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Zweiter Teil: Gift in Körper und Seele

Fortsetzung von "Du kennst mich nicht und doch hasst du mich"
von

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Gradwanderung

Nach einer kurzen Zeit, trat er in seine Wohnung, schloss die Tür mit dem Fuß und trödelte in die Küche. Dort stellte er die schweren Taschen auf dem Tisch ab und öffnete den Kühlschrank, um sich etwas umzusehen. Währenddessen kratzte er sich am Steiß und pfiff leise vor sich. Als sich jedoch die Küchentür erneut öffnete, verstummte er. Mit einem Koffer trat sein Vater ein, nickte ihm grüßend zu und ließ sich sogleich am Tisch nieder, nachdem er die Taschen zur Seite geschoben hatte. Er schien bester Laune zu sein, sein Sohn jedoch, setzte plötzlich eine wirklich finstere Miene auf, verschränkte langsam die Arme vor dem Bauch und lehnte sich an. Er musterte seinen Vater scharf und dieser wurde erst darauf aufmerksam, nachdem er in seinem Koffer gewühlt hatte und sich dann nach seinem Tag erkundigen wollte. Als er jedoch auf Joeys Blick traf, sagte er vorerst nichts. Überrascht öffnete er den Mund.

"Was ist?" Er drehte sich auf dem Stuhl, stellte den Koffer nach unten. "Warum siehst du mich so an?"

"Hm." Joey wandte sich leichthin ab und begann mit dem Fuß Kreise auf dem Boden zu ziehen. "Och... nichts Besonderes."

"Ach ja? Bist du einfach mal so wütend?"

Joey saugte an seinen Zähnen und ließ ihn lange warten, bevor er das loswurde, was ihm auf der Seele brannte. Dann trat er einen Schritt vor und blieb direkt vor dem älteren Mann stehen.

"Habe ich dir nicht gesagt…", Joey legte den Zeigefinger gegen das Kinn, "… dass Kaiba keine Schuld an den Vorfällen trägt?"

"Hast du", wunderte sich sein Vater.

"Aha." Joey nickte übertrieben. "Und habe ich dich nicht darum gebeten, ihm keine Vorwürfe zu machen?"

Nun verstand er es. Er räusperte sich, grübelte, um irgendetwas Beschwichtigendes zu sagen, doch Joey kam ihm in einem scharfen Ton zuvor.

"Warum hast du es trotzdem getan?"

"Joey, ich..."

"Du warst nicht dabei!" Joey schnitt eine Grimasse und wandte sich ruppig ab. "Es kommt mir fast so vor, als würdest du mir Kaibas Unschuld an alledem nicht glauben. Meinst du, ich habe das alles gesagt, um ihn zu schützen? Denkst du, ich habe dich angelogen?"

"Nein, so ist es nicht", versuchte sich Herr Wheeler rauszureden. "Ich habe nur gewollt, dass du..."

"Dass ich keinen Gefahren mehr ausgesetzt bin, ja natürlich. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? Aber du musst jetzt nicht traurig sein, kannst dich sogar freuen, denn dieser Typ, der nur so mit Gefahren um sich wirft und mich unglaublich oft beinahe in den Tod gestürzt hätte, der kein Gewissen besitzt und ein kriminelles Leben führt... hat mir die Freundschaft gekündigt."

"Was?" Sein Vater erschrak.

"Tu nicht so, als wärst du entsetzt!", fauchte Joey zurück. "Du freust dich doch darüber!"

"Das stimmt nicht!" Sein Vater stand eilig auf. "Ich habe ihn nicht darum gebeten!"

"Am Ende läuft es aber auf dasselbe hinaus, nicht? Indirekt... und trotzdem unmissverständlich. Ich ärgere mich, weil ich diese Geschicklichkeit scheinbar nicht von dir geerbt habe!"

"Joey!" Herr Wheeler trat an ihn heran. "Bitte, du musst mich verstehen..."

"Aber ich verstehe dich doch, Paps." Joey warf ihm einen niedlichen Schulterblick zu. "Jetzt musst du keine Angst mehr haben. Diesen Missetäter bin ich ein für allemal los!"

Mit diesen Worten verließ er die Küche, stampfte durch den Flur und schloss sich in seinem Zimmer ein, um seinem Vater deutlich die kalte Schulter zu zeigen.
 

Wieder endete ein Schultag.

Binnen kurzer Zeit hatte sich das Wetter verschlechtert. Nun war es kühler und es wehte ein unangenehmer Wind. Davon ließ sich Joey jedoch nicht die Laune verderben, falls es an der noch etwas zu verderben gab. Am gestrigen Tag hatte er getobt und sich ausgelassen. Wieder steckte er in einer verzwickten Lage und er wusste seine Sorgen, Kaiba gegenüber, nicht zu verleugnen. Vielleicht lag es aber auch nur an Mokuba? Es war möglich, dass er sich nur wegen ihm Vorwürfe machte. Der Junge hatte ihm einen merkwürdigen Blick zugeworfen, der beinahe schon an Enttäuschung grenzte. Wie sollte er ihn verstehen, wenn er nicht wusste, um was es ging? Er hatte doch keine Ahnung von den Vorfällen, die Joey dazu trieben, kühl und unbeteiligt zu bleiben.

Arbeit im Lawell stand nicht an, denn die Restauration galt noch immer nicht als abgeschlossen. Also hatte er Duke dazu überredet, nach der Schule mit ihm essen zu gehen. Essen… egal was, er wollte sich nur ablenken und wie in den letzten Tagen auch, tat er alles, damit es gelang. Duke hatte ihn nicht mehr auf Kaiba angesprochen, hatte auch diese vorwurfsvollen Blicke eingestellt und benahm sich ihm gegenüber nun normal.

Kurz verabschiedeten sich die beiden von Yugi und Co und gingen dann ihrer Wege. Nach Hause wollte Joey nicht, denn sein Vater würde sofort angerannt kommen.

Auf all das, verbunden mit wilden Entschuldigungen hatte er keine Lust und da Duke über alles informiert war, verbrachte er seine Zeit nun am liebsten mit ihm. Guter Dinge trödelten sie durch schmale Einkaufsstraßen und ließen sich bald in einem kleinen Cafe nieder. Dort aßen sie eine Kleinigkeit und unterhielten sich. Morgen, nur drei Tage nach den Ferien, stand die erste Arbeit an. Das Wort "Fairness" schien den Lehrern nicht bekannt zu sein.

Während er in seinem Salat stocherte, nippte Duke gemütlich an seiner Cola.

"Wenn es Hitzefrei gibt…", Joey ließ nachdenklich die Gabel sinken, "… gibt es dann nicht auch Kältefrei?"

"Was redest du für einen Blödsinn?" Duke runzelte die Stirn. "Du hattest doch wohl lang genug Ferien. Willst du dich jetzt wieder vor der Schule drücken? Nach drei Tagen?"

"Quatsch!" Joey begann wieder zu essen. "Ich habe nur gefragt. Warum gehst du mich gleich so an?"

"Tu ich gar nicht", seufzte Duke und schwenkte das Getränk im schmalen Glas. Joey wackelte mit dem Kopf und versuchte eine Olive mit der Gabel zu erwischen. Doch sie rollte davon, kämpfte verzweifelt um ihr Leben. So vergingen einige Minuten, Joey schlüpfte bald in seinen Pullover und Duke bestellte sich noch eine Cola. Dann, nachdem Joey nur noch einen leeren Teller vor sich hatte, richtete er sich auf, stützte die Ellbogen auf den Tisch und begann mit einer kleinen Pappkarte zu spielen.

"Duke?"

Der Angesprochene wendete den Eiswürfel im Mund.

"Hm?"

"Hattest du…", Joey zögerte, "… schon einmal Todesangst?"

"Hm?" Duke hob die Augenbrauen und schob den Eiswürfel zur Seite, damit er etwas sagen konnte. Das tat er jedoch nicht. Er grübelte und grübelte, doch letzten Endes schüttelte er den Kopf.

"Etwas mulmig zu Mute war mir schon des Öfteren. Aber Todesangst? Nein, das glaube ich nicht. Und du?"

Mit dieser Frage hatte Joey nicht gerechnet. Er selbst hatte die Frage nur aus reiner Neugierde an Duke gestellt. Nun jedoch, musste er nachdenken, sich an Dinge erinnern, die er eigentlich verdrängen wollte. Dinge, die mit Kaiba zu tun hatten. Sollte er darüber sprechen?

>Als ich noch mit Kaiba zusammen war, hatte ich oft Todesangst. Als Katagori auf mich schoss, dachte ich, das wäre es jetzt. Dann, als mich Chester besuchte, dachte ich dasselbe. Neue Erfahrungen. Nicht, dass Kaiba die Schuld an dem Vorfall mit Chester trug... aber er brachte mich öfter in Gefahr, als nötig! Jetzt, da ich nichts mehr mit ihm zu tun habe, muss ich also nicht mehr um mein Leben fürchten.<

Er verzog kurz das Gesicht, eine flüchtige Wut durchzuckte ihn. Dann jedoch schüttelte er den Kopf. Nein, aussprechen wollte er es nicht. Nun, da er soeben dabei war, sich vollständig zu belügen und Kaiba hinter sich zu lassen.

Er könnte schreien, er könnte heulen, er könnte gegen Wände schlagen!

Wie sehr litt er nur unter alldem!

Da er aber ein realistischer Mensch war, wusste er, was das Beste für ihn war.

"Ich hatte noch nie Todesangst", murmelte er und starrte auf seinen Teller. "Mein Leben geht seinen gewohnten Gang."

"Hm." Duke nickte in einer ernsten Nachdenklichkeit. Er musste sich nicht anstrengen, um Joey zu durchschauen.

Nachdem sie bezahlt hatten, rauften sie ihre Sachen zusammen und schlenderten weiter. Ohne auf die Zeit zu achten, trödelten sie durch halb Domino. Es vergingen knapp zwei Stunden, dann blieben sie vor einem Laden stehen und sahen sich um.

"Wie lange wollen wir noch ziellos herumlaufen?" Duke stöhnte. "Meine Beine tun weh."

"Du jammerst wie ein altes Weib." Joey äffte sein Stöhnen nach. "Wir können ja wieder umkehren... aber zuerst brauche ich ein Eis."

"Und dann kehren wir um."

"Ja." Joey grinste vergnügt und verschwand im Laden. Kurz darauf kehrte er mit einem leckeren Softeis zurück. Und wie versprochen, machten sie sich auf den Heimweg.

"Ich hoffe nur, dass es morgen nicht noch kälter wird." Joey schulterte seine Tasche neu und balancierte das Eis aus, damit es nicht zu Boden ging. "Merkwürdig dieses Wetter. Von einem Tag auf den anderen... unglaublich."

"Der Sommer war doch lang genug", meinte Duke.

"Der Sommer kann für mich nicht lang genug sein." Joey knabberte an der Waffel. "Ich hasse Kälte. Da holt man sich schnell einen Schnupfen und bevor man sich versieht, ist man richtig krank. Scheußlich!"

"Im Sommer kann man sich eben so schnell eine Grippe holen." Duke trat näher an Joey heran, um sich mit ihm durch eine Menschenmenge zu drängeln, die aus einem der U-Bahnschächte strömte. Geschäftsmänner, arbeitstätige Frauen, die sich nun auf ihren Feierabend freuten. Während Duke andauernd angerempelt wurde und ständig ausweichen musste, verlor Joey beinahe sein Eis und kämpfte ums nackte Überleben. Endlich hatten sie es überstanden und das Laufen fiel ihnen leichter. Ohne ein Wort zu verlieren, bogen sie in eine schmale Seitenstraße ein. Duke freute sich auf Zuhause. Kurz essen gehen, hatte Joey gesagt. Nun waren sie schon so lange unterwegs, dass er diesen Ausflug mit einer Tageswanderung verglich. Er hatte noch viel zu tun. Für die morgige Arbeit - für seinen Laden. Bald zückte er einen Kaugummi. Bedächtig packte er ihn aus und hob ihn zum Mund. Da bemerkte er plötzlich, dass Joey nicht mehr neben ihm war. Verwundert ließ er den Kaugummi sinken, blieb stehen und sah sich um. Joey war plötzlich wie erstarrt, er stand weiter hinten und hatte sich zur entgegengesetzten Richtung gedreht. Duke folgte seinem Blick, als er jedoch nichts Außergewöhnliches fand, kehrte er zu ihm zurück und zupfte an seinem Ärmel.

