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Nichts als Reichtum

~*~
von

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~Identitäten~

~*Kapitel 6 - Identitäten*~
 

Nach diesem Erlebnis lasse ich mich zu einem Aromabad hinreißen. Nun, um ehrlich zu sein, wäre mir jeder ruhige Ort genauso recht gewesen. Ein ruhiger Ort, an dem ich nachdenken kann, ungestört bin. Die Düfte, die aufsteigen, scheinen eine betäubende Wirkung zu haben. Zu Beginn rochen sie lediglich äußerst angenehm, doch nach wenigen Minuten fallen mir die Grübeleien schwerer, klare Gedanken vermag ich nur schwer zu fassen und meine Glieder fühlen sich an, als bestünden sie aus Blei.

Ich bin mir darüber bewusst, dass ich einen Fehler beging, indem ich glaubte, 'Jonouchi' wäre mir kein Mysterium, nichts dergleichen stellte er dar. Nun jedoch häufen sich die Ereignisse, die Verwirrung steigt, die Neugierde gewinnt an Stärke und besteht, um der Verwirrung ein Ende zu setzen. Ich hebe die Hand aus dem warmen Wasser, räkle mich in dem kunstvollen Marmorbecken und betaste mein Gesicht. Nicht nur ich, sondern auch meine Gedanken erscheinen verwirrt, ich breche sie ab, bevor es schlimmere Ausmaße nehmen kann und lasse mich von jenen Düften in den Bann ziehen.

Dieses Bad... es fühlt sich merkwürdig an, die Ruhe, die mich umgibt, die Muskeln, die ich nicht anzuspannen brauche, die Gedanken, die still liegen, ich, umhüllt von gedämpftem Licht und wenigen flackernden Kerzen. Ich schließe die Augen, denn meine Lider werden schwer und als ich tief einatme, breitet sich ein wohliges Gefühl in meinem Körper aus. Es müssen Drogen sein, unter denen ich stehe. Dieser Gemütszustand ist mir unbekannt. Nichts zu tun, nichts zu fühlen... ist das Entspannung? Ich denke, an diesem Tag gelang es mir, die Definition dieses Wortes zu finden, sie am eigenen Leib zu erfahren. Ich verbringe lange Zeit in Reglosigkeit, mein Atem fällt langsam und gleichmäßig und mein Kopf ist so frei von jeglichem Sinnieren, das es in ihm rumort - Faulheit zählt nicht zu einer seiner Gewohnheiten, noch weniger zu den Meinen. Doch als ich irgendwann aus dem Becken steige, auf den geheizten Fliesen stehen bleibe und mich umblicke, spüre ich eine merkwürdige Ruhe in mir, beinahe beängstigend erscheint mir der Gedanke, der Bewusstlosigkeit nahe zu sein. So etwas kann nicht der Normalität entsprechen.

Als ich die Arme von mir strecke und die Finger spreize, lastet kein Gewicht auf meinen Schultern, ich fühle mich leicht. Erst jetzt?

War ich bis heute gegen Erholung resistent?

Ober bemerkte ich es nur nicht?

Ich zögere, verharre lange auf dem Fleck und wende mich meinen sympathischen Grübeleien zu. Ich stellte sie für kurze Zeit ab und nun, da ich sie wieder in Anspruch nehme, scheinen sie mir leichter zu fallen. Gedanken streifen geordnet durch meinen Kopf, an ein undefinierbares Wirrwarr aus Erinnerungen und Ängsten ist nicht zu denken. Und gut fühle ich mich mit der Bestätigung: Katsuya Jonouchi ist nicht, und war nie dazu imstande, mich an der Erholung zu hindern. Er ist anwesend, er ist allgegenwärtig, es ist meine Gewohnheit und in jenen Minuten bin ich zu entspannt und ruhig, um dieses Thema zu vertiefen. Ich fühle mich gut und kann nicht damit umgehen. Auch daran werde ich mich gewöhnen müssen.

Ich trockne mich kurz ab, streife meinen Yukata über und begebe mich auf den Weg zu meiner Suite. Mir verlangt es nach einem ruhigen Abend, wie eine Herausforderung erscheint mir der Gedanke, einen Film zu schauen. Mit dem Fernsehen habe ich mich nie konfrontiert gefühlt, es kann mir nichts bieten, das ich nicht schon habe.

Heute jedoch wüsste ich nicht, was ich sonst unternehmen sollte, dem Abendbrot werde ich mich fernhalten, in meinem Magen besteht ein unerklärliches Gefühl der Sättigung. Ich ziehe vorbei an jenen alten Frauen, die eingebildet kichern und mit den Händen, die dürr wie Todesklauen sind, Gesten ausführen, während sie sinnlosen Gesprächsstoff austauschen. Ich beachte sie nicht, gehe weiter. Wieder treffe ich auf Deutsche und ihre Zigarren. Ich zerreise einen stillen Rauchfetzen, der Gestank interessiert mich nicht. Kurz darauf erreiche ich einen der Fahrstühle und verharre geduldig, während er zu mir hinunter kommt. Dann ertönt eine leise Glocke und die Kabine hält. Die Türen schieben sich auseinander und ich blicke auf, um einzutreten, halte jedoch inne, bevor ich zum zweiten Schritt ansetzen kann.

Dort steht er. In seinem langen schwarzen Mantel...

Was, frage ich mich, während ich ihn anstarre, kann der Grund für unser häufiges Begegnen sein?

Auch er hob das Gesicht, wieder fanden sich unsere Blicke und wir stoppen die Zeit, indem wir uns nicht bewegen. Mein plötzliches Erscheinen mag ihn diesmal nicht recht entsetzen, ganz anders als am gestrigen Tag. Aus der zusammengesunkenen Haltung zieht er sich nicht zurück, in seinen Augen erwacht kein Leben, keine Angst, als sie sich auf mich richten. In seiner rechten Hand hält er ein seidenes Tuch, die andere ist in der tiefen Tasche des Mantels verborgen. Ich bewahre mein Gesicht davor, jeglichen Ausdruck anzunehmen, ich bin stark, werde mich nicht von innen nach außen kehren, mich ihm preisgeben. In dem Bruchteil der ersten Sekunde, die ich ihn sah, meinte ich, einen alten Mann vor mir zu haben. Müde und schwach steht er dort, mit gesenkten Schultern und einer Miene, die sich vor jedem verschlossen hält. Er wirkt wie ein Duplikat meiner Person.

Ich möchte diese Atmosphäre nicht unnötig verlängern, langsam beginne ich mich zu bewegen, gehe vorwärts. Zu kindisch wäre es, einen anderen Fahrstuhl zu wählen. Ich werde nicht vor ihm fliehen, habe es nie getan! Als ich die Kabine betrete, brechen wir gleichzeitig den Blickkontakt ab. Seine Augen richten sich lahm auf den Boden, das einst so lange blonde Haar ist kürzer, verdeckt nicht mehr seine Stirn, wenn er das Gesicht senkt. Flüchtig betätige ich einen Knopf, wende ihm dem Rücken zu bleibe stehen. Die Türen schließen sich, die Geräusche des Flurs verstummen und zurück bleibt eine Stille.

