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Das Haus des Phönix

Harrys 6. Schuljahr in Slytherin!!!
von

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Simons Vision

So jetzt gibt es gleich zwei Chaps... also erst mal Thanx an die Kommis... *grins*

Dax, Atsu-chan (Harry muss noch mehr durchmachen, sorry für ihn, aber so ists nun mal), BlueStar84 (schade... aber das ist deine Sache... so kann ich dir nicht sagen, ob sie falsch oder richtig ist... aber das wird sich zeigen)
 

Mit feuchten Augen blicke ich zurück,

Meine Lippen zittern hilflos überfordert,

zuviele Worte drängen sich gemeinsam durch die Öffnung,

Nichts darf mehr hinaus ich muß schweigen.

(Lacrimosa)
 

***
 

Simons Vision
 

Erschöpft erreichten die vier den Krankenflügel. Madame Pomfrey kam zu ihnen als sie Justin auf ein freies Bett legten.

"Was ist mit ihm?" fragte Madame Pomfrey.

"Ein Dementor hat ihn geküsst", sagte Luna flüsternd, doch mehr brachte sie nicht heraus. Madame Pomfrey sah mit entsetztem Gesichtsausdruck von einem zum anderen, dann zu Justin hinunter.

"Setzt euch", forderte Madame Pomfrey die Vier auf und berührte mit einer Hand den Jungen. Justin öffnete kurz die Augen, schloss sie aber sofort wieder. Er hatte nichts wahrgenommen.

Madame Pomfrey biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste, genau wie jeder andere in diesem Raum, dass es keine Rettung gab. Sie konnte nichts mehr für ihn tun. Sie senkte den Kopf und hielt einen Moment inne.

Harry sah schweigend die anderen an. Er zitterte leicht und ihn wurde kühl. Es war nicht die Kälte die ein Dementor von sich gab, sondern mehr die Gedanken an das was der Dementor getan hatte, die ihn frösteln ließen.

Neville starrte auf Justin und wippte kaum merkbar hin und her. Luna betrachtete ihre Hände, die wieder angefangen hatten zu zittern und schluchzte gelegentlich auf. Simon saß mehr oder weniger regungslos am Rand eines Bettes und hatte den Oberkörper gegen die Wand gelehnt. Sein Gesicht war immer noch unnatürlich blass und seine die Augen fest geschlossen.

Harry wandte sich von ihnen ab und starrte aus dem Fenster. 'Warum hatte er es nicht geschafft den Dementor zu vertreiben? Wo waren seine glücklichen Gedanken? Es war verdammt knapp gewesen. Viel hatte nicht gefehlt und sie wären alle den Dementoren zum Opfer gefallen...'

Harry wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Madame Pomfrey ihm einen Riegel Schokolade in die Hand drückte.

Nachdem er abgebissen hatte, fühlte er sich ein bißchen besser. Die Kälte wich, aber seine Gedanken konnte sie nicht vertreiben. Er fühlte sich immer noch mies. Wenn er rechtzeitig den Patronus beschwört hätte, wäre es nie so weit gekommen, wäre Justin jetzt keine leere Hülle.
 

***
 

Die Tür zum Krankenflügel wurde geöffnet und Harry wußte, ohne sich umdrehen zu müssen, daß Dumbledore eingetreten war. Dumbledore ging direkt zu Justin, er wechselte flüsternd ein paar Worte zu Madame Pomfrey, dann erst wandte er sich zu Neville, Luna, Simon und Harry. Er wirkte ebenfalls ein wenig betroffen.

"Entschuldigt die Verspätung, aber ich mußte erst das Ministerium über den Vorfall informieren und die Lehrer bitten, die Schüler aus Hogsmeade zu holen," erklärte Dumbledore, "Wo genau ist der Dementor gewesen?"

"Bei der heulenden Hütte", sagte Neville. Seine Stimme klang gefasster, aber seine Augen waren immer noch mit Grauen erfüllt.

"Es waren mehrere", sagte Simon erschöpft, "Vielleicht fünf, ich weiß nicht genau."

"Es war gruselig", sagte Luna flüsternd und ein Schauer lief ihr kalt über den Rücken, "Der Dementor ist auf uns zugekommen, Justin war in Panik und ... und dieses Wesen" Luna schluchzte, "Er hatte keine Chance!" Neville legte vorsichtig den Arm um sie.

