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Miracle

von

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II.

Titel: Miracle (2/7+Epilog)

Autor: KimRay

e-mail: KimRay@gmx.de

Kategorie: Romance

Unterkategorie: ein ganz klein wenig Humor???
 

Inhalt: Harry hat ein Problem mit Valentinstagen, trifft jemanden, dem er eigentlich lieber aus dem Weg ging und muss Konsequenzen ziehen, mit denen er am allerwenigsten gerechnet hätte. Und außerdem hat ein gewisser Blonder auch noch ein Wörtchen mitzureden.
 

DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir.
 

Anmerkungen: Und hier wäre dann wie versprochen das nächste chap. Sorry für alle Draco Fans, aber Ihr müsst noch ein wenig warten!
 

Beta: fiZi
 

Big thanks für die reviews an: fiZi, Aya Malfoy, littleRanchan, Jeanca, Wasserhexe, Devil_SSJPan, Maruchina, xerperus und Lilyca! Ich hoffe Ihr macht so weiter! ;)
 

II.
 

Harry POV
 

"Harry?...Harry, aufstehen!"

Aufstehen? Schon wieder? Warum hatte ich jeden Morgen das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein?

Nun, die Antwort auf diese Frage, war einfach.

Weil ES grundsätzlich in dem Moment, in dem ich beschloss schlafen zu gehen, den Entschluss fasste, munter zu werden.

Konsequent erinnerte es mich regelmäßig daran, wer sein anderer Vater war. Der war auch eine Plage gewesen, meistens.

Was auch immer es war, was da in mir heranwuchs, ein normales Kind konnte es nicht sein. Kein normales Kind schaffte es mehrere Stunden am Stück einen Boxkampf mit meinen Eingeweiden durchzustehen.

Draco hatte ohne es zu wissen, den perfekten Weg gefunden, mich fertig zu machen.

Das war es, was ich war: fertig, und zwar vollkommen.

Ich hatte morgens nicht mal mehr die Energie aufzustehen und all das hatte ich Draco Malfoys Baby zu verdanken.

"Harry!" Amorina erschien in der Tür.

"Ich komm ja schon, ich komm ja schon!" Ich hörte sie lachen.

"Hat es dich wieder die ganze Nacht nicht schlafen lassen?" Ich schüttelte meinen Kopf und schob ihn todmüde tiefer ins Kissen.

"Lass mich weiter schlafen, Rina!" Es war ein sinnloses Unterfangen, doch ich probierte es jeden Morgen von neuem.

Wenn ich Albus Dumbledore in einem Punkt Recht geben musste, dann in dem, das Amorina DelBianco eine gestandene Hexe war. Mit einem hätte ich jedoch nicht gerechnet, als ich ihr das erste Mal begegnete, und das war der Fakt, dass ich sie irgendwann aus tiefstem Herzen lieben würde.

Amorina hatte mich wohl in dem Moment adoptiert, als sie mich das erste Mal sah. Auch wenn ich davon in dem Moment gar nicht begeistert gewesen war, denn sie besaß eine gewisse Ähnlichkeit mit Professor McGonagall. Doch dieser Eindruck verschwand, nachdem ich erst einmal mit ihr warm geworden war, was circa zehn Minuten nach Albus Dumbledores Abreise der Fall gewesen war.

Dann hatte sie nämlich ihr strenges Gebaren abgelegt, mich mit ihren warmen, braunen Augen angeschaut und gemeint:

,Wann hat dich eigentlich zum letzten Mal jemand richtig in die Arme genommen, mein Junge?' Darauf hatte ich ihr keine Antwort geben können, denn in meiner Kehle saß der inzwischen vertraute Kloß, dem die Tränen auf dem Fuße folgten.

Ich fragte mich heute noch, ob es ihre Absicht gewesen war, mit der einfachsten menschlichen Geste, die es gab, mein Herz zu erobern. Jedenfalls war es ihr gelungen.

"Umdrehen, Harry!", dieser Ton ließ keinen Widerspruch zu und ich rollte mich mühsam auf den Rücken. Langsam wurde es schwierig, obwohl man wirklich nicht sagen konnte, dass ich durch dieses Baby zu sehr an Umfang zugenommen hatte.

Ich betrachtete es noch immer als Fremdkörper und das würde sich erst ändern, wenn ich es wieder los war. Da konnte es auf mir herumtrampeln, soviel es wollte.

Ich schloss die Augen, als Amorina mein T-Shirt nach oben schob und meinen Bauch abtastete. Augenblicklich folgte das schon obligatorische Zappeln. Dracos Baby konnte es nicht leiden von Amorinas Händen vermessen zu werden.

Inzwischen wusste ich, dass es zu klein war. Keine wirkliche Überraschung. Ich hatte sogar heute noch Probleme mit dem Essen.

Und außerdem konnte ich mich recht gut an einen ziemlich mickrigen Blonden erinnern, dem ich vor etwas mehr als sechs Jahren in einem Laden für Zaubererumhänge zum ersten Mal begegnet war.

Amorina hatte mir erklärt, dass das Baby um den 1. November herum kommen müsste, wenn der Termin, den ich ihr gesagt hatte stimmte.

Bis dahin waren es noch zwei Wochen und ich konnte es schon lange nicht mehr erwarten.

Was ich sie dann als nächstes sagen hörte überraschte und verstörte mich.

"Ich werde Albus sagen, dass du nicht mehr am Unterricht teilnimmst!"

"Was?", schneller als erwartet war ich aus dem Bett, denn sie verließ mein Zimmer. "Was soll das heißen? Was ist los?"

"Es ist zu anstrengend, Harry, nicht für das Baby, für dich!", antwortete sie, ohne näher darauf einzugehen.

"Wieso auf einmal?"

Ich nahm seit fast sieben Monaten ganz normal über die Kristallkugel am Unterricht in Hogwarts teil, auch wenn das keiner wusste. Sogar meine Prüfungen hatte ich auf die Art geschrieben und so sehr mich Amorina auch in ihr Herz geschlossen haben musste, was den Unterricht anging, kannte sie keine Gnade.

Interessanter Weise waren meine Ergebnisse trotzdem nie zuvor so gut gewesen.

Sie sah mich inzwischen wieder an.

"Sieh in den Spiegel, Harry!" Sanft drehte sie mein Gesicht so, dass ich in den großen Wandspiegel über dem Kamin schauen musste, etwas, das ich seit Monaten vermied.

Ein blasses, schmales Gespenst, mit schwarzen Haaren, grünen Augen und runder Brille starrte mir entgegen. Von den ersten sechs Wochen hatte ich mich nie richtig erholt, obwohl es mir hier wirklich gut ging.

Es klappte trotz aller Zauberei einfach nicht mit dem Essen.

Ich schlug die Augen nieder und ihre Hand wuschelte durch meine Haare.

"Das Risiko bei einem magisch unterstützten Kaiserschnitt ist nicht allzu groß, aber ich werde nicht riskieren, dich dabei zu verlieren und wenn du dich nicht ausruhst, besteht diese Gefahr! Um das Baby mache ich mir keine Sorgen, Harry! Das ist zäh und hat einen sturen Kopf, aber du, mein Kleiner, du bist am Ende! Leg dich wieder hin, ja, von jetzt ab, wirst du nichts anderes mehr tun, als dich ausruhen."

Das musste sie mir nicht zweimal sagen. Auch wenn ich mich fragte, ob sie sich dessen erst jetzt bewusst geworden war, oder nur ganz einfach wusste, dass die Zeit reichen würde, um mich wenigstens ein bisschen zu erholen.

Die Sache mit diesem Kaiserschnitt machte mir Angst, obwohl es logischerweise der einzige Weg war, dieses Kind aus mir heraus zubekommen. Madam Pompfrey würde in Hogwarts in Bereitschaft stehen, falls es Probleme gab, doch ich wusste, dass Amorina entschlossen war, dass allein zu schaffen.

Sie war der Meinung, dass Dumbledore und Madam Pompfrey schon viel zu sehr in mich hineingeredet hatten.

Ich hatte mehr als einmal mit ihr über dieses Kind gesprochen, doch Amorina hatte mir nicht einmal die Frage nach dem Vater gestellt. Sie hatte mir nur dasselbe gesagt, wie Dumbledore:
 

Ein Herz nimmt nur entgegen, was ihm von einem anderen Herzen aus freien Stücken geschenkt worden ist.
 

Das war der Grundsatz, nach dem das Miracle funktionierte. Ich hatte das verdrängt, kaum, dass sie mir das klar gemacht hatte. Das wusste sie, doch inzwischen kam mir dieser Satz immer öfter in den Kopf.

Je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger begriff ich, wie es überhaupt dazu hatte kommen können.

Was Gefühle anging, war ich übervorsichtig und nach Sirius Tod hatte ich mich noch mehr nach außen hin abgeschottet.

