chapter 14
14.Kapitel
"Die fehlenden Worte"
Das Restaurant war wirklich hübsch. Nicht so luxuriös wie Kai es gewohnt war, aber dennoch stilvoll im westlichen Stil eingerichtet. Sie suchten sich einen Platz etwas abseits um nicht so sehr aufzufallen, und bestellten. Ein heimlich ausgetauschter Geldschein des Russen reichte aus um den Kellner davon zu überzeugen, sie den Abend über in Ruhe zu lassen. Dieser ließ sich noch nicht einmal von Reis finsteren Blick davon abhalten, und nahm stattdessen die Hand des Schwarzhaarigen in seine.
"Glaubst du wirklich, dass sie uns den Abend über alleine gelassen hätten? Zwei Männer, die Händchen haltend in einem Restaurant sitzen sind nicht überall gerne gesehen." Der Chinese ließ schuldbewusst den Kopf hängen, als ihm dieses kleine Detail an ihrer Beziehung wieder einfiel. Vielleicht mochten einige ihre gleichgeschlechtliche Beziehung schon akzeptiert haben, doch der Großteil hatte noch immer die unauslöschlichen Vorurteile.
"Rei." Kai hob mit seiner freien Hand seinen Kopf an um in die goldenen Augen zu blicken. "Vergiss, was sie dir weiß machen wollen. Jeder Mensch hat das Recht, über sein Leben selbst zu entscheiden. Und niemand kann dir vorschreiben, wie du zu leben hast." Er küsste flüchtig Reis Hand. "Solange du glücklich bist hast du ihr System schon längst zerstört."
Rei lächelte, wenn auch ungewollt. Er liebte diese selbstsichere Seite an Kai, der sich von niemandem etwas sagen ließ und nur nach seinem Gewissen handelte. Gesellschaftliche Konventionen waren ihm fremd. Und obwohl er sich damit nur Probleme schuf, hatte er sein Leben im Griff.
Im Gegensatz zu Rei, der damit schon einige schlimme Erfahrungen gemacht hatte. Doch die Erinnerung daran war schon längst verschollen, und im Moment sollte er lieber die Situation genießen. Mit Kai allein zu sein.
Nach dem Essen, sie waren eigentlich schon im Begriff zu gehen, geschah es dann. Ein junges Pärchen, das gerade erst gekommen war, entdeckte sie und kam zielstrebig auf sie zu. Rei kannte die beiden zwar nicht, doch Kais entnervtes Stöhnen verhieß nichts Gutes.
"Mr. Hiwatari. Das nenne ich Zufall, was machen sie hier? Und wer ist der nette Herr neben ihnen?" Der fremde Mann grinste Kai an und reichte ihm die Hand, die der Russe jedoch gekonnt übersah.
"Es wird sie wohl nicht interessieren, warum ich hier bin." Damit wollte Kai, Rei an einer Hand hinter sich herziehend, an dem Pärchen vorbei. Doch ließen diese nicht so schnell locker.
"Wortkarg wie immer. Aber könnten sie wenigstens den jungen Herrn vorstellen, damit unser Treffen wenigstens ein bisschen Sinn bekommt?" Der Blick, mit denen Kai die Beiden bedachte, war tödlich. Es würde für Rei immer ein Rätsel bleiben, warum es Menschen gab, die sich nicht davon beeindrucken ließen.
Kai sah wohl ein, dass der schnellste Weg nach draußen in dieser kleinen Information lag und deutete in einer unwirschen Handbewegung auf Rei. "Mr. Kon, einer meiner Mitarbeiter." Als die beiden fremden Augenpaare auf ihn gerichtet waren, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Die Art, wie sie ihn ansahen, verhieß nichts Gutes.
"Mr. Kon also, ist er..." Kai fiel ihr ins Wort und beendete ihren Satz vorsorglich. "...meine Begleitung für diesen Abend? Ja." Den Silberhaarigen hielt nun nichts mehr, und in einem schon fast fluchtartigen Abgang verließ er mit Rei das Restaurant.
Erst vor der Eingangstür hielt er inne und murmelte einige russische Wörter, die sich für Rei sehr nach Beschimpfungen anhörten. "Diese impertinenten..." Der Chinese wollte lieber nicht fragen, wer die Beiden waren. Die sehr kurze Begegnung hatte stattdessen gereicht, um ein weiteres Mal die Bitterkeit in ihm zu wecken.
Als Kai ihn als seine ,Begleitung für diesen Abend' vorgestellt hatte, hatte es ihm einen Stich ins Herz versetzt. Obwohl es mehr oder weniger der Wahrheit entsprach, hatte sich ein Teil von ihm eine andere Bezeichnung gewünscht. ,Freund'? ,Geliebter'? Wohin führten ihn seine Gedanken nur wieder?
Erst später, als er neben Kai in dessen Bett lag und während dieser schlief vorsichtig die Konturen dessen Gesicht nachfuhr, ahnte er in welche Schwierigkeiten er sich gebracht hatte.
