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Eine zweite Chance?

von

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chapter 2

Nachdem sich keiner beschwert hat...das zweite Kapitel:
 

2.Kapitel

"Die Augen eines Fremden..."
 

Mit einem Ächzen ließ er den Aktenstapel in seinen Armen auf den Schreibtisch fallen, bemerkte dabei jedoch nicht, dass er nebenbei auch noch einen halbvollen Pappbecher mit Kaffee umstürzte. Die wässrige, dunkelbraune Flüssigkeit verteilte sich sofort über die Oberfläche des Tisches und wurde von den vorher blendendweißen Dokumenten aufgesogen. Rei stieß einen kurzen, erschrockenen Schrei aus und machte sich kurz darauf auf die Suche nach irgendetwas, das die Katastrophe noch eindämmen konnte. In seiner Panik griff er nach dem erstbesten Hilfsmittel und erwischte dabei sein Jackett. Rei drückte den grauen Stoff fest auf, sog die letzten Reste der Flüssigkeit auf. Erst als er sich sicher war, dass wirklich alles verloren war, besah er sich sein Jackett und seufzte.
 

Mitten auf der Rückseite des Oberteils prangte ein fast schwarzer Fleck, deutlich sichtbar und mit einem bedauernden Blick fiel ihm auf, dass er ausgerechnet an diesem Morgen seinen neuesten Anzug anziehen musste und er besagtes Oberteil wohl noch heute in die Reinigung bringen musste. Rei schüttelte den Kopf und legte das Jackett zum Trocknen über die Rückenlehne

seines Stuhls, bevor er sich die Tragödie auf seinem Schreibtisch genauer ansah. Es würde den ganzen Tag dauern, bis das Chaos wieder beseitigt wäre und alle wichtigen Papiere neu ausgedruckt hätte. Zum Glück hatte sein Chef schon das Büro verlassen und konnte ihm nicht noch mehr Vorwürfe machen.
 

Nachdem er den Anruf seines Vorgesetzten bekommen hatte und er von dem neuen Firmeninhaber informiert worden war, hatte Reis Chef fast stürmisch das Büro verlassen. Nicht ohne Rei noch einen Stoß Akten in die Hand zu drücken, mit der Aufforderung, diese doch bis morgen zu erledigen. Weiß der Himmel wohin er danach verschwunden war, Rei jedenfalls hütete sich davor, seinem Chef hinterher zu spionieren. Der Chinese war schon froh, einen ganzen Nachmittag lang nicht unter der penetrant lauten Stimme seines Vorgesetzten zu leiden.
 

Es war schon später Abend, als Rei die letzten vom Kaffee vergilbten Blätter, in seinem Papierkorb entsorgte und sich seine schmerzenden Schultern massierte. Seine Arbeitskollegen hatten schon lange Feierabend und nach Einbruch der Nacht war Rei einer der wenigen, die noch in dem Bürogebäude waren. Aber Rei beschwerte sich nicht, schließlich war es seine eigene Unaufmerksamkeit, die ihn zu diesen Überstunden gezwungen hatte. Wenn er es Morgen schaffen würde, noch vor seinem Chef im Büro zu sein, würde dieser von dem kleinen Unfall noch nicht einmal etwas mitkriegen.
 

Rei warf noch einen kurzen Kontrollblick über seinen Schreibtisch und stand dann auf, streckte sich katzenartig. Er nahm seine Tasche und das mittlerweile trockene Jackett und machte beim Verlassen des Büros die letzten Lichter aus. Während er erschöpft und sichtlich müde den Gang entlang schlurfte, dabei ab und zu den noch anwesenden Kollegen zunickte, war er in Gedanken schon längst bei einem schönen, heißen Bad zu Hause. Und danach sein weiches Bett, im Moment kam das für Rei dem Himmel gleich.
 

Er unterdrückte ein Gähnen und hielt schließlich vor den geschlossenen Aufzugtüren. Nachdem er lustlos auf den Knöpfen gedrückt hatte, hob er seinen linken Arm an um auf seine Armbanduhr zu sehen. ,10:30' Es wurde wirklich Zeit, dass er heim kam.
 

Auch eine weitere Person sah in diesem Moment genervt auf seine Armbanduhr und tappte ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden auf. Die Fahrt mit dem Fahrstuhl dauerte seiner Meinung nach schon viel zu lange, und als die Tür endlich hielt, musste er zu seinem Leidwesen feststellen, dass ihn noch mehr als fünf Stockwerke von seinem eigentlichen Ziel trennten. Verärgert über die Unterbrechung machte er sich schon bereit, der Person, die gleich hinter den sich öffnenden Schiebetüren des Aufzuges erschien, die Meinung zu sagen, als er plötzlich von zwei gelben Augen gefangen genommen wurde.
 

