Zum Inhalt der Seite

Grüner Jade und Blaue Perle

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Act V: Und machtest

mich Süchtig... nach dir
 

.

.

.
 

"In dieses Lebens ewigen Kümmernissen

Weiß ich ein Schloss, Chateau d'amour genannt

Von Rosen rings umsponnen und Narzissen

Träumt dort ein einsam stilles Wunderland,

Das durch den Tag lässt keine Fahnen hissen,

Scharlachen brennend wie der Herzensbrand.

Nachts, wenn im blauen Schein die Berge hängen,

Horcht Eros kichernd auf den Marmorgängen.
 

Und schöne Paare wandeln auf den Steigen,

Von Amoretten selig überflogen,

Versteckte Lauben üben sich im Schweigen,

Von kleinen Silberwolken überzogen,

Ein Schumannlied von hundert sanften Geigen

Klingt aus den Sälen durch die Säulenbogen

Und schwarz verhüllte, schwergeschiente Ritter

Behüten streng des Gartens goldne Gitter...
 

Was ist die Liebe? Ist's ein heller Stern

Der plötzlich leuchtet, den wir nie geschaut?

Ist's ein Erinnern, das unnennbar fern

Uns deucht und nun in unsre Seele taut,

Jäh aus der Schale springt und einen Kern

Uns zeigt, so voller Süße, dass uns graut?

Ich bin dir gut. Du bist mir gut. Nichts weiter.

Dann klimmen wir hinauf die Himmelsleiter.
 

~Aus "Poggfred" von Detlev von Liliencron (1844 -1909)"

.

.

.
 


 

Leise steckte er die Kappe wieder auf seinen Füller und legte ihn

beiseite. Da er wirklich außergewöhnlich schnell schrieb und die

Ideen jedes Mal nur so aus ihm heraussprudelten, war er trotz dass

er viel mehr als alle anderen geschrieben hatte, wie immer auch

schon viel früher fertig.

Es war später Nachmittag, der Nachhilfeunterricht bereits vorbei

und nun machten sie ihre Hausaufgaben, was hier eigentlich fast

wie eine normale Unterrichtsstunde gehandhabt wurde und somit

Pflicht war. Zufrieden lehnte sich Shinju auf seinem Stuhl zurück

und blickte nach rechts, sah Hisui, der, weil sie zusammenwohnten,

auch neben ihm saß, verliebt lächelnd beim Schreiben zu. Der Ältere

hatte eine wirklich sehr schöne Handschrift, die Akamatsu-san

sofort für ihn begeistert hatte. Sein geliebter Nachbar runzelte kurz

die Stirn, schien über etwas nachzudenken, und schrieb dann mit

konzentriertem Gesichtsausdruck weiter. Hisui schien das Schreiben

ebenfalls großen Spaß zu machen, auch wenn er dabei etwas

gemächlicher und wahrscheinlich auch aufmerksamer zu Werke ging.

Wieder runzelte jener die Stirn und begann ungeduldig mit seiner

linken Hand auf den Tisch zu tippen.

Unwillkürlich wurde Shinjus Lächeln breiter als er die schlanke Hand

mit langen, feingliedrigen Fingern in seine viel kleinere nahm und sie

leicht drückte.

Hisui blickte überrascht auf, erwiderte dann sein Lächeln mit einer

_spürbareren_ Wärme. Kurz blickte er sich um und ehe sich Shinju

versehen hatte, hatte der Ältere ihm auch schon einen flüchtig-

sanften Kuss auf die Lippen gedrückt.

Shinjus Wangen färbten sich vor Verlegenheit rot und er war

wirklich froh, dass sie ganz allein in der hintersten Reihe saßen und

Akamatsu-san gerade mit einem Schüler sprach, auch wenn sie

natürlich alles wusste. Doch gleichzeitig fühlte er wieder dieses

angenehm kribbelnde Flattern in seinem Bauch, das ihn seit nunmehr

einem Vierteljahr einfach nicht mehr verlassen wollte, fühlte sich

glücklich und mochte die Hand des Größeren nicht loslassen.

