Das Bündnis
Wohin? Tja, vielleicht habt ihr's euch gedacht... und wenn nicht, hab ich wenigstens einmal gewonnen! *g*
Nessi-chan
*********************
Das Bündnis
(Kapitel 31)
Severus tauchte vor einer kleinen Hütte wieder auf. Zu seiner Erleichterung sah er Licht brennen. Mit ein paar Schritten war er an der Tür und klopfte. Hausherr Remus Lupin öffnete ihm und bevor dieser irgendetwas sagen konnte, hatte Severus Maske und Kapuze abgenommen und sich dem Kameraden zu erkennen gegeben.
"Ich bin's.", raunzte er nur. "Lass mich bitte rein, es gibt wichtige Dinge zu besprechen."
"Severus!"
Nach seiner ersten Verwunderung klang Remus' Stimme nun wieder fröhlich wie eh und je.
"Natürlich, komm rein und setz dich! Möchtest du auch einen Tee?"
"Gerne."
Severus trat ein und am Kamin fiel sein Blick sofort auf Sirius Black, der es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte. Als Sirius Severus bemerkte, grinste er vielsagend.
"Bist du jetzt unter die Babysitter gegangen oder ist das schon das eigene?", fragte er gutgelaunt.
"Weder noch.", bemerkte Severus ernst.
Unter anderen Umständen hätte er noch eine bissige Bemerkung hinterher geschoben, aber dazu war die Situation einfach zu ernst. In diesem Moment kam auch schon Remus mit dem Tee zurück und drückte beiden jeweils einen dampfenden Becher in die Hand.
"Also, Severus, was verschlägt dich zu mir oder besser zu uns?", fragte Remus, um eine Auseinandersetzung seiner beiden Freunde zu vermeiden.
"Dazu gleich.", antwortete Severus. "Remus, hast du vielleicht so was wie eine Wundsalbe? Normalerweise habe ich immer was bei mir, aber heute spielt das Schicksal anscheinend gegen mich."
"Natürlich."
Remus ging zu dem kleinen Schränkchen des Wohnzimmers, nahm einen kleinen Topf mit Salbe heraus und reichte ihn Severus.
"Danke. Ich will nicht, dass sich die Wunde des Jungen noch entzündet."
"Womit wir wieder beim Thema wären."
Sirius rückte etwas im Sessel herum.
"Wer ist denn dieses Kind nun?"
"Du solltest ihn kennen.", bemerkte Severus und drehte sich um, nachdem er die Wunde des Jungen versorgt hatte. "Es ist dein Patenkind, es ist Harry Potter."
Ungläubig starrten ihn die beiden Ex-Gryffindors an.
"Harry, wieso Harry?"
Sirius hatte sich nun aufgesetzt und schien zu keinem klaren Gedanken fähig. Remus war da schneller und fragte:
"Severus, wenn das wirklich Harry ist, wo sind dann James und Lily? Was ist passiert?"
Da Harry ruhig auf dem Sessel weiter schlief, auf dem Severus ihn abgelegt hatte, begab sich der junge Mann nun zu den anderen beiden, ließ sich neben Remus aufs Sofa sinken und atmete tief durch.
"James und Lily sind tot.", erklärte er schließlich und fügte etwas leiser hinzu: "ER hat sie getötet. Ich konnte es nicht verhindern. Es tut mir leid."
Nun herrschte Schweigen, sei es auf Seiten von Sirius und Remus, weil sie nicht glauben konnten oder wollten, was sie gerade gehört hatten, oder auf Seiten von Severus, der nicht wusste, was er dazu noch sagen sollte.
"Wie," fragte Remus schließlich, "wie konnte er sie finden? Sirius war doch..."
"Nein.", fuhr Sirius dazwischen. "James und ich haben kurzfristig beschlossen Peter als Geheimniswahrer einzusetzen. Wir dachten auf ihn würde keiner kommen."
"Auf ihn wäre auch keiner gekommen," erklärte Severus, "wenn Peter nicht aus freien Stücken dem dunklen Lord das Versteck von James und Lily verraten hätte."
"Er hat was?"
Völlig aus dem Häuschen sprang Sirius auf.
"Den werd' ich..."
"Scht!", machte Remus. "Du weckst Harry noch auf!"
"Außerdem ist das bei weitem noch nicht alles.", fügte Severus hinzu und zwang Sirius sich wieder zu setzen.
Obwohl er sich kurz fasste, musste er weit ausholen. Er erzählte seinen beiden Kameraden von dem Verlust Lydias, von seiner Rolle als Spion für Dumbledore und wie es genau zum Tod von James und Lily gekommen war. Gerade bei diesem Kapitel war von Remus eigentlich nur ein unterdrücktes Schluchzen zu vernehmen.
"Tja," endigte Severus schließlich, "und weil ich dachte, dass ihr wisst, was mit dem Jungen nach dem Tod seiner Eltern geschehen soll, habe ich ihn hierher gebracht."
"Was wir mit ihm machen, weiß ich zwar im Moment auch nicht," gestand Sirius, wenn auch mit etwas apathischer Stimme, "aber eines versteh' ich nicht: Wieso hat du-weißt-schon-wer Harry am Leben gelassen?"
"Ich weiß es auch nicht genau," antwortete Severus, "aber Absicht war das nicht. Ich konnte und kann den dunklen Lord seitdem nicht mehr spüren, das Mal verblasst immer stärker und diese Wunde an Harrys Stirn ist auch seltsam. Remus, hältst du es für möglich, dass es eine Art von Fluchnarbe ist?"