,Honiggelb' dieses Wort war ihm als Erstes in den Sinn gekommen, ohne zu wissen woher. Doch es stimmte. Er fühlte sich fast so, als ob die Augen unendlich tief waren, dass er darin eigentlich versinken müsste und nur die Gefühle, die sich darin spiegelten hielten ihn davon ab. Sie zeigten vollkommene Erschöpfung und Müdigkeit. Erst jetzt nahm er auch den Rest des Gesichtes war, die feinen, asiatischen Züge und das nachtschwarze Haar, dass leblos vor die gelben Augen fiel. Als sein Blick nach unten wanderte, erkannte er an dem weißen Hemd, der Aktentasche und dem Jackett in der Hand, dass es sich wohl nur um einen einfachen Angestellten handeln musste und nachdem sein Verstand endlich wieder die Überhand gewonnen hatte, machte er sich selbst innerlich Vorwürfe.
 

Er konnte sich doch nicht einfach so von den Augen eines Fremden faszinieren lassen, und ihn dann auch noch wie ein exotisches Raubtier im Tiergarten anstarren. Das verbot alleine schon der Anstand. Die Augen waren nichts besonders, es gab bestimmt noch mehr Menschen, mit dieser, für seine Verhältnisse, ungewöhnlichen Augenfarbe und er hatte sich bestimmt einfach noch nicht daran gewöhnt, ab jetzt ständig von Asiaten umgeben zu sein.
 

Rei war mehr als nur glücklich, als die Fahrstuhltür aufging. Er wollte schon bedenkenlos einsteigen, als er die noch anwesende Person bemerkte und automatisch stoppte. ,Diese Augen!' Es war wie ein elektrischer Stromschlag, der plötzlich durch seinen Körper zuckte, als der die dunkelroten Augen sah, die wie paralysiert auf ihn gerichtet waren. Ihr intensiver Blick durchbohrte Rei fast, es kam dem Chinesen vor, als ob die Augen weiter in ihn hineinsahen, als sonst irgend ein Mensch

zuvor. Und gleichzeitig war da auch noch so etwas...wie eine Erinnerung...
 

Rei benutzte seine ganze Selbstbeherrschung um sich von den Augen loszureißen und den Fremden kurz zu mustern. Er hatte ihn hier noch nie gesehen. Der Fremde hatte seltsam graue, eher silberne Haare und eindeutig europäische Gesichtszüge. Seine Haut war sehr hell, im Gegensatz zu seiner eigenen, leicht gebräunten Haut und er war auch fast um einen Kopf größer als er, dabei war Rei schon unter seinen asiatischen Freunden einer der Größten. Seine Klamotten waren sehr edel, der schwarze Anzug saß ihm wie maßgeschneidert und Rei bezweifelte nicht, dass dies auch der Fall war. Wahrscheinlich war der Europäer einer der neuen Chefs, die mit dem neuen Besitzer gekommen waren. Hieß das nicht für Rei, dass er sich ihm gegenüber sehr höflich verhalten musste, wenn der Chinese nicht Ärger mit seinen Vorgesetzten haben wollte?
 

Naja, vielleicht sollte erst einmal der Fremde Manieren lernen, dieser starrte ihn noch immer wortlos an, seine Augen waren noch immer auf ihn fokussiert. Langsam stieg Unbehagen in Rei auf, warum wurde er so intensiv gemustert? Er war schon kurz davor, den Fremden darauf hinzuweißen, als dieser abrupt zur Seite sah. Gleichzeitig schloss sich vor Rei auch wieder die Fahrstuhltür, an der er sich, nur dank eines kleinen Sprungs vorbei in die Kabine stahl. Der Blick des Fremden war noch immer desinteressiert in eine Ecke gerichtet, die Hände hatte er in seinen Hosentaschen vergraben. Rei zuckte nur mit den Schultern und drückte auf den Knopf, neben dem ,Erdgeschoss' stand. Er war heute schon zu müde, als dass er sich mit dem rätselhaften Fremden auseinandersetzten wollte. Leider fuhr der Fahrstuhl erst einmal nach oben, um den ersten Passagier abzuliefern, so dass Rei notgedrungen die Zeit bis dahin mit ihm verbringen musste. Dabei verschwand das Unbehangen nicht, eher wurde es von dem seltsamen Gefühl in Rei weitergenährt. Etwas an dem Europäer erinnerte ihn an etwas, das vor langer

Zeit geschehen war.
 

Die Zeit dehnte sich ins Unendliche und schon bald konnte Rei der Versuchung nicht widerstehen, den anderen Fahrgast aus den Augenwinkeln zu beobachten. Dabei entdeckte er, dass das Haar an dessen Hinterkopf fast schwarz war, im Gegensatz zu seiner restlichen, silber-grauen Mähne. Und dass er aufrecht und voller Selbstvertrauen da stand, nichts an ihm machte den Eindruck, als ob er sich von anderen Menschen etwas vorschreiben lassen würde. Seine Kleidung, von seinem hellgrauen Hemd bis zu den polierten Schuhen, saß perfekt, er musste sehr penibel sein. Er hatte Reis Neugierde geweckt.
 