"Hey… was'n los?"

"Tsch!" Abrupt hob Joey die Hand. Noch immer starrte er die Straße hinab und Duke konnte nichts erkennen.

"Was ist da?"

Er erschrak, als Joey ihn plötzlich verkrampft am Handgelenk packte. Doch er drückte es nur kurz, dann flüsterte er etwas Unverständliches, ließ das Eis fallen und eilte los, beinahe rannte er schon.

"Was ist denn los?" Verwirrt sah Duke ihm nach, dann folgte er ihm. "Wenn das ein Spaß ist, dann finde ich ihn nicht komisch! Meine Beine tun weh und ich habe keine Lust auf einen Marathon durch Domino!"

Joey schenkte ihm keine Beachtung. Hastig drängelte er sich durch einige Menschen und verschwand wieder auf der Hauptstraße. Duke hatte seine Probleme damit, ihn im Auge zu behalten.

"Verdammt!" Er kämpfte sich aus der Menge und erspähte ihn, wie er vor einer Ecke stehen blieb und kurz dahinter lugte. Endlich hatte er ihn. Erschöpft blieb er neben ihm stehen, krallte sich in seine Schulter und ließ den Kopf hängen.

"Was rennst du denn so?", keuchte er. "Kannst du mir mal sagen, was..."

"Nicht so laut…!" Hektisch fuhr Joey zu ihm herum und fuchtelte mit den Händen. Er war sehr aufgeregt, als er sich über den Hals fuhr und erneut in die Gasse lugte. Doch plötzlich machte er einen Satz und verschwand hinter der Ecke. Duke ächzte, rollte mit den Augen und folgte ihm.

Leise trat Joey auf, als er durch die Gasse schlich. Die Tasche hielt er fest, seine Pupillen wechselten angespannt von einer Seite zur anderen. Er versuchte, keinerlei Geräusche zu erzeugen. Bedacht setzte er einen Fuß vor den Anderen und ging sehr langsam.

"Joey!" Duke stampfte hinter ihm her. "Kannst du mir mal sagen..."

Mit einer schnellen Bewegung fuhr Joey wieder zu ihm herum, starrte ihn mit entsetzten Augen an und zog etliche Grimassen. Dann fuchtelte er hektisch mit den Armen, rieb sich die Stirn und presste die Lippen aufeinander. Ebenso leise schlich er dann zu ihm zurück und packte ihn am Kragen, als er ihn erreichte.

"Sei leise! Verdammt noch mal…!", flüsterte er scharf und drehte sich schnell zur anderen Seite, um einen prüfenden Blick zu der engen Gasse zu werfen, die diese schnitt. "Du bringst uns in Gefahr!"

"Was ist denn..."

"Nicht so laut!" Joey schnappte gehetzt nach Luft. In letzter Zeit benahm er sich wirklich merkwürdig. "Ich habe ihn gesehen!"

"Wen hast du gesehen?", flüsterte Duke zurück.

"Katagori!", fauchte Joey nervös. "Er ist hier, kam gerade an mir vorbei! Er hat mich nicht erkannt!"

"Katagori?" Duke erschrak. "Ist das nicht der Mann, der..."

Joey nickte hastig.

"Aber warum hast du es mir nicht eher gesagt?"

"Oh natürlich!" Er weitete die Augen. "Ich bleibe auf der Straße stehen und schreie aus vollem Hals: "Schau mal, Duke! Da ist der Mann, der auf mich geschossen hat! Komm, wir folgen ihm leise, so, dass er uns nicht bemerkt!" Oh ja, das wäre sicher sehr ratsam!"

"Was machen wir denn jetzt?" Auch Duke wurde nervös.

"Ich sage dir, was ich mache!" Joey ließ ihn los und wandte sich ab, um weiter zu schleichen. "Ich folge ihm."

Duke blieb stehen und sah ihm nach. Er verschnellerte seine Schritte, als er der Gasse näher kam.

Was sollte Duke denn machen?

Sollte er nach Hause gehen und sich darauf verlassen, das Joey all das allein auf sich nahm?

Er biss sich auf die Unterlippe, dann stöhnte er leise und folgte seinem Freund. Dieser lugte um die nächste Ecke.

"Ich bin dabei." Duke schob sich etwas an ihm vorbei und folgte seinem Blick. Er sah gerade noch eine Gestalt hinter der nächsten Ecke verschwinden.

Katagori?

War das denn die Möglichkeit?!

Was jedoch sicher war, war, dass sich Joey deshalb mehr Gedanken machte, als er.

Er nickte ihm kurz zu, dann bog er ab und eilte vorsichtig durch die nächste Gasse. Auf Dukes Armen bildete sich eine Gänsehaut, als er an diesem gefährlichen Vorhaben teilnahm. Und Joey sah so aus, als würde er am gesamten Leib zittern. Nach langsamem Anschleichen, erreichten sie die nächste Gasse. Diese war höchstens zwei Meter breit, dreckig und dunkel. Achtsam beugte sich Joey nach vorn, bis er mit einem Auge nach rechts blicken konnte. Er richtete sich jedoch nach einer Sekunde wieder auf, schob sich zurück und drängelte Duke mit sich.

"Er steht dort mit einem anderen Mann", flüsterte er ihm beinahe lautlos zu.

"Was machen wir jetzt?", erwiderte Duke ebenso leise. "Soll ich die Polizei rufen?"

"Bevor die hier sind, ist der schon wieder weg." Wieder trat Joey näher an die Ecke heran. "Ich will sehen, wer der andere Mann ist. Vielleicht kann ich mich auch nahe genug heranschleichen, um zu hören, was sie..."

Duke zog ihn zurück.

"Bist du verrückt? Du bringst dich in Lebensgefahr."

"Ich kann ihn nicht ungeschoren davonkommen lassen." Joey wirkte verzweifelt. "Sicher führt er wieder Böses im Schilde. Was macht der eigentlich hier in Domino? Ich dachte, er... verdammt, ich weiß nicht mehr, was ich denken soll."

"Du kannst es nicht selbst in die Hand nehmen." Duke biss die Zähne zusammen. "Er hätte dich beinahe umgebracht, als du ihm..."

"Du verstehst es nicht!" Joey hielt inne, presste sich beide Hände auf den Mund und starrte nervös um sich. Ohne, dass er es bemerkt hatte, war er laut geworden. Auch Duke hielt den Atem an, doch die Stimmen drangen noch immer zu ihnen. Mann hatte sie nicht bemerkt. Kurze Zeit schwiegen sie noch, dann trat Joey zurück und näherte sich der Kante. Zittrig fuhren seine Hände über das Gestein, sein Atem raste, ebenso sein Herz. Duke sah ihm nervös nach, schloss die Augen und atmete tief durch. Wenn das mal gut ging!

Joey spitzte unterdessen die Ohren und versuchte, zu verstehen, was die beiden sprachen. Es war verdammt gefährlich, einen weiteren Blick zu ihnen zu werfen. Ihr Fluchtweg war zu lang und möglich war, dass Katagori bewaffnet war. In Joeys Kopf tobten die Gedanken. Es fiel ihm schwer, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.

Warum hatte Kaiba ihm nichts von Katagoris Rückkehr erzählt?!

Vielleicht wusste er überhaupt nichts davon?

Joey verstand nur wenige Worte, ein Gemisch aus leisen Lauten. Er konnte keinen Zusammenhang bilden, nicht herausfinden, worum es ging. Er achtete nicht mehr auf Duke, spürte nur langsame Bewegungen in seinem Rücken.

Aufgeregt starrte er auf die gegenüberliegende Wand, sein Mund fühlte sich trocken an, ein Schaudern nach dem anderen durchzuckte seinen Körper.

Langsam blähte er die Wangen auf, streckte die Hand nach hinten und tastete nach Duke. Bevor er sich jedoch zu ihm umdrehte, ertönte ein leises "Klong", ein hohler, dumpfer Ton. Und als er herumfuhr, kippte Duke einfach um!

Er rutschte hinab, seine Hände versuchten nach seinem Pullover zu fassen, doch er glitt ab und ging zu Boden. Entsetzt schnappte Joey nach Luft und trat unbedacht einen Schritt zurück. Plötzlich stand vor ihm eine dunkle Gestalt. Er versuchte ihn zu erkennen, doch das Einzige, das er sah, war eine große Faust, die auf sein Gesicht zuschoss. Er spürte nur einen schmerzhaften Schlag, der genügte, um ihm das Bewusstsein zu nehmen. Vor seinen Augen wurde alles schwarz, dann stolperte er zur Seite, schlug gegen die Wand und stürzte.
 

Zusammengesunken hockte Mokuba im Wartezimmer des Krankenhauses. In den Händen hielt er eine kühle Dose Apfelsaft. Seine Miene wirkte niedergeschlagen und müde.

Jetzt hatte er keine Lust mehr auf eine Geburtstagsparty.

War es nicht unfair?

Gerade an seinem Geburtstag passierte so etwas. Und nun war plötzlich auch Joey der Meinung, Besseres zu tun zu haben, als sich um Kaiba zu kümmern. Die beiden mussten sich gestritten haben. Dessen war er sich nun sicher.

Als Pikotto den Warteraum betrat, blickte er auf, sah ihn erwartungsvoll an. Auch der Mann blickte irgendwie düster drein und machte ihm nicht gerade Hoffnung. Soeben hatte er mit dem Arzt gesprochen. Mokuba bekam Angst, seine Hände klammerten sich um die Dose. Neben ihm ließ sich Pikotto nieder, streckte die Beine von sich und stöhnte.

"Und?" Zögerlich lugte Mokuba zu ihm.

Pikotto erwiderte seinen Blick nur kurz, wandte sich ab und schüttelte den Kopf. "Er braucht nicht nur einen Psychiater, sondern auch ein Wunder", murmelte er dann. "Das Einzige, was die Ärzte feststellen können, ist, dass die Leber nicht korrekt arbeitet."

"Die Leber?", fragte Mokuba leise.

"Die Leber filtert Giftstoffe aus der Nahrung, die der Mensch zu sich nimmt", lieferte Pikotto ihm eine schnelle Antwort. "Ihre Funktion lässt nach. Doch das erklärt nicht seine Schwäche und die Schmerzen, unter denen er leidet. Ein starkes Sedativum war von Nöten, um ihn ruhig zu stellen und ihm etwas Entspannung zukommen zu lassen. Zurzeit ist sein Zustand stabil. Aber...", Pikotto verstummte und ließ den Kopf sinken.

"Aber was?!" Mokuba sprang auf die Beine.

"Er wird mit jedem Tag schwächer, hat Fieber und fantasiert. Alles, was er sagt, ist wirr und unverständlich. Die Ärzte wissen nicht, was sie tun sollen. Sie wissen nicht, was die genaue Ursache seines Zustandes ist." Pikotto schluckte, man sah ihm deutlich an, dass ihm das Reden schwer fiel.

"Und... was heißt das jetzt?!" Mokuba war den Tränen nahe. "Stirbt Seto?!"

Pikotto hielt den Atem an, starrte auf den Boden. Einige Sekunden vergingen, bevor er aufblickte und den Jungen direkt ansah. Mokuba schluckte, seine Augen begannen zu schimmern.

"Stirbt Seto...?"

Er erhielt keine Antwort, stattdessen erhob sich Pikotto und berührte seine Schulter.

"Komm, ich bringe dich nach Hause."
 

Als Joey langsam zu sich kam, spürte er eine kühle Frische, atmete muffige, feuchte Luft. Sein Gesicht schmerzte, sein gesamter Kopf pochte wie ein Uhrwerk und seine Nase fühlte sich an, als wäre sie gebrochen.

Er stieß einen erschöpften Atem aus, öffnete die Augen und blickte auf. Direkt vor ihm, nur zwei Meter entfernt, stand ein Tisch, an dem zwei Gestalten Platz genommen hatten. Er blinzelte, gewann jedoch schnell ein schärferes Bild. Keinen der beiden Männer kannte er. Der eine war groß und breit, hatte einen Körper wie ein Stier. Der andere hingegen war kleiner und sah etwas mager aus. Er war blond und auf dem ersten Blick nicht als Ganove auszumachen. Gemeinsam mit ihnen saß Joey in einem kleinen stickigen Kellergewölbe. Die Beiden weiterhin beobachtend, begann er die Hände zu bewegen, doch sie waren straff gefesselt. Auch seine Füße.

