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Zweiter Teil: Gift in Körper und Seele

Fortsetzung von "Du kennst mich nicht und doch hasst du mich"
von

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Um jeden Preis

Als er die Stufen aus dem U-Bahnschacht hinaufstieg, blieb er erst einmal stehen und schaute sich um. Die Gegend wirkte fremd auf ihn aber einen Laden, indem er sich einen Stadtplan besorgen könnte, würde er sicher auch hier finden. In schnellen Schritten ging er weiter und wurde nach wenigen Minuten fündig. Zu dem Plan kam noch eine Cola hinzu und kurz darauf saß er auf einer Wiese, nippte an dem kühlen Getränk und hatte den großen Plan vor sich ausgebreitet. Zuerst suchte er nach seinem Standort und als er ihn gefunden hatte, hielt er nach der gewissen Straße Ausschau. Er war nicht mehr der traurige und verzweifelte Junge, nein, so, wie er dort saß, könnte man meinen, er erhole sich vergnügt vom Schultag, nicht etwa, dass er auf der Suche nach einem Mann war, der als einziger die Fähigkeit besaß, seinem Freund das Leben zu retten.

Nach vorn gebeugt, studierte er den Plan, sein Zeigefinger fuhr gemächlich über das weiche Papier. Und dann wurde er fündig. Sogleich richtete er sich auf, beschattete die Augen mit der Hand und sah sich um. Und als er sich dann wieder dem Plan zuwandte, bemerkte er, dass er einen langen Weg vor sich hatte. Ohne zu murren oder zu zögern, grabschte er nach dem Plan, faltete ihn zusammen und kam auf die Beine, die Dose warf er in den nächsten Papierkorb. Anschließend machte er sich auf den Weg.

Er verlief sich nur zweimal, musste fünf Blöcke hinter sich lassen, um zehn Ecken biegen und viele Straßen überqueren. Hier war alles so verdammt unübersichtlich, dass er diesen Weg bald verfluchte. Doch bevor er noch richtig wütend werden konnte, trat er aus der letzten Gasse und erblickte ein großes Wohnhaus, schräg gegenüber seines Standortes.

Langsam öffnete er den Mund, ließ den Plan sinken und besah sich das Gebäude genauer. Erst nach wenigen Momenten wandte er den Blick ab, zog sich das Basekap zu Recht und wühlte in seiner Hosentasche nach dem Zettel, um die Adresse zu überprüfen. Als er ihn jedoch erneut überflog, wusste er: Hier war er richtig. Aufgeregt konnte er sich nicht nennen und doch begann sein Herz schneller zu schlagen. Als er an die Straße heran trat, fielen ihm zwei Männer auf, die in der Nähe der Eingangstür standen, Zeitung lasen und sich dabei gemütlich unterhielten.

Oh, die Polizei roch Joey bei drei Meilen gegen den Wind. Das hatte er seiner aufrührerischen Vergangenheit zu verdanken. Sie waren zwar in Zivil und doch flogen sie auf, sobald Joey sie entdeckte. Dieser ging weiter, ohne Aufsehen zu erregen. Es wäre nicht gut, wenn die Polizisten Verdacht schöpften. Ohne ihnen weitere Blicke zuzuwerfen, schlenderte er über die Straße und näherte sich der Eingangstür. Hoffentlich war sie offen.

Die Unsicherheit ließ er sich nicht ansehen und steuerte direkt auf sie zu. Die Polizisten blickten nur kurz auf und wandten sich dann wieder einander zu. Nun griff er nach dem Knauf, drückte sich gegen die Tür... und sie öffnete sich! Sofort ging er weiter und stieg die Treppen hinauf. Das Treppenhaus sah etwas ungepflegt und dreckig aus, hier gab es wohl nur Wohnungen für Menschen, die keine volle Geldbörse hatten.

Jeder Tür, an der vorbei kam, warf er einen kurzen Blick zu und besah sich das Klingelschild. Und nach einigen Augenblicken, in denen er höher und höher stieg, wurde er doch schon etwas nervös. Und da hoffte er, Hirayama würde nicht zu Hause sein. Doch so dumm konnte selbst er nicht sein. Wer einen Menschen vergiftete, musste damit rechnen, in Schwierigkeiten zu geraten. Sicher hatte er sich irgendwo versteckt. In der achten und somit vorletzten Etage, wurde er endlich fündig. Beinahe lief er an der Tür vorbei, doch sein Blick blieb an dem Klingelschild hängen und er hielt inne.

Hirayama!

Langsam kehrte er zu der Tür zurück und blieb vor ihr stehen. Er sah sich kurz um, dann neigte er sich nach vorn, legte das Ohr gegen das alte Holz und lauschte in die Wohnung hinein. Beinahe eine Minute verharrte er so, doch als er keine Geräusche vernahm, richtete er sich wieder auf, leckte sich nervös die Lippen und näherte sich den Treppen, um hinunterzuschauen. Doch dort kam niemand. Also machte er kehrt, hockte sich eilends auf den Boden und schwang den Rucksack nach vorn, an dem mit einem dicken Draht eine kleine Münze angebracht war. Er verlor keine Zeit, drehte den Draht auf und erhob sich mit ihm. Die Münze ließ er schnell in seiner Hosentasche verschwinden und dann sah er sich erneut um. Wenn er nun erwischt wurde, könnte es böse enden. Dann, nach einem kurzen Zögern, kauerte er sich vor die besagte Tür, bog den Draht zurecht und schob ihn vorsichtig in das Schlüsselloch. Konzentriert verengte er die Augen und begann den Draht langsam zu bewegen.

Die Dinge, die er früher in der Straßengang gelernt hatte, machten sich nun bezahlt. Er drehte ihn weiter, tastete und lauschte. Dann hielt er inne, rückte ihn ein Stückchen nach rechts und hob ihn höher. Und es machte "Klick". Sofort zog er den Draht zurück, grabschte hinterrücks nach seinem Rucksack und schob die Tür auf. Schnell schob er sich in die Wohnung, schloss sie hinter sich und ließ den Rucksack unter einem erleichterten Stöhnen fallen. Und dann sah er sich um. Er stand in einem kleinen ordentlichen Flur, an dem drei Türen anknüpften. Er musterte seine Umgebung nur kurz, dann ging er los, öffnete die erste Tür und lehnte sich in den dahinter liegenden Raum. Das war die Küche. Auch sie war sehr klein und spärlich eingerichtet, erweckte aber trotz alledem seine Neugierde. In sicheren Schritten trat er ein und begann alle Schubfächer aufzuziehen, alle Schränke zu öffnen. Er durchsuchte alles genau und achtete nicht darauf, ob dies oder das zu Boden ging. Er machte einen Mordslärm, und nach wenigen Minuten vertiefte er die Suche, durchwühlte alles und machte sich nichts daraus, dass der ein oder andere Teller zu Bruch ging. Hirayama hatte Kaiba vergiftet und nun verwüstete er seine Wohnung, was noch nicht bedeuten sollte, dass sie somit quitt wären.

Irgendwann hatte er die ganze Küche im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt. Und in ihm staute sich allmählich eine große Wut an. Murrend kehrte er in den Flur zurück und machte sich über das Bad her. Im Medikamentenschrank wühlte er mit besonderer Aufmerksamkeit. Tabletten schmiss er einfach in die Badewanne, Gläschen und sonstiges ebenfalls. Für das Bad benötigte er nur eine kurze Zeit, da es alles andere als groß war. Verwüstet ließ er auch diesen Raum zurück und riss die nächste und somit letzte Tür auf. Er betrat einen Raum, der als Schlafzimmer und gleichzeitig als Wohnraum benutzt zu werden schien. So sah er zumindest aus. Im Türrahmen blieb Joey erst einmal stehen, stützte die Hände in die Hüften und atmete tief durch. Da gab es einen Schreibtisch, eine Kommode, ein Bett, ein Sofa und noch anderen Kram, in dem man viel verstecken konnte. Auf geht's!