"Ich habe es nicht geschafft, den Dementor rechtzeitig zu vertreiben", sagte Harry nun tonlos und starrte auf Justin, der immer noch reglos auf dem Bett lag. Harry konnte nicht sehen, ob er die Augen geöffnet hatte. Justins Gesicht war zur anderen Seite gewandt.

Madame Pomfrey verteilte nochmals Schokolade an die Vier, dann beschwor sie ein Wandgestell, daß die Sicht auf Justins Bett verdeckte, kurz darauf verschwand sie dahinter. Harry hatte nicht das Gefühl, daß ihn die Schokolade aufbaute, aber er hatte immerhin etwas zu kauen und lenkte ihn ein wenig ab.

"Der Patronus ist ein sehr schwieriger Zauber und ist immer von der eigenen Befindlichkeit abhängig." erklärte Dumbledore, "Mach dir keine Vorwürfe, Harry. Du hast eine harte Zeit hinter dir, ..." Dumbledore wurde durch ein erneutes Öffnen der Tür abgelenkt und wandte seinen Blick von den vier Schülern ab, "Ah, Felicitas, gut daß du kommst." Professor McPherson betrat den Krankenflügel. Sie war kreidebleich.

"Die Schüler haben sich alle in der Großen Halle versammelt. Sie warten auf Informationen." Dumbledore nickte, sah aber noch mal zu den Vieren hinunter.

"Ich möchte, daß ihr die Nacht hier im Krankenflügel verbringt. Ihr müßt euch erst einmal von dem Schock erholen", sagte Dumbledore, "Ich muß jetzt die anderen Schüler über den Vorfall aufklären."

Dumbledore verließ den Krankenflügel. Professor McPherson wandte sich an Madame Pomfrey und verschwand kurz darauf mit dieser hinter dem Wandgestell.
 

***
 

"Gibt es noch irgendeine Hoffnung?" hörte Harry Professor McPherson sagen.

"Wenn der Dementor einmal einem die Seele ausgesaugt hat, dann für immer. Mr. Finch-Fletchley wird den Rest seines Lebens ein Pflegefall bleiben. Vielleicht wird er mit der Zeit lernen seinen Körper wieder wahrzunehmen und sich von alleine zu bewegen und essen. Es gab einige Fälle, die nach Jahren das Laufen wieder erlernten, aber ich befürchte, daß der Dementor sie nicht so hart erwischt hatte, wie diesen Jungen."

"Meine Güte", hörte man McPhersons Stimme entsetzt, "Was soll ich nur seinen Eltern erzählen..."

Harry wollte dieses Gespräch nicht mit anhören, aber er hatte keine Wahl. Dumbledore hatte sie gebeten im Krankenflügel zu bleiben. Harry wandte seinen Blick von dem Wandgestell ab und sah zu den anderen hinüber. Luna schluchzte wieder leise vor sich hin und Neville versuchte sie zu trösten. Simon war inzwischen von seinem Bett aufgestanden und starrte aus dem Fenster. Eine Weile betrachtete Harry sie schweigend. Er wußte nicht was er sagen sollte und den anderen schien es ähnlich zu gehen.
 

***
 

"Es tut mir leid", sagte Neville leise, als er Harrys Blick bemerkte, "Wir waren die letzte Zeit nicht wirklich fair dir gegenüber." Harry sagte nichts, "Wenn wir in der DA den Patronus gelernt hätten, dann..." Neville brach ab und wandte sich an Simon, der sich zu ihnen umgedreht hatte.

"Ich habe dir ganz schön unrecht getan", Simon nickte schweigend, "Ich meine, ohne euch beiden, wären wir verloren."

"Wir haben nur Glück gehabt", sagte Simon. Er hatte fast seine alte Fassung zurück gewonnen. Er wirkte ruhig und gefasst und doch verrieten seine Augen eine latente Beunruhigung, die Harry nicht näher deuten konnte.

"Aber wir haben es Harry wirklich schwer gemacht", sagte Luna und sah zu Harry hinüber, "Wir sind Schuld daran, dass er den Patronus nicht produzieren konnte."

"Übertreib mal nicht", sagte Simon, "Harry hatte mehr Sorgen als nur die DA-Gruppe und eure Anschuldigungen. Dazu gehören noch mehr Faktoren, die ich nicht nennen will."

"Habt ihr nichts besseres zu tun als über einen mißlungenen Patronus zu reden?" sagte Harry gereizt.

