Chapter 26
Manoman... tut das gut, wenn man weiß, jap endlich hap ich es wieder geschafft, ein kapitel abzuschließen. ob damit nun diese story gemeint ist, oder mein leben, weiß ich wohl selbst nicht so genau.. aber egal.
ja, ihr habt richtig gehört. ihr seid gerade kurz davor, dass neue kapitel zu lesen. und wollt ihr noch etwas wissen? es hat nämlich die absolut-absoluteste rekordlänge!
ja, so ist das. Aber ich kann euch auch eines sagen: selten habe ich bei einem kapitel so lange rumgebastelt, wie bei diesem. ich habe einfach das gefühl, dass ich mit der handlung nicht weiter komme, weil ich mich viel zu sehr auf einzelheiten konzentriere. mir persönlich macht das ja nichts aus, weil ich das so sehr liebe (sonst würde ich es ja anders machen) aber ich hoffe, dass ihr das auch mögt. wenn nicht, dann schreibst es mir einfach, ich kann euch jedoch nicht versprechen, dass ich trotzdem etwas ändern werde, weil ich mich einfach gerne auf wichtige szenen konzentriere und versuche, alles aus diesen herauszukitzeln. ich war immer schon der typ, der bei schriftlichen deutsch-prüfungen zehn seiten abgeben hat.. aber was soll man machen..
so mal kurze zukunftspläne. nachdem ich die vom letzten jahr, nämlich dass ich ADL abschließe und mit zwei neuen ffs komme, ziemlich versemmelt habe, will ich hier mal nicht zu viel versprechen. wenn ich so weiter mache, dann wird ADL fünfzig kapitel lang werden, was mir persönlich nichts ausmacht. 'Alive' hinkt hinterher, aber ich habe bereits weitergeschrieben..
nur bin ich für dieses jahr total ausgeplant. ich werde die schule mit ner mega-prüfung abschließen, für die ich in einem monat schon zu lernen beginnen muss, danach werde ich einen monat lang reisen und mich hoffnungslos betrinken und außerdem werde ich am ende des jahres für ein jahr nach kanada gehen, um dort erfahrungen zu sammeln. das heißt natürlich nicht, dass ich aufhören werde, zu schreiben. um gottes willen, ich will niemals aufhören mit dem schreiben. ich hoffe, dass ich dann vielleicht sogar mehr zeit habe, mich meinen stories zu widmen, weil dann mein ganzes training (ca. fünf mal die woche) wegfällt und ich mehr freizeit haben werde.. mal gucken..
soo genug getratscht..
hey ihr lieben kommentatoren ihr seid echt der absolute überhammer. ihr habt mich während dieser langen durststrecke immer wieder zum schmunzeln gebracht und ihr seid auch der grund, warum ich das hier überhaupt so konsequent mache.
DANKE und viele küsschen und umarmungen gehen diesesmal an:blackros3, lylly-chan, licki_su, capricious, nochnoi, mystery-vampire, elana-chan, dat_vege, rose1, norenore-chan, divinity, deryan, liaH, lilly-maus, oceanfairy, serena-chan, elwing, tearless, darkeye, scippu, san79, -Punky_Kakashi, KaLe, Strawhat_Ruffy, Silbery, -reika-, raysuke, jenny85, silence13, krisi-chan und yukikomi!!!!!! =) dankeschön !! :)
@deryan: "Schwestersöhnchen"?? man, hab ich mich abgelacht. aber dieses wort trifft es genau auf den punkt. Tsin ist nämlich wirklich ein echtes schwestersöhnchen, gut, dass es so rübergekommen ist, wie ich das versucht habe zu beschreiben.. ach und zur frisur.. ich weiß nicht, ob die haare über die ohren gehen. ich denke schon.. wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht mehr, wie ich mir ihre haare damals vorgestellt habe. jedenfalls sehen sie so, wie ich es geschrieben habe, total anders, als geplant aus.. aber egal.. würden sie nicht über die ohren gehen, wären sie vielleicht zu kurz.. also.. äh =) hoffe, die frage ist irgendwie beantwortet ;)
soo, ich wünsche euch viel spaß und wie immer freue ich mich immer über rückmeldungen =)
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C h a p t e r 26 / ~ A d e m o n s l o v e – g e l i e b t e r F e i n d ~
Instinktiv riss ich meinen Kopf hoch und sah Fillith fragend von der Seite an. Doch er sah mich nicht, denn sein Blick, der plötzlich so kalt und doch auf eine seltsame Art und Weise voll von Gefühlen war, ruhte auf Melton. Dieser stand ungewöhnlich ruhig am Ende der Treppen und ich war mir sicher, die Tatsache, dass Fillith zwischen ihm und seinem Sohn stand, gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht.
„Du mir?“
Es schien, als hätte Fillith seine Starre gelöst und als ich ihn wieder musterte, fiel mir das ironische Lächeln auf seinen Lippen auf. Und aus irgendeinem Grund vermutete ich, dass ihm dieser Streit nicht gut tat, sondern ihn sehr belastete.
„Glaubst du denn im Ernst, du könntest mir das Wasser reichen?“, fuhr er fort und in diesem Augenblick klang seine sonst so sinnliche Stimme unglaublich eingebildet. Der Ton, den er Melton gegenüber anschlug, erinnerte mich äußerst stark an die ersten Gespräche, die ich mit ihm geführt hatte.
„Willst du es etwa herausfordern? Denkst du, du wärst hier der einzige Dämon, der kämpfen kann? Vielleicht wurde ich nicht von zahlreichen angesehenen Dämonen und Elfen ausgebildet, aber bild’ dir nichts drauf ein! Ich bin das beste Beispiel, dass man auch ohne Lehrer perfekt kämpfen kann!“, gab Melton selbstsicher zurück.
Hatte ich eben noch gedacht, Fillith klang eingebildet? Dann war sein ehemaliger bester Freund wahrscheinlich die zehnfache Steigerung von ihm!
„Dann los. Lass uns kämpfen! Du wirst schon sehen, was du davon hast...“ Filliths Augen blitzten herausfordernd und Melton nahm augenblicklich seine Kampfstellung ein.
„Seid ihr verrückt?!“, fuhr ich aufgebracht dazwischen. „Habt ihr eigentlich auch mal etwas anderes im Kopf, als euch zu kloppen? Meine Herren, da hockt ein kleiner Junge, weinend, weil sein Knie blutet und ihr wollt euch prügeln?“
Keiner sagte etwas.
„Wisst ihr was? Ihr seid beide Idioten!!“, fluchte ich sauer. „Du...“, mit dem Zeigefinger zeigte in die Richtung, in der Melton stand. „Du bist ein Idiot, weil du nicht mal checkst, wenn dein Sohn heulend in der Ecke sitzt und nicht weiß, was er tun soll! Und jetzt, wo du es endlich bemerkt hast, machst du noch nicht mal Anstalten, ihm zu helfen!! Und du...“ Ich drehte mich um neunzig Grad und bohrt Fillith meinen Finger fest in seine harte Brust. „Du Idiot!“, keifte ich.
