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Devil's Blood

von

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Hopeless love

Es klingelte an Hiros Haustür Sturm. Als die Tür geöffnet wurde, stand Subaru einem kleinen, blonden Mädchen gegenüber. „Äh, hallo!“, sagte er. „Ist Hiro da?“ „Ja“, antwortete Kari, ging zur Seite und ließ Subaru herein. „Bist du ein Freund von ihm?“, fragte sie. „Ähm, ja, könnte man so sagen“, meinte Subaru. „Sein Zimmer ist die Treppe hoch, die erste Tür rechts.“ „Danke.“
 

Die Zimmertür wurde aufgerissen. Mariko, wie so häufig mit einem Buch in der Hand, drehte sich zu Tür um. Ebenso Hiro, der am Schreibtisch vor einem Schulheft saß. „Subaru!“, schrie Mariko, stand auf und rannte zur Tür. „Was machst du hier?“ „Ist Toya nicht hier?“, fragte Subaru, ohne auf Marikos Frage zu antworten. „Ähm, nein. Wieso? Was ist denn pa...“ „Garasu“, unterbrach Subaru sie. „Er ist zurück!“ „WAS?“, schrie Hiro und sprang sofort auf. „Ich war bei Toya zu Hause, aber er ist nicht da“, erklärte Subaru. Noch wärend Subaru sprach, stürmte Hiro an ihm vorbei und zur Tür hinaus. „Wir müssen ihn finden und zwar schnell!“ - „Was ist passiert?“, wiederholte Mariko ihre Frage. „Während der Krönungszeremonie hat Garasu den Palast angegriffen“, erklärte Subaru. „Wo ist Yue?“ Subaru schwieg. Er blickte betrübt auf den Boden. „Subaru! Sag mir sofort, wo Yue ist!“ „Ich... weiß es nicht“, seufzte er. „Er hat mich im letzten Moment hier her zurückgeschickt und gesagt, ich solle euch warnen. Ich... hab keine Ahnung, was danach passiert ist.“
 

In diesem Moment kam Hiro mit dem Telefon am Ohr zurück ins Zimmer. „Er geht nicht dran“, sagte er kopfschüttelnd. „Hätte ich dir auch sagen können. Ich hab Yues Zweitschlüssel. Das Haus war menschenleer.“ „Idiot!“, fuhr Hiro ihn an. „Auf seinem Handy mein ich!“ Er drückte einen Knopf und legte das Telefon weg. „Verdammt“, fluchte er und ließ sich auf den Schreibtischstuhl nieder. „Was machen wir jetzt?“ „Vielleicht ist er nur irgendwohin gegangen und hat das Handy nicht dabei“, versuchte Mariko, sich selbst und die beiden Jungs zu beruhigen. „Garasu ist doch in der Dämonenwelt und nicht hier, oder?“ „Und was ist mit diesem Typ von neulich?“, meinte Subaru. „Die vergiftete Limonade und dieser kleine Scheißer mit den grünen Haaren. Das muss doch irgendwie zusammenhängen.“ „Im Moment können wir nichts weiter tun, als abwarten“, seufzte Mariko. „Wir haben nicht mal einen Anhaltspunkt. Wir könnten ganz Tokyo nach Toya absuchen.“ Hiro saß schweigend am Schreibtisch. Er stützte den Kopf mit den Händen ab. Seine Augen starrten nachdenklich ins Leere.

„Falsch!“, sagte Subaru plötzlich. „Etwas können wir doch tun! Das Katana, Hiro! Wir müssen Yue helfen!“ „Nein!“, schrie Mariko. „Wenn wir in die Dämonenwelt gehen, dann könnte Masa...“ Ihre Stimme wurde leiser. „...er könnte... sterben!“ Wortlos stand Hiro auf und streckte die Hand nach vorn. Mit einem fahlen Leuchten erschien das Katana mit dem Splitter des Artamilya. „Keine Sorge“, sagte er. „Ohne Toya geh ich nirgendwo hin. Außerdem wissen wir nicht mal, wo Yue jetzt ist. Wir sollten erst mal versuchen, Kontakt aufzunehmen.“ Er legte die Hände links und rechts über den Splitter des Kristalls, welcher daraufhin rot zu schimmern begann. Subaru und Mariko blickten erwartungsvoll in das Licht. Nach einer Weile ließ Hiro die Hände seufzend sinken. „Nichts“, murmelte er. „Ich kann nicht mal seine Aura spüren.“ Subaru lehnte sich seufzend gegen die Wand. „So bringt uns das gar nichts“, sagte er. „Es wäre viel zu riskant, einfach so, ohne jeden Hinweis, in die Dämonenwelt zu gehen.“ Hiro ließ das Katana wieder verschwinden. „Was ist passiert, dass ich ihn nicht mal orten kann?“, dachte er laut und setzte sich wieder. „Solange er das Artamilya bei sich trägt, müsste die Verbindung funktionieren“, meinte Subaru. Dann riss er die Augen auf. „Es sei denn...“ „Was?“, fragte Mariko zögernd. „Wenn er das Artamilya gar nicht mehr hat...“
 