Sie ist kalt, gnadenlos und reich an Spannung... so muss es sein, ich jedenfalls, spüre nichts dergleichen. Ich bin ruhig, entspannt und dennoch voller Stärke. Ich richte den Blick geradeaus, meine Haltung wirkt gelockert, im Gegensatz zu der des anderen. Geschwind verändern sich die roten Zahlen auf dem goldumrandeten Display, die Kabine bewegt sich schnell hinauf. Deutlich spüre ich Jonouchis Anwesenheit, jedoch keinen Blick, der, wenn auch nur zögerlich, meinen Rücken streift. Nichts, wir schenken einander keine Beachtung. Auch Bewegungen nehme ich hinter mir nicht wahr. Ich möchte in meine Suite, dieser Zwischenfall wird nichts an meinem Vorhaben ändern. Ich warte geduldig, bis ich mein Ziel erreiche. Die Kabine stoppt und sogleich öffnen sich die Türen. Ich lasse mir Zeit, denn wie ein Gräuel wäre es, eine Flucht vorzutäuschen! Ich trete aus der Kabine, trete hinaus in den Flur und wende mich zur Seite.

"Kaiba."

Wie ein Blitz zerstört dieses Wort die Totenstille und ich bleibe stehen. Die Stimme nannte meinen Namen nur leise, vielmehr als ein kraftloses Flüstern war es nicht und doch erschien es laut und tosend. Ich betrachte mir eine kunstvolle Vase, bevor ich das Gesicht zur Seite drehe, langsam, um zu dem Fahrstuhl zurückzublicken. Jonouchi hält den Kopf gesenkt, nur seine Hand ist ausgestreckt, sein Zeigefinger liegt auf einem der Knöpfe. Ich warte, betrachte ihn mir ausdruckslos und meine, ein unsicheres Blinzeln zu erkennen. Er starrt nach unten, der Arm senkt sich und die Hand kehrt lahm in die Tasche zurück. Dann richtet er sich auf und in mir erwachen Zweifel an dem Blinzeln. An seiner Miene hat sich nichts geändert.

Sie ist leblos und müde, seine Augen tot. Weder ein rebellisches Funkeln, noch ein freudiges Glänzen ist in ihnen zu finden. Lange sieht er mich an, ohne den Anschein zu erwecken, in jeglicher Hinsicht nervös und angespannt zu sein. Dann beginnen sich seine Lippen zu bewegen.

"Hasse mich für das, was ich getan habe", flüstert er matt. "Hasse mich für das, was ich gesagt habe. Aber...", er zögert, ein unauffälliges jedoch verzweifeltes Zucken zerreist seine ausdruckslose Miene, "... hasse mich nicht für den, der ich bin."

Ich schweige, suche konzentriert nach weiteren Anzeichen, die seinen Gefühlszustand verraten, sein Inneres widerspiegeln.

"Wie könnte ich dich dafür hassen", antworte ich knapp. "Ich weiß nicht, wer du bist."

Somit wende ich mich ab und gehe. Daraufhin erwidert er nichts. Das einzige Geräusch, das ich hinter mir wahrnehme, ist das leise Schaben, als sich die Türen schließen.
 

Als ich meine Suite betrete, weiß ich nicht, ob ich dieses Treffen mit Freude betrachten soll. Es hat mir nichts gebracht, hören tat ich nur wenige Worte, aus denen sich kein Gespräch erschließen kann. Ich nehme mir vor, mich nicht daran festzuhalten und auf den nächsten Tag zu warten. Jonouchi wird wiederkommen und ich werde ihn mit Hochgenuss betteln lassen.

Wie ich es mir vornahm, durchsuche ich die lange Liste der Filme, nachdem ich es mir gemütlich gemacht habe. Ich bin auf nichts Besonderes aus und wähle blind einen Film, dessen Titel mir überhaupt nichts sagt. Es ist das erste Mal, dass ich mich langlege, gemächlich in einem exzellenten Cocktail rühre und auf den Bildschirm starre, auf dem sich viel zuträgt. Hätte man mir früher einmal erklärt, dass ich dies tun würde, hätte ich den Erzähler ohne zu zögern als Lügner bezeichnet und hinausgejagt. Und dass ich mir so einen Film anschauen würde...?

Der Film, und es ist ein sehr langer Film, handelt von einem jungen Mann, der Tiere schützt, um deren Fortbestand kämpft und sich gegen Wilderer zur Wehr setzt, und dann, in den letzten beiden Stunden, lernt er eine junge Frau kennen und verliebt sich in sie. Ich bezeichne dieses Geschehnis als Gefühlsduselei, stelle den Fernseher jedoch nicht ab. Geistesabwesend haften meine Augen auf der großen Fläche, lahm und lustlos verfolge ich die Szenen. Der Tatsache, dass dies eine neue Erfahrung darstellt, schenke ich keine Beachtung. Ich gähne des Öfteren, werde nur hellhörig, wenn jener Mann seinem Wissen über Computern freien Lauf lässt. Dann denke ich nach, nicke zustimmend oder murmle Kritiken. Das Ende des Films soll vermutlich recht tragisch wirken. Der Mann findet heraus, dass die Frau zu den Wilderern gehört, worauf viel geschrieen und geheult wird. Und dann... dann erschießt die Frau ihren Geliebten und wildert weiter.

Ich muss ehrlich zugeben, viel verpasste ich ohne das Fernsehen nicht, es ist lediglich eine Spiegelung der Realität, nur im übertriebenen Maß. Und viele der Filme entbehren höchstwahrscheinlich jeglicher Logik. Das Fernsehen ist nur eine der vielen Möglichkeiten, die Zeit hinter sich zu bringen. Zeit habe ich nun zuviel und da ich keinerlei Müdigkeit verspüre, als ich mir den Abspann betrachte, bestelle ich mir einen zweiten Film. Diesmal schaue ich genauer, vertiefe mich in die Titel und suche nach etwas Interessantem. Horrorfilme? Ich suche einen Titel, der mir etwas sagt, nicht zu primitiv und platt wirkt und erfahre die Lehre, dass man sich nicht an den Titeln orientieren darf. Der Film ist eine Enttäuschung. Blut spielt die Hauptrolle, zusammenhangslose Szenen quälen mich und unverhofft taucht eine Kreatur auf, die die Charaktere auf äußerst fantasievolle Art und Weise tötet. Unter den schrillen Schreien, dem eisernen Donnern und dem Rasseln der Kettensägen muss ich dann eingeschlafen sein.
 

Nachdem ich am nächsten Morgen mein Frühstück zu mir genommen habe, beschließe ich, an den Strand zu gehen.

Strände sind mir nicht sympathisch, stets bringe ich sie mit Menschenmassen in Verbindung, die sich wie Ameisen tummeln, wie Hyänen schreien und mit größter Freude ihre Primitivität in die Welt aussenden. Früher bin ich einmal an einen größeren See gefahren, folgte dem sehnlichen Wunsch meines Bruders und verfluchte mich selbst, als ich das Versprechen einlöste.

