebracht habt! Ich hasse euch für das, was ihr Lee antatet!! Er ist so freundlich und sympathisch... er hat es nicht verdient, so zu enden! Niemand hat das verdient!! Niemand hat es verdient, zu so etwas gezwungen zu werden, hat er auch tausende von Menschen auf dem Gewissen!!<

Plötzlich ertönte ein leises Geräusch! Sofort fuhr er herum und starrte zur Tür, die sich nun langsam bewegte, geöffnet wurde, seine Hand tastete unsicher nach hinten, ertastete die Wand.

>Lee?!< Mit geweiteten Augen lauschte er und nahm kurz darauf ein leises Schlürfen wahr, als besäße jemand nicht die Kraft, die Füße zu heben. Sofort setzte er einen Schritt nach vorn.

"Lee? Bist du das?!"

Geduckt und schwankend schob sich der junge Halbamerikaner durch den Spalt der Tür, hielt sich nahe an deren Rahmen und lehnte sich sogleich mit dem Rücken gegen die Wand, als er den Raum betrat. Joey war stehen geblieben, hörte den schweren Atem, das leise Schaben, als eine bleiche Hand nach der Tür griff und diese unter großem Kraftaufwand ins Schloss lehnte.

>Natürlich ist er es!< Wieder machte Joey einen Schritt nach vorn.

"Beweg dich nicht von der Stelle!" Ließ ihn ein scharfes Keuchen inne halten. Die Stimme des jungen Mannes war nicht mehr als ein heiseres Kratzen, und dennoch wirkte sie recht drohend. Mit blassem Gesicht, glasigen Augen und zusammengesunkener Haltung blieb Lee an die Wand gelehnt, fixierte Joey nahezu abwesend, schläfrig, als könnte er jede Sekunde das Bewusstsein verlieren und zu Boden gehen.

"Hey...", zögernd legte Joey den Kopf schief, "... wie geht es dir?"

Schwach ließ Lee das Gesicht sinken, schloss die Augen und schöpfte Atem für die nächsten Worte.

"In weniger als einer Stunde kommt er...", flüsterte er und Joeys Miene verzog sich irritiert, "ich wollte nur sagen..."

"Ich habe dich gefragt, wie es dir geht!", unterbrach Joey ihn. "Was haben die mit dir gemacht?!"

"Tse...", ein ausdrucksloses Grinsen zeichnete sich auf den spröden Lippen ab, "ich sollte deine kleinste Sorge sein."

"Pech, du bist meine Größte!" Joey näherte sich weiterhin, Lee blickte auf. "Hast du Schmerzen? Warum haben die das getan?!"

"Ich sagte, du sollst stehen bleiben!" Ertönte wieder das Fauchen und Joey gehorchte, wenn auch unwillig. "Wir haben keine Zeit, um lange Gespräche zu führen!"

"Ich will auch keine langen Gespräche führen", sagte Joey sofort. "Ich will lediglich wissen, wie es dir geht!"

Kurz starrte Lee in die braunen Augen, die so besorgt und gleichermaßen erzürnt dreinblickten. Er besah sie sich genau, wendete lahm das Gesicht ab und schabte mit den Zähnen über die gerissene Unterlippe. Unterdessen wartete Joey angespannt auf die Antwort.

"Dir steht so etwas bevor", murmelte Lee auf den Boden starrend. "Und plötzlich machst du den Anschein, als interessiert es dich überhaupt nicht. Als wäre es dir egal, ob der Mann sechzig Euro für dich bezahlt... oder siebzig."

Joey stockte der Atem und Lee nickte langsam.

"Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn dich ein reicher Mann besucht, der positiv ist?"

Lee blickte nicht auf, lauschte in die Stille, ohne eine Antwort zu erwarten. Nach kurzer Zeit fuhr er fort:

"Das wäre der Beginn und gleichermaßen das Ende deiner Karriere als billige Geldquelle... und das Ende deines Lebens."

Joey schluckte schwer, ließ den Kopf sinken und fuhr sich gehetzt über das Gesicht. Erneut brach ein niedergedrücktes Schweigen über sie herein. Lee hielt sich aufrecht, obgleich seine Knie zitterten, obwohl in seinem gesamten Körper eine marternde Schwäche steckte. Er fixierte die rauen Holzdielen und auch seine Miene wirkte nun traurig, nahezu verbittert. Matt stützte er sich mit den Händen an der Wand ab, drückte die Beine durch und holte nach wenigen Minuten tief Luft.

"Weißt du Joey, jedem Mann, mit dem ich geschlafen habe, habe ich diese Krankheit gewünscht, wie man Menschen die Pest an den Hals wünscht. Während sie sich mit mir vergnügten, war das einzige, das mich vor dem völligen Zerbrechen schützte, der Gedanke, nein, die Hoffnung, dass auch sie bald erkranken und das gleiche durchmachen würden, wie ich." Wieder nickte er matt, schlug die Augen nieder und presste die Lippen aufeinander. "Ich hoffe, dass du Gedanken und Wünsche dieser Art nie in dir spüren wirst. Aber... das wirst du." Langsam drehte er sich zur Seite, die blasse Hand hob sich zur Klinke. "Hast du Angst, Joey?", murmelte er währenddessen.

Der Angesprochene richtete sich auf, atmete ein und bewegte stumm die Lippen, nicht dazu fähig, eine Antwort zu geben.

"Was auch immer du gerade fühlst." Lee zog die Tür auf. "Setze dich nicht zur Wehr, das ist mein Rat an dich. Vergiss Stolz und den ganzen Unsinn, der führt in diesem Fall nur zu Knochenbrüchen und anderen Verletzungen. Und glaub nicht, dass man etwas unternehmen wird, wenn der Freier auf dich einprügelt. Wenn er für dich bezahlt, dann gehörst du für geraume Zeit ihm." Schleppend schob sich Lee zurück in den Türrahmen, kurz traf sein Blick noch auf Joey. "Und ich bete für dich, dass er nur Sex von dir will."

"Wa...", Joey erschauderte, "Lee...? Lee!"

Doch die Tür schloss sich bereits und er blieb alleine zurück. Als er das leise Klicken vernahm, ballte er die Hände zu Fäusten, näherte sich der Tür in strauchelnden Schritten.

"Lee!", rief er wieder, diesmal noch verunsicherter und zittriger als zuvor. "Was hat das zu bedeuten?! Komm zurück! Bitte!!"
 

Tief in den Stuhl gerutscht, saß Kaiba an dem Tisch, streckte die Beine aus und starrte auf die dritte Tasse Kaffee, die vor ihm stand, kurz davor war, geleert zu werden. Dennoch war er müde... müde und erschöpft. Und das nicht nur körperlich. Ausdruckslos ruhten seine Augen auf dem Smiley, der auf der Tasse zu sehen war und vermutlich lustig sein sollte. Seine Miene blieb unverändert leblos und verbittert. Er hatte sich in einer kleinen Kneipe niedergelassen, der einzigen, die es hier in der Nähe zu geben schien. In der Nähe? Nein, im gesamten Dorf, welches er bisher sicher zweimal durchlaufen hatte. Die linke Hand hatte er in der Hosentasche verstaut, die andere lag flach neben der Tasse auf dem Tisch. Nur selten hob sich der Zeigefinger und pochte in einem langsamen Takt auf das Holz. Nun war es bereits helllichter Tag. Die Uhrzeit? Vielleicht um neun? Vielleicht um zehn? Er wusste es nicht, achtete nicht mehr auf den Zeiger der Kneipenuhr, der sich unablässig im Kreis drehte. Neben ihm waren nur wenige Besucher anwesend. Zwei Typen hockten zusammengesunken an der langen Theke, schienen allmählich im Vollrausch zu versinken. An einem Tisch in einer der hinteren Ecke hatte sich eine lustige Gesellschaft zusammengefunden. Oft drang Gelächter an die Ohren des jungen Mannes. Dieser jedoch, schien diese Laute nicht wahrzunehmen. Jedenfalls regte er sich nicht, wenn sie ertönten.

Erst nach einer weiteren halben Stunde, erwachte die Hand zum Leben, legte sich sicher um die Tasse und hob sie träge zum Mund. Er trank, der Kaffee war bereits kalt und so stellte er ihn alsbald auf den Tisch zurück. Auch die Hand, die in der Tasche der lockeren Hose verborgen war, begann sich zu regen. Sie wurde hervor gezogen, zu einer Faust geballt, ebenfalls auf dem Tisch abgelegt. Sie hielt etwas, wurde vorerst jedoch nicht beachtet. Endlich wandte Kaiba den Blick von der Tasse ab, seine Schultern hoben und senkten sich unter einem tiefen Atemzug, als er das Gesicht zur Seite drehte und durch die große Fensterscheibe nach draußen sah. Sonne, Wärme, nur die glücklichen Menschen fehlten, und der Anblick hätte einen perfekten Sarkasmus widergespiegelt. Nur ein altes Ehepaar schlürfte am Fenster vorbei, auch ein junger Bauer, der es sehr eilig zu haben schien. Nur flüchtig folgten die blauen Pupillen ihnen, bevor sie sich wieder auf einen nicht existenten Punkt richteten. Und während auch ein Auto auftauchte, öffnete sich die Hand langsam. Zum Vorschein kam ein zerknüllter Zettel. Nur zögerlich betrachtete Kaiba ihn sich.