Der Schreibtisch war es, mit dem Joey begann. In den Fächern fand er viele Akten, Schreiben und Zeugnisse, Auszeichnungen, die er nur missfällig belachen konnte. Aufgebracht rupfte er die Blätter aus den Heftern, zog das ganze Gewirr aus den Fächern und warf es einfach hinter sich. Und nachdem er den Schreibtisch seiner Last entledigt hatte, hockte er sich in den Blätterhaufen und überflog jeden Zettel. Er suchte nach einem Rezept, oder einer Anleitung. Doch das wäre ja zu schön gewesen. Er wurde nicht fündig. Er stieß einen argen Fluch aus, bahnte sich einen Weg durch die Blätter und krabbelte zur Kommode. Doch dort herrschte beinahe gähnende Leere. Mit letzter Kraft stellte Joey den Rest des Zimmers auf den Kopf und wandte sich dann der Pinnwand zu, die seine letzte Hoffnung trug. Nur flüchtig besah er sich die vielen kleinen Zettel, doch keinen von ihnen konnte er gebrauchen. Er stöhnte, wurde dann jedoch auf ein Foto aufmerksam, das von einem größeren Blatt zur Hälfte verdeckt gewesen war. Dieses Blatt schob er zur Seite und was für eine Überraschung war es, als er einen jungen Mann auf dem Foto erkannte. Ein Blonder, etwa im selben Alter wie er, wenn nicht sogar älter, der breit grinste. Joey zog die Augenbrauen zusammen, runzelte die Stirn und neigte sich nach vorn, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Wer, wenn nicht der Sohn Hirayamas, war auf diesem Bild zu sehen?

"Das gibt es doch nicht!" Joey grabschte danach und zog es von der Pinnwand.

Hirayama hatte einen Sohn?

Wieder besah er es sich. Diesmal jedoch voller Nachdenklichkeit, bevor er das Foto in seiner hinteren Hosentasche verstaute. Das war interessant. Bedauerlicherweise verriet ihm diese Tatsache jedoch nicht, wo sich Hirayama versteckt hielt.

Als er sich dann nach dem großen Misserfolg auf das Sofa fallen ließ und die Beine von sich streckte, befielen ihn keine Ängste. Nein, er grübelte in aller Ruhe, wo er ihn am nächsten suchen sollte.

Die Arme ließ er müde baumeln und sein Blick schweifte gemächlich durch den Raum. Egal, wo er die Suche fortsetzen würde, er sollte es schnell tun. Immerhin war es schon in den späten Mittagsstunden Uhr. Er schloss die Augen, stöhnte und richtete sich auf. Doch da fiel sein Blick auf eine Flasche Champagner, die neben dem kleinen Fernseher stand. An der Flasche war nichts ungewöhnliches, doch ein kleines Kärtchen, das an dem Korken hing, erweckte seine Neugierde. Er erhob sich, schob sich an dem Tisch vorbei und griff nach der Flasche. Er betrachtete sich kurz das Etikett, drehte sie und klappte dann das kleine Kärtchen auf.

"Billiger Zeug", brummte er und las die vergoldete Schrift, die ebenso billig wirkte.

« Mit besten Grüßen Ihres Stammhotels – Gischou »

Gischou?

War das das Hotel oder der Besitzer?

Grübelnd ließ Joey die Flasche sinken und sah sich um. Stammhotel? Aber natürlich! Wo würde man sich am sichersten fühlen, wenn man sich für eine Zeit verstecken musste?

Ein Grinsen zog an Joeys Mundwinkel.

"Japp!" Mit einer schnellen Bewegung, riss er das Kärtchen ab, stellte die Flasche an ihren Platz zurück und verließ den Raum, der aussah, als wäre ein Tornado durchgefegt. Im Flur schwang er den Rucksack auf den Rücken und stopfte das Kärtchen ebenfalls in seine Hosentasche. Dann griff er vorsichtig nach dem Knauf, drehte ihn zur Seite und öffnete die Tür einen Spalt weit, um erst einmal in das Treppenhaus zu lugen. Doch dort schien so wie so kein Leben zu existieren und so verließ er schnell die Wohnung, schloss die Tür hinter sich und machte sich gemütlich auf den Weg zum Gischou, oder wie dieser Laden auch immer hieß. Und wenn der Gesuchte dort nicht aufzufinden war, dann würde er sich bei den Angestellten, die ihn kannten, informieren, ob Hirayama gern mal einen hob. Und wenn dem so war, würde er fragen, wo er dies am liebsten tat. Er würde überall nach ihm suchen, war sogar bereit, durch ganz Domino zu laufen. Doch finden würde er ihn, es war nur eine Frage der Zeit.
 

Durch ganz Domino laufen?

Als sich Joey nahe dem Haus auf einer Bank niederließ und den Stadtplan aufrollte, verfinsterte sich seine Miene. Das Gischou war nicht darin verzeichnet. Dabei zeigte der Plan sogar Kneipen!

"Oh... nein." Joey ließ den Plan sinken und rutschte tiefer. Das hieß ja, dass dieses Gischou nicht einmal in Domino lag. Herrje, er hätte es sich wirklich leichter vorgestellt. Seine Beine taten weh und er war müde. In den letzten Tagen hatte er viel durchmachen müssen und hatte anschließend nicht einmal viel Schlaf gefunden.

Na gut, dann ging die Reise eben weiter. Nachdem er sich wenige Minuten ausgeruht hatte, erhob er sich, stopfte die nutzlose Karte in seinen Rucksack und suchte nach einem Laden, um dort nach einem Internet-Cafe zu fragen. Irgendwie musste er das Gischou ja finden. Und so klein und hässlich es auch sein mochte, Werbung im Netz machte es bestimmt.

"Billige Absteige für arme Bettler" Joey konnte es sich lebhaft vorstellen. Glücklicherweise war schnell ein Laden gefunden, doch der Besitzer, der nicht allzu nüchtern wirkte, hatte nicht einmal die leiseste Ahnung, was ein Internet-Cafe überhaupt war. Also ging Joey weiter und brauchte fast eine halbe Stunde, um endlich eine zufrieden stellende Antwort zu erhalten.

Und Tada- das nächste Internet-Cafe könnte er nach einem zweistündigen Fußmarsch erreichen. Da er das jedoch nicht vorhatte, setzte er sich in die nächste U-Bahn und hoffte auf gut Glück, dass sie ihn an sein Ziel brachte.

Während die Bahn fuhr und fuhr, schwanden allmählich seine Nerven.

Jetzt nahm er einen verdammt langen Weg auf sich und würde verdammt viel Geld ausgeben, nur, um zu erfahren, wo sich dieses Gischou befand. Und wissen, ob sich Hirayama wirklich dort aufhielt, das tat er schon gar nicht. Wäre es nicht eine Ungerechtigkeit, wenn er wieder keinen Erfolg genießen könnte?

Das Internet-Cafe lag in einem etwas abgelegenen Viertel und Joey fürchtete um sein Leben, als er die Augen nach diesem Cafe offen hielt. Und nachdem er vier Passanten befragt hatte, konnte er endlich von der gefährlichen Straße verschwinden und hatte sein Ziel erreicht.