Nur hier war der Russe wirklich entspannt und befreit von seinen ganzen Sorgen. Jemanden bei sich zu haben, während man schlief, bedeutete für Kai einen großen Vertrauensbeweis. Und es hatte auch bei Rei erst einige Wochen gedauert, bis Kai es gewagt hatte, neben ihm einzuschlafen.
Konnte es eigentlich nicht immer so sein? Gab es keine Möglichkeit, wie man die Zeit einfrieren konnte, um diesen Augenblick für die Ewigkeit einzufangen?
Rei strich mehrmals über Kais Lippen, bevor er einen zarten Kuss darauf hauchte. Sie waren nun schon drei Monate und zwölf Tage zusammen, eine halbe Ewigkeit, wenn man Reis vorherige Beziehungen betrachtete und trotzdem kaum länger als ein Wimpernschlag wenn man das ganze Leben eines Menschen betrachtete. Würden sie sich Morgen trennen, würden sie sich in zehn Jahren vielleicht nicht einmal mehr daran erinnern jemals ein Paar gewesen zu sein. Oder sich überhaupt jemals gesehen zu haben.
Er wollte das nicht. Inzwischen bedeutete ihm Kai einfach zu viel. Er wollte sich nicht so einfach von ihm Trennen und er wollte auch nicht mehr, dass ihre Beziehung nur eine kurze Affäre war. Das war ihm vorhin klar geworden, als er Kai beim Einschlafen beobachtet hatte.
Rei konnte nicht verstehen, wie er die ganze Zeit über so blind gewesen sein konnte. Wozu hatte er Brooklyn vor einigen Monaten versichert, dass er sich niemals in Kai Hiwatari verlieben würde? Er wusste nicht, wann genau es geschehen war. Und wie wichtig es ihm war. Aber es war nun einmal passiert. Und nachdem er es sich endlich selbst eingestanden hatte, schien es, als ob eine große Last von seinem Herzen genommen wurde.
Noch einmal fuhr er durch die weichen Haare des Anderen und sah seinen ,eingebildeten Egoisten' liebvoll an. Noch etwas, in dem er sich in Kai getäuscht hatte. Es gehörte zwar zu Kais Art, sich so zu benehmen, doch war dies auch nur ein Teil der Maskerade. Wann würde er wohl einmal den ,echten' Kai Hiwatari erleben? Länger als nur die Bruchteile eines Augenblicks?
Als Rei endlich die Augen schloss und sich langsam vom Schlaf gefangen genommen fühlte, schlug Kai neben ihm die Augen auf und musterte den Chinesen mit ernstem Blick.
Minutenlang geschah nichts, und nur die blutroten Augen gaben Beispiel für den bitteren Kampf, der in dem Russen in diesem Moment stattfand. Zwei Seiten stritten in ihm um die Vorherrschaft und keine wollte so leicht aufgeben.
Schließlich zog er die Decke, die sie beide bedeckte, über Rei und ein Arm schlang sich um die schmale Hüfte. "Morgen..."
Er hatte einen Traum, Nacht für Nacht dasselbe, und immer verlor er. Sein Geist löste sich von seinem Körper und fuhr in den eines Fremden. Durch dessen Augen erlebte er die Hölle auf Erden, doch so sehr er sich dagegen wehrte, er konnte nicht entkommen.
Jedoch, sollte er die Verbindung akzeptieren, überrannten ihn die Gefühle des Fremden und er erlebte Dinge, die über seine Vorstellung hinausgingen. Denn trotz der Qualen und Schmerzen, gab es noch immer eine weit mächtigere Emotion, die strahlend in der Dunkelheit ausharrte und bis zuletzt nicht verschwand.
Was war mit diesem Fremden geschehen? Warum hielt er noch immer an dem fest, was er eigentlich schon lange verloren hatte? Es gab für ihn keine zweite Chance, und trotzdem tat er alles in seiner Macht stehende um dies zu erreichen.
Er beneidete diesen Fremden um seine Entschlossenheit, die ihm selbst fehlte. Er konnte nicht gegen die eigenen Schatten in seiner Seele ankämpfen. Nur hilflos daneben stehen und verfolgen, wie alles zugrunde ging.
Wer war der Andere, dessen Gesicht er nicht sehen konnte?
^__________________^
heute ist wirklich ein schöner tag!!!!!! ^O^ dat fin hat ihren führerschein endlich und das bedeutet - endlich zeit zum schreiben ^O^
*selbst noch nicht ganz fassen kann*
Naja, ihr werdet euch nach diesem Kapitel eher fragen, was noch kommen wird...nun ja, ich kann verraten, dass meine beta sehr entrüstet war...und erschrocken. ^___~
@hayan: u.u ich darf nicht verraten, wie es endet...aber glaubst du wirklich, dass bei mir alles sterben ^^ betonung auf: mir *lach*
@kara: gratuliere, du hast die fehlenden worte rausgefunden! ^^ war aber auch nicht so schwer, oder? >.< aber mit den neuen kapiteln beeile ich mich schon! ^^
@martinican: °//////° ein oskar? für meine blödsinn eher nicht...>.> aber dankeschön fürs lesen! ^^
dankeschön fürs lesen u.u und bis zum nächsten kapitel 'das ende?'
^_________~
das mit glückshormonen vollgepumpte fin....