Doch Draco hatte in dieser Nacht einen Nerv getroffen. Das wusste ich. Er hatte mir mit seiner Zärtlichkeit ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt, das mir beinahe Angst gemacht hatte und das war das große Rätsel für mich.

Er war nicht so.

Er konnte nicht so sein.

Er hatte mich jahrelang gehasst, verspottet und mit seiner Bosheit verfolgt. Er hatte mir Rache geschworen, als Lucius nach Askaban kam und noch immer war ich überzeugt davon, dass er in dieser Nacht nur eine sich bietenden Gelegenheit genutzt hatte...

Doch das passte nicht zu dem, was Dumbledore und Amorina sagten.

Es passte einfach nicht und ich fand keine brauchbare Erklärung.

Er wollte das garantiert nicht...und ich eigentlich erst recht nicht, doch es war passiert.

Mir.

Ich bekam ein Baby, das ich nicht wollte.

Manchmal fragte ich mich, ob es mir dieses Kind so schwer machte, weil es das ganz genau wusste, doch ich konnte nicht anders. Ich konnte den Gedanken an dieses Kind von Draco Malfoy nicht ertragen, denn ich war mir sicher, hätte er die Wahl gehabt, würde es nicht existieren.

Und das tat mehr weh, als alles andere.
 

Amorina POV
 

Leise zog ich die Tür wieder hinter mir zu. Er schlief. Ohne Zweifel hatte es dieser kleine Teufelsbraten aufgegeben ihn zu tyrannisieren, seitdem ich ihn zur Bettruhe verdonnert hatte.

Harrys Einstellung zu dem Baby hatte sich nicht geändert, obwohl ich es gehofft hatte, und das Baby gab ihm auch keinen Grund dazu. Noch immer konnte ich nicht so Recht begreifen, wie unter den gegebenen Umständen ein Miracle zustande gekommen war.

Es war nur ein einziges Mal gewesen. Daran hatte ich keine Zweifel mehr. Er brauchte selbst noch immer viel zu viel Liebe, als dass er jemals von irgendjemand genug davon bekommen haben konnte.

Der miserable körperliche Zustand, in dem er sich befand, machte es nur noch schlimmer und inzwischen war mir klar, dass ich dass Risiko, den Eingriff allein durchzuführen nicht eingehen konnte. Er musste das ja nicht wissen.

Er hatte sich niemals wirklich erholt. Auch nicht, als er in der Sommerferien sein Ruhe gehabt hatte. Das war der Grund gewesen, warum ich ihn so lange am Unterricht teilnehmen lassen hatte. Es lenkte ihn von seinen düsteren Gedanken ab, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass es langsam besser wurde.

Wenn er doch nur begreifen würde, welch großes Geschenk ihm zu Teil wurde. Was auch immer zwischen ihm und diesem anderen Vater abgelaufen war, dieses Kind würde ihn lieben, wenn er es nur ließe.

Müde rieb ich mir übers Gesicht. Das war etwas, woran Harry nicht glauben konnte und manchmal hatte ich sogar das Gefühl, er hatte Angst davor.
 

Harry POV
 

"Rina!...RINA...RIIIINAAAAAAAAAAAA..." Oh Gott, wo war sie nur?

Ein einziges Mal in den letzten beiden Wochen war sie nicht da und genau diesen Punkt suchte sich dieses ES aus um dem ganzen ein Ende zu machen.

Ich hatte das Gefühl, als risse mich etwas in Fetzen.

"Halt dich zurück...tu mir den Gefallen und halt dich zurück...Sie kommt gleich wieder...argh..." Es sah nicht so aus, als sei das im Interesse dieses Babys. Ich ging in die Knie. Es war nicht mehr zum Aushalten.

Zum wohl tausendsten Mal in den letzten vierunddreißig Wochen verfluchte ich zuerst meine eigene Dummheit und dann Draco Malfoy.

"Rina...komm nach Hause ... bitte...!" Warum verlor ich nicht das Bewusstsein?Sonst hatte es mich doch auch immer umgeschmissen! Himmel noch mal, ich wollte nicht mehr!

"Ich kann dir nicht helfen...wenn du meinst, es muss jetzt sein, dann wirst du uns wohl beide umbringen..." Einen Augenblick später lag ich komplett am Boden und mit letzter Kraft gelang es mir, die Beine anzuziehen.

Warum nur war das passiert? Das war schlimmer als alles, was ich je durchgemacht hatte.

Gott, ich wünschte es wäre endlich vorbei.
 

"Harry, oh Himmel...Levitas!" Arme hoben mich vom Boden, als sei ich eine Feder. "Ssshhhh, mein Kleiner, gleich ist es besser!" Das konnte ich mir nun wirklich nicht mehr vorstellen.

Ich spürte, wie Amorina mich aufs Bett legte.

"Mund auf!" Ohne zu denken befolgte ich ihre Befehle, nahm geistesabwesend wahr, wie sich mein Zimmer veränderte und plötzlich ließ auch der Schmerz nach.

"Geht es wieder?"

"Weiß ich nich..."

"Wie lange?"

"Weiß ich auch nich...!"

"Gleich ist es vorbei, mein Kleiner!"

"Versprichst du mir das?" Sie sah mich über den Sichtschutz, der sich ein paar Inch vor meinem Gesicht aufgebaut hatte, hinweg an und brachte es fertig zu lächeln.

"Das kann ich dir versprechen! Wenn auch sonst vielleicht nicht viel, aber dass kann ich versprechen...und vergiss nicht...du darfst nicht einschlafen, Harry, du musst es nehmen, bis ich dich wieder in Ordnung gebracht habe!"

Ich nickte. Mir war alles Recht, wenn es nur vorbei war. Inzwischen hatte ich keine Schmerzen mehr, auch wenn ich furchtbar müde war.

Amorina hatte mir gesagt, dass ich das Baby festhalten musste, bis sie den Eingriff beendet hatte, wenn ich nicht wollte, dass noch jemand anderes da war, wenn dieses ES auf die Welt kam.

Das würde ich schon irgendwie schaffen und danach würde sie es fort bringen, zu Leuten, die es mehr lieben würden, als ich und die es nicht als Besitz betrachten würden wie die Malfoys.

"Harry?"

"Ich bin wach, Rina!" Gerade noch so!

Ich hatte keine Ahnung, wie weit sie war, denn ich konnte außer ihrer Stimme nichts weiter hören. Sie hatte mir erklärt, dass sie einen Silencing-charm sprechen würde und ich ging davon aus, dass sie wusste, was sie tat.

Auf Amorina hatte ich mich immer verlassen können und ich hatte keinen Grund an ihr zu Zweifeln.

Doch plötzlich war da dieses andere Geräusch.

Einen Moment lang klang es wie ein leises Schluchzen, bis es von einer Sekunde zur anderen zu einem ausgewachsenen Brüllen anschwoll.

Augenblicklich war ich hell wach.

"Mama mia, hast du eine Stimme, meine Kleine!" Dieser Satz machte mir zweierlei klar. Das ES war ein Mädchen und es war vorbei.

Gleich darauf reichte Amorina mir das Bündel Mensch, das mich seit nunmehr vierzig Wochen tyrannisiert hatte, am Sichtschutz vorbei.

"Du bist dran, Harry! Es dauert noch ein paar Minuten! Halt sie gut fest!" Noch immer brüllte... sie. Es war unmöglich diesen Fakt zu ignorieren.

Ein Mädchen, kein Erbe. Warum gefiel mir dieser Gedanke? Vermutlich, weil ich davon ausging, dass ein Malfoy einen möännlichen Erben erwartete, so idiotisch das vielleicht auch war.

Unsicher tat ich, was mir Amorina gesagt hatte, nachdem sie das Baby auf meine Brust gelegt hatte, doch ich wagte es fast nicht, meine Hände in die Nähe dieses schreienden Bündels zu bringen.

Sie blieben in sicheren Abstand, nur um im Ernstfall zu verhindern, dass sie herunterfiel.

Noch immer schrie sie wie am Spieß. Der winzige Körper zitterte vor Anstrengung und ich fragte mich ernsthaft, wie so ein winziges Wesen einen solchen Lärm machen konnte, obwohl es mich eigentlich nicht überraschen dürfte, nach all diesen nächtlichen Boxkämpfen.

"Hör auf mit dem Geschrei!...Es ist ja vorbei...du bist mich gleich los!", brachte ich nervös heraus. Das schien sie jedoch nicht sonderlich zu beruhigen.

Das zarte Gesichtchen zu einer Grimasse verzogen und die kleinen Fäuste geballt, wurde sie von herzzerreißendem Schluchzen geschüttelt.

Himmel noch mal, das war ja nicht mehr mit anzusehen. Ohne es zu wollen strich meine Linke über das so beängstigend zerbrechlich wirkende Köpfchen.

"Nun hör schon auf mit dem Geschrei!" Das Resultat war ein empörtes Seufzen und ein ungeduldiges Drängen in Richtung meiner Hand, doch das Schluchzen blieb und sie hörte nicht auf zu weinen.

