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5000 years ago - Wie alles begann

Meine eígene Interpretation der Rückblenden aus der Serie
von

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Unerwarteter Besuch

Jo, da bin ich wieder. Have fun...
 

Kapitel 14: Unerwarteter Besuch
 

Drei Tage und Nächte verstrichen. Mari und Jono hatten nicht mehr über den Vorfall gesprochen, der sich während des Ausrittes ereignet hatte. In stillem Einverständnis hatten sie sich dazu entschieden, darüber zu schweigen. Und trotzdem hatte ihre Freundschaft sich verändert. Mari sah Jono nun mit anderen Augen. Er war nicht länger nur irgendein Mann, der ihr helfen wollte. Mari erkannte, dass er auch Probleme hatte, die wie dunkle Schatten über ihm hingen und ihn quälten.

Am Mittag des vierten Tages wurde sie von Sapheri angesprochen, als die beiden gerade im Hof standen und Wäsche zum trocknen aufhängten.

"Sag mal, ist etwas zwischen dir und Jono passiert?"

Mari sah ihre brünette Freundin verwundert an und zog die Augenbrauen hoch.

"Wie kommst du auf diese Frage?", wollte sie wissen.

"Na ja, ihr benehmt euch irgendwie anders.", bemerkte Sapheri.

"Inwiefern anders?", stellte die Blondine die Gegenfrage.

"Na ja, ich kann dir das auch nicht genau beschreiben. Es ist einfach die Art, wie ihr euch anseht."

"Wie sehen wir uns denn an?", fragte Mari neugierig.

"Wie ein altes Ehepaar! Ihr habt in den letzten Tagen kaum miteinander gesprochen. Dafür werft ihr euch andauernd Blicke zu, die mehr als Worte sagen. Und außerdem bist du ständig in seiner Nähe, wenn du nicht mit mir arbeitest. Da darf ich doch wohl fragen, ob etwas passiert ist, oder?"

Sapheri stemmte die Arme in die Hüfte und legte abwartend den Kopf schief.

"Es ist gar nichts passiert, Sapheri. Keine Sorge."

"Keine Sorge? Wer sagt denn, dass ich mir Sorgen mache?", entgegnete die Brünette.

"Tust du nicht?"

Mari schlug einen Rock aus und warf ihn über die lange Leine. Es war ein warmer Tag und die Bäume im Palast erstrahlten in ihrem schönsten Grün.

"Nein, ich bin sogar sehr froh darüber.", antwortete Sapheri.

Sie hängte ein paar Socken über die Leine und sah Mari dann wieder an.

"Mein Bruder hat schon lange nicht mehr so oft gelächelt.", fügte sie hinzu.

"Ich auch nicht, Sapheri. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier sein darf.", erwiderte Mari.

"Hast du mal darüber nachgedacht?"

"Worüber?", entgegnete Mari.

"Mit Jono auszugehen.", half Sapheri ihrem Gedächtnis auf die Sprünge.

"Nein", antwortete Mari, "aber ich glaube auch nicht, dass es erlaubt ist."

"Wie meinst du das? Jono kann doch selber entscheiden, wen er treffen will.", sagte Sapheri verblüfft.

"Hör zu, Sapheri, ich finde es rührend, dass du dir solche Gedanken um mich machst, aber glaub mir. Ich bin zufrieden mit der jetzigen Situation."

Sie schenkte der Brünette ein Lächeln und diese erwiderte es.

"Wenn du es sagst.", meinte sie.

Schweigsam fuhren sie mit ihrer Arbeit fort.
 

Genau zur gleichen Zeit traf ein paar Straßen weiter ein Reiter in einer dunklen Gasse ein.

"Meister."

Der schwarzhaarige Mann verbeugte sich und sah hinauf.

"Rashid, habt Ihr Ryou meine Nachricht überbracht?"

"Ja, Meister. Ich traf ihn vorgestern und übermittelte ihm Eure Botschaft."

"Gut. Ich habe ebenfalls alle Vorbereitungen getroffen.", erwiderte der Braunhaarige.

Sein langer Mantel hing über dem Rücken des Pferdes. Der Braune trat unruhig auf der Stelle umher.