"Harry", sagte Simon beruhigend, "Was ich sagen will ist, dass du dir keine Vorwürfe machen darfst. Dasselbe hat Dumbledore dir schon versucht zu sagen. Ich bin genauso schuld, wie die DA, Ron, Hermine oder Ginny. Du hast in letzter Zeit zu viele Mißerfolge, zu viele negative Erinnerungen... und das bißchen Glück war sofort weg, als du dem Dementor gegenüberstandest." erklärte Simon leise, "Du darfst jetzt auf keinen Fall im Selbstmitleid versinken, dass würde alles nur noch schlimmer machen."
 

***
 

Madame Pomfrey und Professor McPherson kamen hinter dem Wandgestell hervor. Ihre Zauberkunstlehrerin sah sehr bedrückt aus. Sie warf nur einen flüchtigen Blick auf die vier Schüler, dann verließ sie schweigend den Krankenflügel.

"Hatte ich euch nicht gesagt, ihr sollt euch umziehen? Mit euren dreckigen Klamotten macht ihr ja die ganzen Betten dreckig!" sagte sie. Doch die Vier schüttelten unschuldig die Köpfe. Die Gute war anscheinend ein wenig durcheinander. Man wurde schließlich nicht jeden Tag mit einem Dementorkuß konfrontiert. Mit einem Wink ihres Zauberstabs erschienen weitere Wandgestelle und vier Schlafanzüge.

"Zieht euch um und ab in die Betten. Ihr seid ja immer noch völlig erschöpft." Ohne Widerstand zog sich jeder hinter ein Gestell zurück und taten was Madame Pomfrey von ihnen verlangte.

Bevor Harry sich ins Bett legte klappte er das Wandgestell beiseite, so dass er sich mit Simon unterhalten konnte.

"Warum hast du gesagt, dass du auch schuld wärst, dass stimmt doch gar nicht, " sagte Harry leise, "Ohne dich wäre ich schon längst verloren." Simon lächelte matt und legte sich auf den Rücken und betrachtete die Decke.

"Na ja, ich dachte an unsere Okklumentik-Stunden," sagte Simon, "Immerhin muß ich dir zwei mal die Woche erklären, wo deine Schwächen und Stärken sind."

"Und warum Ginny, Hermine und Ron?" fragte Harry.

"Ginny bringt dich zur Verzweiflung, weil du sie liebst und zu schüchtern bist, es ihr zu sagen. Hermine beunruhigt dich zunehmend, und zu Ron brauche ich keine Erklärung abgeben, oder?"

"Nein", antwortete Harry erschöpft und wandte sich von Simon ab.
 

***
 

Lange Zeit starrte Harry gedankenverloren gegen die Wand. Er hatte alle seine Gedanken verdrängt und die Leere die ihn hielt beruhigten ihn. Es wurde allmählich dunkel und Madame Pomfrey brachte jedem eine heiße Suppe. Danach löschte sie das Licht. Harry wälzte sich eine Weile schlaflos im Bett herum. Schwach konnte er die Konturen von Simon erkennen, der wahrscheinlich schon schlief. Es war weit nach Mitternacht, als Harry in einen leichten Schlaf fiel.

Die Dementoren näherte sich unaufhaltsam,... Harrys Patronus versagte,... der Eingang zur heulenden Hütte war zu. Keiner kam hinein.... Ängstlich stand Harry vor der Tür. Harry musste zusehen, wie die Dementoren sich einen nach den anderen schnappten. Luna, Neville, Simon, ... sie alle erleuchteten in einem sanften, gelben Licht bevor auch Harry von einem Dementor erfasst wurde. Er wehrte sich, doch die Dunkelheit die ihn umfing war erdrückend.

"Harry! Harry!" drang eine vertraute Stimme in sein Ohr.

"Nein", schrie Harry. Tränen liefen ihm die Wangen hinunter und kämpfte weiter gegen den Griff des Dementors, "Mich kriegst du nicht!"

"Wach auf, Harry!" Harry hielt inne. Die Hände, die ihn hielten waren nicht die eines Dementors. Irritiert öffnete er die Augen. Verschwommen konnte er durch die Tränen Simon erkennen.

"Beruhige dich, es ist vorbei", sagte Simon leise. Harry richtete sich in seinem Bett auf, aber er weinte immer noch. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Es mußte einfach alles raus. Simon setzte sich neben ihn auf die Bettkante und nahm ihn in den Arm.

"Es ist vorbei", wiederholte er, "Die Dementoren sind weg."

