Zum Inhalt der Seite

Dunkle Dämmerung

Kampf um die Götterschwerter *abgeschlossen*
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dämon mit den Bluttränen

Kapitel XXVI - Dämon mit den Bluttränen
 

Als die Vision der Sünden von Zeliarinas Geist abließ, brach sie augenblicklich in die Knie. Ihre Wangen waren nass von Tränen, ihr Kopf benebelt von den unerträglichen Schmerzen der Menschheit, die sie mit voller Wucht in sich hatte aufnehmen müssen. Die Nervenverbindungen in ihrem Körper waren so gereizt und mit Informationen überladen, dass ihr Körper keinem vernünftigen Befehl mehr gehorchte, sondern nur noch wild und heftig zitterte. Zeliarina versuchte verzweifelt ihre tobenden Gedanken unter Kontrolle zu bekommen, doch gewalthaltige Erinnerungen aus zweitausend Jahren spukten in ihrem Hirn herum und schienen sich mit Dingen ihrer Vergangenheit zu verknüpfen. Als Zeliarina versuchte sich Dymeon und seine Liebenswürdigkeit ins Gedächtnis zu rufen, sah sie nur eine jüngere Ausgabe von ihm, die ein hilfloses Menschenpaar mit seinen Klauen zerriss. Dem Bild folgte eine gewaltige Schmerzwelle, die sie schreien ließ und ihren Körper noch mehr schüttelte.

Wimmernd blieb Zeliarina nach diesem Echo der Vision der Sünden auf Knien und Ellenbogen liegen und drückte das Gesicht gegen den glatten kühlen Boden, als würde sie versuchen die Welt um sich herum auszusperren. Doch sie hörte trotzdem noch das leise Rauschen, als der Kuttensaum des Dämonenvaters über den Boden glitt.

"Nun hast du gesehen, was ich über so lange Zeit miterlebt habe... Ich wollte es dir ersparen...", sagte er mit echtem Mitgefühl in der Stimme. Als Zeliarina zu ihm aufsah, bemerkte sie verschwommen die kleinen Veränderungen in seinem entstellten Gesicht, die wohl vor vielen Jahren sicherlich Trauer ausgedrückt hätten. "Und?", fragte er schließlich vorsichtig, während er die schluchzende und schwer atmende Zeliarina beobachtete. "Wie stehst du nun zu deiner Art?"

Als Antwort darauf nahm die Donnerhexe nur noch zwei weitere tiefe Atemzüge, ehe sie sich unter Aufbietung all ihrer verbliebenen Kräfte auf die Beine wuchtete. Jeder Zentimeter ihrer Haut brannte vor Schmerz. Sie nahm beiläufig wahr, dass unter ihren Fingernägeln Blut klebte und ihr Gesicht feuerte, als hätte sie sich im Wahn selbst gekratzt.

"Nimm diese Welt...", krächzte sie weinend, "Soll sie doch untergehen... Soll die Menschheit doch sterben... Sie tut es eh jeden Tag..." Alles in ihrem Kopf drehte sich und dröhnte. Sie war von einer Resignation und Gleichgültigkeit erfasst worden, die alles grässlich bedeutungslos wirken ließ.

"Du tust das Richtige...", versicherte der Dämonenvater gütig. Mit einem Fingerschnippen beorderte er Assessina an seine Seite, damit sie Zeliarina beim Laufen stützen konnten. Der Donnerhexe schwanden langsam die Sinne. Sie spürte die kräftigen Arme, die unter ihre Schultern griffen und ihr dabei halfen aufrecht zu stehen, doch ihr Gehirn weigerte sich die Information aufzunehmen, dass diese Arme einer Dämonin gehörte, mit der sie bereits bis zum Tod gekämpft hatte. Was machten diese Fehden nun noch?

Behutsam wurde Zeliarina eine Stufe hinaufgeführt, so dass sie endlich auf dem siebenzackigen Podest stand, direkt vor einem Schlitz, der breit genug war um Thundenstars Klinge zu fassen. "Stecke einfach das Schwert in die Öffnung. Danach wird alles vorbei sein...", sagte der Dämonenvater, der inzwischen ebenfalls seinen Platz in diesem Ritual eingenommen hatte. Zeliarina nickte nur. Ein dumpfes Stechen erfüllte ihr Herz, doch es erreichte nicht die Stärke der Qualen, die sie in der Vision hatte ertragen müssen.

"Ich zeige dir, wie man es macht...", meinte der Dämonenvater langsam. Er führte den Knauf des Schwertes Schwarz an seine verzogenen Lippen, küsste ihn kurz und schnitt sich dann mit der Klinge in die Handfläche. Das schwarzgrüne Blut, das daraufhin aus der Wunde trat, ließ er vor sich in die Öffnung tropfen, ehe er das Götterschwert mit der Spitze voran hineinsteckte. Es versank ein gutes Stück im Boden, bis es den Grund der Öffnung erreicht hatte. "Schwarz wählt die Dunkle Dämmerung", sprach er zufrieden.

Der Schwarze Nebel, der sich immer schattenhaft um die Klinge des Schwertes gewunden hatte, verwandelte sich plötzlich in einem Strom dunklen Lichtes, der sich seinen Weg in die Mitte des Podestes suchte. Dort stieß er zusammen mit den bereits vorhandenen Lichtern von Excalibur, Goth und Luna und vermischte sich mit ihnen, so dass ein Kraftstoß durch die in den Himmel führende Feuersäule ging und diese noch breiter und heller wurde. Zeliarina spürte flüchtig einen kalten Luftzug an ihren Haaren reißen.

