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WoW - Geschichten

Erzählungen, Sagen und Legenden
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Tagebucheintrag 3: Ishaladae

Was treibt einen Nachtelf oder in diesem Fall eine Nachtelfin dazu, Krieger zu werden?

Ich weiß es nicht genau, aber sie sagte zu mir, sie hätte sich dazu entschlossen, das zu beschützen, was ihr lieb ist. Denn dafür lohnt es sich, zu kämpfen. Ihren eigentlichen Namen, bestehend aus einem Singsang von Melodien, kann ich kaum aussprechen, geschweige denn, jetzt hier auch noch schreiben. So erzählte ich der jungen Elfe von einer ehemaligen Kampfgefährtin, auch eine Elfe, die unglücklich verstorben sei. Unrühmlich sei sie durch einen Unfall gestorben: eine gnomische Donnerbüchse sei ihr in der Hand explodiert - sie starb an den Folgen des enormen Blutverlustes. Die junge Elfin erinnerte mich sogar an sie, und in ihrer Nähe fühlte ich irgendwie eine innere Verbundenheit mit ihr. So fragte ich sie, ob ich ihr den Namen meiner alten Kampfgefährtin geben darf, Ishaladae.

Sodann sah ich eine Träne ihre Wange herunterkullern, und einen Augenblick lang sah ich nicht mehr die junge Elfin vor mir sitzen, sondern meine Ishaladae!

"Ich danke Dir", sagte sie in ihrer melodiösen, hellen Stimme, die mich wirklich bis heute daran glauben lässt, daß es ein Leben nach dem Tod gibt. Sie lächelte mich an, in ihrer eigenen Art und Weise, und schaute hoch zum Mond, der silbern zwischen den sonnenbeschienenen Wolken hang. So verging der Augenblick, und das junge, fast kindliche Gesicht der Elfin guckte mich wieder an, die ich ab dem Moment Ishaladae nannte.

Elune, so sagte sie zu mir, hätte für sie den Mond gewendet, auf dass sie aus ihrem Traum erwache. Sie wüsste nun wieder, was passiert sei und kann sich an ihr vergangenes Leben erinnern. Aber es sei nicht IHR Leben. Sie könne nicht mehr dieselbe Person sein, wie ich sie gekannt habe.

Dann nahm sie mich mütterlich in ihre Arme, wie meine alte Kampfgefährtin es immer nach einem erfolgreichen Gefecht gemacht hat. Es war die Art der Elfen zu trauern - eine kleine Schweigeminute und eine Träne für jedes gefallene Lebewesen, was wir dem Leben beraubt haben.

Doch ich wusste, in diesem Augenblick war meine Ishaladae, wie ich sie gekannt habe, jetzt für immer weg. Ich brauchte lange, einen halben Sonnenlauf, bis ich über ihren Tod hinwegkam, doch in diesem Moment war ich so glücklich und so traurig, daß ich in ihren Armen hemmungslos geweint habe. Erst später merkte ich, daß Ishaladae mich beruhigte, indem sie leise ein Lied sang und mich liebkoste, wie es meine Amme immer gemacht hat, wenn ich hingefallen bin und mich verletzt habe. Doch dies war anders. Gleichzeitig eine Freundin zu verlieren und gewinnen, das war einfach zuviel für mich.
 

Nicht lange nach dieser Begebenheit sprach mich Ishaladae wieder an.

"Zimonee", sagte sie - ich erinnere mich deutlich, "Zimonee, ich merke doch, wie traurig du bist. Was hast Du denn?"

Und sie setzte die besorgte Miene auf, die ich von meiner Kampfgefährtin kenne.

Ich erklärte ihr, daß mich immer noch das Gespräch verfolgte und sei traurig, weil ich wüsste, daß meine alte Gefährtin nun für immer weg sei.

Verständnisvoll setzte sie sich neben mich und legte einen Arm auf meine Schulter.

"Du hast sie befreit", sagte sie ernst und schaute mir dabei in die Augen, "für Dich wird sie immer in mir weiterleben."

Sie nahm langsam meine Hand und führte sie an ihr Herz. Ich spürte das leise Klopfen unter ihrem Brustkorb.

"Spürst du mein Herz?", fragte sie und ich nickte nur mit meinem Kopf, "Es atmet. Ein und Aus. Immer wieder. Das ist der Lauf der Natur."

Dabei schaute sie mich erwartungsvoll an, und ich spürte wie langsam ein Kloß im Hals entstand.

"Und jetzt stell Dir vor, das Herz sind zwei Leben. Das Einatmen übernehme ich, das Ausatmen die Erfahrung. Ich lebe, weil ich das beschütze, was ich lieb habe, und das bist auch Du! Beim Ausatmen weiß ich, was ich tun muß, aber das Einatmen musst Du mir überlassen, verstehst Du was ich meine?"

Nein, ich verstand nicht, und ich schüttelte langsam meinen Kopf.

Sie versuchte es nochmals:

"Es kann nur ein Leben geben, egal wie das Herz schlägt. Deine Ishaladae steckt in mir, ich kenne dich, weil sie mir von Dir erzählt hat. Bilder schlugen auf mich ein, Emotionen, Erfahrungen, einfach alles, was ihr Leben beinhaltete. Und sie hat dich geliebt. Wie ihre eigene Schwester hat sie dich geliebt!"