ES, versuchte ich mich zu erinnern, doch es gelang mir nicht, dieses Weinen war einfach bedauernswert und das Zittern, das diesen kleinen Körper schüttelte, hörte einfach nicht auf.

Etwas sagte mir, dass es vor Kälte war.

Es musste eine gewaltige Umstellung sein von 36 °C Körpertemperatur auf maximal 23°C Raumtemperatur. Wiederum ohne zu denken langte ich nach dem Kissen, das ich normalerweise zusätzlich am Kopfende meines Bettes hatte, wenn ich las und deckte es über das winzige Wesen auf meiner Brust.

Es dauerte nur Augenblicke, bis das Zittern aufhörte und das Baby ein diesmal eindeutig zufriedenes Seufzen hören ließ. Babyblaue Augen schenkten mir einen kritischen Blick bevor sie sich schlossen, Finger fanden ihren Weg zwischen winzige rosa Lippen und mit Schrecken wurde mir klar, das dieses Etwas da auf meiner Brust mein Kind war, jenes Kind, das ich nicht haben wollte und das mich tyrannisierte, seit es von mir Besitz ergriffen hatte. Doch noch bevor ich mit diesem Gedanken etwas anfangen konnte, übermannte mich auch schon der Schlaf.
 

Amorina POV
 

"So, das hätten wir! Jetzt bist du wieder wie neu!" Ich warf Madam Pompfrey, die die ganze Zeit in der Tür gewartet hatte, um im Ernstfall einspringen zu können einen warnenden Blick zu, doch sie bemerkte mich gar nicht.

Sie starrte mit verklärten Augen auf den Anblick hinter dem Sichtschutz. Offensichtlich war Harry doch eingeschlafen. Zeit die Kleine in Sicherheit zu bringen und so ließ ich den Sichtschutz verschwinden.

Was ich sah, verschlug mir genauso die Sprache, wie der Schulkrankenschwester von Hogwarts.

Sie schliefen beide. Das Baby genauso friedlich, wie sein leidgeprüfter Vater. Und die Arme, die er schützend um das Kissen geschlungen hatte, sagten mir ganz klar, dass jeder Versuch, das Baby da jetzt weg zu nehmen, gnadenloses Gebrüll zur Folge habe würde.

Das hatte die kleine Hexe schon bewiesen, kaum, dass sie ihren ersten Atemzug getan hatte. Sie hatte mit Sicherheit erst aufgehört zu schreien, als er sie in den Arm genommen hatte.

Ohne Zweifel war dieses Dingelchen entschlossen, ihn nicht auszulassen, ob er wollte, oder nicht.

"Irgend einen Verdacht, Madam Pompfrey!", fragte ich, um die entstandene Stille zu durchbrechen. Die Krankenschwester schüttelte ihren Kopf.

"Nicht den geringsten! Ich hab noch nie ein so süßes Baby gesehen!"

"Sie ist perfekt, diese Kleine, nicht wahr? Jetzt können wir nur noch hoffen, dass ihr Vater das auch noch begreift!"

"Das wird er! Ganz bestimmt! Da bin ich mir absolut sicher! Selbst wenn Harrys Verstand ab und zu aussetzt, funktioniert sein Herz immer...und das meine ich wirklich...es funktioniert immer! Und ganz besonders dann, wenn es die einzig richtige Antwort weiß!"

Ich hätte nicht erwartet, dass es Dinge gab, die mich noch überraschten. Doch was Madam Pompfrey da über Harry sagte, tat es.
 

Harry POV
 

Ich wusste nicht, was mich weckte. Ich tauchte nur langsam aber sicher aus wohligem Schlaf auf, rollte mich auf die Seite und wurde zum ersten Mal stutzig.

Das ging zu einfach.

Es fühlte sich an, als sei ich von einem Tag auf den anderen wieder der Alte. Irritiert schlug ich die Augen auf - und hielt den Atem an.

SIE lag neben mir.

Das Baby. Ich war es los. Das Drama war vorbei.

Unvermittelt ließ sie ein schweres Seufzen hören, krallten sich ihre Finger in meine Unterlippe, bevor sie einen Moment vor sich hin nuckelte und weiter schlief.

Wieso lag sie in meinem Bett?

Erst da wurde mir bewusst, dass es mein eigener Arm war, der das winzige Wesen unter dem sicheren Schutz des Kissens barg.

Sie war noch da, weil ich sie nicht losgelassen hatte.
 

Ein Herz nimmt nur entgegen, was ihm von einem anderen Herzen aus freien Stücken geschenkt worden ist.
 

Wieso musste mir ausgerechnet dieser Satz gerade jetzt durch meinen Kopf gehen?

Irritiert berührten meine Finger die kaum sichtbaren silberblonden Härchen auf ihrem winzigen Köpfchen. Dracos Haar.

Himmel, wie lange würde es wohl dauern, bis diese Augen, die im Moment noch babyblau waren, wenn ich mich recht erinnerte, ebenso silbern wie seine waren?

Silberne Augen.

Unvermittelt sah ich wieder diesen Blick, den Ausdruck darin, den ich weder deuten, noch vergessen konnte.

Das ist sein Kind, erinnerte ich mich energisch, und etwas sagte mir, dass man das auch irgendwann sehen würde. Wenn sie schon jetzt so silberblondes Haar hatte.

Wie konnte man sich in solch einer Konstellation nur derartig durchsetzen?

Meine Tochter ähnelte mir selbst nicht im Geringsten, soweit ich das im Moment sah.

Und dann gerieten meine Gedanken ins stocken.

Was hatte ich da gerade gedacht?

Ich brauchte eine Weile, um mit diesem Gedanken klar zu kommen. Ich hatte sie in Gedanken als ,meine Tochter' bezeichnet.

Ich hatte das Kind von Draco Malfoy als meine Tochter bezeichnet.

Silberne Augen und ein eisiges Herz.

Unbewusst zog ich das winzige Wesen ein wenig enger an mich, barg es schützend in meinen Armen. Sie würde niemals ein eisiges Herz haben. Das würde ich nicht zulassen.

Sie war meine Tochter, ganz gleich, wer ihr anderer Vater war.

ICH hatte sie neun Monate mit mir rum geschleppt. ICH hatte mich gedanklich selbst mit dem ES gestritten, es zu beruhigen versucht, wenn ich es gar nicht mehr aushielt und es verflucht, wenn es meine Wünsche grundsätzlich ignorierte.

ICH hatte es als einen Teil von mir in meinem Körper heranwachsen lassen.

Sie war ein Teil von mir, selbst dann wenn sie wie Draco Malfoy aussah. Ich war derjenige, der ihr das Leben geschenkt hatte.

ICH musste ihr zeigen, was Liebe ist, wenn ich sicher sein wollte, dass ihr Herz nicht erfror und bis jetzt hatte ich einen wirklich miserablen Job gemacht.

Etwas breitete sich in meiner Brust aus. Es fühlte sich fast wie ein Schmerz an, doch das war es nicht.

Es war Wärme, eine Wärme, die ich nie zuvor verspürt hatte, und sie hüllte diesen kleinen Zwerg ein, als gehöre sie ganz und gar ihm.

Vorsichtig holte ich sie noch ein wenig näher zu mir heran und es sah ganz so aus, als wäre sie damit völlig einverstanden, denn ihre winzigen Finger krallten sich inzwischen in mein T-Shirt, ihr winziges Näschen kuschelte sich an meine Brust, und wieder war dieses zufriedene Seufzen zu hören.

Es sah ganz so aus, als sei meine Tochter mit ihrer momentanen Situation völlig einverstanden.

Ich konnte nicht fassen, was hier passierte.

"Vielleicht solltest du ihr einen Namen geben?" riss mich Amorinas Stimme aus meinen Gedanken. Sie saß in dem Sessel links von meinem Bett.

"Das war Absicht, oder?" Rina lächelte.

"Ich gebe erst auf, wenn die Schlacht verloren ist!" Ich schaffte es nicht, ein leises Lachen zurückzuhalten.

"Ich habe nie jemanden gesehen, der so genau in einem anderen Menschen lesen kann, wie du, Rina!"

"Hast du schon, Harry...du hast den anderen nur keine Chance gegeben!" Vermutlich hatte sie Recht. Ich fragte mich einen Moment lang, was gerade so durch Albus Dumbledores Kopf ging. "Gib ihr einen Namen, Harry, und zeig ihr, dass du sie liebst!"

Das war es wohl. Das musste es sein. So stellte ich es mir vor, geliebt zu werden: warm, geborgen, sicher.

Und plötzlich begriff ich, was dieser Satz bedeutetet, den Dumbledore und Amorina mich nicht vergessen ließen, denn diese Wärme hüllte uns beide ein.

So, wie ich meine Tochter liebte, so würde sie auch mich lieben.

Ich fühlte mich erneut in ihrem winzigen Gesicht gefangen.

