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Mein!

von

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HI ^^
 

Sorry!!! Es ist mal wieder spät, ich weiß. Aber diesmal war es keine Faulheit, sondern ein Todesfall in meiner Nähe. Ich hoffe es hat sich nich so stark in meinen Schreibstil eingeschlagen. Sorry. Ansonsten hoffe ich dass euch das Kapitel gefällt *hibbel*

Also in dem Sinne: Viel Spaß ^^
 

Kapitel 32:
 

'Mein Stern,

der mir den Weg leuchtet,

mir alles zeigt,

vergiss mich bitte nie,

egal wo du bist.
 

Halte mich in deinem Herzen,

auch wenn nicht ich es bin,

der dich erstrahlen ließ.
 

Sag mir,

dass ich dir nicht unwichtig bin,

dass du,

egal wo du jetzt bist,

egal wohin du gehst,

immer an mich denkst.
 

Mein Stern,

ich kann dich nicht tragen,

denn du kannst alleine gehen.

Ich darf dich nicht tragen,

denn ich bin nicht von dir auserwählt.
 

Mein Stern,

ich würde dich gerne küssen,

ein letztes Mal,

unter dem Mond,

der Sonne.
 

Mein Stern,

am liebsten würde ich dich halten,

halten bei mir,

dich verführen,

dich berühren

und küssen.
 

Mein Stern,

wird es je geschehen?
 

Mich hast du nicht als dein erwählt.'
 

Es ist grausam für Julian.

Grausam, Florian und diese Ratte Tag für Tag zusammen zu sehen. Wenn er von seiner Arbeit wegkommt und sie begleiten kann ist es grausam. Aber auch, wenn sich seine Fantasie ausmalt, was die beiden machen, wenn niemand dabei ist. Es schmerzt und lässt ihn nicht mehr los. Man sieht ihnen nicht an, ob irgendetwas passiert ist, ob irgendetwas anders ist. Nichts scheint sich verändert zu haben.

Mit der Ausnahme, dass sie glücklich aussehen; dass Phillip nicht mehr über Denys' Abwesenheit zu trauern scheint. Oder malt sich sein Verstand das alles aus? Gibt es in Wahrheit keine Anzeichen, keinen Grund eifersüchtig zu sein?

Doch, gerade er, Julian, hat einen. Die selten gewordene Anwesenheit von dem Mann, den er liebt und das Zusammensein von diesem mit der Ratte genügt vollkommen.

- Brauche ich noch einen weiteren Punkt? Nein, dieser schmerzt zu genüge. -
 

Die Arbeit ist vergessen, der Monitor flimmert in seinem Rücken, ein klassisches Klavierstück im Radio lässt ihn nur noch melancholischer werden. Die Abendsonne scheint durch das Fenster, an dem er nun sitzt und zeigt ihm die vollkommene Vergänglichkeit. Und wieder wird ihm bewusst, dass er nur noch einen Tag mit Florian hat, dass dieser morgen Abend weg sein wird. Und bis dahin wird er ihn wohl kaum für sich alleine haben.

Eine warme Hand auf seiner Schulter lässt Julian hochschrecken und erröten.

- Was ist mit mir los? So leicht habe ich mich nie aus dem Konzept bringen lassen. Aber was soll ich machen, wenn er es ist, der so nahe bei mir steht? Ich habe mich wohl ernsthaft verliebt. -

Die Hand verschwindet wieder, wie ein Schmetterling, der nie wirklich zum Stillstehen kommt, nie gefangen werden kann.
 

"Hi."

Flüstern, als könne irgendetwas zerbrechen.

Julian dreht sich zu dem anderen um und nickt ihm zu. Er freut sich, Florian zu sehen, aber noch schnürt ihm die Freude die Luft ab.

- Wenigstens erröte ich jetzt nicht. Hoffe ich … -

Ein Lächeln zeig sich auf Florians Zügen. Wieder der Schmetterling. So flüchtig und stolz.

- Ich wünschte, es würde mir gehören. Aber das wird wohl nie möglich sein, oder? -

"Machst du mit der Arbeit Schluss und trinkst noch einen Schluck Wein mit mir?"

"Ist das Essen schon fertig?"

So langsam bekommt Julian ein komisches Gefühl.

"Nein. Ich will nur noch ein wenig Zeit mir dir verbringen."