Unästhetische Menschen, die ihre Körper, die sie mit Scham belasten müssten, großzügig zur Schau stellen. Kinder, die nie in den Genuss einer strikten Erziehung gekommen sind. Sie benehmen sich nicht. Gedränge, belastender Lärm und lästige Blicke von allen Seiten. Diese Augen, in denen sich hochnäsige Kritik einnistete wie ein Virus in die Festplatte eines Computers! Sie lassen Übelkeit in mir aufsteigen und stets sehe ich neue Beweise in diesen Erlebnissen, Gründe, weshalb ich Menschen meide.

Der Privatstrand jedoch, ist leer, als ich ihn nach einem kurzen Fußmarsch erreiche. Niemand ist hier, nur ein kleiner Krebs gleitet mit den Wellen über den hellen Sand und führt seinen Weg auf dem Trockenen fort. Zwischen den zahlreichen Palmen und dem kristallklarem Wasser liegt nicht all zu viel Freiraum. Bequeme Liegen sind in sicherer Entfernung voreinander in dem warmen Sand aufgestellt.
 

Lange verbleibe ich an diesem Ort, der Wert der Zeit scheint nichtig. Die Sonne kitzelt mein Gesicht, die Liege unter mir ist bequem, das gleichmäßige Rauschen der über den Sand rollenden Wellen einschläfernd, es befriedigt die Nerven, tötet gedankliche Anstrengungen ab und ist dazu imstande, mich flink der Welt nahe zu bringen, in denen keine Störungen, keine negativen Erlebnisse und belastende Geräusche existieren.

Ja, ich glaube, ich bin eingeschlafen, denn als ich meine Augen öffne, bemerke ich, das die Sonne, die doch vor kurzem noch so hoch und heiß am Himmel stand, gesunken, und dem Horizont näher gekommen ist. Das Licht hat abgenommen, hinter mir rauschen die Palmen im zärtlichen Wind. Ich strecke mich aus, verschränke die Arme unter dem Kopf und blicke zum Himmel auf, der Himmel, der unübertrefflich in seiner Endlosigkeit ist, Geheimnisse vor Menschen verbirgt, die selbst ein kluger Intellekt nicht imstande ist aufzudecken. Ich denke nicht daran, über solche Weitentfernten, unlösbaren Nichtigkeiten zu grübeln und betrachte ihn mir, ohne nachzudenken. Ich lasse seine Farbe auf mich einwirken, erspähe kurz darauf eine einsame Wolke weit über mir. Meine Augen folgen ihr, beobachten, wie sie vorüber gleitet.

Es ist spät geworden, ich möchte zurück in meine Suite. So setzt die Wolke ihren Weg fort, ohne dabei beobachtet zu werden und ich verlasse den Ort, der mir ein weiteres Mal Entspannung brachte. Ich steige hinauf, erreiche über den gepflegten Weg die schmale Straße und erblicke kurz darauf das Gebäude, das, gleich eines Riesen, über den Palmen aufragt. Ich verberge die Hände in den Umschlägen des Kimonos, gehe bequem und betrachte mir meine Umwelt. Vögel, die ich noch nie zuvor sah, hüpfen zwitschernd durch das grüne Geäst, undefinierbare Laute dringen allseits an meine Ohren. Sogar einen Leguan meine ich auf einem schrägen Stamm zu entdecken. Als ich ihn sehe, verlangsame ich meine Schritte, trotte nun vielmehr, als dass ich gehe. Ich drehe ihm das Gesicht nach. Er wirkt wie eine Statue, reglos verharrt er an Ort und Stelle. Ich wende mich nach vorn und erreiche mein Ziel. Ebenso reglos wie der Leguan, halten die Portiers ihre Stellung am Eingang. Mit ihren Hüten und den Uniformen ähneln sie den Vögeln, die munter miteinander zwitschern und sich ihres Lebens erfreuen. Ich steuere auf sie zu, dann jedoch, schweift mein Blick zur Seite und wieder gehe ich langsamer, beinahe bleibe ich stehen.

In zusammengesunkener Haltung kauert Jonouchi zwischen zwei Palmen im Gras. Er hält die Beine angewinkelt, lehnt sich mit dem Rücken gegen die blanke Wand des Gebäudes und bewegt die Hände zwischen den zierlichen Halmen. Sein Gesicht ist gesenkt. Mir bleibt kein außergewöhnlicher Vorsprung, fast gleichzeitig blickt er auf und bemerkt mich. Wie so oft auch in letzter Zeit, treffen unsere Augen aufeinander und er hält in jeglicher Bewegung inne. In dieser Sonne kauert er, hinter seinem Rücken strahlt der Luxus, sanfte Brisen ziehen erfrischend vorüber, der muntere Gesang der Tiere ist allgegenwärtig...

Und er wirkt kränklich und schwach, zermürbter und bleicher, als ich ihn am gestrigen Tag erlebte. Glasige Augen richten sich auf mich, keine Emotionen schenken dem blassen Gesicht Ausdruck, keine Kraft spendet die Sonne dem schwachen Körper. Nur in seinen Augen lese ich etwas, das sich mit den Gefühlen eines Todgeweihten gleichsetzen lässt. Neben diesen Gefühlen nehme ich ein gewisses Desinteresse wahr, das er bestätigt, indem er den Kopf sinken lässt, die vorherige Haltung einnimmt und wie in einem geistesabwesenden Zustand die Finger im Gras bewegt. Gleichzeitig drehe ich mich nach vorn, erreiche den Eingang und durchquere ihn. Ohne dass ich diese Sekunden des Augenkontaktes überdenken kann, betrete ich die Vorhalle, denn sogleich steht mir jener Mann gegenüber. Der Mann, der gestern eintraf. Er spielt die Rolle des treuen Wachhundes exzellent, scheint sich nicht weiter als zehn Meter von Jonouchi zu entfernen. Für ihn interessiere ich mich nicht, also mache ich Anstalten, an ihm vorbeizugehen. Doch er spricht mich unverhofft an.

"Mister Kaiba." Vernehme ich seine Stimme und halte sogleich inne. Er nickt mir respektvoll zu und nimmt Haltung an. Und mir bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten. Währenddessen beflügelt mich leises Misstrauen, denn Menschen, die mir unbekannt sind, haben mich nicht anzusprechen. An diesen Mann kann ich mich nicht erinnern. "Nice to see you again."

Mehr nicht.

Er wendet sich der Tür zu, somit ist es für ihn beendet und ich führe meinen Weg fort, skeptische Blicke zurückwerfend, langsam und zugleich irritiert.

Kam er mir doch schon einmal unter die Augen?
 

Früher als gewöhnlich lasse ich mir das Abendessen auf meine Suite bringen und verzehre es in aller Seelenruhe. Dazu benötige ich eine lange Zeit und nachdem ich mir den unangenehmen Schweiß des Tages vom Körper gewaschen habe, komme ich in den Genuss eines exzellenten Cocktails. Was das Mischen anbelangt, handle ich nach Intuition. Meine Intuition lässt mich nie im Stich.