Warum nur erinnerte sie mich so sehr an ihn?

Warum hatte ich das Gefühl, wenn ich sie liebte, musste ich auch ihn lieben? Etwas, das doch vollkommen unmöglich war.

"Lilly Ann!" Sie würde Lilly Ann heißen und Draco würde hoffentlich niemals von ihr erfahren.

Und den Gedanken an dieses Gefühl, den musste ich vergessen. Was ich an Liebe besaß, das würde meine Tochter bekommen, denn dann konnte ich wenigstens sicher sein, dass sie angenommen wurde.
 

Amorina POV
 

"Lilly Ann!" hörte ich ihn sagen und ich musste meinen Blick abwenden, denn mir standen die Tränen in den Augen.

Ich gestand es mir nur ungern ein, doch ich hatte nicht mehr daran geglaubt - bis zu dem Moment, wo er mit seiner Tochter im Arm eingeschlafen war.

Sie hatte es ihm wahrlich nicht leicht gemacht, doch am Ende hatte sie ihm auch keine Chance gegeben.

Niemals zuvor hatte ich ein Baby in den Händen gehalten, das sich von mir nicht beruhigen ließ. Ich war eine Hexe, ich brachte jedes Kind zur Ruhe.

Erst Lilly Ann hatte mich daran zweifeln lassen, doch sie ließ Harry nicht zweifeln und das war viel wichtiger. Plötzlich wurde mir klar, dass Madam Pompfrey Recht hatte.

Sein Verstand mochte ab und an aussetzen, doch sein Herz funktionierte - und Lilly Ann hatte es ohne Zweifel in der Hand.

Warum sonst sollte er seiner Tochter den Namen seiner Mutter geben?
 

Harry POV
 

Das nächste Aufwachen war weniger lustig, denn sirenengleiches Geschrei ließ mich augenblicklich aufrecht im Bett sitzen.

Sie brülle aus Leibeskräften.

Ich korrigierte mich.

Lilly Ann brüllte aus Leibeskräften.

Meine Tochter hatte einen Namen, und ich war derjenige, der ihn ihr gegeben hatte.

Einen Moment später flog die Tür auf und Amorina stand im Nachthemd im Zimmer.

"Was ist passiert?" Ich ging nicht davon aus, dass ich sonderlich intelligent dreinschaute, als ich entgegnete:

"Keine Ahnung!"

Ein paar Minuten später hielt ich ein Fläschchen mit Babynahrung in der Hand und Rina stand mit verschränkten Armen vor meinem Bett.

"Nun mach schon!", befahl sie, denn Lilly Ann brüllte noch immer.

"Aber..."

"Stell dich nicht so an!"

Bravo! Als wisse ich, wie man einem Baby das Fläschchen gab. Ich hatte schon genug Probleme damit gehabt, dieses Baby auf die Welt zu bringen.

Und Lilly Ann brüllte.

Ich schoss einen giftigen Blick in Rinas Richtung, nahm Lilly Ann in den Arm und wandte ihr den Rücken zu. Zu meiner ungemeinen Erleichterung hatte meine Tochter, was das anging, wohl einen natürlichen Instinkt. Einmal den Sauger zwischen den Lippen, wusste sie ganz genau, was sie zu tun hatte.

Es dauerte nur ein paar Minuten, bevor sie das Fläschchen ausgetrunken hatte und mich mit ihren babyblauen Augen anstarrte.

"Du musst sie hochnehmen und aufstoßen lassen und dann wirst du sie mir wohl geben müssen. Um ihr endlich eine Windel zu verpassen und ihr etwas anzuziehen.... Du... bleibst nämlich erst Mal, wo du bist!"

Das konnte sie gern haben. Ich hatte eh keine Ahnung, wovon sie sprach, doch als ich Lilly Ann hoch nahm und instinktiv gegen meine Schulter lehnte, wurde mir wenigstens klar, was sie mit aufstoßen meinte.

Meine Tochter ließ ein zufriedenes...nun ja...wie auch immer man das bei Babys nannte, hören.

"Ah...ja!...Und was nun?"

"Her damit!" Es schockierte mich, doch die Vorstellung gefiel mir nicht sonderlich.

Meine Güte, das konnte ja wohl nicht wahr sein!

Aber andererseits schleppte ich sie immerhin schon eine ganze Weile mit mir rum und es war eine ganz neue Erfahrung sie aus der Hand zu geben.

Rina ließ ein fieses Lächeln sehen.

"Gibt es ein Problem, Harry?"

"Nein... gar nicht!"

Lilly Ann nahm mir die Entscheidung sehr effizient ab und ich betrachtete sie mit einem Mal ziemlich kritisch. Sah ganz so aus, als müsse ich noch eine ganze Menge lernen.

Das Flanelltuch, in das Amorina sie nach dem Kaiserschnitt gewickelt hatte, war nun ziemlich nass, genau, wie mein T-Shirt. Etwas pikiert reichte ich das durchnässte Bündel weiter.

Der Effekt war niederschmetternd.

Lilly Ann stieß einen schrillen Schrei aus, der Amorina wohl genauso sehr schockierte, wie mich, und sie hörte erst wieder auf zu brüllen, als Amorina mit ihr fertig war und sie mir hastig zurückgab.

Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis wieder Ruhe war und ich Amorinas Blick begegnete.

Sie sah noch immer schockiert aus.

"Harry...ich sage es nur ungern, doch ich glaube, du hast ein Problem!" Ich konnte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, doch sie hatte Recht.
 

Amorina hielt nur zwei Tage durch.

Lilly Ann forderte alle drei Stunden ihr Recht auf ihr Fläschchen, nachdem sie erst einmal dahinter gekommen war, wie sie es anstellen musste. Und jedes Mal wenn sie im Anschluss von Rina gewickelt wurde gab es das gleiche Theater.

Nach diesen zwei Tagen war Rina fertig mit den Nerven und ich gab es auf, mich zu drücken, denn dieses schrille Schreien war unerträglich.

Kaum, dass ihr erst Mal klar war, dass ich es war, der diesen Job übernahm, war Ruhe.

Die nächsten zwei Tage schmollte Amorina mit uns. Lilly Ann und mir tat sie damit keinen Gefallen, denn meine Tochter hatte ihren Kopf durchgesetzt und sie hatte mich an der Leine.

Von da an bestimmten 2800g Mensch mein Leben und ich kam zu keinem klaren Gedanken mehr.
 

Nachdem Amorina sich damit abgefunden hatte, dass es ein Baby gab, dass sie mit all ihrer Wärme und Hexerei nicht davon überzeugen konnte, dass sie es nur gut mit uns meinte, tat sie in allen anderen Bereichen was sie konnte.

Es war nicht mehr die Rede davon, dass ich eigentlich nur bis nach der Geburt bei ihr untergekommen war. Als ich sie irgendwann vorsichtig darauf ansprach, funkelte sie mich an, wie an diesem ersten Tag hier - streng und unnachgiebig.

"Gibt es einen Ort, an den du gehen kannst?" Ich schüttelte den Kopf ohne sie anzusehen. Das war der Fakt, der mir Sorgen machte.

Ich war ein Zauberer ohne Schulabschluss, in der Muggelwelt noch nicht mal volljährig und ich hatte ein Baby, das vierundzwanzig Stunden am Tag meine Aufmerksamkeit forderte.

Doch mein Aufenthalt hier war nur für die Dauer der Schwangerschaft abgesprochen gewesen.

Ein weiteres Problem, dass es mir nicht unbedingt leichter machte.
 

Amorina POV
 

Da saß er nun, mit gesenktem Kopf, wie ein Häufchen Elend. Natürlich hatte er Recht. Mit Albus war abgesprochen, dass er bis nach der Geburt blieb. Das war es, was er wusste.

Hatte er denn nur immer noch nicht begriffen, dass es wichtigere Dinge als Absprachen gab?

Langsam ging ich vor ihm in die Hocke und zwang ihn, mich anzusehen. Was ich sah erschreckte mich ein wenig und ließ mich eins begreifen.

Harry hatte sich sein ganzes Leben immer nur auf sich selbst verlassen müssen und er akzeptierte das, egal wie kompliziert die Konsequenzen waren.

Es hatte nie jemanden gegeben, der ihm jemals etwas abgenommen hatte, und das, was Albus versucht hatte, war in einer Katastrophe geendet.

Ich konnte nicht streng mit ihm sein. Ich schaffte es nicht.

"Mein Kleiner, willst du es nicht sehen, oder hast du nicht den Mut dazu?" Harrys Blick wich mir aus. Er war in seiner eigenen Verantwortlichkeit gefangen.

Er hatte wider die Natur ein Baby empfangen, ihm das Leben geschenkt ohne es zu wollen und es letztendlich sogar als sein eigenes akzeptiert. Er hatte beschlossen es zu lieben.

Das war es, was ich von Harry Potter gesehen hatte.