„Was?!“, ungläubig riss der schwarzhaarige Dämon die Augen auf. „Bin ich denn mehr Idiot, als er?“
„Ja, bist du!“, zischte ich aufgebracht.
„Du kennst ihn doch gar nicht!“, entgegnete er ein wenig eingeschnappt.
„Aber ich kenne dich viel zu gut, um zu wissen, dass du dich IMMER, verdammt immer, in Schwierigkeiten bringst! Oder ist es vielleicht besser zu sagen, dass du eigentlich immer MICH in Schwierigkeiten bringst? Ich könnte unzählige Beispiele aufzählen...“ Und ich wollte gar nicht wissen, warum er damals überhaupt von Kobolden verfolgt wurde... „Und jetzt hast du nichts Besseres zu tun, als dich zu schlagen? Hast du nicht schon genug Stress, verdammt?“
„Ja, Mama...“, murmelte er und senkte den Kopf, um sein Grinsen zu verstecken.
„Argh.“, knurrte ich aufgebracht und ließ die beiden alleine stehen. Sollten sie doch tun, was sie wollten. Ich würde mich nicht dazwischen werfen und ihre Schläge auffangen, sie waren doch beide Idioten!
Ich ging ruhig und gemütlich den Gang entlang. „Jetzt warte doch!“, konnte ich Filliths Stimme genervt hören und ich glaubte, zu erkennen, dass er erstaunt darüber war, dass ich ihn einfach stehen ließ.
Ich blieb gelassen stehen als mich mein Weg aus dem Sichtfeld der beiden Dämonen führte und versuchte zu lauschen.
„Mann, sieh, was du angerichtet hast!“, fauchte Fillith aufgebracht.
„Was hab ich denn getan?!“, hörte ich Meltons zischende Stimme.
„Wegen dir ist sie wieder sauer auf mich! Bis sie sich wieder einmal beruhigt hat, kann es Monate dauern!“ Na immerhin sprachen sie bereits miteinander. Der Ton fiel in diesem Fall zwar nicht unbedingt angenehm aus, aber was nicht war, konnte ja noch werden!
„Leider wirst du in ein paar Monaten wahrscheinlich nicht mehr unter den Lebenden weilen.“
Mein Herz zog sich zusammen.
Warum bloß war ich nicht einfach weitergegangen...?!
„Tut mir Leid, Melton, aber diesen Gefallen will ich dir nicht so einfach tun. Und wer weiß schon, ob du nicht selbst bald ins Gras beißen wirst?“
„Ich muss schon sagen, dass sind ja ganz neue Töne von dir, Fillith. Wohin ist nur dein Leichtsinn verschwunden? Hast du ihn gegen das kleine Engelsmädchen eingetauscht?“
Für einen kurzen Moment wurde es wieder still. Dann fuhr Filliths Stimme in einem aggressiven Ton fort, „Sie geht dich nichts an.“, zischte er „Außerdem versuche ich mich gerade zu erinnern, gegen was du mich eingetauscht hast!“, seine Stimme sprühte nur so vor Ironie.
„ Sie gehen dich nichts an.“, hörte ich Meltons Stimme ernst.
„Du meinst ihn?“, ich war mich sicher, dass Fillith den kleinen Jungen im Eck meinte, „und Keira? Na gut, dass du dich so blendend um deinen Sohn kümmerst, er heult noch immer Rotz und Wasser, weil er das erste Mal in seinem Leben mit Blut konfrontiert wird. Wahrscheinlich ist er gerade am Verbluten und du hast nichts Besseres zu tun, als mir hier auf den Arsch zu gehen. Lily hatte Recht, du bist ein Idiot.“
„Ein bisschen Blut hat noch niemanden geschadet, nicht wahr? Ich bin überzeugt, es würde dir auch nicht schlecht tun...“ „Du wirst schon sehen, wer am Ende in wessen Blut badet! Komm her!“
Ich schluckte und lief weiter.
Ich hatte wirklich keine Lust, mich einzumischen, vor allem würde es den Konflikt zwischen den beiden nicht aufheben, sondern ihn nur verzögern. Ich verschloss meine Ohren und beschleunigte meine Schritte, um bloß nichts mehr von ihrem Disput mitzubekommen.
Als ich Alanas Zimmer erreicht hatte, trat ich erleichtert ein und schloss hastig die Tür hinter mir.
Wegzusehen war das Schlimmste, dass man tun konnte, denn es bedeutete, dem Strom zu folgen. Doch hier gab es keinen Strom, ich konnte nur meine Augen schließen und versuchte zu vermeiden an Fillith zu denken. An Fillith, wie er war, wenn er sich von seinen Instinkten leiten ließ und nicht von seinen Gefühlen...
+++
Ich schlief bereits, als ich es plötzlich leise an meiner Tür klopfen hörte. Ich schreckte hoch und von einer Sekunde auf die andere saß ich kerzengerade in meinem Bett und war hellwach. Es war ein dumpfes Klopfen, genauso wie meiner Puls, den ich glaubte, hören zu können.
Für einen Moment dachte ich, es hätte aufgehört, doch die Person vor meiner Zimmertür setzte das nervenaufreibende Klopfen wenige Augenblicke später fort. Wer war das?
Ich schluckte. Mein Herz rutschte mir beinahe in die Hose. Bei diesem konstanten Lärm konnte ich bestimmt nicht mehr einschlafen, denn ihn einfach zu ignorieren würde höchstwahrscheinlich fehlschlagen.
Langsam schob ich meine Decke auf die Seite und kletterte barfuss aus dem Bett. Schnell hopste ich zur Türe und zögernd nahm ich die Klinke in die Rechte. Ich überlegte und nahm mir noch schnell eine Vase zur Hand, nur für den allerschlimmsten Notfall. Weiters nahm ich mir die Zeit, die Kerzen an der Wand anzuzünden, denn bei Licht würde ich den Feind vor meiner Tür bestimmt besser bekämpfen können.
Wie spät mochte es sein?
Schnell warf ich einen Blick aus der Fensteröffnung des Baumes, doch ich war noch nie gut gewesen, wenn es um die Einschätzung der Uhrzeit ging.
In diesen Augenblicken versuchte ich alles, um nicht an die Tür gehen zu müssen. Die Einschätzung der Uhrzeit, das Anzünden der Kerzen, das schnelle Zurechtzupfen meiner Haare vor dem Spiegel – ich trödelte auf die allerbeste Weise.