Ehrliches Lachen ertönt und Julian hat das Gefühl, er könne sofort wegschmelzen. Aber andererseits sagt ihm sein Kopf, dass etwas dahintersteckt.

- Ich werde ja wohl nicht langsam so etwas wie eine weibliche Intuition entwickeln, oder? –

Diese Idee beunruhigt ihn mehr, als alles andere. Und anscheinend sieht man ihm das an, denn Florian runzelt besorgt die Stirn: "Alles in Ordnung?"

"Klar.", Julian schwitzt, "Dann geh schon mal ins Wohnzimmer, ich komme gleich."

Ein Nicken und der andere ist verschwunden.

Aufseufzend erhebt er sich, schaltet den PC aus und geht noch kurz auf die Toilette. Kaltes Wasser soll doch bei Verwirrung helfen.

Er sieht in den Spiegel, beobachtet wie ein Tropfen langsam sein Kinn hinabrinnt. Es ist, als habe jemand die Zeit angehalten, wolle nicht, dass es weitergeht. Und urplötzlich hat es sich ins Gegenteil verkehrt. Ohne dass es ihm richtig bewusst ist, sitzt er mit einem Mal auf dem Sofa, ein Glas roten Weines vor sich. Die Marke? Weiß er nicht. Wie hypnotisch nimmt er einen Schluck. Der Geschmack? Kann er nicht sagen.
 

"Willst du mit mir sprechen?"

Der stechende Blick von Florian ist ihm aber, im Gegensatz zu vielen anderen Dingen, nicht entgangen. Überrascht zieht der Angesprochene eine Augenbraue hoch, errötet leicht und senkt den Blick.

"Ja."

Zuvor noch die Ruhe selbst wird der Lehrer unter ihnen mit einem Mal hibbelig und unruhig. Dafür breitet sich in Julian eine Leere aus.

- Was wird das nur sein? -

Er lehnt sich zurück, nimmt einen weiteren Schluck und spürt, wie die Erde sich unter ihm dreht, wie er sich dreht. Und Florian ist der Mond, ist ein Stern, den er nie erreichen kann. Oder doch die Sonne, die ihn verschlingen wird, sollte er ihr zu nahe kommen?

"Dann sag es."
 

Flo holt tief Luft. Seit seinem Geständnis an Phillip ist er am Überlegen, wie er es dem anderen beichten kann, ohne ihn als Freund zu verlieren. Aber besser ehrlich, als falsche Hoffnungen zu wecken. Und um über ihn hinwegzukommen wird er genügend Zeit haben.

Sein Puls beruhigt sich, sein Selbstvertrauen kehrt zurück. Den Blick, mit dem ihn Phil nach dem Schwimmbadaufenthalt bedachte hat im Gedächtnis, sieht er auf, ohne Zweifel.

"Es tut mir leid."
 

Julian hat das Gefühl zu sinken. Zu sinken ohne Halt.

"Was tut dir leid?"
 

"Ich bin mir jetzt sicher. Ich liebe Phillip. Und das wird sich so schnell nicht ändern. Das weiß ich jetzt und kann es akzeptieren. Es tut mir leid, dass ich dir Hoffnungen gemacht habe und dich be …"

"Wag es nicht, es auszusprechen!"

Julians Stimme ist laut und drohend.

- Ich wusste es! Der Einzige, der dich binden kann, dem gehörst du bereits seit Jahren. -

"Was?"

Florian ist perplex. Was soll er nicht aussprechen?
 

"Sag nicht, dass du die Nacht mit mir bereust, dass du sie rückgängig machen willst. Sie und diese Hoffnungen sind das einzige, was ich von dir bekommen habe, was du mir geschenkt hast. Also sag es nicht. Bitte."
 

Bei diesen Worten kann sein Gegenüber nur lächeln. Es ehrt ihn ja schon. Und Julian will er das nicht vorenthalten: "Keine Sorge. Bereut habe ich diese Nächte nie wirklich. Und ich werde sie dir auch nicht nehmen. Danke für deine Liebe."
 

"Bitte.", kommt es sarkastisch.

- Na wenigstens hat er seinen Humor nicht verloren. -

"Würdest du mich dann etwas alleine lassen? Auch wenn es komisch klingt, weil du morgen ja schon fährst."