Zu seiner Enttäuschung, an die er sich jedoch allmählich gewöhnte, gab es da nur zwei kleine verqualmte Räume und knapp fünf Computer. Der Kassierer war grimmig und machte jedem Angst. Und die Cola, die hier verkauft wurde, würde Joey später sicher noch Alpträume bescheren. Als er sich vor einem Computer niederließ, hoffte er, dass sein Wissen über diese Maschinen genügte. Das Internet gestaltete sich als harte Mutprobe und bevor Joey endlich auf den rechten Weg fand und mit der Suche beginnen konnte, verging schon so einige Zeit. Und in dieser Zeit hatte er so viel geflucht, dass der Kassierer noch bösartiger dreinblickte.

Kurz rückte Joey an dem Basekap, dann rutschte er auf dem Stuhl hin und her und gab das Wort ein, das ihn als einziges weiterbringen konnte. "Gischou". Kurz darauf konnte er sich eine langweile Sanduhr betrachten. Nach wenigen Sekunden sehnte er sich nach dem hässlichen Kaninchen und wartete darauf, dass die noch hässlichere Sanduhr endlich zu Bruch ging. Doch das tat sie nicht. Sie verschwand einfach. Wie phantasielos, der Bildschirm jedoch, flackerte hell auf und öffnete eine Seite. Sofort neigte sich Joey nach vorn und biss sich auf die Unterlippe. Voilá! Er erblickte ein kleines Haus, das unauffällig zwischen größeren Wohnblöcken klebte. Die Fassade war grau vor Alter und die hölzernen Fensterläden windschief. Das musste das Gischou sein, das Stammhotel, in dem sich Hirayama wohl fühlte. Na herrlich! Joey wurde schon bei dem Anblick schlecht. Nach wenigen Sekunden wandte er den Blick ab, kramte in seinem Rucksack und zückte einen Kuli. Dann grabschte er auch nach einem danebenliegenden Blatt, zog es zu sich und notierte sich die Adresse. Er schrieb sich alles auf, was man darüber wissen musste, wurde dann jedoch auf einen kleinen Plan aufmerksam, der unter den Beschreibungen abgebildet war.

Seine Augen weiteten sich, gepackt vom Entsetzten.

Wo zu Hölle war denn das?!

Dass es nicht in Domino lag, wusste er ja schon... aber so etwas?

Unter einem erschöpften Stöhnen ließ er den Kopf hängen und jammerte leise vor sich hin.

"Wenn's dir hier nich gefällt, kannste woanders hingehn!", brüllte da der Kassierer, der sein Benehmen mitbekommen hatte.

"Man." Joey ließ sich nach vorn sinken und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Die Stirn stützte er die in Handflächen und dann stöhnte er wieder und schloss die Augen. "Wissen Sie vielleicht, wo Minjoko liegt?", rief er dann zurück.

"Min was?!"

"Minjoko!", erwiderte er am Ende seiner seelischen und physischen Kräfte. "Ich muss dahin!"

"Warte!"

"Ich geh nich weg." Joey wurde kleiner und kleiner, sank in sich zusammen und ließ den Kopf hängen. Leise Geräusche ertönten aus dem Vorraum, Geraschel. Suchte der bissige Kassierer wirklich Minjoko für ihn? Müde lugte er zur Seite und schon erhielt er eine Antwort. Diese Antwort jedoch, wurde von einem schadenfrohen Lachen begleitet.

"Ungefähr neunzig Kilometer nördlich von hier!“

"Neunzig Kilometer!" Joey fuhr in die Höhe. "Meinen Sie das ernst?!"

"Nein, es sind dreiundneunzig!“

"Jubel, Trubel, Heiterkeit." Joey rollte mit den Augen, rutschte vom Stuhl und hob den Rucksack auf. Den Zettel knietschte er mit in die Hosentasche. "Ist hier in der Nähe zufällig ein Bahnhof?"

"Willst du jetzt dahin?!" Der Kassierer lehnte sich in den Raum und starrte ihn mit großen Augen an.

"Hab ich ne andere Wahl?" Joey zog sich Basekap von Kopf, fuhr sich über das Haar und setzte es wieder auf. "Also, bitte Sagen Sie mir, dass hier so etwas wie ein Bahnhof existiert."

Der Mann runzelte die Stirn, grunzte und wandte sich ab.

"Klar gibt es denn", brummte er dann, als er sich wieder hinter der Theke niederließ und eine Zigarettenschachtel zu sich zog. "Is nen langer Spaziergang bis dahin."

"Natürlich." Joey nickte lahm. "Etwas anderes habe ich nicht erwartet."

"Musst nur zur großen Hauptstraße finden, die gehste nach rechts runter und nach einigen Blöcken biste da."

"Und", Joey trat näher und stützte sich auf die Theke, "wissen Sie zufällig, ob ein Zug direkt nach Minjoko fährt?"

Der Mann klemmte sich eine Zigarette zwischen die dicken Lippen, starrte ihn skeptisch an und tastete unter der Theke nach dem Feuerzeug. Aber natürlich! Warum sollte er denn Glück haben? Er verdrehte die Augen und stützte die Stirn auf das glatte Holz.

"Direkt nach Minjoko", hörte er da die Stimme des Kassierers. "Ja, da fährt nen Zug."

"Ja??" Joey blickte auf.

"Ich fahre oft mit dem Zug. Deshalb weiß ich es." Der Mann gab die Suche auf, grunzte erneut und warf einen knappen Blick zur Uhr. "Wenn du ihn erwischen willst, solltest du flitzen. Er kommt in zehn Minuten. Und der nächste erst eine Stunde später."

"Was?!" Joey verzog das Gesicht. "Wie soll ich das denn schaffen?!"

Plötzlich wirkte der dicke Mann außerordentlich nett. Entweder hatte er Mitleid mit Joey, oder er freute sich, dass sich ein menschliches Wesen seit langem in seinen Laden verirrt hatte. Wie auch immer. Er meinte, dass er es durchaus schaffen könnte, erklärte ihm kurz den Weg und wünschte ihm viel Glück. Und Joey sprintete los. Er hatte keine Lust, eine ganze Stunde auf diesen blöden Zug zu warten, wollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. Glücklicherweise war mit der Beschreibung des Schweinchens etwas anzufangen, und so erreichte er die besagte Hauptstraße nach nur drei Minuten. Und sofort bog er nach rechts und rannte weiter. Wenn diese ganze Sucherei nichts bringen würde, wäre er noch deprimierter! Ganze fünf Minuten rannte er, schlängelte sich durch Menschenmengen und erreichte nach insgesamt acht Stunden den Bahnhof. Mit schwerem Atem und brennenden Lungen sprang er die endlos erscheinenden Stufen hinauf und als er dann das Gleis fand und zum Fahrscheinautomat sprintete, da tauchte der Zug schon in der Ferne auf.

"Verflucht!" Hektisch kramte er in der halbwegs freien Hosentasche und drückte währenddessen auf die Knöpfe. Immer wieder warf er dem Zug nervös Blicke zu... und der gottverdammte Automat arbeitete verflixt langsam! Und als der Zug neben ihm zum Stehen kam, da warf er gerade erst das Geld ein. Und nebenbei trat er von einem Bein auf das Andere, drehte sich zum Zug um und fluchte was das Zeug hielt. Letzten Endes grabschte er hastig nach dem Fahrschein, entwertete ihn und erreichte die Tür in wenigen Sätzen. Er schob sich gerade noch hindurch und dann stand er da, schnappte röchelnd nach Luft und stützte sich auf die Knie. Und nachdem er wieder Luft bekam, warf er sich auf einen Sitz und lehnte sich erschöpft zurück.