"Also ist nun alles vorbereitet?", fragte Rashid.

"Ja, mir bleibt nun nur noch eines zu tun."

"Und was ist das, Meister?", wollte Rashid wissen.

Der braunhaarige Mann wandte sich im Sattel um und richtete den Blick auf das Gebäude, welches in der Mitte der Stadt stand und alle anderen dominierte.

"Ich werde dem Palast einen kleinen Besuch abstatten.", sagte er.

Ein triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen. Rashid wurde ein wenig blass im Gesicht.

"Aber... aber Meister, warum wollt Ihr das denn tun?"

"Das geht Euch gar nichts an, Rashid!", entgegnete der hoch gewachsene Mann barsch.

"Verzeiht mir meine Neugier, Meister.", erwiderte Rashid hastig.

"Sorgt Ihr nur dafür, dass man unsere Pläne nicht entdeckt und haltete Euch bedeckt. Alles andere könnt Ihr getrost mir überlassen."

"Ja, Meister. Ich werde auf Eure Rückkehr warten."

Der Schwarzhaarige zog sich in den Schatten der Gasse zurück. Der Braunhaarige zog an den Zügeln und wendete sein Pferd. Das Tier drehte sich um und schritt aus der Gasse hinaus. Sofort fanden sie sich auf einer belebten Straße wieder. Händler schrieen von allen Seiten auf den Mann ein und versuchten, ihm ihre Waren anzudrehen. Das ließ ihn jedoch vollkommen kalt. Geschickt lenkte er sein Pferd zwischen den Menschen hindurch. Doch sie sprangen bereits von selbst aus dem Weg. Beinahe so, als habe der Mann einen unsichtbaren Schutzschild um sich herum, mit dem er die Entgegenkommenden zur Seite schob.
 

"Jono? Jono!!!!"

"Ja?"

Der Blonde zuckte zusammen und erwachte aus seiner Tagträumerei.

"Beim mächtigen Ra, was ist denn los mit dir? Ich habe dir jetzt schon mehrmals eine Frage gestellt."

Tethys blickte seinen Kameraden abwartend an.

"Es ist gar nichts.", winkte dieser ab, doch Tethys ließ nicht locker.

"Dafür dass nichts ist, benimmst du dich verdammt seltsam."

"So ein Unsinn. Ich verhalte mich doch wie immer.", wehrte Jono ab.
 

Das Pferd hielt genau vor den Türen des Palastes an. Der braunhaarige Mann stieg ab und klopfte geräuschvoll an das dicke Holz. Gleich darauf wurde eine kleine Klappe in einer Tür zur Seite geschoben und ein Paar dunkler Augen erschien.

"Nennt Euren Namen und Euer Verlangen!", sagte eine tiefe Stimme.

"Ich bin hier, um Mari zu besuchen. Sie arbeitet für den Pharao."

"Wen darf ich melden?"

Die Augen fixierten den Fremden, auf dessen Gesicht sich ein leichtes Lächeln bildete.

"Sagt Ihr, dass Ihr Bruder Seth hier ist, um sie zu sehen."

"In Ordnung.", erwiderte der Wachmann und klappte das Sichtloch wieder zu.

Seth drehte sich zu seinem Pferd um und tätschelte seine Nüstern.

< Nun werde ich sie wieder sehen. Ich kann es kaum mehr erwarten.>
 

"Seid Ihr Mari?"

Die Blondine wandte sich vom Wäschekorb ab. Vor ihr stand ein Wachmann und musterte sie von oben bis unten.

"Ja, was kann ich für Euch tun?"

"Ihr habt Besuch.", erklärte der Mann.

"Besuch?"

Sapheri hielt mitten in der Bewegung inne und sah den Wachmann verblüfft an.

"Wer ist es denn?", wollte sie wissen.

"Er sagte, er wäre Ihr Bruder."

"Mein... mein... Bruder?", stammelte Mari und ihre Augen weiteten sich.

"Nannte er Euch seinen Namen?", fragte Sapheri schnell, die sofort bemerkt hatte, dass Mari kurz davor war, die Fassung zu verlieren.

