Home sweet home
Hi ihr lieben^^
Hoffe ihr erschlagt mich nicht direkt, aber mir ging es die letzte Zeit einfach nicht so, dass ich hätte weiter schreiben können. Hoffe wirklich ihr könnt mir noch einmal verzeihen und lest wieder fleißig(nicht so wie ich die letzten Monate -.-) weiter. Würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen!
Deshalb laber ich euch jetzt auch nicht weiter zu, sondern lass euch in Ruhe lesen^^ Viel Spass!
XLIX: Home sweet home
Die kleine Blondine begann an ihren Fingernägeln rum zu spielen und wollte nicht so recht raus mit der Sprache. Sie atmete ziemlich kurz und wippte etwas, um sich zu beruhigen. "Und dann...muss ich mich ducken...und..." wieder hielt sie inne.
"Und?" "Weg!...Aufs Dach"
"Du läufst also vor deinem Vater weg, damit er dich nicht schlägt? Und aufs Dach kann er nicht?" "Nein."
"Wieso das denn nicht?" "Weil nur ich den Weg weiß."
"Aber er könnte doch über die Dachfenster in deinem Zimmer aufs Dach." "Welche Fenster?"
"Es gibt keine Fenster in deinem Zimmer?" "Doch ne Luke."
"Und wie kommst du aufs Dach?" "Sag ich nicht!"
"Was ist, wenn er dich doch erwischt?" "Treppe zu."
"Welche Treppe?" "Meine Zimmertreppe."
"Und ihr seid beide in deinem Zimmer?" "Ja."
"Und dann, was passiert?" "Muss ich lieb sein."
Die kleine Blondine schüttelte sich angewidert, doch seufzte dann deutlich erleichtert. Sie blickte kurz auf, um zu sehen wie die Schwester reagierte, doch entschied sich dann schnell wieder um und sah zu Boden. Eigentlich wollte sie gar nicht wissen, was jetzt alle von ihr dachten. Die Krankenschwester und auch Kai und Tala mussten bei dieser Aussage hart schlucken. Der junge Russe wollte seine Freundin schützend in den Arm nehmen, doch die Schwester deutete ihm, das bloß zu lassen und sie nicht so grob aus ihrer Trance zu reißen. Widerwillig ließ Kai seine Arme wieder sinken.
"War er denn auch "lieb" zu dir?" Schweigen.
"Was ist wenn er geht?" "Treppe zu."
"Und dann bist du allein?" "Ja."
"Was tust du?" "Versuch aufs Dach zu klettern."
"Klappt`s denn?" "Manchmal."
"Warum nur manchmal?" "Ich komm nicht immer hoch."
"Warum?" "Weil's so weh tut."
"Und wenn du hoch kommst, was machst du auf dem Dach?" "Anlauf und aufs andere Dach."
"Wie alt bist du?" band die Schwester ziemlich beiläufig ein, um heraus zu finden, wann dies alles stattgefunden hatte. Sara hob eine Hand und zeigte sie ihr. "Wow, also 5 Jahre schon!" Die kleine Blondine nickte ganz stolz.
"Und wenn du auf dem anderen Dach bist, was machst du dann?" "Rein steigen."
"Wo bist du jetzt?" "Im Stall bei den Pferden."
"Und da bleibst du dann, Mäuschen?" "Ja, da is schön!"
"Weiß die Frau im Wohnzimmer, was der Mann mit dir macht?" "Nein!"
"Hast du es ihr nie erzählt?" "Nein!"
"Warum nicht?" "Sonst wird der Papa böse und tut der Mama ganz doll weh!"
Augenblicklich zuckte die kleine Blondine zusammen, als sie merkte, dass sie jetzt doch ausgesprochen hatte, was sich bereits jeder denken konnte und schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund. Die Schwester tat, als hätte sie nichts bemerkt, um sie in Sicherheit zu wiegen.
"Hast du es jemand anderem erzählt?" "Nein."
"Warum nicht?" "Weil man das nicht erzählt!"
"Das hat der Mann gesagt?" "Ja."
"Und warum erzählt man so was nicht?" "Weil ich selber schuld bin und dann ja lügen würde."
"Wäre das so schlimm wenn du lügst, nur einmal?" "Für Lügner und Verlierer ist kein Platz!"
"Also bist du ein Gewinner, Mäuschen?" "Ja."
"Beim Reiten?" "Ja und mit dem Boot!"
"Boot?" "Ja, beim Segeln."
"Und wann hast du mit dem Reiten angefangen?" "Letztes Jahr mit Lehrer, glaub ich."
"Mit 4 Jahren also. Dann wundert mich auch nicht, dass du ständig Probleme mit deinem Rücken hast. Und wenn du gewonnen hast, war alles okay?" Schweigen
"War der Mann stolz auf dich?" "Ja."
"Woher weißt du das?" "Hat er gesagt."
"Und dann?" Wieder Schweigen.
Die Krankenschwester ahnte worauf das hinaus lief.
"Wo warst du zu Hause nachdem du gewonnen hattest?" "Manchmal auf dem Dach."
"Zwickmühle, was? Wenn du verlierst ist kein Platz mehr im Haus und wenn du gewinnst ist der Mann ganz ,stolz' auf dich?" Ein zögerliches Nicken folgte.
"Gib mir mal deine Hand, Mäuschen." "Warum?"
"Nur so. Nix schlimmes."
Zögerlich hielt sie ihr die Hand hin. Die Schwester ergriff sie und schob ihren Pulli den Unterarm hoch. Die kleine Blondine versuchte ihre Hand jetzt schnell wieder weg zu ziehen, doch die Schwester hielt fest und besah sich den Arm. Sie fuhr über die Innenseite und spannte dadurch etwas die Haut. Hauchfeine Narben konnte man bei ganz genauem Hinsehen erkennen, immer im selben Abstand bedeckten sie die ganze Strecke zwischen Ellbogenbeuge und Handgelenk. Doch waren sie alle sehr gut verheilt und wirklich kaum noch zu erkennen, wenn man nicht danach suchte.