Geschafft!

Es vergingen nur wenige Minuten, bis der Kontrolleur vorbeikam und sich nach der Fahrkarte erkundigte.

"Der Zug fährt doch nach Minjoko, oder?", erkundigte er sich nebenbei.

Der Mann jedoch, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.

"Nein, das ist die falsche Richtung."
 

Es dauerte über eine Stunde, bis Joey endlich im richtigen Zug saß. Und da legte er sich einfach längst und döste etwas. Dieser ganze Stress war zuviel für ihn.

Er wollte doch nur Hirayama finden!

Hatte er das verdient?!

Wenn er es jedoch recht bedachte, mutierte er lieber zu einem psychischen Frack, als Kaiba sterben zu lassen. Also nahm er es auf sich und jammerte nur im Stillen über die Ungerechtigkeit dieser Welt.

Er fuhr knapp zwei Stunden und als er endlich Minjoko erreichte, war es früh am Abend. Während der Fahrt hatte er sich endlich erholen können und war nun halbwegs munter und gestärkt.
 

An die ersten Passanten, die er traf, wandte er sich mit einigen Fragen und anscheinend war das Gischou nicht allzu bekannt. Also trödelte Joey weiter und nachdem er sich an drei weitere Spaziergänger gewandt hatte, erhielt er einen Einblick. Und der Beschreibung nach, musste sich dieses tolle Hotel hier ganz in der Nähe befinden.

"Kaum zu übersehen", hatte der letzte Mann grinsend gesagt.

Kaum zu übersehen?

Als Joey nach knapp einer viertel Stunde stehen blieb und auf die Hütte starrte, bemerkte er, dass dieser Ausspruch wohl ironisch gemeint gewesen war.

Der Name ‚Gischou’ zierte ein kleines dreckiges Haus, mit nur zwei Stöcken und wenigen Fenstern. Auf dem ersten Blick sah es nicht einmal nach einem Hotel aus, sondern nach irgendeiner gottverdammten Scheune!

Eine ganze Zeit blieb Joey auf der anderen Straßenseite stehen und besah sich das Gebäude mit gemischten Gefühlen.

War Hirayama wirklich hier?

Hatte er den Weg sinnlos auf sich genommen?

Und vor allem: Was sollte er sagen, wenn er dem Mann wirklich gegenüberstand?

Er versuchte sich zu entspannen, schüttelte seine Beine und zog sich das Basekap vom Kopf. Darüber konnte er nachdenken, wenn er der Zeitpunkt gekommen war! Jetzt musste er ihn erst einmal finden.

Er war sehr nervös, als er sich dann in Bewegung setzte und sich dem kleinen schmuddeligen Eingang näherte. Dieser Eingang bestand aus einer Madenzerfressenen Tür und verschmutzten Gläsern. Zwei alte Sockel kämpften verzweifelt darum, alles etwas hübscher wirken zu lassen. Ohne auf sie zu achten, stieg Joey die eine Stufe hinauf und hielt vor der Tür erneut inne. Er atmete durch, hob die Schultern und hielt den Atem an. Dann drückte er die Tür mit einer lässigen Bewegung auf, grinste und trat ein. Der Empfangsraum war kaum als so einer zu erkennen, wurde augenscheinlich auch als Küche und Wohnzimmer benutzt. Hier und da standen alte Billardtische, Dartscheiben hingen an der Wand. Der Raum war nicht allzu groß und Joey musste die Rauchschwaden, die schwer in der Luft hingen, zur Seite fuchteln, um die kleine Empfangsecke zu entdecken, die sich direkt neben der schmalen Treppe befand, die nach oben führte.

Da gab es einen hohen langen Tisch, wie man ihn aus den Filmen kennt. Und hinter diesem Tisch kauerte ein fetter Mann... wie man ihn aus den Filmen kennt. Verbissen und argwöhnisch funkelte er Joey entgegen und dieser kämpfte mit seinen weichen Knien, während er näher trat und das Grinsen aufrecht hielt. Er gab sich locker, doch in seiner Brust raste das Herz.

Vor dem Tisch blieb er stehen, stützte sich auf ihn und lugte zu dem Mann, der ihn an den Typen aus dem Internet-Cafe erinnerte. Nur noch borstiger. So borstig wie ein Stachelschwein, fettige Haare und eine schmierige Zigarre zwischen den runzeligen Lippen. Und seine Augen... herrje, wenn Blicke töten könnten. Er wünschte Joey nach draußen, bevor dieser etwas sagte.

"Hi." Nun hob er die Hand und sah sich flüchtig um. "Wissen Sie, es ist so. Ich bin ein Kumpel von Hirayamas Sohn, kann diesen aber nicht finden."

Somit verstummte er und wartete darauf, dass der Mann etwas sagte. Doch dieser nahm nur einen langen Zug, blies dicken Rauch aus und stierte ihn weiterhin an.

"Ich weiß, dass Herr Hirayama des Öfteren hier ist." Joey ließ die Hand auf den Tisch fallen und rollte mit den Augen. "Wenn es jetzt der Fall ist, könnte ich ihn vielleicht fragen, ob..."

"Er is nich hier!" Unterbrach ihn da der schmalzige Typ mit einem seltsamen, ausländischen Akzent. "Verschwinde!"

Joey weitete mit einem gespielten Entsetzen die Augen und öffnete auch den Mund. Dann schüttelte er schnell den Kopf.

"Man!", stieß er aus. "Warum sind Sie so gemein? Ich habe Ihnen nur eine normale Frage gestellt."

Der Mann spuckte zur Seite und grunzte, wie der Kassierer im Internet-Cafe.

"Und sind Sie wirklich sicher, dass er nicht hier ist? Ich mache mir große Sorgen und nur er kann mir vielleicht weiterhelfen."

"Er - is - nich - hier!", wiederholte der Mann mit Nachdruck. "Mach dass du wegkommst, Drecksbengel!"

"Oh... man." Erschöpft ließ sich Joey auf den Tisch sinken und stöhnte laut. Er spürte, wie der scharfe Blick des Mannes an ihm haftete, schenkte dem jedoch keine Beachtung und jammerte leise. Der Mann sagte den netten Satz noch einmal und dann ertönte aus einem der Hinterräume ein schriller Schrei.

"Reeeeinhardt!?"

Joey erbebte, als er diese Stimme vernahm und der Mann grunzte erneut.

"Kommste ma kurz?!"

"Jaaa!" Entnervt erhob sich der Dicke, schmiss die Zigarre zur Seite und warf Joey einen gefährlichen Blick zu. "Halt endlich de Klappe, Edeltraut! Und du!" Er stieß mit dem Zeigefinger nach Joey. "Ich sach's dir nich noch ma!"

"Bin schon weg." Beschwichtigend hob Joey die Hände und trat einen Schritt zurück. Er machte sich auf den Weg zur Tür und der dicke Mann verschwand irgendwo in einem anderen Zimmer. Und sobald er nicht mehr zu sehen war, kehrte Joey in Windeseile zu dem hohen Tisch zurück, sprang hoch, legte sich quer auf das raue Holz, grabschte hastig nach dem Gästebuch und drehte es zu sich. Dieser Affe konnte ihm erzählen, was er wollte! Hirayama war hier, das wusste er, seit er diesen Laden betreten hatte! Immer auf die gefährliche Tür achtend, blätterte er weiter und suchte nach dem gewissen Namen. Er leckte sich nervös die Lippen, lugte wieder zur Seite und winkelte die Beine an. Und überrascht konnte er sich nicht nennen, als er fündig wurde. Hirayama! Schnell glitt sein Finger über die Zeile. Zimmer 14! Sofort drehte er das Buch wieder um, schwang sich von dem Tisch und sprang in wenigen Sätzen die schmale Treppe hinauf. Er war äußerst leise und als er die erste Etage erreicht hatte, hielt er hinter der Ecke erst einmal inne und lauschte.