Die Druckwellen aus meinem Illusag-Traum...

Assessina löste sich von Zeliarina und trat an ihren Platz. Genau wie der Dämonenvater zuvor küsste sie das Heft Azuransas', schnitt sich in die Hand, ließ das Blut in die Öffnung tropfen und steckte das Schwert hinterher. "Azuransas wählt die Dunkle Dämmerung!" Blaues Licht schoss aus der heiligen Klinge und vermengte sich mit den vier anderen, während Rishak bereits damit beschäftigt war seinen Arm in eine rote Kristallklinge zu verwandeln. Er führte die gleichen Handlungen aus wie seine Vorgänger und beendete sie mit monotoner Stimme: "Urrurdoc wählt die Dunkle Dämmerung..."

Der feuerrote Strahl, der sich daraufhin in der Mitte der Plattform mit den anderen vereinte, ließ die weiße Lichtsäule weiter anschwellen. Zeliarina beobachtete das farbige Lichtspiel schweigend und halbherzig, als hätte sie sich bereits von den Geschehnissen der Welt zurückgezogen, als ginge die Zeremonie sie gar nichts an. Noch immer liefen Tränen glänzend über ihre blassen Wangen, um dem kleinen Rest ihres Kummers, der noch nicht von der Vision der Sünden verzehrt worden war, Ausdruck zu verleihen...

Das also ist das Ende der Welt...

Die Götterschwerter schrieen in ihrem Kopf. Auch Thundenstar sang ihr zu, darum flehend endlich hier und jetzt mit ihren Geschwistern vereint zu werden. Noch eine letzte Träne tropfte unbeachtet von Zeliarinas Kinn, ehe sie vortrat und das Heft ihres Schwertes unendlich langsam an ihre bebenden Lippen drückte.

Genau in diesem Augenblick wehte das Echo schneller Fußtritte aus dem nahe liegenden Gang hervor und ließen die Hände der Donnerhexe einen kurzen Moment in Unsicherheit erstarren. Sie drehte sich um, gerade rechtzeitig um zu sehen wie Dymeon aus dem Tunnel gerannt kam. Seine Kleidung war genau wie seine Haut durch den Kampf an mehreren Stellen aufgerissen, doch seine dunklen Augen blickten ruhig unter den wilden schwarzen Haarsträhnen hervor, die ihm ins Gesicht fielen. Seine Hände waren zu Dämonenklauen geformt und mit einer Schicht aus schwarzem, krustigem Blut bedeckt. "Zel!", schrie er laut.

Die Dämonen an ihrer Seite begannen sich zu rühren, doch keiner stürzte sich auf den Dämon mit den Bluttränen. Vielmehr grinsten sie alle nur und starrten den Verräter ihres Ordens abwartend an. "Blutträne", rief Assessina feixend, "Beinahe hättest du die tolle Show verpasst! Du kommst gerade Recht um die Dunkle Dämmerung aus nächster Nähe zu betrachten!"

"Zel?", schrie Dymeon, als hätte er sie gar nicht gehört. Sein besorgter Blick schweifte über ihre zitternde Erscheinung, doch auch wenn er keine äußerlichen Verletzungen erkennen konnte, spürte er sofort dass es seiner Schutzbefohlenen nicht gut ging. Ihre grünen Augen wirkten leer und trostlos, obwohl sie gleichzeitig vom vielen Weinen gerötet waren.

Was haben sie ihr angetan?

Dymeon knirschte mit den Zähnen, versuchte sich aber unter Kontrolle zu halten. "Zel! Komm her, wir müssen von hier fliehen! Wir müssen hier verschwinden, ehe sie Thundenstar in die Finger bekommen!" Der Dämon hatte Angst bekommen, als er die bestialischen Schreie der Donnerhexe durch den Gang hindurch bis auf die Straße gehört hatte als würde sie unter schrecklicher Folter leiden. Doch jetzt sah er sie neben den Schattenklingen dastehen wie eine leere Hülle und fühlte, dass ihn das nur noch mehr erschreckte.

"Geh nach Hause, Blutträne... Thundenstars Wächterin ist nun unser Eigen", erklärte Cenior, ohne die Griffe seiner zwei Schwerter loszulassen, die in zwei nah beieinander stehenden Sockeln steckten, als habe man sie extra dafür gebaut, dass eine einzelne Person beide besitzen würde.

"Ich spreche nicht mit dir!", fauchte Dymeon.

Er starrte weiter zu Zeliarina auf, doch die Donnerhexe wich seinem Blick aus und kehrte ihm schließlich sogar wieder den Rücken zu. "Zel! Was zum Teufel ist hier los? Wieso bist du bei ihnen? Schau mich an, Zel! Egal was sie gesagt haben oder wie sie dir gedroht haben, wir können sie besiegen! Ich kann gegen sie kämpfen, während du fliehst!"

"Du hast bereits genug gekämpft", antwortete Zeliarina gequält. Sie schluchzte wieder, machte jedoch keine Anstalten sich ihrem Schutzritter zuzuwenden.

"Zel! Zel, sprich mit mir! Schau mich an!"

"Ich will nicht..." Ihre Stimme hatte einen Ton angenommen, den Dymeon noch nie zuvor bei ihr gehört hatte und der ein Prickeln durch seinen Nacken schickte. "Ich habe genug von dir gesehen... Wieder und immer wieder... Du hast getötet... Ich habe den Schmerz gespürt, den deine Opfer durchleben mussten... Und es waren viele Opfer... Sabiduría hatte Recht: an deinen Händen klebt das Blut Unschuldiger. Du bist ein Mörder. Ein Mörder!"