Florian nickt, steht auf und verlässt den Raum. Wie der Schmetterling, den er durch ein intuitives Armschütteln für immer verscheucht hat. Wut steigt in ihm auf und lässt sich nicht verdrängen. Wut auf sich und vor allem auf Phillip.

- Jetzt geht er bestimmt zu dieser Ratte. Dass habe ich mal wieder toll hinbekommen! Aber wie kann der Kleine es wagen, mir Florian wegzuschnappen? Er hat einen Freund, oder nicht? Wieso macht er das? -

Das stehen gebliebene Weinglas des anderen mit Todesblicken durchbohrend bleibt er bis zum Abendessen am selben Platz sitzen.
 

Tatsächlich ist Florian jedoch zu Jens gegangen, hat sich bei ihm niedergelassen und mit einem, oder doch mehreren Bieren angestoßen. Er hat momentan nicht das Bedürfnis nach jemandem, zu dem es ihn körperlich hinzieht. Und Jens freut sich darüber. Zeit zu zweit hatten sie beide nämlich auch kaum die letzten zwei Wochen. Immer wieder neue Bierflaschen in den Händen fangen sie bei Wii an und sind schlussendlich, als zum Essen gerufen wird, bei Schach angekommen. Den Anfang schafft Flo recht gut, kann seine alten Fähigkeiten wieder ausgraben. Ohne Rücksicht auf Verluste besiegt er die Reiter, die Bauern und Türme. Aber an der Königin scheitert er. So sehr er es auch versucht in ihre Nähe zu kommen, es scheint aussichtslos. Dabei ist es nur eine Frage der Zeit, bis er sie besiegt. Alles dreht sich nur noch um diesen Sieg, um diese Niederlage. Die Königin wird stolz weiterleben, auch besiegt, und immer im Gedächtnis bleiben.

Mit einem Mal grinst Jens ihn an: "Du hast dich ganz schön in diesen Kampf, in diesen speziellen Kampf verbissen. Stimmt es, du Herzensbrecher?"

"Was?", wird konfus und ins Spiel vertieft gefragt, "Ich ein Herzensbrecher?"

"Natürlich. Sieh dich nur um. Du verfolgst die Königin, bis du sie in die Knie gezwungen hast. Und nebenbei brichst du den Bauern und Türmen die Herzen."

Nachdenklich widmet sich Florian wieder dem Spiel.

"Die Zeit heilt alle Wunden. So heißt es doch, oder? Und auf der Suche nach dem eigenen Glück ist jeder Mensch egoistisch. Diese Niederlagen sind nicht so schwer. Für das nächste Spiel werden sie wieder auf dem Feld stehen."

Die restliche Zeit vergeht wie im Flug.
 

Für die letzte Nacht zieht Florian noch zu seinem Schachpartner. Niemanden wundert es wirklich. Kathi und Oliver sehen es als natürlich ein, genauso wie Julian. Dieser weiß, dass eine Nacht, gemeinsam unter einem Dach schwer geworden wäre. Aber andererseits hätte er es sich gewünscht. Phillip schließt aus dem Wohnungstausch die Wahrheit. Es muss ein Geständnis gegeben haben und Freude breitet sich in ihm aus.

- Er hat einfach keine Chance gegen mich. Das wird niemand haben, denn er gehört mir. Und ich ihm vielleicht genauso. -
 

Am letzten Tag wird gepackt und beim Haushalt geholfen. Die Wohnungen, die mitbenutzt wurden werden aufgeräumt und wieder bewohnbar. Und dann geht die ganze Clique zum Eisessen in die Stadt. Den letzten Tag wollen sie miteinander verbringen. Zudem ist Sonntag, da macht die Arbeit kein Problem.

Aber während dieser restlichen Zeit fallen ein paar Veränderungen auf. Florian und Julian gehen sich aus dem Weg. Irgendwie. Irgendwie, als könne eine Berührung, ein Wort zuviel sein. Als wüssten sie nicht, wie sie sich verhalten sollen, als würden sie sich kaum kennen. Es passiert unbewusst, aber es passiert. Sie ärgern sich beide über sich selber, können sich und den anderen jedoch auch verstehen.

Für Phillip ist das wiederum ein beunruhigendes Zeichen. Bedeuten sich die beiden etwa doch so viel? Mit einem Mal graut es ihn vor der Rückfahrt, genauso wie er sie ersehnt.