Doch nach ein paar Minuten hatte das Klopfen noch immer nicht aufgehört und ich realisierte, dass ich wohl doch aufmachen sollte. Es hatte doch keinen Sinn, wäre es ein Feind, so würde er doch wohl nicht höflich anklopfen, oder?
Wieder ging ich zur Tür und dieses verdammte Klopfen ließ einen eiskalten Schauer meinen Rücken hinunter fahren. Aber ich wusste, ich kam nicht darum, diese dämliche Tür nicht zu öffnen. Deshalb tat ich es einfach. Entschlossen rammte ich die Klinke nach unten und schwang die Tür nach innen auf.
„Ich dachte schon, du wärst taub.“, wurde ich angefahren.
Im ersten Moment erkannte ich gar nichts. Er stand im Schatten, weshalb ich nur seine Umrisse sehen konnte, die unglaublich eindrucksvoll, jedoch zugleich äußerst unheimlich auf mich wirkten. Dann trat er zur Hälfte ins Licht.
„Taub?“, entgegnete ich. „Du klopfst hier mitten in der Nacht Sturm!“ „Und du scheinst es angeblich nicht gehört zu haben!“ Er klang seltsam. „Ich habe versucht, dich zu überhören, weil ich mit dem allerschlimmsten gerechnet hatte!“ Filliths Blick fiel automatisch auf die rote Vase, die ich bedrohlich in meiner linken Hand hielt. Peinlich berührt versteckte ich diese hinter meinen Rücken und stellte sie so, als hätte ich sie nur aus Zufall in der Hand, wieder auf ihren alten Platz.
Und als ich Fillith einen zweiten Blick schenkte und er diesmal völlig im Licht stand, zog sich mein Herz zusammen.
„Was...“
„Kann ich reinkommen...?“, keuchte er.
Sofort stürmte ich auf ihn zu. Erst jetzt fiel mir auf, dass Fillith im Türrahmen lehnte und er aus dem Mund blutete. Sein Gesicht war voll von Kratzern und sein Oberteil war an manchen Stellen zerrissen und dreckig, genau wie seine Hose. Seine Unterarme waren mit blauen Flecken überseht und die Knöchel an seinen Fingern waren aufgeschlagen und bluteten ebenfalls. Ich sah ihm in das zum Teil blutverschmierte Gesicht und hörte seinen lauten Atem. Er hatte Schmerzen.
„Was ist passiert?“, kreischte ich besorgt, als ich ihm fürsorglich unter die Schulter griff und ihn stützte. Fillith humpelte stark und ich vermutete, dass er sich mehrere Knochen gebrochen hatte. Ein paar Rippen miteingeschlossen, dass konnte ich aufgrund meiner (geringen) Erfahrung mit Weißmagie jetzt schon sagen.
„M-Melton hat es nicht anders gewollt.“, brachte der schwarzhaarige Dämon unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich half ihm, sich auf das Bett zu setzten und befahl Fillith, sich hinzulegen, während ich die Zimmertüre schloss. „Melton? Spinnst du? Willst du mir sagen, er hat dich den ganzen halben Tag verprügelt?!“
Der Dämon lag stöhnend in meinem Bett und begann plötzlich zu knurren. „Er mich? Du müsstest mal sehen, wie er aussieht...“ Er hielt für ein paar Sekunden an, doch sein Atem wollte sich einfach nicht beruhigen. „In den nächsten Tagen wird Bewegung ein Fremdwort für den Trottel sein...“
„Für dich genauso!“, fuhr ich ihn an. „Sieh dich doch mal an! Du siehst, erbärmlich aus!“
„Ach, Engelchen...“ „Das ist mein Ernst! Und meine Aufgabe wird es jetzt wahrscheinlich sein, dich zu bemuttern, Mann!“, sagte während ich aufstand, um eine Schüssel mit warmen Wasser zu zubereiten. Diesen Schock musste ich jedoch erst einmal verarbeiten.
„Prima... Immerhin hatte ich nie eine richtige Mutter...“, für einen kurzen Moment klang er melancholisch. „Zu Firk kann ich nicht gehen... Wenn er mich so sieht, enterbt er mich... Obwohl, was könnte mir der alte Sack schon vererben?“
Sauer schüttelte ich den Kopf und nahm auf der Bettkante Platz, um Filliths Wunden zu untersuchen.
Seine Augen waren geschlossen und eine seiner Augenbrauen wurde von einem blutigen Kratzer durchzogen. Seine linke Wange schimmerte auffällig blau und der Mundwinkel darunter war Blut verklebt, genauso wie sein Kinn. Ein paar kurze Haare fielen ihm in die Stirn und ich streifte sie dem Dämon zärtlich aus dem Gesicht. Fillith sah so aus, als schliefe er.
Dann blickte ich auf seinen Oberkörper.
„Ich sage es nicht gerne, aber...“
„Was ist?“, presste der Schwarzhaarige hervor, als ich ruhig wurde.
„Zieh dein blödes Oberteil aus, wenn du um die Uhrzeit hier schon ankriechst, um dich verarzten zu lassen!“, meinte ich herrisch, nur um meine Verlegenheit zu verbergen.
„Klingt nach Doktorspielchen, oder ner heißen Nacht mit einer waschechten Krankenschwester...“, sagte er leise und ich war verwundert, dass er in seinem Zustand überhaupt noch fähig zum Sprechen war.
„Deine Spielchen kannst du mit Arisu machen...“, entgegnete ich Fillith jedoch trocken.
„Sehr witzig.“, kam es ernst von ihm und wieder schloss er die Augen.
Als Fillith sich aufzurichten versuchte, fiel mir sofort wieder ein, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit gebrochene Rippen hatte, weshalb ich ihn stützte. Ich bemerkte, wie er die Zähne zusammenbiss, aber versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er versuchte, sich das Oberteil auszuziehen, jedoch wurde er sofort von einem Hustenkrampf geschüttelt und stöhnend wollte er sich wieder in mein Kissen werfen, doch ich hielt in davon zurück.
„Zieh das verdammte Shirt aus!“, murrte ich ihn an.
„Lily, es tut weh!“
„Sei nicht so schwächlich...“, sagte ich, um ihn herauszufordern.
„Wir können unsere Spielchen gerne machen, wenn ich wieder fit bin...“
„Fillith! Ein paar deiner Rippen sind gebrochen und ich will dir helfen! Verlange nicht von mir, dich auch noch auszuziehen!“ Der Dämon wollte lachen, doch sein Versuch endete sofort wieder in einem schmerzenden Hustenanfall.
„Na schön...“, murmelte er.
Er führte seine Hände, so gut es ging, hinter seinen Kopf und zog sich das Oberteil stöhnend über den Kopf.