Die Telefonnummer...

Die Nummer jenen Mannes, den er getroffen, der ihm Hilfe angeboten hatte.

Immer und jederzeit...

Lange starrte er ihn an, lange benötigte er, um verworrene Gedanken halbwegs zu ordnen und sich unsicher einem Entschluss zu nähern.

Rick Schäfer also...

Abwesend zwinkerte er, presste die Lippen aufeinander und schloss die Augen. Und gleichzeitig presste er die Hand wieder zu einer Faust, schloss den Zettel in ihr ein. Erneut brachen die Gäste in lautes Lachen aus und spätestens jetzt verzerrte sich die Miene Kaibas gequält, zugleich wütend. Vollends zum Leben erwachend, schnippte er einen Schein auf den Tisch und erhob sich. Unterdessen zog er bereits sein Handy hervor, begann den Zettel zu entfitzen und verließ mit verbissener Miene die Kneipe.
 

"Hey, Lee!" Als der Schwarzhaarige in langsamen Schritten die Küche durchqueren, und zur Treppe wollte, wurde er von dem Blonden gerufen. Zusammen mit dem Brünetten namens Tom, saß dieser gemütlich am Tisch und ließ sich einmal mehr ein kühles Bier schmecken. Den Blick auf den Boden fixiert, die Arme fröstelnd vor dem Bauch verschränkt, hielt der Halbamerikaner inne und der Brünette lachte leise.

"So wie es sich anhörte, hast du ihm etwas Schönes erzählt, hm?"

Lee antwortete nicht, schwankte unauffällig von einer Seite zur anderen.

"In wenigen Minuten dürfte es so weit sein." Der Brünette nahm einen langen Schluck, bevor er der Uhr einen flüchtigen Blick schickte. "Was zur Hölle hast du die ganze Zeit bei ihm gemacht?!"

"Keine Einweisung dauert ne dreiviertel Stunde", murmelte der Blonde misstrauisch.

Nein, so lange hatte er nicht gebraucht, bestenfalls waren es 5 Minuten gewesen. Den Rest der Zeit hatte er damit verbracht, reglos vor der Tür zu hocken. Dort zu kauern und eigenen Gedanken nachzugehen, zu grübeln, ohne jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Die beiden Männer konnten das Gesicht des jungen Mannes nicht erkennen, da es gesenkt, gleichermaßen von den langen Haarsträhnen verdeckt war. Sie starrten kurz in seine Richtung, verloren jedoch augenscheinlich schnell das Interesse an ihm und wandten sich einander zu.

"Gehen wir einen Trinken, während sich der Neue amüsiert?"

"Klar, was soll schon passieren?"

"Tse." Der Blonde grinste herablassend. "Als ob uns dieses Wrack gefährlich werden könnte. Und der Neue wird beschäftigt sein."

"Hm." Der Brünette lugte zu Lee. "Mach dich hoch. Wir wollen den Kunden ja nicht mit deinem Anblick abschrecken."

Daraufhin folgte leises Gelächter und Lee setzte sich in Bewegung. Mit gesenkten Schultern steuerte er auf die Treppe zu, geriet jedoch mit jedem Schritt mehr ins Schwanken, schlürfte, stolperte... und stürzte. Unsanft kam er auf den kantigen Stufen auf, ächzte leise und räkelte sich benommen, verzweifelt in dem Versuch verstrickt, sich aufzurichten. Vorerst achtete niemand auf ihn, als er nach zwei Minuten jedoch erst eine Stufe hinter sich gebracht hatte, noch immer stöhnte und sich wand, wurden die Männer ungeduldig, vermutlich fühlten sie sich durch die Geräusche in ihrer Unterhaltung gestört. Murrend lehnten sie sich zurück und beobachteten durch das Geländer den zitternden Körper, in dem Schmerzen zu toben schienen. Und nach einem absprechenden Blick, stellten sie stöhnend und fluchend die Flaschen beiseite und erhoben sich.

"Müller meinte, es gäbe ne tolle Bar in der Nähe des kleinen Bauernhofes", meinte der Blonde, während er über Lee hinweg stieg und sich bückte, um nach dessen Handgelenken zu greifen.

"Dann gehen wir dorthin." Der Brünette packte Lee's Beine. "Und feiern unseren Triumph."

"Darauf kannst du dich verlassen!"

Lachend hievten sie den schlaffen Körper hoch. Kraftlos ließ sich Lee hängen, als er die Treppe hinauf getragen wurde.

"Wir müssen ja nicht lange wegbleiben. Wir trinken unser Bierchen und kommen zurück."

Lachend und tratschend erreichten sie die erste Etage, bogen in den schmalen Flur ein und trugen Lee weiter, bis sie dessen Zimmer erreichten. Beiläufig schoben sie die Tür auf, schleppten den reglosen Körper zu dem Bett und warfen diesen lustlos auf die weiche Matratze. Erst dort schien ein Teil des Lebens in den kranken Körper zurückzukehren. Leise ächzend rollte sich Lee auf die Seite, winkelte die Beine an und schlang die Arme um den Bauch. Währenddessen waren die beiden bereits auf dem Weg zurück zum Flur.

"Wer weiß?" Hörte Lee den einen sagen. "Wenn es gut läuft und der Neue Geschick zeigt, könnten wir sogar mehr Geld verlangen."

Das gewohnte Lachen, die Tür begann sich zu schließen.

"Ja, siebzig Euro sind eigentlich zu wenig."

Somit ertönte ein dumpfes Geräusch, die Klinke hakte ein und die beiden Männer schlenderten schäkernd zur Küche zurück. Nur der schwere Atem war in dem kleinen Raum zu vernehmen, auch die Schritte verstummten bald und als Lee die Luft anhielt, trat völlige Lautlosigkeit ein. Langsam entspannten sich die verzerrten Gesichtszüge, es schien, als würde jeglicher Schmerz den Körper des Halbchinesen binnen weniger Sekunden verlassen und nach einer kurzen Zeit, hoben sich die Lider und die schwarzen Augen richteten sich ausdruckslos auf das verschlossene Fenster.
 

An eine saubere Hauswand gelehnt, stand Kaiba in einer schmalen Seitengasse, die Beine von sich gestreckt, den Hinterkopf gegen das raue Gestein gelehnt, hielt er die Augen geschlossen. Soeben hatte er die Kneipe verlassen, fest in einem Entschluss verstrickt, fühlte er sich nun doch wieder verunsichert. Verunsichert durch die Gefahren, die auf ihn zukommen würden, wenn er diese letzte Möglichkeit wählte, das Risiko, welches viel zu hoch zu sein schien. Jedoch hielt sich die Verunsicherung in Grenzen. Er verdrängte die stärksten Zweifel, indem er sinnlose Hoffnung aus dem Nichts heraufbeschwor und sich somit selbst belog. Langsam öffnete er die Augen, blickte zum Himmel auf und schluckte schwer. In der linken Hand hielt das Handy, in der Rechten jenen Zettel, der die Rettung, ebenso gut jedoch auch das völlige Versagen mit sich bringen konnte. Den völligen Absturz in die Finsternis, in der keine Hoffnung die Kraft zum Leben fand. Friedlich zogen die Wolken über ihn hinweg, beruhigend schimmerte das Blau durch die wenigen Spalten. All dies wirkte verräterisch in diesen Sekunden, heimtückisch und verleumdend. Alles andere als friedlich und beruhigend. Langsam öffnete er den Mund, atmete tief ein und stieß sich von der Wand ab, so dass er wieder aufrecht stand. Und gleichzeitig hob er beide Hände, wendete das Handy und klappte den Zettel auf.

Ohne sich auch nur noch einem zweifelnden Gedanken auszusetzen, begann er die Nummer zu tippen, atmete erneut tief durch und hob das Handy zum Ohr. Das Rufsignal ertönte schnell, zu schnell, als dass es nun einen Rückzug geben könnte. Verkrampft umklammerte Kaiba das Handy, biss sich auf die Unterlippe und ließ den Zettel sinken. Viermal klingelte es, fünfmal...

"Ja?"

Die Stimme, die sich meldete, riss ihn vollständig in die Realität zurück. Er blinzelte, presste die Lippen aufeinander und sah sich flüchtig um.

"Sind Sie der Mann, der mir seine Hilfe angeboten hat?", antwortete er nach einem knappen Zögern, worauf eine kurze Stille in der Leitung ausbrach, als müsse jemand erst seine Gedanken ordnen.

"Ähm... ja... Sie?" Merkwürdig überrascht und gleichzeitig erfreut hörten sich die Worte des älteren Mannes an. Im Hintergrund ertönte das leise Brummen eines Motors. "Sagen Sie bloß, Sie haben Ihren Freund immer noch nicht gefunden?"