"Sein Name ist Seth."

Maris Gesicht war voller Erstaunen und Sapheri trat neben sie. Sachte zupfte sie die Blondine am Arm.

"Kennst du diesen Mann?", wollte sie wissen.

Mari nickte wie in Trance und ließ alles stehen und liegen.

"Wo ist er?", erkundigte sie sich wieder einigermaßen gefasst.

"Am Tor. Er wartet darauf, dass wir ihm Einlass gewähren."

"Ich komme mit Euch.", erklärte Mari.

Ohne noch ein weiteres Wort an Sapheri zu richten, folgte sie dem Wachmann. Die Brünette sah ihr verwundert hinterher und kratzte sich nachdenklich am Kopf.

< Ihr Bruder? Wie sollte er sie gefunden haben? Oder ist es gar nicht ihr Bruder? Hat sie nicht erzählt, dass sie mal Geschwister hatte? Sind sie tot? Das ist alles so verwirrend. Vielleicht gibt sie mir ja nachher eine Erklärung.>

Und so machte sie sich weiter daran, Wäsche über die Leine zu hängen.
 

< Wie lange dauert das denn?>

Seth ging ein wenig ungeduldig auf und ab. Sein Pferd schnaubte und scharrte mit den Hufen. Dann jedoch hörte er ein Geräusch hinter dem Tor. Er blieb stehen und blickte abwartend auf das dicke Holz. Als hätte die Tür genau auf diesen Moment gewartet, schwang sie zur Seite.

"Mari?", fragte Seth, als er die blonde Person sah.

"Seth? Was wollt....?"

"Schwester, wie wunderbar dich zu sehen!", sagte Seth.

Er ging auf sie zu und legte ihr die Hände auf die Schultern. Dann zog er sie zu sich und wisperte:

"Spielt einfach mit, Mari, ich bitte Euch!"

Mari war zuerst wie gelähmt, doch dann hob sie den Kopf und sagte:

"Ich freue mich ebenfalls, Bruder."

Dann trat sie zurück und nickte dem Wachmann zu. Dieser gab den Weg frei, so dass Mari mit Seth und dessen Pferd wieder in den Palast konnte. Kaum dass sie eingetreten waren, schlossen die Wachmänner auch schon die Türe hinter ihnen. Seths Blick glitt wachsam umher und nahm jede Kleinigkeit auf.

< Wer hätte gedacht, dass ich dem Pharao jetzt schon so nahe sein würde? Wenn er wüsste, wen er da gerade in seine Mauern gelassen hat....>

Seth hatte ein spöttisches Lächeln auf dem Gesicht, während er mit Mari über den Hof schritt. Als sie außer Hörweite der Wachen waren, fragte Mari:

"Warum habt Ihr Euch als mein Bruder ausgegeben?"

"Nun ja, ich war mir nicht sicher, ob man mich einlassen würde, wenn ich gesagt hätte, dass ich Euch einfach sehen wollte, weil ich Euch nicht vergessen konnte.", erwiderte Seth lächelnd.
 

Die beiden jungen Männer standen schweigend nebeneinander. Tethys warf seinem Kameraden hin und wieder einen heimlichen Blick zu. Der Blonde starrte einfach in die Luft. Dabei sollten sie doch Wache halten. Schließlich konnte Tethys es sich nicht mehr verkneifen und fragte wie zufällig:

"Hat Mari dir einen Korb gegeben?"

Daraufhin zog Jono erstaunt eine Augenbraue hoch und entgegnete:

"Warum sollte sie mir einen Korb gegeben haben? Wie kommst du auf diese Frage?"

"Dann hast du es ihr immer noch nicht gesagt?"

"Natürlich nicht.", gab Jono zurück.

Tethys Gesicht verzog sich zu einer Grimasse bevor er sagte:

"Tja, dann hast du wohl Pech gehabt."

"Warum das?", wollte Jono verblüfft wissen.

"Da ist dir jemand zuvorgekommen.", lautete die Antwort.

"Was bitte??", fragte Jono vollkommen perplex.

Tethys deutete mit dem Finger nach unten auf den Hof.