Lange sitze ich auf dem bequemen Sofa, strecke die Beine von mir, dann schalte ich den Fernseher ein und gebe mich einer Stunde voller primitiven Gesprächen und Handlungen hin. Ich schicke dem Bildschirm nur selten Blicke, ich rühre in meinem Getränk und beobachte, wie die Sonne ihre letzten Strahlen Gen Erde schickt, sich der Himmel vor den großen Fenstern verdunkelt und kurz darauf die Nacht beginnt.

Im Fernsehen beginnt eine unästhetische, überaus hässliche Frau, schallend zu lachen und ich nehme dieses lästige Geräusch als Zeichen, mein untätiges Hiersitzen zu beenden. Ich stelle das Glas auf dem Tisch ab, lasse die Frau lachen und verlasse die Suite. Bis die Müdigkeit nach mir greift und mich dazu bringt, diesen Tag dem Ende entgegenkommen zu lassen, möchte ich mich ein letztes Mal an meinen Tisch setzen und mich dem vorzüglichem Kaffee zuwenden. Koffein verfehlt bei mir die Wirkung, Kaffee macht mich nicht wacher als ich bin, putscht mich auch nicht auf, was ich stets als großen Nachteil ansah, wenn ich mich in die Arbeit meiner Firma vertiefte. Dass mich lediglich mein schwarzer Bademantel kleidet, lasse ich außer Acht, denn selbst unter diesen Umständen bin ich dazu imstande, mein Ziel zu erreichen. Mit sinnloser Arbeit will ich mich nicht belasten.

Mit dem Fahrstuhl fahre ich nicht bis in das Erdgeschoss, ich stoppe in der ersten und betrete das Plateau, nachdem ich einen Gang hinter mir ließ.

Die Empfangshalle, die ich von hier oben recht gut im Blicke habe, wirkt verlassen. Kein Mann an der Rezeption, keine gehetzten Angestellten oder andere Gäste. Die Lampen der Kronleuchter leuchten matt, strahlen nur einen gedämpften Schein aus. Jeden Abend wird dies getan, aus ist man auf eine harmonische Atmosphäre, die man auf diesem Weg schnell erreicht. Doch ich kann ihr nicht viel Aufmerksamkeit zukommen lassen, denn sogleich als ich mein Ziel erreiche, nehme ich etwas wahr, in dessen Genuss meine Ohren noch nie zuvor kamen.

Ich blicke mich um, suche nach der Geräuschquelle und steuere in langsamen Schritten auf meinen Tisch zu. Flink bewegen sich meine Pupillen von einer Seite zur anderen, meine Ohren versuchen die Richtung auszumachen, aus der die Geräusche zu mir dringen.

Geräusche? Nein, es sind nicht nur Geräusche.

Vor dem Stuhl bleibe ich stehen.

Eine langsame, tragende Melodie zieht durch die edle Halle. Ein Klavier wird gespielt, hier in der Nähe, so muss es sein. Ich stoppe meinen Atem, konzentriere mich. Dunkle Klänge, langsamer Rhythmus, es erscheint nicht all zu schwer, solches zu bewerkstelligen und doch muss ein Meister am Werk sein, denn das Werk eines Meisters ist auch dieses Stück. Mit Klassik fühlte ich mich nie konfrontiert und dennoch erkenne ich die Mondscheinsonate Beethovens wieder. Ja, sie ist es. Mir gefallen diese Klänge, die auf eine düstre, schauernde Stimmung schließen und eine verlassene Gegend vor dem geistigen Auge erkennen lassen. Eine düstre Gegend und am mitternächtlichem Himmel... der Mond. Langsam wende ich mich zur Halle, mein Zeigefinger streift den Tisch und in bedächtigen Schritten ziehe ich an ihm vorüber. In dieser Sekunde stört ein Geräusch die fesselnde Stille, die einsame Atmosphäre dieses Stückes. Eine Tür öffnet sich, ich sehe sie nicht. Schritte ertönen, nähern sich mir. Und kurz darauf erblicke ich den breitschultrigen Amerikaner, der dort unten erscheint und in schnellen Schritten auf die Eingangstür zusteuert. Er hält ein Handy am Ohr, vertieft in eine impulsive Diskussion, bemerkt er mich nicht. Noch immer ertönen die leisen Klänge und neben dieser Hektik, die dieser Mann ausstrahlt, wirken sie ironisch, umso tragischer und erweichend.

Ich gehe weiter und als ich die Treppe erreiche, verlässt der Mann die Halle und verschwindet. Langsam steige ich die Stufen hinab, meine Hand tastet sich an dem Geländer entlang. Ich bewege mich mit den Klängen, fühle mich gebannt und angezogen. Ich steige tiefer, erreiche das Ende der Treppe und werde auf eine breite Tür aufmerksam. Unter dem Plateau führte die Halle verborgen weiter, führte durch einen kleineren Saal und endet an jener Tür. Sie ist nicht geschlossen, lehnt an. Durch den kleinen Spalt dringt die Melodie zu mir und ich gehe auf sie zu. Mit jedem Schritt wird sie lauter, macht mich neugierig auf die Quelle. Ich durchquere die kleinere Halle und je näher ich der Tür komme, desto langsamer gehe ich. Bevor ich sie erreiche, komme ich beinahe zum Stehen.

Nun nehme ich sie deutlich wahr, höre einen jeden Klang, der die Hauptmelodie begleitet.

Kurz lausche ich ihr, verfolge sie und hebe die Hand. Als würde ich zögern, tasten sich meine Finger um die Kante der Tür und ich öffne den linken Flügel. Ich erblicke einen majestätischen Saal, gleich einer Opernhalle ist er geschnitten. Lange Sitzreihen erstrecken sich vor der Bühne, deren Vorhang zurückgezogen wurde. Nur einer der Kronleuchter spendet Licht. Eine Gänsehaut schleicht sich über meinen Rücken, ein kalter Schauer folgt ihr. Lautlos trete ich ein. Bestärkt durch die Mondscheinsonate, wirkt die Dämmerung in diesem Raum wie eine schaurige Melancholie. Sie zieht mich in ihren Bann, ohne dass ich je versucht hätte, mich davor zu schützen. Zu schnellen Bewegungen bin ich nicht imstande, scheinbar schwerfällig tasten meine Hände nach dem dünnen Mantel und ziehen ihn straffer.

Auf der klassischen Bühne steht einsam ein Klavier, bedächtig bearbeiten zarte Hände die Tasten, entlocken dem Instrument die schwerfälligen Töne und lassen es zum Leben erwachen. Aufrecht sitzt ein junger Mann auf dem Schemel. Sein Gesicht ist gesenkt, die Hände bewegen sich, als entwickelten sie ein Eigenleben, abwesend und darauf bedacht, die Trauer auf einem Weg auszudrücken, wie es keinen besseren gibt. Bedächtig neigt er sich nach vorn, sein Körper bewegt sich, verschmolzen mit der Melodie, in Einklang mit der Atmosphäre.

Kein anderer als Jonouchi ist der Meister, der dieses Werk zustande bringt.

Kein anderer ist es, der mich anlockte und mich nun im Bann gefangen hält. Ich starre ihn an. Kein anderer als Jonouchi besitzt eine Fähigkeit, die ich nicht mein Eigen nenne.