"Guten Morgen." Als eine nur allzu bekannte Stimme ertönte, hielt er in der Bewegung inne. Von einer auf die andere Sekunde stand ein Mann vor ihm, den er am letzten in seinem Leben sehen wollte. Joey blickte erschrocken zu ihm auf, starrte ihn an. "Es ist lange her und dabei dachte ich, du wärst tot."

Gelassen rollte der ältere Mann die Zigarette zwischen zwei Fingern und grinste. Joey stockte der Atem, er wandte den Blick ab und schluckte. Die beiden Männer am Tisch begannen sich leise zu unterhalten, schenkten ihm keine Beachtung. Der Magere zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. Doch Joey erschrak und fuhr wieder in die Höhe.

"Wo ist Duke?!"

"Wer?" Katagori hob die Augenbrauen.

"Der, der bei mir war!!", schrie Joey aufgeregt. "Wenn ihr ihm etwas angetan..."

"Duke heißt er also." Katagori trat zur Seite und wies mit einem leichten Nicken nach hinten. Sofort sah sich Joey um und erspähte seinen Freund. Er kauerte auf der anderen Seite des Raumes, hinter dem Tisch. Auch seine Hände und Beine waren gefesselt. Der einzige Unterschied war, dass man auch seinen Mund geknebelt hatte. Außerdem sah er etwas verschrammt aus, schien in die Ungnade der Gastgeber gefallen zu sein. Sein Blick war düster und verbissen auf den Boden gerichtet.

"Was habt ihr mit ihm gemacht!" Verbissen versuchte sich Joey aufzurichten.

"Wenn du artig bist, passiert dir nichts." Gemächlich setzte Katagori den Fuß auf seine Schulter, stieß ihn zurück an die Wand. "Dein Kumpel war nicht so klug."

Joey blieb widerwillig sitzen und tat es Duke gleich. Er starrte auf den Boden und zog eine finstere Miene. Katagori rauchte seine Zigarette weiter, die beiden Anderen unterhielten sich und kurze Zeit später kauerte er sich vor ihn. Joey wurde von einem so unglaublich scharfen Blick getroffen, dass es ihm bange wurde. Dennoch erwiderte er ihn ebenso bissig.

"Du hast also überlebt. Schön."

"Hm", brummte Joey. "Find ich auch."

"Und wie geht es dem ehrenwerten Herr Kaiba?" Katagori grinste.

"Frag ihn selbst! Seit einiger Zeit habe ich nichts mehr mit ihm zu tun!"

"Ach." Das wunderte Katagori nicht. "Hast du endlich genug von seinem abscheulichem Charakter? Seinem Größenwahn? Seiner Gewissenlosigkeit?"

Joey brummte erneut. Seinem Gesicht waren flüchtige Gedankengänge anzusehen aber letztendlich presste er nur die Lippen aufeinander und blieb stumm.

"Weißt du, ich habe nichts gegen dich, Joey. Du warst bedauerlicherweise nur im Weg und irgendwie bist du es immer noch. So wie es aussieht, bist du ein Mensch, der sich gerne in die Angelegenheiten Anderer einmischt." Ein Ausdruck erschien in Katagoris Augen, der Joey nicht gefiel. Reglos blieb er sitzen und wartete angespannt darauf, dass er fortfuhr. "Nimm es nicht persönlich aber jetzt hast du genug gesehen, zu viel. Und dein Freund auch." Katagori wies mit der Hand nach hinten und Joeys Blick flüchtete zu den beiden Männern, die sie noch immer nicht beachteten.

"Du und dein Kumpel werden hier nicht lebend rauskommen, dafür werden wir sorgen."

"Wa..." Joey öffnete sprachlos den Mund. Ein zitternder Atem kam über seine Lippen und angsterfüllt lugte er zu seinem Freund aber dem war die angenehme Neuigkeit scheinbar schon eher auf die Nase gebunden worden. Er starrte wieder auf den Boden und regte sich nicht.

"Du brauchst aber keine Angst zu haben. Es wird schnell gehen." Katagori hob die Hand und langte nach einer der langen blonden Strähnen. Nur eine kurze Berührung, bevor der junge Mann den Kopf zur Seite riss und in die Höhe fuhr.

"Sie wollen uns umbringen?!"

"Es ist so." Katagori ließ die Hand sinken und kam wieder auf die Beine. "Ihr könnt mir so oft versprechen, nicht die Polizei aufzusuchen, wie ihr wollt. Irgendwie wissen wir doch alle, dass so etwas nicht funktioniert."

"Warum sollte ich Ihnen das Versprechen geben, wenn ich sowieso sterbe!", zischte Joey. "Aber finden Sie die Sache nicht etwas übertrieben? Nur, weil Kaiba Sie gefeuert hat?!"

"Weil..." Katagori riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Joey schien eine wunde Stelle getroffen zu haben. Joey schluckte, als sich der Mann wieder vor ihn hockte. Dann plötzlich, schnellte seine Hand hervor, packte ihn am Hals und presste ihn brutal gegen das raue Gestein. Er stöhnte leise auf, biss die Zähne zusammen und blinzelte; Duke blickte auf.

"Weil er mich gefeuert hat??" Katagori kochte vor Wut, riss sich die Zigarette aus dem Mund und hielt sie direkt vor Joeys Gesicht. "Er hat mein Leben zerstört!!"

Verkrampft schloss Joey die Augen und begann sich zu regen. Er spürte die Hitze, direkt an seinem rechten Auge. Schmerzhaft strömte sie seiner Haut entgegen und Katagoris Hand begann zu zittern. "Wie kannst du so etwas sagen, wenn du keine Ahnung hast, worum es geht!!"

"Es tut mir leid!"

Der Mann stieß einen schlimmen Fluch aus, ließ seinen Hals los und stand ruppig auf.

"Du verdammtes kleines Miststück!" Er spuckte zur Seite und wandte sich ab. Und während er das tat, schnippte er die Zigarette in Joeys Richtung. Sie landete auf seiner Schulter und Joey bewegte sich schnell, um sie loszuwerden. Er richtete sich auf, schüttelte sie von seinem Bein und kroch zur Seite.

Katagori ließ sich währenddessen auf dem Tisch nieder. Zu seinen Seiten, die beiden Kumpanen. Er verschränkte die Arme und blickte finster drein.

"In nur wenigen Stunden werdet ihr das Zeitliche segnen! Und wenn ich euch so sehe, habe ich irgendwie Lust, euren Tod langsam und schmerzhaft zu gestalten!"

Der große Mann am Tisch lachte gehässig, der andere schwieg weiterhin, regte sich nicht einmal großartig. Nachdem sich Joey wieder an die Wand gekauert hatte, lugte er erneut zu Duke. Doch dieser regte sich nicht, schien sehr erschöpft zu sein.

"Ich werde euch einen letzten Gefallen tun!" Katagori atmete tief ein und lachte leise, schien sich schnell von seinem Wutanfall zu erholen. "Ihr sollt nicht dumm sterben, also erzähle ich euch jetzt eine Geschichte."

Angespannt versuchte Joey den Atem zu kontrollieren. Er fiel so schnell, alles an ihm bebte bei dem Gedanken, was auf ihn zukam. So presste er die Lippen aufeinander und starrte auf den Boden.

Er wollte nicht, dass es so endete!

Er war noch zu jung, wollte noch viel erleben!!

Er wagte es nicht, Duke einen weiteren Blick zuzuwerfen, denn es war seine Schuld, dass auch er sterben würde! Bei Gott, er war kurz davor, den Verstand zu verlieren!

Und Katagori begann seine Geschichte, schnalzte mit der Zunge, rutschte sich zu Recht und erhob dann die Stimme, in der sich ein so verächtlicher und verhasster Ton verbarg, dass eine Gänsehaut Joeys gesamten Körper überzog.

Wäre er ihm doch nicht gefolgt!

Hätte er doch nur zugelassen, dass Duke die Polizei rief!

Hätte er dieser nur etwas mehr Vertrauen geschenkt, dann säße er nicht in dieser Lage!

Und Duke auch nicht! Duke, der richtig gehandelt hätte!

"Es war einmal ein verwöhnter, rücksichtsloser, gottverdammter Mistkerl, der eines Tages einen großen Fehler beging. Nur aus Lust und Laune trieb er einen Menschen in den Ruin, wozu er gar keinen Grund hatte! Wie es aussieht, war er sich über die Konsequenzen nicht im Klaren und leider Weise war es dem armen Mann auch vergönnt, seine Rache an ihm zu üben. Er musste sich also zurückziehen, um einen Plan zu schmieden. Einen Plan, der in seiner Vollkommenheit und Klugheit nicht scheitern konnte. Und dann kam der Tag der Entscheidung. Der Tag der Rache." Katagori schien die nächsten Sätze zu genießen. "Und... der Plan gelang. Der Rachefeldzug ist im vollen Gange." Er wandte sich an den Hageren. "Und wann wird er enden?"

"In ungefähr... vier Tagen", erwiderte dieser nach kurzen Überlegungen.

"In vier Tagen", wiederholte Katagori genüsslich. "In vier Tagen werde ich meine Rache haben."

"Was zur Hölle meinen Sie damit?!" Joey war mit den Nerven am Ende. "Drücken Sie sich deutlicher aus! Was für ein Rachefeldzug?!"

"In vier Tagen... wie soll ich es ausdrücken?" Katagori rutschte vom Tisch und begann langsam zu spazieren. Joeys entsetzter Blick folgte ihm. "Na ja... in vier Tagen wird der werte Herr Kaiba das Zeitliche segnen, in die ewigen Jagdgründe eingehen und den Löffel abgeben. Er wird verenden, verrecken... sterben! Das kannst du sehen, wie du willst."

Mit einem lauten Aufschrei fuhr Joey in die Höhe. Er stützte sich auf die Knie, schnappte nach Luft und schrie erneut.

"Was?!"

Augenblicklich vereiste Katagoris Miene.

"Setzen!"

"Was haben Sie gemacht?!" Joey kam es nicht in den Sinn, das zu tun. Die gesamte Wut, die seinen Körper lähmte, schien sich verflüchtigt zu haben und haltlos schrie er ihn an. "Warum wird er sterben?!"

"Ich sagte, du sollst dich setzen!!"

"Warum?!" Joey schrie aus vollem Hals, konnte nicht glauben, was er hörte. Auch, als der riesige Mann aufsprang und auf ihn zutrat, gehorchte er nicht. Er wollte wieder schreien, da rammte sich ein mächtiger Fuß in seinem Magen und er kippte vorn über.

"Lass ihn, Terence! Du kannst ihn dir nachher vornehmen!" Katagori schob den Riesen zur Seite, beugte sich hinab und packte Joey an den Haaren, zog ihn in die aufrechte Haltung zurück. Der Blonde bekam kaum Luft, rang nach Sauerstoff. "Wir werden dir noch Benehmen beibringen!" Katagori stieß ihn zurück an die Wand, an der er keuchend lehnen blieb. "Und wenn wir schon einmal dabei sind, werden wir uns gleich noch ein bisschen um deinen Freund kümmern!"

"Du mieser Drecksack!" Joey hustete erstickt und erntete einen weiteren, äußerst schmerzhaften Tritt. Katagori machte eine abfällige Handgeste und wandte sich ab, der Hüne namens Terence trat näher. Er knackte mit seinen Fingern und freute sich auf das Kommende.

"Da du und dein Freund ab Morgen auf ewig verschwunden sein werdet, könnt ihr ruhig die volle Wahrheit erfahren." Katagori erreichte eine kahle, alte Stahltür und nickte dem Mageren zu, der sich daraufhin vom Tisch erhob und das Wort ergriff.

"Ich entwickelte ein noch nie da gewesenes Gift."

Joey stockte der Atem. Unter den wirren Strähnen seines Haares starrte er ihn an.

"Wir sorgten dafür, dass Herr Kaiba von einem anderen Chauffeur gefahren wurde und dieser flößte es ihm vermischt mit einem Kaffee ein. Es ist perfekt.“ Eine schiere Begeisterung entflammte in den Augen des Mannes. „Unscheinbar beginnt es zu wirken und das Beste ist, dass es nicht nachzuweisen ist. Durch keinen Test, den die Medizin bisher entwickelt hat. Die Steigerung findet schnell statt, der Zustand verschlechtert sich zusehend. Und dann, kurz bevor das Ende eintritt, greift es auch das Gehirn an. Verwirrung, Orientierungslosigkeit, Unzurechungsfähigkeit. Diese Symptome sind der Anfang vom Ende. In dieser Sekunde dürfte Herr Kaiba mit großen Schmerzen zu kämpfen haben. Die Leber ist überlastet, ihre Funktion verringert sich, bis es zum Exitus kommt. Ein schmerzhafter und leidensvoller Tod. Und in vier Tagen wird es so weit sein. Dann können wir unseren Gewinn einheimsen."