Unter den zufriedenen Augen der Schattenklingen wich Dymeon bei jedem gesprochenen Wort ein Stück weiter zurück, als würde er sie körperlich spüren. Schließlich schloss er die Augen und ballte die Fäuste. "Und jetzt willst du es mir gleichtun und alle Menschen ausrotten? Das bist nicht du!"

"Du weiß nicht, wer ich bin!", schrie sie wütend zurück. Wieder liefen ihr die Tränen. "Du bist ein Dämon, ich bin ein Mensch! Du hast nichts getan als meinen Bodyguard zu spielen! Du weißt gar nicht, wer ich bin! Du hast keine Ahnung!"

"Ich lasse nicht zu, dass du das tust! Du wirst es bereuen!"

Dymeon kam langsam wieder näher. Zeliarina legte als Reaktion Thundenstars Klinge entschlossen in ihre Hand und zog sie einmal durch, so dass ein roter Striemen entstand und die ersten Tropfen Blut daraus hervorquollen. "Komm nicht näher!"

"Zel!"

Die Augen der Donnerhexe waren immer noch ausgebrannt, als sie sich umdrehte und die Blutstropfen aus ihrer Hand in den Sockel zu ihren Füßen fallen ließ. Dymeon sprang alarmiert auf sie zu und stürzte sich mit inzwischen normalen Händen auf sie, doch noch ehe seine Finger sie berührten, spürte er einen Ruck durch seinen Körper gehen, der ihn stoppte. Als er an sich herunter sah, weiteten sich seine Augen.

"Zel... Wieso?"

Zeliarina hatte Thundenstar mit beiden Händen vor sich gehalten und Dymeon in die Spitze rennen lassen. Blut suchte sich seinen Weg aus der breiten Bauchwunde und ein Schmerz schoss kraftvoll durch Dymeons Körper, erreichte jedoch sein Bewusstsein nicht. Denn dieses war bereits von einem viel tieferen Schmerz belagert, einen Schmerz, der nichts mit körperlichen Wunden gemein hatte, sondern der tief aus dem Herzen kam.

"Zel... Wieso... Wieso..."

Der Dämon fiel auf die Knie. Seine Hände griffen automatisch nach der Schneide Thundenstars, die in seinem Bauch ragte, und rissen sie mit einem schmatzenden Geräusch heraus. Alle Augen lagen auf dem Dämon mit den Bluttränen, als er, niedergestreckt von seiner einstigen Partnerin, hinten überkippte und von dem siebeneckigen Podest rollte. Eine Spur Blut folgte dabei dem Weg seines kraftlosen Körpers.

"Zel..."

Dymeon erspähte kurz Assessinas hämisches Grinsen und hörte Ereos brüllend auflachen. "Du rettest nicht die Welt! Nein, du rettest sicher nicht die Welt, Schwarze Hexe!", jubelte er Zeliarina zu. Die Worte erweckten einen Gedankenblitz in ihrem Kopf, einen Erinnerungsfetzen aus der Illusag, fallende Raben, fallende Menschen, einen sterbenden Dymeon und eben diese Worte aus Ereos' Mund. Es schien, als hätte die Illusag alles bereits vorausgesehen... Zuckend presste die Donnerhexe ihre Hände an die Schläfen und kniff die Augen zusammen, um die Bilder auszusperren. In ihrem Kopf schien soviel herumzuschwirren, dass er bersten und etwas davon abstoßen wollte, egal ob es aus der Realität, der Illusag oder der Vision der Sünden stammte.

"Zel! Hör nicht hin! Halte es auf!"

"Dafür ist es zu spät...", murmelte Zeliarina leise. Sie nahm das Schwert und richtete es mit der Spitze voran auf die Öffnung im Boden. Der Dämonenvater lächelte sie väterlich an. In den Augen der Schattenklingen brannte eine ungeduldige Erwartung.

"Zel, Nein!"

Sie stieß zu. Es ratschte hell, als Thundenstars breite Klinge gegen den Stein schabte und in dem Sockel verschwand, doch dieses Geräusch wurde übertont von Zeliarinas Stimme: "Thundenstar wählt..."

"Nein! Zel, hör auf! HÖR AUF!"

"...die Dunkle Dämmerung..."

Augenblicklich schoss ein gelber Strahl aus dem Schwert des Donners und vereinte sich schrill mit den Farben der sechs anderen Klingen. In dem Augenblick, in dem sich die gebündelten Mächte aller sieben Schwerter zusammenfanden, schien sich irgendetwas zu verändern. Niemand konnte es richtig deuten, doch es schien, als wäre die Welt nicht mehr an dem gleichen Platz wie gerade eben, als hätte sich die ganze Welt mit einem Mal auf eine grauenvolle Art verzerrt und verschoben. Nie gekannte magische Energie brachte die Luft zum Flirren. Der Boden bebte. Die weiße Säule wurde so breit, dass sie sich bis an die ruhenden Schwerter ausdehnte, und glühte in einem intensiven weißen Feuer, das ein Loch in die Zeit brennen konnte.

"Zel... Was hast du getan...?"

Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte sich Dymeon ein weiteres Mal auf die Füße, während seine Hände versuchten den immensen Blutfluss abzuschwächen. Zeliarina stand genauso unbeweglich wie die Schattenklingen an ihrem Platz und starrte traurig auf den flammenden Turm aus höllischem Weiß.

Die Welt geht unter...