Und so verstrichen einige Minuten. Niemand sagte etwas. Niemand wusste, was er hätte sagen können. „Masa“, schreckte Mariko diesen aus den Gedanken hoch. „Meinst du, Subaru und ich können heute bei dir übernachten? Nur für den Fall, dass...“ Weiter sprach sie nicht. „Hmm“, murmelte Hiro nur und fügte hinzu: „Sag’s ruhig. Auch dein Optimismus hat seine Grenzen. Falls doch was passiert ist, das wolltest du doch sagen.“ „Masa“, wisperte Mariko. „Tut mir leid!“ „Sagt mal“, unterbrach Subaru die beiden. „Ist irgendwas passiert, wovon ich nichts weiß?“ Wütend stand Hiro auf und schlug mit den Händen auf den Schreibtisch. „Er liebt mich nicht!“, schrie er Subaru an. Dieser blickte ihn nur entgeistert an. „Wen auch immer er gemeint hat, als er zu dir gesagt hat, er würde jemanden anderen lieben, mich ganz bestimmt nicht!“ Schon wieder. Schon wieder bebte sein ganzer Körper vor Wut. Wenn er nur daran dachte... Es auszusprechen war noch härter. Aber es war eben die Realität. Vielleicht sollte er sich einfach damit abfinden?! Was blieb ihm schon anderes übrig? „Freu dich doch drüber“, schluchzte er. „Du bist doch scharf auf ihn. Siehst du? Von mir hast du jedenfalls keine Konkurrenz mehr zu erwarten.“ Es kam ihm plötzlich alles so logisch vor. Es passte doch alles wunderbar zusammen. Toya hatte ihn die ganze Zeit nur ausgenutzt. Er mochte Subaru! Nicht ihn. Es war schwer zu glauben, dass sein bester Freund ihn so hintergangen haben sollte. Aber es war die einzige, logische Erklärung. Subaru wusste nicht, was er sagen sollte. „Hör auf, Masa!“, meldete Mariko sich zu Wort. „Bitte, hör auf dich selbst zu bemitleiden! Das... bringt doch jetzt nichts.“
 

Es war spät abends, als Mariko den Hörer weglegte. „Er hört immer noch nicht“, seufzte sie. „Vielleicht schläft er ja schon“, sagte Subaru. „Das Telefon hätte ihn doch aufgeweckt. Der Anrufbeantworter erst recht. So wie ich drauf geschrien hab...“
 

In der Zwischenzeit im Keller des Forschungsinstituts. Toyas Handgelenke schmerzten. Die engen Ketten, die ihn ans Bett fesselten hatten ihm die Haut blutig gerissen, als er versucht hatte sich zu wehren. „Dein Zappeln ist ja unerträglich“, meinte Garasu kopfschüttelnd. „Wieso muss ich dich immer erst ohnmächtig schlagen und anketten, bis du Ruhe gibst?“ „Ich... war ohnmächtig?“, dachte Toya.

Erst jetzt erinnerte er sich richtig, was geschehen war. Der Gedanke an Garasus Berührungen versetzte ihm eine Gänsehaut. Wie er sich davor ekelte. Es war ein Alptraum. Ein Alptraum, der noch nicht vorbei sein sollte. „Ich könnte mir eigentlich doch deinen Bruder vornehmen“, überlegte Garasu laut. „Vielleicht hat Ichiro ihn in der Zwischenzeit wieder wach gekriegt. Ichiro ist wirklich eine große Hilfe. Er ist nicht nur spezialisiert auf Zeit- und Raumreisen, er hat auch erstaunliche heilende Kräfte. Wenn Yue wieder bei Bewusstsein ist, könnte ich doch...“ „Lass gefälligst deine dreckigen Finger von ihm!“, fuhr Toya ihn an. Garasu lachte laut auf. Er setzte sich aufs Bett, beugte sich über Toya und legte die Hand auf dessen Wange. „Nicht zu fassen“, hauchte er. „Selbst jetzt, wo du an mein Bett gefesselt und mir ausgeliefert bist, wagst du es noch, mir zu drohen?!“ Seine Hand fuhr langsam über Toyas Hals. „Was für schöne, weiche Haut du doch hast. Wie gerne würde ich sie dir bei lebendigem Leibe abziehen.“ Allein bei dem Gedanken daran, wurde Toya speiübel. Was war dieser Kerl nur für ein perverser Sadist?

