Eine ganz besondere Nacht
[Anime-Macher können so grausam sein! Nachdem Integra ihre Operation überstanden hat (Order 10), sieht Selas sie und Alucard glücklich vereint auf dem Balkon. Jetzt wollen natürlich die zahlreichen AxI-Fans wissen, was da passiert. Aber was ist? Man erfährt nichts. Ein Skandal!
Natürlich kann keiner sicher sein, was auf dem Balkon geschah, aber hier ist zumindest eine denkbare Version.
Eine Warnung: Die Geschichte ist wirklich nur gedacht als eine zuckersüße AxI-FF. Wem so was nicht gefällt, kann sich das Lesen sparen, weil er sonst enttäuscht wird. Die gesparte Zeit kann man dann nutzbringend einsetzen- zum Beispiel, um eine andere meiner Fanfics zu lesen.(lol Eigenwerbung über alles;-)]
Langsam ging Selas durch das dunkle Hellsing-Anwesen, das ihr inzwischen so vertraut war. Sie durchquerte das Esszimmer und die Vorhalle, bis sie zur Treppe kam, die sie hinaufstieg. Alles war ruhig und friedlich.
Als sie zur Balkontür kam, nahm sie jedoch das leise Wispern zweier Stimmen wahr und ein verwunderter Blick nach draußen zeigte ihr, dass Alucard und Integra sich auf dem Balkon befanden. Sie waren so vertieft in ihre Unterhaltung, dass sie Selas nicht einmal zu bemerken schienen.
Integra saß in ihrem Rollstuhl. Auch in ihrer derzeitigen Gebrechlichkeit strahlte sie noch immer eine Aura von Kraft und Stärke aus. Ihr silberblondes Haar wurde ab und an leicht vom Nachtwind erfasst und gekräuselt. Der graue Damenanzug, ohne den sie sehr selten zu anzutreffen war, saß wie immer adrett an ihrem Körper, der auf den ersten Blick so undamenhaft, ja geradezu männlich erschien.
Alucard stand zu ihrer Rechten, eine große Gestalt mit breiten Schultern, wie üblich in seine rote Kleidung gehüllt. Sein Körper schien das Mondlicht förmlich anzusaugen, so dass er ganz in Silber getaucht war.Doch im Gegenbsatz zu der Unerbitterlichkeit und und der Ironie, die seine Haltung normalerweise charakterisierten, wirkte er in diesem Moment ausgeglichen, ruhig und sogar gutmütig.
Langsam entfernte sich Selas von den beiden. Instinktiv wusste sie, dass sie nicht gestört werden wollten, auch wenn dieser Gedanke ihr einen Stich ins Herz versetzte. Siue konnte sich damit nicht abfinden, aber ihr Meister hatte seine Wahl getroffen und zog ihr eine andere vor. Mit Tränen in den Augen fand sie den Weg zurück in ihr Zimmer, vergrub ihr Gesicht im Kissen und weinte sich in den Schlaf.
"Warum hast du sie zum Vampir gemacht?"
Natürlich wusste Alucard sofort, von wem seine Herrin sprach. Beide waren zu aufmerksam, als dass sie Selas nicht hätten bemerken können.
"Wolltest du mich eifersüchtig machen?", hakte Integra nach, als der Supervampir schwieg.
"Hat dich ihr Körper angemacht? Oder ihre Jugend? War es vielleciht die in ihr wohnende Jungfräulichkeit? Na sag schon: Was warst du in diesem Moment mehr: Mann oder Vampir?"
Noch eine kurze Weile gestattete sich Alucard, die Fragen unbeantwortet zu lassen, dann erwiderte er: "Ich weiß es nicht. Irgend etwas hat mich zu ihr hingezogen. Vielleicht waren es tatsächlich männliche oder vampirhafte Triebe, aber vielleicht auch nur Mitleid mit einem armen Wesen in den Fängen eines gefühllosen Monsters."
Und als Integra schwieg fügte er hinzu: "Warst du eifersüchtig?"
Wie zu erwarten gewesen war, antwortete die Hellsing-Chefin eine ganze Weile nicht. Sie schien sich die Antwort regelrecht abringen zu müssen. Den Kampf in ihrem Inneren konnte Alucard buchstäblich sehen. Schließlich erwiderte sie:
"Ja, das war ich. Darf ich dir mal eine Frage stellen, Alucard: Warum ist die Liebe so kompliziert?"
"Das ist sie nicht. Sie ist etwas wunderbares und einfaches. Nur ihr Menschen macht sie euch immer so kompliziert."
"Wie meinst du das?"
"Nun", der Vampir dachte kurz nach,"zu oft fürchtet ihr euch vor der Liebe, ihr seid ängstlich und versteckt eure Liebe zu anderen. Ihr tut so, als sei Liebe etwas, für das man sich schämen müsste. Deshalb gesteht ihr es euch oft nicht ein, wie tief eure Gefühle für einen anderen sind. Und wenn ihr euch eure Gefühle endlich selbst eingesteht, traut ihr euch oftmals nicht, dem anderen zu sagen, was ihr empfindet. Denn ihr befürchtet, verletzt oder gar verspottet zu werden. Aber wie euch jemand verletzen, verspotten dafür, dass ihr das edelste Gefühl, das zu haben der Mensch in der Lage ist, mit einer anderen Person teilen wollt? Auf diese Weise macht ihr die Liebe zu etwas Komplizierten. Ihr Menschen seit für mich so oft ein Buch mit sieben Siegeln."
Aufmerksam beobachtete Alucard, wie Integra auf diese für ihn so untypisch lange und emotionale Rede reagieren würde. Zu seiner Überraschung umspielte ein sanftes Lächeln ihre Lippen, als sie ihm antwortete:
"Du hast recht. Weißt du, es erstaunt mich immer wieder, dass ausgerechnet du, der du normalerweise den gefühllosen Zyniker verkörperst, die sensibelsten Erkenntnisse und Beobachtungen über die Menschen zu machen vermagst."
"Aber sag mir eins", fügte sie hinzu,"bist du dir sicher, dass die Angst vor der Liebe nur uns Menschen anhaftet?"
"Ich glaube", gab Alucard zu, "dass ihr Menschen mich damit schon angesteckt habt."
Seine roten Augen suchten und fanden ihre blauen und hielten sie fest, ließen sie nicht mehr los.
Einen kurzen Augenblick sahen die beiden sich an und in ihren Augen stand die Antwort auf die Frage, die ungestellt zwischen ihnen in der Luft hing: "Ja."
"Bist du dir sicher?"
Alucard machte sich nicht die Mühe, diese Frage mit Worten zu beantworten. Statt dessen beugte er sich langsam zu Integra hinab.
Ihre Hände schlossen sich krampfhaft um die Griffe des Rollstuhls und ihre Haltung drückte Unsicherheit aus- aber nur für einen kurzen Augenblick. Sie entspannte sich in dem Moment, in dem sich Alucards kühler Mund sachte auf ihre samtweichen Lippen legte, sie anfangs kaum berührte, dann aber den Druck verstärkte.
Seinem Beispiel folgend, schloß Integra ihre Augen. Sie würde diesen Kuss genießen wie noch niemals etwas zuvor. Und sie würde auch all' das genießen, was danach noch kommen würde.
"Das wird eine ganz besondere Nacht", dachte sie glücklich, als Alucards Zunge sich sanft in ihren Mund schob...