Nach ein paar Sekunden Stille schien im Kern des Lichtes etwas zu explodieren, so dass heißer schneidender Wind in alle Richtungen geschleudert wurde. Den Schattenklingen und Zeliarina warf er nur die Haare und die Kleidung durcheinander, während Dymeon, der etwas weiter abseits stand, von der vollen Kraft der entstandenen Druckwelle erfasst wurde. Sie war noch heftiger als die vorherige draußen auf der Straße und schleuderte Dymeon mit der Geschwindigkeit einer Pistolenkugel gegen die Steinwand. Sein Hinterkopf brach unter der Wucht. Dymeon konnte ihn zersplittern hören wie morsches Holz und spürte den unerträglichen Schmerz, den die zerschmetterten Knochen durch jede Faser seines Körpers jagten. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er eine Verletzung so deutlich gespürt. Keine Klaue, kein Schwert, keine Pistole hatte ihn bisher so quälen können...

Wieder wurde die Halle durchgeschüttelt. Ein markerschütterndes Brüllen, das überall zu sein schien und keinem sterblichen Mund entstammte, ließ die Erde bis in ihre Grundfesten erzittern. Als es verklungen war, färbte sich die weiße Feuersäule schlagartig schwarz. Zeliarina konnte Bewegung in ihr erkennen, das Aufblitzen einer Schuppe, das Glühen von karmesinroten Augen und das schnelle Vorbeihuschen eines gigantischen Körpers.

Hinter ihr rührte sich Dymeon unbemerkt. Sein Schädel war hinten eingedrückt und hatte ihm die Sehnerven abgequetscht, doch er stolperte trotzdem blind los, das Gefühl warmen Blutes im Nacken. Er konnte das Brüllen des Nachtdrachen hören, konnte ihn sich so genau vorstellen, dass er glaubte doch wieder zu sehen. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte er, dass ein mächtiger Geist in seinem zertrümmerten Kopf wühlte, ein Geist von unvergleichbarer Stärke, zigfach so stark wie ein Dämon. Alles betäubende Kälte durchdrang seine Glieder. Dann zog sich der Geist wieder gelangweilt zurück, jedoch nicht ohne ein paar letzte Worte in Dymeons Bewusstsein zu pflanzen: Du hast ein unbedeutendes Leben geführt...

Dymeon fühlte seine Hände vor Anspannung zittern, als die Worte des Gottes in seinen Ohren widerhallten. Der Geist zog weiter durch den Saal, während sich der Dämon mit den Bluttränen ebenfalls wieder in Bewegung setzte und ziellos nach Zeliarina suchte.

In der Finsternis seiner Blindheit konnte Dymeon den Dämonenvater keuchen hören. Er hörte das Dröhnen des schwarzen Feuers, daneben Ereos' angespanntes Atmen und eine Flüssigkeit, die gleichmäßig auf den Boden tropfte. Blut. Sein Blut, das von Thundenstar perlte...

Lauschend zwang sich Dymeon weiter. Der Schmerz in seinem Kopf trieb ihn fast in die Knie, doch er hörte nicht auf seinen Körper, sondern schleppte sich durch die Kraft seines Willens immer weiter, bis seine Fußspitze auf eine Steinstufe traf. Auch wenn er nichts sehen konnte, wusste er durch Zeliarinas deutlich vernehmbaren Atem, dass er nur die Hand ausstrecken musste um sie zu berühren. "Zel...?" Brennender Schmerz verwüstete seinen Schädel.

"Dymeon...", antwortete sie leise. Ihre Stimme klang jetzt weder traurig noch anklagend noch wütend, sondern einfach nur noch unendlich müde und resignierend. Dymeon streckte seine Hand aus und streifte dabei kurz ihren Arm, ehe er ihre rechte Hand fand und die Finger sanft umschloss. Sie wehrte sich nicht gegen die Berührung. "Es tut mir Leid...alles... Ich wollte diese Menschen nicht töten. Ich würde es rückgängig machen, wenn das möglich wäre. Meine Zeit beim Däezander ist lange vorbei..."

"Es ist zu spät..."

"Noch ist der Nachtdrache nicht erschienen. Noch ist es aufzuhalten!" Dymeon hörte Gelächter, konnte die Stimme jedoch nicht zuordnen und erkannte nicht woher sie kam. Es war ihm auch egal, die Schattenklingen hatten für ihn in diesem Augenblick keine Bedeutung.

"Ich will es nicht aufhalten..."

Dymeons Druck verstärkte sich unmerklich um Zeliarinas Hand. "Warum? Sag mir bitte, warum!"

"Die Welt ist schlecht... Ich habe sie gesehen in ihrer Ganzheit. Sie hat sich vor mir entfaltet und geöffnet wie ein Buch, dem ich jedes noch so kleine schreckliche Detail ablesen konnte. Die Gesellschaft der Menschen und ihr Zusammenleben führen immer wieder ins Verderben..." Beim Gedanken an die Vision der Sünden wollten der Donnerhexe wieder die Tränen kommen, doch diesmal kämpfte sie sie zurück. Nur ihre Worte klangen heiser. "Ich habe Dinge gesehen, von denen ich niemals geglaubt hätte, dass Menschen sie sich antun..."

Dymeon schwieg eine Weile, ehe er tonlos antwortete: "Wenn die Dunkle Dämmerung die Menschheit löscht, wirst auch du verschwinden..."

"Dann soll es so sein..."