Harry wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Er hatte noch nicht ganz aufgehört zu weinen, doch seine Gedanken wurden klarer. Er war im Krankenflügel.

"Madame Pomfrey holt gerade einen Trank, der dich in einen traumlosen Schlaf versetzt." sagte Simon ruhig, "Ich glaube das kannst du gebrauchen, morgen sieht dann alles anders aus." Harry nickte. "Du machst dir immer noch Vorwürfe wegen des Patronus", mutmaßte Simon und Harry nickte erneut.

"Ich muß meine Worte aber hoffentlich nicht wiederholen", sagte Simon.

"Ich weiß", gab Harry zu. Seine Stimme zitterte, aber er begann ruhiger zu werden", Es ist nur, dass ich... ich habe das Gefühl versagt zu haben ... und ...ich ..." Harry erschauderte.

"Alles OK mit Ihnen, Mr. Potter?" fragte Madame Pomfrey, die ihm einen Becher mit einem klarem, aber streng-riechendem Zaubertrank entgegenhielt. Harry sah zu ihr auf und nickte. Seine Hand zitterte immer noch ein wenig, als er den ersten Schluck davon nahm. Es schmeckte widerlich und Harry verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Madame Pomfrey lächelte müde und verschwand hinter dem Wandgestell von Justins Bett. Was sie da tat, wußte Harry nicht. Es war ihm auch egal. Wenig später verließ sie den Krankenflügel und ging in ein Nebenzimmer.

"Trink noch ein Schluck", forderte Simon Harry auf. Harry tat es. Er hatte sich beruhigt. Seine Augen brannten vor Müdigkeit und erschöpft ließ er sich wieder auf das Bett fallen. Simon blieb noch eine Weile sitzen.

"Du Simon, " sagte Harry müde, "Was hast du gesehen, als der Dementor auf dich zu kam."

Simon seufzte: "Du hast es auch gesehen und bist genauso ratlos wie ich. Ich weiß nicht was es war. Ich habe Voldemort,... meine Eltern,... eine tote Frau in einem Kreis am Boden liegend gesehen. Ich weiß nicht warum, aber ich vermute, ich bin in irgendein Ritual reingeplatzt. Du hast gesehen, wie Voldemort mich auf den Arm hatte, was danach passierte, kann ich nur schwer sagen. Eine Menge grünes Licht. Ein Mann ist gestorben..." Simon machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort, "Mich verwirrt dieses Zeug. Ich habe keinerlei Erinnerung an die Zeit, bevor ich zu Severus kam." Er schüttelte matt den Kopf und sah zu Harry hinunter.

"Ich sehe Voldemort, wie er seinen Körper zurückbekommt," sagte Harry. Er trank mit einem Schluck den restlichen Trank aus. Er war nicht erschüttert, als er seine letzten Worte ausgesprochen hatte, nur unendlich müde.

Simon wirkte blass und beunruhigt. Seine Augen waren starr geradeaus gerichtet. Er erinnerte Harry an sich selbst, wenn er ins Leere starrte und versuchte seine Gedanken zu verdrängen.

"Simon?" fragte Harry, "Bist du OK?" Die Worte drangen nur schwer aus seinem Mund. Es würde nicht mehr lange dauern bis er seine Augen nicht mehr offen halten konnte.

Simon wandte sich zu Harry um und nickte kurz. Schweigend stand er auf und setzte sich auf sein eigenes Bett. Harry hatte den Eindruck, daß es Simon nicht gut ging, aber er war unfähig etwas zu sagen. Seine Augen fielen zu und eine angenehme Dunkelheit umfing ihn.
 

***
 

Als Harry wieder aufwachte war es schon später Nachmittag. er hörte eine Frau schluchzen, setzte seine Brille auf und sah sich um. Das Wandgestell von Justins Bett war entfernt worden und auf Stühlen saßen zwei Personen, die anscheinend Justins Eltern waren. Sie waren offensichtlich Muggel, aber Harry wandte seinen Blick von ihnen ab, als Madame Pomfrey zu ihm hinüber geeilt kam.

"Mr. Potter, wie geht es ihnen?" fragte sie. Harry hatte noch nicht darüber nachgedacht, aber er nickte, "Die anderen sind schon vor ein paar Stunden gegangen, wenn sie wollen, können sie auch gehen. Ich muß mich um die Eltern des armen Jungen kümmern." Harry nickte verständnisvoll und stand auf. Hinter seinem Wandgestell zog er sich saubere Kleidung an und verließ den Krankenflügel. Er sah nicht noch mal zurück. Justins Eltern taten ihm leid.