Kaiba schüttelte den Kopf. "Nein."

"Das tut mir leid." Wurde sogleich geantwortet. "Und Sie wollen meine Hilfe nun doch annehmen?"

Kaiba stemmte die Hand in die Hüfte, bearbeitete die Unterlippe erneut mit den Zähnen. "Ja."

Ohne auf die auffällige Gezwungenheit des jungen Mannes zu achten, lachte der Ältere in der Leitung.

"Das Angebot steht natürlich noch. Was halten Sie davon, wenn wir uns heute Abend treffen?"

"Mm..." Kaiba nickte.

"Meine Freunde und ich holen Sie ab und dann können wir sofort mit der Suche beginnen. Wissen Sie, wir kennen so einige Verstecke, wo sich Ihr Freund herumtreiben könnte. Wir finden ihn, das verspreche ich."

"Mm..." Finster starrte Kaiba auf den Boden. "Wann?"

"Ach, sagen wir, um achtzehn Uhr?"

"Wo?", hauchte Kaiba leise.

"Befinden Sie sich immer noch in der Nähe, wo wir uns getroffen haben?"

"Ja."

"Gut, dann müssten Sie doch sicher den kleinen Park kennen? Er ist wirklich klein, fällt jedoch auf, da er der einzige in diesem Dorf ist."

"Ich finde ihn schon."

"Gut, wir treffen uns am Ufer des kleinen Sees, der sich in der Mitte des Parks befindet. Ist das für Sie in Ordnung?"

"Klar..."

"Machen Sie sich keine Sorgen. Niemand kennt sich in diesem Dorf besser aus als wir." Nun ertönte in der Leitung das leise Knacken von Kies, kurz darauf verstummte das Geräusch des Motors. "Haben Sie denn gar keine andere Hilfe gefunden? Wie viele beteiligen sich noch an der Suche?"

"Niemand", sagte Kaiba nach kurzem Bedenken.

"In Ordnung." Es hörte sich an, als würde eine Autotür geöffnet. "Und Sie sind ganz sicher, dass Sie den Treffpunkt finden? Sie können einen anderen bestimmen, wenn Sie möchten."

"Nein, der Park ist gut."

"Okay, also dann versuchen Sie sich noch etwas zu entspannen und Ruhe zu finden. Spätestens morgen sehen Sie Ihren Freund wieder."

"Klar." Kaiba schielte zur Seite, wo eine alte Frau mit einem zotteligen Hund an der schmalen Straße vorbeischlürfte. "Tschüß."

"Auf Wiedersehen."

Somit ließ Kaiba das Handy sinken, schloss die Augen und atmete leise aus.

>Ja... auf Wiedersehen...<
 

Lahm schob sich Joey auf das Bett zurück, tastete nebenbei nach der Decke und zog sie über die Schultern, als er sich zusammengesunken hinkauerte, etwas nach vorn lehnte und die Augen schloss. Seit geraumer Zeit hörte er die beiden wieder lachen, laut und zufrieden, als ob es an dieser Welt nichts gäbe, dass sie störte.

Flaschen klirrten, Stühle wurden gerückt und er wartete.

Wartete auf einen Mann, einen Unbekannten..

Krampfhaft vergruben sich die Finger in dem weichen Stoff, die Augenbrauen verzogen sich leidend. Bevor Lee zu ihm gekommen war, hatte er jene Angst bei weitem nicht so deutlich gespürt wie jetzt. Die Sorgen um diesen hatten ihn angelenkt und er wünschte, er könnte sich auch jetzt noch einzig und allein auf sie konzentrieren, wenn auch nur, um sich abzulenken, sich selbst eine wuchtige Lüge aufzubrummen und die Angst vor sich her zuschieben. Nun jedoch, brach sie über ihn herein und auch wenn er nur annähernd an das dachte, was ihn in geraumer Zeit erwartete, spürte er eiskalte Schauer, die durch seinen Körper jagten, als wollten sie ihm die Sache zusehends erschweren. Stockend schnappte er nach Luft, zog die Decke höher und verbarg den Kopf unter ihr. Wüsste er doch wenigstens, wie viel Zeit ihm noch blieb!

Jegliches Gefühl, um es selbst einzuschätzen, hatte er verloren. Es wirkte wie eine Ewigkeit, seitdem Lee fort war und Joey wünschte, er würde noch ein einziges Mal zu ihm kommen, nur mit ihm reden, wenn auch nur mit Worten, die keine Hoffnung mit sich brachten. Worte... durch die er dennoch nicht allein wäre!

Er fühlte sich wie ein Vereinsamter, ein Mensch, der von allen aufgegeben worden war und stillschweigend und hilflos auf den Scharfrichter wartete, der all das, was geblieben war, zerstören würde.

Der alles zunichte machte, was er sich aufgebaut hatte.

Die Liebe zu Kaiba! Die Treue zu diesem!

Der alles zunichte machte, was er sich erkämpft hatte.

Den starken Willen, der jegliche Angst verdrängte!

Wo war er?!

Zögerlich hob Joey den Kopf und zog die Decke ein Stück zurück, als würde er dadurch etwas anderes sehen, als Dunkelheit. Angespannt richteten sich seine Augen auf die Tür.

Sie könnte sich öffnen... jederzeit.

Er befasste sich mit diesem Gedanken und gerade als er sich in ihn vertiefte, hörte er, wie sich die Eingangstür im Flur öffnete. Wie die Ketten rasselten und sich der Schlüssel drehte. Ein schmerzhaftes Zucken durchfuhr seinen Leib und er verharrte reglos, wie zu Eis erstarrt, kaum dazu fähig, zu atmen.
 

Hastig schloss Rick die Tür des unauffälligen Hauses auf, verstaute das Handy in der Tasche seiner Jacke und eilte zur Küche, wo die beiden anderen fläzten und sich gut gelaunt unterhielten. Und ihre Stimmung sollte sich weiterhin heben, bei dem, was der Schwarzhaarige zu berichten hatte.

"Ratet mal, wer mich gerade angerufen, und erneut um meine Hilfe gebeten hat!", rief er aufgeregt, eilte zum Tisch und nahm Tom das Bier aus der Hand, um sich selbst einen erfrischenden Schluck zu gönnen.

Tom verzog die Augenbrauen.

"Was redest du da."

"Meinst du das ernst?" Der Blonde nahm die Füße von dem Tisch und richtete sich im Stuhl auf, seinen Kumpanen ungläubig anstarrend. "Der Typ hat sich wieder gemeldet??"

"Ja!" Triumphierend fuchtelte Rick mit der Flasche.

"Ist nicht dein Ernst!" Nun verstand es auch der Brünette.

"Doch!"

"Neeeein!"

"Doch!!" Der Schwarzhaarige brach in lautes Gelächter aus. "Wir treffen uns achtzehn Uhr am See im Park! Das heißt, er könnte morgen schon hier anfangen!"

"Verdammt, dann dürfen wir es nicht vermasseln!"

"Tun wir schon nicht." Der Schwarzhaarige schien sich seiner Sache sicher zu sein, verdrehte die Augen und leerte die Flasche in großen Zügen. "Er hörte sich ziemlich erschöpft an, hat sicher die Nächte durchgemacht, der Idiot."

"Schlecht für ihn", schnurrte Tom. "Gut für uns."

"Warum können wir uns nicht schon eher mit ihm treffen?" Der Blonde suchte nach einer neuen Flasche. "Wir könnten es hinter uns bringen und wenn wir den hübschen Typen, so wie du sagst..."

"Oh ja."

"... hier bei uns haben. Dann kannst du dem Wrack endlich die verdiente Kugel in den Kopf jagen und ihn im Wald verscharren."

Rick hielt inne, blickte sich flüchtig um.

"Klar", gab der Brünette seine Zustimmung. "Mit zwei Frischlingen brauchen wir das Häufchen Elend nicht mehr. Der wäre uns eh nur ein Klotz am Bein."

Ein begieriges Grinsen zerrte an dem Mundwinkel des Schwarzhaarigen, als er die Flasche auf den Tisch zurückstellte.

"Danach sehne ich mich seit einem Jahr", hauchte er und begann sie auf dem Holz der Tischplatte zu drehen.

Die Beiden schlossen sich seinem Grinsen kurz an, kamen dann jedoch auf ein anderes Thema zu sprechen.

"Vorbereitungen können wir später treffen. Wir dachten, wir gehen schnell einen trinken, während unser Frischling beschäftigt ist."

Damit jedoch, schien Rick weniger zufrieden zu sein. Ein misstrauischer Blick zur Treppe verriet dies.

"Um den musst du dir keine Sorgen machen. Der ist gerade zusammengeklappt und döst sich aus."

"Vor heute Abend kommt der nicht mehr zu sich."

"Ach."

"Klar." Der Brünette winkte lässig ab. "Der ist fertig. Lass ihm noch ein bisschen Ruhe, bevor er ins Gras beißt."