Er hörte, wie sich der nette Reinhardt mit seiner lieblichen Frau unterhielt, dann zurückkehrte und sich stöhnend auf seinem Platz niederließ. Und sobald unten nur noch das gewohnte Grunzen ertönte, wandte er sich langsam ab und schlich durch den Flur. Vorbei an Zimmer 11, 12, 13...

Vor dem Nächsten blieb er stehen, rieb sich nervös den Oberarm und sah sich um.

Er konnte nicht glauben, dass er es wirklich geschafft hatte!

Ja, er hatte ihn gefunden!

Und er würde nicht gehen, bevor er das Gegengift hatte! Wie sollte er es nun anstellen? Er hatte keine Angst, dem Mann gegenüberzutreten. Er war sehr schmächtig und sicher nicht allzu stark - er würde keine Probleme mit ihm haben. Doch etwas anderes hielt ihn zurück.

Was war, wenn Dr. Johnson Recht hatte und gar kein Gegengift existierte?

Sollte er erfolglos nach Domino zurückkehren und warten, bis es mit Kaiba zu Ende ging?

Er leckte sich die Lippen, räusperte sich leise und hob langsam die Hand.

Er würde es herausfinden!

Nun wollte er es nur noch hinter sich bringen! Er hatte einen verdammt langen Weg hinter sich und war ganz schön sauer auf den Grund seiner langen Reise!

Zaudernd bewegte er die Finger vor der Tür, dann riss er sich zusammen und kratzte laut am alten Holz. Er hatte keine Lust, dass der nette Mann vom Empfang auf ihn aufmerksam wurde und ihm einen kleinen Besuch abstattete. Denn im Gegensatz zu Hirayama, schien er eine große Kraft in den Fäusten zu haben.

Nachdem er auf sich aufmerksam gemacht hatte, ließ er die Hand sinken, stützte sie in die Hüfte und wartete angespannt. Und nach wenigen Momenten ertönten hinter der Tür Schritte. Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Körper, obgleich er darauf gehofft hatte.

"Wer ist da!", meldete sich eine bekannte Stimme.

Die Schritte verstummten hinter der Tür. Joey jedoch, antwortete nicht, hob die Hand erneut und kratzte. Daraufhin folgte ein lautes Stöhnen und ein Schlüssel raschelte. Joey biss die Zähne zusammen und hielt den Atem an. Und kurz darauf wurde die Tür aufgerissen. Er reagierte sofort, stürzte auf den Mann zu, presste die Hand auf seinen Mund und stieß ihn in das kleine Zimmer zurück. Und noch während Hirayama stolperte, schloss er die Tür hinter sich.

Dann drehte er sich um und musterte den Mann, der an Kaibas Leiden die Schuld trug, mit messerscharfem Blick. Hirayama erschrak höllisch, schrie leise auf und wich zurück, obgleich Joey knapp zwanzig Jahre jünger war, als er. Dieser sah ihm kurz nach, dann folgte er ihm und blieb erst stehen, als der entsetzt Mann hinterrücks gegen einen Tisch stieß.

"Was... was machst du hier…?" Hirayama schnappte nach Luft, presste sich gegen die Kante und lehnte sich mit geweiteten Augen zurück. "Du lebst?"

"Aber natürlich lebe ich." Joeys Miene verfinsterte sich zusehends. Allmählich wirkte er wie eine Raubkatze, die ihre Beute fixierte. "Hat Katagori Ihnen etwas anderes erzählt?"

"Ich...", Hirayama schob sich hektisch am Tisch vorbei und trat zurück, bis ihn die Wand stoppte, "... was willst du von mir!"

"Meinen Sie das etwa ernst?", erwiderte Joey und zwang sich ein Grinsen auf. "Was werde ich wohl von Ihnen wollen."

"Wie hast du mich gefunden?!", schrie Hirayama weiter und lehnte sich verkrampft gegen die hässliche Tapete.

"Ist das wichtig?" Joey stöhnte. "Also, geben Sie es mir oder ich hole es mir mit Gewalt!"

"Was willst du denn?!" Hirayama hatte vor einem Siebzehnjährigen wirklich Angst. War er nun ein Weichei oder nicht? Joey verachtete diese Feigheit und genoss seinen Anblick, der richtig jämmerlich war. So trat er wieder vor und Hirayama duckte sich zur Seite.

"Sie sind daran schuld, dass mein Freund leidet! Ein schönes Gift haben Sie da entworfen! Es wirkt exzellent, meine Hochachtung."

"Katagori hat mir viel geboten!", warf Hirayama verstört ein. "Ich musste es tun! Ich brauche das Geld!"

Joey könnte sich sofort auf ihn stürzen und das einfordern, worauf er aus war. Doch nun wurde er neugierig und legte den Kopf schief.

"Wie viel?"

"Hä?"

"Wie viel hat er Ihnen geboten!", erklärte Joey entnervt.

"Ich weiß nicht..."

"Wie viel?!" Joey hatte keine Lust auf lange Gespräche, wollte sich nur noch über ihn lustig machen.

"O-okay!" Hirayama hob schützend die Hände über den Kopf. "Dreißigtausend! Wenn Kaiba tot ist!"

"Drei..." Joey stand der Mund offen. Er starrte ihn kurz überrascht an, brach dann jedoch in leises Lachen aus und rieb sich die Stirn. "Dreißigtausend? Das ist doch Blödsinn! Katagori ist arm wie eine Kirchenmaus! Glauben Sie wirklich, dass er so viel Geld hat?"

Er lachte weiter, belachte die Blauäugigkeit dieses Mannes. Dieser jedoch, war sich sicher, dass Katagori das Geld besaß, wollte es vielleicht auch einfach nicht wahr haben. Also nickte er zögerlich.

"Hat er Ihnen eine Anzahlung gegeben?", erkundigte sich Joey, nachdem er sich beruhigt hatte. Und als Hirayama den Kopf schüttelte, brach er erneut in schadenfrohes Gelächter aus. "Sie wurden von vorne bis hinten verarscht! Verstehen Sie, Sie werden die Bezahlung nie erhalten und Katagori wird weg sein, bevor Sie ihn aufsuchen können!"

"Was...?" Langsam richtete sich der Mann auf. "Aber..."

"Sie haben Recht, es ist blödsinnig über die Dinge zu sprechen, die Sie selbst hätten herausfinden können!" Joey verschränkte die Arme und begann ihn wieder mit seinen Blicken zu durchbohren. An seinen Lippen zerrte ein humorloses Grinsen. "Für Geld tun Sie alles, hm?"

"Nein!", erwiderte Hirayama sofort, seine Stimme zitterte. "Ich brauche es!"

"Und es ist Ihnen völlig gleichgültig, ob Sie ein unschuldiges Leben auslöschen?", stocherte Joey gnadenlos weiter. "Kennen Sie Kaiba? Hegen Sie einen privaten Gräuel gegen ihn?"