„Scheiße...“, brachte er gequält hervor, als er es endlich geschafft hatte. „tut das weh...“
Doch ich hörte seine Worte kaum, denn bei dem Anblick seines Oberkörpers, verkrampfte ich mich automatisch. Er war überseht von blauen Flecken und Kratzern und auf den ersten Blick sah ich eine äußerst große Schürfwunde an seinem Hüftknochen, die zum Leid von Fillith, auch noch verschmutzt war. Er zitterte vor Schmerz und seine Bauchmuskel waren so angespannt, dass man wahrscheinlich mit einem Stein dagegen hätte schlagen können...
Als er bemerkte, dass meine Augen auf seinem Hüftknochen lagen, da versuchte er, zu grinsen.
„Ein Rendez-vous mit einem der vielen Bäumen in diesem Wald...“ Aber ich war nicht zum Spaßen aufgelegt. Diese Wunde machte mir Sorgen, denn sie war sehr stark verschmutzt und meine Erfahrung und Kraft reichte nicht aus, um alle seine Verletzungen zu heilen. Alana konnte ich erst morgen herbestellen, denn sie um diese Uhrzeit zu wecken, war wohl nicht das Beste. Vor allem wäre es sehr auffällig, würde ich zu dieser Stunde in den Gängen umherirren.
„Wie sieht es aus, Schwester, können sie mich wieder auf Vordermann bringen?“, flüsterte Fillith und ich sah ihm an, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als in diesem Moment schmerzlos zu sein.
„Mhm.. lass mich nachdenken... Wer war es, der nie an meine Weißmagie geglaubt hat?“, fragte ich frech.
„Wenn du deine Kraft so gut beherrscht, dann kannst du mir ja jetzt zeigen, dass ich dich unterschätzt habe...“
Und in diesem Moment wusste ich, dass er ein kleinwenig Angst hatte. Angst, ich würde ihn nicht heilen. Ihn, dieses kleines Stück Elend, das vor mir lag und um sein Bewusstsein kämpfte. Auf irgendeine seltsame Art und Weise befriedigte mich diese Tatsache, denn zum ersten Mal war Fillith mir unterlegen, ja, er war sogar abhängig von mir. Ich war die einzige, die ihm helfen konnte, denn würde er zu einem Dämon gehen, wüsste sofort jeder, dass es doch eine Begegnung zwischen ihm und Melton gegeben hatte.
Zuerst hatte ich ein wenig Scheu, doch als ich realisierte, dass es doch keinen Sinn hatte, berührte ich mit meinen kühlen Fingern seine warme Haut und tastete vorsichtig seine Rippen ab, so wie ich es während meiner Ausbildung gelernt hatte. Ich spürte, mit magischer Hilfe, dass drei davon gebrochen waren und sofort suchte ich den kleinen Anteil Magie in mir, um ihn zu aktivieren. Anfangs wollte es mir nicht gelingen, da ich wohlmöglich ein wenig aus der Übung gekommen war...
Aber schon nach wenigen Augenblicken schaffte ich es meine innere Kraft freizusetzen und sofort machte ich mich daran, die Knochen zu heilen. Ich konzentrierte mich und bemerkte schnell, dass es keine leichte Aufgabe sein würde, Fillith zu helfen.
Als ich fertig war öffnete ich wieder meine Augen und schaute den Dämon vor mir erwartend ins Gesicht. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob ich es wirklich geschafft hatte, die Brüche zu heilen, da es damals im Wald mit Filliths Wade auch schiefgegangen war...
Doch der Dämon tastete äußerst vorsichtig seine Seite ab und richtete danach seinen Oberkörper auf, ohne das Gesicht zu verziehen.
„Gut... das hat schon mal geklappt...“, keuchte er.
Jetzt fehlten nur noch die ganzen anderen Blessuren.
Noch einmal fiel mein Blick auf die Wunde an Filliths Hüftknochen. Selbst die Haut um die Aufschürfung war blau und leicht geschwollen und ich war mir sicher, dass er das noch Wochen später spüren würde...
„Das ist nicht einfach zu reparieren...“, sagte ich feststellend.
Fillith schluckte. Hatte er erwartet, dass ich nur einmal mit den Fingern zu schnipsen brauchte und alles war vorbei? So leicht ging es leider nicht!
„Sieh dir das mal an!“, meinte ich besorgt. „Ich muss die Wunde zuerst reinigen...Ansonsten könnte sie sich wohlmöglich entzünden.“
Ich dachte nach. Was sollte ich dafür nur benutzen? In dieser Lage musste es etwas Einfaches sein, etwas, das aber trotzdem wirkungsvoll war. Sofort fiel mir Alkohol ein. Und zwar Hochprozentiger...
„Äh... Ich brauche Alk...“ „Das kommt gar nicht in Frage!“
„Man Fillith, ich will mich nicht besaufen! Ich will...“ „Mir ist schon klar, dass du dir das Zeug nicht runterleeren willst!“ „Und was ist dann dein Problem?“, fragte ich verwirrt.
Doch anfangs sagte er nichts.
„Es tut weh.“
Wie ein Kind. Wie ein kleines, armes und unschuldiges Kind kam er mir in diesen Momenten vor. Und meine engelsche Seele bewirkte zusätzlich noch, dass mir dieser Dämon unendlich Leid tat.
Und als meine Augen auf den leeren Suppenteller auf meinen Tisch fielen, hatte ich augenblicklich eine neue Idee. Ich aß immer auf meinem Zimmer und heute war die Suppe äußerst geschmacklos gewesen, weshalb ich ein wenig nachhelfen musste. Und zwar mit einer Brise Salz...
Salz, dass noch immer vor meinem leeren Suppenteller stand...
Salz, dass äußerst praktisch war... zum Reinigen, beispielsweise...
„D-dann muss ich es eben mit Wasser versuchen...“, log ich, schnappte mir ein dickes Stück Stoff und eine leere Schüssel und ging in Richtung Bad. Und auf dem Weg ließ ich ganz unauffällig den kleinen Salzstreuer in meiner Hand verschwinden. Fillith hatte es nicht gesehen, denn in diesem Moment war er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt...
Natürlich würde es ihn mehr als alles andere schmerzen, jedoch würde es ihm auch helfen. Die Wunde würde schnell und unkompliziert heilen können. Es war doch nur für sein Bestes!
Im Bad angekommen überlegte ich gestresst, wie ich nun am besten vorgehen sollte. Ihn den ganzen Inhalt des Salzstreuers einfach rüberleeren? Nein, er würde es sofort abwischen und dann wäre der Großteil des Salzes auf meinem Boden, anstatt auf seiner Verletzung.
Hastig öffnete ich den Streuer und leerte den gesamten Inhalt in die Schüssel. Danach gab ich Wasser dazu, jedoch achtete ich besonders darauf, dass es nur ganz wenig war. Das Wasser durfte nicht nur einen leichten Salzgeschmack haben, es musste voll damit sein, unfähig, noch weiteres Salz aufzunehmen!