Doch da war so viel mehr. Er war aufgewachsen als das Stiefkind, das seine Verwandten aus ihm gemacht hatten, war als Held in die magische Welt eingetreten und hatte dem Tod immer wieder in die Augen gesehen, hatte verloren was er liebte und besiegt, was man von ihm erwartete, doch am Ende war er immer wieder allein gewesen.

Und er erwartete nichts anderes.

Er brauchte nicht den Mut es zu sehen. Er erwartete es einfach nicht.

"Du bist nicht allein, Harry! Ich kann dich nicht daran hindern, wenn du gehen willst, aber...du würdest mich sehr glücklich machen, wenn du bleibst, denn durch dich und deinen kleinen Teufelsbraten bin auch ich nicht mehr allein! Und wenn du das nicht siehst, dann sage ich es dir! Ich hatte nie das Glück Kinder zu haben ... warum auch immer, aber ich glaube... du bist so etwas wie ein Sohn für mich... und ich hatte immer geglaubt, du wüsstest das!" Meine Hand strich durch sein zerzaustes, schwarzes Haar, denn er hatte den Kopf noch ein wenig tiefer gesenkt. "Was auch immer du tust, gib mir das Recht, dich zu lieben, als den Sohn, der du für mich geworden bist, Harry und akzeptiere, dass ich für dich da bin!"

Harry sah mich nicht an, dass ließ wohl sein Stolz nicht zu, doch seine Hand griff nach meiner und drückte sie fest. Das war für mich Grund genug, ihn einfach in die Arme zu nehmen, so wie damals ganz zu Anfang.

Ich glaube, leicht fiel es ihm nicht, zu akzeptieren, dass er nicht allein dastand, mit all der Verantwortung und all der Arbeit, die ein Baby mit sich brachte, doch er gab sich Mühe.

Nur Lilly Ann machte mir noch eine ganze Weile Schwierigkeiten.
 

"Harry?" Es war viel zu still im Haus. Normalerweise fluchte er die meiste Zeit, seit er wieder am Unterricht teilnahm, denn er hatte in den vier Wochen Pause so einiges verpasst und vor allem über den Zaubertränkelehrer regte er sich ständig auf.

Harry hatte beschlossen, seinen Abschluss so gut wie möglich zu machen. Er hatte noch keine Ahnung, was er später tun wollte und auch nicht den Nerv darüber nachzudenken, doch wenigstens das wusste er genau.

Lilly Ann ließ ihm keine Minute Zeit für sich. Es gab nichts, was ich tun konnte, ohne verheerendes Protestgeschrei bei ihr auszulösen.

Himmel noch mal, ich hatte nie ein Kind gesehen, dass so auf ein Elternteil fixiert war.

Ich schloss die Tür hinter mir und ahnte schon fast, was ich sehen würde, wenn ich in die Bibliothek kam.

Er saß am Boden, mit dem Rücken gegen die Couch gelehnt, Lilly Ann schlief in seinem Arm und die Kristallkugel aus Hogwarts stand am Boden, doch was auch immer dieser Professor Snape da sagte, Harry hörte es nicht. Er schlief.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich da stand und diese Szenerie betrachtete. Es wäre ein unglaublich liebenswertes Bild, wenn ich nicht so genau wusste, was es wirklich ausdrückte.

Lilly Ann hatte ihren Kopf durchgesetzt und Harry war am Ende.

Als ich das Haus verlassen hatte, hatte sie noch oben geschlafen, doch wahrscheinlich war sie irgendwann aufgewacht und hatte ihn so lange tyrannisiert, bis er sie mit herunter genommen hatte.

Langsam ging ich zu ihnen hinüber, ließ die Kristallkugel erlöschen und setzte mich auf die Couch.

Harry hatte dunkle Ränder unter den Augen. Er schlief viel zu wenig und es war nicht wirklich verwunderlich, dass er in seinem Stoff nicht mehr nachkam.

"Aufwachen, Harry!", meinte ich leise, um die kleine Hexe nicht auch zu wecken und zupfte an seinen im Moment viel zu langen Haaren.
 

Harry POV
 

Ich schrak hoch und brauchte einen Moment, um mir klar zu werden, wo ich war.

Es war zu still.

Dann fiel es mir ein. Eigentlich hatte ich am Unterricht teilnehmen wollen, doch kaum, dass Amorina aus dem Haus gewesen war, war Lilly Ann aufgewacht.

Es war nicht ihre Zeit und mir war klar, was sie gewollt hatte. Eigentlich hatte ich auch nicht nachgeben wollen, doch leider war es unmöglich sich zu konzentrieren, wenn sie wie am Spieß schrie.

Also hatte ich sie doch geholt. Natürlich war dann Ruhe, aber wirklich bei der Sache bin ich auch da nicht gewesen.

Ich musste eingeschlafen sein.

"Bist du wach?", fragte Rina plötzlich von der Seite und ich schrak erneut zusammen.

"Meine Güte, seit wann bist du zurück?"

"Nur ein paar Minuten!"

"Wie lange hab ich gepennt?"

"Keine Ahnung, Harry! Ich weiß nur, dass es so nicht weitergehen kann!" Erledigt ließ ich den Kopf in den Nacken sinken. Ich wusste, dass sie Recht hatte, aber ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.

"Du musst Lilly Ann klar machen, dass sie nicht mit dir machen kann, was sie will, Harry!"

"Wenn du mir sagst wie!", als hätte ich das nicht schon versucht.

Amorina schwieg und ich sah sie an. Ihr Gesicht gefiel mir nicht.

"Indem du sie schreien lässt, wenn du gerade nicht kannst und ich deinen Job übernehme!" Ich betrachtete meine schlafende Tochter und fühlte mich gar nicht wohl, bei dem, was Rina da vorschlug. "Harry, wenn wir das nicht durchziehen, wird sie nie lernen, wo Schluss ist! Und es ist schon lange Schluss! Ihr Dickkopf ist jetzt schon beeindruckend genug!"

Malfoy, eben! Draco hatte auch nie gewusst, wo Schluss ist!

Warum fiel er mir gerade jetzt ein?

Weil ich ihn gesehen hatte, nur kurz, aber ich hatte ihn in der Kugel gesehen. Es begeisterte mich nicht sonderlich, dass mich das sogar einen Augenblick lang von Lilly Anns Geschrei abgelenkt hatte.

"Ich weiß zwar von wem sie das hat, aber das ist egal!", fuhr Amorina inzwischen fort und ich horchte auf.

"Wie bitte?" Was hatte sie da gesagt? Ich sah sie an und konnte nicht fassen, was ich gehört hatte. Amorina funkelte mich an.

"Harry, stell dich nicht dümmer, als du bist! Deine Tochter geht genauso mit dem Kopf durch die Wand, wie du! Und komm ja nicht auf die Idee, etwas anderes zu behaupten! Her damit jetzt! Am besten wir fangen sofort an! Deine Mittagspause in Hogwarts dürfte vorbei sein! Essen kannst du nebenbei! Ich nehme Lilly Ann, du machst deinen Unterricht! Und wundere dich nicht, wenn du ihr Geschrei nicht hörst, ich lege einen Silencing-charm über die Bibliothek!" Ich musste schlucken, als Amorina die Arme nach Lilly Ann ausstreckte.

Sie sah es und das Funkeln in ihren Augen wurde intensiver.

"Vertraust du mir?"

"Sicher!..."

"Also... hopp jetzt!" Ich starrte meiner kleinen schlafenden Hexe ins Gesicht.

"Sorry, Darling, aber Rina hat Recht, Daddy muss was tun, sonst fällt er durch!" Ich glaube niemals zuvor ist mir etwas so schwer gefallen, wie Lilly Ann an Rina zu übergeben, wohl wissend, dass ich nichts mehr von ihr hören und sehen würde, bis mein Unterricht vorbei war.

Amorina nahm sie vorsichtig, vermutlich in der Hoffnung, sie nicht gleich zu wecken und das erste Geschrei zu provozieren.

Sie hatte Erfolg.

"Ich bring dir dann was zu Essen! Konzentrier dich, dass du das hin kriegst!"

"Mach ich!", murmelte ich bedrückt, als sie mir Lilly Ann die Bibliothek verließ und mir war alles andere als wohl dabei.
 

Amorina POV
 

Eins wusste ich schon nach zwei Stunden.

Ich durfte Harry niemals sagen, was das für ein Theater war. Sonst wäre es mit seiner eh schon wackeligen Entschlossenheit vorbei.

Er hatte ausgesehen, als hätte ich ihm Lilly Ann für alle Zeiten weggenommen, als ich mit ihr die Bibliothek verließ, so schwer war ihm das gefallen.

Soviel zu dem Thema ,Ich will dieses ES nicht haben!', aber das war ja eh klar gewesen.

Wüsste er auch noch, was für ein Drama dieser kleine Teufelsbraten aufführte, würde er sie nie mehr aus den Augen lassen.