Mit diesen Worten nickte er verabschiedend und folgte Katagori nach draußen.

Nun stand nur Terence vor Joey, der wie eine Leiche wirkte. Er war totenbleich, lehnte reglos dort und starrte Duke an, der nicht viel besser aussah.

Er verstand es!

Er verstand alles!

Die Einsicht schlug ihm schmerzhaft entgegen… das Verständnis.

Alles war geplant gewesen, nichts war zufällig passiert!!

Und Kaiba…

Was hatte er getan…?

Joey blinzelte und blickte auf.

Bedrohlich beugte sich der riesige Mann zu ihm hinab und grinste.

"Bis morgen könnt ihr noch das Leben genießen", grinste er. "Ich werde dafür sorgen, dass ihr Gehorsamkeit und Disziplin mit ins Grab nehmt!"
 

"Duke...?" Langsam und benommen rappelte sich Joey auf. Alles tat ihm weh, das Atmen fiel ihm schwer. Glücklicherweise hatte dieser Hüne nicht so oft zugeschlagen.

Kurz hatte er sich noch um Duke gekümmert und dann war er gegangen. Dieser lag nun ebenso entkräftet, wie er, auf dem Boden und atmete schwer durch die Nase, da das Tuch noch immer straff vor seinem Mund lag.

"Duke? Sag doch etwas!" Erschöpft richtete sich Joey auf, schaffte es in eine aufrechte Haltung und lehnte sich gegen die Wand. Sein Blick fiel trübe auf den Anderen und auch dieser begann sich nun zu bewegen. Doch aufrichten konnte er sich scheinbar nicht. Am ihm hatte dieser verdammte Mistkerl wieder einmal mehr Spaß gefunden. "Hey... Duke?"

"Mmm...", stöhnte dieser erschöpft.

"Warte, ich komme zu dir." Mit einem Schwung neigte sich Joey nach vorn und begann sofort zu husten. Dennoch kämpfte er sich auf die Beine und als er endlich wieder aufrecht stand, atmete er tief durch. Dann hüpfte er vorsichtig durch den schmalen Raum und erreichte ihn. Unter einem erschöpften Ächzen ließ er sich vor ihm auf die Knie sinken und beugte sich nach vorn.

"Komm, versuch den Kopf zu heben."

Das schaffte Duke und Joey beugte sich tiefer, biss in das Tuch. Er biss fest zu, schnaufte und zog es mit einem Ruck aus seinem Mund, hinab zum Kinn. Sogleich spuckte Duke ein weiteres Tuch aus und schnappte nach Luft.

"Alles klar...?", erkundigte sich Joey leise und richtete sich auf. Duke blieb mit offenem Mund liegen und schloss die Augen.

"Ob alles klar ist…?", antwortete er dann schnaufend. "Was meinst du?"

Joey ließ sich zur Seite sinken und hockte vor ihm. Anschließend betrachtete er sich seinen Freund besorgt und ließ beschämt den Blick sinken.

"Es tut mir leid", murmelte er bald. "Es ist wieder alles meine Schuld, Duke."

"Du lernst auch nicht dazu", meinte dieser. "Zuerst beschwerst du dich, weil sich Kaiba unbegründet Vorwürfe macht und jetzt fängst du selbst damit an! Ich trage selbst die Schuld an diesem ganzen gottverdammten… verfluchten Mist!"

Joey antwortete nicht und Duke öffnete die Augen einen Spalt weit, um ihn anzusehen. Seine Miene wirkte ernst, verbittert, obgleich sich sein Ton, in dem er sprach, ganz anders anhörte.

"Hast du jetzt die Antworten auf deine Fragen?"

Joey nickte stumm.

"Und Kaiba wird in vier Tagen sterben. Warum verstehe ich die Dinge erst, wenn es zu spät ist?"

"Hm?"

Selbstquälerisch wandte er den Blick ab und biss sich auf die Unterlippe.

"Er wusste von Katagoris Rückkehr und er hat mich von sich gestoßen, um mich zu schützen. Er hat geschauspielert und das kann er bedauerlicher Weise sehr gut. Und ich habe ihm alles geglaubt und war so verdammt sauer auf ihn!" Joey schluckte, presste das Kinn auf die Brust und schloss die Augen. "Ich habe ihn verflucht... und dabei ist er dem Tod so nahe!"

Duke schwieg.

"Ich hätte es doch wissen müssen! Ich habe das für eine normale Krankheit gehalten! Und jetzt... jetzt... nun erfahre ich so etwas!!" Joeys Miene zuckte, fahrig blickte auf und starrte aufgelöst auf das kantige Gestein über sich. "Ich glaube nicht, dass er etwas von dem Gift in seinem Körper weiß. Und die Ärzte werden nichts finden, gegen das sie vorgehen könnten… sie werden hilflos dastehen und Kaiba wird qualvoll sterben."

"Joey." Duke räusperte sich. "Hör auf zu heulen, ja?"

"Duke, die werden uns umbringen!" Hastig wischte sich Joey die Tränen an der Schulter ab und zog die Nase hoch. Duke hob den Kopf und starrte ihn an.

"Nicht, wenn uns heute die Flucht gelingt! Wir wissen von dem Gift, Joey, und sie begehen einen großen Fehler, indem sie bis morgen warten! Wir können etwas tun, Kaiba vielleicht das Leben retten! Wir müssen ins Krankenhaus und den Ärzten davon berichten! Sie müssen etwas dagegen unternehmen können!"

"Wie sollen sie denn ein Gegenmittel finden, wenn das Gift noch unbekannt ist!", erwiderte Joey ächzend. "Er wird so leiden! Was habe ich getan?!"

"Reiß dich zusammen!" Duke warf der Tür einen knappen Blick zu, ließ den Kopf auf den Boden zurücksinken. "Wir werden es schon irgendwie schaffen! Den Anfang musst du aber machen! Ich kann mich kaum bewegen! Also steh auf und werde deine Fesseln los!"

"Wie soll ich das denn machen...?"

"An einem spitzen Stein?", schlug Duke geschwächt vor. "Lass dir etwas einfallen! Zur Flucht kann ich nicht viel beitragen!"

Joey ließ den Kopf sinken. Er war völlig durcheinander, übermannt von den vielen Neuigkeiten und Einsichten. Hinzukommend ließen es sich die Schuldgefühle nicht nehmen, mächtig auf ihn einzuprügeln.

"Joey… bitte!" Duke biss die Zähne zusammen. "Genau wie du habe ich es nicht eilig, meinem Schöpfer zu begegnen!"

"Bei Gott, nein." Joey seufzte leise.

"Wir haben noch etwas zu tun", trieb Duke ihn an. "Jetzt steh endlich auf! Schau, die Flasche da hinten!"

Joey hielt nach ihr Ausschau.

"Der Rest wird kein Problem sein!" Duke meinte das kleine Kellerfenster in der gegenüberliegenden Wand. "Mit professionellen Ganoven haben wir es hier nicht zu tun!"

"Okay." Endlich riss sich Joey zusammen. "Ich versuche es."

Duke nickte eilig. "Jetzt können wir nur beten, dass keiner von denen vor der Tür steht."

Da auch Joey etwas angeschlagen war, fiel es ihm schwer, erneut auf die Beine zu kommen und noch einmal durch den gesamten Raum zu hüpfen.

Große Vorbereitungen schien Katagori nicht getroffen zu haben. Seit wann ließ man eine Flasche liegen, wenn es gewisse Menschen gab, die mit Stricken gefesselt waren? Joey dankte Gott für die Dummheit, die er Katagori verliehen hatte.

Das Herz raste in seiner Brust und der Nervenkitzel ließ ihn oft zögern. Und erst, nachdem er zweimal gestolpert war, erreichte er die Flasche. Und um nach ihr greifen zu können, musste er sich längs legen. Anschließend hieß es, wieder auf die Beine zu kommen und die Flasche zu zerstören.

"Wirf sie gegen das Gestein!", zischte Duke angespannt.

"Was ist, wenn sie wirklich vor der Tür stehen?", flüsterte Joey nervös zurück.

"Dann wären sie schon längst hier!"

Nach einem langen Zögern, warf Joey die Flasche über den seinen Kopf. An der Wand prallte sie nur ab. Auf dem Boden jedoch, ging sie zu Bruch. Bevor sich Joey nach den Scherben hockte, blieb er reglos stehen und lauschte. Auch Duke hielt die Luft an. Doch sie hörten nichts.

Vielleicht hatten sie nur noch wenige Minuten Zeit, bis sich die Tür öffnete?

Vielleicht geschah es aber auch schon in den nächsten Sekunden?

Joey geriet in Hektik, als er sich wieder hinlegte, sich in die Scherben rollte und nach einer von ihnen griff.

"Au!"

"Was ist?" Duke drehte erschrocken das Gesicht nach oben.

"Was wohl!" Joey tastete und tastete. "Geschnitten."

"Pass besser auf", gab Duke ihm einen wohlgemeinten Rat und er stöhnte.

Dann endlich bekam er eine Scherbe in die Finger und begann mit ihr zu hantieren. Er bewegte die Arme, streckte und reckte sich. Und dann, nach knapp einer Minute, seufzte er erleichtert, befreite die Hände aus den Stricken und richtete sich langsam auf.

"Hast du's?"

Joey hob die Hände und betrachtete sie sich. Sogleich hob er die Augenbrauen und murmelte etwas Leises.

"Was ist?"

"Das blutet verdammt stark." Der Blonde schüttelte die Hand und zog den Ärmel zurück.

"Du hast dir aber nicht die Pulsadern zerschnitten, oder?" Duke erschrak, doch Joey konnte ihn beruhigen. Er schüttelte den Kopf, zog den Ärmel wieder über die Wunde und neigte sich nach vorn, um auch noch seine Beine zu befreien. Und als er dann in seinen Bewegungen nicht mehr eingeschränkt war, schöpfte er neue Hoffnung. Mit wenigen Handgriffen befreite er auch Duke. Dieser schnaufte und stöhnte, als er seine Handfesseln bearbeitete.

"Hast du starke Schmerzen?", erkundigte sich Joey besorgt.

"Nein... lass nur, geht schon."

Letzten Endes löste Joey die Stricke an seinen Füßen und warf die Scherbe fort, um sich Duke zuzuwenden.

"Komm." Er stützte ihn und half ihm in eine aufrechte Haltung. "Vorsichtig."

Die kleinsten Bewegungen schienen ihm unangenehm zu sein und als er sich endlich an die Wand lehnen konnte, wirkte er sofort viel entspannter. Er schloss die Augen, ließ die Hände sinken und lehnte den Hinterkopf gegen das Gestein. Joey betastete kurz die Kratzer und Prellungen in seinem Gesicht, dann rutschte er näher an seinen Leidensgenossen heran und griff nach dem Saum des Shirts.

"Lass mich mal sehen." Er zog es höher, zog es bis zu seiner Brust und erblickte große grünblaue Prellungen, die sich über seine gesamte rechte Rippenseite zogen.

"Wie sieht's aus?", erkundigte sich Duke, ohne die Augen zu öffnen.

"Nicht gut." Joey zog das Shirt wieder hinab und richtete sich auf.

"Um das können wir uns später kümmern. Jetzt müssen wir hier unbedingt raus. Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns bleibt, also sollten wir uns beeilen."

"Ja", pflichtete Joey ihm ernst bei und tätschelte seine Schulter. "Keine Angst... ich ähm... schaffe das schon… ja."

>Ganz ruhig bleiben<, dachte er sich verbissen, als er wieder aufstand und der Tür einen nervösen Blick zuwarf. >Hör auf, über alles nachzudenken und konzentriere dich auf das Hier und Jetzt! Vielleicht hängt unser Leben nun von meiner Geistesgegenwärtigkeit ab!<

Er rieb sich die Hände und drehte sich im Kreis, etwas unentschlossen, wie er zur Flucht ansetzen sollte.