"Sieh doch selbst.", meinte er.

Jono trat an den Rand der Scheune und spähte hinunter. Auf dem Hof gingen zwei Personen. Eine davon war Mari und die andere war...

"Wer ist das denn?", hörte Jono sich böse fragen.

"Es hat den Anschein, dass er ebenfalls an ihr interessiert ist."

"Wie kommst du darauf?", fragte Jono.

"Würde er sie sonst im Arm halten?", entgegnete Tethys.

Als Jono genauer hinsah, bemerkte er, dass Tethys vollkommen Recht hatte. Der Fremde hatte den linken Arm um Maris Hüfte gelegt, während er mit der rechten die Zügel seines Pferdes hielt.

"Offensichtlich kennen sie sich gut.", bemerkte Tethys.

Dann warf er den Blick auf Jono. Dieser hatte eine Hand zur Faust geballt und sich auf die Lippe gebissen.

"Sollen wir ihnen mal einen kleinen Besuch abstatten?", fragte Tethys.

Er grinste seinen Kameraden an.

"Ich weiß nicht genau.", erwiderte der Blonde zweifelnd.

"Ach, komm schon. Wir gehen einfach ein wenig durch die Gegend und sehen nach dem Rechten.", schlug Tethys vor und sah Jono abwartend an.

"Na schön, von mir aus.", antwortete dieser.
 

"Und Ihr seid wirklich nur meinetwegen gekommen?", fragte Mari.

"Wenn ich es Euch doch sage, Mari. Ich konnte Euer Gesicht einfach nicht vergessen."

Mari war ein wenig geschmeichelt und wandte den Blick von ihm ab. Er hatte den Arm immer noch um sie gelegt, damit es wirklich so aussah, als seien sie Geschwister.

"Kann ich mein Pferd irgendwo anbinden?", wollte Seth wissen.

"Da vorne an der Tränke.", erwiderte Mari.

Sie gingen auf das steinerne Becken zu. Direkt daneben stand ein Baum, der Schatten spendete. Seth band den Braunen an einem Balken fest, so dass er trinken und auch ein wenig von dem Gras fressen konnte, das vereinzelt am Boden wuchs.

"Und was nun?", fragte Mari.

"Wie wäre es, wenn wir uns irgendwo hinsetzen, um in Ruhe reden zu können? Am besten ein wenig abseits, damit die Wachen uns nicht ständig beobachten."

Seth sah sich kurz um und bemerkte die beiden Wachmänner, die sich von der Scheune aus langsam näherten.

"Gehen wir doch in den königlichen Garten.", schlug Mari vor.

"Das ist eine gute Idee.", erwiderte Seth.

Also gingen die beiden links an der großen Steintreppe vorbei. Schon nach wenigen Metern betraten sie den königlichen Garten, der gesäumt von niedrigen Hecken war. In seiner Mitte plätscherte ein Springbrunnen aus glänzendem Stein. Das Becken war reich an Verzierungen und Ornamenten und viele Vögel benutzten es dankbar als Badewanne.

"Es ist sehr schön hier.", bemerkte Seth.

"Ja, es ist eine Oase der Ruhe und Entspannung.", stimmte Mari ihm zu.

Die beiden gingen weiter in den Garten hinein. Es hielten sich noch andere Leute zwischen den Hecken auf, allerdings schenkten sie ihnen keine Beachtung. Seth ließ den Blick umherschweifen.

< Das hier ist also das luxuriöse Leben des Pharao. Er kann sich warm anziehen! Während ich mich Tag für Tag gequält habe, hat er hier in seinem Reich grenzenlosen Wohlstand genossen. Das bleibt nicht ungestraft!>

"Seth?"

"Ja?", fragte der Braunhaarige und wandte den Kopf um.

"Ihr seid doch noch aus einem anderen Grund hier, hab ich nicht Recht?"

Die Blondine sah zu ihm auf und blickte ihm forschend in die Augen.

"Euch kann man wirklich nichts verheimlichen.", erwiderte Seth lächelnd.