Plötzlich ertönte ein leises Klopfen und augenblicklich verstummten sie. Langsam ließ der Blonde das Bier sinken, während sich Rick umdrehte und einen Blick zur Tür warf. Kurz beobachtete er sie, wandte sich den Beiden zu und präsentierte ein herrliches Grinsen.

"Pünktlich wie eh und je." Hauchte er leise, rieb sich das Kinn und ging, um die Tür zu öffnen. Die anderen blieben sitzen, tranken einen letzten Schluck und verständigten sich durch wenige aussagekräftigen Blicke. Gemächlich drückte Rick die Klinke hinab, öffnete die Tür und trat zur Seite, damit ein Mann eintreten konnte. Dieser war groß gebaut, muskelbestückt und scheinbar nicht der Schwächste. Gekleidet war er in einen schwarzen dünnen Mantel, den er sich von den Schultern streifte und bei Seite legte, als sähe er dieses Gebäude als zweites zu Hause an. Er war schon oft hier gewesen. Mit kleinen, jedoch bissigen und entschlossenen Augen sah er sich um, begrüßte die beiden in der Küche mit einem Nicken und wartete, bis Rick die Tür hinter ihm geschlossen hatte und neben ihm erschien. Er schüttelte ihm die Hand, wandte sich kurz darauf jedoch erneut ab, als suche er nach etwas, als sei er ungeduldig.

"Wie geht es Ihnen, Schmidt?" Rick stemmte die Hände in die Hüften und grinste noch immer, der Mann antwortete mit einem verworrenen Murmeln.

"Lange her, seit dieser Laden ein ordentliches Angebot hatte", meinte er mit einer rauchigen Stimme und strich sich über das kurze Haar.

"Lassen Sie sich überraschen", erwiderte der Blonde nur. "Bald wird das Angebot weiterhin wachsen."

"Ach?"

"Wollen Sie nen Bier?"

"Nein, nein." Schmidt schüttelte den Kopf, biss sich auf die Unterlippe und betrachtete sich flüchtig die Treppe, die zur ersten Etage hinaufführte. "Ich habe es eilig, ihn kennen zu lernen... euren Frischling."

"Das kann ich verstehen." Tom kippelte mit dem Stuhl.

Schmidt wischte sich die scheinbar feuchten Hände an dem weißen ordentlich geknöpften Hemd ab, nach wenigen Sekunden jedoch, zeichnete sich ein leises Misstrauen auf seiner Miene ab und er wandte sich an den Schwarzhaarigen.

"Und... das ist wirklich das erste Mal für ihn?" Fragte er argwöhnisch.

Rick lächelte beschwichtigend.

"Das versichere ich, Schmidt. Sie werden es spätestens bemerken, wenn Sie ihm gegenüberstehen. Umso mehr Freude dürfte es Ihnen machen, ihn zu zähmen. Sie bevorzugen doch einen rauen Umgang?"

Ein schäbiges Grinsen genügte als Antwort.

"Schonen Sie ihn nicht, toben Sie sich ruhig richtig aus."

"Wo ist er?" Fiel Schmidt dem Brünetten beinahe ins Wort und schob die rechte Hand währenddessen in eine der Hosentaschen.

"Im hinteren rechten Zimmer." Erklärte Rick hilfsbereit und trat näher, um die Scheine entgegen zunehmen, die Schmidt ihm reichte. "Wir werden kurz das Haus verlassen. Aber keine Sorge. Mit dem Blinden werden Sie spielend fertig und Lee mimt mal wieder den Halbtoten."

"Sorgen? Weshalb zur Hölle sollte ich mir Sorgen machen!" Schmidt rieb sich die Hände und ging los, ohne zurückzuschauen. In sicheren Schritten betrat er den schmalen Flur und steuerte auf das besagte Zimmer zu.

Rick und seine Kumpanen sahen ihm triumphierend nach.
 

Mit offenen Augen lag Lee auf dem Bett. Noch immer verharrte er in der zusammengekrümmten Haltung, weder unter Dämmernis noch Schmerzen leidend. Nein, es ging ihm halbwegs gut und seit er hier lag, verfolgte er Gedanken, grübelte und sinnierte, ohne sich zu bewegen. Den Blick noch immer auf das Fenster gerichtet, atmete er ruhig und gleichmäßig. Die Schmerzen der Tritte hatten nachgelassen, nur die Schwäche gewann an Stärke, was kein geringeres Problem darstellte. Ja, sein Körper erlahmte von Tag zu Tag mehr, nicht lange würde es noch dauern, bis er sich kaum noch regen könnte.

Nicht lange, bis zum erlösenden Ende...

Die rauen Lippen begannen sich zu bewegen, wurden von der Zunge befeuchtet, während in die Augen noch kein Leben zurückkehrte. Nichts an seiner Miene verriet, worüber er sich Gedanken gemacht, beziehungsweise, ob und welchen Entschluss er gefasst hatte. Er ließ nicht nach außen dringen, was in ihm vorging, blieb weiterhin liegen und erweckte bald den Anschein, auf irgendetwas zu warten. Unten hatte sich die Tür gerade zum zweiten Mal geöffnet, er nahm Stimmen wahr, zu leise, als dass er die einzelnen Worte verstehen könnte.

Schmidt... seine Stimme hatte er erkannt, seine Stimme war es, die ihm nie aus dem Gedächtnis gehen würde, so sehr er sich auch bemühte. Ein Mann, der ihn oft grün und blau geschlagen hatte, als er sich, durch die Schwäche bedingt, nicht nach seinen Wünschen richten konnte. Ein Mann, der seine Brutalität gern zum Ausdruck brachte, ebenso den Wunsch, dass jeder zu spuren hatte. Er würde schon dafür sorgen, dass Joey diesen Tag nie vergaß. Erneut leckte sich Lee über die Lippen, löste die Arme von dem Bauch und blinzelte. Nun verstummten die Laute, unten trat Stille ein...

Konzentriert schweiften die schwarzen Pupillen durch den trostlosen Raum.

Schmidt musste nun bereits bei Joey sein und nachdem die Stille knapp eine Minute angehalten hatte, schien unten in der Küche endlich das Leben zurückzukehren. Stühle quietschen, leises Lachen und Schritte, die sich alle in eine Richtung bewegten. Lee regte sich nicht.

Stimmen... sie waren es nicht, worauf er wartete.

Stockend strich sich der junge Mann eine lange Strähne aus dem Gesicht, die weißen Zähne umschlossen angespannt die Unterlippe, schabten auf ihr. Dann...

Es raschelte ein Schlüsselbund, ebenso wie die Vorhängeschlösser klimperten. Eine kurze Pause, dann erneut. Die Eingangstür wurde geschlossen und verriegelt.

>Ich bin also keine Gefahr für euch?!<

Und mit einem Mal erwachte Lee zum Leben. Hastig rollte er sich zur Seite, rollte sich zur Kante des Bettes und schob die Hand über sie hinweg, hinab zu den Balken, die die Matratze hielten. Gezielt näherte er sich einer von ihr, schob die Hand unter sie und zog ein Handy hervor. Ein Handy, welches Rick vor einem Jahr unerklärlich abhanden gekommen, und bereits in Vergessenheit geraten war.

Sobald er es sicher gefasst hatte, schob er sich aus dem Bett, kam auf die Beine und eilte zum Fenster. Noch währenddessen begann sein Daumen eine schnelle Nummer auf den Tasten zu wählen und als er das Handy zum Ohr hob, lugte er bereits durch einen kleinen Spalt zwischen zwei Brettern, durch den er hinausschauen konnte. Er erspähte die drei Männer, die sich dem Landrover näherten, ihn lachend erreichten und die Türen öffneten.

Es klingelte... gehetzt suchten die schwarzen Pupillen die Gegend ab und richteten sich noch einmal prüfend auf den Wagen, dessen Motor nun gestartet wurde. Endlich verriet ein leises Klicken, das dass Telefonat entgegen genommen wurde.

"In zehn Minuten", keuchte Lee nur, legte auf und warf das Handy beiläufig auf das Bett. Beinahe rennend erreichte er die Tür, riss sie auf und eilte in den Flur hinaus. Kurz meinte er, Gepolter aus dem Erdgeschoss zu hören, konnte dem jedoch nicht Beachtung schenken und erreichte schnell die hinterste Tür des Flurs. Fahrig grabschte er nach dem kleinen Knauf, drehte ihn und öffnete die Tür, hinter der sich eine kleine zugestellte Rumpelkammer befand. Zielstrebig ließ er sich auf die Knie fallen, schob den Arm durch alte Decken und kämpfte sich auch durch andere Gegenstände, bis er das ertastete, wonach er suchte. Er griff zu, wand sich kurz in der Haltung und zog den Arm zurück. Die Decken rutschten zur Seite, die Gegenstände fielen um und lautes Gerumpel ertönte, bis Lee einen Baseballschläger ins Freie zog, sich mit ihm erhob und die Tür hektisch in ihr Schloss zurückdrückte. Erneut ertönten von unten Geräusche, trieben ihn nur noch mehr zur Eile an. Den Schläger entschlossen umfassend, wandte er sich ab und hastete auf die Treppe zu... jedoch ohne sie zu benutzen, sondern nur an ihr vorbeizuziehen. So betrat er den Flur der anderen Seite, erreichte eine weitere Tür und riss auch diese auf, um im dahinterliegenden Raum zu verschwinden. Hastig betrat er ein weiteres Bad, steuerte auf das Waschbecken zu und ging vor diesem erneut auf die Knie, um einen kleinen Schrank vorzuziehen. Den Baseballschläger warf er zur Seite, packte die Kanten des Schränkchens mit beiden Händen und löste es mit einem Ruck von der Wand. Nur ein bisschen, dann beugte er sich nach vorn, schob die Hand in den kleinen Spalt und tastete dort.