Als ich fertig war betrachtete ich skeptisch die trübe Farbe des äußerst salzigen Wassers. Er würde es bestimmt nicht merken, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, seine Schmerzen zu ertragen. Dieser Trottel! Wie hatte ich vorhin nur Mitleid für ihn empfinden können, wenn er doch selbst Schuld an seiner Situation hatte? Er und Melton, diese beiden streitsüchtigen Kinder!
Ich ging zurück zu meinem Bett, in dem der Dämon lag. Eigentlich konnte ich es noch immer nicht glauben, dass es gerade eben noch an meiner Tür geklopft hatte und sich nun Fillith schwerverletzt bei mir befand.
„Fillith...?“, begann ich vorsichtig, weil ich mir nicht sicher war, ob er überhaupt noch bei Bewusstsein war. Er verzerrte seine ebenen Gesichtszüge. „Ja?“
„Ich werde nun versuchen, die Verletzung mit Wasser zu reinigen.“ „Schon klar...“, sagte er leise und ließ dabei die Augen geschlossen.
Entschlossen tränkte ich das Stück Stoff in das Salzwasser und wartete, bis es sich vollkommen vollgesaugt hatte. Als dies der Fall war, nahm ich es aus dem Wasser raus und wrang den Stoff absichtlich nicht aus, den so würde sich viel mehr Salz darin befinden.
Ich atmete tief durch. Fillith würde mich dafür verfluchen. Die Schürfwunde eiterte leicht und in diesem Augenblick war ich unglaublich froh darüber, gesund zu sein. ‚Er ist selbst schuld...!’, redete ich mir ständig ein, um Mitleid zu vermeiden.
Und dann tat ich es einfach. Ohne zu zögern drückte ich dem Dämon das vor Salzwasser triefende Stück Stoff auf die verschmutzte Wunde und versuchte erst jetzt, es ein wenig auszuwringen, damit möglich viel Salz in die Aufschürfung kam.
Mit schlechtem Gewissen blickte ich ihm in die weitaufgerissenen Augen, die mich vor Schmerz anstarrten. Er hatte den Mund geöffnet, jedoch kam im ersten Moment kein Ton raus. Sein ganzer Oberkörper war angespannt und ich konnte beinahe jeden einzelnen Muskel erkennen.
Als seine rechte Hand mein Handgelenk umfasste, wollte ich dieses zuerst erschrocken zurückziehen, jedoch war ich mir Bewusst darüber, dass das Salz somit seine Wirkung nicht ganz ausführen konnte. Filliths Hand drückte mein Gelenk fest zu und versuchte, es wegzuschieben, aber ich blieb stark. Mein Glück war, dass er bereits sehr geschwächt war und deshalb keine große Chance gegen meine beiden Hände hatte. Er stöhnte auf.
„Hör auf!“, stöhnte er und im ersten Moment machte ich mir Sorgen, er könnte gehört werden. Jedoch waren die Wände des Baumes glücklicherweise sehr dick.
Ich sagte nichts, sondern versuchte mit aller Kraft, das Stück Stoff fester auf die Wunde zu drücken. Mit schmerzverzerrten Gesicht wand Fillith seinen Oberkörper, doch es machte keinen Sinn. Er war im Moment zu schwach, um sich gegen mich zu wehren.
„Lily... ich meine es ernst!“ Seine Stimme war einem Flehen gleich und ich konnte mir den Schmerz, den er gerade durchlitt, gar nicht vorstellen. Und das war auch gut so.
Filliths Atem wurde immer schneller und ich konnte sogar kleine Schweißperlen auf seiner Stirn erkennen. Noch immer umfasste er mein Handgelenk, jedoch war sein Griff schon um einiges leichter geworden. Ich legte meine freie Hand auf seine und löste den schwachen Griff. Fillith ließ von meinem Handgelenk ab, widmete sich jedoch unbewusst meiner freien Hand, indem er sie drückte.
Ich ließ es geschehen, denn es war um einiges angenehmer, als wenn er mir ständig das Blut absperrte und ich das Gefühl haben musste, als würden mir gleich die Finger abfallen.
„Hör auf... bitte...“ Seine Stimme zitterte. So hatte ich Fillith noch nie gesehen. Für mich war er bisher immer der unverwundbare Dämon gewesen, stark und kriegerisch.
Doch er war nicht unverwundbar. Er war auch nur ein Dämon und genauso verletzlich, wie alle anderen. Und ich dachte schaudernd an die Zukunft. Solange hatte ich es vermeiden können daran zu denken, doch in diesem Augenblick, da konnte ich einfach nicht anders. Es brach mir beinahe das Herz, Fillith zu sehen wie er litt.
Schnell hielt ich den Stoff wieder in das Salzwasser, nur um es den Dämon dann wieder auf die Haut zu drücken. Er bemerkte die Pause nicht, denn der Schmerz hielt an.
„Fillith, es tut mir leid.“, murmelte ich angeschlagen, als er seine trüben Augen auf mich richtete. „Aber mir ist nichts Besseres eingefallen... Es war die einzige Möglichkeit...“
„Das zahl’ ich dir heim...“ , flüsterte er gequält, jedoch versuchte er zu grinsen. Es wollte ihm nicht gelingen.
Dann fielen dem Dämon plötzlich die Augen zu und ich stellte erleichtert fest, dass er das Bewusstsein verloren hatte. Nun war es leichter für mich, seine Wunden zu behandeln, weil ich nicht mehr mit Gegenwehr rechnen musste.
+++
Es klopfte.
Ich schrak hoch und öffnete die Augen. Ein kurzer Blick nach draußen sagte mir, dass es bereits früher Morgen war und da es immer wärmer wurde konnte ich bereits Vögel singen hören.
Ich schaute auf mein Bett. Fillith schlief noch immer und ich konnte an seiner Brust seinen gleichmäßigen Atem sehen. Noch immer war sein Oberkörper mit Kratzern und Wunden überseht, denn ich konnte nicht alles heilen. Ich fühlte mich ausgelaugt, fertig und der ungemütliche Holzsessel, auf dem ich Platz genommen hatte, tat sein Übriges dazu.
Schnell stand ich auf und ging leise auf die Tür zu. Wer würde um diese Uhrzeit nur bereits wach und auf den Beinen sein?
Und als ich die Türe schon fast aufmachen wollte, da kam mir ein noch viel wichtiger Gedanke. Wenn ich irgendjemanden nämlich in mein Zimmer lassen würde, dann wäre Fillith aufgeflogen. Und das wünschte ich ihm auf gar keinen Fall. Also, was tun?
Meine Neugierde entschied sich für Aufmachen, jedoch nicht Hereinbeten.