Er sah in ihr schmales Gesicht und versuchte sich jede Kleinigkeit genau einzuprägen. Diese Frau hatte etwas Unwiderstehliches an sich, das ihn fast um den Verstand brachte. Nicht nur dass sie hübsch war! Da war noch etwas anderes, das Seth sich nicht erklären konnte. Eine Stimme sagte ihm, dass sie sich nicht zufällig begegnet waren. Er war dazu auserkoren, diese Frau zu gewinnen. Das wusste er ganz genau.

"Hat es mit mir zu tun?", riss ihn die Stimme der Blondine aus seinen Gedanken.

"Das hat es in der Tat.", entgegnete Seth.

Gleich darauf bemerkte er, dass Mari einen Schritt von ihm wegging und ihn angstvoll ansah.

< Oh nein, ob er geschickt wurde, um mich zurück nach Siwu zu bringen? Ich will dort nicht wieder hin! Ich will nie, nie wieder an diesen schrecklichen Ort zurück!>

"Was habt Ihr denn?", wollte Seth wissen.

"Hat man Euch geschickt, um mich zu holen?", wollte die Blondine wissen.

Seth stellte voller Erstaunen fest, dass ihre Stimme zitterte.

"In wessen Auftrag sollte ich denn kommen? Ich diene niemandem.", antwortete Seth.

Mari sah ihn zweifelnd an, doch Seth wiederholte:

"Ich diene niemandem. Ich bin hergekommen, weil ich Euch sehen wollte."

"Verzeiht mir, bitte.", entgegnete Mari.

Sie ließ sich auf einer Bank zu ihrer Rechten nieder und schlug die Hände vor das Gesicht.

"Es tut mir Leid, ich wollte Euch nicht beleidigen. Es ist nur.... oh Gott..."

Zusammengekauert saß sie auf dem glatten Holz und ihr zierlicher Körper zitterte. Seth konnte sich den Grund dafür zwar nicht erklären, aber er setzte sich augenblicklich neben sie. Behutsam legte er seine linke Hand auf ihre Schulter.

"Ich wollte Euch keine Angst machen.", sagte er leise, doch Mari schüttelte den Kopf.

"Schon gut, es hat nichts mit Euch zu tun. Ich habe mich nur an Dinge erinnert, die ich für immer vergessen wollte.", erwiderte die Blondine.

Seth rutschte noch näher an sie heran und legte die Arme um sie. Mit leichtem Druck zog er sie zu sich und wog sie in den Armen wie ein kleines Kind.

"Weint ruhig, Mari, hinterher werdet ihr Euch besser fühlen.", wisperte er.

Sein Blick schweifte über die Umgebung und er bemerkte die beiden Wachmänner, die am Brunnen standen.
 

"Das ist doch wohl die Höhe!"

Jono fluchte leise und verhalten. Tethys neben ihm ließ die Hand im Wasser hin und her gleiten. Das leise Plätschern dämpfte die Geräusche ringsherum und verschluckte Jonos leise ausgestoßene Flüche.

"Was tut er da überhaupt?"

"Vielleicht hat er ihr ja gerade die Nachricht überbracht, dass jemand gestorben ist.", überlegte Tethys.

Jono grummelte kurz und bohrte seine Fußspitze in das frische geschnittene Gras.

"Ganz ruhig, mein Freund, sicherlich wird er gleich gehen.", meinte Tethys.

"Hoffentlich.", murmelte Jono.

"Nur weil du es immer noch nicht fertig gebracht hast mit ihr zu reden, heißt es doch nicht, dass kein anderer es darf, oder?"

"Hier geht es doch nicht um mich, Tethys! Mari hat schlechte Erfahrungen gemacht und ich will nicht, dass dieser Kerl dort ihr vielleicht noch mehr wehtun könnte."

"Du bist nicht ihr Vater, Jono, und auch nicht ihr Freund!", gab Tethys zurück.

Jono biss sich kurz auf die Lippe und seufzte dann.

"Du hast Recht, Tethys. Ich bin nicht ihr Freund.", sagte er leise.
 

"Seid Ihr wieder in Ordnung?"

Mari blickte auf und begegnete seinen blauen Augen.

"Ja, es geht schon.", antwortete sie und löste sich aus seiner Umarmung.