- Endlich allein mit Florian. Aber das bedeutet auch, dass wir reden werden. Und wie ich mich kenne, werde ich sicher irgendwann auf genau dieses Thema zu sprechen kommen. Ich Idiot. -
 

Und dann passiert noch etwas ganz anderes vor der Abfahrt.

Das Gepäck wurde bereits mit in die Stadt genommen und nun stehen sie eine halbe Stunde zu früh an dem Bahnsteig. Viel zu kurz, wie manch einer findet. Viel zu lang findet Phil. Denn schon den ganzen Tag über hat er den wuterfüllten Blick von Julian auf sich gespürt. Er hätte es wissen müssen. Der andere würde seinen Geliebten mit Sicherheit nicht so schnell aufgeben. Jedenfalls nicht, ohne seinem Rivalen auf irgendeine Art ein blaues Auge zu verpassen. Und damit hat er gar nicht so unrecht.

Kurz nachdem sie auf dem Bahnsteig angekommen sind zieht ihn auch schon eine Hand weg. Weg, bis sie nicht mehr gesehen werden können. Aber er wehrt sich nicht dagegen. Nein, er wusste, dass dies kommen würde, dass es nötig ist. Aber was genau mit 'es' gemeint ist, kann er nicht sagen.
 

Es sind noch recht viele Menschen da, aber das scheint die beiden Rivalen nicht im Geringsten zu stören. Sollen sie sich nur wundern, sollen sie nur starren. Aber sie sollen es nicht wagen dazwischen zu gehen.

Irgendwann lässt Julian Phillip los und dreht sich um.

- Diese Augen sind nicht mehr ausdruckslos, wie ich anfangs dachte. Nein, sie sprühen vor Gefühlen, vor Wut und Schmerz. -

"Was willst du?"

Scharfe Augen beobachten ihn.

- Wieso sieht er so ruhig aus? Ich habe ihn gerade praktisch entführt und er kann sich denken, dass ich nichts gutes vorhabe. Also wieso steht er so locker da? Mit herunterhängenden Armen und diesem überheblichen Funkeln im Blick? -

Julian antwortet nicht, seine Wut steigt an, will sich entladen.
 

Ein dumpfes Geräusch ertönt im nächsten Moment und Phillips Kopf fliegt zur Seite.

Er weicht keinen Schritt zurück, bleibt still, sieht lediglich mit einem provozierenden Blick seinen Gegenüber an.

"Was denkst du eigentlich, was du hier tust? Meinst du, du könntest tun und lassen, was du willst? Kannst verführen, wen immer du willst? Weißt du was?"

Einen weiteren Schlag später stolpert er nun doch zurück. Aber seine herausfordernde Miene bleibt, reizt Julian nur noch mehr.

"Nein, ich weiß nicht, was in deinem verqueren Schädel vorgeht. Aber sag es mir doch!"

Dem nächsten Schlag weicht er aus, sein Blick ist ein Sturm, der seinen Rivalen für einen Augenblick zurückschreckt.

Wütend schreit dieser nun: "Du bist ein Arschloch! Hast einen Freund und bindest trotzdem einen anderen Mann an dich. Selbst als Denys noch da war konntest du es nicht lassen Florian allein durch Blicke an dich zu ziehen. Und jetzt, jetzt machst du es ganz offen! Als wenn das kein Flirten wäre. Du bist das Letzte! Was findet er nur an dir?!"
 

Phillip richtet sich auf, steht nun direkt vor Julian, schwarze Strähnen hängen ihm in das Gesicht. Zusammen mit den grünen Augen, deren Sicherheit nicht einen Moment verschwunden ist, strahlt er eine Gefährlichkeit aus, stellt eine Bedrohung dar.

Aber seine Stimme, seine Stimme ist nicht ruhig. Sie ist lauter als sonst und schwankt ein wenig.

"Was soll ich dafür können? Es ist seine Sache, oder? Er hat sich dazu entschlossen und er steht dazu. Weder du noch ich könnten ihn davon abbringen. Es sind seine Gefühle und er allein ist dafür verantwortlich. Gib ruhig mir die Schuld dazu. Versuche ja nicht sie bei ihm oder gar bei dir zu suchen. Das kann ja gar nicht angehen!", immer hektischer wird sein Reden, immer schneller und emotionaler, immer aufgewühlter.
 