Der gewaltige Schmerz in Dymeons Schädel hämmerte energisch gegen seinen Hinterkopf, während der nahende Nachtdrache triumphierend brüllte. Wieder explodierte etwas in dem Feuerturm und heißer Wind strich über Dymeons Wange, zog ihn jedoch nicht mit sich. Die Erde bebte unentwegt, Putz rieselte von der uralten Decke, Geräusche von Donner und Blitz drangen aus dem Tunnel bis zu ihnen. Dymeon schloss die Augen, ehe er plötzlich impulsiv die Arme um Zeliarinas Körper schlang und sie an sich drückte. "Wenn du gehst", sprach er verzweifelt. "Dann war alles, wofür wir je gekämpft haben, umsonst! Das Werk von Menschen, die seit 1500 Jahren Tod und Schmerzen auf sich genommen haben, wird bedeutungslos! Kinder, die ihre Eltern in der Schlacht verloren haben und sich mit dem Gedanken, dass diese zum Wohle der Welt gestorben waren, in den Schlaf trösteten, werden umsonst elternlos aufgewachsen sein! Melissa wird umsonst gestorben sein! Storm wird umsonst gestorben sein! Batista wird umsonst gestorben sein! Das kann einfach nicht dein Ernst sein!"

"Dymeon..." Sie versuchte seinem Griff zu entkommen, doch er gab nicht nach.

"Du wirst Victoria und Kevin in den Tod reißen, Dunkan, Pendrian, Siviusson, McCain, Selen, Fossil, Jessica! Sie haben immer an dich geglaubt, haben nie die Hoffnung in dich verloren! Du zerstörst hiermit ihre Welt und ihre Träume! Du zerstörst deine eigene Welt!"

Zeliarinas Finger verkrampften sich um Dymeons Hand. Der Dämon mit den Bluttränen hörte irgendwo einen seiner Artgenossen fauchen, doch er konzentrierte sich nicht auf ihn, sondern nur auf seine Schutzbefohlene. "Ich weiß, dass es schwer sein kann für die Menschen zu kämpfen. Ich selbst habe mir oft die Frage gestellt, ob es sich wirklich lohnt sie zu schützen..." In seinen Gedanken ging Dymeon zurück zu seiner Begegnung mit der Frau Caroline, die ihn als Anhalter in ihrem orangefarbenen Golf mitgenommen hatte. Es schien ewig her zu sein. "Es gibt Menschen mit schlechten Eigenschaften, voller Jähzorn, Hass, Brutalität und Gier, ja es gibt sie. Doch genauso gibt es gute Menschen unter ihnen, die Mitleid empfinden, warmherzig sind, liebevoll... Und solange auch nur einer dieser Menschen auf diesem Planeten wandelt, bin ich nicht bereit aufzugeben!"

"Dymeon... Ich..."

Der Nachtdrache kreischte.

Sein Geist griff nach Dymeon, doch der Dämon krallte sich nur noch fester an Zeliarina und presste die Augen zusammen. "Was wird aus Victoria und Kevin, wenn du die Menschheit beendest? Sie sind deine Freunde, deine Liebsten! Und was wird aus mir, wenn du fort bist? Du bist das Einzige, was mir noch geblieben ist! Ich werde ganz alleine sein!"

Etwas Nasses tropfte auf Zeliarinas Schulter. Langsam wandte sie sich ihrem Schutzritter zu und sah die dünnen roten Spuren, die von seinen Augen aus an seinen Wangen hinab liefen und schließlich am Kinn endeten. "Dämon... mit den Bluttränen...", hauchte die Donnerhexe begreifend. Dymeon nickte nur, während weitere rote Tränen über sein verschmiertes Gesicht flossen. "Bitte, Zel... Ich will nicht mehr alleine sein..."

"Genug!", schrie der Dämonenvater außer sich. "Es ist zu spät dafür!"

"Zeliarina!", rief plötzlich eine völlig neue Stimme. Die Donnerhexe starrte überrascht auf den Tunnel, der an die Oberfläche führte. Kevin und Dunkan stürmten mit schweißnassen Gesichtern daraus hervor, ihre Waffen schussbereit erhoben. Als sie Zeliarina an dem siebenzackigen Podest stehen und Thundenstar in der Öffnung stecken sahen, blieben sie wie angewurzelt stehen und kämpften sichtbar die Angst nieder, die sich in ihnen staute.

"Zeliarina! Was geht hier vor?"

Dunkans Augen schweiften über Dymeon und erspähten mit Grauen den zerschlagenen Überrest seines Hinterkopfes. "Dymeon, was wird hier gespielt?"

"Ihr hättet nicht kommen sollen", murmelte Zeliarina anstelle ihres Schutzritters leise. Sie hielt den Blick zu Boden gesenkt und konnte sich nicht dazu durchringen ihren Freunden in die Augen zu sehen. Sie wusste, sie würde darin nur Vorwürfe und Enttäuschung finden. "Doch wahrscheinlich ist das an diesem Tag eh vollkommen unbedeutend..."

"Was?", schrie Kevin beunruhigt. Seine Finger, die um den Lauf seiner abgesägten Schrotflinte lagen, zuckten leicht, während er darüber brütete, eine logische Erklärung für die Szene zu finden, die sich vor ihnen in der Halle ausbreitete. Vor einigen Minuten noch hatten sie geglaubt Zeliarina gefangen oder gefoltert aufzufinden, denn sie hatten die entsetzlichen Schreie bei ihrer Suche nach der Donnerhexe aus dem Tunnel hallen hören. Jetzt stand sie vor ihnen, äußerlich unverletzt bis auf die leicht blutigen Kratzer auf ihren Wangen. Ihre grünen Augen schienen Farbe verloren zu haben, waren verblasst, wie von Nebel verhangen. Ihr dämonischer Schutzritter hielt sie umarmt, obwohl sie sich wehrte. Blut floss in seinen Nacken.