Gedankenverloren ging er die Korridore entlang. In der Nähe des Eingangsportals kurz bevor es zu den Kerkern hinunter ging erkannte er Ginny und Hermine. Harry wollte sie eigentlich nicht sehen, aber er hatte keine Chance, sich ungesehen an ihnen vorbei zu schleichen. Als Ginny Harry erblickte, löste sie sich aus dem Gespräch und rannte ihm entgegen. Stürmisch umarmte sie ihn.

"Wir dachten du kommst gar nicht mehr, wir warten schon seit Stunden!" sagte sie. Hermine verhielt sich etwas ruhiger, aber sie war ebenfalls froh, dass Harry die Sache heil überstanden hatte.

"Wie geht es dir?" fragte Hermine.

"Was denkst du? Ich habe gesehen wie Justin die Seele ausgesaugt wurde und du fragst wie es mir geht?" sagte Harry gereizt.

"Dumme Frage, ich weiß, Tschuldigung" gab Hermine zu.

"Habt ihr was von den anderen drei gehört, Luna, Neville, Simon?" fragte Harry.

"Nein, außer Simon haben wir noch keinen von ihnen gesehen." sagte Ginny.

"Wie geht es Simon?" fragte Harry und erinnerte sich an dessen bedrückte Stimmung.

"Weiß nicht. Er hat nicht sonderlich viel gesagt," sagte Hermine, "Er ist unten im Gemeinschaftsraum, oder so"

"Das war gestern wirklich unheimlich." erzählte Ginny, "Hermine und ich waren im Drei Besen, als Snape rein kam und alle Schüler aufgefordert hatte, nach Hogwarts zurückzukehren. Er hat uns nicht einmal gesagt warum, das war schon komisch"

"Dumbledore hat uns dann alles erklärt. Nur allgemein. Er wirkte ganz schön mitgenommen!" setzte Hermine hinzu. Harry nickte. Ihn interessiert das ganze herzlich wenig.

"Ihr entschuldigt mich, ich glaube ich muß mich hinlegen!" sagte Harry kurz und wandte sich dem Korridor zu, der in die Kerker führte.
 

***
 

"Bitte, Severus, ich muß es wissen." Harry stoppte und näherte sich Snapes Bürotür. Simon klang aufgebracht, ein wenig nervös.

"Simon, beruhig dich," hörte er nun Snapes Stimme, die nicht ganz so kalt wirkte, "Simon, ich..." Snape zögerte, "Also gut. Hast du jemals was vom Kleptorus-Zauber gehört." Eine kurze Stille trat ein, dann setzte er wieder an: "Der Kleptorus-Zauber ist sehr schwer und gehört der höchsten Kategorie der dunklen Magie an. Der dunkle Lord bediente sich diesem Zauber, um besondere Fähigkeiten, die andere hatten, auf sich selbst zu projizieren. Er kann den Zauber nicht allein vollführen, sondern für die volle Wirkung brauchte er vier sehr starke Zauberer an seiner Seite, um gemeinschaftlich den Fluch auszusprechen. Deine Eltern gehörten dazu, genauso wie Regulus Black und ich." Snape seufzte. Harry wollte eigentlich nicht lauschen, aber er schlich sich noch näher an die Tür.

"Meine Aufgabe war es den Trank vorzubereiten, dann versammelte Du-Weißt-Schon-Wer seine übrigen drei. Das Opfer wurde gefesselt und ihm beim lebendigen Leib, das Herz herausgerissen. Es beinhaltet diese Gabe, die der dunkle Lord in Besitz nehmen will." Eine gespannte Stille entstand, dann setzte Snape wieder an: "Deine Eltern haben dich damals mitgenommen, weil sie nicht wußten wohin mit dir."

"Die Frau, die im Kreis lag. Wer war sie?" fragte Simon ruhiger.

"Mildred Poweread" sagte Snape kurz angebunden, "Sie war auf Dumbledores Seite. Das Ritual war fast vollendet, als du in den Kreis gestolpert bist. Du hast die Pläne des dunklen Lords ordentlich durchkreuzt, denn dieser Zauber hat die Kräfte nicht auf ihn projiziert, sondern auf dich."

"Was?" fragte Simon nun fassungslos.