Leicht verlegen rückte sie ein Stück zurück und wischte sich die Tränen von den Wangen.

"Herrje, ich muss furchtbar aussehen.", sagte sie, um die Stille zu unterbrechen.

"Nein, Ihr seht wunderbar aus, Mari. Selbst ein paar Tränen können Euer Gesicht nicht entstellen!"

Seth strich ihr lächelnd eine Haarsträhne hinter das Ohr.

"Warum seid Ihr hergekommen?"

"Ich wollte Euch einen Vorschlag machen.", entgegnete Seth.

"Einen Vorschlag?", fragte Mari mit großen Augen.

"Ja, was haltet Ihr davon, mit mir zu kommen?"

"Wie meint Ihr das?", fragte Mari verblüfft.

"Der Palast ist kein sicherer Ort für Euch. Habt ihr nicht von der drohenden Gefahr gehört?"

Ahnungslos schüttelte Mari den Kopf.

"Man munkelt, dass sich im Osten einige Rebellenstämme zusammen getan haben. Es werden von Tag zu Tag mehr und sie haben sicherlich die Absicht, den Pharao zu stürzen."

"Aber... aber warum sollten sie den Pharao stürzen wollen? Er ist ein guter Herrscher."

Seth musste sich zurück halten, um nicht eine abfällige Bemerkung loszulassen. Mari wusste ja gar nicht die Wahrheit über den Pharao.

"Wenn es einen Angriff geben wird, so seid Ihr hier nicht sicher. Kommt mit mir, Mari!"

"Ich... ich kann nicht.", sagte Mari und stand auf.

Doch mit der Schnelligkeit eines Raubtieres hatte Seth ihr Handgelenk gepackt und hielt es fest.

"Überlegt es Euch, Mari. Ich kann nicht zulassen, dass Ihr Euch hier in der Stadt aufhaltet, wenn sie kommen."

"Seth, ihr versteht das nicht", begann Mari und befreite sich aus seinem Griff, "ich kann nicht einfach so gehen. Ich habe Freunde hier."

"Ihr könntet neue Freunde finden. Mari, bitte..."

Seth trat nun direkt vor Mari und die Blondine musste den Kopf recken, um ihm in die Augen sehen zu können.

"Ich bitte Euch inständig: Kommt mit mir! Ich werde Euch in Sicherheit bringen. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn Euch etwas zustoßen würde."

Dabei hatte er seine Hände auf ihre Schultern gelegt. Mari fühlte sich plötzlich ganz seltsam. Sie konnte den Blick nicht von seinen blauen Augen nehmen. Sie waren genau auf ihre fixiert und schienen ihren Kopf zu durchbohren. Ganz langsam fühlte sie, dass Seth sich näher zu ihr beugte. In diesem Moment stieg eine altbekannte Panik in ihr auf, die sie erzittern ließ und dazu veranlasste, den Kopf weiter nach hinten zu lehnen.

"Bitte nicht....bitte....", murmelte sie mit bebender Stimme.

"Hey, lasst sie sofort los!"

Es ging alles sehr schnell. Ehe Mari es sich versah, stand Jono vor ihr und hatte Seth zurückgestoßen.

"Was geht Euch das alles an?", entgegnete Seth barsch.

"Eine ganze Menge. Diese Frau gehört zu meinen Freunden und wenn Ihr noch mal Hand an sie legt, dann versichere ich Euch, dass ihr Euch hier nie wieder blicken lassen werdet!"

Jonos Stimme war voller Zorn und er hatte drohend die Arme in die Hüfte gestützt.

"Jono, es war wirklich nicht schlimm...", schaltete sich Mari ein.

"Ach nein? Und warum hast du dann gezittert?", wollte er leise wissen.

Mari senkte leicht beschämt den Blick. Jono hatte es gesehen? Wieso hatte sie bloß das Gefühl, dass er sie besser kannte als sie sich selbst?

"Es ist wohl besser, wenn Ihr jetzt geht, Seth!", mischte sich Tethys ein, der direkt neben Jono stand.

"Das glaube ich auch.", erwiderte dieser kalt und drehte sich um.