Als ich die Zimmertür endlich geöffnet hatte, da schaute ich verdutzt.
„Was...?“
„Tut mir Leid, dass ich so früh bereits störe...“, ertönte eine zarte Stimme.
„Wer bist du?“
Vor mir stand eine junge Frau, die nicht viel älter als ich sein mochte und sie war hübsch. Sie trug ihr langes, schwarzes Haar offen und ihre hellgelben Augen verrieten mir, dass sie reifer war, als sie auf den ersten Blick aussehen mochte.
„Mein Name ist Keira.“ Diesen Namen hatte ich schon einmal gehört und das war noch nicht lange her..
Sie musste meinen grübelnden Gesichtsausdruck gedeutet haben, denn sofort fügte sie hinzu, „Ich bin...“, zögernd hielt sie an. „Kann ich reinkommen?“, fragte diese Keira höflich und warf einen Blick auf die Tür, die ich hinter mir vorsichtig angelehnt hatte.
„D-das ist gerade sehr schlecht... Ich-...“ „Ich weiß, dass Fillith bei dir ist.“ Dämonen! Denen konnte man verdammt noch mal gar nichts vormachen!!
Verzweifelt suchte ich nach einer Lösung. Was sollte ich jetzt tun? Wer war das überhaupt noch mal? Fillith schlief doch sowieso und er würde wahrscheinlich noch nicht einmal etwas mitbekommen. Und sie wusste ja sowieso, dass er bei mir war!
„Na schön..“, gab ich nach und gemeinsam betraten wir mein Zimmer. „Also, wer bist du noch gleich?“
„Ich bin die Frau von...“
„... Melton...“, fiel es mir schussartig wieder ein. Fillith hatte ihren Namen erwähnt und jetzt erinnerte ich mich plötzlich wieder. Das war sie also.
Und plötzlich registrierte ich, dass sie bereits Mutter war, obwohl wir ungefähr im selben Alter sein mussten. Sie schien mir eine starke Frau zu sein.
„Genau.“, sie versuchte zu lächeln, jedoch konnte ich ihr ansehen, dass sie Sorgen plagten.
„Es geht ihm nicht gut, oder?“, meinte Keira nach einer langen Stille, als sie näher an mein Bett getreten war, indem Fillith lag. Ich schüttelte den Kopf. „Es wird einige Zeit dauern, bis er wieder ganz fit ist. Jedoch hat er selbst Schuld... genau wie Melton...“
„Das stimmt...“ „Wie geht es ihm?“ „Schlecht.“, antwortete Keira kurz und ich glaubte ihr sofort. „I-ich, ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll. Ich habe keine Erfahrungen mit Medizin und weiß nicht, wie ich Melton nur behandeln soll. Ich habe Angst um ihn...“
Deshalb war sie also hier. Ich sollte ihr helfen? Ungläubig schaute ich sie an.
„Du willst also, dass ich ihn heile?“
Keira sagte nichts darauf, was ich automatisch als ein ,Ja’ deutete.
„Das, das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst!“
Und das war es auch nicht. Ich war erschöpft, müde und hatte kaum geschlafen...
„Sieh dir Fillith doch mal an! Ich habe fast meine ganze Kraft zum Heilen verbraucht und wie viel habe ich bewirkt? Fast gar nichts! Ich bin für das zu schwach und zu wenig ausgebildet!“
Es war nicht so, als wollte ich ihr nicht helfen. Hätte ich es nur gekonnt, dann hätte ich es sofort getan. Es war mir egal, ob nun ein Konflikt zwischen Melton und Fillith herrschte oder nicht, denn Keira war in Sorge zu mir gekommen und ich wollte ihr helfen. Und ich hatte sogar schon eine Idee wie.
„Aber...“, fing ich an. „Ich bin hier ja nicht der einzige Engel in diesem Baum. Meine beste Freundin Alana ist auch hier und sie ist ein echter Freak, wenn es um Weißmagie geht...“
In den Keiras katzenähnlichen Augen erkannte ich sofort einen Schimmer von Hoffnung.
„U-und du glaubst, sie kann ihm helfen?“ „Natürlich. Ich hatte sowieso vorgehabt, sie wegen Fillith herzuholen, da sie ihm heilen sehr trainiert ist. Zwar wird sie die Beiden nicht hundertprozentig auf Vordermann bringen können, aber sie werden zumindest schneller gesund sein. Und wenn sie Glück haben, dann schöpft auch keiner Verdacht...“ Mann, konnte ich optimistisch sein!
„Das klingt fantastisch...“, hauchte Keira und sie wirkte so jung und unschuldig. Für mich war es beinahe unvorstellbar, dass sie bereits Mutter war.
Eilig ging ich zu meinem Schreibtisch, kramte Stift und Zettel hervor und hielt es der jungen Dämonen anschließend entgegen. Verwirrt sah sie mir in die Augen.
„Könntest du mir hier vielleicht beschreiben, wie ich am Besten zu dir finde? Ich will mich in diesem verdammten Baum nicht noch einmal verlaufen...“, gab ich zu und grinste.
„Ach, natürlich...“
Als sie fertig war, gab sie mir Stift und Zettel wieder zurück und verabschiedete sich höflich.
„Ich danke dir. Lilithiel...“
„Du kannst gerne Lily zu mir sagen.“
„Danke sehr.“
„Keine Ursache... Ich helfe doch gerne.“
Dann ging sie und ich sah ihr, in der Tür stehend, noch kurz nach. Sie war zierlich und unscheinbar, aber dennoch hübsch. Ich war mir sicher, dass man leicht dazu neigte, dieses Mädchen zu unterschätzen. Ich konnte fühlen, wie stark sie war, auch wenn man es ihr nicht ansah...
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„Ich brauche deine Hilfe. Hast du Zeit?“, fragte ich. An ihren müden Augen konnte ich sehen, dass sie gerade eben noch geschlafen haben musste.
„Was ist denn...?“, gab sie schläfrig von sich. „Es ist noch früh...“
„Ich weiß, aber es ist dringend.“
„Na Schön... komm rein.“
„Nein... Zieh dich an, ich warte hier.“
Überrascht blickte Alana mich an. Ich erkannte, dass sie kurz davor war, zu protestieren, aber mein Blick musste ihr verraten haben, wie dringend es war und deshalb verschwand sie anschließend ohne Worte in ihrem Zimmer, um sich schnell umzuziehen.
Nach kurzer Zeit stand sie fertig gemacht vor mir und ich konnte erkennen, dass sie eine Erklärung haben wollte. „Es... es geht um Fillith.“, brachte ich hervor.