Ein scheues Kopfschütteln beantwortete seine Frage. Er fuhr vorerst nicht fort, starrte den Mann wutentbrannt an und grübelte. Und dann, nach wenigen Augenblicken, griff er hinterrücks in seine Hosentasche, zog das Foto hervor und streckte es ihm entgegen. Hirayama erschrak höllisch, als er seinen Sohn erblickte. Er schnappte nach Luft und sein Gesicht verlor binnen weniger Sekunden an Farbe.

"Wo hast du das her!", krächzte er und wollte danach schnappen, doch Joey stieß ihn zurück an die Wand.

"Das ist Ihr Sohn, nicht wahr?" Seine Miene verfinsterte sich weiterhin. "Wie würden Sie es finden, wenn ihn jemand umbringt, nur weil er etwas Geld braucht?!"

"Ist er..."

"Ja, keine Ahnung. Ich kenne ihn überhaupt nicht!" Joey ließ das Foto sinken. "Sie haben einen großen Fehler begangen, Yasojiro Hirayama! Wie wollen Sie sich da wieder rausreden?"

"Ich..." zögerlich löste sich Hirayama erneut von der Wand und trat einen Schritt vor. Er starrte Joey flehend an und begann mit den Händen zu gestikulieren. "Er hat mich gezwungen!"

"Natürlich!" Joey rollte mit den Augen.

"Bitte!!" Plötzlich ließ sich Hirayama vor ihm auf die Knie sinken. "Ich gebe dir das Gegenmittel! Aber bitte lass mich gehen!! Ich habe einen Sohn!"

"Und das fällt Ihnen erst jetzt ein?", antwortete Joey kühl, es fiel ihm schwer, die Freude über diese äußerst positive Neuigkeit zu unterdrücken!

Er hatte das Gegenmittel!

Kaiba würde leben!!

Der Mann ließ in der Zwischenzeit den Kopf sinken und jammerte leise vor sich hin. Er wankte von einer Seite zur Anderen und erntete einen verächtlichen Blick. Doch plötzlich warf er sich nach vorn und schlug sich in Joeys Bein. Er sprang ihn regelrecht an und Joey stürzte. Er versuchte, sich irgendwo festzuhalten, doch es missglückte und er schlug hart auf dem Boden auf. Dort verblieb er jedoch nicht lange. Sofort begann er sich zu räkeln und richtete sich auf.

"Du wirst mein Leben nicht zerstören!!" Bevor er aufrecht sitzen konnte, warf sich Hirayama erneut auf ihn, beförderte ihn auf den Boden zurück, hockte sich auf ihn und umklammerte seinen Hals mit beiden Händen. "Ich werde nicht zulassen, dass du das tust!!"

"Aber Sie dürfen die Leben Anderer zerstören, ja?!" Verbissen setzte sich Joey zur Wehr. Kurz versuchte er, die Hände von seinem Hals zu reißen. Als dies misslang, stieß er sich mit aller Kraft ab und rollte sich zur Seite. Hirayama stürzte, seine Hände ließen Joey los und dieser sprang sofort auf. Er war schneller als Hirayama, holte weit aus und streckte ihn mit einem saftigen Schlag ins Gesicht nieder. Unter einem lauten Stöhnen kippte Hirayama um und Joey stieg ihm nach, beugte sich hinab und packte ihn grob am Kragen.

Er zog ihn mit einem Ruck hoch und ballte die Hand erneut zu einer Faust, bereit, zuzuschlagen und das Gesicht noch mehr zu verunstalten. Doch in dieser unterwürfigen Lage begann Hirayama sofort wieder zu winseln. Verängstigt hielt er die Arme vor das Gesicht und bettelte. Rasend vor Wut neigte sich Joey über ihn, der Griff im Kragen des Mannes verhärtete sich, bis dieser noch lauter winselte.

"Bitte! Bitte tu mir nichts!!"

"Du verdammter...!" Joey biss die Zähne zusammen, sein Gesicht zuckte vor Aufgebrachtheit. "Sie wollen also, dass ich Sie gehen lasse?! Sie sind doch verrückt!!"

"Bitte!" Hirayama begann sich zu räkeln. "Ich gebe dir das Gegengift!!"

"Wo ist es?!" Joey wollte es sofort haben, um sich sicherer zu fühlen. Er wusste nicht, wann Hirayama die Vernunft packte, was noch alles passieren könnte. Zitternd hob der Mann die Hand und wies auf eine Jacke, die auf dem Bett lag.

"In der rechten Tasche!", ächzte er.

Joey warf einen vorsichtigen Blick zu dieser Jacke und wandte sich dann wieder an ihn.

"Wenn es dort nicht ist, können Sie etwas erleben!", fauchte er, bevor er Hirayama grob auf den Boden zurückstieß, sich abwandte und auf die Jacke zueilte. Hastig grabschte er nach ihr und suchte nach den Taschen. Hinter ihm richtete sich der Mann stockend auf. Endlich wurde Joey fündig, griff in die Tasche hinein und ertastete wirklich etwas! Sofort fasste er danach und zog die Hand zurück. In dieser hielt er eine kleine Ampulle, die eine durchsichtige Flüssigkeit enthielt.

Wie vom Blitz gerührt, starrte Joey sie an.

War das das Gegengift?

Er konnte sich kaum bewegen, das Glück durchflutete seinen Körper rasend schnell.

War seine Suche nun beendet?

War das das Mittel, das Kaiba retten konnte?!

Er musste nach Domino zurück!

Er musste zu ihm!

In dieser Sekunde wurde ihm ein Stuhl gegen den Rücken geschlagen. Er zersplitterte und Joey stieß ein heiseres Ächzen aus, stolperte nach vorn und fiel auf das Bett. Die Ampulle ließ er unbedacht los und so rollte sie scheppernd über den Boden. Glücklicherweise war der Stuhl sehr morsch gewesen und Joey war kaum verletzt. Nur der Schock steckte noch in all seinen Gliedern. Als sich Hirayama schnell bückte, nach der Ampulle griff und zur Tür rannte, rollte er sich mit letzter Kraft zur Seite und sprang auf. Er hatte das Gegengift bereits in der Hand gehalten! So schnell würde er nicht aufgeben, nun, da er dem Ziel so nahe war!

Zuerst strauchelnd, dann sicherer, folgte er Hirayama. Dieser riss nun die Tür auf und sprang in den Flur hinaus. Joey verfolgte ihn in großen Sätzen, und bevor er ebenfalls das Zimmer verließ, grabschte er eilig nach einer großen Vase. Dann schlitterte er aus der Tür und sah Hirayama, der die Treppe fast erreicht hatte. Ohne zu zögern, holte er weit aus und schmiss ihm die Vase nach. Sie traf ihn am Kopf, splitterte und beförderte den Mann sicher auf den Boden. Und noch während er sich räkelte und benommen stöhnte, erschien Joey neben ihm, versetzte ihm einen Tritt in die Rippen und wurde dann auf die Ampulle aufmerksam, die zwischen den Scherben lag. Sofort trat er auf sie zu, doch da krallte sich eine dürre Hand um sein Fußgelenk und er stolperte nach vorn. Er sprang mitten in die Scherben und unter seinen Schuhen knackte und knirschte es laut. Nicht auf die Hand achtend, blieb er stehen und ließ stockend den Kopf sinken.

Er war nicht auf die Ampulle getreten, oder?!

Langsam öffnete er den Mund, Hirayama lachte mit letzter Kraft. Panisch hob Joey den rechten Fuß, schüttelte die Hand ab und starrte auf die Scherben. Da war nur das Keramik. Schnell drehte er sich um und trat noch einmal zu, damit Hirayama endlich den Mund hielt. Dann hockte er sich eilig hin und begann in den Scherben zu tasten.