Sie brüllte, als würde ich sie am Spieß braten wollen, verweigerte die Falsche und machte es mir unendlich schwer die Windel zuwechseln.

Sie sträubte sich, wenn ich versuchte sie zu beruhigen, schrie noch lauter, wenn ich sie in ihr Bett legte und hörte auch nicht auf, wenn ich sie wieder herausnahm.

Nach diesen zwei Stunden war mir klar, dass der arme Harry keine Chance hatte, wenn sie so weiter machte.

Aber ich wäre nicht Amorina DelBianco, wenn ich mit dieser kleinen Hexe nicht fertig würde.

Sie war schon jetzt viel zu verwöhnt und dabei war sie gerade mal sechs Wochen auf der Welt.

Das würden wir ja sehen, wie lange sie durchhielt.
 

Harry POV
 

Als mir klar wurde, dass der letzte Unterricht an diesem Tag zu Ende war, stellte ich überrascht fest, dass es mir zum ersten Mal, seit ich wieder zu lernen begonnen hatte, gelungen war, mich wirklich voll zu konzentrieren.

Es musste die Ruhe sein - und vielleicht das Bewusstsein, eh nichts zu hören, wenn Lilly Ann schrie.

Es fiel mir nicht leicht, aber ich wusste, dass Rina sich darum kümmern würde und dass ich mich voll und ganz auf sie verlassen konnte.

Einen Moment lang dachte ich darüber nach, noch ein wenig mit den Büchern zu arbeiten, doch den Gedanken verwarf ich schnell.

Lilly Ann würde es Amorina nicht leicht machen und arbeiten konnte ich auch in meinem Zimmer, wenn sie in ihrem Bettchen schlief. Viel wichtiger wäre es, mal wieder durchzuschlafen, doch das war wohl unrealistisch.

Zumindest so lange, wie sie noch jede Nacht zweimal ihr Fläschchen brauchte.

Es war eh Zeit dafür.

Kaum, dass ich die Tür öffnete, hörte ich sie auch schon. Es war kein lautes Gebrüll, doch etwas sagte mir, dass das nicht daran lag, dass sie nicht mehr brüllen wollte. Sie hatte ganz einfach nur zu lange gebrüllt.

"Und mein Schatz, wie ist das, darf ich dir jetzt dein Fläschchen geben?", hörte ich Amorina, sie klang angespannt und Lilly Ann schluchzte weiter, aber es wurde noch ein wenig leiser und als ich einen vorsichtigen Blick um die Ecke warf, konnte ich sehen, dass Rina sie hochgenommen hatte.

Es fiel mir schwer nicht hin zu gehen und es selbst zu tun. Ich weiß nicht, ob mir überhaupt jemals etwas so schwer gefallen war, doch mir war klar, wenn ich jetzt nach gab, wäre der ganze Terror, den meine kleine Hexe heute mit Sicherheit über Rina ausgeschüttet hatte, umsonst gewesen.

Also blieb ich wo ich war und Amorina bekam ihren Willen.

Lilly Ann nahm ihr Fläschchen, sie war schon nach der Hälfte eingeschlafen und es würde nie und nimmer reichen, doch sie hatte getrunken.

Amorina sah mich müde an, als ich im Türrahmen lehnte und ihr zusah. Ich glaube so schwierig hatte sie es sich nicht vorgestellt.
 

Amorina POV
 

Als er da so im Türrahmen stand, noch immer schlaksig und blass, ahnte ich, dass er zumindest einen Teil des Dramas mitbekommen hatte.

Es überraschte mich, dass er durchgehalten hatte und mir viel wieder ein, was Madam Pompfrey gesagt hatte.
 

Selbst wenn Harrys Verstand ab und zu aussetzt, funktioniert sein Herz immer ...und das meine ich wirklich ...es funktioniert immer! Und ganz besonders dann, wenn es die einzig richtige Antwort weiß!
 

Ich fragte mich, was heute geantwortet hatte.
 

Harry POV
 

Es dauerte lange, bis Lilly Ann begriff, dass sie an ihre Grenzen gestoßen war, doch mit Amorinas Entschlossenheit, hielt ich durch.

Manchmal tat es weh, aber wenn ich nicht wollte, dass meine Tochter mein Leben bestimmte, musste ich das aushalten.

Die Tage waren das eine. Schlimmer wurde es nachts. Amorina wollte es eigentlich sofort komplett durchziehen, doch da spielte ich nicht mit.

Den Schlafmangel hielt ich schon durch. Ich ging davon aus, dass Lilly Ann, wenn sie erst einmal akzeptiert hatte, dass Amorina sie während meines Unterrichts betreute, sich nachts leichter tun würde.

Außerdem wollte ich nicht, das Amorinas Leben komplett im Terror versank. Ich hätte ihr diese Bürde sogar in den Weihnachtsferien abgenommen, doch das wäre sicher ein Fehler gewesen.

Also gab es diesmal keine Weihnachtsferien für mich. Ich holte nach, was mir fehlte, doch ich dachte nicht daran, genauso lang zu sitzen, wie während der Schulzeit.

Und ich stellte fest, dass diese verkürzten Phasen Lilly Ann verträglicher stimmten.

Sie machte noch immer Theater, doch es war bei weitem nicht mehr so schlimm, wie an diesem ersten Tag und die Geschichte mit den Nächten nahm sie uns ganz allein ab. Irgendwann kurz nach Neujahr schlief sie das erste Mal bis morgens durch. Von da an ging es wirklich aufwärts.

Als sie sich dann das erste Mal ohne Gebrüll von Amorina aus dem Zimmer tragen ließ, bevor mein Unterricht begann, hätte ich keinem sagen können, wie stolz ich auf meine Tochter war.
 

Amorina POV
 

"Er hat sich wirklich tapfer gehalten, dein Daddy!" Lilly Ann hörte es nicht, ihr waren die Augen zugefallen, als ich sie wieder nach oben brachte und hinlegte.

Wir zwei hatten uns arrangiert.

Sie schlief die meiste Zeit, wenn Harry lernte und hatte ihre Wachphase so eingestellt, dass Daddy da war. Ich müsste eigentlich beleidigt sein, doch ich war es nicht.

Was die beiden hinter sich hatten, schweißte zusammen. Sie war eben ein Miracle und noch immer fragte ich mich, wer hinter Harrys Geheimnis steckte.

Lilly Anns Haare waren weißblond, seine schwarz, Lilly Anns Augen wurden immer heller, seine waren grün.

Rein äußerlich kam sie nicht nach ihm. Gar nicht. Und was ich höchst interessant fand, war die Tatsache, dass er auch gar nichts davon hielt, jemanden aus Hogwarts her kommen zu lassen.

Ich wusste, dass Albus mit Ungeduld darauf hoffte und fragte mich was wohl der Hauptgrund für diese Ungeduld war.

Der Wunsch, Harrys kleine Hexe zu sehen, oder vielleicht die Frage zu klären, wer noch dahinter steckte?

Darum überraschte mich die Frage, die er bei einem unserer gelegentlichen nächtlichen Firetalks stellte, auch nicht wirklich.

"Hat er sich eigentlich jemals geäußert, ob er die kleine Miss Potter irgendwann taufen lassen will?"

"Ich glaube nicht mal, dass er sich darum überhaupt schon Gedanken gemacht hat!"

"Vielleicht solltest du mit ihm darüber sprechen! Er macht seine Sache im Unterricht übrigens inzwischen wieder sehr gut!"

"Jetzt hat er ja auch seine Ruhe dafür!" Albus sah nachdenklich aus.

"Weißt du was, ich glaube ich werde ihn selbst auf die Taufe ansprechen! Ich will nämlich unbedingt Pate dieses kleinen Dingelchens sein!" Ich musste lachen. Es war so offensichtlich, was er wollte.

"Nimm sie mal auf den Arm, dann wirst du dich wundern, was für ein kleiner Teufelsbraten das Dingelchen ist!"

"Macht sie auch bei jedem neuen Gesicht Theater?"

"Wieso auch?"

"Nun, weil unser Harry ein ähnliches Kaliber war! Mamas kleiner Liebling! Da hatte nicht mal Daddy eine Chance! Sirius hat sich ja darüber so sehr aufgeregt." Nun wunderte mich nichts mehr.

Hatte ich nicht gesagt, der kleine Teufelsbraten hatte den Dickkopf von Harry?

Ich musste lachen.

"Was gibt's zu lachen?"

"Als ich ihm gesagt habe, sie käme nach ihm, war er vollkommen entsetzt! Gut, dass ich das jetzt weiß!"

"Er soll sich mal melden, Amorina, sag ihm das! Keiner hier versteht wirklich, was passiert ist! Und die Ausrede, dass er Hogwarts aus gesundheitlichen Gründen verlassen hat, erklärt nicht, warum er sich nicht wenigstens bei seinen Freunden meldet!"

"Ich kann es versuchen, aber Hoffnung mache ich dir keine!"