Er tastete hastig und gehetzt, wurde scheinbar schnell fündig und ließ einen Schlüssel in der Hosentasche verschwinden, bevor er den Schrank an die Wand zurückrammte, nach dem Schläger grabschte und so auf die Beine kam.

Erneut trat er in den Flur hinaus, erneut näherte er sich der Treppe...

Diesmal jedoch, legte sich die blasse Hand auf das Geländer und er sprang sie hinab. Nach dem zweiten Satz entrann ihm ein angestrengtes Keuchen, nach dem Dritten schien er kurz das Gleichgewicht zu verlieren und es dennoch schnell wieder zu finden. Verbissen rappelte er sich auf, tastete sich an dem massiven Holz hinab und erreichte so endlich das Erdgeschoss. Kein Gepolter drang in diesen Sekunden an seine Ohren, nur andere Geräusche...

Geräusche, die ihn befürchten ließen, zu langsam gewesen zu sein...

Der Mann schien sein Opfer schnell überwältigt zu haben.

Die bleiche Miene des Halbchinesen zuckte verbittert, die Hand klammerte sich mit verzweifelter Kraft um den Schläger und in unsicheren, jedoch schnellen Schritten näherte er sich jener Tür, durch die nun ein leiser Schrei nach außen drang. Gehetzt schnappte Lee nach Luft, erreichte die Tür und schlug die Hand um die Klinke, um sie mit einer schnellen Bewegung aufzureißen. Ohne auch nur die geringste Pause einzulegen, hastete er in den Raum, stolperte weiter und stürzte auf das Bett zu. Und mit einer Stärke, die dem gebrechlichen Körper nicht zuzutrauen war, holte er mit dem Schläger aus und ließ ihn mit aller Kraft auf den breiten Nacken des Mannes niedergehen, der sich auf einem hilflos windenden Körper räkelte. Er schlug nur einmal zu und noch während Schmidt einen lauten entsetzten Schrei ausstieß, löste Lee eine Hand von dem Schläger, schlug diese in die Schulter des Mannes und zerrte ihn von Joey. Er riss ihn von dem Bett, stieß ihn zu Boden und umfasste den Schläger erneut beidhändig, um wieder zuzuschlagen. Und mit einem tief verwurzelten Hass und unbeschreiblicher Wut tat er es weitere Male, bis Blut an dem blanken Holz des Schlägers haftete und sich der nackte Mann nicht mehr regte. Keuchend blickte Lee auf ihn herab, rang nach Sauerstoff und schwankte kurz, bevor er den Schläger zur Seite warf, sich taumelnd umdrehte und auf den jungen Mann zustolperte, der mit rasendem Atem und gelähmten Gliedern dort lag und mit von Panik erfüllten Augen vor sich hinstarrte. Lee konnte ihm keine Zeit lassen, beugte sich zu ihm hinab und fasste ihn grob am Handgelenk, um ihn in eine aufrechte Haltung zu ziehen. Währenddessen langte er mit der anderen Hand aus, erreichte den Tisch und befreite diesen von der Decke. Auffällig zitternd und bis in den letzten Muskel verkrampft, blieb Joey aufrecht sitzen und bekam schnell die Decke über die Schultern gezogen. Nur kurz verknotete Lee diese, verdeckte seine Blöße und griff ihn erneut am Handgelenk, um ihn auf die Beine zu ziehen. Es gelang ihm wirklich, doch sobald der junge Mann halbwegs aufrecht stand, ließen die Beine nach und er ging wie betäubt zu Boden. Lee stolperte zurück, rang nach Sauerstoff und hatte dennoch keine Gelegenheit, eigene Kräfte zu sammeln.

"Verdammt, steh auf!!" Hektisch bückte er sich zu Joey hinab, hielt dessen Handgelenk noch immer sicher umfasst und umschlang mit dem anderen Arm den Leib des Blonden. Schon bei der kleinsten Bewegung spürte er, wie dieser bebte und zitterte, umfasste ihn sicherer und hievte Joey mit großer Anstrengung auf die Beine, wo sich dieser aus eigener Kraft nicht halten konnte. Verbissen raffte er ihn höher und presste ihn gegen den eigenen Körper, der selbst nicht viel stärker war. Das einzige, was Lee stärkte, war die Verzweiflung, gleichermaßen die Angst. Wie sonst hätte es ihm gelingen sollen, Joey regelrecht aus dem Raum zu schleifen, da dieser nicht einmal zu Schritten imstande war. Doch schon als Lee den jungen Mann durch den Flur schleppte, spürte er jene marternde Schwäche in den Armen und Knien.

Eine Schwäche, die er in diesen Sekunden am wenigstens gebrauchen konnte!!

Verkrampft biss er die Zähne zusammen, erreichte schnaufend die Küche und rammte sich dort gegen eine kleine unauffällige Tür, die daraufhin sofort aufsprang. Hinter ihr lag eine schmale steinerne Treppe, die direkt in den Keller hinabführte. Stolpernd und schleppend betrat Lee diese, hievte Joey höher und krallte ihn an sich.

"Joey!" Keuchte er erschöpft, als er sich unsicher hinabtastete und allmählich in die Dunkelheit des Kellers eintauchte. "Verdammt!!"

Am Klang erkannte er bald, dass er die Treppe hinter sich hatte, wandte sich schwerfällig nach links und quälte sich weiter. Und nach wenigen Schritten spürte er, wie sich Joeys Körper stockend zu bewegen begann, das leise Keuchen an Lautstärke gewann und von einem erstickten Husten unterbrochen wurde. Doch in diesen Sekunden erspähte Lee bereits einen winzigen hellen Punkt, der sich jedoch nur langsam näherte. Erneut hievte er Joey höher, musste jedoch einen Arm von dessen Leib lösen, um eine Hand in die Hosentasche zu schieben, dort nach jenem Schlüssel zu tasten. Er hatte eine alte versteckte Tür erreicht, die mit einem Vorhängeschloss verriegelt war, jedoch kein Hindernis darstellte. Während er hektisch suchte und schnell den Schlüssel zu fassen bekam, drohte Joey durch seinen Arm zu rutschen und erneut zu Boden zu gehen. Gezwungenermaßen ging er leicht in die Knie, zog schnell den Schlüssel hervor und tastete nach dem Schloss. Nebenbei raffte er Joey mit einem kraftlosen Schwung etwas höher und fasste ihn sicherer. Flink fand er das Schloss, fühlte den kleinen Schlitz und versuchte diesen mit dem Schlüssel zu treffen, was nicht einfach war, denn auch seine Hände zitterten. Angespannt verzog er das Gesicht, ächzte ein hektisches Gebet und traf das Ziel. Hastig drehte er den Schlüssel, grabschte nach dem Schloss und schmiss es zur Seite, um anschließend die Tür aufzureißen. Warme Sonnenstrahlen strömte ihnen sogleich entgegen, gleißendes Licht...

Lee blinzelte unter dieser Helligkeit, umfasste Joey wieder mit beiden Armen und schleppte ihn nach draußen. Endlich schienen dessen Beine etwas Halt auf dem Boden zu finden und es war eine wahrhaftige Erleichterung für Lee, als dieser spürte, wie sich der Blonde etwas abdrückte, sogar Schritte zustande bekam. Nach einem nervösen Blick nach allen Seiten, eilte Lee weiter, entfernte sich vom hinteren Teil des Hauses und schleppte sich zu einer Wiese, die das Haus von dem Wald trennte. Der Wald, der ihre Rettung darstellte.

Doch sobald seine nackten Füße die grünen Halme berührten, ließen die Knie des Halbamerikaners nach und gemeinsam mit Joey ging er zu Boden.

Ein lautes Ächzen war von dem Blonden zu hören, als dieser in dem Gras landete und sich dort benommen räkelte. Auch Lee blieb kurz liegen, kämpfte um Sauerstoff und krallte beide Hände in das Gras.