Garasu griff nach etwas, das auf dem Nachttisch neben dem Bett lag. Als Toya den Kopf drehte, sah er, dass es ein Dolch war. Er zuckte zusammen. „Was ist?“, fragte Garasu trocken. „Hast du etwa Angst?“ Angst war gar kein Ausdruck. Niemals hätte er es Garasu gegenüber zugegeben, aber er hatte noch nie zuvor solche Angst gehabt. Nicht vor dem Tod, nein vielmehr vor den Schmerzen, die Garasu ihm zufügen würde. Ihn einfach zu töten wäre barmherzig gewesen. Aber Garasus sadistische Ader verbot es ihm geradezu, Toya kurz und schmerzlos zu töten. Es amüsierte ihn doch regelrecht, sein Opfer leiden zu sehen. „Erinnerst du dich?“, begann Garasu und legte die Klinge des Dolches an Toyas Schläfe. „Wie du mir damals das Schwert in den Rücken gerammt hast?“ Die Klinge schnitt durch den Stoff von Toyas Hemd und entblößte seinen Oberkörper. „Das hat ganz schön wehgetan, weißt du? Nicht dass das alleine mich hätte töten können, aber es hat trotzdem weh getan.“ Toya spürte den Druck der spitzen Klinge auf seiner Brust. Er blickte wortlos an die Decke. Wagte es nicht einmal, herabzublicken. Der Druck nahm zu. Blut trat aus der Schnittwunde hervor. Garasu senkte den Kopf und leckte es wortlos ab. „Es schmeckt fast noch besser als das deines Bruders“, flüsterte er. „Eine andere Blutgruppe?“ Toya gab keinen Ton von sich. Seufzend hob Garasu den Kopf. „Was soll ich nur mit dir anstellen, als Rache für die Schmerzen, die du mir zugefügt hast? Ich hab genug Waffen hier. Was soll ich dir denn nur wo hineinrammen?“ Er stützte sich auf dem Bett ab und beugte sich wieder zu Toyas Kopf herab. „Weißt du, es ist nicht wirklich Hass, was ich für dich empfinde“, flüsterte er. „Ich liebe dich auch. Sonst wäre ich doch nicht so zärtlich zu dir.“ Seine Lippen berührten leicht Toyas eigene. Dieser drehte rasch den Kopf weg. Doch Garasu hielt ihn mit den Händen fest. Er presste die Lippen erneut auf Toyas. „Wenn du dich wehrst, wird es nur weh tun“, hauchte er. „Also mach den Mund auf!“ Plötzlich fuhr Garasu hoch. Er wischte sich das Blut aus dem Mundwinkel. „Gebissen hast du ja schon immer gern, was?“ „Du... bist völlig verrückt“, sagte Toya trocken. „Noch psychopathischer als damals.“ „Was hast du erwartet?“, fragte Garasu und fuhr mit der Hand über Toyas Bauch. „Weißt du, wie viele Jahre für mich vergangen sind? Eingesperrt in einem schwarzen Loch, wo die Jahre in Sekunden vergingen und mir doch erschienen, wie eine Ewigkeit. Selbst ein Dämon verfällt irgendwann dem Alter und dem Tode. Und auch dem Wahnsinn.“

Plötzlich spürte Toya, wie Garasu ihm die Hose auszog. „Hör auf!“, schrie er und versuchte mit den Beinen nach Garasu zu treten. „Nein! Aufhören!“ „Hör du lieber endlich auf, dich zu wehren!“, erwiderte Garasu. „Das bringt doch sowieso nichts.“ Die Hose fiel zu Boden. „Oh, dieser Blick“, seufzte Garasu. „Habe ich deinen Stolz noch immer nicht gebrochen?“ Er sah Toya hämisch grinsend an. „Das wirst du niemals!“, zischte Toya. „Ziemlich mutige Wort für jemanden in deiner Situation“, bemerkte Garasu und begann sich selbst zu entkleiden. Toya wandte den Blick ab. Er spürte die Berührung von Garasus Händen an seiner Hüfte. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er konnte sich nicht einmal rühren. Er hatte noch nie solche Scham empfunden, wie in diesem Moment – und als dann auch noch das letzte Stück Stoff von seinen Hüften gezogen wurde. „Was sehe ich denn da?“, sagte Garasu. Der Ton in seiner Stimme klang wie der eines Kindes, das gerade ein Spiel gewonnen hatte. Was war das hier für ein perverses Spiel? „Weinst du etwa?“ Toya kniff die Augen zusammen. Garasu packte ihn unsanft am Kinn und drehte Toyas Kopf in seine Richtung. „Los, mach die Augen auf!“ Wortlos öffnete Toya die Augen. Sein Blick war verzweifelt und zugleich wutentbrannt. „Du siehst aus, wie ein ungezähmtes Tier“, meinte Garasu grinsend. Dann küsste er wieder Toyas Lippen. Toya zuckte zusammen. Er spürte Garasus Hände über seinen Körper fahren. „Nein! Nicht!“, wimmerte er. Niemand durfte ihn dort berühren! Niemand, außer... „Masa!“, schoss es ihm durch den Kopf. „Bitte, hilf mir!“ „Hör auf!“ Mit Gewalt drückte Garasu Toyas Beine auseinander. „NEIN!“, schrie Toya panisch. Er wehrte sich so gut es ging. Die Ketten rieben an seinen Handgelenken. „Lass mich los!!! Aaaah! Auaaa...“
 