Aber es ist wie ein Schlag in den Magen für Julian. Ihm ist, als wäre dieser Mensch ein schwarzes Loch, welches ihn in die Finsternis zieht und nie wieder loslassen wird.

- Hat er sogar recht? Irgendwie hat er recht, aber wenn er Florian die kalte Schulter gezeigt hätte, hätte sich dieser niemals so entschieden. Aber ich kann anscheinend nichts mehr tun. -

Das seine Wut, seine Gefühle so ins Leere gelaufen sind, nimmt ihm alle Kraft. Alle? Nein, nicht ganz.

Er wird ruhiger, niedergeschlagener.
 

"Ich liebe Florian. Ich glaube ich habe niemals jemanden so wie ihn geliebt. Und dann kommst du Minderjähriger daher und nimmst ihn dir einfach. Er gehört dir, als sei es das Natürlichste auf der Welt. Dafür aber,", ein Grinsen schleicht ich auf seine Züge, "dafür habe ich von ihm schon zweimal etwas bekommen, auf das du noch lange warten werden musst. Er hat mir Gesten und Hoffnungen geschenkt, die du niemals haben wirst. Merk dir das!"
 

Phillip versteift sich, seine Gedanken schlagen Purzelbäume.

- Was soll das? Was meint er damit? Zweimal? -

Aber nichts davon sagt er. Nein, er wird es sich für die Zugfahrt aufbewahren, wird seinem Rivalen jetzt nicht die Genugtuung geben, indem er sich aufregt. Nein, etwas ganz anderes kommt ihm in den Sinn, aus dem Mund.

"Du liegst falsch. Dass er mich liebt ist nicht das Natürlichste auf der Welt. Und er gehört nicht mir. Vielmehr gehöre ich ihm. Seit ich ihn das erste Mal sah, hat er mich in seinen Bann gezogen. Egal mit was für einem Mann ich zusammen war, immer war er in meinen Gedanken, in meinem Herzen. Er dagegen war mit anderen zusammen, ohne je an mich zu denken."

Für Julian bricht eine Welt zusammen:

Erstens: Florian kontrolliert alles, nicht die Ratte?

Zweitens: Dieser öffnet sich ihm, sagt ihm Dinge, die er wohl noch nie ausgesprochen hat?

Seine Augen müssen die Größe eines Autos haben, denn mit einem Mal sieht Phillip ihn amüsiert an.

"Wieso bist du dann mit Denys zusammen? Liebst du ihn etwa nicht?"

Leises, dunkles Lachen ertönt und lässt Julian schaudern. Wie konnte die Stimmung zwischen ihnen so umschlagen? Wieso reden sie mit einem Mal miteinander, als wären sie so etwas wie Freunde? Nein, nicht direkt Freunde, aber ihre Gefühle zu Florian verbinden beide.

"Doch, ich liebe Denys. Aber nicht so wie Florian. Wie gesagt, ich habe diese Gefühle für Florian schon seit ich ihn das erste Mal sah. Und dass ich mit einem anderen zusammen bin ist wohl Erholung und Rache gleichermaßen für mich. Ich werde endlich gehalten, kann endlich mit jemandem ohne Konflikte und Probleme zusammen sein. Und Rache, weil er mir so viel Schmerz die ganzen Jahre angetan hat. Manchmal, ohne es zu merken. Er war mit den verschiedenen Frauen zusammen, hat mich nie besucht, hat mich fallen gelassen, als es schien es würde etwas zwischen uns werden, hat er seine Karriere mir vorgezogen und hat vor meinen Augen mit Richard geflirtet. Im Prinzip war das nur ein kleiner Anteil dessen, für das ich mich rächen möchte. Aber wie gesagt, allein für Rache würde ich das, vielleicht, nicht machen. Ich brauche jemanden, der für mich da ist. Selbst wenn man das nicht glauben mag. Und ich kann nicht glauben, dass ich dir das gerade alles erzähle!"

Ungläubig schüttelt Phillip den Kopf, eine leichte Röte zeichnet sich auf seinen Wangen ab.

"Ich auch nicht.", ist die trockene Antwort Julians.

Ihre Blicke schweifen zum Boden, bleiben an dem grauen Beton hängen, bis ihnen eine Ansage mitteilt, dass Phillips und Florians Zug gerade einfährt.