"Verflucht..." Stieß er heiser aus und hob etwas den Kopf, um zu Joey blicken zu können, dessen Gesicht in dem Licht des Tages noch viel bleicher wirkte. Erschöpft zwinkerte er, biss die Zähne zusammen und rappelte sich schwerfällig auf. Sie mussten in den Wald! Hier auf dieser Wiese waren sie den Augen Anderer schutzlos ausgeliefert! Röchelnd griff Lee erneut nach Joeys Handgelenk, erhob sich wankend und zog ihn mit sich. Und der Blonde kam auf die Beine! Auch wenn er abwesend und noch immer benommen wirkte, er schaffte es aufzustehen und wurde ohne zu zögern weiter gezogen. Strauchelnd und stolpernd quälte er sich über die Wiese, taumelte und drohte oft zu stürzen, wozu ihm jedoch keine Zeit blieb, denn Lee rannte so schnell, wie die Beine es zuließen. Allmählich überquerten sie die Wiese und näherten sich dem rettenden Wald, den eng beieinander stehenden Bäumen. Immer weiter entfernten sie sich von dem Haus, bis Joey von den letzten Kräften verlassen, erneut zusammenbrach und Lee mit sich zog. Wieder gingen beide zu Boden, doch diesmal erhob sich Lee sofort, richtete sich auf den Knien auf und packte den Blonden grob an den Schultern.

"Joey!!"

Entkräftet hob dieser den Kopf, rang nach Luft und drohte zur Seite zu kippen, doch Lee hielt ihn.

"Verdammt Joey, wenn du etwas für mich tun willst", Lees Stimme zitterte vor Verzweiflung, die Finger krallten sich schmerzhaft in die Haut des Blonden, "dann steh auf!! Wenn sie uns jetzt erwischen, dann war all das umsonst und du wirst den Rest des Lebens hier verbringen!!" Hektisch sah er sich um, bevor er grob an Joey rüttelte. "Dann wirst du so enden wie ich und das will ich nicht!! Also steh sofort auf, verflucht noch mal!!"

Erneut kämpfte er sich auf die Beine und zerrte Joey mit sich. Auch dieser schaffte es mit großer Anstrengung, wurde wieder am Handgelenk gefasst und weiter gezogen. Und nach weiteren Schritten spürten sie endlich den rauen Waldboden unter sich. Es schien, als würde Joeys Benommenheit allmählich nachlassen, er hielt sich besser auf den Beinen und als Lee dies bemerkte, ließ er sich nicht auf eine Pause ein. Gehetzt erklommen sie einen Hügel, eilten weiter und stiegen diesen auf der anderen Seite hinab, so dass sie tiefer in dem dichten Wald verschwanden. Erst als sie die Schräge hinter sich gelassen hatten und halbwegs ebenen Boden erreichten, ließ Lee Joeys Handgelenk los, schwankte noch wenige Schritte nach vorn und brach zusammen. Kraftlos ließ er sich nach vorn fallen und landete weich im Moos des Waldes, wo er reglos liegen blieb und röchelnd die Augen schloss. Auch Joey war gestürzt und hockte zusammengesunken auf dem weichen Untergrund. Die Augen geweitet ins Leere gerichtet, die Arme langsam und zitternd um den Leib schlingend. Nur kurz verharrte er so, bevor er sich nach vorn beugte und sich übergab.

Eine Weile blieb Lee so liegen, sein eigenes Keuchen übertönte beinahe das gedrungene Ächzen und die würgenden Geräusche, welche hinter ihm ertönten. Das Atmen fiel ihm schwer und so konzentrierte er sich darauf, sich bestmöglich zu beruhigen. Hier war er sicher, hier war er richtig. Hier würde ihn keiner der Männer finden. Mit offenem Mund sog er den Sauerstoff ein, genoss die frische Waldluft, die er so selten roch. Währenddessen richtete sich Joey taumelnd auf, hustete leise und kippte nach hinten, wo er liegen blieb und sich räkelte.

Das friedliche Zwitschern der Vögel umgab sie, die Sonnenstrahlen, die sich durch das grüne Geäst der Bäume schlängelten, spendeten Wärme...

Langsam rollte sich Lee auf den Rücken, streckte die Arme von sich und behielt die Augen weiterhin geschlossen. Diese geruhsame Atmosphäre ließ ihn die Sorgen stets für wenige Minuten vergessen.

Die Sorgen um die nächsten Tage...

Wie würden diese verlaufen? Was würde geschehen?

Die Sorgen um die Konsequenzen, die diese Handlung mit sich brachte...

Einen Bezahlenden niedergeschlagen, einen Geldeinbringenden in die Freiheit entsandt... an all dies dachte er nicht, während er dort in dem weichen Moos lag, nach wenigen Minuten die Augen aufschlug und Gen Himmel blinzelte.

Noch immer vernahm er das qualvolle Ächzen neben sich, das inzwischen von leidendem Stöhnen begleitet wurde. Er senkte die Lider, stützte sich ab und setzte sich auf, um sich zu Joey umzudrehen.

Zusammengekrümmt lag dieser dort, mit beiden Armen den Bauch umklammert und die Beine angewinkelt. Ob er auch die Augen geschlossen hielt, konnte Lee nicht erkennen, denn Joey hielt das Gesicht gesenkt, verbarg es zwischen den Armen. Er sah ihn weiterhin an, atmete tief durch und streckte die Hand nach ihm aus. Er erreichte ihn jedoch nicht, denn als er ein flüchtige Bewegungen zwischen den Bäumen ausmachte, fuhr er herum. Der Platz auf dem sie sich befanden, war von allen Seiten von Anhöhen umgeben und auf einer dieser Anhöhen glaubte er, es gesehen zu haben. Mit geweiteten Augen starrte er in die Richtung, wagte es kaum, sich zu bewegen. Doch nun war nichts mehr zu sehen.

Angespannt hielt er den Atem an, blinzelte und schluckte. Hinter ihm räkelte sich Joey und er entspannte sich allmählich. Er musste sich geirrt haben.

Nein...

Plötzlich knackten Äste und auf einer der Anhöhen tauchte ein junger Mann auf, der sich durch das Dickicht kämpfte und sich schnell näherte. Zuerst war Lee wieder erschrocken, doch nun, da er ihn erkannte, seufzte er erleichtert, entspannte sich vollkommen und ließ den Kopf sinken.

"Lee!!" Daniel stieß sich an einem Stamm ab, schlitterte eilig die Anhöhe hinab und rannte auf diesen zu. Auch er keuchte, hatte sich vermutlich ebenso beeilt, da man ihm nur zehn Minuten gelassen hatte. Vor Lee warf er sich in das Moos, musterte ihn besorgt und umarmte ihn heftig. "Mensch Junge, alles in Ordnung?!"

Lee ließ diese Umarmung gern zu, erwiderte sie sogar, soweit es seine Kräfte erlaubten.

"Mm...", hauchte er nur, während er sich an seinen Freund lehnte und die Augen schloss.

Auch Daniel hatte die Augen kurz geschlossen, Lee an sich gedrückt und sie nach wenigen Sekunden wieder geöffnet. Und das erste was ihm auffiel, war so der junge Mann, der dort lag. Entsetzt weiteten sich die aschgrauen Augen und mit einer schnellen Bewegung löste er die Umarmung, schob sich zurück und sprang auf die Beine.

"Was...", Joey anstarrend, trat er etwas näher, "was zur Hölle... Lee, kannste mir das mal erklären?! Was macht er... ich versteh´s nich... war er... war er die ganze Zeit bei dir?? Ham ihn die Schweinepriester etwa auch..."

"Ja." Lee nickte matt.

"Ja, aber...", überfordert fuhr sich Daniel durch das Haar, gestikulierte wild mit den Händen und rieb sich die Stirn, während er die entsetzten Augen nicht von Joey lösen konnte, der sich nun langsam zu regen begann, "... ich dachte, man, ich fass es ja nich!! Aber warum...", stockend ließ er die Hände sinken und als er sich zu Lee umdrehte, schien sich das Entsetzen in seinen Augen weiterhin zu verstärken. "Du hast ihn da rausgeholt??"

Wieder nickte Lee und Daniel schnappte nach Luft.

"Sag mir, dass das nich wahr is." Hauchte er ungläubig.

"Will", Lee hob die Hand, "hör mir zu, ich..."

"Das is nich wahr!" Wieder ließ sich Daniel vor ihm auf die Knie fallen, schüttelte fassungslos den Kopf. "Biste denn des Wahnsinns?!"

"Will!" Wiederholte Lee ausdrücklicher und sofort verstummte dieser. "Halt einfach mal die Klappe und hör mir zu. Ich will, dass du dich um ihn kümmerst."

Sofort wollte Daniel ihn unterbrechen, um ihn daran zu hindern, genügte es, dass Lee die Hand hob. Ernst traf der Blick auf den Entsetzten.

"Ich konnte das Schlimmste nicht verhindern, also sorg dafür, dass er sich untersuchen lässt, sobald er zu Hause ist."

"Lee!"

"Ich sagte, du sollst die Klappe halten!"

Daniel gehorchte und Lee seufzte erschöpft.