Montagmorgen. Hiro, Mariko und Subaru waren extra früher aufgestanden und hatten sich auf den Weg zu Toyas Haus gemacht. Nachdem auf ihr Klingeln niemand aufgemacht hatte, holte Subaru nun den Schlüssel hervor und schloss die Tür auf. Dass Toya, Yue einen Zweitschlüssel gegeben hatte, hatte Hiro gar nicht gewusst. Einen Moment lang war er eifersüchtig gewesen und hatte sich gefragt, warum er selbst keinen hatte. Doch dann sagte er sich, dass das hier absolut der falsche Moment für Eifersucht war.

Gemeinsam betraten die drei das Haus. „Toya!“, rief Mariko. „Frau Sakasa? Hallo?“ „Hey, schau mal“, sagte Subaru plötzlich. „Da ist ‘ne Nachricht auf dem Anrufbeantworter.“ „Los, drück schon drauf!“, drängte Hiro ihn und drückte dann selbst hastig den Abhörknopf. „Hallo, Toya! Hier ist Mama. Dein Vater und ich haben beschlossen noch etwas länger hier zu bleiben. Wir kommen erst nächste Woche nach Hause.“ „Na toll!“, seufzte Hiro, der auf einen Hinweis gehofft hatte. „Das war wohl nichts“, meinte Subaru. In diesem Moment kam Mariko die Treppen herunter. „Oben ist er auch nicht“, sagte sie. „Also bis nächste Woche. Machs gut, mein Schatz.“ „Das ist nur ‘ne Nachricht von seinen Eltern“, erklärte Hiro ihr. „Gehen wir.“
 

Nach der Schule waren die drei auf dem Weg nach Hause. Mariko schwänzte zum ersten Mal sogar die Klassensprecherversammlung. Sie war den ganzen Tag keine Sekunde von Hiro und Subaru gewichen. Ständig redete sie den Jungs ein, es wäre sicher nichts Schlimmes passiert, aber mit jeder Sekunde glaubte sie weniger an ihre eigenen Worte. „Sag mal, brauchen die nicht eine schriftliche Entschuldigung?“, fragte sie die beiden Jungs nach einer Weile. „Normalerweise ruft die Schulleitung zumindest zu Hause an, wenn jemand unentschuldigt fehlt.“ „Ich hab die Unterschrift gefälscht“, meinte Hiro. „So was kannst du?“, fragte Subaru. „Was meinst du, wie oft wir schon die Unterschriften unserer Eltern gefälscht haben?“ „Mensch, du verdirbst den armen Toya ja total!“, meinte Mariko kopfschüttelnd. Sie dachte daran, wie Toya bei ihrem Telefonat mit ihr umgesprungen war. Aber sie war nicht wirklich böse auf ihn. Sein seltsames Benehmen. Es musste mit seinem Verschwinden zu tun haben. „Toya verschwindet irgendwie ziemlich oft“, dachte sie. Plötzlich fiel ihr ein, wie sie sich neulich in der Stadt auch schon aus den Augen verloren hatten. „Komisch. Wieso hab ich dabei so ein seltsames Gefühl?“
 

Plötzlich hörte sie einen schrillen Piepton in den Ohren. „Aaah, was... ist das?“ Sie hielt sich die Hände an den Kopf und sank in die Knie. „Mariko!“, schrien Hiro und Subaru gleichzeitig und bückten sich nach ihr. „Was ist denn los?“ Vor Marikos zusammengekniffenen Augen ergaben sich Bilder. Wie ein Film lief es wahnsinnig schnell vor ihr ab. Toya! Garasu! Was war das für ein Gebäude? DNA-Forschungslabor? Das kannte sie doch! Sie wusste wo dieses Gebäude stand.