"Mildred war eine außerordentlich begabte Legilimentikerin. Eine Gabe wie sie nur alle hundert Jahre auftaucht," erklärte Snape, "Ihre Gabe, die jetzt deine ist, war wesentlich stärker als die des dunklen Lords, meine eigene, oder die von Harry Potter." Wieder entstand eine Stille. Kein Laut drang von Snapes Büro hinaus.

"Was ist danach passiert?" fragte Simon schließlich, "Ich meine Voldemort war es sicher nicht egal."

"Sicher war er wütend, vielleicht hätte er dich getötet, aber..." Harry war so mit Lauschen beschäftigt, dass er die Schritte, die sich ihm näherten beinahe zu spät bemerkt hätte. Hastig entfernte er sich von der Tür. Draco Malfoy, gefolgt von Crabbe und Goyle, kamen um die Ecke. Draco grinste Harry hämisch an, beließ es aber dabei. Harry versuchte die drei nicht zu beachten und ging zum Gemeinschaftsraum.
 

***
 

Harry zog sich den ganzen Abend in den Schlafsaal zurück. Er machte sich keine Vorwürfe, er war nur müde und hatte keinen Bock irgendjemanden zu sehen. Auch Simon ließ sich nicht blicken. Harry war es unangenehm das Gespräch belauscht zu haben und doch interessierte ihn die Antwort auf Simons letzte Frage, die er nicht mit anhören konnte, da er von Draco und seinen Kumpanen angelenkt worden war. Vielleicht sollte er Simon fragen, wenn der Zeitpunkt passend war, aber dann müßte er zugeben, die beiden belauscht zu haben.

***

Die nächsten Tage zog Harry sich immer weiter zurück. Er wollte keinen sehen, wollte alleine sein und ignorierte seine Mitschüler fast gänzlich. Im Schloß hatte sich eine bedrückte Stimmung breit gemacht. Der Schock war einfach zu groß. Justins Eltern hatten ihren Sohn mit nach Hause genommen. Gerüchten zufolge, wollte Dumbledore Justin ins St-Mungo's-Krankenhaus einliefern, aber das hätten die Eltern wahrscheinlich nie verkraftet, also ließ er sie ziehen. Sie wollten mit dem Kapitel abschließen. Nichts mehr mit Zauberern oder sonst etwas zu tun haben.
 

***
 

"Harry, wie lange hast du vor uns aus dem Weg zu gehen?" fragte Ginny und versperrte ihm den Gang. Harry blickte zu ihr auf. Er hatte sie seit Tagen nicht mehr gesehen und wenn er an irgendjemanden vorbei gehen mußte, hatte er es immer vermieden sie direkt anzusehen, oder ihnen in irgendeiner Art Beachtung zu schenken.

"Ginny bitte," sagte er matt.

"Du redest seit Tagen mit keinem Menschen. Nicht mal mit Simon!" warf sie ihm vor, "Aber wenn es dir lieb ist deine Freunde zu verlieren, dann nur zu!" sagte sie ein wenig beleidigt drehte sich um und ging. Harry eilte ihr hinterher und hielt sie zurück.

"Es tut mir leid," brachte Harry mühevoll hervor. Er wußte aber nicht genau was er sagen sollte, "Mir geht es ziemlich beschissen."

"Ich weiß, aber es wird nicht besser wenn du dich verkriechst." Harry nickte. Sie hatte irgendwie Recht. Er dachte darüber nach was er mit Ginny besprechen könnte. Ihm fielen zwei Sachen ein, die im Moment in seinem Kopf herum schwirrten, Justin und seine Gefühle für Ginny, die langsam wieder in ihm aufstiegen. Auf beides hatte er keinen Bock.

"Ach, Harry, dass mit dem Besen hat sich erledigt." unterbrach Ginny seine Gedanken.

"Wieso, hast du einen neuen?" fragte er und sah zu ihr auf.

"Nein, das nicht, aber ich darf den von Ron mitbenutzen. Ich meine im März spielt Gryffindor gegen Slytherin. Wir können ja wohl schlecht zusammen auf einem Besen fliegen, oder uns beim Fliegen abwechseln." Harry lächelte verlegen und doch hätte er kein Problem damit. Wenn er schon gegen Ginny spielen sollte, dann würde er ihr seinen Feuerblitz ohne Federlesen überlassen und er auf einem Schulbesen fliegen, obwohl das die Garantie für einen Gryffidorsieg wäre.