Etwas sauer seufzte sie. „Um wen denn sonst? Hast du denn nichts Besseres zu tun, als mich in aller Herrgottsfrüh zu wecken?“ Verständnislos sah ich ihr in die blauen Augen. „Es ist dringend! Er ist verletzt und meine Kraft alleine reicht nicht, um ihn zu heilen.“ Augenblicklich schien es ihr Leid zu tun, mich so angefahren zu haben. „Ich mache mir Sorgen um ihn.“, fügte ich leise hinzu. „Er ist bewusstlos und einige Verletzungen sind sehr ernst. Ich habe mir gedacht, du könntest mir helfen...“
„Natürlich kann ich das...“ Von einem Moment auf den anderen wurde ich Lächeln warm und verständnisvoll. Ich war erleichtert.
Ich führte sie zu meinem Zimmer und als wir eintraten zog sich mein Herz beim Anblick von Fillith abermals zusammen. Schon wieder hatte er die Decke im Schlaf von sich gestoßen und ich vermutete, dass das an seinem Fieber lag. Die Verletzungen an seinem Oberkörper sahen nicht wirklich besser aus und seufzend setzte ich mich zu ihm ans Bett und legte einen kühlen Lappen auf seine heiße Stirn.
„Wie ist das passiert?“, hörte ich Alana besorgt hinter mir.
„Er... er hat sich mit jemanden geschlagen.“ „Du meinst, er wurde verprügelt.“ „Nein... Melton, seinem Erzfeind, geht es noch schlechter.“ Staunend und irritiert blickten Alanas Augen in meine und ich begann, ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Währenddessen setzte sie sich zu Fillith und begann damit, seine schlimmsten Wunden zu heilen. Ich beobachtete sie still, wie sie sich konzentrierte und erhoffte mir dadurch vielleicht eine ihrer Fähigkeiten beim Heilen abzusehen. Sie war wirklich sehr begabt und inzwischen verfluchte ich mich dafür, dass ich in der Schule nie aufgepasst hatte.
Alana ließ sich sehr viel Zeit, um keine unnötige Energie zu verschwenden. Ich hatte sie nämlich bereits gefragt, ob sie sich später nicht noch um Melton kümmern konnte und um zwei Personen zu heilen, bedurfte es einen großen Krafteinsatz.
Als sie schließlich den Verband um seine Hüfte abnahm, da gab Alana ein zischendes Geräusch von sich. „Du hast es wirklich geschafft, diese Wunde mit Salz zu reinigen? Das nimmt mir einige Arbeit ab, jedoch weiß ich nicht, ob ich alles heilen kann. Ich werde sicher gehen, dass sich die Verletzung nicht entzündet, dann kann sie ohne weitere Hilfe mehr oder weniger schmerzvoll abheilen.“
Kurze Zeit danach lehnte sie sich ein wenig erschöpft zurück und verlangte nach einem Glas Wasser, welches ich ihr schleunigst brachte. „Und...?“, ich konnte meine Neugierde um Filliths Zustand kaum verbergen und aufgeregt fasste ich ihm noch einmal auf die Stirn, um sein Fieber zu überprüfen. Die Hitze war noch immer spürbar vorhanden.
„Er wird bald wieder gesund sein. Vielleicht kann er morgen schon aufstehen, ich weiß es nicht genau. Jedoch sollte er sich Zeit lassen und sich auf keinen Fall überanstrengen. Die Verletzungen müssen auskuriert werden, sonst kommen sie eines Tages auf ihn zurück. Und das wäre in dieser kriegerischen Zeit kein Vorteil...“
Plötzlich wurde sie ganz ruhig und ich sah ihr an, dass ihr etwas auf der Zunge lag. „Ich dränge dich ja ungern...“, fing sie nervös an „aber hast du diese Sache mit Lor schon mit Fillith besprochen...?“
Ich war wie vom Geistesblitz getroffen, als mir das auf einmal wieder einfiel. Nach dem Gespräch mit Lios hatte ich eigentlich keine Gelegenheit gehabt, Fillith noch einmal auf dieses Thema anzusprechen und ihn somit zu überreden...
„Ich habe ihn gefragt, jedoch war er total dagegen. Jedoch weiß ich aus sicherer Quelle, dass er seine Meinung noch ändern könnte. Nur hatte ich bisher keine Zeit...“
„Ist nicht so schlimm...“, meinte sie und leerte den restlichen Inhalt des Wasserglases in einem Zug.
„Lass uns zu Melton gehen, bevor ich überhaupt die Chance habe, noch einmal müde zu werden...“
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Vertieft ging ich die Treppen nach oben und achtete auf nichts, außer auf meine Beine. Obwohl ich mich den ganzen Tag über nicht angestrengt hatte, war ich total fertig, müde und sogar bereits außer Puste. Es lag am Schlafmangel. Die Heilung von beiden Dämonen hatte nämlich Stunden gedauert und seit Fillith mitten in der Nacht bei mir aufgekreuzt war, hatte ich kein Auge mehr zu getan. Hätte ich nur die Gelegenheit gehabt, so wäre ich wahrscheinlich sofort eingeschlafen. Aber im Moment war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich überhaupt in der nächsten Nacht schlafen würde. Immerhin blockierte Fillith ja mein Bett... Und ich würde mich auf gar keinen Fall zu ihm legen. Auf gar keinen Fall!
„In deinem jetzigen Zustand würdest du nicht einmal merken, wenn du in eine Horde von Kobolden läufst.“
Ich schrak hoch.
Aís stand rechts von mir, cool grinsend und lehnte sich lässig an der Wand an.
„Was hast du gerade gesagt...?“, stammelte ich und versuchte meine Erschrockenheit zu verbergen. Mit der Linken fuhr ich mir locker durchs Haar.
„Du siehst müde aus.“
„Ich habe kaum geschlafen, weil...“ Nein! Man, war ich vielleicht blöde. Ich war also kurz davor gewesen, Filliths Geheimnis an Aís auszuplaudern. Das musste wirklich die Müdigkeit sein...
„Weil...“ Ja warum nur? „Ich in der Nacht so einen starken Schnupfen hatte...“
In Gedanken gab ich mir gerade eine feste und schallende Ohrfeige. Das kam davon, wenn einem nichts Besseres einfiel...
Aís betrachtete mich naserümpfend.
„Hm... ist ja auch nicht so wichtig... Ich wollte dich nur informieren, dass wir heute wieder trainieren werden.. In der Nacht.“
WAS?! Das ging ja gar nicht... Wie sollte ich das bloß schaffen? Ich musste mich um einen verletzten Dämon kümmern und gleichzeitig noch meinen Schlafmangel bekämpfen!
„D-das geht heute nicht...“
Etwas verwundert zog Aís eine Augenbraue in die Höhe, denn bisher hatte ich mich beinahe immer auf das Training gefreut und war ihm sehr dankbar gewesen, wenn er Zeit für mich fand.