"Bring ihn in Sicherheit... bring ihn zu seinem Freund, er sucht bereits nach ihm."

Wieder schüttelte Daniel den Kopf, fiel Lee jedoch nicht ins Wort.

"Ich übergebe ihn dir hier und verlasse mich auf dich."

"Sag ma...", verwirrt verengte Daniel die Augen und lehnte sich etwas nach vorn, "...du bist nich dazu bereit, dich selbst zu retten, aber rettest andre?!"

Lee starrte auf das Moos, schien nicht vorzuhaben, sich auf diese gewohnte Diskussion einzulassen.

Daniels Gesicht verlor binnen der kürzesten Zeit an Farbe.

"So wie Joey aussieht, musste direkt dazwischen gegangen sein... und jetzt... jetzt... mensch, sag mir nicht, dass du dahin zurück willst!!"

Lee stöhnte leise und Daniel erhob sich stockend, erneut den Kopf schüttelnd.

"Die bringen dich um, verdammt nochma!! Die machen dich fertig und diesmal wirklich!! Das kannst du nicht machen... Lee, das verzeihen die dir nie!"

"Hoffentlich." Flüsterte Lee kaum hörbar.

"Ich lasse nicht zu, dass du dahin zurückgehst!!" Verzweifelt fuchtelte Daniel mit den Händen, trat von einem Bein auf das andere. "Verdammt, jetzt hast du die Gelegenheit!! Komm mit mir, Lee!! Zurück nach Amerika... wir... wir gehen zu den besten Ärzten und..."

Als Daniel ein höhnisches Grinsen auf den Lippen des jungen Mannes sah, verstummte er augenblicklich.

"Du warst, bist und bleibst ein Idiot."

"Nu geht das schon wieder los!!" Daniel raufte sich die Haare, hockte sich kurz darauf jedoch erneut vor Lee und packte diesen an den Schultern. "Ich bin also ma wieder nen Idiot, nur weil ich nich will, dass die dich killn?!"

"Nicht doch, du bist ein Idiot, weil du genau weißt, dass du es nie verstehen wirst und mir trotzdem noch mit dämlichen Fragereien kommst!"

Sofort wollte Daniel antworten, letzten Endes jedoch, stieß er nur ein scharfes Keuchen aus, löste die Hände von Lee´s schmalen Schultern und starrte verbittert auf den Boden. Lee musterte ihn flüchtig, besah sich seine Miene und senkte ebenfalls den Blick, die blasse Hand tastete sich matt über das Moos, genoss die Weichheit, die seine Haut spürte.

Sie saßen nicht lange so voreinander und schwiegen.

"Ich gehe jetzt zurück." Murmelte Lee mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, Daniel presste die Lippen aufeinander, blickte nicht auf. "Und ich vertraue ihn dir hier und jetzt an, vertraue darauf, dass du dich um ihn kümmerst." Aus den Augenwinkeln heraus, sah Lee seinen Freund an, lange und abschätzend. "Will." Sagte er dann. "Das ist das erste was du seit drei Jahren für mich tun kannst."

"Das ist nicht fair." Wieder schüttelte Daniel den Kopf, die Worte waren nicht mehr als ein angewidertes Fauchen. "Du hast Recht, ich verstehe es nicht. Ich verstehe es nicht... überhaupt nicht. Aber du könntest es mir doch wenigstens erkl..."

Er verstummte, als sich eine Hand auf seine Schulter legte, richtete sich zögerlich auf und ließ endlich wieder Blickkontakt zu. Nur kurz sahen sie sich an, und dennoch schienen sie so mehr Worte zu wechseln, als wenn sie miteinander sprachen. Bald zeichnete sich auf den bleichen Lippen des Halbchinesen ein mattes, jedoch aufrichtig tröstendes Lächeln ab, der Kopf bewegte sich leicht von einer Seite zur anderen. Wie erstarrt kauerte Daniel dort, starrte seinen Gegenüber mit geweiteten Augen an und erweckte den Anschein, als wolle er schreien. Schreien, so laut er konnte. Bebend bewegten sich seine Lippen, doch ein Zeigefinger, der sich sanft auf sie legte, hinderte sie daran, einen Ton hervorzubringen.

Langsam neigte sich Lee nach vorn, legte beide Arme um den Hals seines Freundes und atmete tief durch, als wolle er diese Umarmung in sich verewigen, als wolle er sich ihre Wärme einverleiben, auf das sie ihm stets zur Verfügung stand. Daniel hingegen, war nicht dazu imstande, sich zu bewegen, starr waren seine Augen auf die Rinde eines kräftigen Baumes gerichtet.

"Lee...", hauchte er erneut an dem Ohr des Anderen, "...die bringen dich um."

Kurz darauf löste dieser die Umarmung, lehnte sich zurück und kam auf die Beine, ohne seinen Freund erneut anzuschauen. Stattdessen lenkte er den Blick auf Joey, der die Decke eng um sich gezogen hatte, schnell und schwer keuchte. Er besah ihn sich, und nachdem ein unauffälliges Lächeln über sein Gesicht geschlichen war, wandte er sich zum Gehen ab. In müden und schlürfenden Schritten entfernte er sich von den Beiden, von denen ihm nur einer nachsah.

"Lee..." Daniel schnappte nach Luft, begann sich stockend zu bewegen und kämpfte sich auf die Beine. "Lee!"

Der Angesprochene ging weiter, schlang fröstelnd die Arme um den Leib und stieg über einige am Boden liegende Stöcke. Den Blick fassungslos auf ihn gerichtet, kam Daniel zum Stehen, ballte beide Hände zu Fäusten und atmete tief durch.

"Bleib stehen!" Schrie er von unglaublicher Verzweiflung gepackt. "Hörste mich?! Bleib stehen!!"

Kraftlos begann Lee den Hügel zu besteigen, tastete sich durch das Laub und quälte sich vorwärts, Daniel stolperte ihm nach, hielt nach drei Schritten jedoch inne.

"Das kannste nich machen!! Bist... biste total bescheuert?! Nach drei Jahren!! Nach drei Jahren schaufelst du dir dein eigenes Grab!!" Er zeigte auf Joey, tat noch einen Schritt. "Wegen so einem?! Bleib stehen!!!"

Ohne den aufgelösten Schreien des jungen Mannes Beachtung zu schenken, erreichte Lee die Spitze des Hügels, rang nach Sauerstoff und setzte den Weg unbeirrbar fort. Daniel sah ihn verschwinden.

"Du gottverdammtes Arschloch!!!" Er biss die Zähne zusammen, hob die Fäuste und stolperte nach hinten. "Komm zurück!!" Ein leises Knacken, dann verschluckte der Wald den jungen Mann und Daniel verschluckte sich am eigenen Atem. "Komm zurück!" Schrie er wieder, diesmal jedoch kraftloser als zuvor. "Komm zurück." Seine Stimme versagte, die Knie wurden ihm weich und unter einem gequälten Ächzen ging er zu Boden, sank in sich zusammen und schlug die Hände in das weiche Moos. "Komm... zurück..."

Keuchend neigte er sich nach vorn, stützte die Stirn auf den Boden und schloss die Augen.

"Verdammt..." Fauchte er durch die zusammengebissenen Zähne. "Verdammt."

Ein gepeinigtes Knurren drang aus seinem Hals, die Fäuste ballten sich im Moos zu zitternden Fäusten. Nach wenigen Sekunden riss er es aus dem Boden, ließ die Fäuste erneut auf diesen niedergehen und schrie. Langsam begann sich Joey wieder zu regen und ein leises Husten ertönte, als sich eine Hand stockend über das Moos tastete.
 

~*To be continued*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2010-04-20T10:16:10+00:00 20.04.2010 12:16
Warum haut Lee nicht ab?!! Ich kapier des auch nicht! Er hat doch die Möglichkeit und ich könnt mir auch Besseres vorstellen, als da bei den Typen zu sterben und irgendwo verscharrt zu werden.
Von:  Hito
2006-10-02T23:21:37+00:00 03.10.2006 01:21
(Wie gehabt kann ich es leider nicht mehr zuordnen, was zu welchem Kapitel gehört, also teile ich alles mehr oder weniger gleichmäßig auf)

Diese Passage war klasse:
>"Na? Na?" Provozierend rückte er näher an Joey heran, blinzelte ihm schelmisch
zu. "Die würdest du nicht von der Bettkante schubsen, oder?"
"Öhm...", der Blonde legte einschätzend den Kopf schief, musterte den schlanken
Leib, den wohlgeformten Busen, den man durch das enganliegende Shirt deutlich
ausmachen konnte. Er verzog skeptisch die Augenbrauen.
"Du kannst es mir ruhig sagen." Daniel kicherte. "Verrat mir deine schmutzigen
Fantasien."
"Hat schöne Haare... die Frau."
"Die Haare?" Daniel legte irritiert den Kopf schief. "Die Haare??"
(...)
"Die Haare?" Tristan lugte verwirrt zu ihm. "Na ja... auf die habe ich jetzt gar
nicht so geachtet."<

Tja, die Haare ^^

Es war auch toll zu sehen, wie Daniel so nach und nach hinter das 'Geheimnis' der beiden kommt. Hier mal ein Blick, dort mal eine Geste...wirklich gut geschreiben!