Tastend und abwägend setze ich einen Fuß nach vorn, gehe durch die breite Mittelreihe und bewege mich auf die Bühne zu. Lautlos und bedächtig.

Die Melodie steigert, die Töne heben sich und bevor man dies auf sich einwirken lassen kann, kehren sie zum tragenden zurück. Er lässt das Stück zu einem endlosen Spiel werden, beginnt von neuem, ohne dass es auffällig ist. Ich nähere mich ihm weiterhin, erkenne sein Gesicht. Es ist entspannt, die Augen geschlossen. Als befände er sich in Trance, lehnt er sich zur Seite, lehnt sich zurück und anschließend wieder nach vorn. Ich bewältigte erst die Hälfte meines Weges und doch halte ich inne und bleibe stehen.

Diese Töne töten meine Gedanken ab, ich höre sie, neben dem ist mir nichts anderes möglich. Ausdruckslos sind meine Augen auf ihn gerichtet, mir gelingt ein Schlucken, etwas Schweres setzte sich in meinem Hals fest. Ich öffne den Mund, atme ein... und die Melodie verstummt. Sie bricht ab, die Finger auf den Tasten verbleiben reglos, ebenso wie Jonouchi selbst. Mit geschlossenen Augen verharrt er und ich habe das Gefühl, brutal aus einer wärmenden Ummantelung gerissen zu werden. Die Atmosphäre erlischt. Die Stille kehrt zurück und der Saal erscheint mir in einem anderen Licht. Groß, kahl und reglos, selbst der matte Schein... auch er verliert seinen Reiz.

Ich wage es nicht, mich zu bewegen, bitte unbewusst, dass er weiterspielt, denn diese Stille wirkt unangenehm, brachte sie etwas anderem doch soeben noch ein Flair, das alles bestimmte, die Situation zu etwas Besonderem werden ließ. Langsam heben sich Jonouchis Schultern unter einem tiefen Atemzug.

Die Hände rutschen von den Tasten, sinken auf den Schoß hinab und verbleiben dort. Und nach wenigen Sekunden erkenne ich ein müdes Lächeln, das an den hellen Lippen des Blonden zieht, ohne dass er die Augen öffnet oder den Kopf hebt.

"Ich mag dieses Stück", höre ich ihn leise sagen, seine Stimme schwelgt verträumt in Erinnerungen und anderen Zeiten. "Es bringt zum Ausdruck, was sich mit Worten nicht definieren lässt. Götter müssen uns die Musik geschenkt haben. Uns Menschen." Nun regt er sich. Seine Lider heben sich etwas, er dreht das Gesicht zu mir, beobachtet mich hintergründig, beinahe verstohlen aus den Augenwinkeln und hält das Lächeln aufrecht. "Findest du nicht auch, Kaiba?"

Irritiert über diese plötzlichen Worte, diesen schnellen Wandel der Situation, bin ich nicht dazu imstande, gleich zu antworten.

Doch ich gehe weiter, setze meinen Weg in Schritten fort, als wolle ich das Eintreffen hinauszögern. Und er sieht mich näher kommen, mit einer Miene, die viel erwartet und dem leichten Lächeln, das so aufgesetzt wirkt. Beinahe kommt es mir so vor, als habe er vor, mich auf die Probe zu stellen, einem Test zu unterziehen, der es ihm ermöglicht, Geheimnisse zu lösen und in das zu blicken, das verborgen hinter der Finsternis liegt. Doch keinesfalls nervös.

Ich erreiche die Bühne, bleibe vor ihr stehen und blicke zu ihm auf. Und nun bin ich nicht nur irritiert, nein, verwirrt kann man mich nennen, überfordert mit allem. Ich spreize die Finger und suche nach Worten, während ich seinen herausfordernden Blick zerstreut erwidere. Ich möchte etwas sagen, irgendetwas... etwas, durch das ich mehr erfahren werde.

"Wer bist du."

Meine Stimme... sie ist nicht mehr als ein kraftloses Hauchen. Meine Miene verzieht sich. Bis hierher und nicht weiter. Meine Geduld neigt sich ihrem Ende entgegen. Ich will, nein, ich muss es nun erfahren. Alles über ihn!

Das alles erscheint mir wie ein unlösbares Mysterium. Geschehnisse weiß ich nicht einzuordnen, Ausdrücke nicht einzuschätzen. Nun jedoch sitzt die Lösung meiner Grübeleien vor mir und ich scheue keine Mittel.

Lange sieht er mich an und während er dies tut, verliert das Lächeln kurz an Kraft, um als skeptisches Grinsen zurückzukehren. Und während sich seine Lippen verziehen, wendet er sich wieder den Tasten zu. Gemächlich hebt sich die linke Hand, die Finger setzen sich zielstrebig auf die Tasten und erneut beginnt er die Mondscheinsonate zu spielen. Langsam… langsamer aus gewöhnlich.

"Willst du das wirklich wissen?", fragt er und betrachtet sich das kunstvolle Holz. "Willst du mich noch mehr hassen? Ist dir dein Hass so wichtig, Kaiba?"

"Wer bist du", wiederhole ich und bin erleichtert, meine Stimme kraftvoller, beinahe schon drohend zu hören. Unbeeindruckt spielt er weiter und lässt sich Zeit, bevor er antwortet.

"Ich bin etwas, wofür ich mich selbst hasse. Und mein Selbsthass…", ich spüre, wie sich seine Augen flüchtig auf mich richten, abschätzend und prüfend, "… ist bei weitem größer als deine Menschenverachtung. Ebenso meine Angst, gehasst zu werden. Dir ist das alles gleichgültig, nicht wahr?" Seine Finger tasten sich weiter, die milden Töne verleihen seinen Worten stärkere Wirkung, begleiten sie. "Hasse mich nicht für das, was ich bin. Das übernehme ich schon selbst."

Mir verlangt es danach, ihm erneut zu drohen, zur Eile anzutreiben und ihm Worte zu entlocken, die mich interessieren. Doch als ich Luft hole und ansetze, mischt er einen nicht dazugehörigen hohen Klang in die Melodie. Erschreckend sticht er hervor und meine Lippen bewegen sich nur stumm.

"Du lerntest einen Menschen kennen, der nie existierte." Er spielt weiter, seine Haltung verbleibt entspannt und ich höre zu, sauge einjedes seiner Worte förmlich in mir auf. "Katsuya Jonouchi... er ist aus einem Hirngespinst entstanden." Er schüttelt den Kopf, spricht langsam, leise und doch thematisch. "Es hat ihn nie gegeben. Nur Josem Brown, den gibt es. Er sitzt vor dir. Josem ist nicht achtzehn, nein, er ist neunzehn Jahre alt, wurde in Amerika geboren und kam im Alter von siebzehn Jahren nach Domino." Das Grinsen kehrt zurück. "Ich kenne deinen Fluch, Kaiba. Oh, ich kenne ihn wirklich und wünschte, es wäre nicht so. Ich bin durch eine Flucht nach Japan gekommen. Eine Flucht vor mir selbst. Die Dinge, die du besitzt, besitze ich auch und sie fügen mir Schmerzen zu, die du nicht erahnen kannst. Vermutlich, sage ich, denn das einzige, was ich von dir weiß, ist, dass du genau der Mensch bist, zu dem ich nicht werden will."