Mit einem Mal sah sie wieder klar. Hiro und Subaru knieten vor ihr. „Geht es dir gut?“, fragte Subaru. „Was war das?“, wisperte Mariko. Es war genau wie damals. Diese Bilder. Wie eine Vision. Aber das war unmöglich! Sumi war tot! „Mariko, was ist denn?“ „Ich hab ihn gesehen“, fiepte Mariko. „Toya! Ich denke, ich weiß wo er ist.“
 

Plötzlich packte jemand die drei am Kragen und zog sie in eine Seitengasse. Als Hiro sich umdrehte, traute er seinen Augen kaum. Ihnen gegenüber stand ein Mädchen, etwa in ihrem Alter. Es trug ein Bikinioberteil und sehr knappe Hotpants. Die dicken, blonden Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden und reichten bis über den Rücken. Das Mädchen lächelte und blickte die drei mit ihren großen, giftgrünen Augen an. „Na endlich!“, sagte sie mit heller, klarer Stimme. „Endlich hab ich euch gefunden! Ich bin schon seit Stunden in dieser riesigen Stadt unterwegs. Schau Subaru, ich hab mir sogar irdische Kleidung gekauft, damit ich nicht so auffalle.“ Subaru blickte das Mädchen sprachlos an. „Damit fällst du fast noch mehr auf!“, schrie er sie an. „Irgendwie hat das Raum-Zeit-Tor sich an einer anderen Stelle geöffnet, als geplant, sonst hätte ich euch eher gefunden“, überlegte das Mädchen laut. „Raum-Zeit-...Tor?“, stotterte Mariko. „Wa...wa...was...?“ „Hiro!!!“, plärrte das Mädchen dann und fiel Hiro um den Hals. „Wir haben uns ewig nicht gesehen. Ich freue mich wirklich! Mein Gott, du siehst ja so menschlich aus!“ „Ganz im Gegensatz zu dir“, maulte Hiro und drückte das Mädchen von sich. Er legte ihr die Hände aufs Gesicht. Mariko sah, wie die Ohren des Mädchens ihre spitze Form verloren. „So ist’s besser“, meinte Hiro. „A...aber, aber“, stotterte Mariko. „Was? Wer? Wie?“ „Mariko, das hier ist meine Cousine Riku. Subaru ist damals mit ihrer Hilfe hier hergekommen, erinnerst du dich?“ „Wow, ihr könntet glatt als Zwillinge durchgehen! Die sieht ja aus wie du in weiblich!“, staunte Mariko und fügte an Riku gewandt hinzu: „Äh, ähm, ja. Ha...hallo!“ „Waaaa!“, plärrte Riku. „Ist sie etwa ein, ein, ein... Oh mein Gott! Sie IST ein... ein Mensch! Wahnsinn! Darf ich dich mal anfassen?“ Sie tippte Mariko auf den Oberarm. „Mensch, sie fühlt sich deshalb auch nicht anders an“, seufzt Hiro. „Noch ein Dämon“, wimmert Mariko völlig perplex. „Was willst du eigentlich hier?“, fragte Subaru. „Euch helfen, was sonst?“, antwortete Hiros Cousine. „Nach diesem Vorfall bei der Zeremonie ist Yue-sama verschwunden. Alle fürchten sich, weil Garasu wieder zurück ist. Und als du auch noch verschwunden warst, hab ich mir gedacht, ich komm mal her und such dich.“ „Komm mal her“, wiederholte Mariko. „Das hört sich an, als wär das so leicht.“ „Ist es auch“, stimmte Riku lächelnd zu. „Zeitreisen sind schwer, aber Raumreisen kriegt jeder gescheite Magier mit ein bisschen Übung hin!“ „Gib nicht so an“, sagte Subaru. „Du hast selbst fast ein halbes Jahr gebraucht, um es zu lernen.“ „Ach was! He, he!“, kicherte Riku. „Aber gut dass du da bist, dann kannst du uns ja gleich zurück bringen“, fuhr Subaru fort. „Stop!“, meldete Hiro sich zu Wort und wandte sich dann Mariko zu. „Was hast du vorhin gesagt, Mariko? Du weißt, wo Toya ist?“ „Ich bin nicht sicher. Das war gerade so komisch. Wie eine Vision! Aber das geht doch nicht, schließlich ist Sumi...“ „Egal, einen Versuch ist es wert. Also, wo?“ „Das DNA-Forschungslabor.“ „WAS?“, schrie Hiro. „DNA?“ „Wenn wir die U-Bahn nehmen sind wir schnell da.“ „Dann beeilen wir uns“, sagte Subaru. Und damit rannten die drei los. „Hey, wartet auf miiiich!“, plärrte Riku und rannte ihnen nach. „DNA!“, schrie Hiro wieder. „Wehe die haben ihm was angetan! Ich bring sie alle um, ich schwörs! Jeden einzelnen!“
 