Ohne sich anzusehen rennen sie zurück.
 

Besorgt und ungeduldig werden sie erwartet. Florian sieht aus, als wäre er gerne schon vor zehn Minuten losgelaufen, um sie zu suchen.

Der Abschied geht schnell, das Gruppenkuscheln dauert nicht lange. Ein letztes Mal drückt Florian Julian an sich, lächelt und verschwindet dann im Zug, Phillip mit sich schleifend. Dieser wirft einen warnenden Blick zurück.

- Wehe du erzählst irgendwem davon! -

- Keine Sorge, darauf bin ich auch nicht scharf. Außerdem ist das Wissen, dich einmal so gesehen zu haben viel zu kostbar. -

Sie wissen beide genau was der andere ihm sagen will.
 

Und schon schließen sich die Türen und das abschließende Pfeifen ertönt. Mit einem Rattern setzt sich das große Gefährt in Bewegung.

Während der Rest der Clique noch am Bahnsteig steht und winkt, beugen sich die Reisenden so gut es geht aus einem der Fenster. Selbst Phillip lacht. Er hat sich irgendwie wohl gefühlt unter diesen Menschen. Selbst wenn sie älter sind als er und manchmal die komischsten Ansichten haben.

Die Atmosphäre im Wagen verändert sich, sobald sie um die nächste Kurve sind. Ihre Sitze sind reserviert, zweiter Klasse und eng nebeneinander. Schweigen breitet sich zwischen ihnen aus, sobald ihr Gepäck verstaut und die Plätze eingenommen sind. Sie sind in Gedanken versunken und achten doch auf jede Einzelheit ihres Nachbarn.

Nach einer Weile, in der Florian unentwegt auf die Glatze seines Vordermannes gestarrt hat, wendet er sich an Phil.

"Wie hat es dir denn jetzt gefallen?"

"Es hat Spaß gemacht."

Wieso sollte er lügen? Aber ganz die Wahrheit ist das auch nicht, oder?

"Wirklich?"

"Ja. Deine Freunde sind echt in Ordnung. Außerdem war schönes Wetter und Denys die erste Woche da. Ich bin wirklich froh, dass ich dabei war. Auch wenn ich mit Julian nicht wirklich zurechtgekommen bin."

"Ach ja,", Florian betrachtet den anderen nun genauer und runzelt die Stirn, "was habt ihr vorhin eigentlich gemacht?"

Seine Augen weiten sich, als er endlich die etwas zu starke Röte und die leicht hervortretenden, geplatzten Adern auf Phils rechter Wange sieht. Er bemerkt die aufgerissene, blutende Lippe und die bläuliche Anschwellung am Auge.

"Was ist mit dir passiert?!"

Ehe er sich selbst zurückhalten kann nimmt er das angeschlagene Gesicht Phils in seine Hände, begutachtet kritisch die Wunden und fährt sanft mit dem Finger über die Wange und das Auge. An die Lippe aber traut er sich doch nicht.

Von dieser Aktion überrascht bewegt sich der Verletzte erst nicht, beobachtet dann den sorgenden Blick seines Gegenübers und genießt diese Hände auf seiner Haut.

- Ich muss mich zusammenreißen. Ich darf nicht so schwach werden und ihm jetzt schon nachgeben. Ich wollte mit ihm doch über so vieles reden. -
 

"Ich weiß, dass du mit Julian schon einmal einen One-Night-Stand hattest. Aber sag mir eines, hast du mit ihm während unserem Urlaub geschlafen?"

Perplex starrt dieser ihn an.

"Woher weißt du von dem One-Nigth-Stand?"

"Von Julian. Und? Wie oft hast du mit ihm geschlafen?"

In Florian bricht ein regelrechter Streit aus. Er will den anderen ja nicht anlügen, aber in diesem Fall wäre es vielleicht sogar besser.

- So wie er mich anguckt wird er sauer sein. Nein, er ist schon sauer wegen dem einen Mal vor über einem Jahr. -

Also blickt er Phil fest in die Augen und betet, die restliche Fahrt zu überleben.

"Ja. Ich habe mit ihm geschlafen.Einmal."
 

Phillips Kopf entzieht sich seinen Händen, wütende Blitze sprühen ihm entgegen.