"Was ist so interessant an mir, dass du mich so anstarrst?" Rei zuckte erschrocken zusammen und drehte sich nun ganz zu dem Fremden um, der ihn kühl ansah. "Ich..." Er schluckte schwer und versuchte in kürzester Zeit eine passende Erklärung zu finden. "...war nur überrascht. Ich habe sie noch nie hier gesehen." Auch wenn der Andere es nicht für nötig befunden hatte, wollte Rei dennoch höflich bleiben und ihn nicht einfach duzen.
 

Eine Augenbraue hob sich spöttisch und der Russe ging einen Schritt auf Rei zu, forderte ihn wortlos heraus. Der Chinese versuchte, sich nicht davon einschüchtern zu lassen und reckte störrisch den Kopf . Er hatte, seiner Meinung nach, nichts Falsches getan. "Ist es denn nicht verwunderlich, dass ich mich frage, wer so spät am Abend hier noch unterwegs ist? Sie könnten hier schließlich völlig unbefugt herumlaufen..."
 

Der Europäer beugte sich ein weiteres Stück zu ihm herunter und antwortete mit eiskalter Stimme, die Angstschauer über Reis Rücken jagten. "Das gleiche könnte ich von dir auch behaupten. Darf ich fragen, wie du heißt?" Rei musste mit Entsetzen feststellen, dass er inzwischen den warmen Atem des anderen auf seinem Gesicht spürte. Hatte der Fremde denn keinen Sinn für Höflichkeit und Anstand?
 

"Mein Name ist Kon, Rei Kon. Ich arbeite im dritten Stockwerk in der Verwaltungsabteilung." Rei versuchte, seine ganze Selbstsicherheit in seine Worte zu legen und sah nun den Fremden seinerseits herausfordernd an. "Ich habe mich vorgestellt, könnte ich nun ihren Namen erfahren?" Täuschte er sich, oder hatte er gerade wirklich für einen kurzen Moment ein amüsiertes Glitzern in den dunkelroten Augen gesehen?
 

"Hiwatari, Kai Hiwatari." Reis Herz setzte für einen Moment aus und er starrte seinen neuen Arbeitgeber mit großen Augen an. Hatten die Götter heute einen schlechten Tag, oder warum bestraften sie ihn so? Fast sofort senkte er den Kopf und biss sich fest auf die Unterlippe. Verdammt, das war ganz bestimmt nicht die beste Begrüßung für seinen neuen Arbeitgeber. "Es tut mir leid, Mr. Hiwatari. Ich wollte sie nicht so unfreundlich behandeln..." Obwohl ja eher er unfreundlicher war, als er selbst, flüsterte ihm eine leise Stimme in Reis Kopf zu.
 

Rei konnte nicht sehen, wie Kai sich mit einem triumphierenden Grinsen wieder zurücklehnte und den Chinesen danach wieder keines Blickes würdigte. "Das hatte ich auch nicht erwartet. Ich hoffe, du merkst dir das für die Zukunft."
 

In diesem Moment öffneten sich die Türen wieder und Kai rauschte an ihm vorbei aus dem Fahrstuhl, nur noch sein langsam schwindendes, leichtes Parfüm hinterlassend. Rei wartete, bis die Türen wieder fest verschlossen waren, und ließ dann seinen Kopf schmerzhaft gegen sie knallen. "Arroganter Egoist."
 

Wenn er nach Hause kam würde er nicht nur ein Bad, sondern auch eine Kopfschmerztablette und eine Schaufel brauchen. Damit er sich schon einmal sein Grab buddeln konnte.
 

Als Rei sich später erschöpft in sein Bett fallen ließ dauerte es nicht lange, bis er in einen erholsamen Schlaf fiel. Doch kurz bevor er vollkommen in die Traumwelt hinüber glitt, war ihm, als hätte er Schreie gehört. Schreie und Kanonenschläge. Aber das war unmöglich, nicht mitten in Hongkong...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-06-03T14:16:13+00:00 03.06.2005 16:16
Nachdem ich erst nach laaa__aanger Zeit dazu gekommen bin, das zweite Kap zu lesen (dabei ist das zehnte ja schon on) *drop*, bin ich immer noch fasziniert von deinem Schreibstil. Du bist soooo gut im Beschreiben!!! *~*
Nicht nur Rei's Gefühlslage, die Situation und die Stimmung, sondern auch so passt alles. XDDD
Ich kann mir nicht erklären, warum du nur zwei Kommis auf dieses Kap hast... an ja, was solls, ich habe ja jetzt noch einen Kommi beigetragen. XDD Und ich ewrde dich auch weiterhin belästigen, das nächste Kap wird gleich gelsen! |XX

husch und weg, ciao, baba, goodbye, sayonara, wie auch immer, dat kira

*flausch*
Von:  Hayan
2005-04-04T15:14:22+00:00 04.04.2005 17:14
geie~l XD *lol*
find ich ja putzig die ff XD schreib bitte ganz schnell wieter, ja? ^^
*umknuffz*
da Marakesch
Von:  BunnySauseherz
2005-04-02T17:42:43+00:00 02.04.2005 19:42
wieder mal ein geiles kapitel^^
ich finde kai und ray richtig süß und kann mir das im Aufzug voll gut vorstellen XD
bitte mach schnell weiter!!!!


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