Das nächste, was Toya wahrnahm, war dass er wieder in dem kahlen Raum war, wo Ichiro ihn anfangs festgehalten hatte. Es konnte natürlich auch ein anderer sein. Er mochte zu bezweifeln, dass in einem Labor nicht fast jeder Raum ähnlich aussah. Er wollte nicht daran denken, was geschehen war. „Katsumotos Leute haben dir 'n ganzen Haufen Blut abgenommen“, sagte plötzlich eine Stimme. Als Toya aufblickte, sah er Ichiro. „Sehr praktisch, dass du und dein Bruder verschiedene Blutgruppen haben. Sehr hilfreich für Katsumotos Forschungen. Er fängt mit den harmlosen Tests an. Wenn er mit dir fertig ist, wird nicht mehr viel von dir übrig sein. Für Garasu-sama hast du deinen Zweck ja schon erfüllt.“

Toya schauderte es, als er daran erinnert wurde. Er fühlte sich so dreckig. Ja, dreckig war der richtige Ausdruck. Dasselbe hatte er zu Hiro gesagt, nachdem sie... aber das hier war etwas anderes. Zu Hiro hatte er es nur gesagt, um ihn zu ärgern. Diesmal fühlte er sich wirklich so. Und er hatte die dumpfe Vorahnung, dass sich dieses Gefühl nicht einfach mit Wasser abwaschen ließ.
 

„Was ist? Hat es dir nicht gefallen?“, fragte Ichiro. „Soweit ich weiß treibst du’s doch öfters mit Typen.“ Toya standen Tränen in den Augen. „Och, fängst du jetzt an zu heulen? Du Armer“, zog Ichiro ihn auf. „Sei nicht traurig! Freu dich lieber! So wie's aussieht wirst du deine Freunde gleich wiedersehen.“ „Was?“ Toya fuhr erschrocken zusammen. „Was sagst du da?“ „Sieh selbst!“ Ichiro deutete auf einen der Monitore hinter ihnen im Raum. Der Eingang des Gebäudes war darauf zu sehen. Waren das...? Nein! Das durfte nicht sein! Hiro! Mariko! Subaru! „Was machen die denn hier?“, dachte er panisch. „Tja, Pech für sie, was?“, meinte Ichiro grinsend. „Ich hab gesagt, ich lasse sie in Ruhe, solange sie sich nicht einmischen. Aber das war’s dann wohl.“ „Nein!“, schrie Toya. „Bitte! Gib mir noch eine Chance! Ich... werde sie wegschicken! Bitte! Tu ihnen nichts!“ Ichiro grinste schadenfroh. „Hmm, könnte amüsant werden, das mit anzusehen. Also gut, von mir aus. Ich bringe dich zu ihnen.“
 

Hiro, Mariko, Subaru und Riku standen ratlos in der riesigen Eingangshalle. Links und rechts führten große Treppen in obere Stockwerke. Dann war da noch ein Aufzug. „Und weiter?“, fragte Hiro. „Tut mir leid“, seufzte Mariko. „Mehr hab ich nicht gesehen.“ Subaru kaute nachdenklich auf seinem Fingernagel herum. „Seltsam“, murmelte er dann. „Was denn?“, fragte Riku. „Dass wir so einfach hier rein gekommen sind. Ich seh hier keine Menschenseele.“ „Hmm, du hast recht.“
 