Remus schluckte und antwortete dann mit immer noch etwas brüchiger Stimme.
"Es könnte sein. Solche Wunden oder Narben entstehen aber eigentlich nur bei Zaubern mit ziemlich großer Wucht. Harry müsste schon einen gewaltigen magischen Schutzschild gehabt haben."
"Wie die Liebe seiner Mutter zum Beispiel?", fragte Severus.
"Könnte sein. Warum?"
"Ist nur so eine Idee, aber so wie ich Lily und das Zimmer vorgefunden habe, sah es so aus, als hätte sie ihren Sohn um jeden Preis schützen wollen."
"Ist ja alles möglich," fuhr nun Sirius dazwischen, "aber was machen wir nun mit Harry?"
Die Frage war berechtigt. Severus hatte gehofft, dass James mit den beiden einen Plan für solch einen Fall besprochen hatte, aber nun musste wohl eine andere Lösung gefunden werden.
"Sirius, bring ihn nach Godric's Hollow zurück!"
"Spinnst du?"
Sirius sah ihn verständnislos an.
"Nein.", antwortete Severus. "Aber wenn ich die Reaktion der anderen Todesser auf diesen Vorfall richtig einschätze, werden die sich jetzt in ihren Mauselöchern verkriechen. Die stellen keine Bedrohung mehr dar. Das Ministerium hat sicher schon Wind von der Sache bekommen und damit auch Dumbledore. Er muss entscheiden, was nun weiter geschieht."
"Das ist wohl im Moment die beste Lösung.", stimmte Remus zu.
"Gut, gut.", gab Sirius nach. "Aber ich finde, wir sollten uns hier eines schwören: James ist für seine Überzeugung gestorben, seinem Sohn wird es nicht so gehen."
Sirius streckte die Hand aus.
"Ganz sicher nicht."
Remus legte seine Hand auf den Handrücken seines Kameraden.
"Und wenn ich mein Leben dafür geben muss."
Auch Severus legte seine Hand hinzu und die drei besiegelten so ihren Schwur. Sirius nahm daraufhin Harry an sich, verließ mit ihm die Hütte und Remus und Severus hörten bald nur noch das sich entfernende, fliegende Motorrad.
Die beiden saßen nebeneinander auf dem Sofa und Severus war so in Gedanken versunken, dass er ein wenig zusammen schreckte, als Remus ihn ansprach.
"Sev, du darfst dir daran keine Schuld geben. Es war wahrscheinlich nicht zu verhindern."
"Vielleicht.", gab Severus zurück. "Aber ich mache mir die ganze Zeit Gedanken, was ich falsch gemacht habe. Hätte ich doch zuerst Dumbledore informieren sollen? Hätte ich euch Bescheid geben sollen? Hätte..."
"Hätte, hätte, hätte, das bringt dich doch nicht weiter!", unterbrach Remus ihn. "Severus, zwei Dinge: Erstens wäre Dumbledore höchstwahrscheinlich zu spät gekommen und wir hätten euch auch nicht großartig unterstützen können und zweitens, was noch viel wichtiger ist, die Vergangenheit können wir nicht ändern. Glaub mir, niemand wünscht sich das mehr als ich. Aber wir können es nicht. Wir müssen an die Zukunft denken. Okay?"
"Ja, ja, du hast ja Recht. Wie sagt man so schön: Es gibt drei Zeitstufen. Gestern, heute und morgen. Gestern können wir nicht ändern, aber wir können heute beeinflussen, was morgen geschieht."
"Ich hätte es nicht besser ausdrücken können."
Remus lächelte ihn an und Severus hatte in diesem Moment wirklich das Gefühl von Erleichterung, als plötzlich die Tür aufschlug und Sirius hastig eintrat.
"Sirius, du bist schon wieder da? Ich hab dein Motorrad gar nicht gehört."
Remus stand auf und ging auf seinen Kameraden zu. Severus musterte Sirius. Irgendwas stimmte nicht, Sirius sah abgehetzt und nervös aus.
"Hab Hagrid getroffen.", erklärte er schnell. "Dem hab ich mein Motorrad geliehen. Bin selbst appariert. Viel wichtiger: Hier in der Nähe schleicht ein ganzer Trupp von Auroren rum!"
Wie auf ein Stichwort war Severus kampfbereit.
"Die müssen mich gesehen haben.", fluchte er. "Wie viele, Sirius?"
"Ich schätze 20."
"Nun gut, ich geh da raus."
"Ich komm mit.", kam es von Remus und Sirius wie aus einem Munde.
"Nein.", widersprach Severus. "Irgend jemand muss mit Dumbledore reden. Ich bezweifle, dass ich in Anbetracht dieser Lage noch dazu fähig sein werde."
"Remus, mach du das, du warst schon immer eher der Diplomat von uns.", erklärte Sirius.
Widerwillig steckte Remus seinen Zauberstab wieder ein.
"Aber ich komme mit.", beharrte Sirius.
"Das wird gefährlich.", merkte Severus an.
"Ach, was können mir so ein paar Auroren schon tun?"
Sirius grinste schief und stellte sich zu Severus an die Tür.
"Passt bloß auf euch auf!", mahnte Remus.
"Machen wir doch immer.", gab Sirius zurück und Remus verschwand durch einen kleinen, unterirdischen Gang.
"Bereit?", fragte Severus, während er Maske und Kapuze anlegte.
"Zu neuen Schandtaten.", ergänzte Sirius und machte sich ebenfalls bereit.