"Seth, wartet! Ich bringe Euch noch zum Tor!", rief Mari und lief an Jono vorbei.

"Aber Mari...", wandte dieser ein.

"Kein aber, Jono. Ich brauche nicht lange.", sagte sie in einem Ton, der keine Widerworte duldete.

Dann war sie auch schon bei Seth angelangt und ging neben ihm her. Gemeinsam verließen sie den Garten Richtung Haupttor und waren schon bald aus dem Blickfeld verschwunden.

"Das war aber ein höchst eigenartiger Vorfall.", bemerkte Tethys.

"Du sagst es.", stimmte Jono ihm zu.

Tethys merkte, dass in Jono das Verlangen loderte, den beiden nachzulaufen, deswegen sagte er:

"Wir sollten tun, worum sie gebeten hat und warten."

"Ja, ich weiß, aber ich habe ein ungutes Gefühl bei diesem Kerl.", gab Jono zurück.
 

"Es tut mir wirklich Leid."

"Nein, es war nicht Eure Schuld, Mari. Ihr könnt nichts dafür. Eigentlich müsste ich mich entschuldigen."

Mari sah den Braunhaarigen erstaunt an, als er sein Pferd losband.

"Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle, verzeiht mir!"

Doch Mari winkte ab und setzte ein Lächeln auf.

"Schon in Ordnung, jeder darf hin und wieder mal die Kontrolle verlieren."

Seth schenkte ihr ein dankbares Lächeln. Trotzdem wurde Mari das Gefühl nicht los, dass seine Augen niemals lächelten. Sie waren blau wie das Meer und auch gleichzeitig ebenso kalt.

"Ihr könnt es Euch ja noch überlegen.", unterbrach Seth ihre Gedanken.

Mari nickte und ging neben ihm her, während er sein Pferd über den Hof führte.

"Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mein Angebot annehmen würdet."

"Ich werde darüber nachdenken.", gab Mari zurück.

"Wir werden uns wieder sehen, Mari.", meinte Seth.

Die Blondine nickte und sah Seth ein letztes Mal in die Augen.

"Auf Wiedersehen.", sagte sie.

Nun war es an Seth, ihr zuzunicken und dann gab er seinem Pferd Schenkeldruck. Der Braune setzte sich in Bewegung und überquerte in einem leichten Trab den steinernen Hof. Mari stand noch immer an der gleichen Stelle und sah Pferd und Reiter hinterher. Seth war mittlerweile am Haupttor angekommen und redete kurz mit den Wachmännern. Mari sah, dass einer seinen Kameraden ein Zeichen gab, damit sie an der Kurbel drehten und den Balken hochzogen. Dann stieß er die Tür auf. Seth drehte sich noch einmal im Sattel um und hob die Hand zum Abschied. Mari erwiderte diese Geste und beobachtete, wie Seth langsam durch das Tor verschwand. Dann fiel die Tür hinter ihm zu und mit einem leisen Quietschen rutschte der Holzbalken wieder an seinen Platz. Mit einem leisen Seufzer drehte Mari sich um. Augenblicklich fiel ihr Blick auf die beiden Wachmänner, die am Eingang zum königlichen Garten gestanden hatten. Es waren Jono und Tethys. Der Blonde sah sie abwartend an, als wolle er eine Erklärung für das haben, was gerade vorgefallen war, doch Mari war jetzt nicht in der Stimmung dafür. Was Seth ihr gerade gesagt hatte, hatte alles grundlegend verändert. Wenn die Gerüchte stimmten und sich wirklich Rebellen zusammen getan hatten, um den Pharao zu stürzen, dann bedeutete dies doch auch, dass jeder in Gefahr war, der im Palast arbeitete. Ob der Pharao das auch schon wusste?

< Bestimmt weiß er es schon. Aber wohl ist mir bei der Sache nicht. Am besten werde ich mit Sapheri darüber reden. Und das so schnell wie möglich.>

Mari setzte sich in Bewegung und eilte die lange Steintreppe in den Palast hinauf.

"Wieso geht sie denn jetzt einfach?", fragte Tethys verwirrt.