"Du redest wieder mit Ron?" fragte er und warf einen schüchternen Blick zu Ginny. Seine negativen Gefühle und Gedanken verschwanden allmählich gänzlich und Harrys Schmetterlinge schienen im Bauch einen Kunstflug zu üben.

"Nicht wirklich, obwohl ihn die Sache mit Justin schon ziemlich nahe gegangen ist. Er hat die letzte Zeit viel mit ihm unternommen." sagte sie, "Mum, hat das mit dem Besen für mich gedeichselt. Du weißt, bei so was ist sie gnadenlos." Harry mußte erneut lächeln.

"Wie geht es ihm?" fragte er. Ron hatte sich zwar unter aller Sau benommen, aber irgendwie waren die beiden doch lange genug befreundet gewesen.

"Na ja, ich habe mitbekommen, dass er sich mit Neville gezofft hatte, mal wieder wegen Simon."

"Was ist es denn diesmal, ich denke die beiden haben dieselbe Meinung zu ihm."

"Nein, jetzt eben nicht mehr. Neville war sehr beeindruckt, wie ihr beide, Luna und ihm gerettet habt. Ich glaube er ist zwar immer noch ein klein bißchen skeptisch, aber insgesamt scheint er ihm nicht mehr ganz abgeneigt zu sein." erklärte Ginny. Sie und Harry gingen nebeneinander durchs Schloß. Sie wußten zwar nicht wohin, aber Harry fand es angenehmer neben ihr herzugehen, als neben ihr zu stehen und nicht wußte, wo er hin schauen sollte.

"Ron, haßt Simon, dabei hat er ihm doch gar nichts getan."

"Na, denk an den Weihnachtsball." ermahnte ihn Ginny.

"Ach, das fing doch schon viel früher an. Ron hat wegen Simon mit Hermine Schluß gemacht."

"Ich glaube Ron ist ziemlich einsam," sagte Ginny unvermittelt, "Er legt sich mit jedem an, Justin ist nicht mehr in der Lage mit ihm zu reden und Neville hat nun auch seine Meinung geändert. Er steht ziemlich alleine mit seiner Meinung da."

"Das glaubst auch nur du. Ich meine, denk an unser letztes DA-Treffen!" sagte Harry.

"Ja, gut, aber die meisten bereuen es jetzt, dass sie so weit gegangen sind. Ich meine Justin hat doch beinahe einen Patronus hinbekommen, wenn er noch zwei, drei Stunden länger geübt hätte, dann wäre er vielleicht in der Lage gewesen, sich selbst zu verteidigen." Harry schwieg. Er mochte gar nicht daran denken, aber er hatte den anderen die Möglichkeit verwehrt von ihm zu lernen, auch wenn er selbst letzte Woche keinen Patronus beschwören konnte.

"Hermine wurde mehrmals gefragt, ob wir die DA nicht wieder aufnehmen. Sie sind alle ganz heiß darauf..."

"Nein, ohne mich!" sagte Harry kurz, "Sie akzeptieren mich nicht als Lehrer und verdächtigen mich, mit dem Feind zu paktieren, der zufällig mein bester Freund ist!"

"Aber sie haben ihre Meinung geändert!" sagte Ginny, die, entsetzt über Harrys harte Worte, stehen geblieben war.

"Das ist mir egal," sagte er gereizt, drehte sich aber doch zu ihr um. Warum mußte er so abweisend zu ihr sein? Er wollte nicht grob und ungehobelt erscheinen. Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Ginny sah ihn flehend an. Sicher sie hatten Angst, daß die Dementoren wieder auftauchen und dass es sehr bald den nächsten Überfall gab.

"OK, ich denke darüber nach," sagte er, nachdem er sich beruhigt hatte. Er verabschiedete sich schweren Herzens von ihr. Er hatte es schon wieder nicht geschafft, ihr zu sagen wie er ihr gegenüber fühlte. Im Gegenteil, er hatte sie angefahren und war alles andere als nett zu ihr gewesen.
 