"Was wird hier gespielt?"

"Sie will die Dunkle Dämmerung!", schrie Dymeon. Kevin erkannte augenblicklich am Ton seiner Stimme, dass die Blutspuren auf dem Gesicht des Dämons Tränen waren. Dymeon weinte. Obwohl seine Worte so ungeheuerlich und absurd klangen, glaubte Kevin ihm aufgrund dieser Tatsache sofort. "Die Dunkle Dämmerung?", wiederholte der Elementare. Mit seinen Augen suchte er erneut Zeliarinas Blick, doch die Donnerhexe starrte stur zu Boden.

Dann brach ein Schrei durch die Halle, ein Schrei den keine sterbliche Kehle ausstoßen konnte, der Eismesser in Kevins Schädel trieb und dafür sorgte, dass sich seine Haare aufstellten. Kevin wollte nur noch rennen und von diesem Ort und der Stimme fliehen, selbst wenn er dabei alle seine Freunde zurücklassen müsste. Der Drang war so stark, dass er sich auf die Lippe beißen musste, um dem Instinkt nicht nachzugeben.

"Wieso willst du die Dunkle Dämmerung?", fragte Kevin schlotternd. Quälend langsam setzte er einen Fuß vor den anderen und näherte sich Zeliarina. Die Waffe hatte er gesenkt. "Was ist aus unserem Wunsch geworden, endlich Frieden zu haben?"

Zeliarina schwieg weiter mit gesenktem Blick.

Ihr blondes Haar fiel ihr so ins Gesicht, dass Kevin den Ausdruck ihrer Augen nicht mehr erkennen konnte. Wut schoss in ihm hoch. Er empfing das Gefühl brennender Rage mit Dankbarkeit und verlor sich einen Moment lang in dem Rausch. "Dymeon, geh zur Seite!", befahl er schneidend. Der Dämon gehorchte ohne zu fragen, während Kevin bereits Zeliarinas Schultern packte. "Das lasse ich nicht zu!", schrie er ihr mitten ins Gesicht. "Hörst du? Egal, was auch passiert ist, ich lasse das nicht zu!"

"Es ist zu spät die Dunkle Dämmerung aufzuhalten!", brüllte Ereos lachend im Einklang zu dem wieder einsetzenden Schrei des Nachtdrachen. Zum dritten Mal brach eine Druckwelle aus heißem Wind aus der Feuersäule hervor. Sie war nicht so stark wie die erste, doch ihre Kraft reichte aus um Kevin und Dymeon ein Stück davon zu schleudern. Dymeon bekam dabei einen Riemen von Zeliarinas Rucksack zu fassen. Der Stoff riss unter den Dämonenfingern, so dass der gesamte Rucksack zu Boden fiel, umkippte und seinen Inhalt über den Boden verstreute.

Dymeon blieb gelähmt vor Schmerz liegen, doch Kevin rappelte sich wieder auf. "Ich lasse das nicht geschehen!"

"Es ist zu spät!"

"Ich bin ein Lancelor!", brüllte Kevin mit aller Kraft über den tosenden Wind und den göttlichen Schrei des Nachtdrachen hinweg. "Und auch du bist einer, Zeliarina! Wir haben einen Eid geschworen die Menschheit zu beschützen, sie vor jeglichem Unheil zu bewahren! Hast du das etwa vergessen?"

"Wie können wir uns vor Unheil bewahren, wenn wir uns täglich gegenseitig leiden lassen...?", erwiderte Zeliarina tonlos. Ihre Worte wurden von dem Sturm teilweise verschluckt. "Ich habe Dinge gesehen... so schreckliche Dinge..."

"Und deswegen wirft du alles über Bord? Die Opfer der anderen, die für unseren Orden gestorben sind? Die ganzen Kämpfe? Deine Freunde? Du verbündest dich mit dem Feind! Mach die Augen auf und sieh das ein, noch ist nichts entschieden! Ich kämpfe für die Lancelor, weil ich nicht will, dass Menschen in meiner Umgebung leiden müssen! Bist nicht auch du deswegen in Falcaniar? Hast du nicht deswegen das Schicksal als Wächterin akzeptiert?"
 

"Dies ist die Stunde, in der unsere Leben, wie wir sie bisher geführt haben, auf die Probe gestellt werden! In der sich zeigen wird, dass unsere Anstrengungen, Bemühungen und gebrachten Opfer nicht umsonst gewesen waren, und dass unsere Träume uns den Weg weisen diesen Krieg zu beenden! Wir sind Lancelor! Wir haben Blut vergossen und Tränen geweint! Manchmal schien uns die Verzweiflung zu verzehren, doch wir haben nie aufgegeben, haben immer weitergekämpft um irgendwann Frieden zu haben! Wir haben einen Eid geschworen diese Welt mit unseren Kräften zu schützen! Darum kämpft weiter! Kämpft weiter für eine friedliche Zukunft für unsere Lieben, selbst wenn es heißt, dass wir hier sterben müssen! Kämpft für unsere Freunde! Kämpft für unsere Familien!"
 

Kevin kämpfte sich weiter zum Podest, doch der Wind aus der schwarzen Flammensäule tobte jetzt ununterbrochen und drängte den Elementaren zurück. Im Zentrum konnte man ein Geräusch von gigantischen, schlagenden Schwingen hören...