"Ich würde zu gerne wissen, was dieser Typ ihr gesagt hat, dass sie es plötzlich so eilig hat.", meinte Jono.

"Du kannst sie ja heute Abend beim Mahl darauf ansprechen. Jetzt sollten wir allerdings erst mal auf unseren Posten zurückkehren. Komm schon!

Leicht widerwillig folgte der Blonde seinem Kameraden über den Hof. Trotzdem konnte er den Gedanken an Maris ängstliches Gesicht nicht verdrängen, als der Fremde sie hatte küssen wollen.
 

Immer her mit euren Meinungen!!

Bye, Hillary



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Prinzessin
2005-03-21T21:42:33+00:00 21.03.2005 22:42
Wie immer genial !!!!

Ich fand die Szene zwischen Seth und Jono richtig gut.
Ich bin mal gespannt, wann Mari und Jono endlich ein Paar werden und wann Teana ihr Baby kriegt ???!!!

Also bis bald !!!

Deine Prinzessin

P.S: Mach weiter so !!!
Von:  Catan
2005-03-21T15:59:05+00:00 21.03.2005 16:59
Seth....... *grrrrr*
Jono kann einem richtig leid tun, der arme verwirrte kerl.
Schreib weiter so.
Bin schon ganz gespannt wie es weiter geht!
Bis dann
Catan
Von: abgemeldet
2005-03-20T20:31:41+00:00 20.03.2005 21:31
suuuuuuuper
nu totale wut auf seth *grrrrrrrr*
armer verwirrter jono!
aber er sollte es mari endlich mal sagen
und die ihm auch !
und seth soll abhaun!
aber nochmal echt respekt du schreibst echt super
also
schreib schnell weiter
Von: abgemeldet
2005-03-18T14:46:26+00:00 18.03.2005 15:46
bravo weiter so
Von:  Mephistokles
2005-03-18T00:24:40+00:00 18.03.2005 01:24
....
ich muss sagen ...
die STory wird immer besser^^
bin schon ganz doll auf das nächste Kap gespannt^^

*knuffz*^^

*winkz*^^

So long
Sakura-Kira^^
Von:  nüs-schen
2005-03-17T21:09:51+00:00 17.03.2005 22:09
*knurr* *wut auf seth hat* *ihn am liebsten verprügeln würde*
*sich aber mal zurückhalt*
kapitel war wieder toll, freu mich schon aufs nächste^^ *smile* bis dann *dich knuddl*
byebye^^

sweety^-^
Von: abgemeldet
2005-03-17T20:41:09+00:00 17.03.2005 21:41
puh...jetzt wird es schwierig für mich ein Kommentar zu schreiben, da ich nicht grade ein großer Fan von Romantik bin! *smile* Aber das tut nichts zur Sache, dass die Geschichte immer besser wird! Wie immer genial geschrieben!
Achja...vergiss nicht wieder mir bescheid zu sagen ;)
Von: abgemeldet
2005-03-17T16:31:08+00:00 17.03.2005 17:31
So, jetzt kommt ein doppelkommi für kapi 13 & 14 zusammen. tadaa...
^^ *kopf kratz* schon erstaunlich wie seth sich so verhält... soviel engagement für eine frau traut man ihm gar nicht zu *zwinker*
Aber gottseidank hat jono bisher bessere karten! nichts gegen seth, überhaupt nicht, aber mit mari? besser nicht *g*
Nya, schön wie jono und mari sich nähergekommen sind.. (Wie immer waren die szenen zwischen den beiden besonders schön geschrieben *freu*) Hoffe man erfährt demnächst mehr über ihre -bestimmt nicht schöne- vergangenheit.
Allmählich scheint es ja richtig zur sache zu gehen..bei seths plänen gegen ati. ich bin gespannt.
Immer weiter so ^^
Lg Mian
Von:  TeaGardnerChan
2005-03-17T16:04:11+00:00 17.03.2005 17:04
Super!!!

Was anderes fällt mir nicht ein.
War mal wieder eine super tolles Kapitel und langsam scheint es ja spannend zu werden.

Mach weiter so.
Bin stolz auf dich.

Deine Tea


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