Es gab diese Hoffnung auch nicht. Das wurde mir in dem Moment klar, als Harry mir sagte, dass er seinen Namen ändern lassen würde.
 

Harry POV
 

Professor Dumbledore hatte mich darauf angesprochen, ob ich Lilly Ann nicht taufen lassen wollte. Seit dem ließ mir das keine Ruhe mehr.

Ich selbst war getauft. Sirius war mein Pate gewesen und ich musste zugeben, dass ich auch für Lilly Ann gern einen Paten oder eine Patin hätte, wo sie schon nur mit einem Vater auskommen musste.

Kurz ging mir die Frage durch den Kopf, ob Draco getauft war, doch ich verdrängte sie. Ich verdrängte alles, was mit Draco zusammenhing.

Solange Lilly Ann mich komplett in Beschlag genommen hatte, war das leicht gewesen, doch seit dem ich wieder die Zeit hatte mir Gedanken zu machen, tauchte auch er wieder in meinem Kopf auf und das meistens Nachts, wenn ich allein war und Lilly Anns Atemzügen zuhörte.

Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt, auch wenn das meistens Nächte waren in denen ich kein Auge zutat und eine kalte Dusche brauchte.

Natürlich fielen mir bei dem Gedanken an einen Paten auf der Stelle meine Freunde ein, die ich von Anfang an konsequent aus meinen Gedanken gedrängt hatte. Das war jedoch unmöglich.

Hermione würde ein Blick genügen um eins und eins zusammen zu zählen. Niemals könnte ich ihr etwas anderes weismachen, so unmöglich das Ganze auch erschien. Sie würde es raus finden.

Und leider stellte sich inzwischen auch langsam ein, was ich eh schon befürchtet hatte. Lilly Anns Augen bekamen Tag für Tag mehr den klaren silbergrauen Farbton, den auch Dracos Augen hatten.

Niemand, der Draco Malfoy kannte und wusste, dass sie ein Miracle war, würde auch nur eine Sekunde daran zweifeln, dass er ihr zweiter Vater war.

Und das wollte ich nicht. Ich wollte um keinen Preis, dass Draco von unserer Tochter erfuhr, denn inzwischen verfolgte mich eine gewisse Sorge.

Was, wenn er Ansprüche geltend machte?

Lilly Ann war wach, doch sie gab sich damit zufrieden in ihrem Bettchen zu liegen und das Mobile, das Amorina darüber aufgehängt hatte, anzuhimmeln. Ihre Augen hatten schon jetzt fast dieselbe Farbe, wie die ihres zweiten Vaters.

Der Gedanke an seine Augen kam unvermittelt und war schmerzhaft.

Ich ließ mich aufs Bett fallen und schloss die Augen. Es schockierte mich, doch Draco verfolgte mich sehr viel mehr, als meine Freunde.

Was würde er wohl sagen, wenn er von diesem kleinen Wesen wüsste?

Ich wünschte ich könnte ihn genauso hinter mir lassen, wie meine Freunde, doch jeder Blick in die Augen meiner Tochter brachte ihn zurück.

Lilly Ann war mein Kind. Ihr zweiter Vater existierte für uns nicht, doch vergessen lassen würde sie ihn mich nie.

Blieb die Frage mit den Paten.

Für mich stand fest, dass Draco nie von Lilly Ann erfahren durfte, und so war die Auswahl ziemlich zusammengeschrumpft, denn niemand, der nicht eh schon von meiner Tochter wusste, sollte von ihr erfahren.

Wenn ich es genau nahm, kannte ich nur drei Menschen, die ich unbesorgt zu Lilly Anns Paten machen konnte.

1. Amorina, weil sie Draco nicht kannte und wohl auch niemals kennen lernen würde.

und

2. Professor Dumbledore und Madam Pompfrey, weil sie in jeder Beziehung an die Geheimhaltung gebunden waren.

Alle anderen, die mich kannten, sollten, wenn es nach mir ginge, niemals davon erfahren, dass ich eine Tochter hatte.

Es gab noch einen Beamten der hiesigen Behörden, der von meiner Tochter wusste, schließlich hatten wir sie melden müssen, doch er war ein Freund Amorinas und auf Grund der Miracle-Sache ebenfalls an einen Geheimhaltungszauber gebunden.

Es blieben also fast nur Amorina und Dumbledore.

Madam Pompfrey kam mir gar nicht erst in den Sinn, aber der Gedanke an Albus Dumbledore ließ mich nicht wieder los.

Was auch immer geschah, so lange er seine Hände schützend über Lilly Ann halten konnte, würde ihr nichts geschehen.

Er mochte nicht mehr der Jüngste sein und hatte sicher seine Fehler, doch was immer er auch getan hatte, es war in bester Absicht geschehen. Ganz gleich, ob es gut oder schlecht geendet hatte.

Natürlich würde es dann einen Menschen geben, der Lilly Anns zweiten Vater wusste, doch seltsamer Weise empfand ich diesen Gedanke diesmal sogar positiv, denn ich wusste, dass Dumbledore dann auch begreifen würde, was ich damals in Hogwarts zu ihm gesagt hatte.

"Amorina!", rief ich.

Lilly Anne sah mich erschreckt an und ich nahm sie aus ihrem Bettchen.

"Alles okay, Liebling! Daddy hatte bloß einen Geistesblitz...", sie ließ ein leises Glucksen hören und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln, ihre neueste Errungenschaft. Das Grübchen in ihrer linken Wange war das erste, was ich von mir in ihr wieder erkannte. "Amorina! Wo steckst du?"

"Küche, Harry, was ist denn los?", hörte ich sie von unten antworten.

"Es geht um diese Sache mit der Taufe!", ich hatte schon kurz mit ihr darüber gesprochen und nun strahlte sie mir regelrecht entgegen.

"Du hast dich dazu entschlossen, oder?"

"Hab ich! Und wenn du nichts dagegen hast, möchte ich, dass du und Dumbledore Lilly Anns Taufpaten sind!" Das Strahlen wurde noch ein bisschen intensiver und ich grinste verlegen. "Bist du einverstanden?"

"Natürlich bin ich einverstanden!" sie kam auf mich zu, "Komm her, kleine Hexe! Lass dich knuddeln!" Immer noch grinsend gab ich ihr Lilly Ann. "Wird Zeit, dass du zu einer richtigen Lilly Ann Potter wirst!", endete sie, meine Tochter im Kreis schwenkend und Lilly Ann quietsche vergnügt, doch mir hatten ihre letzten Worte den Boden unter den Füßen weggezogen.

Lilly Ann Potter.

Harry James Potter.

Das waren die Namen, die in jedem verdammten Register standen.

Das öffnete einen Abgrund unter mir und jede Farbe wich aus meinem Gesicht.

"Rina, dieser Freund von dir ...wann sagte der würden die Daten nach England weiter geleitet?" Sie sah mich an, erst irritiert und gleich darauf besorgt.

"Harry, was hast du?"

"Wann werden die Daten weitergegeben?"

"Erst wenn du die Schweiz verlässt!", antwortete sie.

"Wo werden sie registriert?"

"Nur hier auf der zuständigen Stelle!"

"Was wenn ich sie ändern lasse?"

"Harry ...was ist mit dir los?" Ich irritierte sie, das sah ich, doch meine Gründe waren für Lilly Ann und mich selbst überlebenswichtig.

Wenn jemand nach mir suchen wollte, würden sie mich anhand dieser Registrierung finden.

"Mit diesem Namen findet mich jeder der es will! Amorina! Jeder! Meine Freunde, Bekannte und notfalls auch Rita!"

"Wer ist Rita?" Oh Gott, schon allein der Gedanke ließ mich zittern. Wenn sie mich fand und von Lilly Ann erfuhr, war ich erledigt.

Von Dumbledore wusste ich, dass er die Gerüchte klein hielt, doch irgendwann würde das vielleicht nicht mehr helfen.

"Eine Klatschreporterin, die... die mich schon mehr als einmal auf dem Kieker hatte. Ich will nicht, dass irgendjemand von Lilly Ann erfährt und ich will nicht, dass sie mit dem Namen Potter aufwächst!"

Was hatte ich da gesagt?

Die Erkenntnis war wie ein Schock, doch im selben Moment wusste ich, dass es die Wahrheit war.

Ich wusste, was es hieß Harry Potter zu sein, und ich wusste, was es heißen würde mich zum Vater zu haben.

Nun selbst fassungslos ließ ich mich auf die schmale Bank neben der Treppe sinken, das Gesicht verzweifelt in die Hände gestützt.

Lilly Ann sollte nicht mit diesem Namen aufwachsen.

Amorina kam zu mir und setzte sich neben mich und Lilly Ann streckte ihre Händchen nach mir aus. Sie konnte wohl spüren, dass ich vollkommen aufgewühlt war. Als ich sie nahm, klammerte sie sich an mich.

"Warum, Harry?"
 