>Denk nicht mehr an Kaiba... du kannst nichts dafür, alles wird gut. Ja, sicher! Und er wird nicht sterben! Und Mokuba... er wird sich keine Sorgen mehr machen müssen! Die Flucht wird glücken! Wir werden nicht sterben! Und Kaiba...<

"Konzentrier dich", flüsterte er leise und versuchte seinen Atem zu beruhigen. "Eins zwei drei. Gut."

Ohne lange zu überlegen, trat er an den Tisch heran, packte ihn an der Kante und schob ihn mit viel Mühe zur Wand, in der das Fenster eingebaut war. Hinter dem dreckigen Glas lag die Dunkelheit der Nacht. Der Tisch machte einen Mordsradau und so hielt Joey nach jedem Schritt inne. Doch niemand schien Wache zu halten.

Glücklicherweise war vor dem Fenster kein Gitter und so quälte sich Joey auf den Tisch und schlüpfte hastig aus der blauen Schuljacke. Eilig wickelte er sie um seinen Ellbogen, trat an das Fenster heran und schlug es ein. Die Scherben prasselten splitternd zu Boden und er trat zurück.

"In Ordnung." Schnell zog er sich die Jacke vom Arm, brach mit ihr die letzten scharfen Überreste des Glases aus dem Rahmen und warf sie auf das Fensterbrett. Nun waren sie der Freiheit ganz nah.

Als sich Joey umdrehte und von dem Tisch stand, war Duke schon dabei, sich auf die Beine zu kämpfen. Schnell eilte er ihm zur Hilfe und stützte ihn.

"Schnell! Wir müssen uns beeilen!"

"Das sagst du so einfach!" Duke legte die Hand auf seinen Bauch, als er endlich aufrecht stand. "Ich kann kaum atmen!"

"Duke, unser Leben steht auf dem Spiel!"

"Man, bist du kühl! Ist dieser Kaiba-Virus vielleicht ansteckend?"

"Keine Kaibawitze!" Joey zog ihn die letzten Schritte und sprang auf den Tisch. "Mir geht es viel zu schlecht, als dass ich über so etwas lachen könnte!"

"Hm... schon klar, sorry."

"Komm." Eilig streckte Joey ihm die Hand entgegen und mit einigen Schwierigkeiten gelang es auch Duke, hinaufzusteigen. Und dann fielen ihre Blicke auf das äußerst kleine Fenster. Ihnen kam wohl derselbe Gedanke, als sie sich anschließend ansahen.

"Geh du zuerst", entschied sich Joey. "Wenn du es schaffst, schaffe ich es auch."

Doch Duke schüttelte hektisch den Kopf.

"Ich schaffe das nicht ohne Hilfe."

"Ver..." Joey warf der erschreckenden Tür einen nervösen Blick zu.

"Komm schon." Duke drängte ihn an die Wand. "Geh vor!"

"Okay." Joey atmete tief durch, legte die Hände auf die Kanten und zog sich in einem Zug hinauf. Auch er stöhnte und schnaufte, als er dann hastig nach draußen griff und nach irgendetwas tastete, an dem er sich festhalten konnte. Glücklicherweise schien er etwas zu finden, denn mit einem weiteren Zug schob er sich vorwärts. Er musste sich strecken, um es leichter zu haben. Vor dem Fenster war nicht viel Platz. Höchstwahrscheinlich war dort wieder ein schmaler Durchgang. Während Joeys Beine im Freien verschwanden, sah sich Duke gehetzt um. Wenn nun jemand hereinkam, dann war er verloren. An diesem Tag verspürte er also zum ersten Mal Todesangst und eine Erleichterung war es für ihn, als Joey über ihm erschien und sich auch ein Arm durch den engen Spalt schob.

Ohne zu zögern, griff er nach der Hand, biss die Zähne zusammen und schlug die Andere in das Gestein. Joey zog ihn schnell nach oben und was für eine Wohltat war es, als sein schmerzender Bauch auf der Kante landete. Er fluchte, doch Joey packte ihn an den Schultern und zog ihn aus dem stickigen Kellergewölbe. Sobald Duke sich wieder aufrichtete, nahm er die frische kühle Luft in sich auf und schloss die Augen.

Am liebsten würde er hier sitzen bleiben und...

"Schnell, schnell." Wieder grabschte Joey nach ihm und zog ihn auf die Beine. "Wir sollten nicht hier herumhocken und warten, bis sie uns doch noch finden."

Duke stöhnte und rieb seine Rippen, die unangenehm auf sich aufmerksam machten.

"Sicher laufen die hier irgendwo herum." Joey griff nach seinem Handgelenk, zog seinen Arm über seine Schulter und ging los. Sie befanden sich wirklich in einem schmalen Durchgang und mussten sich durch voll gepackte Mülltonnen kämpfen, bis sie eine Straße erreichten. Wieder gingen sie sehr langsam und achteten auf ihre Umgebung. Obgleich sie wieder die Freiheit genießen konnten, schlugen die Herzen wild in ihrer Brust. Während Duke müde den Kopf hängen ließ und verzweifelt versuchte, die Schmerzen zu unterdrücken, neigte sich Joey nach vorn und warf einen prüfenden Blick hinaus.

"Wo zur Hölle sind wir hier?", murmelte er, als er wieder in die schützende Dunkelheit zurücktrat und Duke mit sich zog.

"Hm?", brummte dieser.

"Hey, du wirst doch nicht einschlafen, oder?" Joey rüttelte hektisch an ihm und er stöhnte.

"Irgendwie fühle ich mich gerade nicht nach einschlafen!"

"Gut." Joey leckte sich die Lippen und warf Blicke in alle Richtungen. "Also, was machen wir jetzt?"

"Auf jeden Fall sollten wir nicht auf der Straße bleiben." Duke nahm an den Überlegungen teil. "Eher die nächste Gasse suchen."

"Okay." Damit war Joey einverstanden.

Nachdem er sich ein weiteres Mal umgesehen hatte, traten sie auf den Gehweg hinaus und sofort über die Straße.

Es war finster und Joey wunderte sich. Wie lange war er bewusstlos gewesen?

Ohne einen weiteren Blick zur Seite zu werfen, eilte er durch die Reihen von parkenden Autos und betrat den Gehweg der anderen Straßenseite. Duke stolperte neben ihm einher und während er diese kurze Pause genoss, war Joey bereits auf der Suche nach einem weiteren Fluchtweg. Und dieser war schnell gefunden. Erbarmungslos zerrte er seinen Freund weiter. Nach wenigen Schritten verschwanden sie wieder in einer düstren Gasse.

"Alles klar?" Joey bettete die Hand auf Dukes Hüfte und hielt kurz inne, denn der junge Mann schnaufte wieder und vermittelte den Eindruck, jede Sekunde umzufallen.

"Ich fühle mich, als wären meine Rippen gebrochen", keuchte er gedämpft und blickte auf, die Umgebung musternd. "Weißt du, wo wir sind?"

"Ich habe keine Ahnung", gab Joey zu. "Aber irgendwie ist es doch besser, sich verlaufen zu haben, als in einem Keller zu sitzen und auf die Hinrichtung zu warten, nicht?"

"Huhhh... wie Recht du hast."

"Wir gehen erst einmal weiter. Vielleicht kennen wir uns bald wieder aus."

"Keine Einwände." Duke hob die Hand.

Also führten sie ihren Weg fort. Die Gasse reichte sehr weit, wurde nur selten von Kleineren geschnitten. Joey war erschöpft und hatte Schmerzen. Er zerbrach sich vor Sorge um Kaiba den Kopf und machte sich auch Vorwürfe. Natürlich, obwohl Duke ihm in diesem Fall die Meinung gesagt hatte. Er machte sich Vorwürfe wegen Mokuba. Er machte sich Vorwürfe, weil er es nicht eher verstanden und sich in eine ziemliche dumme Sache verrannt hatte. Wie gern wäre er jetzt bei Kaiba. Es ging ihm dreckig, doch sicher war sein Zustand nichts im Vergleich zu dem, unter dem Duke litt. Dessen Schmerzen schienen die seinen zu übertreffen. Er schnaufte bei jedem Schritt und bald musste Joey ihn so sehr stützen, dass auch seine Kraft schnell nachließ.

"Hey", flüsterte er, als sie sich an einer engeren Gasse vorbeischleppten. Er besah sich seinen Freund besorgt. "Kipp mir ja nicht um, ja?"

"Keine Sorge", stöhnte Duke.

"Da bin ich ja..." als ein leises Geräusch aus der Dunkelheit zu ihnen drang, blieb Joey wie angewurzelt stehen. Sein Atem stockte und sein Herz machte einen entsetzten Sprung. Duke schien nichts mitbekommen zu haben, doch Joey wandte sich schnell zur Seite und starrte in die Finsternis. In dieser waren nun auch Bewegung auszumachen, Schritte... die sich hastig verschnellerten. Joey riss den riss den Mund auf und stieß ein erschrockenes Keuchen aus. Dann ließ er Duke los, packte ihn am Handgelenk und rannte los. Der junge Mann stolperte nach vorn.

"Lauf!" Joey sah sich nicht um, begann nach wenigen Schritten zu sprinten. Duke konnte dieses Tempo kaum durchhalten. Er keuchte und röchelte und drohte des Öfteren zu stürzen. Doch er ließ sich ziehen und tat sein Bestes. Und bald hörte er es auch - die schnellen Schritte hinter ihnen. Da nahm er seine letzte Kraft zusammen und rannte um sein Leben. Schnaufend erreichte Joey wieder die Straße, sprang um die Ecke und zerrte ihn weiter. Duke hustete und strauchelte.

"Komm!!" Joey drehte sich kurz zu ihm um. "Bitte! Halt durch!!"

Mit diesen Worten schlängelte er sich durch die Autos, rannte über die Straße und sprang auf den gegenüberliegenden Gehweg. Da ertönte ein gedämpfter Schuss und die Motorhaube neben Duke knackte unter einer plötzlichen Delle. Erschrocken zuckte der junge Mann zusammen und sofort schaltete sich die Alarmanlage ein. Der tosende, penetrante Lärm der Sirene brach aus. Joey rannte noch immer, begann ebenfalls schwer zu atmen. Als Duke kurz das Gesicht nach hinten drehte, erspähte er eine dunkle Gestalt, die ihnen eilig folgte. Er wusste nicht, welcher von den drei Männern es war. Doch das war in diesen Sekunden auch egal.

Joey ging äußerst klug vor, ließ es nicht zu, dass sich ihrem Verfolger eine freie Schussbahn bot. Sobald dieser den Gehweg betreten hatte, bog er wieder zur Seite und zog Duke erneut durch die Autos. Hinter ihnen ertönte ein aufgebrachter Schrei. Joey zwang sich, nicht darauf zu achten und steuerte auf die andere Straßenseite zu, von der ihnen eine enge Gasse entgegenwinkte. Fahrig sah er sie näherkommen, bevor Duke schwankte, zur Seite stolperte und zusammen brach. Er entglitt Joeys Hand, sank hinab und beugte sich röchelnd nach vorn, den Bauch umklammernd. Joey rannte noch wenige Schritte, dann blieb er stehen und fuhr herum.

"Duke!!"

Ohne zu zögern wollte er zu ihm zurückkehren, doch da sprang die dunkle Gestalt auf die Straße, hatte Duke binnen einer Sekunde erreicht und stieß ihn mit einem saftigen Tritt zur Seite, wo dieser benommen liegen blieb.

Joey stoppte in der Bewegung und rang nach Atem. Und als er das Blitzen der Pistole erspähte, die sich auf seinen Freund richtete, hatte er das Gefühl, vor Angst das Bewusstsein zu verlieren.

"Komm her!"

Diese Stimme!

Nie würde er sie vergessen - Katagori!

Noch blieb er stehen und starrte auf Duke, doch dann trat er zögerlich vor und näherte sich den Beiden. Er hörte Dukes schweren und schnellen Atem, dann das Klicken, als der Hahn gespannt wurde. Sofort riss er die Hände hoch.

"Bitte nicht!" Seine Stimme war nicht mehr, als ein heiseres Stammeln. "Er hat nichts damit zu tun!"

"Genau wie du!", zischte Katagori. "Und trotzdem wirst du sterben! Hier und Jetzt und dein Freund wird zuerst daran glauben!"

"Nein! Nein! Nein!!" Joey suchte hektisch nach Worten. "Ich... verschone ihn! Reicht es dir nicht, wenn du mich..."