Eine meiner absoluten Lieblingsszenen ist die, bei der Joey und Seto gegeneinander laufen müssen und Joey gewinnt.
>. Mit gelangweilter Miene dackelte er näher,
ging die letzten Schritte bis zu der Markierung und blieb vor dem Blonden
stehen.
"Glückwunsch."
"Och... boarr!" Joey blähte wütend die Wangen auf. "Das war fies!"<

Ich musste unwillkürlich grinsen. Toll, wirklich toll.

Unweigerlich war man daran beteiligt wie sich die Situation zwischen Joey und Seto imme rund immer wieter angespannt hat - und man war so machtlos dagegen ;_;

Natürlich erreichte das Ganze seinen Gipfel als herausgekommen ist, wer Daniels Vater ist.

Das Gespräch danach von Joey und Daniel fand ich gut. Wie Joey erzählt, dass er 3 Schüsse gebracuht hat um Katagori umzubringen....

Du hast es wunderbar gemacht als du Kaiba durch Dukes Augen gesehen hast: Wie Seto mit den anderen solch einem langweiligem Vortrag lauscht - scheinbar auch noch interessiert, dann jedoch aufsteht und sich nicht mehr unter Kontrolle hat.

>"Verdammt, du hast mehr durchgemacht als ein Mensch in drei Leben!
Und dennoch hebst du dich nicht von anderen Teenagern ab. Dein
Benehmen... alles an dir erscheint so normal."
"Das liegt daran, das ich alles hinter mir gelassen habe." Antwortete Joey
ruhig, beinahe schon triumphal. "Natürlich hat es mich fertig gemacht, aber ich
kann mir mein Leben nicht durch so etwas zerstören lassen, oder?"<

Wahre Worte...


>Seit langem war er Kaiba ebenbürtig,
durch nichts zu erschüttern.<

Genau das ist für eine Beziehung wichtig - und Joey ist ihm wirklich ebenbürtig.

Ich finde es wirklich realistisch, dass die beiden sich auch einmal prügeln würden, so wie du es beschrieben hast.
>"Was ist, Seto." Joey behielt die Augen geschlossen, nur seine Lippen bewegten
sich. "Müssen wir uns jetzt schon prügeln, um Unklarheiten zu regeln?"
Kaiba besah sich die Hand, blickte dann auf und blinzelte. Die Hand begann
leicht zu zupfen. "Lassen wir das... das ist doch nicht unsere Art."<

Am besten waren natürlich die Blicke der anderen als sie Joey und Seto schlafend vorgefunden haben - oder erst als die beiden mit ein paar Schrammen wie eh und je zusammen zum Essen gehen.
Hervorrragend!
Von:  naboru
2005-09-05T01:45:03+00:00 05.09.2005 03:45
... oh scheiße!
das kapitel war sowas von... spannend, schnell, hektisch, erschreckend... einfach super!
oh gott, aber was ist mit keiba? ich meine, der will sich doch mit diesen kerlen treffen... was um alles in der welt gibt das denn noch? und warum will lee wieder zurück?

oh man... mist, ich hab mir gesagt, dass ich nach einem kapi ins bett gehe, also nach diesem... *erghs* ich hoffe, das nächste hört nicht an so einer stelle auf... *drop*
Von:  Ally89
2005-06-23T12:06:26+00:00 23.06.2005 14:06
*alle hoffentlich noch vorhandenen Lebenszeichen check* *erleichtert aufseufz* Ich lebe noch!!!!
.
.
.
*räusper* Ok, wenn du mich jetzt für verrückt hälst, lass dir gesagt sein: War ich schon immer! xD
Aber wirklich, so langsam glaube ich doch, dass du einen Mordanschlag auf mich vorhast! o.O
Das Kapitel war mal wieder sooooo genial und ich wäre beinahe gestorben vor Aufregung als Lee Joey da raus geholt hat! *mein armes schwaches Herz* xD
Aber warum will er jetzt wieder dahin zurück?! :( Wieso kann er Joey rausbringen (was ich übrigens übelst toll von ihm finde ^^) aber sich selbst nicht retten? Das musst du mir erklären! *grübel*

Und, oh weh, Seto! Hoffentlich geht alles gut, obwohl das bei dieser hirnrissigen Idee wahrlich schwer ist... xD

Also wie schon gesagt, es war wie immer ein geniales Kapitel und ich freue mich schon wahnsinnig auf den nächsten Teil! ^_______^

Biba
Kaori
Von:  Yukarri
2005-06-21T11:37:46+00:00 21.06.2005 13:37
HI,
SOOOOORRY das ich so spät ein Kommi schreibe. War leider am Wochende nicht da, aber umso mehr hat es mich gefreut als ich wieder gestern nach Hause gekommen bin und ich weiter lesen konnte. Eigentlich hatte ich vor schon in der Schule dir ein Kommi zu schreiben und war auch gerade dabei zu lesen, aber mein bescheuerter Lehrer ist die ganze Zeit rumgeschlappt *schnauf*.
Na ja dafür hab ich jetzt Zeit.

Erst mal hab ich mich total gefreut das du so viel geschrieben hast und somit das Kapitel viel länger war als die anderen.
Aber ich hätte nicht gedacht das Joey da so schnell wieder rauskommt.
Ich muss mich den anderen anschließen, ich versteh nämlich auch nicht warum Lee da wieder zurück geht. Das kannst du doch nicht machen *Kopf schüttel*. Ich hab Lee richtig gern. Ich hätte auch nicht gedacht das Lee derjenige sein wird der Joey hilft. Das mag ich so an deinen Geschichten, man denkt erst man liegt mit seinen Vermutungen richtig und dann schreibst du etwas ganz anderes^^. Freu mich schon ganz dolle aufs nächste.

Bis zum nächsten Mal
Tschaui
Yukarri

P.S Übrigens ich hab Yami no Matsuei gelesen (bis zum 5 Band) und bin total begeistert. Vor allem die Zeichnungen von Yoko sind so klasse und werden von Band zu Band besser.
Von:  Dark-Unicorn
2005-06-19T21:40:24+00:00 19.06.2005 23:40
Hui. Das Kapi war mal wieder echt toll. Wirklich.
Nun wissen wir auch, wie Daniel und seine Freunde es geschafft haben, Lee zu besuchen. Aber dass er nicht einfach abhaut.. Das kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Sicher hat Lee seine Gründe. Er will nicht, dass sich Daniel & Co. unnötige Hoffnungen machen, aber ich an seiner Stelle würde mir lieber noch ein paar schöne Wochen in Freiheit machen, solange ich halt noch kann. Aber gut, vielleicht kommt deine Erklärung ja auch noch. ^^
Und jetzt sind wir natürlich alle gespannt, was mit Seto passieren wird. Ich halte das, was er vorhat immer noch für eine Schnapsidee. Es würde sicher ein paar klügere Möglichkeiten geben, aber was macht man nicht alles, wenn man verzweifelt ist.. Und jetzt, wo Joey endlich frei ist, erscheint das Ganze natürlich noch sinnloser. Was wird jetzt mit ihm? Wird er sich wehren können? Wird er geschnappt und das Ganze beginnt noch mal von vorne? Etwas ganz anderes? Ich bin gespannt. ^^
Bis zum nächsten Mal.
Dany
Von: abgemeldet
2005-06-19T17:54:24+00:00 19.06.2005 19:54
Ginial,ich dachte schon Joey würde nie mehr da raus kommen,aber was ist jetzt mit Kaiba,hoffentlich geht es Joey bald wieder besser.
Ich habe mir auch noch die anderen beiden geschichten durchgelesen,inerhalb von 2 wochen und ich war so begeistert und so vertieft meine eltern haben mich schon gefragt ob ich Lese süchtig wäre(Bin ich ja auch.^^)
Jedenfalls bitte ich dich schnell weiter zu schreiben,bin schon total gespannt.^^
Von:  Jono
2005-06-17T23:25:22+00:00 18.06.2005 01:25
achja, erste!!!
einmal im leben *los lacht*
Von:  Jono
2005-06-17T23:24:57+00:00 18.06.2005 01:24
frechheit ^^
aber das kapi hat sich gelohnt, da es so schön lang ist ^^
aber lee ist selber ein idiot aber irgendwie auhc nicht ^^
er kann abhauen und kann seine letzten tagen wochen monate in freiheit leben und wa smacht er? er will seinen leben schneller enden lassen, als er die möglichkeit hat *kopfschüttel*
naja, ich glaube, du weißt, was du tust waS? ^^

achja, wegen deinem Gb, ja ich weiß, dass du mich lieb hast, sonst hättest du ja mein angebot nicht angenommen, nich? ^^
aber merlden kannste dich auch öfters *lach*
also bis dann my wife *zunge rausstreck*

baba vaia


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