"Denke noch mal an alles, was passiert ist...!"

Zeliarina strauchelte, als Erinnerungen wie Gewitterblitze vor ihren Augen aufflammten.
 

"Bitte, Dunkan, erlaube mir ein Lancelor zu werden...Du bist mein Mentor, du musst es mir erlauben...Ich tue dies auch nicht für den Orden, sondern nur für mich, für mich und die Menschen, die ich schützen möchte..."
 

"Aber... ich..."
 

"Sie haben Recht, Mister Siviusson, Hass ist nicht mein Beweggrund. Mein Beweggrund liegt woanders... Ich will meine Freunde und Mitmenschen schützen...Ich will nicht zulassen, dass sie leiden müssen...Dafür bin ich sogar bereit diese Waffe zu benutzen..."
 

"Ich..." Zeliarinas Kopf wollte Platzen. Ihr Schädel wurde zerrissen von den widersprüchlichsten Gefühlen und Erinnerungen und von einem brennenden Schmerz, der bei jeder verstrichenen Sekunde stärker zu werden schien. Doch es waren nicht die Erinnerungen aus der Vision der Sünden, die weiter auf sie eindrangen und sie materten...
 

"Es sind keine Wunder", flüsterte Dymeon schließlich mit einem eindringlichen Zischen. "Sondern du bist es. Du vollbringst unglaubliche Dinge, um deine Mitmenschen zu beschützen und gibst genau das auch an sie weiter. Sie kämpfen mit aller Kraft, gehen an ihre Grenzen, weil sie durch dich endlich etwas haben, an das sie glauben können... Selbst ich habe nur überlebt, weil mich der Gedanke an dich immer und immer weitergetrieben hat..."
 

"Bitte, Zeliarina...", flüsterte Kevin jetzt flehend. "Ich will weiterleben. Die Lancelor sind meine Familie. Victoria und Dunkan, Selen und du, ihr habt mir zum ersten Mal das Gefühl gegeben, tatsächlich ein Zuhause zu haben. Ich würde alles geben um das zu bewahren! Doch jetzt bist du die Einzige, die die Katastrophe noch verhindern kann!" Der Elementare versuchte sich verzweifelt durch den Wind zu kämpfen. Die Luftströme rissen dabei seine Tränen unerkannt mit sich...

"Gib nicht auf!!! Kämpfe weiter!!!"
 

"Danke...

Verzeih...

Und lebe wohl...

Ich weiß, dass du stärker sein wirst als ich. Du wirst weiterkämpfen..."
 

"Aber die Morde... die Diebstähle... die Foltern...", stotterte Zeliarina. Sie war auf ein Knie gesunken und hielt sich nach Gleichgewicht suchend am Griff Thundenstars fest. Das Schwert vibrierte unter ihren Händen. Kevin schirmte seine Augen vor seinem wirbelnden weißen Haar ab, während er die Zähne zusammenbiss und einen Arm nach Zeliarina ausstreckte. "Diese Dinge sind nicht zu leugnen... Doch es gibt auch Menschen, die friedlich leben wollen... Wir haben kein Recht über die Menschheit zu urteilen, doch wir können ihr zumindest die Möglichkeit geben sich zu bewähren..."
 

"Ich habe genug davon beschützt zu werden... Ich werde nicht mehr zurückbleiben, ich werde diejenige sein, die die anderen beschützt... Dazu habe ich Thundenstar... Es war Schicksal, dass ich dieses Schwert erhielt... Es ist meine Bestimmung die Helle Dämmerung zu beschwören, und zwar meine allein... Sabiduría hat es mir damals durch die Illusag offenbart..."
 

"Also wofür entscheidest du dich? Soll die Menschheit heute tatsächlich untergehen? Sollen wir alle verschwinden, du und ich eingeschlossen?" Zeliarina nickte, schüttelte dann den Kopf und sank vor dem Sockel mit Thundenstar zusammen. Ereos und Assessina rührten sich alarmiert, als die Donnerhexe versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Sie wusste nicht mehr was sie denken oder tun sollte. In ihr prallte die Vision der Sünden gegen ihre Zeit in Falcaniar. In der Halle trafen die Schattenklingen auf die Lancelor.

Wie soll ich mich entscheiden...?

Kraftlos fiel Zeliarina zurück auf ihr Knie. Es gab ein knirschendes Geräusch, als sie dabei eine glatte Oberfläche zerbrach. Verwundert griff Zeliarina unter ihr Bein und zog wie in Trance ein Foto hervor, das in einem dunklen Holzrahmen und einem nun zersplitterten Glasschutz lag.

Es zeigte sie selbst vor dem Hintergrund der beeindruckenden Feste Falcaniar. Gleich neben ihr stand Dymeon mit ernstem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen, während sich auf ihrer anderen Seite Kevin befand. Der Elementare grinste breit und hatte errötend einen Arm impulsiv um die Schultern der etwas hilflos wirkenden Victoria gelegt. Dunkan stand lächelnd hinter ihnen allen und zerwuschelte Kevins und Zeliarinas Haar.

Was für eine schöne Zeit das damals war...

Einen Moment lang fragte sich Zeliarina verwirrt, wo das Bild herkam. Dann fiel ihr der Abschied von Falcaniar ein, der noch nicht einmal einen Tag her war und doch Welten zurückzuliegen schien. Sie hatte es dabei eingesteckt und es musste aus dem Rucksack gefallen sein.

Während sie das Foto anstarrte, liefen ihr Tränen an den Wangen herab. Mit zitternden Fingern fuhr sie die Gesichter ihrer Freunde nach.