„Und warum nicht...?“
„Hab ich dir doch schon gesagt...“, meinte ich nur schnippisch. „Ich bin müde und muss schlafen!“
„Was tust du, wenn du während einem Kampf plötzlich müde wirst? Gehst du dann auch einfach ins Bett?“
„Natürlich nicht, aber...“
„Aber was? Du musst dich ranhalten! Vor allem im Schwertkampf musst du noch viel lernen... das geht nicht einfach so von heute auf morgen!“ Seltsamerweise hatte ich den Dämon mit den langen, schwarzen Haaren in meiner ganzen Zeit hier noch nie so rechthaberisch erlebt.
Gestresst fuhr ich mir mit der rechten Hand auf die Stirn. Diese kam mir ungewöhnlich warm vor und ich vermutete, dass ich von all dem Stress noch krank werden würde.
„Aís, es geht heute wirklich nicht... ich...“
„Liegt es vielleicht an dem Dämon, der halbtot in deinem Bett schläft...?“
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Ertappt.
Vor Schock war ich einige Schritte zurück getaumelt und stand nun mit dem Rücken zur Wand. Mit zitternden Finger überprüfte ich nochmals die Temperatur meiner Stirn, doch ich konnte nicht sagen, ob diese nun heiß oder kalt war, denn ich realisierte es nicht. Ich war nämlich gerade damit beschäftigt, meine Stimme wieder zu finden.
Woher, verdammt, wusste Aís Bescheid? Waren Dämonen denn alle Hellseher? Und wann würde mich Fillith einmal im Leben nicht in Schwierigkeiten bringen?! Oder sich selbst...
„Woher...?“ Mehr kam nicht über meine Lippen. Es wirkte zu unreal, dass Aís etwas bemerkt hatte. Und was sollte ich tun, wenn es noch schlimmer war und es alle Dämonen wussten? Fillith wäre seinen Job mit als Führungsperson mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit los und ich wollte mir gar nicht vorstellen, was das für ihn bedeutet hätte. Er, der sein Leben dem Kampf für Dämonen verschrieben hatte...
Doch Aís grinste nur noch cooler und stieß sich mit einem Fuß von der gegenüberliegenden Wand ab, gegen die er gelehnt hatte. Meine Erschrockenheit schien ihn zu amüsieren.
„Woher ich das weiß?“ Ich nahm all meine Konzentration zusammen und brachte meinen Kopf unter großer Anstrengung dazu, leicht zu nicken.
„Ich kenne Fillith... Und ich kenne auch seine Art, Konflikte zu lösen... Jeder hier weiß Bescheid über das was zwischen ihm und Melton vorgefallen ist. Für mich persönlich war es nur eine Frage der Zeit, bis er seine Verzweiflung und seinen Zorn an irgendjemanden auslässt...“
Jedoch hatte er meine Frage noch nicht beantwortet. Das klärte nämlich nicht, woher er wusste, dass Fillith blau geschlagen in meinem Zimmer lag und darauf wartete, bis es ihm endlich besser ging.
Aís musste bemerkt haben, dass ich mit seiner Antwort alles andere als zufrieden war und seufzend setzte er fort. „Lily... ich bin die meiste Zeit draußen im Wald und arbeite. Wenn ich nicht gerade Dämon für den Kampf vorbereite, dann helfe ich, den Wald zu überwachen und auf irgendein Signal der Engel zu warten. Denkst du, es bleibt einem so erfahrenem Dämon wie mir verborgen, wenn sich zwei Verrückte im Wald halb zu Tode prügeln?“
„H-heißt das, es haben noch andere davon mitbekommen...?“ Ich schien meine Stimme also endlich wieder gefunden zu haben, auch wenn meine Worte ziemlich nervös und aufgeregt klangen.
„Mach dir keine Sorgen, Lily... Fillith ist schließlich kein Anfänger und er und Melton wären ganz schön blöd, wenn sie ihren handgreiflichen Disput so öffentlich machten, dass es jede x-beliebige Person, die sich in der Nähe befindet, mitbekäme. Dein Dämon hat Erfahrung, aber mich konnte er nicht täuschen... Er ist heute nicht zur Ausbildung der Jungen erschienen und mir war sofort klar, dass er bei dir sein musste.“ Aís lachte, doch es klang alles andere als herzhaft. „Zu wem sollte er denn auch sonst gehen? Firk? Der hätte ihm den Hals umgedreht, genauso wie jeder andere Dämon, der sich in irgendeinem dieser Bäume befindet...“
Ich war erleichtert, auch wenn ich nicht wusste, was Aís nun vorhatte. Würde er die große Petze spielen? Ich hatte schon öfters bemerkt, dass das Verhältnis zwischen Fillith und Aís ziemlich angespannt war und vielleicht hatte der ältere Dämon nun vor, es ihm für irgendetwas heimzuzahlen...?
Jedoch schien Aís meine Gedanken wieder einmal erraten zu haben. Grinsend schüttelte er den Kopf. „Ich kann Schweigen, wie ein Grab.“
„Verstehst du nun wenigstens, warum ich heute nicht zum Training kann?“, fragte ich den Älteren nach einigen Minuten Stille.
„Nein... Fillith sollte kein Grund sein, irgendetwas auszulassen... Nein, ich verstehe es nicht, aber ich will dich nicht zwingen, denn das hätte sowieso keinen Sinn. Du wärst mit deinen Gedanken doch sowieso nur bei ihm...“
Ich erwiderte nichts, stattdessen rätselte ich, was nur zwischen den beiden vorgefallen sein musste, dass Aís mit solcher Missgunst in der Stimme über Fillith sprach.
Nach dem wir unser Gespräch beendet hatten, hob ich die Hand zu Gruß und verabschiedete mich von Aís. Ich war noch immer ein bisschen unsicher, weil ich es absolut nicht ausstehen konnte, wenn jemand von Dingen wusste, die ihn eigentlich absolut gar nichts angingen. Seltsamerweise war dies bei den meisten Dämonen, die ich kannte, der Fall. Das musste ihnen wahrscheinlich im Blut liegen.
Ich setzte meinen Weg zu meinem Zimmer fort und war schon gespannt, ob Fillith wach sein würde, oder ob er noch immer bewusstlos war. Immerhin war mindestens schon ein halber Tag vergangen, seitdem er halb tot auf mein Zimmer gekommen war...
Müde und meinen Gedanken nachhängend öffnete ich also meine Zimmertür und trat lautlos ein. Ich erschrak zum hundertstenmal an diesem Tag, als ich plötzlich von einem paar goldenen Augen begrüßt wurde, die in dem abgedunkeltem Raum ungewöhnlich hell leuchteten.
Er war wach.
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Es ist vorbei-bei-bei =)
hoffe, es hat wenigstens ein bisschen spaß gemacht und euch den tag verschönert =)
bis bald
eure
~nilfen