- Wieso sagt er mir, dass er mich liebt, wenn er so etwas macht? Wieso berührt er mich so sanft? Und wieso werde ich immer wieder eifersüchtig? Wieso kann ich damit nicht irgendwann aufhören? -

"Wieso hast du mir dann gesagt, dass du mich liebst?"
 

Phillips Stimme ist laut, zu laut. Im Wagen drehen sich alle zu ihnen um, bedenken sie mit den verschiedensten Blicken. Neugierig, abschätzend, verächtlich, gleichgültig.

Sofort hält Flo dem Wütenden die Hand vor den Mund und blickt scharf ihre Mitmenschen an, die schnell wegblicken. Wenigstens ein Erfolg.

Dafür schmerzen seine Finger kurz darauf umso mehr. Der andere hat tatsächlich zugebissen.

"Was soll das?!", zischt der Gebissene.

"Das habe ich dich auch gefragt."

Seufzend lehnt Florian sich zurück.

"Es war in der ersten Woche. Du warst die ganze Zeit mit Denys unterwegs und ich habe mir gedacht, dass es auch so sein soll. Ich war verwirrt. Wenn ich euch gesehen habe war ich eifersüchtig, aber ich wollte nicht, dass du von diesen Gefühlen erfährst. Ich empfand es als fair, euch nicht auseinander zureißen. Außerdem hast du mich fast immer ignoriert. Nach der Sache mit Richard sehne ich mich nach wirklicher Nähe. Und auch nach sexueller Befriedigung. Ich bin immerhin ein gesunder junger Mann. Und dann hat Julian mir seine Liebe gestanden. Ich habe ihm gesagt, dass ich sie nicht erwidern kann. Aber eine gewisse Anziehung konnte ich nicht verleugnen. Immer wieder habe ich ihm gesagt, dass ich ihn nicht verletzen und nicht zu viele Hoffnungen machen will. Aber er meinte, dass sein in Ordnung. Und so ist es an dem Abend, als wir gesungen haben, dazu gekommen."
 

Schweigen herrscht zwischen ihnen. Der eine sieht aus dem Fenster, der andere betrachtet wieder die Glatze vor ihm. Sofort ertönt hektisches Rascheln um sie herum. Hat da Jemand gelauscht?
 

"Erst danach ist mir bewusst geworden, dass ich wirklich nur dich liebe und dass ich keinen Freund verlieren möchte, nur weil meine Sehnsüchte mich übermannen. Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe und ich sage es immer wieder. Ich meine es ernst. Ich werde nicht wieder mit einem anderen schlafen, wenn du es möchtest."

- Irgendwie benehmen wir uns wie ein wirkliches Paar. -
 

Der schwarze Schopf wendet sich. Großes, grüne Augen sehen ihn an.

"Du schläfst mit niemandem mehr, wenn ich es sage, selbst wenn ich weiterhin mit Denys zusammen bin?"

Ehrlichkeit drücken diese blauen Seelensteine aus und ziehen ihn zu sich.

- Es war wohl ein Fehler ihn anzusehen. -

Ein Schauer läuft ihm den Rücken hinunter, dieses gewisse Gefühl in ihm fesselt ihn.

"Ja."

Schwindel befällt Phillip, wirbelt sein Herz, seine Gedanken und Gefühle durcheinander. Zögernde, warme Hände an seinen Wangen stoppen das Karussell. Fragend wird er angesehen und kann nicht einmal nicken.

Als ein paar weiche Lippen die seinen verschließen bleibt er weiterhin gefangen von diesem Blau, von dieser Wärme.

Er lässt sich fallen.
 

So, das wars. Nur noch der Epilog und dann sind wir am Ende angelangt.

Mordandrohungen (wenn überhaupt vorhanden) werden genauso aufgenommen, wie positive Kommentare ^^

Bis dann,

eure Morathi



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Luma_
2007-06-20T06:29:08+00:00 20.06.2007 08:29
HI!
Was? nur noch ein Epilog? Es soll schon zuende sein? Gerade _jetzt_? T_T
Aber das Kapitel hat mir sehr gefallen! Freue mich schon auf's nächste^^
Von:  LindenRathan
2007-05-29T06:47:57+00:00 29.05.2007 08:47
Wieder ein klasse Kapitel.
Du lässt dir leider immer so lange Zeit mit dem weiter schreiben.


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