„Was wollt ihr hier?“, sagte plötzlich eine Stimme. Als die vier aufblickten, sahen sie Toya am oberen Ende einer der Treppen stehen. „Toya!“, riefen Hiro, Mariko und Subaru wie aus einem Munde. Wortlos ging Toya die Treppen hinunter. Als er einige Meter vor ihnen stehen blieb, kam Hiro auf ihn zugerannt. „Bleib wo du bist!“, schrie Toya ihn an. Prompt blieb Hiro stehen. „A...aber Toya“, stotterte er. „Wir haben uns Sorgen gemacht“, sagte Mariko, wagte es jedoch nicht, näher zu treten. „Was ist passiert?“ „Das geht euch doch einen Scheißdreck an“, fuhr Toya sie an. „Tut mir leid, dass ich euch enttäuschen muss, aber ihr habt euch umsonst gesorgt. Ich bin freiwillig hier.“ „WAS?“ „Sag mal, haben die dich einer Gehirnwäsche unterzogen?“, schrie Hiro wütend. „Du willst es einfach nicht kapieren, was?“, meinte Toya an ihn gewandt. Plötzlich kam ihm eine Idee. „Okay, wenn dir meine Abfuhr nicht reicht... Du kannst gern noch mehr hören. Also, wenn du’s genau wissen willst, ich habe jemanden anderen gefunden.“ Hiro traute seinen Ohren kaum. Ichiro, der vom oberen Treppenende alles beobachtet hatte, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dieses Schauspiel verlangte ja geradezu nach seinem Auftritt. „Ganz recht“, meldete er sich zu Wort. Erst jetzt bemerkten die anderen ihn. „Er hat jemanden gefunden und zwar mich“, fuhr Ichiro fort, während er die Treppe nach unten ging. „Du?!“, zischte Hiro. „Der Giftmischer!“, schrie Mariko. Und auch Subaru erkannte ihn sofort. „Toya, das ist nicht dein ernst.“ „D...doch“, sagte Toya mit zaghafter Stimme und entschied sich, Ichiros Spielchen mitzuspielen. Es war ein unbehagliches Gefühl, wie Ichiro die Arme um ihn legte, doch er wehrte sich nicht. Nach allem, was geschehen war, war das hier das reinste Vergnügen. „Nimm gefälligst deine Finger von ihm!“, schrie Hiro, Ichiro an. „Fass ihn nicht an, oder ich breche dir jeden Knochen einzelnd du Pimpf!“ Ichiro grinste amüsiert. „Und was würde dir das bringen?“, fragte er gelassen. „Denkst du, dein Liebster würde dann zu dir zurückkommen?“ „Vergiss es“, sagte Toya. „Haut einfach ab. Und zwar alle!“ Ichiro legte ihm den Arm auf den Rücken und sagte: „Komm, wir gehen!“ Wortlos kehrte Toya seinen Freunden den Rücken.
 

„TOYA!“, rief Hiro ihm nach. Ohne sich umzudrehen, blieb Toya stehen. „Wenn das wahr ist“, begann Hiro. „Wenn das, das Ende ist, dann... ist das hier vielleicht die letzte Chance, dir das zu sagen. Also tu mir den Gefallen und hör... mir nur ein einziges Mal noch zu!“ Niemand sagte auch nur ein Wort. Ichiro stand schweigend neben Toya, der Hiro und den anderen nach wie vor den Rücken kehrte. Hiro fasste sein Schweigen als Einwilligung auf. „Also...“, murmelte er. „Ich... kann verstehen, wenn du mich hasst. Du hast Recht! Ich hab unsere Freundschaft kaputtgemacht. Ich... hätte dir niemals sagen sollen, dass ich dich liebe. Vielleicht wäre das besser gewesen, aber... ich...“ Seine Stimme wurde immer leiser. Zum Teil war es Absicht. Er hoffte, so verbergen zu können, dass weinte. Doch dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten. „Ich bereue nicht, dass es passiert ist!“, schrie er. „Ich bereue nicht, dass ich es dir gesagt hab, weil... Es hat so wehgetan. Diese ewige Heimlichtuerei. Ich hab’s nicht mehr ausgehalten, deshalb musste ich es dir sagen. Und als du... als es zumindest so schien, als ob du meine Gefühle erwidern würdest, da... da war ich so glücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben! Ich war so glücklich. Ich wünschte, wir hätten immer so zusammen bleiben können. Ich kann nicht glauben, dass du so herzlos bist! Dass du mich die ganze Zeit verarscht hast! So bist du nicht, Toya! Und selbst wenn...“ „Ich kann nicht mehr“, schoss es Hiro durch den Kopf. Er sank auf dem kalten Boden in die Knie. „Selbst wenn es so ist... Ob ich dir nun egal bin, oder ob du mich hasst. Das spielt im Endeffekt keine Rolle, denn...“ Er vergrub den Kopf in den Händen. „Ich liebe dich nun mal! Nein, ich... ich bin besessen von dir!“
 

Toya hörte das Weinen seines Freundes. Er musste sich wirklich beherrschen, sich nicht umzudrehen. „Ich... kann nichts dagegen tun! Ich hatte gehofft, es würde irgendwann einfach aufhören, aber das tut es nicht! Immer wenn ich denke, ich könnte dich nicht noch mehr lieben, beweise ich mir selbst im nächsten Moment das Gegenteil. Seit ich denken kann, waren wir immer zusammen. Ich kann nicht von heute auf morgen ohne dich leben, Toya! Das geht einfach nicht! Tut mir leid, dass ich dich so nerve. Aber ich hab vor nichts auf der Welt mehr Angst, als davor, ohne dich sein zu müssen! Lieber sterbe ich! Bitte, Toya... ich... ich tu alles... alles, was du willst, aber...“