"Was redest du da!", unterbreche ich ihn scharf, doch er spielt ungerührt weiter. "Verwirr mich nicht mit aussageschwachen Worten! Vergleiche dich nicht mit mir!" Ich werde lauter, denn so uninformativ seine Worte auch sind, sie erzürnen mich. "Bilde keine Zusammenhänge und schinde keine Zeit! Wenn es wahr ist, was du sagst, dann berichte von den Hintergründen, gib mir Fakten!"

"Fakten?" Er wirkt erstaunt, als er aufblickt und sich die rötlichen Vorhänge betrachtet. Seine Augenbrauen verziehen sich und er wirft mir einen zweifelnden Blick zu. "Du scheinst Fakten zu lieben, nicht wahr? Ich gebe sie dir. Mein Vater ist Multimillionär, der fünfte Familienerbe der XanexxBrown-Corporation. Ich bin der Sechste, freut mich. Ist es das, was du hören wolltest?"

Getrost wendet er sich dem Klavier zu und verleiht dem Stück Temperament. Und ich habe das Gefühl, Eis würde sich durch all meine Glieder fressen, als würde sich mein Herz verkrampfen und meine Brust schmerzen. So immens treffen mich diese Neuigkeiten. Meine Augen weiten, mein Mund öffnet sich, ohne dass ich auch nur daran denke, meine Stimme einzusetzen. Das pure Entsetzen ergreift von mir Besitzt, kriecht gefrierend und kaltblütig durch meinen gesamten Körper und macht mich der Bewegung unfähig. Ich will meinen Ohren keinen Glauben schenken, kämpfe dagegen, Jonouchi Glauben zu schenken!

Es ist zu unglaublich, es ist unmöglich!!

Die XanexxBrown-Corporation ist eine der führenden Weltkonzerne! Ihren Hauptsitz hat sie in Amerika, Tochterfirmen in jedem Land der Welt. Mit der besonders genialen Entwicklung von Computersystemen erlangte die amerikanische Familie Brown unglaublichen Ruhm und Reichtum. Einjeder kennt sie. Die Generationen, durch deren Hände die Firma ging und von Generation zu Generation wurde sie erfolgreicher, ein Limit scheint nicht zu existieren. Ich machte Geschäfte mit dieser Firma, ohne je auf den Inhaber zu treffen. Ich hörte von ihr, informierte mich über sie und gestand mir oft ein, dass die XanexxBrown das erreicht hat, worauf auch ich zu Beginn aus war. Weltweite Bekanntheit und Tochterfirmen.

Meine Kaiba-Corporation ist eine der Spitzen Japans...

Doch im Gegensatz zu dieser Firma...?

Ich spüre ein schauriges Zittern in all meinen Gliedern. Ich möchte mich setzen, die Kraft in meinen Knien scheint nachzulassen, doch ich kann mich nicht rühren. Den klavierspielenden jungen Mann starre ich an, als sei er ein wahres Schreckensbild.

Ihn sah ihn also vor wenigen Tagen: Oudrey Brown - Inhaber und Leiter!

Vater!!

Sein Vater?!

Hastig und irritiert bewege ich die Lippen und schüttle den Kopf. Ich will es nicht realisieren, wehre mich mit allen Kräften dagegen. Katsuya beendet das Stück, beginnt nicht von neuem. Er lässt den letzten Ton verstummen und erhebt sich, als hätte er sich zu etwas entschlossen. Gemächlich verschwinden seine Hände in den tiefen Taschen des langen schwarzen Mantels und er nähert sich in trödelnden Schritten der Kante der Bühne.

Meine Augen folgen ihm, ich kann sie nicht von ihm lösen! Ebenso wenig kann ich aus seinem Gesicht lesen. Es wirkt ausdruckslos, als er stehen bleibt und lässig mit den Schultern zuckt.

"Du wirkst entsetzt, verwirrt? Nur zu, ich lasse dir Zeit, deine Gedanken zu ordnen. Verzeih die Enttäuschung, es war ganz sicher nicht meine Absicht, dich zu irritieren." Er steht dort oben und blickt auf mich herab. Seine Stimme klingt kühl und emotionslos und er spricht, als erzähle er von belanglosen Dingen. Doch das sind sie nicht! Nicht für mich! "Ändert diese Tatsache etwas an unserer derzeitigen Situation? Hättest du mich nicht wie Abschaum behandelt, hättest du meine wahre Identität gekannt?" Wieder sieht er mich abwägend an, doch auf eine Antwort scheint er nicht zu hoffen, denn mit einem leichten Sprung verlässt er die Bühne, kommt vor mir zum Stehen und neigt sich nach vorn, auf dass sich unsere Gesichter beinahe berühren. Ich weiche nicht zurück, starre in die braunen Augen, die mir Hohn entgegenzubringen scheinen. Die schmalen Braunen verziehen sich, er mustert mich eindringlich.

"Unser gemeinsamer Fluch ist der Reichtum, Kaiba", flüstert er beinahe lautlos, ohne den Blickkontakt auch nur kurz zu lösen. "Vor ihm floh ich nach Domino. Dort war das Paradies, dort fand ich mein Glück. Und nun?" Er legt den Kopf schief, seine Stimme nimmt einen scharfen Vorwurf an. Einen Vorwurf, jedoch nicht gegen mich. Er klingt verbittert, die feinen Züge seines Gesichtes beginnen unauffällig zu zucken. "Nun zerrt man mich in die Hölle zurück, der ich entkam. Ich leide! Doch du?" Ich bemerke nicht, wie der den Fuß nach hinten setzte, doch plötzlich tritt er zurück und schüttelt den Kopf, mich ansehend, als hätte er etwas vor sich, das er aufgegeben hatte, für das es sich nicht zu kämpfen lohnte. "Du... kennst das Paradies gar nicht, Kaiba."

Somit presst er die Lippen aufeinander, schüttelt den Kopf und zieht an mir vorbei. Ich sehe ihm nicht nach, starre auf den Punkt, an dem soeben noch seine Augen waren. Ich höre nicht seine Schritte, lausche in die Stille und zucke innerlich zusammen, als ich die Tür höre, wie sie sich schließt.
 

"... er ist wohl der einzige, der kein Mysterium für mich darstellt. Nein, ich weiß alles über ihn, viel hat er in seinem tristen Leben nicht zu bieten, das sich erforschen lässt. Er ist durch die Primitivität geschwächt, war noch nie dazu imstande, intelligente Gedanken zu führen. Er symbolisiert den typischen Durchschnittsbürger für mich, mehr nicht. Und selbst mit dieser Einschätzung übertreibe ich vielleicht. Wenn man es recht bedenkt, Jonouchi weiß nichts, Jonouchi kann nichts, Jonouchi ist ein Nichts. Und so wird es immer bleiben..."
 

Was ist geschehen?

Was sagte er?