"Verflucht noch mal!" Seine Bewegungen wurden immer hektischer, Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.

Das konnte doch nicht wahr sein!!

Und zu allem Überfluss nahm er auf einmal schwere Schritte auf der Treppe wahr, die sich direkt neben ihm befand! Sofort fuhr er herum und erspähte den dicken Mann, der mit einer Schrotflinte hinauf gerannt kam und laute Beschimpfungen schrie. Da er durch seine Körpermasse jedoch nicht allzu schnell war, wandte sich Joey wieder den Scherben zu.

Er ging nicht ohne die Ampulle!!

Je näher der Mann kam, desto eiliger suchte er in den Scherben. Und als er das nächste Mal zur Seite blinzelte, sah er mit Schrecken, dass der Mann die Flinte auf ihn richtete.

War das sein ernst?!

Sofort fiel sein Blick wieder auf die Scherben. Und da lag sie!!

Fahrig grabschte er nach ihr, kam auf die Beine und sprang über den am Boden liegenden Hirayama hinweg. Die Ampulle umklammernd, sprintete Joey wieder zur Tür zurück, bog in das Zimmer und steuerte direkt auf das Fenster zu. Hinter ihm ertönten die aufgebrachten Schreie des Mannes. Bevor er das Fenster erreicht hatte, bückte er sich schnell nach dem Rucksack, holte sogleich mit ihm aus und schmiss ihn gegen das alte Glas. Dieses splitterte sofort und fiel hinaus. Ohne sich umzublicken, warf Joey dann den Rucksack nach draußen, krallte sich mit der freien Hand in den Rahmen und hockte mit einem gekonnten Satz auf dem Fensterbrett.

"Ich bringe dich um!" Zur selben Zeit stolperte der Mann in den Raum, die Flinte schien er bereits geladen zu haben, denn er richtete sie direkt auf ihn. Joey drehte nur kurz das Gesicht nach hinten und als er in den langen Lauf starrte, da stieß er sich ohne zu Zögern ab und sprang. Nun kam es ihm zu Gute, dass dieses Haus winzig war! Und es waren höchstens vier Meter, die er fiel. Mit den Füßen landete er dann in den Glasscherben und streckte sofort die Hände in die Höhe, damit er sie sich nicht zerschnitt. Dann machte er eine leichte Sprungrolle und bekam wieder sicheren Boden unter den Füßen. Seine Hand hielt die Ampulle noch immer fest umschlossen. Er würde sie nicht mehr hergeben! Und bevor der Mann mit der Flinte noch am Fenster erschien, kam er wieder auf die Beine, hastete zu seinem Rucksack, grabschte nach ihm und machte, dass er wegkam.
 

Sobald sich Joey weit genug von dem gefährlichen Haus entfernt hatte, verlangsamte er seine Schritte und begann zu schlendern. Den Kopf behielt er gesenkt, die Augen halb geschlossen. Er war mit seinen Kräften am Ende und hinzukommend wurde es allmählich dunkel.

Nun war er auf dem Weg zum kleinen Bahnhof. Er wollte nur noch nach Domino und ihm graute es vor dem langen Weg, der vor ihm lag. Kraftlos rieb er sich den Nacken und hob die andere Hand, um einen Blick auf seine Uhr zu werfen. Es war halb acht. Herrje…

Sein Blick blieb an der geschlossenen Hand hängen und er ging noch langsamer, bis er stehen blieb. Dann öffnete er sie langsam und starrte auf die Ampulle. Sie war unbeschädigt.

Achtsam klemmte er sie zwischen zwei Finger und besah sie sich genau.

Diese Ampulle war die Rettung!

Aber war es wirklich das Gegengift?

Es sah aus wie Wasser.

Nein, darüber wollte er sich jetzt nicht den Kopf zermartern. Äußerst behutsam ließ er die Ampulle in seine Hosentaschen rutschen und schob sie bis nach unten, um sich ganz sicher sein zu können, sie nicht zu verlieren. Als er weiterging, blieb er dennoch aller zehn Schritte stehen und tastete nach ihr.

Nach einer halben Stunde erreichte er dann den Bahnhof, schleppte sich die Stufen hinauf und warf sich sofort auf eine der Bänke. Dort streckte er die Beine von sich, schloss die Augen... und tastete nach der Ampulle. Erst dann ließ er die Arme baumeln. Er wusste nicht, wann die Bahn kam. Er wusste nicht, ob sie überhaupt noch fuhr. Er war völlig entkräftet und wollte über nichts mehr nachdenken. Alles würde besser werden.

Die Bahn kam erst eine ganze Weile später und da war es schon richtig dunkel. Beinahe vergaß Joey, eine Fahrkarte zu kaufen. Und so verpasste er den Zug beinahe, obgleich er genug Zeit dafür gehabt hatte.

Und sobald er einen geeigneten Platz gefunden hatte, legte er sich längs, tastete nach der Ampulle und schlief ein, wurde jedoch eine halbe Stunde später vom Kontrolleur geweckt. Und diesen fragte er ganz nebenbei, ob diese Bahn direkt bis in die Innenstadt Dominos fuhr. Der Mann runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf.

"Nein, um die Innenstadt macht diese Bahn einen großen Bogen."

"Cool..." Joey griff nach der Fahrkarte, tastete nach der Ampulle und ließ sich wieder zurückfallen. Und binnen weniger Minuten schlief er wieder.

Den ganzen Tag war er herumgerannt, hatte verzweifelt nach Hirayama gesucht. Er hatte diesen geheimnisvollen Mann getroffen, der, der ihm Mut gemacht hatte. Er war ihm wirklich eine große Hilfe gewesen.

Joey schlief einen halbwegs ruhigen Schlaf, träumte nicht und wurde auch kein weiteres Mal gestört. Er schlief und erholte sich, bis knapp zwei Stunden später der Kontrolleur zu ihm geeilt kam und an ihm rüttelte.

"Hm? Was?" Verschlafen öffnete er die Augen und begann sich zu regen. "Was ist denn los?"

Der Kontrolleur wies mit einem leichten Nicken nach draußen, der Zug stand still.

"Näher an die Innenstadt kommen wir nicht heran", sagte er. "Du solltest jetzt aussteigen."

"Oh!" Sofort fuhr Joey in die Höhe, als er jedoch auf die Beine kam, gähnte er so sehr, dass ihm beinahe der Unterkiefer abfiel. Der Kontrolleur begleitete den zerstreuten und müden Jungen bis zur Tür und winkte, als sich der Zug wieder in Bewegung setzte.

"Geh bald schlafen!", rief er noch, bevor sich die Türen schlossen.

Zusammengesunken und schief blieb Joey dort stehen und sah dem Zug mit flimmernden Augen nach. Schlafen? Was dachte der Kontrolleur, würde er lieber tun? Er stand noch etwas dort herum, überprüfte dann, ob die Ampulle noch anwesend war und wandte sich ab. In schlürfenden Schritten ging er los, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Gegend kam ihm bekannt vor, was noch lange nicht zu bedeuten hatte, dass sich das Krankenhaus direkt in der Nähe befand. Nein, das wäre ja zu schön.