Nun war es zu spät. Diesmal war er wirklich am Ende. Die zitternden Arme, mit denen er sich am Boden abstützte, drohten zusammenzubrechen. „...aber“, schluchzte er. „Bitte... verlass mich nicht!!!“ Lautlos liefen die Tränen über Toyas Gesicht. Oder war sein eigenes Schluchzen in dem Hiros untergegangen? „Bevor du mich verlässt“, schluchzte Hiro. „...bring mich lieber um!“

„Nein Toya!“, sagte Toya zu sich selbst. „Gib jetzt bloß nicht nach!“ „Bist du endlich fertig, mit deinem Geschwafel?“, fragte Ichiro ziemlich angewidert. „Ich will bei dir sein, Masa“, sagte Toya in Gedanken. „Ich will, dass du mich in die Arme nimmst! Ich... halt’s nicht mehr aus!“ „Los, komm, Toya!“, sagte Ichiro und nahm ihn am Arm.
 

Doch in diesem Moment riss dieser sich los, und rannte davon. Als Hiro, Ichiro rufen hörte: „Toya, komm sofort zurück!“, blickte er überrascht auf. Toya fiel ihm geradewegs in die Arme. „Toya?!“, wisperte Hiro. „Es tut mir so leid“, heulte Toya. Dann drückte er seine Lippen auf Hiros. „Oh Gott, was tue ich hier?“, schoss es ihm durch den Kopf. „Ich mache ja alles zunichte! Nicht doch! Ich darf das nicht!“ Schweren Herzens löste er die Lippen wieder von seinem Freund. „Nein“, sagte Hiro nur. „Schau mich nicht so an! Ich lasse dich nicht los! Nie wieder!“

„Das werden wir ja sehen!“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Toya wurde am Arm gepackt und von Hiro weggezogen. Hiro gegenüber stand niemand geringeres als Garasu. „Meister!“, schrie Ichiro offensichtlich ebenso überrascht, wie all die anderen Anwesenden. „Du gehörst jetzt mir, hast du das schon vergessen?“, sagte Garasu zu Toya und hielt ihn nun an den Haaren fest. „Aua! Lass mich los!“, schrie Toya. Plötzlich fuhr Garasu blitzschnell herum und hielt den Arm schützend vor sich. Die Klinge von Hiros Katana knallte dagegen. Blut spritzte Hiro ins Gesicht, doch Garasu schien die Wunde gar nicht zu stören. „Was?“, dachte Hiro. „Wie konnte er diesen Angriff voraussehen?“ „Lass ihn sofort los!“, sagte er. Garasu grinste nur. Mit einem Mal riss er Hiro das Schwert aus den Händen und warf es in hohem Bogen weg. „Wie oft willst du das noch probieren, du dummer Junge?!“, sagte er trocken und wandte sich wieder Toya zu. „Ihn küsst du also freiwillig, ja? Und ich muss mir alles von dir erzwingen.“ Und damit drückte er Toya einen Kuss auf die Lippen. „Also dann“, fuhr er an Hiro und die anderen gewandt fort. „Es war schön, euch alle mal wieder getroffen zu haben. Wenn ihr uns jetzt entschuldigen würdet. Ichiro, wir gehen.“ „Jawohl, Meister.“ Und damit löste Ichiro sich in Luft auf. „Nein! Toya!“ Zu spät. Auch Garasu war verschwunden. Mitsamt Toya in seiner Gewalt.
 

Wortlos stand Hiro da. Erst jetzt hörte er Marikos leises Wimmern hinter sich. Er war sich sicher, dass sie sich gerade in diesem Moment die Hand vor den Mund hielt. Subaru sagte keinen Ton. Genauso wenig Riku. Hiro fühlte sich, als würde ihm gerade bei lebendigem Leibe das Herz herausgerissen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles, was in seinem Kopf Platz fand, war nur dieser eine Name. „Toya!“
 

~tbc~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Karin21
2007-10-24T17:33:32+00:00 24.10.2007 19:33
Super. Fantastisch
Ich freue mich riesig das du weitermachst. Das ist einfach
Mega, Ultra Genial.
Vielen Dank.
Ich freue mich schon auf dein nähstes Kapi
Von:  CataleyaLiu
2007-10-17T11:36:13+00:00 17.10.2007 13:36
wie lange wird es denn dauern
kannst du mir die ganze geschichte nicht schon schicken, per email,
muss du aber nicht wenn du nicht willst
zwing dich nicht dazu sondern ich bitte dich darum
würde mich freuen

auf jeden fall bin ich erst spät auf deine ff gekommen
deshalb war ich irririert mit den staffeln und so
aber allgemein hat die mir gefallen

cu


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