Sie packte mich fest an meinen Schultern und schaute mir in die Augen. Ich nickte lahm und eine Träne lief mir die Wange entlang.

"Doch ich hab in den letzten Jahrzehnten, in denen ich Dich nicht gekannt hab ein eigenes Leben entwickelt. Ich sehe die Dinge einfach immer noch anders, aber ich teile nun die Erfahrung von zwei Leben."

Ich verstand - teilweise. Sie ist sie selbst. Meine Kampfgefährtin lebt in ihr weiter.

"Und kannst Du Dich noch erinnern, was sie zuletzt gesagt hat?"

Weiterhin ruhten ihre meerblauen Augen auf mir und ich hob kurz meinen Blick, um nachzudenken.
 

Ich erinnerte mich - glasklar durchstoch dieser Fetzen der Vergangenheit mein Herz und ich spürte wieder meine Panik in dem Moment, als es geschah. Sie nahm die Donnerbuchse hoch an ihren Kopf, zielte mit dem Visier und .... ein Knall.... Blut... eine Hitzewelle... erschreckt sah ich sie an - in ihr ehemals schönes Gesicht: Es war halb verbrannt, ihr rechtes Auge blutüberströmt, ihr rechtes Ohr zerfetzt und ihr Arm beinahe zerrissen von der Wucht der Explosion. Das Bild des Schreckens brannte sich in mein Leben wie ein Brenneisen auf die Flanke eines Pferdes - gebrandmarkt, meine beste und einzige Freundin so zu verlieren. Doch der Donner lockte auch die Feinde an und ich hatte nur wenige Sekunden, um zu überlegen. Wut überkam mich - Wut und Zorn. Meine Augen auf Ishaladae gerichtet, wie sie anscheinend tot am Boden lag, schwenkte meine Aufmerksamkeit auf die Feinde. Sie war tot! Das wichtigste in meinem Leben war mir genommen worden! Und ich wollte Rache - in dem Augenblick hat es mich nicht gekümmert, was die Ursache war. Der Zorn schoß mir in die Adern und ich verlor mich in der Raserei. Erst als alles Leben in Sicht- und Hörweite verschwunden war, brach ich zusammen. Schwer verletzt robbte ich zu Ishaladae hin und richtete mich mühsam auf. Doch sie bewegte sich noch! Sie sang leise in Darnassisch, doch es war mehr ein Flüstern und ich beugte mich zu ihr runter. Sie phantasierte in ihrer eigenen Sprache.

"Ishaladae!" fuhr ich sie laut an und griff ihr an die Schultern.

"Zimonee?" fragte sie leise, "ja, du bist es, ich erkenne dich am Geruch. Du bist so nah - ich spüre Deine Haare an meinem linken Ohr."

Sie lächelte schwach und griff mit ihrer linken unverletzten Hand hoch, tastete sich in mein tränenverziertes Gesicht.

"Ishaladae, stirb nicht! Bitte!" rief ich nochmals.

Die Elfin fuhr fort, mit ihrer linken Hand mein Gesicht zu betasten, langsamer, bis ihr Daumen und Zeigefinger mein Kinn festhielten.

"Zii", das war mein Kosename, "ich kann Dich nicht hören, es ist so laut, und ich seh Dich nur schwammig - aber ich merke, wie mir mein Leben entgleitet."

Ich wollte mich abwenden, um Verbände zu suchen, doch die Kriegerin hielt mich eisern fest - sie war scon immer wesentlich stärker als ich gewesen.

"Zii", sagte sie nochmals etwas leiser - schwächer, "Weine nicht. Wir werden uns wiedersehen, das verspreche ich. Hörst Du? Der Tod ist nicht so wie Du denkst - und das Leben auch nicht."

Langsam wich die Farbe aus ihrem Gesicht.

"Ich wünschte, Du könntest jetzt sehen...."

Weiter kam sie nicht, der Tod hat sie geholt.
 

"Kannst Du Dich erinnern?", durchstösst die Frage die Stille und erschreckt schaute ich in die Augen von Ishaladae.

Plötzlich kamen all die Emotionen wieder, die ich in den hintersten Winkel meines Bewusstseins versteckt gehalten habe, die längst vergossenen Tränen ronnen mir die Augen runter und ich vergaß das Hier und Jetzt. Ich schmiegte mich einfach an den jungen Körper von Ishaladae und heulte drauflos.

"Warum? Warum nur?" stammelte ich.

Doch sie antwortete nicht und erwiderte nur meine Umarmung.

Als wir uns nach Minuten wieder trennten - es kam mir wie eine Ewigkeit vor - sagte Ishaladae nur:

"Es gibt Dinge, die kann man einfach nicht beantworten. Doch Du hast mich wiedergefunden, und das ist es doch, was zählt oder?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SalaiLauwen
2006-03-20T15:16:42+00:00 20.03.2006 16:16
Ähm...schÖn geschrieben schön aber traurig schön
Von:  SalaiLauwen
2006-03-20T15:15:53+00:00 20.03.2006 16:15
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