Ich stehe dort, die Hände in den langen Ärmeln verborgen, die Augen leblos nach vorn gerichtet. Verzweifelt versuche ich mich zu entsinnen, zu konzentrieren, doch Wortfetzen, seine Stimme, die Mimik seines blassen Gesichtes, alles zieht mir ungeordnet durch den Kopf.

Ich fühle mich schlecht, verwirrt und hilflos, bin mit der Situation überfordert und weiß nicht mit ihr umzugehen. Ich sehe seine Augen noch vor mir, das scharfe Funkeln, das mir entgegen stach, seine Lippen, die sich verbissen bewegten. Und ich benötige eine lange Zeit, um zu mir Selbst zu finden, zu klaren Gedanken imstande zu sein. Andererseits weigere ich mich auch, es zu verstehen, fürchtete mich vor der Einsicht.

Katsuya Jonouchi kenne ich seit zwei Jahren. Wir alle trafen aufeinander, als wir die Domino Highschool besuchten, wir betraten den Raum, musterten einander und zogen unsere Schlüsse aus den Eindrücken.

Er trug eine billige, unsaubere Schuluniform, wechselte sie nicht ein einziges Mal binnen dieser Jahre. Sein Haar… stets stand es ihm ungepflegt zu Berge. An Intelligenz schien es ihm stets zu mangeln, seine Leistungen waren schlicht und ergreifend dürftig und die Wortwahl... das alles trug zu dem Gesamtbild bei. Ein armer Köter aus der untersten Bevölkerungsschicht, unwürdig, mich anzusprechen. Seine Freunde, ein weiterer Grund meiner Abneigung. Ich habe ihn verachtet - immer!

Ich bin etwas Besseres, ich stehe über ihm. Ich auf der Treppe, er vor der untersten Stufe, im Dreck kauernd. Seine Schlussfolgerungen entbehrten jeglicher Logik, sein Handeln - geistlos und primitiv. Seine Gefühle, sein Zustand - er war leicht zu durchschauen, ich las in ihm wie aus einem offenen Buch. Er war keine Bereicherung der Menschheit, niemand war auf ihn angewiesen, außer Muto und den anderen, die nicht einmal dazu imstande sind, ihre eigenen Probleme zu lösen.

Ich genoss einjedes Wort, je brutaler und kaltblütiger desto befriedigender.

Mit größter Lust gab ich mich dem Versuch hin, ihn zerbrechen zu lassen. An ihm, an seinem Wesen gab es nichts mehr, das es zu verteidigen lohnte. In meinen Augen ist er stets der Verlorene gewesen, der Abschaum der Welt, der bedauerlicherweise zu dieser dazugehört. Ich spielte mit ihm, seine Wut amüsierte, seine Verzweiflung erfreute mich. Ich hatte meinen Spaß mit ihm, ließ erst von ihm ab, als ich die Lust verlor, ihn sonderlich zu beachten.

Ließ ich mich zwei Jahre irreleiten?

Fiel ich wie die anderen auch, auf das herein, was er mir vorgaukelte?

Der Gedanke, er hätte den Primitiven nur gespielt, erfüllt mich mit einer leisen Angst. Ließ er sich gehen?

Bedeutete es ihm je etwas, zufriedenstellende Noten zu erzielen?

Weil er es nicht nötig hatte?

Spielte er mit uns? Mit mir?

War nicht ich es, sondern er, der die Macht in den Händen hielt, am längeren Hebel saß? Das Spiel leitete?

War ich vielleicht nur ein Teil seines Theaters, eine Belustigung für ihn? Übernahm ich unbewusst eine Rolle?

Während er vor Zorn schrie... lachte er innerlich über meine Bosheit?

Während er sich vor mir duckte... amüsierte er sich über meine Worte?

Während er verzweifelt auf die Arbeiten starrte... schmunzelte er über deren Leichtigkeit?

Schwieg er, obgleich er neben mir als Einziger die korrekte Lösung fand?

Ist er... intelligent?

Ist er gebildet?

Streng erzogen?

Beherrscht er jegliche Benimmregeln?

Es graut mir!!

Während ich auf meinem Thron saß, hockte er neben mir auf der Armlehne und streckte faul die Beine von sich? Befand er sich nie vor der untersten Stufe der Treppe?

Ich fühle mich benutzt! Zu einem Spiel gezwungen, zu dem ich nicht bereit war! Vielleicht beging ich Fehler, die nur er bemerkte? Versprecher, unkorrekte Schritte einer Gleichung? Durchschaute er mich? Erforschte er mich, während er sich von mir fernhielt??

Ich lasse mich in einen der Stühle sinken, fühle mich matt und leide unter dem Entsetzen, das ich verspüre.

Ist der Köter meiner ebenbürtig? Steht er gar höher?!

Ich verspüre Scham, Selbstverachtung. Weshalb bemerkte ich nichts?

Gesten, Mimiken, die auf sein wahres Ich schließen lassen. Ein verwöhnter Millionenerbe kann sich nicht von einem Tag zum anderen wandeln, um einhundertachtzig Grad wenden! Menschen, die Gold haben können, geben sich nicht mit Silber zufrieden! Bis ins Letzte bin ich entsetzt und erschüttert. Wankend und strauchelnd verlasse ich bald den Saal. Und während ich mich gegen die Tür des Fahrstuhles stütze, erinnere ich mich an seine Worte. Sie hallen in meinem Kopf wider und wider, als würde er sie in diesem Moment aussprechen.

"Domino war das Paradies, dort fand ich mein Glück. Und nun? Nun zerrt man mich in die Hölle zurück, der ich entkam. Ich leide! Doch du? Du kennst das Paradies gar nicht, Kaiba."

Paradies?

Zittrig taste ich nach den Knöpfen, rufe die Kabine. Mein Gesicht zuckt verbissen, meine Muskeln verkrampfen sich, als ein Schauer des Zorns durch meinen Körper fließt.

Es gibt kein Paradies auf dieser Welt!

Nirgends ist hier Glück zu finden!

Glück? Was soll das schon sein?! Ein Gefühl, das aus den Wunsch- und Wahnvorstellungen der Menschen aufersteht?!

Glück!

Es existiert nicht.

Ich kenne kein Paradies, denn auch das ist nicht vorhanden! Jonouchi sprach verworren und sinnlos daher!

Weshalb floh er?!

Weshalb um alles in der Welt ist Reichtum ein Fluch?!

Reichtum macht stark, Reichtum macht mächtig! Vor Reichtum scheut man sich nicht, man leidet nicht unter ihm! Reichtum ist ein Mittel, um zum Ziel zu gelangen!!

Wie kann ein Leben, das von Reichtum geprägt ist, als Hölle bezeichnet werden?!

Ohne den Reichtum wäre ich nicht da, wo ich heute bin!

Ich bin Seto Kaiba!

Auf Glück oder Paradiese bin ich nicht angewiesen!!

Die Türen des Fahrstuhles öffnen sich und ich trete ein, meine Schritte sind unsicher, mein Atem rast, je mehr ich über dieses Erlebnis grüble, desto mehr zittere ich, desto mehr wächst der Zorn in mir.