"Schnauze!!" Die Pistole richtete sich auf ihn. Der Zeigefinger lag bereits auf dem Abzug. Katagori war dazu bereit gewesen, Kaiba zu erschießen! Warum also, sollte er nun zögern?

"Dachtest du wirklich, du könntest mir entkommen?!" Katagori zitterte vor Wut und Aufregung. Als sich Duke langsam zu räkeln begann, trat er einen Schritt zurück und richtete die Waffe wiederum auf ihn. Und sowie Duke die Augen öffnete, starrte er direkt in einen blanken Lauf und an seinem Gesichtsausdruck konnte man deutlich erkennen, was er von dieser Sache hielt. Er kauerte auf dem Boden, eine Waffe war auf ihn gerichtet, wie bei einer gnadenlosen Hinrichtung. Seine bleiche Miene begann zu zucken.

Joey sah unterdessen von ihm zu Katagori. In ihm tobte ein Kampf. Er musste die Ängste überwinden und überlegt handeln. Er durfte sich keinen Fehler leisten, sonst würden Duke und er das Zeitliche segnen!

Wenn er jetzt starb, würde er Duke mit sich reißen und auch Kaiba würde qualvoll an dem Gift zu Grunde gehen. Er biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten.

"Was tust du, nachdem du uns umgebracht hast?", erkundigte er sich dann nach einem langen Zögern. Er kämpfte gegen das Zittern in seiner Stimme an, wollte beherrscht und konzentriert klingen, was vorerst misslang. Was er jedoch erweckte, war die Aufmerksamkeit des Mannes. Dieser starrte ihn sofort an. "Du wirst dich verstecken müssen, dein ganzes Leben lang wirst du in Unruhe verbringen und dich quälen!" Er trat einen Schritt nach vorn und Katagori hob die Pistole, um nun auf ihn zu zielen. Wenigstens war die Gefahr für Duke nun etwas gebannt. Wenn Katagori der Finger ausrutschte, dann wäre er der Einzige, der darunter zu leiden hatte. Ihm, dem die ganze Sache zu verdanken war. "Du steigerst dich da in eine Sache hinein, der du nicht entfliehen kannst! Du bist verrückt, weißt du das?! Und du beneidest Kaiba, weil er vollbracht hast, wozu du nie im Stande wärst!"

"Halts Maul!!" Augenblicklich stieg Katagori über Duke hinweg und eilte auf ihn zu.

"Kannst du die Wahrheit nicht verkraften?!" Joey wich vor ihm zurück. "Schau, du musstest dir sogar Hilfe holen, um deinen Plan in die Tat umzusetzen!!"

In dieser Sekunde holte Katagori ihn ein, griff nach ihm und packte ihn am Hals. Er zog ihn zu sich und presste den kalten Lauf der Pistole auf seine Stirn. Sogleich klammerte sich Joey um sein Handgelenk und starrte ihn brennend an.

"Ich hasse dich! Ich verachte dich…!", presste er mit letzter Kraft hervor, der Druck auf seiner Stirn verstärkte sich schmerzhaft. Hinter Katagori kämpfte sich Duke in eine aufrechte Haltung und verfolgte das Geschehen mit entsetztem Blick. "Du wirst deine Strafe noch kriegen! Das wirst du sehen…!!"

"Ich bring dich um!!", zischte Katagori mit zusammengebissenen Zähnen. Seine Augen weiteten sich gespenstisch.

"Dann tu es doch!!", schrie Joey zurück. "Was ist?! Du hast doch schon einmal auf mich geschossen!!"

Katagori schob ihn mit einem Ruck nach hinten, hielt seinen Hals jedoch weiterhin fest umklammert. Er stieß ihn brutal gegen das Seitenfenster eines parkendes Autos und Joey zischte schmerzvoll auf.

"Joey!" Unsicher kam Duke auf die Beine. Er richtete sich entkräftet auf, ging einen Schritt und sank wieder auf die Knie. "Hör auf!!"

In Joeys Augen sammelten sich die Tränen der Verzweiflung. Wieder war er dem Tod nahe, nur diesmal schien er ihm noch sicherer zu sein. Er hatte abscheuliche Angst vor dem, was in den nächsten Sekunden passieren könnte. Katagori hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Er drückte immer fester zu und bald konnte Joey nicht mehr atmen. Er würgte und bewegte stumm die Lippen.

"Joey!!", ertönte wieder Dukes Stimme. Sie schallte auf der dunklen Straße wider. "Bitte! Bitte nicht!!"

Plötzlich wurden sie in gleißendes Licht getaucht. Augenblicklich riss Duke die Arme vor das Gesicht und warf sich zur Seite, auch Joey blinzelte unter der unerträglichen Helligkeit. Er spürte, wie sich der Griff um seinen Hals lockerte. Katagori ließ von ihm ab, fuhr herum und drehte sich zu dem blendenden Licht. Dieses stammte von einem Auto, das plötzlich auf der verlassenen Straße erschien und sich ihnen schnell näherte.

Joey ließ sich auf den Boden sinken und der Mann, der noch immer vor ihm stand, stieß einen entsetzten Schrei aus, als plötzlich grelle blaue Lichter aufblitzten. Die Polizei! Bevor das Auto sie erreichen konnte, rannte er los. Er ließ die beiden Jungs zurück, rutschte über eine Motorhaube und stolperte in eine Gasse.

Joey hörte seine schnellen Schritte, dann ein lautes Quietschen und sofort war er wach und blickte erschrocken auf. Direkt vor ihm kam ein Auto zum stehen und sofort wurden beide Vordertüren aufgerissen. Joey blinzelte und lehnte sich erschöpft gegen den Lack. Er konnte nicht glauben, dass er dem Tod ein weiteres Mal von Schaufel gesprungen war. In letzter Sekunde war die Rettung gekommen. Er atmete tief durch, spürte noch das Kribbeln in seinen Fingerkuppen und stieß die Luft mit einem schweren Stöhnen aus. Während einer der beiden Polizisten hinter dem Auto verschwand, hockte sich der Andere hastig vor ihn, griff ihn an den Schultern und zog ihn vor.

"Was ist passiert?!" Der Mann starrte ihn an und er blinzelte benommen zurück. "Los, sag schon!"

"Wir… wir wurden überfallen." Joey versuchte sich aus dem Griff zu befreien. "Sie tun mir weh, verdammt noch mal!"

"Überfallen?" Der Mann ließ ihn nicht los. "Von wem?!"

"Nehmen Sie Ihre Hände weg!", zischte Joey am Ende seiner Kräfte. "Wir sind die Opfer! Wollen Sie uns jetzt einsperren?!"

"Der hier lebt noch!", ertönte die Stimme des anderen Polizisten und nun reichte es Joey. Er schlug die groben Hände weg und richtete sich ungeschickt auf.

"Natürlich lebt er!" Mit viel Kraft gelang es ihm, auf die Beine zu kommen, einen Schritt zu gehen und sich auf die Motorhaube des Polizeiwagens zu stützen. "Duke?!"

"Hier", erhielt er eine leise Antwort. Kurz darauf erspähte Joey ihn, wie er mit Hilfe des Polizisten auf die Beine kam und ermattet den Kopf hängen ließ. "Verdammt... ich kann nicht mehr."

"Sie müssen umgehend Anzeige erstatten", wurde Joey wieder vom dem brutalen Mann abgelenkt. "Wurden Sie bestohlen? Wurden Sie verletzt?"

"Wonach sieht es aus?!" Joey zeigte auf die etlichen Feilchen, die sein Gesicht zierten. "Ausgeraubt wurden wir nicht, nur beinahe umgebracht!!"

"Nun beruhigen Sie sich doch..."

"Ich will mich nicht beruhigen!!" Joey schnaufte.

"So wie es aussieht, haben Sie einen Schock davongetragen." Der Mann hob beschwichtigend die Hände, war plötzlich nett und besorgt. "Wir werden euch in ein Krankenhaus bringen, okay? Alles andere können wir ja später..."

"In ein Krankenhaus?" Plötzlich fand Joey zu einem etwas ruhigeren Ton zurück, hinter ihm stöhnte Duke. Er jedoch beherrschte sich und sah sich grübelnd um, bevor er langsam, dann schnell nickte. "Ja, ein Krankenhaus." Es fiel ihm ein - er musste zu Kaiba! "Bringen Sie uns in ein Krankenhaus! In das Hospital am Nusashi-Platz!"

Duke hatte eine Behandlung dringend nötig, doch er?

Er hatte sich um eine andere Sache zu kümmern.
 

Kurze Zeit später saßen sie im Polizeiwagen. Beide waren müde und erschöpft, litten unter Schmerzen und dem Schock, den sie noch nicht hinter sich gebracht hatten. Duke hatte sich in eine Decke eingemummelt und ruhte an Joeys Schulter. Dieser hatte ebenfalls die Augen geschlossen und atmete kraftlos durch den Mund.

Erleichtert konnte er sich nicht nennen. Noch immer existierte diese grausame Anspannung in ihm.

Vier Tage?

Nein, nun waren es nur noch drei!

Wie sollte er denn ruhig bleiben, wenn Kaiba, der, der immer für ihn gesorgt hatte und keine Mittel scheute, um ihn zu retten, im Sterben lag?!

Nach wenigen Minuten öffnete er die Augen einen Spalt weit und blinzelte schläfrig. Er durfte nicht schlafen. Die Sitze waren weich, es war warm und ruhig. Um sicherzustellen, dass er nicht doch noch wegsackte, behielt er die Augen geöffnet und begann die Straßenlaternen zu zählen, obwohl diese fast zu schnell waren, als dass es ihm gelingen könnte. Nach ungefähr fünf Minuten wirkte die Umgebung vertrauter auf ihn und er drehte das Gesicht zur Seite, um Duke anzusprechen. Doch dieser schlief tief und fest. Sein Gesicht wirkte blass, war verschrammt und doch entspannt. Er hatte unglaublich viel durchmachen müssen und hatte sich diese Ruhe nun redlich verdient. Joey belächelte diesen Anblick, griff vorsichtig nach der Decke und zog sie höher, bis sie auch Dukes Schulter bedeckte.

Dann, nach einer unendlich erscheinenden Zeit, bog der Polizeiwagen auf einen großen Parkplatz ein und hielt vor dem größten Krankenhaus Dominos. Sofort sah sich Joey um. Nur wenige Lichter brannten noch in den oberen Geschossen. Nur unten, bei der Notaufnahme existierte noch Leben.

Joey schluckte, sein Blick schweifte nachdenklich über das dunkle Gebäude.

Dort lag Kaiba…?

Er biss sich auf die Unterlippe und seufzte leise.

Kurz darauf wurden beide Türen geöffnet und frische, kühle Luft zog ihm entgegen. Vorsichtig wurde Duke von seiner Schulter gelöst und samt Decke hinausgezogen, wo er von einem der Polizisten gestützt wurde. Er wachte auf, brummte jedoch nur und sah sich teilnahmslos um. Er war mit der Kraft am Ende. Joey jedoch, lehnte jede Art von Hilfe ab, klammerte sich um Dukes Arm und schlürfte neben ihm einher.

Sogleich, als die Vier die Eingangshalle betraten, suchten Joeys Augen nach einem gewissen Arzt. Doch er erspähte ihn nicht. Gemeinsam mit Duke und den beiden Männern des Gesetzes, ließ er sich von der ersten Ärztin, die ihnen über den Weg lief, in eines der Behandlungszimmer führen. Dort wurde Duke sogleich auch eine der Liegen gehievt und die Ärztin lief, um sich einen Gehilfen zu holen. Joey weigerte sich, es Duke gleichzutun. Er blieb stehen, obgleich seine Knie weich waren und trat an Duke heran. Dieser schien schon wieder zu schlafen, brummte jedoch, als er leise seinen Namen nannte.

"Wie geht es dir?"

"Wundervoll", nuschelte Duke leise und blinzelte.

"Die Ärzte werden sich um dich kümmern." Joey neigte sich zu ihm hinab und flüsterte ihm ins Ohr. "Ich werde sofort den Arzt aufsuchen, der Kaiba behandelt und ihn informieren."

"Du solltest... dich auch untersuchen lassen", antwortete Duke müde und schloss die Augen.

"Werde ich", versprach Joey und tätschelte vorsichtig seine Schulter. "Aber es gibt Dinge, die mir zur Zeit wichtiger sind."

Duke verstand es, denn er nickte.