Der hatte nichts dagegen, nahm mit einem weiteren Lächeln wieder

seine Arbeit auf, spielte dabei selbstvergessen und doch sehr

zärtlich mit Shinjus zierlicher Hand.

Vor Glück wurde Shinju noch etwas röter. Sechzehn Jahre lang war

er schrecklich einsam gewesen, immer wieder gedemütigt und

enttäuscht worden, doch nun schien es ihm ein geringer Preis für

sein noch junges Glück zu sein. Mit geschlossenen Augen rief der

Kleinere sich die drei Monate vor Augen, die sie sich nun schon

kannten, rief sich jede Berührung und jedes einzelne Wort in

Erinnerung, erschauerte wohlig unter dem Ansturm dieser warmen

Gefühle in sich.

Seit er Hisui kannte war alles anders geworden. Niemand verlor

noch ein schlechtes Wort über ihn oder versuchte Shinju weh zu

tun, denn der Ältere hatte allen ausdrücklich klar gemacht, dass er

von nun an Shinjus Beschützer war und jeder, der Shinju etwas tun

wollte, es mit ihm zu tun bekam. Shinju begann sogar allmählich und

ein wenig zaghaft Freundschaft mit anderen zu schließen!

Ja, er wollte für den Rest seines... "Lebens" mit Hisui zusammen

sein, dessen war er sich sicher, war sich so sicher wie nie zuvor

über irgendetwas.

Er wollte, wie erst heute wieder in ihren Pausen, mit Hisui

ungesehen und ungestört unter der Trauerweide sitzen, in seine

Arme geschmiegt mit dem anderen zusammen träumen und ab und

zu eine Zärtlichkeit von dem Größeren erhaschen. Er wollte sich in

jeder Nacht mit Hisui vereinigen, ihn in sich fühlen und ihre ganz

besondere Verbindung spüren, dabei den liebevollen Worten seines

Geliebten lauschen und sie ebenso zärtlich erwidern. Er wollte jede

Nacht in Hisuis Armen einschlafen und an jedem Morgen wieder in

diesen starken Armen aufwachen, noch ein wenig die Wärme

genießen und still vor sich hinlächeln, bevor der Alltag an die Tür

klopfte. Mehr nicht.

Shinju wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, doch irgendwann

nickte Hisui zufrieden und packte seine Sachen zurück in seine

Tasche und nur ein oder zwei Minuten später war die Stunde auch

schon vorbei, womit endlich ihre Freizeit begann.

Erfreut und äußerst lebendig sprang Shinju auf, machte sich, Hisui

einfach mit sich mitschleppend, auf, das Zimmer zu verlassen.

Der Jüngere freute sich sehr, denn heute würden sie beide wieder

zusammen ausreiten. Er liebte es einfach mit dem Älteren durch die

nähere Umgebung zu reiten und die beiden lieben Tiere, die sie

immer auswählten, waren auch jedes Mal sehr erfreut gewesen.

Shinju selbst hatte sich schon immer gut mit Tieren verstanden und

die Pferde hatten sich wie er selbst geradezu in den

Schwarzhaarigen verliebt.
 

Hisui war aus dem Sattel gestiegen und führte nun sein Pferd und

Shinju auf seinem schönen Fuchs zwischen den Bäumen hindurch zu

einer kleinen, zauberhaften Lichtung, die sie bei ihrem letzten

Ausritt entdeckt hatten.

Immer wieder suchte und fand er den Blick des Jüngeren, lächelte

ihm liebevoll zu, ohne dabei ein Wort verlieren zu müssen.

Er war glücklich und er musste nur in die beiden blauen Perlen

blicken, um zu wissen, dass Shinju ebenso fühlte.

Als sie beide aufeinandergetroffen und sich gefunden hatten, hatte

Hisui es bis dahin trotz seiner Einsamkeit und mehr als genügend

willigen Menschen nie gewagt, jemanden zu seinem Gefährten zu

machen. Er hatte viel zu große Angst gehabt, dass etwas schief

ging und hatte geglaubt, niemals jemanden zu so einem Monster zu

machen, wie er es war.