Jetzt hatte Joey kein Geld mehr, um mit der U-Bahn weiter zu fahren. Also freute er sich auf einen langen Spaziergang durch halb Domino. Er ging langsam, ließ den Kopf hängen, gähnte permanent und war kurz davor, sich lang zu legen, da erspähte er ein Taxi, das vor ihm aus einer Gasse bog. Er beobachtete es nicht lange, eilte zur Straße und hob den Arm, bevor es an ihm vorbeifahren konnte. Er hatte keine Lust, sich über die Bezahlung den Kopf zu zerbrechen. Irgendjemand würde es schon bezahlen. Also stieg er ein, erwähnte sein Ziel und ließ sich fahren. Er war zu müde, der Weg zu lang... er würde einschlafen oder umfallen, bevor er es erreichte. Zuviel hatte er an diesem Tag auf sich nehmen müssen. Doch es hatte sich gelohnt! Bei Gott, das hatte es! Während der Fahrt schlief er nicht, denn er grübelte, wie es weitergehen würde, wenn Kaiba wieder gesund war. Mit Sinnieren verbrachte er auch den Rest der Fahrt. Er saß zurückgelehnt und hielt die Beine von sich gestreckt. Seine Augen blickten schläfrig aus dem Fenster, während die hellen Straßenlaternen an ihm vorbeizogen und sein Gesicht immer und immer wieder in einen beruhigenden Schein hüllten.

Die Fahrt dauerte etwa zwanzig Minuten und der Preis konnte sich sehen lassen. Und dann erreichte das Taxi endlich den Nusashi-Platz und Joey erblickte das Krankenhaus, nach dem er sich in den letzten Stunden so gesehnt hatte. Das Auto kam zum Stillstand und er richtete sich kraftlos auf.

"Warten Sie kurz." Er öffnete die Tür. "Es kommt gleich jemand, der Sie bezahlt."

Der Fahrer brummte, doch Joey war es einfach nur gleichgültig. Er stieg aus, schlug die Tür hinter sich zu und schlürfte in kleinen Schritten zum Krankenhaus. Kaiba würde das Gegengift früh genug bekommen, er musste keine Angst haben. Mit hängenden Schultern betrat er die Notaufnahme, schlenderte, ohne auf einen der Ärzte zu achten, zum Fahrstuhl und drückte die Taste. Plötzlich wirkte der Rucksack noch schwerer und seine Beine waren keinem großen Gewicht mehr auszusetzen. Er musste schlafen. Und zwar so schnell es ging.

Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, bis sich endlich die Türen öffneten und er eintreten konnte. Sobald er dann in der Kabine stand und die nächste Taste gedrückt hatte, ließ er sich nach hinten fallen und lehnte an der Wand. Und als die Kabine dann nach einer kurzen Zeit hielt und sich die Türen unter einem leisen Läuten öffneten, da war er dem Ziel so nahe. Seine Schritte wirkten sehr unsicher und wackelig, als er auf den Flur hinaustrat, nach links bog und weiterschlürfte. Er war auf dem Weg zum Büro von Dr. Johnson.

Und dieses erreichte er schon nach kurzer Zeit. Ohne zu zögern hob er die Hand, ließ sie auf die Klinke fallen und öffnete die Tür. Im Büro brannte Licht und als er eintrat, da blickte der Mann vom Schreibtisch auf. Und auch Duke richtete sich aus einem der Stühle auf und starrte ihn an.

Erwartungsvolle und zugleich verzweifelte Blicke richteten sich auf ihn. Kaibas Zustand hatte sich weiterhin verschlechtert und dieser müde und zerzauste Junge trug nun all die Hoffnung. Joey spürte die Angst in diesem Raum, war jedoch zu schwach, um ihr Beachtung zu schenken. Mit müder Miene und trüben Augen schlürfte er bis zu dem Schreibtisch und blieb dort stehen. Der Arzt starrte ihn entsetzt an, hinter ihm erhob sich Duke in stockenden Bewegungen. Seinem Gesicht nach zu urteilen, hatte die Suche erfolglos geendet und in dem Büro des Arztes herrschte gespenstisches Schweigen. Doch Joey war nicht darauf aus, die beiden auf die Folter zu spannen, außerdem wäre ein Scherz von wegen "Ich habe ihn nicht gefunden... ha, ha, reingefallen!", sehr unangebracht. Also begann er sich zu regen, schob die Hand in seine Hosentasche und zog die Ampulle hervor. Sogleich sprang der Arzt auf und Duke starrte das kleine Gefäß an, als hätte er so etwas noch nie zuvor gesehen. Joey zwang sich ein Lächeln auf, als er dem Arzt die Ampulle reichte.

"Machen Sie das Beste draus."

Noch immer sprachlos, nickte der Arzt. Dann hob er langsam die Hand und griff nach der Ampulle, um sie vor das Gesicht zu heben und erschüttert anzustarren.

"Du... hast ihn gefunden?" Eine Hand legte sich auf Joeys Schulter und dieser drehte das Gesicht zur Seite, um Duke anzusehen. Auch dieser wirkte sehr verstört und zugleich unheimlich erleichtert.

"Hm." Joey nickte langsam. "Das hab ich doch gesagt."

"Joey!" Der Arzt ließ die Hand sinken und nickte entschlossen. "Ich werde dieses Mittel sofort untersuchen und es ihm injizieren!"

"Machen Sie das."

Der Arzt hielt jedoch noch kurz inne, suchte nach Worten und schüttelte letzten Endes doch wieder fassungslos den Kopf. Anschließend schlug er Joey auf die andere Schulter und eilte hastig hinaus. Im Gegensatz zu Joey, sah Duke dem Mann nach.

"Aber...", wandte er sich dann wieder an ihn, "… wie hast du das geschafft?"

"Du." Joey blinzelte matt und hob die Hand. "Ich erzähle es dir später, ja? Ich muss mich jetzt hinlegen und schlafen. Sonst kippe ich an Ort und Stelle um."

"Was hast du denn gemacht, dass du so erschöpft bist!" Duke war völlig außer sich, konnte diese unerwartete Rettung noch überhaupt nicht fassen. "Bist du durch ganz Domino gerannt?"

"Wenn es doch nur bei Domino geblieben wäre." Joey ließ den Kopf hängen und wandte sich langsam ab. "Morgen, Duke. Jetzt können wir endlich sorglos schlafen."

Duke nickte zustimmend und Joey schlürfte zur Tür, hielt jedoch bei ihr inne.

"Ähm...", er kratzte sich am Kopf, "… draußen steht ein Taxi. Gehst du mal und bezahlst? Mein Geld reichte ni..."

"Natürlich mache ich das!", erklärte sich Duke sofort bereit. "Jetzt geh erst einmal und schlaf eine Runde. Du kannst in das Zimmer 101. Da habe ich mich vorhin auch ausgeruht."

"Hm." Joey nickte matt, ließ den Rucksack von der Schulter rutschen und schleifte ihn hinter sich her. So kämpfte er sich durch den Gang, griff nach der Klinke der nächsten Tür, öffnete sie und verschwand taumelnd im dahinter liegenden Raum.
 

~*to be continued*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-03-04T20:09:04+00:00 04.03.2009 21:09
Dass joey das schafft das wusste ich irgendwie! So entchlossen wie der war hätte der jeden fertig gemacht und jetzt hat er Hirayama so geil auseinandergenommen und YIPPI hat das Gegengift!!
Auf dem rückweg von ihm hatt ich so Angst,dass da noch so irgendwas kommt,das weiß man ja nie bei dir! Aber es ist gut gegangen und ich bin sooo froh! Hoffentlich wird seto ganz schnell wieder gesund!!!
Von:  TyKa
2008-12-22T09:20:03+00:00 22.12.2008 10:20
wuaah
wie sehr hab ich auf diese FF gewartet
*freu*

tolles kapitel
tolle ff
was soll man noch sagen
xD

mach weiter so
^^

lg
TyKa


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