Sofort als die Ärztin mit einem jungen Doktor zurückkehrte, wandte sich Joey an sie. Er fragte nach Dr. Johnson, dem Mann, der für Kaiba verantwortlich war und die "Behandlung" führte. Die Polizisten staunten nicht schlecht über die Sturheit des Verletzten und auch die Ärztin meinte, es sei zu spät für irgendwelche Termine. Joey protestierte, war fest davon überzeugt, sich durchzusetzen. Und als er kurz davor war, nach einem Skalpell zu greifen, ließ die Ärztin nach. Sie seufzte, meinte dann jedoch, dass sie sich kurz alleine um Duke kümmern könnte. So kam es, dass Joey dem anderen Doktor folgte.

Wieder begann das Herz in seiner Brust zu rasen.

Würde er Kaiba wiedersehen?

Wie lange war es her? Zwei Tage?

Oder sogar drei?

Es erschien ihm wie eine Ewigkeit.

Und er vermisste ihn.

Wie er wohl aussah? Wie es ihm ging?

Nachdem, was Joey bei Katagori gehört hatte, richtete er sich auf das Schlimmste ein.

Und wie würde Kaiba reagieren?

Was würde er sagen, wenn Joey ihn aufklärte? Über sein Wissen an der ganzen Sache? Über das Gift, das sich seit langem in seinem Körper ausbreitete?

Als er zusammen mit dem Arzt im Fahrstuhl stand, lehnte er sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor dem Bauch. Er war so schrecklich müde! Der Schlag auf den Kopf, das Sitzen in diesem grausamen Raum, die Schläge, die folgten. Die Aufregung. Die Flucht! Anschließend die Todesangst und die Rettung. Diese war erst vor knapp fünfzehn Minuten erfolgt. Joey jedoch, kam es so vor, als wäre es bereits vor langer Zeit passiert. Nur die Folgen und Nachwirkungen spürte er noch immer am eigenen Leib und durchaus intensiv.

Als sich die Türen unter einem leisen Klingeln öffneten, schreckte er auf.

"Kommen Sie." Der Arzt ging voran, winkte ihn mit sich.

Joey folgte ihm nach einem kurzen Zögern und warf nervöse Blicke nach allen Seiten, als er langsam durch die kahlen Gänge ging. Und bei jeder Tür, die er hinter sich ließ, stellte er sich dieselbe Frage: Lag Kaiba in diesem Raum?

Dann endlich erreichten sie das Büro des Arztes und klopften an. Hinter dem jungen Doktor betrat Joey den Raum und blieb stehen.

Der Arzt kannte ihn, hatte auch ihn behandelt, als er wegen der Schussverletzung hier gewesen war. Er wirkte überrascht und erklärte sich gern dazu bereit, ihm zuzuhören. Der Andere kehrte schnell zur Notaufnahme zurück und dann stand nur noch Joey vor dem Schreibtisch. Er ließ den Blick sinken, rieb sich den Oberarm und lahmte dann auf einen Stuhl zu, um sich hineinfallen zu lassen. Und bevor der Arzt auch nur eine Frage stellen konnte, begann er ohne Umschweife zu erzählen. Bereits im ersten Satz erwähnte er das Wort "Gift". Und mit jedem weiteren Satz, verlor das Gesicht des Arztes an Farbe. Er schien ebenso entsetzt über diese Tatsache zu sein, wie Joey kurz zuvor.

Knapp eine halbe Stunde saßen sie dort und Joey hatte sich schnell ausgesprochen und überließ dem Arzt das Wort. Dieser grübelte verbittert über eine Möglichkeit, seinem Patienten das Leben zu retten, welches auf der Kippe stand.

Wie sollte man ein Gift bekämpfen, das man nicht kannte?

Wie sollte man das Gift überhaupt feststellen, wenn es nicht nachweisbar war?

Joey teilte seine Verzweiflung gern mit dem älteren Mann. Nachdem sie sich ausgesprochen hatten, saßen sie lange schweigend voreinander und kämpften mit ihren eigenen Gedanken und Ängsten.

Und als der Arzt wieder die Stimme erhob, erklärte er, dass er Kaiba noch einmal untersuchen würde. Jeden Zentimeter seines Körpers würde er durchforsten. Und bei Gott! Er würde etwas finden, das man bekämpfen konnte. Joey betete, dass dem so war.

Nach diesem umfassenden Gespräch, war Joey so müde, dass er beinahe aus dem Stuhl kippte. Und doch blickte er auf und stellte eine letzte Frage.

"Kann ich... ihn sehen?"

Der Arzt nickte ohne lange zu überlegen und erhob sich.

"Wir haben ihm ein Mittel verabreicht, damit er schläft. Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass er aufwacht."
 

Wieder schlürfte Joey durch die kahlen Gänge. Seine Augen waren bekümmert und trübe auf den Boden gerichtet, die Arme ließ er schwach hängen, ebenso die Schultern.

Jetzt würde er ihn sehen! Er konnte es kaum erwarten.

"Wenn Sie im selben Raum übernachten wollen, dann können Sie sich in das Nebenbett legen." Kurz drehte sich der Mann zu ihm um und er nickte lahm. "Vorausgesetzt Sie wollen, dass Ihre Verletzungen noch heute behandelt werden. Dann müssten Sie sich noch einmal in der Notaufnahme mel..."

"Das kann bis morgen warten", unterbrach Joey ihn.

"Gut." Als der Arzt vor einer Tür stehen blieb, wünschte sich Joey plötzlich, noch ein paar Gänge weiterzugehen. Er war völlig durcheinander, wusste nicht, was er denken sollte. Wortlos griff der Mann nach der Klinke, drückte sie leise hinab und öffnete die Tür. Somit blieb er auch schon stehen und wartete. Joey warf ihm einen nervösen Blick zu und als er nickte, trat er zögerlich vor und betrat das Zimmer. Das Erste, was ihm auffiel, war ein gleichmäßiges, leises Piepen. Nach wenigen Schritten hielt er inne und sah sich um. Hinter ihm betrat der Arzt den Raum und schloss die Tür.

Das Zimmer strahlte hell durch das Licht des Mondes, der in dieser Nacht in seiner vollen Pracht am Himmel zu bestaunen war. Schmale bläuliche Lichtstrahlen fielen durch die Schallosie auf das Bett, das nur wenige Meter vom Fenster stand. Langsam öffnete Joey den Mund.

Dort lag jemand mit dem Rücken zu ihm. Er erkannte nur ein weißes Hemd und den brünetten Schopf. Dünne Kabel verschwanden unter der Decke, die Überwachungsgeräte blinkten in unterschiedlichen Farben. Auf dem kleinen Bildschirm des EKGs zog sich ein grünlicher Strich von der linken zur rechten Seite, der mal kleinere mal größere Hügel schlug.

Stockend setzte Joey ein Bein vor das andere und bewegte sich auf das Bett zu. Er ging sehr langsam und als er um die Bettkante bog, suchten seine Augen sofort nach dem Gesicht. Und als er es sah, wünschte er sich, es nicht getan zu haben. Seine Miene verzog sich, als er die letzten Schritte tat und letzten Endes stehen blieb. Er warf einen dunklen Schatten auf die weiße Decke, seine Augen erstarrten zu Eis.

Er meinte, eine Leiche vor sich zu sehen. Ein totenbleiches Gesicht, das vor Schweiß glänzte. Weiße Lippen, rau und trocken. Die Strähnen des einst so prächtigen Haars hafteten feucht im Schweiß seines Gesichtes. Der Rest von ihm war zerzaust. Ohne es zu bemerken, hielt Joey den Atem an, als er sich Kaiba betrachtete. Er schien zu einer Salzsäule erstarrt zu sein. Nur seine Pupillen bewegten sich nach einer langen Reglosigkeit zur Seite.

Die oberen zwei Knöpfe des Hemdes waren aus den Löchern gelöst, die vor Nässe glänzende Brust hob und senkte sich unter langsamen und schweren Atemzügen. Überall auf ihr hafteten kleine Saugnäpfe, die durch dünne Kabel mit den Maschinen verbunden waren. Nur eine der beiden Hände lugte unter der Decke hervor. Sie wirkte mager, ebenso bleich, wie der Rest des Körpers. In der Handoberfläche steckte eine kleine Nadel, die ihn mit Medikamenten versorgte.

Zittrig begann Joey wieder zu atmen und ließ sich langsam auf die Knie sinken. Er kauerte sich direkt vor die Hand, hob zaudernd die Eigenen und umschloss sie. Sogleich spürte er die Hitze, die von ihr ausging. So blieb er hocken und der Arzt trat leise zu ihm. Auch er musterte seinen Patienten kurz, dann ließ er den Kopf sinken und rieb sich den Nacken.

"Er kam hierher, weil er Schmerzen im Bauch spürte", begann er zu erzählen. "Es ist erschreckend, dass sich sein Zustand binnen zweier Tage so rapide verschlechtert hat. Ich würde es nicht glauben, hätte ich es nicht selbst erlebt."

"Von nun an geht alles ganz schnell", flüsterte Joey in die Hand vertieft. "Ihm bleiben nur noch drei Tage."

Der Arzt wurde nicht gern daran erinnert. Er schluckte und ließ sich auf einem Stuhl nieder.

"Keine lange Zeit." Er rieb sich nervös das Kinn. "Es wäre mir am angenehmsten, wenn wir gleich mit den Tests beginnen, damit uns noch die Nacht bleibt. Aber es wäre unverantwortlich, ihn nun zu wecken. Wir würden die Sache nur verschlimmern. Morgen werde ich alles in Bewegung setzen." Sein Blick fiel auf Joey, der die Hand noch immer hielt und sie abwesend anstarrte. "Ich...", sein Gesicht verfinsterte sich bitter, "… Joey? Kann ich offen... mit dir sprechen?"

"Ich weiß, was Sie sagen wollen." Joey regte sich nicht. "Das Gift ist nicht nachzuweisen. Sie können nichts tun, auch, wenn Sie die ganzen Tests noch einmal durchführen. Sie werden nichts finden... so, wie er es gesagt hat."

Stille.

Der Arzt schwieg und auch Joey fuhr nicht fort.

Nun wusste der Arzt Bescheid. Und? Konnte er etwas tun?

Nun wusste Joey, was vor sich ging. Und? Konnte er etwas tun?

Nun wusste man, dass Gift für all dies verantwortlich war.

Und...?

Konnte man etwas tun, außer auf das Ende zu warten?
 

Nach einer langen Nacht wachte Joey wieder auf.

Um sich zu erinnern, was geschehen war, musste er sich nicht umschauen. Reichlich müde fühlte er sich, als er sich zu regen begann und auf der weichen Decke hin und herrutschte. Sein Kopf tat immer noch weh.

Als er die Augen öffnete, erkannte er die Helligkeit, die nun vor den Fenstern lag.

Ja, der Tag hatte längst begonnen.

"Joey?"

Wer fragte da nach ihm?

Langsam richtete er sich auf und drehte das Gesicht zur anderen Seite. Dort saß sein Vater, direkt neben seinem Bett. Joey hob überrascht die Augenbrauen und kämpfte sich in die Hocke.

"Was machst du denn hier?"

"Was ich hier mache?" Sein Vater erhob sich, starrte ihn noch immer besorgt an. "Meinst du, ich würde nicht kommen, wenn du im Krankenhaus liegst?"

Irritiert öffnete Joey den Mund. Anschließend wandte er sich jedoch ab, drehte sich zum anderen Bett, dem Nebenbett um.

Es war leer…!

Die dünnen Kabel lagen wirsch auf der Matratze, die Decke war zurückgeschlagen.

Joey erschrak und richtete sich hastig auf.

"Wo ist er?!"

"Die Ärzte haben ihn früh hinausgebracht", antwortete sein Vater. "Ein gewisser Dr. Johnson sagte, sie müssten Tests durchführen."

"Tests?" Joey schnappte erleichtert nach Luft und setzte sich wieder. "Ach ja, die Tests..."

"Dr. Johnson hat mir alles erzählt." Eine Hand legte sich auf Joeys Schulter und dieser blickte auf. "Ich weiß, was passiert ist und auch, wie es um deinen Freund steht."

"Und?" Joey lugte zu ihm. "Was sagst du dazu?"

"Es... es tut mir so leid, Joey. Wenn ich gewusst hätte, was..."

Er verstummte, als sich hinter ihm die Tür öffnete. Vater und Sohn drehten sich um und erblickten eine Ärztin, die eintrat. Sie musterte kurz die Lage und nickte Joey dann zu.