"Und so bist du den Druck losgeworden, was?!" "Geht dich nix an!"
"Also ja! Und du hungerst weil?" Stille.
"Mit dem Ritzen hast du doch auch aufgehört. Warum hungerst du denn immer wieder aufs Neue?" "Weil ich schuld bin!"
Sara schüttelte heftig den Kopf und versuchte ihre Gedanken wieder ins rechte Lot zu bringen. Diese Fragen schienen sie der Realität wieder näher zu bringen.
"Woran denn? Mäuschen sag mir irgendwas, was du so schlimmes verbrochen haben sollst?" "Ich war zu spät!"
"Das ist jetzt nicht wirklich dein Ernst. Darum hast du nichts mehr gegessen? Aus Schuldgefühl? Und nur auf Turnier konntest du das tun, weil sonst wär's Boris aufgefallen. Und ich dachte die ganze Zeit, du wärst von dem Trip runter. Warum hast du nie ein Wort gesagt? Vertraust du mir so wenig!" Tala war stinksauer und sah sie vorwurfsvoll an. "Ja...Nein!" rief sie und sah ihn völlig entsetzt an. Perplex über ihre heftige Reaktion saß der Rothaarige sprachlos da. Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen und wimmerte: "Nicht sauer sein. Bitte nicht sauer sein mit mir. Das hat doch gar nix mit dir zu tun!" "Ach du Scheiße!" Tala sprang auf und kniete sich vor sie.
Die Krankenschwester hatte ihm Platz gemacht und sich selbst neben Kai gesetzt, der seiner Freundin beruhigend über den Rücken streichelte. "Armes Mäuschen! Es geht schon manchmal ungerecht auf der Welt zu. Deine Freundin ist in ne völlig falsche Familie für sie hineingeboren worden. Durch die Überdosis kommt ihr eigentliches Wesen zum Vorschein. Der totale Harmoniemensch ist sie und aufgewachsen als geduldet. Geschundenes Seelchen. Weißt du denn wovon sie spricht, wenn sie sagt sie sei zu spät gewesen?" fragte sie leise den jungen Russen. "Ja das weiß ich. Aber sie hungert nicht. Sie isst zwar nicht immer viel, doch sie isst. Warum ist mir denn nicht aufgefallen, dass sie so extremes Untergewicht hat. Ich finde sie ist dünn, aber nicht übertrieben. Ich hätte das doch sehen müssen." Kai machte das doch sehr zu schaffen, dass er nicht erkannt haben sollte, dass seine Freundin, mit der er Bad und Bett teilte, magersüchtig war.
"Du musst dir keine Vorwürfe machen. Das konntest du in dem Stadium nicht sehen. Für ihre Verhältnisse wiegt sie im Moment sogar genug. Es könnten gut und gerne 4-5 Kilo mehr sein, aber so ist schon ganz passabel. Sie hatte schon wesentlich weniger auf den Rippen, als sie hier war. Doch Normalgewicht ist das noch lange nicht. Durch den vielen Sport sind die Muskeln besser ausgebildet und verdecken somit das eigentliche Bild. Würde sie den nicht machen, würde man das auch extremer sehen. Hinzu kommt, ihr doch für ihre zierliche Statur ziemlich großer Busen, dadurch verschätzt man sich gern beim Gewicht. Ist wirklich so. Mädchen mit weniger Oberweite wirken auch deutlich leichter, das Gesamtbild entscheidet. Aber ich würde dir raten, achte ein wenig mit auf ihr Gewicht. Auch wenn sie, wie du sagst, im Moment regelmäßig isst, kann sich das ganz schnell wieder ändern. Das ist wie bei einem trockenen Alkoholiker. Ob trocken oder nicht, er bleibt ein Alkoholiker. Die einen werden magersüchtig, weil sie sich zu dick fühlen und denn Absprung beim Abnehmen nicht mehr schaffen, die anderen verarbeiten so ihre psychischen Probleme. Es gibt so viele Gründe. Welche genau sie dazu bewegen kann auch variieren. Deshalb pass mit auf. Soweit ich das vorhin gesehen hab, scheinst du ja der Grund für ihr derzeitiges Hoch zu sein. Und ihr holt grad alles an Streicheleinheiten nach, was?!" grinste die Schwester, die wohl nur etwas älter als die Drei war, den jungen Russen an. Kai musste bei dem Gedanken an Saras Zärtlichkeiten schmunzeln und nickte. Die kleine Blondine schien sich unterdessen wieder gefangen zu haben und lächelte Tala beruhigt an.
In diesem Moment betrat der Professor endlich den Korridor und Kai verschwand direkt mit seiner Freundin in dessen Zimmer. Sara sah den jungen Russen kurz verwirrt an und flüsterte ihm zu: "War grad irgendwas? Ich hab das Gefühl, als hätte ich was Wichtiges verpasst!" Ungläubig blickte er zurück, doch fing sich schnell und beruhigte sie: "Nein. Es war nichts. Alles in Ordnung." So ganz traute sie dem nicht, doch tat es dann als Nebenwirkung des Medikaments ab und beide sahen erwartungsvoll den Professor an.
War etwas kurz, doch beim nächsten wirds wieder länger, versprochen! Hoffe meine bisher immer so treuen Leser/innen verzeihen mir und wir sehen uns dann auch wieder beim nächsten Kapitel?
Kritik, Vorschläge oder Lob? Immer her damit!
Bis dann eure Mai