Woher nimmt Jonouchi das Recht… wie kann er sich anmaßen, so mit mir zu sprechen?! Respektlos trat er mir gegenüber, brachte mir das Gefühl entgegen, ich sei nichts Besonderes! Ein Mensch wie jeder andere, der Schwächen besitzt!

Aber ich besitze keine Schwächen!

Ich bin perfekt!!

Keuchend neige ich mich nach vorn, lehne die Stirn gegen das kunstvolle Holz und schließe die Augen. Ich spüre nicht, wie ich die Kontrolle verliere, mich fallen lasse und alle Hüllen abwerfe, um der Wut freien Lauf zu lassen. Mit geballten Händen schlage ich gegen die Wand, zische zwischen den zusammengebissenen Zähnen und räkle mich in meiner Haltung.

Dies ist ein Alptraum, keine Realität, nichts dergleichen.

Zu grausam ist es, um wahr zu sein!

Dieser Hohn!

Diese Respektlosigkeit!

Noch nie zuvor behandelte mich ein Mensch derartig, noch nie zuvor nahm sich ein Mensch die Frechheit, Kritik an mir zu üben!!

"Ich kenne deinen Fluch, Kaiba. Oh, ich kenne ihn wirklich und wünschte, es wäre nicht so. Ich bin durch eine Flucht nach Japan gekommen. Eine Flucht vor mir selbst. Die Dinge, die du besitzt, besitze ich auch und sie fügen mir Schmerzen zu, die du nicht erahnen kannst. Vermutlich, sage ich, denn das einzige, was ich von dir weiß, ist, dass du genau der Mensch bist, zu dem ich nicht werden will."

Oh Jonouchi, du wirst nie werden, wie ich!

Magst du auch Reichtum besitzen, ist dein Vater auch einer der mächtigsten Männer der Welt! Die Schlucht besteht noch immer! Die Schlucht, die uns voneinander trennt! Verleugne sie nicht und spreche nicht von Flüchen, die auf mir lasten! Ich habe Geld, ich habe Macht! Keine Flüche, nein, das sind die Dinge, die meinem Leben einen Sinn geben! Leide doch, zerbreche doch, hasse dich selbst! Und quälen möge dich auch mein Hass, der auf dir lastet, stärker denn je!

Nur du bist verflucht!

Nur du!!
 

Ein stark alkoholisches Getränk in der Hand, beginne ich durch meine Suite zu spazieren. Ich gehe schnell, ziehe Kreise und starre immer und immer wieder in die Finsternis der Nacht, die sich vor meinen Fenstern erstreckt. Ich weiß nicht, ob ich in meinem Leben je schon einmal solche Wut verspürte.

Hat der Zorn je derartig meinen Kopf vernebelt?

Ich fluche, ohne konkrete Gedanken zu verfolgen und trinke. Ich trinke zuviel, schenke mir immer wieder nach und finde in dieser Nacht keinen Schlaf.

Er sprach mit mir, als würde er Mitleid verspüren!!

Als wäre ich eine leidende Kreatur!

Leide ich?

Nein!

Ganz sicher nicht. Ich bin perfekt und nenne Reichtum mein Eigen!

Ich bin gefürchtet, erfolgreich! Das Leiden findet in meinem Leben keinen Platz!

Mir geht es gut...

Ich bin zufrieden...

Und ich trinke.

Als die erste Stunde des neuen Tages beginnt, ist mir schwindelig und ich fühle mich kraftlos. Ich lasse mich in einen der Sessel sinken, eine Flasche des weltbesten Whiskys leistet mir dabei Gesellschaft.

Vor kurzem fühlte ich mich entspannt und gelockert. Dinge, die mir zuvor lästig erschienen, störten mich weniger und ich tat Dinge, die nicht zu meinem planmäßigen Leben gehören. Ich ließ mir mit allem Zeit, genoss mein Frühstück und nutzte die Erholungsangebote. Ich muss die Entspannung gelernt haben und grübelte weniger. Doch nun?

All dies scheint vergessen, ich habe es nie erlebt und ich fühle mich abscheulich. Noch abscheulicher als ich mich vor dieser Entscheidung fühlte. Weshalb, frage ich mich, während der Inhalt der Flasche stetig abnimmt. Jonouchis Worte haben mich nicht zu interessieren, ich muss sie nicht mit mir in Verbindung bringen, mich nicht angesprochen fühlen. Auch wütend muss ich nicht sein, denn seine Worte waren leer und unbedeutend. Sie treffen nicht auf mich zu!

Doch der Zorn verliert während der gesamten Nacht nicht an Kraft und bald bin ich zu betrunken, um mich weiterhin damit zu beschäftigen. Reglos verharre ich in dem Sessel, die leere Flasche Whisky baumelt von meiner Hand, die matt über der Lehne liegt.

In meiner Suite herrscht reges Chaos, ich wütete. Kissen liegen auf dem Boden verteilt, eine Vase ging zu Bruch. Ich achte nicht darauf, meine Augen sind starr und leblos auf die Fenster gerichtet und Stunde um Stunde verbringe ich damit, auf die Helligkeit des Tages zu warten. Eines Tages, von dem ich nicht weiß, was er mir bringen wird.

Bald wandelt sich das nächtliche Schwarz des Himmels in ein leichtes Blau, das flink heller wird. Und kurz darauf erscheint die Sonne und meine Suite erstrahlt in leuchtendem Glanz. Es erscheint mir, als wären die Stunden zu Minuten geworden, alles geht zu schnell, die Nacht habe ich schnell überstanden.
 

~*to be continued*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2010-10-17T11:05:55+00:00 17.10.2010 13:05
Auf so eine Idee mussman ja erstmal kommen!
Das dürfte Kaiba sehr wehgetan haben!!
Von: abgemeldet
2010-04-20T09:49:41+00:00 20.04.2010 11:49
Wie die beiden miteinander reden das zeigt wieviel Antipathie es da gibt. Vor allem von Kaibas Seite aber ich verstehe sein Verhalten auch irgendwie. Ich bin ja selber voll überrascht gewesen und jetzt sowas!! Echt spannend!
Von: abgemeldet
2010-04-13T12:06:36+00:00 13.04.2010 14:06
Es ist immer wieder spannend, wenn Kaiba und Jonnouchi aufeinander treffen. Ich verschlinge jeden einzelnen Satz!
Von: abgemeldet
2010-04-06T17:19:53+00:00 06.04.2010 19:19
"Hasse mich für das, was ich getan habe", flüstert er matt. "Hasse mich für das, was ich gesagt habe. Aber...", er zögert, ein unauffälliges jedoch verzweifeltes Zucken zerreist seine ausdruckslose Miene, "... hasse mich nicht für den, der ich bin."
Ich schweige, suche konzentriert nach weiteren Anzeichen, die seinen Gefühlszustand verraten, sein Inneres widerspiegeln.
"Wie könnte ich dich dafür hassen", antworte ich knapp. "Ich weiß nicht, wer du bist."
*
ich liebe dich für solche passagen. ^^
die klingen immer richtig gut. furchtbar gut fand ich auch den Dialog zwischen den beiden wo kaiba bloß gestellt wird. echt fantastisch.


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