Wie konnte ich euch nur enttäuschen...

Kevin bemerkte den Umschwung in Zeliarinas Seele augenblicklich, denn ihre grünen Augen erstrahlten wieder in ihrem früheren hellen Glanz, als hätte man Lampen in ihnen entzündet.

Der Schmerz und der Schock haben mich verwirrt...

Mit einem Ruck hievte sie sich auf die Füße und umklammerte Thundenstar mit beiden Händen.

Doch jetzt weiß ich, wo ich hingehöre... zu meinen Freunden... die mir vertrauten und Hoffnung in mich setzten und mich immer unterstützten... Der Dämonenvater hat mir nur die schlechten Seiten der Menschen gezeigt... Er kann nicht das Band zeigen, dass zwischen mir und meinen Freunden gespannt ist...

"Es ist zu spät!", brüllte Ereos, der die Veränderung der Donnerhexe ebenfalls bemerkt hatte. Zur Unterstreichung seiner Worte kreischte der Nachtdrache abermals und die Spitze einer riesigen schwarzen Schnauze tauchte aus dem brennenden Turm in der Mitte des Podestes hervor. Breite Risse zogen sich durch die Decke und Gesteinsbrocken krachten zu Boden. Zeliarina schüttelte entschieden den Kopf.

"Noch nicht! NOCH NICHT!"

Mit aller Kraft zog sie an Thundenstar, doch das Schwert schien mit dem Stein verwachsen zu sein. Panik und Bedauern erfassten sie und drohten sie fortzuschwemmen. Sie hatte das nicht gewollt... "Aufhören!", schrie sie, weiterhin an dem Götterschwert reißend und zerrend. "Aufhören! Ich will das nicht mehr! Ich habe meine Meinung geändert! Ich will nicht, dass meine Freunde sterben!"

Die Tonlage des Schreis des Nachtdrachen veränderte sich, ganz so als wolle er lachen. Der gewaltige Geist des Gottes streifte ihr Bewusstsein...

Törichtes Gör...

"Vielleicht bin ich das! Doch ich bin die Wächterin Thundenstars! Ich gebiete über dieses Schwert und ich will, dass es sofort die Dunkle Dämmerung beendet!" Der Geist wurde aus ihrem Kopf geschleudert und trudelte im Raum umher. Das lachende Kreischen verwandelte sich in ein Geräusch der Wut, das den Raum mit flirrendem Hass füllte.

"Aufhören! Egal wie, ich will die Dunkle Dämmerung aufhalten!"

NEIN!

"Aufhören! Aufhören! AUFHÖREN!"
 

-------------------------------------------
 

Ein Schrei, der durch die Welten hallt...

Ein Gott wird erscheinen...

Er wird das Antlitz der Erde ändern, doch noch steht die Seite nicht fest, für die er handelt...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hrafna
2006-04-23T17:17:57+00:00 23.04.2006 19:17
o.O
Ui, ich bin neidisch...
Ich hätte nicht gedacht, dass du es noch spannender gestalten könntest, aber das hast du erfolgreich widerlegt.
Ich staune in jedem Kapitel wieder über deine tolle Wortwahl, und das mir auf der Ebene kaum Wiederholungen auffallen - damit habe ich des öfteren zu kämpfen, weil mir zumeist keine passenden Synonyme in den Sinn kommen.

"[...]und ihr Gesicht feuerte, als hätte sie sich im Wahn selbst gekratzt."

Das 'feuerte' in diesem Satz klingt irgendwie recht seltsam, 'brannte' fände ich passender.
Aber das ist auch das einige, was ich gefunden habe.

Was ist jetzt mit Dymeon? Lebt er noch...?
Irgendwie hab ich was dagegen, wenn er stirbt - aber passiert das nicht zwnagsläufig, wenn anstatt der Dunklen Dämmerung die Helle eintritt? *verwirrt*
Naja, abwarten und Tee trinken. Das erhöht die Freude auf das nächste Kapitel noch mehr. ^.^
Den innerlichen Konflikt von Zel hast du echt super dargestellt, ihre anfängliche Entschlossenheit, alles zu beenden, ihre Zweifel und Zerrissenheit und letztlich ihre Entscheidung, das nicht zuzulassen. Besser hätte man es, meiner Meinung nach, wohl nicht wirklich machen können.

Hach, ich bin richtig froh, dass ich diese Geschichte durch Zufall hier auf Mexx gefunden habe. ^.^ Großes Lob an dich!
Schreibst du schon an etwas neuem?

Bis nächstes Mal,
bless,
Hrafna
Von: abgemeldet
2006-04-23T15:54:09+00:00 23.04.2006 17:54
Halloo
Öhm..ok..ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll...
mhmm..also 1. das kapitel ist wieder super mega geil..und ich glaub ich übersteh das ende nicht..musste jetzt schon fast anfangen zu heulen...ich hoffe so das dymeon nicht stirbt..aber er oder zel..einer von beiden muss wohl sterben..oder?
naja 2. ich hoff das zel die dunkle dämmerung irgendwie aufhalten kann..
aufjedenfall hoffe ich das es bald weiter geht
Lg Kleines
Von:  Rose1
2006-04-23T12:04:26+00:00 23.04.2006 14:04
( sprachlos ist) Wow!!!! ( einzigstewortdasmirgeradeeinfällt) Super toll!!!. Ich bin schon gespannt wie es Endet und wie Zel das auf halten will. Mach bitte schnell weiter. (Dackelblick auf setzt) Bitte.

Rose1


Zurück