Ja, er hatte sich zutiefst verabscheut, für das, was er gegen seinen

Willen geworden war, wäre lieber gestorben, statt als Untoter über

die Erde zu wandeln und nicht einmal die Tatsache, dass er seinen

Opfern zum Dank für ihr Leben einen schönen Traum schenkte, wie

er es auch Shinju gelehrt hatte, hatte ihn damals beruhigen können.

Nun jedoch war er überglücklich und wusste, dass es gut so war,

musste seinem "Vater", den er so gehasst hatte, letztendlich

danken.

Am dankbarsten jedoch war er Shinju für die unendliche Liebe, die

er dem älteren Vampir entgegenbrachte: Heute wussten sie beide,

dass es nicht Shinjus Wunsch gewesen war, zu sterben, ebenso

wenig wie Hisui _wirklich_ bereit gewesen war, Shinju für immer zu

verlieren, nachdem sie erst kurz zuvor zueinander gefunden hatten.

Ja, ihre größte Gemeinsamkeit war wahrlich der Wunsch, dem

anderen nahe sein zu können und genau deshalb war auch Shinju

jetzt ein Vampir und nicht endgültig tot - weil sie sich liebten...

Und er freute sich für seinen Kleinen, denn auch für ihn war von nun

an vieles leichter. Fukusawa hatte sich bei ihm entschuldigt, ihm

seine Liebe gestanden und war fünfzehn Minuten später abgereist,

um dem Internat und Japan für immer den Rücken zu kehren. Und

von da an wurde Shinju nicht nur offen Sympathie gezeigt, ja er

wurde wirklich _akzeptiert_.

Ohnehin schienen die Menschen wie bei dem Älteren auch

unbewusst zu spüren, dass Shinju jene Träume der Ewigkeit vergab,

nach denen sich jeder Mensch mehr oder weniger oft sehnte, und

viele suchten instinktiv seine Geborgenheit suggerierende Nähe,

wenn sie ihn nicht sowieso schon immer sehr gemocht hatten.

Sie waren an der Lichtung angelangt und Hisui löste sich aus seinen

Gedanken, streckte seine Arme nach Shinju aus, der gerade aus

dem Sattel steigen wollte, fing ihn in einer Umarmung auf.

Fest presste er den Jüngeren an sich, hätte ihn am liebsten nie

wieder losgelassen.

/Gott, wie ich dich liebe.../

Die Pferde trabten zum Rand der Lichtung und zupften ein wenig an

dem saftiggrünen Gras, während die beiden Vampire unter den

Schatten uralter Bäume sanken, Hisui seinen persönlichen Engel

vorsichtig auf die grüne Wiese bettete und sich zärtlich an dessen

sanftgeschwungenem Schlüsselbein entlang küsste als müsse er auf

der Stelle sterben, wenn er Shinju nicht zeigte, wie viel jener dem

schwarzhaarigen Vampir bedeutete.

Sich nach jedem Zentimeter der blassweichen Haut verzehrend,

fuhr er den schlanken Hals hinauf, ritzte leicht die Haut über der

Halsschlagader um einen einzigen Blutstropfen aufzulecken und die

Wunde sorgfältig wieder zu schließen.

Es mochte sein, dass sie das rote Leben der Menschen brauchten

um weiterhin zu existieren, doch "Shinjus" Blut war noch immer das

süßeste von allen, würde es immer bleiben...

Langsam strich er mit seiner Zunge den Unterkiefer entlang und in

den linken Mundwinkel des Braunhaarigen hinein.

Ja, er war vollkommen allein gewesen, hatte in seiner Angst vor sich

selbst die Einsamkeit _gesucht_, so sehr sie auch schmerzte... und

dann hatte er den Jüngeren gefunden und zum ersten Mal in seinem

ganzen Leben hatte er seine Einsamkeit mit jemandem teilen

können...