Amorina POV
 

Er war von einer Sekunde auf die andere vollkommen am Ende. Um das zu sehen, kannte ich ihn inzwischen gut genug. Aber verstehen konnte ich nicht, warum er plötzlich seinen Namen ändern wollte.

Sicher kannte man Harry Potter auch hier in der Schweiz, aber...

Ich konnte es nicht verstehen, doch die Erklärung kam schneller, als ich es für möglich gehalten hatte.

"Weißt du, was es heißt, wenn alle dich anstarren, wo immer sie dich sehen? Hast du eine Ahnung, was es heißt, an deinem Namen gemessen zu werden, immer nur die Erwartungen zu erfüllen, die damit verbunden sind, niemals deinen Frieden zu haben, nirgendwo hingehen zu können, ohne angestarrt zu werden sobald dein Name fällt? ...Ich hab die Narbe nicht mehr, aber so lange sie da war, hat jeder, der meinen Namen hörte automatisch auf meine Stirn gestarrt. ...Anfangs war das noch irgendwie lustig, doch spätestens, als ich in der Großen Halle von Hogwarts stand und Professor McGonagall meinen Namen verlas, fand ich es nicht mehr lustig... einen Moment lang war es ganz still und dann fingen sie an zu tuscheln.

"Sicher man gewöhnt sich an alles, aber wenn ich das Lilly Ann ersparen kann, werde ich es tun. ...Ich will nicht, dass sie an meinem Namen gemessen wird. Sie soll ein normales Leben führen können. Es mag sich arrogant anhören, aber an Harry Potter kann sich keiner messen... außer Voldemort steigt noch mal aus seinem Grab auf!"

Er hatte mich nicht angesehen. Lilly Ann hatte sich an ihn geklammert und kuschelte ihr kleines Gesichtchen in seine Halsbeuge.

Harrys Blick war leer, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Und das machte mir klar, dass er jedes Wort, was er gesagt hatte, meinte. Er hatte genug von dem, was man mit seinem Namen in aller Welt verband und er wollte nicht, dass seine Tochter darunter litt, mal ganz davon abgesehen, was los sein würde, falls irgendwann herauskam, dass sie ein Miracle-Kind war.

Einen Moment lang hatte ich geglaubt, das sei der Grund.

Fast schämte ich mich, doch einen Moment lang hätte ich wirklich fast angenommen, er schäme sich für die Art, wie er zu seiner Tochter gekommen war.

Sicher hatte er auch noch andere, persönlichere Gründe und die begannen schon mit Lillys Anns erschreckender Ähnlichkeit mit ihrem anderen Vater, von dem er absolut nichts wissen wollte, doch das, was er gesagt hatte, das konnte ich verstehen - und akzeptieren.

Ich stand auf, um Marius Hellmatt herzubestellen. Er hatte sich auch schon um Lilly Anns Geburtsurkunde gekümmert.

"Wo gehst du hin?" Harry sah mich unsicher an und ich lächelte ein wenig traurig. Manche Dinge änderten sich wohl nie.

"Marius herbestellen!", beantwortete ich ihm seine Frage und sah, wie er sich entspannte, bevor ich mich abwandte um an den Kamin zu gehen.
 

Harry POV
 

Es dauerte nicht mehr, als eine Stunde, um aus Harry James Potter und Lilly Ann Potter Harry James Evans und Lilly Ann Evans zu machen.
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von: abgemeldet
2005-01-16T22:31:52+00:00 16.01.2005 23:31
Ok, Evans... Denke nur ich dabei an die Waisen aus Roswell?
Mensch, jetzt sollte Dra aber auch mal zum zug kommen oder nicht?
Von: abgemeldet
2004-11-05T10:30:44+00:00 05.11.2004 11:30
hey,
ich kann mich Shiruy einfach nur anschlöeißen, die FF ist genial!!! Ich frag mich was Draco sagt wenn er erfährt, dass er Vater ist....
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.
mfG
S. Black
Von: abgemeldet
2004-11-02T17:16:35+00:00 02.11.2004 18:16
wie süss!!!!! *quitsch* ich kann net mehr... wie süss... so ein kleiner sturrkopf die Lilly.. und du schreibst das sooo wundervoll... *dich beineide* ich freu mich riesig auf neiúe teile und wir harry NIE wider nach Hogwarts gehen ... aba wenigstesn seinen freunden mal sagen das es ihm gut geht könnte er doch mal... *arme verschränbk* kamerden shwein... *kopf schüttel* böse... aabLilly is ja soooo sweet >.< *imma noch quitsch*
schreib shcnell weiter
in dem sinne ranchan
Von:  Fee_der_Nacht
2004-10-31T09:49:40+00:00 31.10.2004 10:49
wunder schön!!!!
gehts noch weiter??
ciao FEY
Von: abgemeldet
2004-10-30T20:33:37+00:00 30.10.2004 22:33
Auch wenn es leider Draco-Frei war (*snief*), war es doch ein super chap ^-^
Das mit Harry und Lilly Ann ist einfach zu niedlich!
Ich finds aber eigentlich sehr schade, dass er keinen Kontakt zu seinen Freunden hat, ich meine was denken die sich, jetzt, wo er schon ein Jahr nicht mehr da war. Einfach vom Erdboden verschluckt ist?

Ich wäre ja sowieso dafür, dass er schnell wieder richtig zur Schule geht, aber ich denke, grade weil er jetzt auch den Namen Evans angenommen hat, wird es wohl nicht mehr geschehen und Draco wird es irgendwie anders erfahren.. das er es erfährt, steht für mich außer Frage ;)

freu mich schon auf nächsten Freitag ^-^

bye Devil
Von:  Gaea
2004-10-30T13:58:58+00:00 30.10.2004 15:58
wahhhhhhh du hast ja wieder eine neue ff hinaufgeladen!!!!!

erst gestern entdeckt +grummel+!!!!!!


die ff ist wieder einmal super fantastisch +immer noch frag - wie du nur so gute ff's schreiben kannnst!!!!!!


hoffe es geht bald weiter l.g. sekhmet

p.s.: favourite hinzufügen geh
Von: abgemeldet
2004-10-30T00:32:13+00:00 30.10.2004 02:32
Wie süß die beiden doch sind.
Harry und Lily Ann!
Ich bin so gespannt daruf, was Dumbledore zu der Tatsache sagen wird, dass Draco der Vater ist.
Und ich hoffe im gegensatz zu Harry, dass Draco erfährt das er Vater ist.
Die FF ist so krass. Ich freue mich schon auf nächsten Freitag ^^

Greets Jeanca
Von: abgemeldet
2004-10-30T00:30:30+00:00 30.10.2004 02:30
:-)
Von:  Black-cat
2004-10-29T22:49:10+00:00 30.10.2004 00:49
Hi! ^.^
Ich kann mich Shiruy nur anschließen! Hut ab! Ich hab alle deine Storys gelesen und jede einzlne ist besser als die andere! (Ich bettle darum! Das du an "Der Herr der
Zeit", "Heart's Desire" und "Phönixfeuer" weiter schreibst!! *auf knien rum rutsch*)
Ich bin ebenfalls sehr gespannt ob Harry Draco von seinem "Vaterglück" erzählt!? Ich hoffe doch, dass kannst du ihm doch nicht an tun! *lieb guck*

Hoffe du schreibst bald weiter! *anschnurr und um beine streich*

grüßle
Black-cat ^___^
Von: abgemeldet
2004-10-29T20:03:20+00:00 29.10.2004 22:03
*völlig geplättet da sitzt* .... Ich bin kein Fan von MPREG, genaugenommen kann ichs meistens nicht ausstehen, aber wie schon bei "Der Herr der Zeit" haut mich dein Schreibstil einfach um und zwingt mich weiter zu lesen.
Ich finds total bewundernswert, wie mitreissend du schreibst, man kann alle Gefühle so perfekt nachempfinden und die Bilder, die du beschreibst, kann man klar vor Augen sehen. Des weiteren schaffst du es trotzdem jederzeit, absolut realistisch zu schreiben, alles hat eine gute Begründung und einen Hintergrund, nicht so wie's bei anderen FFs manchmal der Fall ist, wo die Charas völlig unnachvollziehbare Dinge tun.
Ich bin sehr gespannt ob es weitergeht, denn es ist klar, dass Harry nicht ewig im geheimen Leben kann, oder? Irgendwann muss er nach England zurückkehren und wenn die Ähnlichkeit der kleinen Lilly Ann zu Draco wirklich so groß ist... Tja, und Draco ist mir auch ein Rätsel. Im zweiten Kap hat man ja nur wenig von ihm gehört, aber ich frage mich trotzdem die ganze Zeit, was genau er wirklich beabsichtigt und fühlt.
Nun, genug genervt, beim nächsten Kapitel meld ich mich wieder.. ^^
Shiruy
PS: Achja, weißt du schon, wie lang die Geschichte ungefähr ist/wird? ^^


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