"Ich würde gerne Ihre Verletzungen behandeln."

"Ich brauche nur ein Pflaster." Joey tätschelte die Hand seines Vaters und schob sich eilig vom Bett. "Wie geht es Duke? Wo ist er?"

"Mr. Devlin geht es gut", beruhigte ihn die junge Frau. "Er ist wieder auf den Beinen und sitzt in der Kantine."
 

Joey und sein Vater folgten der Ärztin in einen Behandlungsraum. Dort wurde er kurz verarztet und geröntgt. Da außer einigen Kratzern, einer tiefen Schnittwunde an der Hand und einer kleinen Prellung jedoch nichts zu finden war, wurde er sofort nach der Behandlung entlassen. Genau wie Duke, obgleich sich dieser unbedingt noch schonen sollte.

Kaiba durfte Joey nun nicht sehen, worüber er sehr traurig, fast schon etwas erzürnt war. Also trat er mit seinem Vater auf den Gang hinaus und blieb stehen.

"Wenn du willst, kannst du ja schon mal nach Hause fahren", sagte Joey. "Ich komme dann in einer Stunde nach und dann können wir über alles reden, in Ordnung?"

Ja, damit war sein Vater einverstanden. Wenn auch etwas skeptisch, er nickte.

"Und du wirst mit alledem fertig?"

"Natürlich." Joey zwang sich ein Grinsen auf und erwiderte das Nicken. Er fühlte sich vom Besuch seines Vaters geehrt, doch zurzeit gab es andere Dinge, denen er sich zuwenden wollte. Und wohl oder übel brauchte er ihn zu diesen Dingen nicht.

Er sah ihm kurz nach, wie er ging, dann benutzte er die Treppe und stieg in die erste Etage hinab, in der sich die Kantine befand. Nicht viele Menschen waren zu dieser Uhrzeit dort, und Joey erspähte seinen Freund schnell.

Auch Duke trug seine normale Kleidung und seine Haare waren ebenso zerzaust. Aber er sah besser aus, als am gestrigen Tag, wie er dort hockte und lustlos in einer Suppe rührte. Joey hatte keinen Hunger. Er sah sich kurz um, seufzte und gesellte sich zu ihm.

"Joey." Duke ließ den Löffel in die Brühe fallen und neigte sich nach vorn. Ja, er sah wirklich besser aus. Nicht mehr so trübe und blass. "Man hat mir gesagt, wo du übernachtest hast."

"Hm." Joey lehnte sich zurück und streckte die Beine von sich.

"Und?" Duke biss sich auf die Unterlippe. "Wie sieht er aus?"

"Nicht wiederzuerkennen", antwortete Joey traurig. "Er sieht furchtbar aus."

"Und die Ärzte?" An Dukes Stimme konnte man deutlich erkennen, dass auch er unter dieser Sache litt. "Was haben sie gesagt? Was machen sie? Können sie ihm helfen?"

Unter einem erdrückten Stöhnen ließ sich Joey nach vorn auf den Tisch sinken und vergrub das Gesicht zwischen beiden Armen.

"Was sollen sie denn machen...?", ertönte seine gedämpfte Stimme. "Sie führen jetzt die Tests alle noch einmal durch und erhoffen sich Ergebnisse."

"Und?", fragte Duke zögerlich und leise. "Denkst du, das bringt etwas...?"

Ein stummes Kopfschüttelnd brachte die Antwort mit sich. Er schwieg kurz, schob die Schale von sich und sah sich nervös um. Nach wenigen Momenten richtete er sich wieder auf.

"Aber irgend etwas müssen wir doch tun. Wir können doch nicht zulassen, dass er stirbt!"

"Erwähne dieses Wort nie wieder", bat Joey und richtete sich langsam auf, um ihn mit trüben Augen anzustarren. "Natürlich wird es passieren, wenn wir nichts dagegen tun. Aber ich will es mir nicht eingestehen. Es gibt eine Möglichkeit, sein Leben zu retten. Er wird gesund und alles wird wieder gut, basta."

"Der Einzige, der uns nun weiterhelfen könnte, ist der Mann, der das Gift erfunden hat."

"Mach dich nicht lächerlich, Duke." Joey schnitt eine Grimasse. "Ich denke kaum, dass er uns eben mal so schnell das Gegengift mixt."

"Wenn wir ihn zwingen?"

"Oh, dafür würde ich sorgen! Wir müssten ihn jedoch erst einmal finden. Sicher rennt er nicht durchs Krankenhaus und tut, als wäre nichts gewesen!"

"Wie meinst du das?" Duke wurde hellhörig und neigte sich erneut nach vorn. "Denkst du, dass dieser Mann ein Arzt ist?"

"Arzt, Chemiker." Joey fuchtelte mit der Hand und schlug sie auf den Tisch. "Frag mich nicht, er könnte alles sein."

"Dann müssen wir ihn suchen", machte Duke einen verzweifelten Vorschlag. "Wir wissen, wie er aussieht, gehen einfach in jede Schule und jedes Krankenhaus und fragen nach ihm."

"Blödsinn. Uns bleiben noch drei Tage, wenn es überhaupt noch so lange dauert. Weißt du, wie viele Schulen und Krankenhäuser, Kliniken und Laboratorien es in Domino gibt? Drei Tage reichen nicht."

"Dann holen wir noch Yugi, Bakura, Tea und Tristan dazu. Sie werden sich sicher beteiligen."

"Hör auf." Joey ließ sich erneut auf den Tisch fallen. "Das bringt doch nichts..."

"Willst du aufgeben?"

"Aufgeben?" Plötzlich fuhr Joey in die Höhe und starrte ihn wütend an. Duke erschrak. "Denkst du, das es mir egal ist, ob Kaiba stirbt?!"

"Nein, nein, nein!" Hastig hob Duke die Hände. "Das habe ich überhaupt nicht..."

"So hörte es sich aber an!", unterbrach Joey ihn, ergrimmt die Fäuste schüttelnd. "Natürlich würde ich jede Klinik, jedes Krankenhaus und was noch alles durchsuchen! Selbst, wenn ich drei Tage keinen Schlaf fände, würde ich es tun!"

"Das weiß ich doch, Joey. Aber..."

"Ich würde alles auf den Kopf stellen! Und wenn ich ihn endlich finden würde, könnte er etwas erleben! Das Gegengift hätten wir im Handumdrehen! Da uns aber nur drei Tage bleiben, will ich das tun, das am sinnvollsten ist! Das ist ein Wettlauf mit der Zeit, Duke!"

"Jetzt beruhige dich erst einmal und setz dich." Duke seufzte. "Ich will doch auch nicht, dass er stirbt. Bei Gott, nein, das wäre grausam." Joey setzte sich wieder hin und brummte. "Hör zu. Wir sollten erst einmal die Ergebnisse der Tests abwarten. Vielleicht finden sie doch etwas? Es würde auch genügen, wenn sie es etwas hinauszögern und uns etwas mehr Zeit geben könnten. Ich werde Dr. Johnson unsere Nummern geben, damit er uns sofort anruft, wenn er Klarheit hat. Und dann werden wir sehen, was wir machen können. Wir können uns noch einmal mit ihm zusammensetzen und alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Irgendetwas müssen wir tun können, Joey. Und wenn uns nur übrig bleibt, nach dem Mann zu suchen, dann werden wir die Anderen informieren und sofort mit der Suche beginnen." Er musterte Joey mitfühlend und dieser nickte langsam. "Jetzt geh erst einmal nach Hause und beruhige deinen Vater. Er wirkte sehr aufgebracht und besorgt. Ich muss auch kurz noch einmal nach Hause. Und sobald die Ergebnisse da sind, können wir uns wieder treffen." Duke rieb sich die Stirn. "Die Schule wird wohl für einige Tage ausfallen müssen."

"Für dich, mich, Yugi, Tea, Tristan und Bakura?" Joey legte den Kopf schief. "Das wird Ärger geben. Aber weißt du was? Ich glaube, ich werde Pikotto für die Suche gewinnen können. Und meinen Vater vielleicht auch?"

"Wer ist Pikotto?"

"Der stellvertretende Leiter der Kaiba-Corporation und ein guter Freund."

"Okay. Und die Polizei muss sich auch beteiligen. Das ist immerhin ihr Job."

"Hoffen wir es." Joey erhob sich. "Gut, ich will jetzt nicht länger hier bleiben. Kümmere dich um Dr. Johnson, ja? Und du kannst ja auch überlegen, ob wir vielleicht doch noch eine andere Möglichkeit haben."

"Was denkst du, was ich getan habe, seit ich aufgewacht bin." Auch Duke stand auf. "Wir werden eine Lösung finden, okay? Wir werden das nicht zulassen."

"Okay." Joey trat an ihn heran und umarmte ihn. "Wir schaffen das schon..."

"Natürlich." Duke klopfte ihm auf den Rücken und wurde aus der Umarmung entlassen. Er schenkte ihm ein letztes, ermutigendes Lächeln. Der Blonde erwiderte nichts dergleichen, wandte sich ab und ging.
 

Allmählich wusste Herr Wheeler nicht mehr, was er denken sollte. Er schwieg, während Joey erzählte. Er sagte kein Wort und als Joey endlich verstummte, meinte er, er würde alles in seiner Macht stehende tun, um diesen Katagori zu erwischen. Und Kaiba würde er auch nicht sterben lassen. Das sagte er zumindest, doch mehr als Joey konnte er ohnehin nicht tun.

Dieser machte, dass er in sein Zimmer kam. Er wollte sich vor weiteren Fragen schützen und tiefgründig sinnieren. Doch sobald er seinen Raum betrat, meldete sich sein Handy. Etwas lustlos griff danach und nahm den Anruf entgegen. Nein Yugi, er wollte nicht in den Park gehen. Und ebenso wenig wollte er erklären, warum er nicht in der Schule war. Wenn Yugi und Co nicht für die Suche gebraucht wurden, sollten sie nicht unbedingt von alledem erfahren. Doch zur Überraschung war es Duke. Und er klang sehr aufgeregt, als er sich meldete.

"Was ist denn los?", fragte Joey schnell. In ihm wuchs die Hoffnung.

Hatte der Arzt ihn angerufen?

Waren die Tests erfolgreich verlaufen?

Hatten sie das Gegengift?!

Nein, Duke sprach von etwas anderem.

"Joey!", rief er. "Ich habe eine Idee, wie wir noch heute mit der Suche beginnen und sie vielleicht noch heute abschließen könnten. Warum ist mir das nicht eher eingefallen! Es gibt da einen Weg, viel in nur kurzer Zeit zu erfahren! Und es ist gut möglich, dass wir bald wissen, wie dieser Mann heißt und wo er sich aufhält!"

"Wie soll das funktionieren?!" Joey war außer sich. "Los, sag schon!"

"Später, später! Du... ähm... kennst du diese große Wohnsiedlung in der Nähe des Parks?!"

"Ja, natürlich!" Joey lauschte gespannt.

"Gut, in einer halben Stunde auf dem kleinen Spielplatz, der sich zwischen den vielen Häusern befindet! Schaffst du das?"

"Muss ich!" Joey nickte entschlossen. "Aber bist du sicher, dass sich dieser Aufstand lohnt?"

"Sicher bin ich nicht aber es ist gut möglich!" Er hörte Duke schnaufen. Dieser setzte viel auf die Rettung Kaibas. "Mach dich sofort auf den Weg, ja? Ich gehe auch gleich los! Je eher, desto besser!"

"Ja, gut." Mit diesen Worten legte Joey auf.

Es gab Hoffnung?

So etwas hörte er gern!

Nur war er sehr gespannt auf Dukes unheimlich gute Idee. Ohne auch nur eine Minute zu verplempern, schlüpfte er in einen Pulli und verließ die Wohnung.
 

~*to be continued*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-02-23T16:29:31+00:00 23.02.2009 17:29
Oh gott! oh GOTT!! Die armen Beiden! Ich bin so froh dass sie da gut rausgekommen sind und jetzt kaiba helfen könnewn! Das können die doch?
katagori darf sich nicht so verquatschen,wenn er Joey vor sich hat. Der unterschätzt den immer!
*zum nächsten kap renn*
Von:  TyKa
2008-11-30T14:20:42+00:00 30.11.2008 15:20
wow
ich werded von geilen kapiteln überschüttet
das ich nicht weiß welches am besten ist
einfach alle sind genial
*__*

mach weiter so
das 7. kappi wartet schon auf mich
^^

lg
TyKa


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