... bis sie schließlich in ihrer Liebe zueinander ganz verschwand...

"Ich liebe dich", flüsterte Hisui dem jungen Mann mit den blauen

Perlenaugen ins Ohr und zog Shinju in einen langen, liebevoll

verlangenden Kuss.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-04-06T18:59:10+00:00 06.04.2006 20:59
Ohay-o ^^y
Ich weiß ja nicht ob du schon wusstest dass deine FF´s Süchtig machen...QQ'
die ist wie ein gut komponiertes Lied...
verschiedene Aspekte und doch ineinander verwoben wie Seide...
das einfügen von Lyrik und Musiktexten passt sich so wahnsinnig gut in die Textpassagen ein...""dass ist Genial""
Du schaffst es die Gefühle deiner Charas in einem wieder zu Erwecken...
es ist immer Fantastisch deine FF´s zu Lesen
mata ne
Von: abgemeldet
2005-12-05T13:41:45+00:00 05.12.2005 14:41
Hallö ^^!

So langsam lese ich mich durch alle deine Werke!!! Du schreibst so verdammt gut und es macht "höllischen Spaß" (<-- eigentlich ein Gegensatz in sich...) deine ganzen Storys zu lesen!

Ich liebeliebeliebeliebeliebeliebeliebe deine Werke *fg*!!!

*garnicht weiß, was ich sagen soll* Ich kann dich nur immer wieder in den höchsten Tönen loben!!! *klatsch, jubel* Vor allem deine Zuwendungen zur Lyrik und zur Musik finde ich absolut genial! *freu* Du bist wirklich belesen oder??? ^^ Freut mich, dass es wenigstens mal ein paar Leute gibt, die etwas von gute Lyrik halten!!! (muss jetzt einfach mal gesagt werden!!!)

Es ist eigentlich schade, dass diese Strory so wenig Zuwendung findet... *schnief* Ich dachte, dass vielleicht alle deine Leser auch alle deine Werke lesen - aber so kann man sich irren... *seufz*

Naja... jedenfalls bekommst du noch eine Mail von mir ^^! Die bin ich dir ja noch schuldig; und nachdem hier meine Finger geradezu "brennend" über die Tasten geflogen sind, komme ich vielleicht auch dazu, diese zu schreiben. *dümmlich grins*

Ich hoffe jedenfalls, dass ich auch bald dazu komme, mir deine Page anzusehen und auch, den Kalender mitzuverfolgen! Ich melde mich für´s erste ab!

Grüße aus der Unterwelt,
bis denne,
Dashiel

P.S.:
Folgende Textstelle kommt mir vom Inhalt schwer bekannt vor ^^:

>>Niemand konnte glücklich sein, wenn er nicht auch das Unglück kannte. Woher sollte man wissen, dass man "glücklich" war, wenn man doch gar nicht wusste, dass es noch einen anderen Zustand gab<<

Aber ich weiß ums Verrecken nicht, woher ich den Inhalt kenne! Kannst du mir vielleicht auf die Sprünge helfen??? ^^ Ist ja auch nicht so wichtig... *g* Ich hoffe jedenfalls, dass mich meine Kollegin nicht mehr zu sehr ablenkt und ich die Mail schreiben kann!!! *winke*
Von:  urlieb
2005-03-26T21:15:41+00:00 26.03.2005 22:15
wow is die gut - aba bitte warum sind da dann noch keine kommis *ungläubig umherschau* - hoffe ich mache keinen fehler und das kommis unerwünscht sind aber ich muss einfach lobgesänge anstimmen das is ja der pure wahnsinn so bildhaft geschrieben ich habe meine umwelt vergessen - ^^ - *tough luck ne* nein wirkich gefällt mir und vorallem die jade perle und die trauerweide - schöne symbolhaftigkeit - außerdem habe ich sehr viel über japan erfahren was ich noch mehr liebe - wie soll ich weiter loben ich sthe auf diese einfach tolle fantastische und obergeniale story die wirklich einsame spitze is *heftigkopfnick*
have a nice day


Zurück