***
 

Langsam ging er zurück zum Slytheringemeinschaftsraum. Er beachtete die anderen kaum. Simon saß mit Fréderic am Fenster und sie schienen über irgendwelche Hausaufgaben zu brüten, doch Harry widerstand der Versuchung zu ihnen zu gehen. Er wollte mit Simon reden, wollte ihn bitten ihm einen sinnvollen Tip zu geben, um Ginny näher zu kommen, doch er wandte sich den Schlafsälen zu und Harry setzte sich erneut mit einem Pergament und seiner Feder aufs Bett. Er wollte es jetzt schaffen, einen Liebesbrief zu schreiben, doch er kam nicht weit. Draco kam in den Raum. Er warf Harry einen kalten Blick zu und sagte:

"Versammlung im Gemeinschaftsraum, Snape will mit uns sprechen!" Harry sah ihn irritiert an, doch Draco drehte sich nur um und ging. Harry legte den angefangenen Brief unter sein Kopfkissen. Er wollte nicht riskieren, dass ihn irgendjemand fand. Es wäre ihm peinlich, wenn Draco, Crabbe oder Goyle herausfanden, daß er in Ginny verknallt war und einen Liebesbrief schrieb.
 

***
 

Was Snape zu sagen hatte war nicht wirklich schön. Owen Caulwell, ein Drittklässler aus Ravenclaw, wurde am späten Nachmittag mit dem Feuerfluch, Corpus Inflamare belegt und der Verdacht fiel auf einen Schüler aus Slytherin. Zumindest glaubte Owen einen Schüler in der Slytherinschuluniform erkannt zu haben, bevor er bewußtlos wurde.

Snape sah sich eindringlich jeden einzelnen Schüler an, doch er schien den Täter nicht ausmachen zu können. Keiner sprach. Harrys Blick wanderte ebenfalls durch die Reihen. Alle starrten Snape fassungslos an. Duelle, zwischen Slytherins und Schüler anderer Häuser waren nichts außergewöhnliches, aber der Feuerfluch war schon eine Ausnahme, da er durchaus tödlich verlaufen konnte.

"Wenn ich denjenigen erwische, der das getan hat, der kann mit einer Strafe rechnen, die der Tat angemessen ist. Nachsitzen ist dann nicht mehr. Sehr wahrscheinlicher ist ein Schulverweis!" sagte Snape drohend.

Nachdem er sich noch einmal jeden Schüler angesehen hatte wechselte er flüsternd ein paar Worte mit den Vertrauensschülern, dann mit Simon und verließ schließlich den Gemeinschaftsraum. Die Versammlung war beendet. Harry stand auf und ging wieder in den Schlafsaal. Er zog den Brief unter seinem Kopfkissen hervor und wollte gerade weiter schreiben, als die Tür vom Schlafsaal geöffnet wurde. Hastig steckte er den Brief weg, doch als er Simon erkannte, grinste er.

"Hallo," sagte Harry und zog den Brief wieder hervor. Er hatte ihn beim schnellen wegstecken ein wenig geknickt und er strich das Blatt glatt.

"Ich wollte fragen, wann wir wieder mit den Okklumentikstunden beginnen." sagte Simon ruhig.

"Mir egal," antwortete Harry, sah aber nicht von seinem Brief auf.

"Morgen Abend?" fragte Simon. Harry nickte und setzte die Feder wieder an.

"Du schreibst einen Brief an Ginny?" wieder nickte Harry nur. Simon trat einen Schritt näher und las.

"Das ist gut!" sagte Simon, "Wenn du aber jetzt ein drittes mal anfängst von Schmetterlingen im Bauch zu schreiben, dann wird er komisch." Harry sah auf.

"Woher wußtest du, daß ich das schreiben wollte?" fragte Harry erstaunt und sah zu Simon auf. Dieser hob nur eine Augenbraue und lächelte.

"Laß ihn so wie er ist, schlicht aber gut!" sagte Simon.

"Meinst du wirklich?" fragte Harry zweifelnd. Simon nickte. Harry überflog den Brief und mußte Simon Recht geben. Dafür, dass es seine erster Liebesbrief war, war er gar nicht schlecht. Er setzte seinen Namen darunter und rollte das Pergament vorsichtig zusammen.

Er entschuldigte sich bei Simon und rannte so schnell er konnte in die Eulerei. Hedwig war ganz außer sich, als sie sah, dass Harry endlich mal einen Brief dabei hatte. Sie hüpfte, wie verrückt, von einer Stange zur anderen, ließ sich dann aber ruhig vor Harry nieder und er konnte den Brief festhalten. Harry streichelte noch einmal über Hedwigs Federn, dann machte sie sich auf den Weg. Harry sah ihr gedankenverloren nach, dann wandte er sich vom Fenster ab und ging gemächlich zurück in den Gemeinschaftsraum.

***** tbc*****



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Von: abgemeldet
2005-01-14T18:47:14+00:00 14.01.2005 19:47
:-)


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